Geschenk für Thingmar

  • Der Tag war brauchbar warm. Vielleicht zu warm. Sein Geld. Das was Frija und er sich ersparen konnten. Es sollte für die Freiheit sein. Lange hatte er gekämpft. Es grummelnd mit sich ausgemacht. An diesem Morgen schickte Baldemars Frau ihn auf den Markt. Das zu tun, was er schon lange wollte.
    Thingmar war nun schon über zwei Jahre alt. Er wurde zu alt. Zu alt für die Schnitzereien eines nicht sehr begabten Kriegers.
    Schweigsam ging der Marser an den Ständen der Händler entlang. Besah sich die Ware. Aber nichts wollte passen. Das Gerede um ihn herum. Auf dem Markt allgegenwärtig. Es interessierte ihn nicht.


    Wohl ebenso wenig wie die Händler sich für ihn interessierten. Baldemar trug gewohnt germanische Kleidung. Also entweder war er ein armer germanischer Halsabschneider. Oder ein Sklave von geringem Wert. Ihm war es recht. So konnte er sich in Ruhe umsehen. Nicht nur nach einem Geschenk. Vielleicht würde er etwas für Marei finden können. Eher als für Thingmar, wie es schien.
    Auch nach Gefahren. Wo Römer waren. Da war Ärger nicht weit.


    Sim-Off:

    wer mag?

  • Die Dinge waren allzu römisch. Nichts für Thingmar. Der Marser ging weiter. Ab und an berührte er etwas. Doch nichts wollte passen. Grummelnd besah er sich die Waren. Römer kauften indes römische Dinge. Sklaven suchten Dinge für ihre Herren. Einen Moment blieb Baldemar stehen. Beobachtete seine Umgebung.


    Er brauchte etwas Großes. Etwas was dem Namen gerecht wurde. Der Marser sah den Stand. Kam ihm näher. Blieb vor ihm stehen. Ein kleiner Stand. Nicht im besten Zustand. Der Verkäufer wirkte teilnahmslos. Bis er Baldemar sah. Erfreut sprang er von seinem Hocker auf. Grüßte. Germanisch? Der Germane war stehen geblieben. Verwundert. Überrascht. Kam aber näher. Erwiderte den Gruß. Sah sich die Waren genauer an. Römer kauften sicher kaum hier ein. Viele Dinge von den ‚Barbaren‘. Er sah den Met. Verkniff es sich aber. Plötzlich prasselten viele Worte auf ihn ein. Ein ganzes Germanenleben. Baldemar hörte zu. Nickte. Sah sich um.


    Niemand interessierte sich für sie. Sie waren eben Wilde. Das störte den Marser nicht. Er fing tatsächlich eine Unterhaltung mit dem Händler an. Der kam vor langer Zeit aus dem Norden. Schnell waren sie sich im Stillen einig. Rom war viel zu römisch. Sie würden sich öfter treffen. Auch wenn Argast kein Marser war. Sie verstanden einander. Jetzt wurde sie Suche einfacher. Baldemar bekam nun auch die Schätze zu sehen.

  • Nada


    Und jetzt fing der ihr nicht unbekannte Mann eine Unterhaltung mit dem Händler an. Wie lange die wohl noch miteinander reden wollte? So konnte sie unmöglich ihren Entschluß in die Tat umsetzen. Ein kleines unscheinbares Mädchen in Mareis Alter beobachtete den Germanen schon länger und löste sich aus einer Gruppe gleichaltriger Kinder, die dem Germanen neugierig gefolgt waren. Die Gruppe Kinder, die 'Schule aus' hatte, zog weiter zu einem Brunnen. Nada trug ihre Schulsachen bei sich in einem Beutel über der Schulter. "Salve Baldemar, du kennst mich vom Sehen. Ich bin in Mareis Klasse und heiße Nada." plapperte die Kleine los und schüttelte die geflochtenen Zöpfe. "Wenn du Marei suchst, die ist schon nach Hause geflitzt. Lernt die neben der Schule wirklich noch Gärtnerin? Heute hat sie sich in den Schlamassel geritten, sie konnte die Zahlwörter nicht auswendig. Der Lehrer war sehr erbost und hat sie auf den Hof geschickt, damit sie die Blätter zusammenkehrt. Ich konnte von meinem Platz aus dem Fenster sehen. Da hab ich gesehen, wie sie gezittert und geweint hat. Das macht sie immer, wenn jemand böse zu ihr ist... und naja.. die ganze Klasse spricht schon darüber." Nada griff sich einen ihrer Zöpfe, drehte ihn zwischen den Fingern ihrer Hand hin und her. "Weil ich gerne ihre Freundin sein möchte.. habe ich beschlossen es dir zu erzählen..."

  • Sie redeten. Lachten. Tranken. Baldemar entschied sich. Das da. Das musste es sein. Der Preis war schnell gefunden. Er bezahlte. Dann sah er hinunter. Er sah die Gruppe Kinder. Sie waren etwas entfernt. Fragend war sein Blick. Das Mädchen sprach. Er hörte zu. Sie kannte seinen Namen. Er nur ihr Gesicht.
    Der Germane nickte. Hörte zu. Knurrte kurz. Ja. War seine kurze Antwort. Langsam ging der große Germane in die Knie. Das hast du gut gemacht. Ich kümmere mich darum. Sei einfach da für sie. Morgen.
    Ja, das war gut. Baldemar nickte. Verabschiedete sich von Argast. Kaufte zuvor aber doch noch den Met. Grummelnd ging er. Entschlossenheit führte ihn zurück zur Villa. Zu Septima. Um es zu klären. Um sie zu bitten. Ja zu bitten. Etwas zu tun. Es ihm zu überlassen.
    Für Marei würde es besser werden. Baldemar würde nichts dazu sagen. Sich nur über ihr Lachen freuen. Und ihr raten sich mit Nada anzufreunden.


    -Zurück zur Villa Aurelius Ursus

  • Nada


    Ihre Mitschülerin lernte tatsächlich Gärtnerin. Was für eine Aufgabe! Und das neben und nach der Schule! Nada erwiderte den Blick des Germanen. "Ich freue mich, dass ich es gut gemacht habe und du dich kümmern wirst. Morgen bin ich ganz bestimmt für Marei da." Sie spielte mit dem Zopf in ihrer Hand, aufmerksam beobachtend wie der Vater von Marei beim Händler einkaufte und davon ging. Ob sie Marei erzählen sollte, dass sie ihren Vater getroffen hatte? Nein, diese Begegnung würde das Mädchen am besten rasch vergessen. Sie hatte Marei helfen wollen. Und sie würde ihre Freundin werden. Fröhlich lächelnd hüpfte sie zu ihren Freunden zurück und genoß den Rest vom Tag.

  • Garulf schlenderte etwas über den mercatus, sein Herr hatte ihn ein paar Dinge für sein Training einkaufen geschickt, außerdem wollte er sich von dem restlichen Geld etwas Met kaufen. Ein Holzgladius war bereits sein eigen, auch ein paar aus Blei hergestellte Arm- und Beinschienen waren sein, damit würde er seine Muskeln härten. Plötzlich hörte er bekannte Laute, germanische Laute.


    Heilsa Germane, ich bin Garulf vom Stamm der Chauken, wer bist du denn?


    Sim-Off:

    Rot - Garulf spricht germanisch

  • Er hatte den Anhänger Thingmar gebracht. Hatte mit Frija gesprochen. Mit Septima. Es war später am Tag. Der Kleine hatte das Zeichen des Tyr bekommen.
    Baldemar zog es zurück. Zum germanischen Händler. Zum Met. Zur Vergangenheit. Eventuell würde der Marser etwas für Marei finden.


    So saß er inzwischen seit einiger Zeit bei Argast. Sie Tranken. Lachten. Redeten. Natürlich in der Sprache ihrer Wurzeln. Noch war Baldemar nicht in Singlaune. Dann war da diese Stimme. Beide Germanen sahen auf. Das war ja ein Tier von einem Kerl. Baldemar grinste. Schnalzte. Nickte. Stand auf und reichte dem Neuankömmling den Arm zum Gruße. Heilsa, Garulf. Baldemar. Sohn des Baldur. Vom Stamme der Marser.
    Er sah zum Händler. Der kämpfte seinen Körper auf. Gewicht und Alkohol. Keine gute Mischung. Dies ist Argast. Sohn des Argandt. Von den. Aus dem Norden.
    War doch unmöglich alle Stämme zu kennen. Jedenfalls für den Marser. Der Händler lachte. Von den Früsen. Auch er reichte den Arm. Und dann einen Becher. Met. Er war froh einen Lanzmann zu treffen. Einen weiteren.

  • Garulf stoß mit den Landsmännern an, es war schön sich mal wieder in der Muttersprache unterhalten zu können. Ein Friese, soso ein Nachbar. Sagt, was hat euch nach Rom verschlagen, oder sollte ich sagen geschnappt? Mich haben Sie am Limes aufgegabelt, ich war Waffenschmied und wollte eigentlich auch im römischen Reich meine Waren anbieten. Statt dessen hat man den Waffenschmied zum Sklaven gemacht und das nur, weil sie mich nicht verstehen konnten. Aber ich muss zugeben ich mag die Römer etwas, sie sind meinem Stamm nicht ganz so unähnlich, höchstens auf den ersten Blick.

  • Baldemar grinste. Sie tranken alle. Zusammen. Argast sah sich um. Ließ von zwei Jungs den Laden wegräumen. Die beiden fast Männer mochten 14 oder 15 Winter zählen. Sie nannten den Händler Vater. Eine Frau erschien im Eingang des Hauses hinter dem Stand. Der immer mehr verschwand. Später würde nur noch das Gerippe des Standes stehen. Baldemar sah es sich grinsend an. Genau. Römer stahlen sicher wie nichts Gutes.


    Argast hörte zu. Er sah betroffen aus. Das Schicksal von Garulf traf ihn. Ja. So ist es wohl. Man könnte sagen wir sind Nachbarn. Naja, der Handel hat mich her getrieben. Ich bin mit einer römischen ‚Reisegruppe‘ in den Süden gekommen. Und dann. Immer weiter. Meine Frau und meine Kinder sind schuld. Ich wollte ihnen etwas bieten. Das kann ich am besten da, wo das Geld ist. Aber was rede ich so viel? Bitte kommt doch rein, meine Freunde. Meine Liebe Frau, Sania hat sicher schon das Essen fertig.


    Die Augen von Baldemar wurden etwas größer. Hörte er das was gesprochen wurde doch mit anderen Gedanken. Er sah Garulf zweifelnd an. Dann fragte er sich, ob auch er gemeint war. Sollte er auch etwas zu sich sagen? Die Einladung kam unerwartet. Ja, danke. Sagte er deswegen knapp. Knurrend atmete er durch.
    Der Marser wollte etwas sagen. Du magst die Römer? Das sind Verbrecher. Ja. Genau das waren die. Gut Septima ging so.


    Sie würde er mit seinem Leben schützen. Genau wie Thingmar. Ihr Sohn. Aber sonst? Nein. Es waren schlechte Menschen. Mit einem Zug leerte er seinen Becher Met. Ein tiefer Atemzug. Ein Schnalzen. Jetzt würde er es sagen. Es offenbaren. Das er ein Sklave war. Nichts zeigte es nach außen. Sein Ledernes Armband trug der Germane mittig am Unterarm. Nichts sollte seine Unfreiheit zeigen. Jetzt? Garulf war ehrlich gewesen. Dann konnte er es auch sein. Marser waren ehrlich. Nicht wie die Römer.
    Ich bin mit meiner Frau auf Reisen gewesen. Wir wurden überfallen. Römern ist es egal wo das herkommt, was sie kaufen. Von wegen Recht. Nur wenn es ihnen passt. Was habt ihr denn gemein?
    Genau so sah Baldemar das. Er war verbittert. Wollte zurück nach Hause. Tanfanas Heiligtum ehren. Frija eine Hütte bauen. Der Mann sein, der er sein sollte. Der Marser konnte nicht glauben das ein Germane etwas mit einem Römer gemein haben konnte. Egal was es war. Das er mit Ursus gesungen hatte vergaß er dabei.


    Die Frau am Eingang lächelte. Winkte die Männer heran. Es war ein etwas heruntergekommenes Haus. Aber es war etwas. Ihr eigen. Ein kleines Haus. Ein Heim. So wirkte es auch von innen. Heimisch. Bewohnt. Lebhaft. Es schienen dort auch andere zu leben. Die hielten sich aber gerade zurück. Durch die Tür konnte man den Hof sehen. Wo die beiden Jungs einen Tisch zurechtstellten. Fragend sah Baldemar nun Garulf an. Germanische Gastfreundschaft kannte der Marser kaum noch. Ob sie sich gleich ein Horn teilen würden? Nun grinste er wieder. Der Elenbogen stieß leicht in Garulfs Seite. Na? Schmied? Wie ist es? Noch Zeit? Das würde sicher ein guter Tag. Ein guter Abend. Eine gute Nacht? Werden. Baldemar dachte nicht an Septima. Nur kurz an Frija. Er lächelte. Das nächste Mal würde er sie mit nehmen.

  • Garulf hörte sich diese Schicksale an, aber man merkte schon die Unterschiede welche die germanischen Stämme stets ausmachten und es daher auch als unmöglich betrachtet werden konnte, dass man jemals alle vereinen könnte. Was er an den Römern schätzte?
    Es ist doch so, die Römer nehmen Sklaven aus Bequemlichkeit, wir nehmen Gefangene und nutzen diese aus bis sie keinen Wert mehr haben für uns. Was ist daran anders? Nun, die Römer suchen aktiv danach, wir nicht, aber selbst die Götter sind unseren ähnlich, auch das Verhalten mancher Römer, würden sie uns als Menschen und nicht als Gegenstand ansehen.


    Eigentlich taten das nicht viele, aber direkt am Limes war es doch eher ein reger Handel als ein reines Suchen nach neuen Sklaven. Das musste ja auch mal gesagt werden, zumal die Römer Angst vor den germanischen Barbaren hatten, nicht umsonst wurde der Limes errichtet.
    Rom hat Angst vor uns Germanen, der Limes steht ja nicht umsonst da. Und man schätzt auch dort unsere Waren, etwas das in Rom selbst niemand mehr tut.


    Die Einladung kam ihm gerade recht, auch wenn er nicht viel Zeit hatte dafür, aber eine Stunde würde schon gehen. Ich kann zwar nicht lange bleiben, aber ich komme gerne mit hinein. Ich vermisse das gesellige Zusammensein der Germanen doch sehr, ein Stück Heimat das ich vermisse.

  • Und wieder hörte Baldemar es. Das was Ursus schon gesagt hatte. Er wollte es nicht hören. Ein Knurren zeigte das. Aber er wusste, das Wahrheit darin steckte. Es gab einen wichtigen Unterschied. Richtig. Es sind Gefangene. Im ehrlichen Kampf errungen. Für Baldemar machte das einen riesen Unterschied. Und ausnutzen? In der Gaue des Alrich war es nicht so. Wir haben sie gut behandelt. Manche wurden sogar Krieger in unserem Dorf. Ja, das war ein weiterer Unterschied.


    Fragend sah der Marser Garulf an. War es bei seinem Stamm anders? Dann waren sie mehr Römer? Nein! Ein Germane blieb immer ein Germane. Die Götter sollten sich ähnlich sein? Baldemars Blick stach. Nein! Vielleicht haben sie ähnliche Aufgaben. Ist ja klar. Aber sie sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Es war ihm unmöglich anders von seinen Göttern. Von Tanfana zu denken.
    Dann gab es noch etwas. Langsam folgte Baldemar Argast. Aber sie sehen uns nicht als Menschen. Das werden sie nie. Bitterkeit sprach aus ihm.


