Es war eines der kleineren triclinia, welches Flaccus für die private cena mit seinem Patron hatte vorbereiten lassen, doch durchaus geschmackvoll in seiner Ausstattung. Die Wände zierten durchgängige Fresken, die in glänzenden Farben eine weitläufige Landschaft abbildeten, und auch die Klinen waren kunstvoll gearbeitet und mit prächtigen Stoffen bedeckt. Der junge Flavius hatte sich in eine schlichte nachtblaue synthesis gekleidet, die an den Rändern mit Gold durchwirkt war und einstweilen auf dem lectus immus Platz genommen, um die Ankunft des tiberischen Consulars zu erwarten. Ein prüfender Blick wanderte über die perfekte Anordnung der Sklaven im Raum, die sich ausreichend im Hintergrund hielten, um die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen, dennoch nahe genug waren, um etwaigen Gesten ihres Herren nachzukommen.
Als der Tiberius endlich durch das Atrium zu dem kleinen Triclinium geführt wurde, erhob Flaccus sich rasch, um den ehrenvollen Gast angemessen zu begrüßen.
"Salve, patronus. Ich freue mich, dich als meinen Gast hier in der Villa Flavia begrüßen zu dürfen." Mit einer einladenden Geste wies er auf den lectus medius. "Bitte, nimm' doch Platz." Erst, als der Tiberier sich niedergelassen hatte, machte auch Flaccus es sich schräg gegenüber seines Patrons bequem.
Triclinium | res disputandae
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Durus ließ sich endlich ins Triclinium führen, wo Flaccus bereits wartete. Natürlich nahm er diesmal - anlässlich der zu beredenden Dinge - auch die Sklaven wahr, die sich überall verteilt hatten. Einen Moment hatte er den abwegigen Gedanken, dass man ihm eine Falle stellte - aber sein Klient war absolut vertrauenswürdig, wie er sich rasch beschwichtigte.
Dankbar legte er sich auf die Kline, hinter der sich Lukios postierte. Er würde wohl nicht am Essen teilnehmen, sollte aber bei Bedarf Notizen über das Gespräch machen können.
"Flavius, wie geht es dir? Hast du dich gut in Rom klimatisiert nach der langen Reise in den Norden?"
eröffnete er dann das Gespräch.
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Der junge Flavius konnte sich eines verächtlichen Schnaubens nicht erwehren, als der tiberische Consular sich nach seiner Befindlichkeit erkundigte. "Nun, der Empfang in Rom war kein allzu warmer.", stellte er kryptisch fest, und ein verärgerter Unterton schwang in seinen Worten mit, "Zweifellos hast du bereits von der Anklage dieses germanischen homo novus gegen mich gehört, und auch die Wahl zum Vigintivirat nahm überraschend eine unangenehme Wendung." Wobei letzteres dem Flavier noch ärgerlicher erschien, empfand er schließlich diesen unverständlichen Schritt des Senats als herben Schlag gegen seine eigene Person. Doch in der Gegenwart seines durchaus verehrten Patrons hatte sich der junge Mann genügend unter Kontrolle, um eine freundliche Stimmung zu bewahren, zumal er darauf baute, dass der Tiberius alles in seiner Macht stehende getan hatte, um den Wunsch seines Klienten nach einer Berufung als monetalis zu unterstützen - auch, wenn er letztlich offenbar gescheitert war. "Dieser unerhörte Streitfall ist auch eine der Angelegenheiten, in denen ich dich dringend sprechen wollte. Bei der ersten Anhörung habe ich selbst für mich gesprochen, wie du vielleicht mitbekommen hast; - sollte es allerdings zur Ansetzung eines Hauptverfahrens kommen, so möchte ich dich bereits jetzt um deinen Beistand bitten, wie es Recht und Sitte ist." Somit war relativ rasch bereits einer der wichtigeren Punkte des Gesprächs zur Sprache gekommen, und das war Flaccus nicht unangenehm. Nun nahm er einen Schluck des Weines, der bereits kredenzt worden war, und ließ auch die Vorspeisen herbeibringen.
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Durus nickte ernst - diese Sache war ebenso lächerlich wie intrigant. Abgesehen davon war ihm, nachdem schon Gracchus die Sache bei ihm angesprochen hatte, ein Schlupfwinkel aufgekommen, den er vielleicht für eine Verteidigung verwenden konnte...
"Gern werde ich das tun. Ich habe auch bereits eine Idee, wie wir dich möglicherweise aus dieser Sache herausmanövrieren könnten."
Damit war diese Angelegenheit wohl vorerst geklärt, denn natürlich musste der alte Tiberier sich zuerst tiefer in die Materie einarbeiten, ehe er längere Diskussionen mit seinem Klienten führen konnte.
"Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass du dich selbst ebenfalls recht gut verteidigt hast. Leider konnte ich selbst nicht erscheinen - nunja, bei der Hauptverhandlung wird sich das wohl nicht wiederholen, falls der neue Praetor wirklich so dumm ist, eine Verhandlung dafür anzusetzen."
Im Gegensatz zu Flaccus brannte Durus allerdings darauf, die Reise anzusprechen und vor allem das Gespräch mit Modestus, der als Kommandeur einer ganzen Provinz einiges zum Gelingen der Verschwörung beitragen konnte...
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Der alte Tiberius willigte ein, seinem flavischen Klienten bei der Hauptverhandlung - so sie denn stattfinden sollte - zur Seite zu stehen, und ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf die Lippen des jungen Mannes, als er unweigerlich daran denken musste, dass der Prozess wohl ein prächtiges Bild abgeben würde: integrer Spross einer Kaiserdynastie und edler Consular und Pontifex auf der einen Seite gegen einen homo novus aus den tiefen der germanischen Wälder auf der anderen. Dem Duccius lag offensichtlich nicht sonderlich viel an seinem eigenen politischen Fortkommen, doch man konnte bei einem Barbaren wohl nicht die nötigen kognitiven Fähigkeiten voraussetzen, um in die komplexen Prozesse der römischen Gesellschaft Einsicht zu haben. Auf das Kompliment zu seiner eigenen Verteidigung, von der der Tiberius gewiss durch einen von Flaccus' Mitklienten Kunde erhalten hatte, reagierte er nur mit einem Schulterzucken. Er hatte sich im Vorfeld der Anhörung zwar einige Gedanken über seine Rede gemacht, sich dann aber seinem eigenen Ermessen nach etwas zu sehr auf die wüsten Anschuldigungen des Duccius eingelassen, worunter auch das rhetorische Niveau des Wortgefechts zweifellos gelitten hatte.
Ein wenig plauderte der junge Flavius noch über andere aktuelle politische Themen, wie etwa die jüngste Gesetzesinitiative des Stadtpräfekten, die abermals besagten Duccius in wenig vorteilhafter Weise ins Licht gerückt hatte, ehe schließlich nach dem Hauptgang, den ein raffiniert zubereitetes lucanisches Lamm gebildet hatte, die zahlreichen Sklaven auf einen Wink hin den Raum verließen. Der Tiberier schien nämlich, so höflich er auch an dem politischen Diskurs teilgenommen hatte, doch vor allem am Ausgang der Germanienreise seines Klienten Interesse zu tragen, was in Anbetracht seiner ursächlichen Verworrenheit in die Angelegenheit auch kaum verwundern mochte. So kam Flaccus schließlich auch von selbst darauf zu sprechen, ehe Durus noch die Initiative ergreifen musste.
