Sondersitzung zum Diebstahl des Fiscus Mogontiaci

  • Witjon war noch immer äußerst aufgebracht, als er die eiligst einberufene Sitzung eröffnete. "Decuriones, entschuldigt die Eile dieser Einberufung, aber ich habe eine schlimme Mitteilung zu machen.


    Am gestrigen Tage haben der Quaestor Visellius, mein Amtskollege und ich mit Erschrecken feststellen müssen, dass die Civitas Mogontiacum bestohlen wurde! Nahezu das gesamte Geld aus der Stadtkasse ist entwendet worden!"


    Hier machte Witjon eine Pause, musterte die Gesichter und erwartete die Reaktion der Stadtväter. Seltsamerweise konnte er unter den Anwesenden Petronius Crispus nirgends entdecken. War er erkrankt?

  • Zitat

    Marsus: " ... feststellen müssen, dass die Civitas Mogontiacum bestohlen wurde! Nahezu das gesamte Geld aus der Stadtkasse ist entwendet worden!"


    Zunächst lähmende Stille. Das Erschrecken über diese infame Tat ließ offenbar die Decuriones erstarren. Ich schaute mich kurz um, dann erhob ich mich.


    "Werte Decuriones, ich brauche hier nicht darauf einzugehen, mit welcher Empörung wir diese Nachricht vernommen haben. Die Empörung können wir jedoch getrost dem Ankläger in dem Prozess überlassen, bei dem der oder die Täter sich hoffentlich bald für ihre Tat verantworten müssen. Damit es rasch dazu kommt, dass die Täter gefasst werden, sollten wir hier möglichst alle Fakten, die in diesem Kreis hier erfasst werden können, schnellstens zusammentragen".


    Ich trat noch einen Schritt vor und wandte mich an die Duumviri: "Ich muss deshalb einige Fragen an euch richten: Wann genau ist der Diebstahl entdeckt worden? Wer hat wann vor dem Diebstahl zuletzt in die Kasse der Civitas geschaut? Dies einfach, um zu klären, in welchem Zeitraum die Tat begangen wurde. Gibt es irgendwelche Spuren der Tat? Ich meine aufgebrochene Türen und Schlösser oder ähnliche Dinge".


    "Dann kommt mir noch etwas merkwürdig vor: Du sagtest, dass fast das gesamte Geld fehlt, Duccius Marsus. Das wundert mich. Wenn man sich schon die Mühe macht, in die Curia einzubrechen und das Schloss an der Truhe zu knacken, dann wird man doch wohl das ganze Geld mitnehmen, oder? Wieso ist da noch was drin? Und wieviel?"

  • Galeo Laetilius Fecenianus
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    Unter all den bedröppelten Gesichtern in der Versammlung der Decuriones gab es einen, der in Feierstimmung war. Was er natürlich nicht allzu offen zeigte, aber die Häme in den Gesichtern um ihn herum sprach davon, dass es nicht nur er war, der die Katastrophe als Wink der Parzen verstand.
    Er verstand auch die Panik der germanischen Fraktion um den unsäglichen Duumvir Duccius Marsus. Männer, die sich nur mit Mühe in den Ordo kaufen konnten und darauf warteten, dass sich diese Investition in mehr niederschlug als nur in immateriellem Prestige. Diese Barbaren... wahrscheinlich war es einer aus ihren Reihen gewesen, der der Verlockung nicht widerstehen konnte und sich die ganze Stadtkasse unter den Nagel gerissen hat. Die seinen Informationen zufolge die zwanzigtausend Sesterzen weit überschritten hatte. Eine Menge Geld, ja, und wahrscheinlich unbegreiflich viel für einen halbwilden Barbaren.


    "Einfach so... weg...", sprang er in die Lücke, die dieser neue Barbar im Ordo hinterlassen hatte, "..das ganze Geld. Tragisch, sehr tragisch... achja, wieviel ist denn das ganze Geld? Und in wessen Verantwortung liegt die Stadtkasse eigentlich?"


