(Hier kann jeder schreiben, wenn er will)
Luca hatte einen kleinen Raum, welcher direkt an die Räume von seinem Dominus Quintus Flavius Flaccus angrenzte. Wenn man also Luca in seiner kleinen Kammer aufsuchen wollte, musste erst die Räume seines Herren durchqueren, was beinhaltete, dass man erst einmal schauen musste, ob dieser anwesend war und es erlaubte.
Das war eine Kleinigkeit, welche Luca störte, aber er hatte es niemals angesprochen, denn er sah dies ein und war dennoch sehr froh, sein kleines Reich zu haben. Denn er wusste, dass die Sklaven sonst in einer Gemeinschaftsunterkunft unter gebracht waren, insofern würde sich Luca niemals beklagen.
Inzwischen sah die kleine Kammer sogar recht gemütlich und einladend ein, nach dem Flaccus Luca gefragt hatte, ob er etwas brauchte. Es waren nur sehr bescheidene Dinge. Denn Luca brauchte nicht fiel. Und nichts konnte den Verlust seiner Kette wettmachen, welche er damals von seiner geliebten Frau geschenkt bekommen hatte, die der Sklavenhändler in Dalmatien ihm aber abgenommen hatte: Ein schlichter, aus Holz gefertigter, Delphin. Luca war manchmal sehr traurig, dass man ihm nicht einmal dies gelassen hatte. Aber Luca lebte damit und er hatte etwas viel wertvolleres: Seine Erinnerungen: Nicht an die Kette, wenn wohl auch, aber viel mehr nährte er sich und seinen Lebenswillen aus der Erinnerung an seine geliebte Frau und die Kinder. Dennoch kam es manchmal vor, dass er auf seiner Schlafstatt lag und ab und an, wenn er sich sicher war, dass es niemand mitbekam, bitterliche Tränen in sein Kissen weinte, denn er vermisste seine Familie mehr als alles andere, mehr als seine Freiheit. Und diese war ihm sehr wichtig. Und er sollte sie ja auch bald bekommen, auch wenn er es noch nicht ganz glauben konnte, ohne dass er das Wort seines Dominus anzweifeln wollte. Aber Menschen waren nun einmal so. Doch verdankte er seinem Dominus, der zwar Lucas Herr war, in dem Luca aber fast glaubte, mehr zu sehen, das seine kleine, sonst so triste Kammer, ein wenig gemütlicher war. Luca hatte einen Bastteppich, ganz rund und schlicht und dennoch gestaltete er den Raum gleich viel schöner und eine Decke, welche bunte Muster unbekannter Art zierten, welche er tagsüber auf seine Liege gelegt hatte.
Dann gab es noch eine Truhe, einfach aber auch auf ihre Weise schön, in der Luca seine Kleidung aufbewahrte: Seine Tunikas. Schliesslich dauerte es manchmal, bis seine getragene Tunika trocken war nach dem Waschen. Und wenn er es nicht gerade, wie eigentlich immer, bei sich trug, lag dort auch dieser wunderschöne Dolch, welchen sein Herr ihm geschenkt hatte. Manchmal sah Luca diesen Abends bei Kerzenschein einfach nur an und strich sanft mit seinen Fingern darüber. Der Dolch war sein schönster Besitz, neben seinem Leben natürlich und neben dem sehr schönen Verhältnis zu seinem Herren.
Und dann gab es da halt ein paar Kerzen und eine Öllampe, welche den kleinen Raum am Abend in ein dämmeriges, aber schönes Licht tauchten. Außerdem gab es dann noch ein paar kleine Töpfe vor dem Fenster: Kleine Pflänzchen von Kräutern, welche Luca im Abfall der Villa gefunden hatte, weil der Gärtner oder wer auch immer, die fast verendeten Pflanzen keine Chance mehr gegeben hatte, dass sie überlebte. Aber Luca hatte sie gerettet und schenkte ihnen all seine Aufmerksamkeit, wenn er nicht etwas anderes zu tun hatte. Luca liebte Pflanzen und er hatte ein Händchen dafür.
Und wenn Luca frei hatte, hegte und pflegte er die fast eingegangenen Pflänzchen und schaffte es, dass sich einige erholten, was Luca freute.
Doch Luca war die Tage mit den Gedanken bei etwas ganz anderem: Er dachte ständig an die Worte seines Herren, das dieser ihn würde freilassen. Dies beflügelte Luca so sehr, dass er immer gute Laune hatte, egal, wen er traf. Den anderen Sklaven aber sagte er nicht. Da hatte er fast Angst, das sie ihn nur schräg anschauen würden, da er eben doch erst so kurz hier war. Aber auch damit würde Luca klar kommen.
Und er machte sich Gedanken, wie sein Leben weitergehen würde als Libertus. Er hatte keine Ahnung. Aber er war geduldig. Täglich traf er sich mit Kleóbulos und lernte fleissig Latein, nicht nur in der Aussprache, sondern es auch zu schreiben und zu lesen.
Luca hatte wirklich ein gutes Leben, wenn er daran dachte, wie schwer es andere Sklaven hatten. Und er war seinem Herren sehr dankbar dafür und hatte ihm nicht umsonst einst das Leben gerettet. Luca hatte es getan, weil er es als seine Pflicht ansah und, weil er seinen Herren schätzte. Sehr sogar.
Und auch wenn Luca oftmals Heimweh hatte, so war ihm bewusst, dass es nichts mehr gab, was ihn in die Heimat zog: Alles war tot und er versuchte nicht daran zu denken ... es machte ihn einfach nur traurig. Und auch wenn es ihm hier gut ging, so fühlte er nur eines: Er fühlte sich verloren. Einsam. Ohne Heimat. Nur die Erinnerungen waren noch da und da wurde ihm auch klar, dass er selbst seinem Herren, wie sich selber, etwas unbewusst vorspielte: Luca war stark, im Geiste, wie auch körperlich. Aber er fühlte sich oftmals furchtbar alleine ...
Und das nagte an ihm. Furchtbar, denn er war eigentlich ein Familienmensch. Aber Luca klagte nicht. Würde er doch bald frei sein ... was das auch immer hier in Rom bedeutete ... denn frei isst er im Geiste immer geblieben ...
---
Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein