Auch wenn gerade beim Consulat oft zwei Männer gemeinsam antraten, so musste doch jeder einzelne für seine Kandidatur vor dem Senat Rede und Antwort stehen.
"Auch Publius Matinius Agrippa bewirbt sich um das Consulat."
Auch wenn gerade beim Consulat oft zwei Männer gemeinsam antraten, so musste doch jeder einzelne für seine Kandidatur vor dem Senat Rede und Antwort stehen.
"Auch Publius Matinius Agrippa bewirbt sich um das Consulat."
Für diesen Termin vor dem Senat verzichtet er auf seinen Stützsklaven und schreitet auf seinen Stock gestützt nach vorne.
"Patres Conscripti
Ich bin ein alter Mann, dies ist wohl nicht zu leugnen, aber bringt das Alter nicht auch viel Gutes hervor? Durch mein Alter haben mich die Götter mit Weisheit, Klugheit und Vernunft gesegnet. Ich bin geistiger vitaler als zu Zeit meines Consulates. Diese Tugenden und meine Vitalität will ich zum Wohle Roms nochmals nutzen und mich gemeinsam mit Marcus Vinicius Lucianus, einem ebenfalls sehr weisen und vernünftigen Mann, um ein zweites Consulat zu bewerben. Ein Consul kann vieles bewerkstelligen, aber ein Consulatspaar, welches sich versteht und dieselben Ziele vertrifft, ist unschlagbar und Rom kann davon nur profitieren. Wir wollen aus Rom einen noch besseren Ort machen, als er bisher ist.
Verehrte und hochgeschätzte Senatoren, ich bitte euch um eure Unterstützung. Vielen Dank.
Auch die Rede des Mitkandidaten von Lucianus war mehr als dürftig. Genaugenommen brachte sie nur Dinge zum Ausdruck, die gegen den Alten sprachen. Da der Erfolg einer Kandidatur jedoch üblicherweise auch vom Mitkandidaten abhing, musste der alte Tiberier sich auch hier auf die Zunge beißen und Lobestöne statt Kritik verlauten lassen, die den Matinier vielleicht etwas besser dastehen ließen.
"Auch ich kann die Worte von Matinius Agrippa bestätigen, denn mir geht es ebenso. Je älter ein Mensch wird, desto erfahrener ist er und desto besser vermag er, die Herausforderungen der Zukunft mit dem Bewährten anzunehmen!
Doch wird manch einer sagen: Auch ich bin alt! Soll ich auch Consul werden?
Selbstredend spricht noch sehr viel mehr für Agrippa Dives Felix, wie ihn mancher nennt: Bei ihm handelt es sich um einen Liebling der Götter! Jahrelang verwaltete er aufs Erfolgreichste die Provinz Hispania, amtierte bereits als Consul und sogar als Censor! Und wer mag dies unter uns schon von sich behaupten können?
Ein derartig sittenstrenger Mann wird Rom zweifellos von Nutzen sein und gemeinsam mit Vinicius Lucianus, einem weiteren erfahrenen Mann, werden die beiden die Res Publica wohl leiten und wahren! Darum werde ich den beiden meine Stimme geben. Ich hoffe, ihr tut es ebenfalls!"
Damit hatte der alte Tiberier quasi alle Fakten, die nach seinem Dafürhalten für Agrippa sprachen, noch einmal herausgestellt. Ob dies allerdings reichen würde, bezweifelte er auch diesmal. Doch es musste gelingen! Zum Wohle Roms! Und wenn ein alter Patrizier, der allgemein nicht unbedingt als Freund der Matinier bekannt war, sich so deutlich auf ihre Seite stellte, dann konnte das möglicherweise doch den ein oder anderen Unentschlossenen bewegen...
Nachdem schon Vinicius Lucianus die Kandidatur des Matiniers angesprochen und darauf Bezug genommen hatte, hatte Macer die Rede des alten Matiniers noch gespannter erwartet, doch zu seiner Enttäuschung fiel sie kaum informativer und länger aus als jene des Viniciers. Sie schien in ihrer Art und Form schon fast ihrem eigenen Inhalt zu widersprechen und Macer musste aufpassen, seine Rückfrage an den Kandidaten nicht zu impulsiv zu formulieren. "Matinius Agrippa, nicht viele Männer trauen sich, öffentlich die Vorteile ihres Alters zu vertreten und offensiv damit zu werben, so wie du es tust. Meine Anerkennung ist dir dafür gewiss. Doch um dir meine Stimme zu geben, würde ich schon gerne hören, auf welche Weise du Rom zu einem besseren Ort machen willst. Dein erstes Consulat ist zweifellos in positiver Erinnerung und wenn du nun deinen Worten zufolge noch vitaler im Geiste bist, was dürfen wir dann an Steigerung gegenüber deinen bisherigen Taten erwarten?"
In einem Alter in dem sich Matinius Agrippa befand gerade damit zu werben, war schon bemerkenswert. Mindestens die Hälfte seiner Altersgruppe war dement, senil, gebrechlich oder wenigstens regelmäßig krank. Viele Römer wurden nicht mal so alt. Wieviele Jahre lag das Consulat jetzt zurück? Zuviele um sich daran zu erinnern. Auch hier schien es eine Abmachung mit den Patriziern zu geben. Erneut lupfte Avarus seine linke Augenbraue. Was führte man im Schilde. Warum holte ein Vinicius Lucianus den schon längst im Ruhestand verschwundenen Matinius Agrippa aus der Gruft zurück, um sich für das Amt des Consularen ein zweites Mal aufstellen zu lassen? Noch dazu war auch hier nichts davon zu erfahren, was denn nun Rom in der nächsten Amtszeit besser machen sollte. Wieder war es Senator Purgitius, der als Erster die Fragenrunde begann. Doch wenigstens hier wollte Avarus ebenfalls gleich mit einsetzen. Das war doch auch ein gutes Mittel zu prüfen wie es wirklich um die Vitalität stand. Immerhin hatte der Senator Matinius damit Gelegenheit zu zeigen, das er sich noch mehr als eine Frage merken konnte...