    Er beugte sich leicht zur Seite, als einer seiner Parteigänger ihm gespielt etwas zuraunte, und mit einem verblüfften Ausdruck sah er wieder zum Duumvir und den versammelten Magistraten: "Ach? Die Duumvirn? Der Quaestor? Die Magistrate?"
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Decuriones, als klar wurde, wen Fecenianus hier als Hauptschuldige für das Desaster ausgemacht hatte.
    "Domitius, dein Engagement in allen Ehren... aber was kümmert uns das? Wir sind die Geldgeber.. die Decuriones dieser Gemeinde... aber sind wir dafür zuständig, die Sicherheit unserer Aufwendungen zu gewährleisten? NEIN. Sind wir nicht, denn dies ist die Aufgabe der gewählten Magistrate.. dafür sind sie schließlich da."
    Weiteres Gemurmel, während der schwarze Petrus langsam aber sicher in Richtung der Stadtoberen wanderte.
    "Ich schlage daher nicht vor... nein, ich FORDERE von dir, Duccius, und von euch, den Magistraten dieser Stadt, dass ihr euer eigenes Versagen einseht und korrigiert. Und dass ihr den Schaden und den Schädiger ausfindig macht und ausmerzt. DANACH können wir uns Gedanken darüber machen, ob wir die Civitas wirklich weiterhin Männern anvertrauen wollen die es nicht einmal schaffen eine kleine Holzkiste zu bewachen... achja.. und wir erwarten natürlich regelmäßig Bericht über den Fortschritt euer Bemühungen zur Wiederherstellung der finanziellen Basis der Civitas."

  • Zitat

    Fecenianus: "Und in wessen Verantwortung liegt die Stadtkasse eigentlich?"


    Ich hatte den Worten von Fecenianus mit wachsendem Groll zugehört. Da ich neu im Ordo Decurionum war, kannte ich den Laetilier nicht gut genug, um zu wissen, welche Überzeugungen oder Vorurteile ihn bewegten. Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass das von ihm Gesagte fehl am Platz war.


    "Verehrter Laetilius Fecenianus, deine Rede ist ganz offensichtlich durchtränkt von persönlicher oder politischer Gegenerschaft. Du erlaubst es dir, ein Verbrechen als Vehikel zu benutzen, um politische oder persönliche Ziele durchzusetzen. An sich wäre das schon schändlich genug, aber es ist schlimmer: ich kann in deinen Worten beim besten Willen auch nicht den leisesten Hauch der Verantwortung entdecken, welche eigentlich dein Amt als Decurio zieren sollte".


    Mit meiner rechten Hand machte ich die Bewegung, mit der man etwas vom Tisch wischt. "Du schiebst die ganze Verantwortung einfach den Duumviri und den Magistrati zu. So, mein werter Laetilius Fecenianus, macht man sich das Leben leicht!"


    Jetzt wandte ich mich den übrigen Decuriones zu: "Ich bin ganz entschieden der Meinung, dass der Ordo Decurionum sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen kann. Er ist genauso verantwortlich für das Wohl der Civitas wie die Stadtverwaltung. Muss ich, von Herkunft ein Barbar, dir, dem Römer Laetilius Fecenianus, die Schrift 'De Officiis" von Tullius Cicero entgegenhalten, in der er die Beistandsverweigerung als Pflichtverletzung geißelt? Nein, wir Decuriones sind hier mit im Boot und wir sollten den Beamten der Stadt mit allen Mitteln helfen, den Fall zu klären. Und wenn es nur darum geht, den Ermittlern die richtigen Fragen zu stellen. Insoweit verweise ich auf die Fragen, die ich vor der Rede von Laetilius Fecenianus gestellt habe".

  • Zwar war Crispus eine ganze Weile nicht in der Stadt gewesen, aber die Gegnerschaft zwischen Laetilius Fecenianus und den Duccii war ihm nicht entgangen. Dass Massula dies aber so direkt ansprach, war doch etwas seltsam - der Petronier ging über sowas einfach stillschweigend hinweg, denn es brachte ja sowieso nichts. Dass er darüber hinaus scheinbar plante, den Fall selbst zu lösen, war dagegen fast etwas belustigend.


    "Duccius, berichte uns erst einmal ausführlich, bevor wir weiterdiskutieren!"


    befahl Crispus schließlich mehr als er vorschlug. Dieses elende Gerede würde sowieso folgen, aber eine so ernsthafte Sache musste tatsächlich im Ordo Decurionum beachtet und genauestens geprüft werden, denn trotz aller Polemik - die Duumviri waren letztendlich für die Stadtkasse verantwortlich und es konnte wirklich nicht sein, dass jemand sie mir nichts - dir nichts mitnahm!

  • Uff. Witjon war gänzlich überfordert mit der Situation, das stand fest. Da stürmte erstmal Domitius mit einer ganzen Liste an Fragen auf ihn ein, welche er zügig einem Schreiber an seiner Seite zu notieren gebot. Aber es kam noch viel schlimmer, als dieser vermaledeite Laetilius sich einmal mehr als fieser schmerzender Pickel an seinem Hintern entpuppte. Die Schmähungen, die dieser Hanswurst ihm entgegenwarf, waren einfach nur absurd! Ganz zu schweigen davon, dass der Römer die Situation wieder einmal zu seinen vermeintlichen Gunsten zu zweckentfremden versuchte. Erleichtert nahm Witjon daraufhin jedoch zur Kenntnis, dass Domitius und Petronius den in seiner Anklage etwas übereifrigen Laetilius zur Ordnung riefen und ihn, Witjon, nun wiederum zur Erklärung der Sachlage aufforderten.