"Was die Reise nach Germanien, und das Gespräch mit dem Legatus Augusti angeht, so lag das Interesse des Annaeers in erster Linie auf der Nachfolgefrage. Ich denke er hat seinen persönlichen Vorschlag bereits in früheren Gesprächen mit dir zum Ausdruck gebracht, er erklärte sich allerdings durchaus bereit, auch auf seine Forderungen zu verzichten. Wie du bereits angedeutet hast, liegt es ihm vor allem daran, dass die Interessen seiner Familie und seiner eigenen Person bei dem neuen K..andidaten auf wohlwollende Ohren stoßen." Eine wegwerfende Geste deutete an, wie banal der Flavius die Einstellung des Annaeers empfand, der auf persönlichen Gewinn pochte, wo doch das Wohl des gesamten Imperiums im Vordergrund stand. "Nun, ich habe ihm mein Wort gegeben, dass seine persönliche Unterstützung unserer Sache in angemessener Weise anerkennende Belohnung finden wird ... ich denke, mit diesem Vorgehen wirst auch du dich durchaus arrangieren können? - Außerdem möchte er Vinicius Lucianus vorschlagen und darauf hinweisen, dass andere Kandidaten mit mehr oder minder rechtmäßigen Ansprüchen im Auge behalten werden sollte. Besonders Aelius Quarto schien ihm wichtig zu sein. Er sprach noch davon, in naher Zukunft selbst einen Boten nach Rom schicken zu wollen, möglicherweise wird uns dieser bereits in nächster Zeit erreichen." Ein ausgiebiger Schluck von dem perlenden Wein schloss die kurze Darstellung der essentiellen Teile des Gespräches vorläufig ab.
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Natürlich beteiligte sich Durus auch höflich an den vorhergehenden Diskussionen, obwohl er wirklich gespannt war. Andererseits war die Beschwerde über die neuesten Untaten des Praefectus Urbi natürlich eine Art Vorbereitungsritual jeder Versammlung der Verschwörer gewesen. Außerdem tröstete ads lucanische Lamm auch über die Wartezeit hinweg.
Als Flaccus dann allerdings doch begann, hörte er interessiert zu. Er hatte schon öfter den Eindruck gehabt, dass Modestus vor allem an sich und weniger an das Wohl des Imperiums dachte - andererseits waren die Beweggründe wohl egal, solange die Folgen dem Staate dienten. Dass er ebenfalls Lucianus favorisierte, war ebenfalls eine interessante Neuigkeit - die allerdings zu spät kam.
"Ich habe das Gefühl, Aelius Quarto wird in nächster Zeit keine bedeutende Rolle mehr spielen. Man hat sein Ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört und ich hege fast die Befürchtung, er hat sich beim Kaiser angesteckt."
Zumindest hatte sein Barbier ihm diese Neuigkeit berichtet und vielleicht versuchte das Kaiserhaus ja tatsächlich, diese Nachricht geheim zu halten, um keine Panik aufkommen zu lassen, dass die gesamte kaiserliche Familie ausgerottet werden würde...
"Allerdings habe ich ebenfalls Neuigkeiten - wir haben uns in deiner Abwesenheit entschieden. Wir werden Appius Cornelius Palma zu installieren versuchen. Er ist ein zweimaliger Consul, Kriegsheld aus Syria und Germania und hat auch Verbindungen zum Kaiserhaus. Allerdings mag er Valerianus nicht und ich konnte ihn für unsere Sache gewinnen."
Inwieweit hier die eigene Machtgier die Loyalität überwogen hatte, konnte der alte Tiberier nicht sagen - aber er würde mit Sicherheit auf traditionellere Art und Weise regieren.
"Aber ich denke, für Annaeus Modestus wird dennoch etwas abfallen..."
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Flaccus warf ein interessiertes "Tatsächlich?" ein, als sein Patron die Mutmaßung äußerte, dass jener Aelius sich unter Umständen ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte. Eine durchaus plausible Erklärung, wie der junge Flavius fand, traten doch gerade jene besonders schweren Erkrankungen des Körpers durchaus häufig mehrmals in den betroffenden familiae und gentes auf. Dann allerdings beugte er sich sichtlich interessiert etwas nach vorn, als nun der Tiberius seinerseits mit Neuigkeiten aufwarten konnte, um jedoch bereits nach den ersten Worten leicht die Stirn zu runzeln. Zwar war er nun schon eine geraume Zeit in Rom, doch konnte es dennoch gut möglich sein, dass er sich irrte. "Sagtest du Appius Cornelius Palma?", erkundigte er sich also, um sicherzugehen, dass er richtig gehört hatte, und kratzte sich kurz nachdenklich an der durchfurchten Stirn, um dann lächelnd anzuschließen, "Seltsam, ich hätte schwören können, der ehrenwerte Cornelius Palma hätte ein anderes Praenomen getragen. Aulus vielleicht?" Mit einem lockeren Schulterzucken und einem leichten Lachen fuhr er fort. "Wie dem auch sei, du siehst, die Götter strafen mitunter auch schon in jungen Jahren mit Vergesslichkeit. Palma ist jedenfalls zweifellos eine ausgezeichnete Wahl - Als zweifacher Konsul mehr als würdig, mit der Unterstützung seiner alten Truppen gewiss auch fähig, den Platz als princeps einzunehmen. Unter seiner Führung wird Rom ein neues goldenes Zeitalter erleben, strahlend vom edlen Glanz der mores maiorum.", steigerte sich der Flavius in exaltiert pathetische Vorfreude, "Aber ist er selbst in den Hergang der Dinge eingeweiht, oder soll er nicht in unseren Kreis aufgenommen werden?" Zweifellos gab es für beide Möglichkeiten gute Argumente, womöglich war die Entscheidung ja auch noch gar nicht getroffen worden.