"Du sprichst von gleich gesetzten Zielen mit dem Bewerber Vinicius Lucianus, Matinius Agrippa, aber Ihr lasst uns trotzdem im Dunkeln tappen. Mit welch großartigen Leistungen für Rom wirbst Du um unsere Stimmen bei der nächsten Wahl zum Cursus Honorum?"
Das Durus ihn unterstütze war wohl der Verdienst von Lucianus, er hatte also mit ihm gesprochen. Er blickte danach zum Senator Macer.
"Ich und Lucianus könnten gemeinsam viel bewegen.
Nehmen wir den Handel für Senatoren. Wir sind eingeschränkt und es muss nochmals überprüft werden, ob die Einschränkungen weiterhin bestand haben dürfen. Seid dieses Regelung in Kraft getreten ist, ist viel Wasser den Tiber hinab geflossen. Dafür soll es eine Debatte geben und wir würden versuchen, diese Bedürfnisse in einer Gesetzesänderung anzupassen.
Ein weiterer Punkt ist die Hürde des Senats, diese liegt momentan für die Annahme eines Dekrets bei 60 %, meiner Meinung nach, sollte diese Hürde bei 51 % der Stimmen liegen.
Die Steuerfreiheit für Senatoren will ich ein allerletztes mal zur Abstimmung vorlegen, sollte sie wiederum abgelehnt werden, schwöre ich einen heiligen Eid, dass ich diese Vorlage nie mehr einbringen werde und mich bei zukünftigen Abstimmungen enthalte.
Desweiteren würden wir uns um das Ulpianum kümmern, wir sehen es als unsere Pflicht, dass dieses stolze Gebäude möglichst bald fertiggestellt wird und wären gar bereit einen Teil der Zusatzkosten zu tragen. D.h. falls uns der Senat dies gewährt ..."
Macer wurde den Eindruck nicht los, dass der alternde Consular hier zwar das eine oder andere politische Ziel nannte, vor allem aber seine wirtschaftlichen Interessen im Blick hatte. Er schien diesbezüglich in der letzten Zeit deutlich aktiver gewesen zu sein, als Macer es mitbekommen hatte. Aber er vermutete, dass er über ein Netz von Mittelsmännern verfügte, dass mindestens so ausgedehnt war wie seine Ländereien. Aber immerhin waren seine Ankündigungen bei Weitem nicht so spektakulär wie diejenigen seines Mitkandidaten Vinicius Lucianus. "Das heißt, du möchtest dich einzelnen programmatischen Punkten der Politik und vor allem der Wirtschaft zuwenden, während du deinem Mitkandidaten die großen Fragen der Politik überlässt?" erkundigte er sich, ob er die Aufgabenverteilung zwischen den Beiden richtig verstand.
Hm da hatte er jetzt mehr erwartet. Alles Themen, die unendliche Male bereits die Hallen des Senats durchlaufen hatten und nie fand sich eine richtige Mehrheit. Alles in Allem sah es so aus, als wäre das oberste Ziel die Taschen der Senatoren weiter zu füllen und deren Wohlstand aufrecht zu erhalten. Ihm war nicht ganz klar, wie das Kandidatenpaar die Unterstützung der Patrizier in diesen Themengebieten bekommen hatten... war es vielleicht eine Einzelaktion des Martinius? Ohne Frage waren dies jene Vorschläge, die gerade bei den alten Gentes immer wieder auf massiven Widerstand gestoßen waren.
Freilich gab es immer einen führenden Consular und einen Zweiten im Schatten dessen. Das sich aber der Ältere von Beiden, der in seiner "flammenden" Antrittsrede das weise Alter geadelt hatte nun mit dem Sonnen freien Platz zufrieden sein sollte, war Widerspruch genug. So recht glaubte Avarus noch nicht daran, das gerade diese Konstellation das Beste für Rom war und er würde die weiteren folgenden Worte genaustens prüfen, um die Wahl Stimme nicht leichtfertig zu verschleudern.
"Wirtschaftspolitik ist ein wichtiger Teil und da ist es nur mehr als selbstverständlich, dass man sich als Consul darum kümmert. Ich werde mich voller Tagendrang gemeinsam mit Vinicus Lucianus um die grossen Fragen der Politik kümmern. Wir werden als Consul amten, wie es viele bereits vor uns taten und nach uns tun werden ..."
Die Ankündigung des Matiniers war kaum erfreulicher als die seines Mitkandidaten und Durus musste sich auf die Zunge beißen - genau dies waren die Dinge gewesen, die er damals bei den Debatten stets bekämpft hatte! Doch um seiner Sache willen musste er wohl gute Miene zum bösen Spiel machen - allerdings hätten Lucianus und Agrippa wohl ein wenig rücksichtsvoller sein können. Dass er den Kandidaten nun nicht in der Luft zerriss, war wohl das größte Zugeständnis, das er hier machen konnte...
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