    "Nun...meine Herren," begann Witjon zögerlich, seine Gedanken noch im Ordnungsprozess begriffen. "Am gestrigen Tage erschien Quaestor Visellius Rutilus" - Witjon wies auf den ebenfalls anwesenden Kassierer - "in meinem Officium und überbrachte mir die Nachricht, dass das Vermögen der Gemeinde gänzlich unauffindbar sei. Um an dieser Stelle direkt deine Frage nach den konkreten Beträgen zu beantworten, Domitius: Derzeit befinden sich 421,17 Sesterzen im Vermögen Mogontiacums, die sich aus zwei Mitgliedsbeiträgen von Decuriones und diversen Eintrittsgeldern und anderen Kleinstbeträgen zusammensetzen. Das restliche Geld - 30.555 Sesterzen - sind entwendet worden." Ein Bestätigung suchender Blick ging bei der Nennung des Fehlbetrags hinüber zu Visellius Rutilus, der zum Glück zustimmend nickte. Witjon atmete hier kurz durch, denn im Grunde genommen war Mogontiacum zur Zeit schlichtweg mittellos. Pleite. Arm wie eine Tempelmaus. Den Gedanken geschwind abschüttelnd fuhr er schließlich fort.


    "Bezüglich des Tatortes mag uns allerdings Quaestor Cossus Visellius Rutilus mehr zu sagen wissen." Hierzu machte Witjon dem Kassierer nun eine auffordernde Geste und setzte sich mit den Worten: "Visellius, du hast das Wort."

  • Cossus Visellius Rutilus
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    Vom Duumvir so direkt aufgefordert blieb Rutilus wohl keine andere Wahl, als sich zu erheben und den Anwesenden Rede und Antwort zu stehen.
    "Decuriones, meine Ermittlungen ergaben bisher folgende Erkenntnisse.


    Am gestrigen Tage suchte ich wie üblich die Curia auf, um mein Tagewerk anzutreten. Wenige Augenblicke nach meinem Eintreffen - das noch recht früh am Tag, etwa um die hora secunda gewesen sein muss - suchte mich ein völlig aufgelöster Scriba auf, namentlich Gnaeus Cinnosius Marcius, der der Civitas schon viele Jahre als niederer Aufsichtsbeamter der Stadtkasse dient.


    Er rief mich eiligst zu eben jenem Raum, über den er für gewöhnlich die Aufsicht führt. Viele von euch kennen die Räumlichkeiten, für alle anderen beschreibe ich sie kurz: Im Erdgeschoss befindet sich im hinteren Teil der Flure das Officium des Cinnosius, wo er seinen Schreibtisch hat und das Rechnungswesen unter meiner Aufsicht abwickelt. Hinter diesem Schreibtisch wiederum befindet sich eine dicke Türe, die durch ein schweres Schloss gesichert wird. Dahinter befindet sich die Truhe mit dem Gemeindevermögen und einige Regale mit gewissen Dokumenten von Wichtigkeit für die Civitas."


    Rutilus musste kurz schlucken, weil er einerseits sich den Hals trocken geredet hatte und andererseits von großem Unbehagen erfüllt war beim Gedanken an den Sachverhalt, den er jetzt zu schildern hatte.


    "Jedenfalls stellte sich für mich die Situation an jenem Tag wie folgt dar. Die Türe zum Officium selbst fand ich aufgebrochen vor. Ebenso die Tür zum eigentlichen Kassenraum. Beide Schlösser waren geknackt worden. Weiterhin war das Schloss der Truhe, in der das Vermögen aufbewahrt wurde, selbst aufgebrochen. Ein Einbrecher muss sich folglich durch sämtliche Sicherungsvorkehrungen durchgekämpft haben und hatte schließlich Erfolg. Die Truhe fand ich leer vor. Lediglich die Dokumente waren unberührt. Daraufhin informierte ich sogleich die Duumviri, die daraufhin diese Eilsitzung einberufen ließen.
    Ich berufe mich bei dieser Aussage im Übrigen direkt auf Scriba Cinnosius, der als Erster den Tatort erreicht und mir den Einbruch daraufhin ja gemeldet hatte. Er wird Genanntes bestätigen."