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"Doch, ich hielt diesen Zug für klüger. Zum einen, um seine Kontakte zu nutzen - immerhin müssen die Loyalitätsbekundungen befreundeter Senatoren und Kommandeure möglichst rasch kommen, um die Unentschlossenen auf unsere Seite zu ziehen, zum anderen, weil ich ungern weitere Nachforschungen über das Ableben des Kaisers sehen würde, bei denen wir, die ihm auf den Thron geholfen haben, am Ende bei den Löwen enden."
Zwar war es hinreichend unwahrscheinlich, dass ein Kaiser diejenigen bestrafte, die ihn zu seinem Amt verholfen hatten - andererseits schuf die Bestrafung der Mörder des Vorgängers auch eine gewisse Form von Legitimität, derer sich ein sittenstrenger Mann wie Palma möglicherweise auch bedienen wollte. Dass dies außerdem dem komfortablen Vorteil hatte, dem neuen Kaiser ein Bewusstsein zu geben, in wessen Schuld er stand, verstand sich von selbst - und in Anbetracht von Männern wie Modestus war dies wohl auch schlichtweg praktisch.
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Nickend folgte Flaccus den Worten seines Patrons, als jener für die anscheinend bereits erfolgte Einweihung des Corneliers argumentierte. Seine Überlegungen waren schlüssig und folgten zwingend logischer Vorgehensweise - der junge Flavius fand keinen ernsthaften Grund, die Entscheidung des Tiberiers in Frage zu stellen. Aus diesem Grunde verlegte er sich schlichtweg darauf, ihr zuzustimmen: "Zweifellos. - Aber wenn du schon von den Löwen sprichst...", lenkte er in gekünstelter Weise das Gespräch auf einen anderen offenen Punkt des Plans, "Wurde bereits geklärt, wie genau es gelingen soll, Salinator festzusetzen? Die Prätorianer verweigern nun selbst mehrfachen Consuln und Censoriern den Einlass zu ihm, wie man hört...", spielte er in beinahe beiläufiger Weise auf ein nicht unerhebliches Moment der Verschwörung an, welches wenigstens für ihn durchaus noch unter dem Schleier der Ungewissheit sich verborgen hielt.
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"Ich hatte geplant, dass wir uns mit Gewalt Zugang zu Salinator verschaffen. Perfekt wäre es, wenn die Nachricht nachts eintrifft und wir bereits vorbereitet sind. Wir könnten uns etwa mit Gewalt Zugang zu seinem Haus verschaffen. Aber selbst bei Tag hätten wir die Überraschung auf unserer Seite. Wenn wir uns gut vorbereiten und ausreichend Bewaffnete nach Rom geschafft haben, werden wir die Leibgarde des Präfekten auch ausschalten können."
erklärte Durus seinen Plan. Ganz genau hatte er die Dinge selbstverständlich noch nicht durchgeplant, doch gab es Männer mit weitaus größerer militärischer Erfahrung unter den Verschwörern, die Derartiges vollbringen konnten.
