Officium des Tribunus Angusticlavius Iullus Quintilius Sermo

  • "Gut, dann lasst die Männer morgen zur hora prima zum Appell Antreten. Ich werde eine kurze Einweisung geben und dann kann die Arbeit auch schon losgehen. Abite!" Damit waren die Männer entlassen. Die Arbeit konnte beginnen. Sermo freute sich schon tierisch. Aber wenigstens machten die Centuriones einen ordentlichen Eindruck auf ihn. Die Wallarbeiten beeindruckten sie wohl nicht im geringsten, nachdem sie den Feldzug überstanden hatten.

  • "Soll reinkommen", gab Sermo dem Soldaten knapp zu verstehen. Er setzte sich aufrecht hin und versuchte nicht so müde zu wirken, denn der viele Papierkram erschöpfte ihn nach seiner langen Krankheit immer noch recht schnell. Dann sah er erwartungsvoll dem Gymnasiarchos entgegen.

  • Cleonymus und der junge Grammateos, der ihm seitens des Gymnasions als Ephebe zugestellt worden war, betraten das Officium des römischen Offiziers und Cleonymus grüßte in ihrer beider Namen ...


    "Sei gegrüßt Tribunus, ich bin Cleonymus, Gymniasarch der Polis Alexandria und dies ist Kapaleidonis, mein Grammateos oder eben Scriba! Ich hoffe wir kommen nicht ungelegen!?"

  • "Chaire, ehrenwerter Gymnasiarchos", begrüßte Sermo den Eintretenden. Er erhob sich und reichte dem obersten Lehrmeister Alexandrias die Hand. Den Grammateos begrüßte Sermo ebenfalls mit Handschlag. Dann bedeutete er den beiden sich zu setzen. "Es ist mir immer eine Freude die Vertreter der großartigen Polis Alexandria in diesem bescheidenen Legionslager zu begrüßen. Insofern kommt ihr keineswegs ungelegen, nein." Er nahm ebenfalls Platz und lächelte freundlich. "Nun, was führt euch hierher?"

  • Cleonymus freute sich über die freundliche Begrüßung, wenngleich er nicht in der Lage war zu erkennen ob es sich um ehrliche Freundlichkeit handelte oder ob er hier nur zur Abwechslung einen fähigen Offizier vor sich hatte ...


    "Es geht um den Bürgerkrieg, worum sonst sollte es auch gehen ind diesen Zeiten. Ich bin schon einige Jahre fast schon Jahrzehnte Teil des Pyrtaneons, Tribunus. Ich habe hier so einiges kommen und gehen sehen, doch was wir noch nie hatten ist so viel Getreide das es uns unter dem Hintern wegfault. Alexandria und mit ihm ganz Aegyptus befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, wir verfügen über unzählige Reichtümer und Waren, haben aber keine Kunden an die wir sie verkaufen könnten und vielen unserer Nachbarn geht es ähnlich. Wenn Rom oder wem auch sonst wir in Zukunft unser Getreide verkaufen können nicht bald wieder seine Häfen öffnet, müssen wir damit rechnen das sich unsere Nachbarn etwas vom Kuchen abschneiden wollen wenn sie schon kein Brot mehr zum Essen haben! Und da der Praefetus Aegyptii nicht zu erreichen ist hoffte ich hier auf einen wachen Geist zu treffen!"

  • Natürlich ging es um den Krieg. Es ging immer nur um den Krieg. Sermo hätte damit rechnen müssen, dass er jetzt eine Beschwerde oder Gejammer zu hören bekam. Aber letztlich konnte Sermo das Problem verstehen, mit dem Cleonymus zu ihm kam. Nachdenklich fuhr der Quintilier sich über den Bart, während er einen Moment lang abwartete, bevor er zögerlich antwortete


    "Ich verstehe deine Sorge", drückte er zunächst einmal sein Begreifen der Situation aus. "Einen wachen Geist hast du vor dir", erklärte er sodann. "Hast du einen Vorschlag, wie das Problem zu lösen sei?" Bevor Sermo nun anfing sich selbst Gedanken zu machen, wollte er zuerst erfragen, ob der Gymnasiarchos nicht schon selbst eine Lösung für sein Problem erarbeitet hatte, bei deren Umsetzung er nun nur noch Hilfe von den Legionen erhoffte.