    Ein deutlicher Blick machte Laetilius klar, dass er es besser gleich unterließ, ihn in einem Anfall von Irrsinn auch noch zum Verdächtigen zu erklären.

  • Zitat

    Rutilus: "Die Truhe fand ich leer vor".


    Das war also der Befund. Zwei Türen und ein Schloss aufgebrochen. Einige verstörte Bedienstete. Ein Fehlbetrag von über 30.000 Sesterzen. Und eine Kleinigkeit. Ich ergriff das Wort.


    "Danke, Visellius Rutilus für den ausführlichen Bericht. Demnach ist der Diebstahl in der gestrigen Nacht verübt worden. Oder schon früher? Könnt ihr das feststellen? Ich frage deswegen, weil Duccius Marsus gerade eben einen Betrag von, ich glaube 420 Sesterzen nannte, die noch in der Stadtkasse seien. Nach deinen Worten war aber die Truhe heute morgen leer. Wo waren denn die 420 Sesterzen zu diesem Zeitpunkt?"

  • Auch Crispus hörte sich diesen unglaublichen Bericht an und fragte sich wieder einmal, was für Versager und unrömische Stümper diese Stadt regierten. Das Aerarium lagerte seit jeher im Tempel des Saturn, jede Truppenkasse - vom Kleinstkastell am Limes bis zum Doppellegionslager - war direkt unter dem Sacellum aufbewahrt und jede Stadtkasse, von der er wusste, lagerte im Capitolium oder dem Tempel der entsprechenden Stadtgottheit! Warum nicht in Mogontiacum? Warum vertrauten diese Germanen nicht auf den Schutz der Götter, sondern hielten sich lediglich an Türen und Schlösser?


    "Ich schlage vor, dass wir den Centurio Statorum der Legio II einschalten. Er verfügt über Männer, die bei Bedarf Häuser durchsuchen oder Gefangene verhaften können. Außerdem hat er sicherlich Erfahrung in der Jagd von Dieben."


    erklärte er dann aber vorerst. Die Jungs von der Legio II schienen ihm sowieso für alles besser geeignet als diese Quasselköpfe von Händlern und Beamten. Damit er es allerdings nicht vergaß, fügte er doch noch an


    "Übrigens beantrage ich, ich Capitolium einen Keller graben zu lassen, dass wir die Stadtkasse in Zukunft dem Schutz der Götter anvertrauen können."


    Und zur Sicherheit ein paar Metalltüren und Schlössern - bei diesen Barbaren wusste man ja nie!

  • "Richtig, dieser winzige Betrag ist verschont geblieben," bestätigte Witjon die Frage des Domitius. Rutilus hatte wirklich ausführlich berichtet und Witjon war sehr erleichtert, dass er nicht alles hatte behalten müssen. Es war für ihn sowieso schwer genug die Haltung zu wahren. Immerhin war er hier einer der beiden Verantwortlichen, womit Laetilius ja eigentlich gar nicht so Unrecht hatte. Aber das sagte er freilich nicht. Man musste ja nicht gleich alle besonders mit der Nase darauf stoßen, wenn sie es nicht gleich selbst ansprachen.
    "Die Differenz kommt daher, dass am Tag vor dem Einbruch gerade die ersten Zahlungen für die Mitgliedschaft im Ordo Decurionum getätigt worden waren. Einer der Schreiber hatte sie noch nicht an den Kassenwart übergeben, womit sie nicht von diesem verachtungswürdigen Verbrechen betroffen sind. Im Grunde genommen können wir von Glück sagen, dass von euch allen bisher nur so wenige ihrer Zahlungspflicht nachgekommen sind, denn sonst wäre weit mehr Geld verloren gewesen." Mit dem letzten Satz verpackte Witjon dabei die dezente Wiederholung der Zahlungsaufforderung, die er bereits vor Wochen schriftlich an alle Honoratioren rausgeschickt hatte. Hoffentlich fühlten sich die Betroffenen peinlich genug berührt, diesem Umstand nun endlich Abhilfe zu schaffen, insbesondere in Anbetracht der so plötzlich desolaten Kassenlage.


    Der nächste Vorschlag, den Petronius dann machte, konnte Witjon nur unterstützen. "Sehr richtig. Wir haben zwar bereits einige Suchtrupps aus den Reihen der Handwerkervereine, die ja auch unsere Brandschutztruppe stellen, rekrutiert. Außerdem hat Visellius hier" - wobei Witjon zu dem Quaestor hinübergestikulierte - "sich bereits um einen Ermittler bemüht, der bereits Erfahrungen sammeln konnte. Aber es kann nie schaden, den Centurio Statorum ebenfalls einzuschalten. Ich finde, dass beide sich gut ergänzen würden." Ein Blick zum Quaestor forderte diesen auf, sich zu dieser Sache auch kurz zu Wort zu melden.