    Ein Grinsen. Ein Schnalzen. Die Römer hatten Angst. Ja. Und mit was? Mit Recht! Baldemar lachte auf. Schlug Garulf auf die Schulter.
    Die waren wurden in Rom nicht geschätzt.
    Argast bestätigte das mit einem Nicken. Aber er beschwerte sich nicht. Niemals. Er kam zurecht. Und ihm gefiel das römische Leben inzwischen. Manchmal. Aber gerade jetzt fiel es ihm auf. Wie sehr ihm seine Heimat fehlte.
    Baldemar konnte auch ein Lied davon singen. Seine ständige Suche nach Met war nicht immer leicht.
    Garulf würde noch etwas bleiben. Gut. Erneutes Grinsen. Na dann. Lasst uns die Römer vergessen.


    Der Händler freute sich das beide Zeit hatten. Bei Sklaven selten. Aber er sah sie nicht so. Sah sie mehr als Germanen. Als Krieger. Als Schmied. Als das was sie waren. Nicht als Sklaven. Sania brachte ein großes Horn. Die Spitze mit Metall eingefasst. Reichte es ihrem Mann. Argast reichte es weiter. Er wollte die beiden willkommen heißen. Das freut mich, meine Freunde. Kommt herein. Und nehmt an meiner Tafel platz. Seit Gäste in meinem Hause.


    Baldemar nickte. Fast ehrfürchtig nahm er das Horn an. Es war lange her gewesen. Musste er es leeren? Aber sie waren zu zweit. Also entschied er sich für einen kräftigen Hieb. Es war ein sehr starker Met. Nicht husten! Nicht husten! Für dieses Zeug würde ein Rich töten. Der Marser reichte das Horn an Garulf. Die Augen sprachen Bände. Dieser Met war nicht von schlechten Germanen. Baldemar atmete durch die Nase. Fürchtete doch noch zu husten. Das würde ihm nie passieren. Nicht dem besten Krieger in Alrichs Gaue. Das stand außer Frage.
    Dann sagte er doch etwas. Gepresst kamen die Worte. DAS ist Heimat. Ja. Auch Baldemar vermisste es. Vielleicht würden sie gleich etwas singen. Er hatte immer gerne gesungen. Damals. Wenn man Frija fragte, konnte er es auch recht gut. Ihm fiel ein Lied ein. Eines über Vidar. Dabei besah er sich Garulf. Würde der Met ihm Heimat schenken?

  • Ich sage es so, nicht alle Römer sind schlecht, manche schon und je mehr man Richtung Rom kommt, desto schlimmer wird es eigentlich erst. Direkt am Limes sind sie sogar...nett. Ja, das konnten sie wirklich sein, manchmal zumindest.
    Sie gingen hinein, es war angenehm, fast wie zu Hause. Baldemar nahm einen kräftigen Schluck des Mets und reichte das Horn an garulf weiter, seine Augen sprachen Bände. Voller Vorfreude trank auch Garulf aus dem Horn, der Met war herrlich, stark, kräftig, ganz wie er es gewohnt war.
    Ein guter Met, ein herrlicher Met. Wo hast du den her?

  • Nette Römer? Die sollte es geben? Baldemar war noch keinem begegnet. Aber er wollte es nicht ausschließen. Vielleicht irgendwann. Thingmar konnte ein netter Römer werden. Also nickte der Marser. Eine Antwort die ausreichte. Nachdenklich war er nun. Nur für einen Augenblick.
    Der Met verjagte jeden Gedanken.


    Drinnen waren auch die Bänke an den Tisch gestellt. Vor Kopf war frei. Auch links und rechts daneben. Die Jungs setzten sich gegenüber. Sania deckte den Tisch. Es gab einfaches Essen. Eintopf. Das Brot aber war frisch. Sie backte es selber. Immer wenn sie die Möglichkeit hatte.