"Problematischer erscheint mir der Zugang zu Valerianus. Wir müssen noch Zugang zu einem der Ärzte oder der Küchenhilfen im Palast zu Misenum gewinnen..."
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Flaccus hörte konzentriert zu, runzelte nachdenklich die Stirn, kratzte sich am Kopf. Er war nicht überzeugt. "Selbst, wenn es uns durch das Moment der Überraschung gelingt, Salinator festzusetzen, wo sollten wir ihn hinbringen und etwa gegen einen Angriff der Cohortes Urbanae oder der Praetorianer verteidigen? - Wenn es sich einrichten ließe, ihn durch Liktoren und Apparitores festzuhalten, würde das die Soldaten vielleicht irritieren, ob wir sie dadurch jedoch längere Zeit auf Abstand halten könne, bezweifle ich stark." Immerhin würde doch für die städtischen Einheiten nicht unbedingt klar sein, dass die Verhaftung Salinators rechtschaffenen Ursprungs wäre. "Den Zugang zu Valerianus gilt es ebenfalls geschickt einzufädeln, wobei ich denke, dass gerade die Ärzte uns ein Tor zu ihm sein könnten. Es ist doch allgemein bekannt, dass dieses Völkchen ein ganz außerordentliches Interesse an blinkenden Münzen hat, welches mitunter durchaus noch über dem Wohl der Patienten rangiert ..." In berechnend beiläufigem Ton plauderte der junge Flavius kaum missverständlich weiter. "Zufällig...", fuhr er dann fort, "... haben einige meiner griechischen Sklaven ausgezeichnete Kontakte zu einigen ihrer Landsleute, die hier in Italien ihrer Profession nachgehen und als iatroí ihr Unwesen treiben..." In Gegenwart des alten Tiberiers sprach er bewusst in abfälligem Ton von den Griechen, wusste er doch nicht, ob jener es nicht etwa wie Cato der Zensor hielt, und durch das philhellenische Gemüt des Flaviers irritiert wäre.
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"Nein, wir sollten ihn direkt aus der Stadt schaffen - vielleicht auf einen Landsitz oder an sonst einen geheimen Ort."
erklärte Durus seine Pläne mit Salinator. Im Grunde würde es aber auch nicht schaden, den Präfekten einfach zu töten - wenn Valerianus ihn nicht schützte, würde ihm wohl kaum jemand nachweinen und die Gegner der neuen Ordnung hatten keinen Kopf mehr. Allerdings würde eine Entführung möglicherweise moralisch besser aussehen, zumal man dann auch einen Schauprozess inszenieren konnte.
"Solltest du jemanden kennen, der einen der Ärzte des Kaisers kennt oder der Kontakt zu ihnen herstellen könnte, wäre dies allerdings überaus nützlich!"
erwiderte er dann interessiert. Zwar hatte auch Durus Ärzte, die ständig nach seinem Bein sahen - allerdings kannten diese niemanden, der in Misenum praktizierte...
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Ein zustimmendes Nicken des jungen Flaviers begleitete die Worte seines Patrons. "Zweifellos. - Ich halte es für einen überaus essentiellen Bestandteil zum Gelingen unseres Vorhabens, den Vescularier so früh als irgend möglich zu isolieren, und ihn vor allem von den städtischen Kohorten und den Prätorianern völlig abzuschneiden. Diese Maßnahmen haben beim Eintreffen einer positiven Nachricht aus Misenum zweifellos absoluten Vorrang ..." Auch der Andeutung durch die Beziehungen seiner griechischen Sklaven möglicherweise eine Bresche in die dicken Mauern des kaiserlichen Palasts zu schlagen, schien dem Tiberius ein willkommener Vorschlag. Wohlbedacht fuhr er also fort. "Natürlich kann ich noch nicht mit Sicherheit versprechen, einen solchen Kontakt herzustellen, doch ich werde mich ein wenig unter meinen Sklaven umhören...", machte er dann vage Andeutungen die im Prinzip nur genauso viel versprachen, wie sie auch im Unklaren ließen. Damit war er zweifellos auf der sicheren Seite.