    Und dann warf Petronius etwas ein, mit dem Witjon überhaupt nicht gerechnet hatte. "Äh?" machte er unsicher, konnte er doch nicht gleich nachvollziehen, was der Legionsveteran wirklich meinte. Ein Keller unter dem Capitolium? Da sollte man die Stadtkasse vergraben? Mittlerweile hatte Witjon ja irgendwie begriffen aus welchen Gründen die Römer ihren Göttern Steinbauten errichteten und sie lieber in diesen als unter freiem Himmel verehrten. Aber dass man auch ganze Gemeindevermögen in solchen Tempeln unterbrachte, war Witjon bisher wirklich komplett fremd gewesen.


    Aulus Patulcius Merula
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/26.jpg]


    Und weil der duccische Duumvir zögerte und so aussah, als könne er mit dem Vorschlag des Petronius nicht wirklich viel anfangen, meldete sich Patulcius schnell zu Wort. "Eine brillante Idee, Petronius. Der Fiscus muss feierlich unter den Schutz der Götter gestellt werden. Ich bin mir sicher, dass der hiesige Pontifex unser Anliegen nur gutheißen wird."


    Witjon zuckte nur die Achseln. Es konnte wohl nicht schaden, das Geld zusätzlich zu sichern, indem man es den römischen Göttern weihte. Er nickte daher zustimmend und versuchte so begeistert wie möglich zu wirken, was ihm nicht ganz gelang, da das Verschwinden der Kasse, der eigentliche Grund dieser Sitzung, wesentlich schwerer auf seinem Gewissen wog.

  • Der Hinweis auf das Honorarium, das die Decuriones regelmäßig an die Stadtkasse zu zahlen hatte, machte Crispus etwas unsicher - er konnte sich gar nicht daran erinnern, den Brief erhalten zu haben. Aber zu Hause würde er bei Privatus noch einmal nachhaken, ob er schon gezahlt hatte. Seine Geschäfte liefen zur Zeit ja ganz gut, sodass er die 200 Sesterzen verschmerzen konnte...


    Erstaunt stellte er dann fest, dass sein Antrag sehr positiv aufgenommen wurde - scheinbar hatten sich die Zeiten tatsächlich etwas geändert. Vielleicht war es keine dumme Idee, Duccius Marsus zum Essen einzuladen und das Kriegsbeil mit den Duccii zu begraben - schon allein, um Lucius einen besseren Einstieg in die Stadtpolitik zu ermöglichen.


    "Der Tempel des Apollo Mogon wäre natürlich ebenfalls geeignet - immerhin ist er der Schutzgott unserer Civitas..."


    fügte er - quasi als Kompromissangebot für die Germanen - hinzu, nachdem sich niemand gegen seinen Vorschlag ausgesprochen hatte.

  • Zitat

    Merula: "Eine brillante Idee, Petronius. Der Fiscus muss feierlich unter den Schutz der Götter gestellt werden. Ich bin mir sicher, dass der hiesige Pontifex unser Anliegen nur gutheißen wird."


    Gottvertrauen. Ja, das war nicht schlecht, aber ich dachte mir, dass man auch fleißig opfern müsste, damit der Stadtkasse der Schutz der Götter angedeihen konnte.


    "Ja, Patulcius Merula, eine brillante Idee. Es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als die Täter zu fassen und das Geld wieder herzuschaffen, bevor wir solche brillianten Ideen umsetzen können. Deshalb befürworte ich ausdrücklich die Bemühungen, einen Ermittler einzuspannen. Ich bitte auch mit demselben Nachdruck darum, dass dieser Ermittler so bald als möglich dem Ordo Decurionum einen Bericht erstattet und diese Berichterstattung regelmäßig wiederholt."

  • "Domitius, deine Bitte wird nicht ungehört bleiben. Selbstverständlich teilen wir" - damit meinte Witjon die Duumvirn und sämtliche anderen Magistrate - "deinen drängenden Wunsch nach Aufklärung dieses Verbrechens. Deshalb schlage ich vor, diese Sitzung bis zum Vorliegen eines ersten Ermittlungsberichtes zu vertagen." Er warf einen fragenden Blick in die Runde und fügte an: "Sofern keine weiteren Fragen mehr bestehen, erkläre ich diese Sitzung für beendet."

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