    Argast nickte zufrieden und wartete, bis das Horn zurückkam. Bevor er antwortete Trank er es aus. Schwer holte er Luft. Reichte das leere Horn an seine Frau. Die es mittig auf den Tisch stellte. In eine Halterung. Dieser Met ist etwas ganz besonderes. Ich mache ihn selber.
    Baldemar schnalzte. In diesem Falle ein Zeichen der Anerkennung. Es galt Garulf. Für dessen Fähigkeit dem Met zu wiederstehen. Aber es galt ebenso dem Hersteller dieses Getränkes. Es war als käme es aus Asgard.
    Argast bot den beiden die Plätze neben seinem an. Setzte sich vor Kopf. Dann wies er auf seine Familie. Dies ist meine Frau Sania. Und meine beiden Söhne Argiat und Argwig.
    Die Angesprochenen nickten. Sania gab ihrem Mann zuerst auf. Dann allen anderen. Sie reichte eine Feuerschale. So konnte Argast das Opfer vor dem Essen bringen und opferte dies Frigg. Um die Familie und Freunde zu schützen.


    Baldemar hatte sich gesetzt. Grüßte die Familie. Sah sich um. Es war ein römisches Haus. Aber so voller Heimat. Nie hätte er das für möglich gehalten. Beinahe hätte er einfach so gegessen. Rechtzeitig stoppte er sich. Bis die Opferung dargeboten war. Er dankte dem Hausherren für die Bitte um Schutz.
    Der Marser nahm etwas Brot. Argiat hatte es ihm gereicht. Reichte es an Garulf weiter. Ein einfaches Essen. Aber es war gut. Mit Liebe gekocht. Heimat. Dazu gab es Bier. Das herbe Getränk passte gut zum Eintopf. Auch das war sehr stark. Sein Blick traf Argast. Der grinste nur.
    Nehmt bitte reichlich, meine Freunde. Wir teilen gerne mit euch.
    Die Jungs besahen sich neugierig die Gäste. Dachten an Geschichten aus der Heimat. Die beiden kamen aus der Heimat. Dem Land aus dem die Geschichten stammten. Sie würden sehr aufmerksam zuhören. Ihre Augen leuchteten. Ja. Sie sahen auf die beiden Gäste auf.


    Für Baldemar war das neu. Seine Augen trafen jene von Garulf. Fragend sah er ihn an. Er mochte Stille. Aber jetzt gerade. Der Marser wollte etwas sagen. Er hob den Becher. Auf die Götter. Mögen sie uns viele solche Tage schenken. Ja. Das war ganz brauchbar.



    Sim-Off:

    Ich hoffe das Einleuten des Essens geht in Ordnung. Und ich bin nicht zu 'schnell' :) Kann mich auch mehr zurückhalten ;)

  • Garulf nickte ebenfalls als der hausherr die Familie vorstellte. Stattliche Söhne hatte er und eine dem alter entsprechend hübsche Frau, das musste man ihm lassen. Das Essen roch verführerisch und das Bier wirkte, als wäre es frisch gebraut worden. Ja, hier war Heimat, hier war es wie zu Hause und das mitten in Rom. Eine kleine Oase, etwas besonderes.
    Garulf bekam Heimweh, spätestens als das Opfer dargebracht wurde, zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme hatte er Sehnsucht nach der Heimat.
    Auf die Götter!

  • Auf die Götter. Sie tranken. Baldemar genoss diesen Augenblick. Er vergaß dabei alles andere. Die Frau des Hauses achtete auf die Becher. Niemals sollte einer vollkommen leer sein. Der Marser dankte mit einem Grinsen. Sah dem Schmied in die Augen. Dann Argast.
    Aber das Essen hatte Vorrang.
    Baldemar nahm nicht nach. Saß da und beobachtete. Hörte zu, wie der Händler über seine Heimat sprach. Sah dabei immer wieder zu Garulf. Sein Becher war stets kurz davor geleert zu sein.