  • Posca mochte es nicht dass der Tribun nun hier das sagen hatte, solange der praefectus nicht anwesen war. Was waren schon die Tribunen? Im Prinzip meistens reiche Kinder irgendwelcher Senatoren oder hohen Tiere die keine Ahnung hatten wie es bei der Legion aussah, aber am Ende doch das Sagen inne hatten. In diesem Fall hatte er aber keine andere Wahl, das Loch im Wall musste gemeldet werden.


    "Cenutrio Trebellius Posca möchte den Tribunus Angusticlavius sprechen. Eine dringliche Angelegenheit."

  • Der Adjutant des Tribuns sah von seinem Schreibtisch auf und erblickte den fetten Posca. Kurz musste er überlegen, dann nickte er und hieß den Centurio einen Augenblick warten, während er im Raum des Tribuns Meldung machte. Daraufhin kam er wieder und sagte: "Hereinspaziert." Dann widmete er sich schon wieder seinem Schreibkram.


    Der Tribunus Angusticlavius war im Übrigen im Gegensatz zu den senatorischen Tribunen kein ahnungsloses Jüngelchen, das von seinem Vater zur Legion gepäppelt worden war. Vielmehr handelte es sich bei den ritterlichen Tribunen um Berufsoffiziere, die im Stab der Legion die wichtigsten Aufgaben wahrnahmen und im Kriegsfall gemäß den Befehlen des Praefectus Legionis das Kommando auf dem Felde hatten.
    "Salve Centurio. Was ist denn so dringlich?"

  • Posca war überrascht, denn der Tribun wirkte nicht wie viele andere Tribunen, aber er musste zugeben auch selten einem Angusticlavius begegnet zu sein. Diese waren bisher in Aegyptus nicht so häufig anzutreffen gewesen.
    "Salve Tribun. Ein paar Rekruten haben ein Loch im Wall entdeckt, verdeckt mit einer Hütte. Anscheinend haben wir einen Maulwurf im Lager der unsere Sicherheit untergraben will. Ich siniere bereits darüber wen ich hierfür abstellen soll, wenn der Maulwurf sein Loch erweitern will, und das wird er, dann werden wir ihn schnappen."


    Er atmete schwer, das Wetter war eine Last, aber auch seine Gedanken.
    "Tribun ich möchte ebenfalls darauf hinweisen dass unsere Offiziere nicht mehr ausreichen alle Cohorten zu befehligen, in meiner Centurie fehlen bereits drei Optiones. Gleichzeitig bekommen wir stetig neue Rekruten, es wäre in meinen Augen wünschenswert dass einige Soldaten befördert werden um die Ausbildungslage zu verbessern."

  • Apollonius trat in das Officium ein und meldete sich in Grundstellung beim Adjutanten des Tribuns. "Tiro Tiberius Sergius Apollonius möchte nachfragen ob der Centurio Posca anwesend und sprechbar wäre." Apollonius hoffte inständig das Posca da war.

  • Cleonymus grübelte kurz, letztendlich würde das jedoch schwer werden, immerhin war die Marktwirtschaft hier in Alexandria nicht wirklich darauf ausgelegt sich in solch einer Sittuation selbst zu helfen, was selbstverständlich auch beabsichtigt war ...


    "Nun sicher gäbe es Möglichkeiten, die Erzeugnisse anderweitig zu verkaufen, aber was geschieht wenn Rom wieder befriedet wird und die Nachfrage Roms zurückkehrt?! Die Händler sind ja nicht ohne Grund nur auf diesen einen "Kunden" eingestimmt. Ich denke besser wäre vielleicht wenn die Legionen etwas Präsenz zeigen könnten und vielleicht gerade in diesen Zeiten ein wenig mehr Geld in den Städten der Umgebung ausgeben würden, das würde viele daran errinnern das es einen römischen Teil gibt der sie nicht im Stich gelassen hat und so auch von dummen Ideen abbringen!"

  • Zitat

    Original von Cleonymus
    "Ich denke besser wäre vielleicht wenn die Legionen etwas Präsenz zeigen könnten und vielleicht gerade in diesen Zeiten ein wenig mehr Geld in den Städten der Umgebung ausgeben würden, das würde viele daran errinnern das es einen römischen Teil gibt der sie nicht im Stich gelassen hat und so auch von dummen Ideen abbringen!"