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"Wir alle sollten in jedem Fall unsere vertrauenswürdigsten Klienten bewaffnen und bereithalten. Aber es wird uns schon gelingen, wenn die Überraschung und Fortuna auf unserer Seite sind."
erwiderte Durus freimütig - jetzt, nachdem sich möglicherweise ein Weg in den kaiserlichen Palast auftat, war er tatsächlich wieder ein wenig zuversichtlicher, denn ein Mann wie Salinator war doch kein ernsthafter Gegner für eine Koalition aus den edelsten und mächtigsten Geschlechter Roms.
"Hast du noch weitere Kritikpunkte an unserem bisherigen Plan, die wir intensiver bedenken sollten, ehe wir erneut in großer Runde zusammentreten?"
Einen Moment überlegte er, dann wurde ihm bewusst, dass sie vom eigentlichen Thema ein wenig abgeschweift waren:
"Ach ja, glaubst du, Annaeus Varus wird sich mit Cornelius Palma als unserem Kandidaten anfreunden können, auch wenn er Lucianus bevorzugt?"
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Bei den zuversichtlichen Worten seines Patrons schlich sich ein vages Lächeln auf die feinen Lippen des jungen Flaviers. Zweifellos war Fortuna eine mächtige Verbündete, doch im Ernstfall würde er primär auf die scharfen Waffen der Vertrauten denn die Unterstützung der wankelmütige Gottheit bauen. Einen kurzen Moment legte er daraufhin nachdenklich die Stirn in Falten, als der Tiberius ihn nach weiteren Kritikpunkten fragte, ehe er schließlich sanft den Kopf schüttelte. "Nein, ich denke damit ist alles klar.", meinte er zögerlich und blickte geradewegs in die grauen Augen des alten Mannes. Jener schien selbst einen Moment seinen eigenen Gedanken nachzusinnen, ehe er das Gespräch wieder zum Beginn zurückführte - fast jedenfalls. "Annaeus Varus?", fragte Flaccus etwas erstaunt nach, "Etwa der praefectus Aegypti?" Von dessen Verwicklung in die Belange der Verschwörer hatte Flaccus ja noch gar nichts mitbekommen. - Bereits im nächsten Moment jedoch wurde er des Beginns ihres Gespräches gewahr, und erkannte, dass sein Patron wohl etwas die Namen durcheinander gebracht hatte. Er war ja nicht mehr der Jüngste. "Du meinst sicherlich Annaeus Modestus... Ich bin davon überzeugt. - Du darfst nicht vergessen: Im Grunde wollte er Maioranus auf den Thron bringen. Doch er war durchaus bereit, seine Forderungen zugunsten der Entscheidungen der Verschwörer hier in der Stadt fallen zu lassen. Auch wenn er nun selbst Vinicius Lucianus vorgeschlagen hat, so wird er sich der Wahl zweifellos beugen, wenn sie von einer Mehrheit der Verschwörer getragen ist. Darüber hinaus kennst du seine opportunistische Einstellung ...", tat der Flavier nun seine Meinung kund. Kein Zweifel - der Annaeer würde auf Linie bleiben.
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Durus schüttelte kurz verwirrt den Kopf - wie war er auf Annaeus Varus gekommen? Aber sein Klient hatte ja offensichtlich verstanden und auch seine Einschätzung wirkte beruhigend. Letztlich würde es bei ihm wohl ablaufen wie bei allen anderen auch - wenn sie entschlossen handelten und der Gegner nicht zum Zuge kam, würde er auf ihrer Seite stehen.
"Nun, damit werden wir uns zufrieden geben müssen."
Ein etwas selbstloserer Partner war dem alten Tiberier zwar lieber, aber immerhin wurde der Annaeer damit einschätzbar.
"Nun, ist damit alles geklärt?"
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"Ja, ich denke, damit wäre alles geklärt...", meinte Flaccus und nahm einen Schluck Wein. Dann bewegte sich das Gespräch weg von der mitunter etwas mühsamen Politik und hin zu den weitaus erbaulicheren Dingen des Lebens wie etwa der Kunst und Philosophie, bis der Tiberier seinen Klienten schließlich nach einigen Stunden verließ - er war ja nicht mehr der Jüngste.
~finis~
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