    In einem Moment der Stille. Der Ruhe. Schlug er rhythmisch auf den Tisch. Die Jungs kannten den nicht. Machten aber kurzerhand mit. Dann sang er. Das eine Lied. Über Vidar. Dem schweigsamen. Wie er der Stimme Lokis widersteht. Wie er seinen Vater, Wodan, rächt. Wie er Fenris tötet.
    Ein besonderes Lied. Der Marser sang es das erste mal, als er ein Krieger geworden war.
    Die Jungs kannten es nicht. Grölten aber den Refrain mit. Der Hausherr erkannte es. Sang allerdings nur halblaut mit. Er war es nicht gewohnt. Sania nutzte die Zeit. Sie räumte auf. Lächelte die Männer an. Es tat gut die Heimat im Hause zu haben.


    Dem Marser tat es gut trinkend. Singend. Lachend die Heimat in sich neu zu entfachen. Trotz allem hatte er sich von seinem Erbe entfernt. Nun sah er Garulf auffordernd an. Er kannte ihn nicht. Nur den Namen. Ein Bruchstück seiner Geschichte. Aber nicht mehr. Doch das würde sich ändern können.

  • Garulf sang mit, er kannte das Lied nicht, durchaus aber die Geschichte. Es war natürlich etwas besonderes, denn die Geschichten und Sagen der Stämme war stets die gleiche, nur sie wurde immer anders erzählt. Das machte die Germanen so besonders.
    Garulf sah Baldemar an und nickte nur, er war dran mit einem Lied. Er erhob sich, wie es in der Heimat Brauch war, und began sein Lied.


    Hefir hon haft langan vanmátt,ok þat var krom míkil;fékk hon enga nótt svefn ok varsem hamstoli væri.Ristnar hafa verit rúnar, ok er sá einn bóndasonhe an skammt í brott, er þat ger i,ok er si an míkluverr en a r.Egill reist rúnar ok lag i undir hoegenditÍ hvíluna, þar er hon hvildi;henni þotti sem hon vakna i or svefni ok sag iat hon var þá heil.Skalat ma r rúnar rista,nema ra a vel kunni,þat ver r margum manni,es of myrkvan staaf villisk;sák á telg u talknitíu launstafi ristna,pat hefr lauka lindilangs ofrtrega fengit.


    Sim-Off:

    Kuckst du

  • Er hatte geendet. Nun stand Garulf auf. Gespannt sah der Marser ihn an. Er nickte zum Takt des nun folgenden Liedes. Es klang wie eines aus dem Norden. Ein Grinsen. Baldemar begann den Takt zu fühlen. Schlug ihn auf den Tisch. Der Hausherr stieg begeistert mit ein. Die Jungs folgten dem Beispiel ihres Vaters. Sania summte im Hintergrund.


    Der wiederkehrenden Worte bewusst, erhob nun auch der Marser seine Stimme. Stand auf. Trotz seiner kräftigen Stimme blieb er doch die zweite. Dieses Lied war neu. Hätten sie Zeit. Er würde es lernen wollen. Vielleicht irgendwann. Jetzt ließ er sich mit der Seele des Gesanges tragen. Kaum das Garulf geendet hatte, nickte der Marser anerkennend. Das alles. Das war Heimat. Alles zusammen. Dankbarkeit durchströmte ihn. Es fing an sich zu verselbstständigen.
    Der Hausherr bemühte sich zu singen. Nicht schön aber selten. Ein weiteres Lied aus dem Norden. Über Odins wilde Jagd. Und einen Krieger der die Geschichten nicht für wahr nahm. Aber er lernte. Auf harte weise.
    Diesmal stiegen die Söhne um so kräftiger mit ein. Sanias liebliche Stimme erklang. Übernahm die Führung. Wenn Baldemar nicht acht gab. So würde er bis spät in der Nacht bleiben.