    Sermo legte die Stirn in Falten und dachte einen Moment nach. Dann sagte er:
    "Etwas mehr Präsenz könnte wohl nicht schaden, da stimmte ich dir zu. Ich werde meine Vorgesetzten über deiner Bitte in Kenntnis setzen. Sollten die Mannschaften in Alexandria aufgestockt werden, lasse ich es dich wissen. Würde das zu deiner Beruhigung beitragen?"

  • Zitat

    Original von Aulus Trebellius Posca
    Posca war überrascht, denn der Tribun wirkte nicht wie viele andere Tribunen, aber er musste zugeben auch selten einem Angusticlavius begegnet zu sein. Diese waren bisher in Aegyptus nicht so häufig anzutreffen gewesen.
    "Salve Tribun. Ein paar Rekruten haben ein Loch im Wall entdeckt, verdeckt mit einer Hütte. Anscheinend haben wir einen Maulwurf im Lager der unsere Sicherheit untergraben will. Ich siniere bereits darüber wen ich hierfür abstellen soll, wenn der Maulwurf sein Loch erweitern will, und das wird er, dann werden wir ihn schnappen."


    Er atmete schwer, das Wetter war eine Last, aber auch seine Gedanken.
    "Tribun ich möchte ebenfalls darauf hinweisen dass unsere Offiziere nicht mehr ausreichen alle Cohorten zu befehligen, in meiner Centurie fehlen bereits drei Optiones. Gleichzeitig bekommen wir stetig neue Rekruten, es wäre in meinen Augen wünschenswert dass einige Soldaten befördert werden um die Ausbildungslage zu verbessern."


    Der Tribunus Angusticlavius ansich war Mitglied des Legionsstabs. In jeder Legion gab es insgesamt fünf von ihnen. Ein Centurio, der selten einen solchen Tribun zu sehen bekam, konnte eigentlich nur blind oder tot sein.


    "Salve Centurio", erwiderte Sermo den Gruß, nur um wenig später die Stirn arg zu runzeln. "Ein Loch im Wall, sagst du? Wer hat an diesem Abschnitt Wachdienst gehabt und wann? Lässt sich herausfinden, wie lange dieses Loch dort bereits vorhanden ist? Wem gehört die Hütte? Hol mir den Saukerl her, der das verbockt hat!" Sermo war not amused. Ein Loch in seinem Wall? Was sollte denn dieser Mist? Und zu welchem Zweck sollte sich ein Maulwurf überhaupt hier einschleusen? Über ein Loch? Wenn er doch durch das Tor gehen konnte! Das machte alles ziemlich wenig Sinn, wie der Quintilier fand.


    "Wodurch sind die Ausfälle bedingt?", wollte Sermo dann erstmal wissen. Er konnte sich nicht erklären, warum plötzlich drei Optiones fehlten. Hatte es eine Krankheitswelle im Lager gegeben, von der er noch nichts wusste? Vielleicht hatte er während seiner eigenen Krankheit ja noch so einiges verpasst.
    "Hast du denn Kandidaten an der Hand, die beförderungsfähig sind? Dann können wir das Problem ja zügig beheben."

  • Sim-Off:

    Kann nun auch mal wieder :)


    "Ich lasse prüfe wer genau Wachdienst hatte, der Tiro Sergius Appolonius hatte das Loch zumindest entdeckt. Wir finden den Kerl schon Tribun, dann wird er seine Strafe erhalten." Es war nicht nur Poscas persönliche Angelegenheit, immerhin fiel so etwas unter seinem Dienst deutlich mehr ins Gewicht. Ein Loch im Wall wir keine Kleinigkeit sondern eine ernste Gefahr für alle Legionäre.


    Was allerdings die Beförderungen anging konnte er nicht fiel berichten, zumindest nicht aus seinen eigenen Reihen.
    "Von meinen eigenen Leuten hätte ich direkt niemanden, meine Optiones sind noch frisch im Amt und von den einfachen Legionären ist ebenfalls keiner dabei den man befördern könnte, die haben ja bisher nichts geleistet außer Übungen und Schanzen." Da fiel ihm einer der Eques ein die bei den Marschübungen dabei waren. "Was ist denn mit diesem Terentier, Thyrsus heißt er glaube ich. Hatte der nicht diesen wahnwitzigen Botengang für den Legaten erledigt? Ich hatte ihn bei einigen Übungen mitgenommen, scheint mir ein fähiger Mann zu sein und was man so hört scheint er nach diesem Botenritt keine große Begeisterung mehr für den Gaul aufbringen zu können, schätze sein Hintern tut noch immer weh. Etwas marschieren könnte dem doch nicht schaden."

