Atrium | officii causa

  • Mit langen Schritten kam der gesuchte Flavier dem in das Atrium geleiteten Decimer entgegen. Er war in eine schlichte Tunika gewandet und machte den etwas erschöpften Eindruck eines hart arbeitenden Mannes. Seine Rasur war flüchtig ausgefallen und darob alles andere als perfekt und ein leichter Schatten lag über seinen Augen. Dennoch war er patricius genug, um selbst in diesem etwas müden Zustand noch das würdige Erscheinungsbild eines aufrechten Römers und wahren Flaviers abzugeben, seinen Ahnen gerecht.


    "Salve Decimus.", rief ihm Flaccus schon durchs Atrium entgegen, als er noch mit langen Schritten auf ihn zuging. Mit einer großen Geste wies er, als er schließlich bei ihm angekommen war, auf eine kleine Sitzgruppe aus zwei Klinen etwas abseits. "Bitte nimm' doch Platz." Interessiert musterte er die militärischen Auszeichnungen des jungen Mannes, Phalera und Torques. "Was kann ich für dich tun?"

  • "Salve Flavius." grüßte ich zurück.


    " Ich komme gleich zur Sache, das spart Zeit." Er sah überarbeitet aus. Du gönnst dir zu wenig Ruhe Flavier. Zwei weitere Ämter und du bist ausgelaugt und zu nichts mehr zu gebrauchen.

    " Es geht um mein Erbe. Dein Vorgänger hat die Urkunde er halten, dass ich das Erbe des Titus Decimus Verus, mein Onkel, annehme. Was mich interessiert, was beinhaltet das Erbe und wann wird es auf mich übertragen." Mehr wollte ich nicht wissen.

  • "Nur zu...", nickte der Flavius zustimmend, als der Decimus Massa den pragmatischen Vorschlag machte, sogleich zur Sache zu kommen, denn er kam dem, von den Bergen an Arbeit, mit denen er sich in der ersten Zeit seines Amtes konfrontiert sah, durchaus geschlauchten jungen Mann nur recht. Nachdenklich runzelte er jedoch die Stirn, als der Soldat fortfuhr und strich sich bedachtsam die Oberlippe entlang. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. "Es tut mir außerordentlich leid, Decimus, doch ich fürchte, dass ich dir in dieser Angelegenheitnicht behilflich sein kann.", meinte er schließlich, "Ich bin in den Erbschaftsprozess des Decimus Verus leider nicht involviert. Wenn du sagst, du wärst bereits mit einem meiner Vorgänger in Verbindung getreten, so kann ich dir nur raten, dich nochmals an ihn zu wenden. Möglicherweise hat er auch einen meiner neun collegae mit dieser Angelegenheit betraut..." Ein entschuldigendes Lächeln schloss sich an.

  • Wozu hatte ich mir den Weg hier her gemacht. Was sollte ich bei seinem Vorgänger. Der schickte mich wieder zu ihm. Von Pontius zu Pilatus sagte man so schön. Ich hatte nicht die nötige Zeit in Rom Runden zu laufen. Die Ludi Romani gingen ihrem Ende entgegen. Frei war ein Fremdwort für einen Legionär. Ich musste es mir beim Centurio erkaufen. Patrizier, saß seine Amtszeit ab, nur alles von sich weisen, es könnte Arbeit machen, die Unterlagen aus den archiven zu ordern. Als ob er selber laufen müsste. Solchen Schnöseln legen wir die Welt zu Füßen. Opfern unser Leben, damit sie Datteln, Stoffe und was sonst noch alles aus Ägyptus bekommen. Ein unschönes Gefühl stieg in mir hoch. Ich musste hier weg.


    " Danke, Flavius. Ich bin Legionär, diene Rom und dem Kaiser. Für weitere Wege in der Frage läßt mir der Dienst keine Zeit. Entschuldige, das ich meine und besonders deine kostbare Zeit verschwendet habe. Ich glaubte nach den Aussagen in der Basilika Ulpia, hier den richtigen Mann gefunden zu haben, der sich um Erbschaftsangelegenheiten kümmert. Es tut mir Leid, dass ich nicht eher kommen konnte um mit deinem Vorgänger zu sprechen. Ich hatte für Rom in der Wüste von Ägyptus zu tun."

    Valete. Einen angenehmen Tag wünsche ich. "


    Sein Lächeln konnte er behalten. Ich stand auf, salutierte und verließ unverrichteter Dinge die Villa.

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