Es musste etwas passieren, so konnte es nicht weiter gehen. Nur weil sie einander aus dem Weg gingen, bedeutete das noch lange nicht, dass damit das Problem an sich aus der Welt geschafft war. Bisher hatten sie es tunlichst vermieden noch einmal auf ihre misslungene Hochzeitsnacht einzugehen. Aber nun war schon eine gewisse Zeit verstrichen und sie konnten ja einander nicht ewig aus dem Weg gehen und ewig das Thema meiden. Das Thema musste angesprochen werden oder aber am besten sie schafften dieses Problem direkt aus der Welt.
Entschlossen dieses Problem anzugehen, suchte sie nun ihren Gatten auf. Dafür hatte sie ein Kleid gewählt, dass mehr enthüllte, als verbarg. Ein Kleid aus zartblauer Seide mit einem tiefen Ausschnitt, fast durchsichtig, welches ihre jugendliche Figur umschmeichelte. Dazu passend war ihr Haar frisiert, in kleinen Löckchen kringelte es sich offen über Schulter und Rücken. Einen leichten Duft von Rose und Amber hatte sie aufgelegt. So zurecht gemacht, suchte sie nun ihren Gatten auf. Vorher hatte sie sich natürlich bei den Sklaven erkundigt, ob er denn beschäftigt war. Die Antwort darauf war, dass er wohl eigentlich immer beschäftigt war. Also hatte sie einfach einen Zeitpunkt gewählt, an dem sie ihn ungestört aufsuchen konnte.
Er war im Tablinum, dort hatte er sich sein Officium eingerichtet. Sie klopfte federleicht gegen den Rahmen und zog den Vorhang dann einfach bei Seite. „Hast du einen Moment für mich?“ fragte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einen überaus verführerischen Augenaufschlag. Den Stirn bei den Hörnern packen … so oder so ähnlich … nur nicht einfach davor zurück schrecken, dass er vielleicht beschäftigt wirkte!