  • Sim-Off:

    Freut mich. :)
    Ich gehe übrigens hier noch davon aus, dass Apollonius lebt, nur zur Klarstellung. Später können wir ja seine Bestattung usw. ausspielen.


    "Ich erwarte bereits morgen Meldung über deine Erkenntnisse", tat Sermo unmissverständlich kund.
    "Und bring mir morgen auch diesen Tiro her, ich will noch einmal von ihm hören, wie es zu der Entdeckung kam. Hatte er Wachdienst zu der Zeit?" Dass der Mann bald nichts mehr würde sagen können, konnte Sermo in diesem Moment ja noch nicht ahnen.


    "Lucius Terentius Thyrsus?", fragte Sermo nach, hellhörig geworden. Dieser Kerl kam ihm offensichtlich ständig wieder vor die Nase. Erst kürzlich war er doch im Valetudinarium gewesen, um von dem Mann Meldung erstattet zu bekommen. Und jetzt sollte der Optio werden? "Gut, wenn du morgen sowieso zur Meldung über dieses Loch reinkommst, bring auch diesen Terentius mit. Ich will mit ihm reden."

  • Am Tag darauf brachte Posca den Eques Terentius Thyrsus mit sich zum Tribun, ebenso hatte, er wie ihm aufgetragen wurde, nach dem Tiro rufen lassen. Leider gab es hier schlechte Neuigkeiten, der Tiro hatte einen Unfall und war bereits verstorben, diese Meldung würde er nun ebenfalls dem Tribun überbringen müssen. Praktisch, wenn man es so sehen konnte, war die Tatsache dass der Terentier den toten Tiro gefunden hatte und damit direkt selbst Bericht erstatten konnte.


    "Centurio Posca meldet sich wie befohlen, habe den Eques Thyrsus dabei. Tribun, der Tirones welcher das Loch entdeckt hat ist leider bei einem Unfall im Badehaus verstorben, der Eques kann hierzu bericht erstatten, er war zufällig ebenfalls anwesend."

  • Cleonymus nickte zufrieden, das ihm überhaupt jemand zugehört hatte war schon mehr Entgegenkommen als er von Sermo's Vorgängern gewohnt war ...


    "Du erreichst mich jederzeit im Kapeleion Archaon, Tribun! Und komm uns ruhig mal besuchen in Alexandria, mein Gasthaus hat auch ein passendes Zimmer für so edle Gäste wie dich!"


    Doch nun war der Gymniasarchos schon wieder etwas erschöpft, Gespräche Schienen sich in letzter Zeit stark in die Länge zu ziehen ... Zumindest für ihn fühlte es sich stets so an als warte sein Gegenüber bereits wieder seit Stunden auf eine Erwiederung ...


    "Danke das du einem alten Mann Gehöhr geschenkt hast Tribun, mögen die Götter ein gutes Auge auf dich werfen!"


  • Die Zeit fliegt. Jahre vergehen wie Stunden. In Parthia fallen Dattelsäcke um. Sermo war ein geduldiger Mann. Ein bisschen Gemach konnte in diesen hektischen Zeiten des Krieges nie schaden.


    "Das Angebot werde ich gern einmal in Anspruch nehmen", sagte Sermo höflich.


    "Und mögen sie dich noch für viele Jahre mit Gesundheit und Tüchtigkeit bereichern", erwiderte er dann die guten Wünsche des Gymnasiarchos. "Du bist mir jederzeit wieder willkommen." Er erhob sich und reichte Cleonymus die Hand zum Abschied.

  • Zitat

    Original von Aulus Trebellius Posca
    "Centurio Posca meldet sich wie befohlen, habe den Eques Thyrsus dabei. Tribun, der Tirones welcher das Loch entdeckt hat ist leider bei einem Unfall im Badehaus verstorben, der Eques kann hierzu bericht erstatten, er war zufällig ebenfalls anwesend."


    "Ah, Centurio. Herein mit euch!", winkte Sermo die beiden Milites in sein Officium. Moment, zwei? Das sollten doch drei sein. Der Centurio lieferte auch gleich eine Erklärung.


    "Wie bedauerlich", kommentierte der Tribun die Todesmeldung. "Nundenn, Eques Terentius. Was kannst du zu diesen Vorkommnissen am Wall berichten?"


    Sim-Off:

    Wo bleibt Thyrsus denn? :D

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