Hämmern. Dieses leichte Hämmern im Kopf, das beginnenden Kopfschmerz ankündigte. Seiana unterdrückte ein Seufzen und blickte mit ausdrucksloser Miene die Sklaven an, die der Händler im Angebot hatte, bei dem sie gerade stand. Sie hoffte, rechtzeitig nach Hause zu kommen, bevor es wirklich anfangen würde weh zu tun – auch wenn das nicht viel bringen würde, weil sie noch zu viel zu tun hatte, bevor sie sich würde ausruhen können. Und selbst dann würde sie eher versuchen sich abzulenken als sich auszuruhen. Selbst das Hämmern in ihrem Kopf bewahrte sie nicht vor manchen Bildern, die sich ihr nach wie vor ungefragt aufdrängten, und die letztlich der Grund waren, warum das Hämmern gerade wieder begann. Dass sie schlecht schlief, war sie mittlerweile gewöhnt, ebenso dass sie wenig schlief, aber die vergangene Nacht war selbst für ihre Verhältnisse schlecht gewesen. Kurz. Und geprägt von Albträumen, die das Aufwachen, selbst dermaßen unausgeruht, eine Erlösung gewesen war.
Gleichzeitig war das aber auch der Grund, warum sie überhaupt hier war. Sie war es leid. Sie war es so leid. Die Albträume, die Bilder, die sie heimsuchten, egal ob tags oder nachts, und diese vage Furcht, die sie auslösten. Das Gefühl, nicht mehr sicher zu sein. Sie kämpfte dagegen an, und es war auch schon besser geworden... oberflächlich. Aber tief in sich wurde sie dieses Gefühl der Unsicherheit, fast schon Furcht, nicht los. Sie konnte es nicht einmal so genau definieren, was sie zusätzlich noch irritierte, denn sie bevorzugte Klarheit, sie wusste gerne, woran sie war, auch bei sich selbst. Nur in diesem Fall schwebte sie innerlich nach wie vor in einem trüben Nebel, der sie schaudern ließ und sich nicht lichten wollte.
Deswegen war sie hier. Wenn es schon sonst nichts gab, was sie tun konnte, konnte sie wenigstens dieser Unsicherheit ein wenig entgegen treten, ein wenig Abhilfe schaffen – insofern es jedenfalls die Öffentlichkeit betraf. Deswegen war sie hier, und sah sich Sklaven an, mittlerweile schon vom dritten Händler, auf der Suche nach einem, den sie als Leibwächter würde erstehen können. Daheim würde ihr das kaum weiter helfen, aber es wäre wenigstens etwas... Nur dass sie bislang noch keinen gefunden hatte, der ihr zusagte. Händler eins hatte zwar Leibwächter angepriesen, aber die hatten nicht so ausgesehen, als könnten sie sich tatsächlich gegen einen zu allem entschlossenen Räuber wehren, geschweige denn gegen mehrere. Händler zwei hatte zwar kräftige Burschen gehabt, aber die hatten nicht sonderlich intelligent und vertrauenswürdig gewirkt, und Seiana hatte keine Lust darauf, einen Sklaven zu erstehen, dem sie dann selbst erst Benehmen und Loyalität beibringen musste. Die meisten dieser Sklaven würden wohl letztlich in den Steinbrüchen oder auf Galeeren landen, vermutete sie. Und Händler drei schließlich... nun, um es kurz zu machen: Händler drei machte selbst nicht gerade den vertrauenswürdigsten Eindruck. „Sicher, sicher, meine Sklaven sind hervorragend, sag deiner Herrin sie kann gerne selbst nach vorne kommen und sie von der Nähe betrachten, gerne auch Hand anlegen, wenn sie möchte!“ rief er zu Raghnall hinunter, den die Decima auf den Markt mitgenommen hatte, während ihre Sänfte mit den Trägern am Rand der Märkte wartete. Der Gallier sah sie auf die Worte hin fragend an, und Seiana schüttelte nur den Kopf und wandte sich ab, ohne dem Händler noch mal einen Blick zu gönnen.
Mag wer?