    Der Marser lachte sogar. Trinken, singen, lachen. Das war ein guter Tag. Ein sehr guter Tag. Ob sie noch Zeit für ein paar Geschichten haben würden? Er war neugierig. Vor allem auf Garulf. Hatte er sich doch mit Argast bereits ausgiebig unterhalten.
    Würde Garulf noch bleiben? Er hatte nicht so viel Zeit. Hatte er gesagt. Baldemar schnalzte. Immer waren einem die Römer im Weg. Auch jetzt! Besonders jetzt! In einer Pause beugte er sich rüber. Die Zunge schwer von Met und Bier. Aber noch nicht schwer genug. Sania schenkte nach.
    Das war ein gutes Lied. Es gefällt mir. Er fragte nicht ob er es ihm beibringen konnte. Die Zeit fehlte. Auch die ganze Bedeutung wollte er nicht hinterfragen. Doch er würde es sich merken. Und später fragen. Wenn es ein später geben würde.


    Wo wohnst du? Wie wäre es wenn wir unsere Feste gemeinsam feiern würden. Meine Frau. Und mein Kind. Sie würden sich freuen. Er redete ganz schön viel. Dann grinste er. Rasch setzte er noch an. Wir wohnen in der Villa Aurelius Ursus. Nicht einmal sagte er wer seine Herrin war. Nicht einmal nutzte er die entsprechende Wortwahl. Nein. Das wäre fehl am Platz gewesen. Jetzt. Jetzt gerade, war er sein eigener Herr.


    Sim-Off:

    Sehr schöner Link

  • Das Lied der Gastgeber erinnerte garulf sehr an seine Heimat, seine Freunde, seine Familie, er kannte es gut, aber sang nicht mit. Er sang es nie mit, er genoss es nur das Lied zu hören. Baldemar wirkte schon sehr angetrunken, war aber gesprächig, immerhin. Aber viel Zeit blieb dem Sklaven auch nicht mehr, bald musste er leider gehen.
    Ich wohne in der Casa Decima Mercator, ob wir zusammen feiern können kann ich nicht sagen, aber ich werde den Feiern sooft ich kann beiwohnen, ich habe genug Freiheiten es zu tun.
    Natürlich hatte er viele Freiheiten, Serapio lies ihm soviel Freiheit wie es für einen Sklaven nur ging, aber warum auch nicht? Garulf würde eh nie fliehen, nie.
    Ich muss nun aber los. Ich danke euch allen für den tollen Arbeit.

  • Der Tag war viel zu kurz. Baldemar wollte weiter singen. Aber das würde wohl nicht gehen. Denn Garulf musste gehen. Vielleicht sollte er auch besser gehen. Casa Decima Mercator also. Gut. Der Marser nahm sich vor ihn mal zu besuchen. Nachdenklich nickte Baldemar. Wir können uns zu den Festen hier treffen. Wenn du nichts dagegen hast, Argast. Aber der winkte nur ab. Natürlich hatte er nichts dagegen. Nur zu gerne würde er die beiden wieder bewirten. Erst recht, wenn es etwas zu feiern geben würde.


    Es gefiel Baldemar nicht sonderlich, das auch er abhängig war. Abhängig von Septima. Sie würde ihn sicher feiern lassen. Sonst ging es auch. Wenn nicht. Er würde schon eine Möglichkeit finden.
    Ja. Danke, Argast. Garulf. Auch bei den Söhnen und der Hausherrin bedankte er sich. Dann sah er Garulf an. Hm. Das war das Signal. Ich werde dann auch lieber gehen. Haben wir den gleichen Weg? Baldemar dachte nach. Zuckte mit den Schultern. War ja auch egal. Dann lass uns mal schnell gehen. Bevor wir noch aufräumen müssen. Ein Grinsen. Nicht dass er jemals aufräumte. Das war Frauensache. Oder Sklavenarbeit. Das eine war er nicht. Das andere wollte er nicht sein. Der Alkohol ließ den Marser ja geradezu schwätzen. Er verabschiedete sich mit Armschlag und Schulterklopfen. Was für eine Heimat. Rom konnte gar nicht hässlich genug sein um es ihm zu nehmen. All die Römer konnten ihm diesen Abend nicht madig machen. Vielleicht Frija. Würde sie den Alkohol riechen. Vielleicht Septima. Hätte sie nach ihm gesucht. Aber das war weit weg. Sehr weit weg.

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