[Villa Rustica] Marcus Aurelius Verus



  • Villa Rustica des Marcus Aurelius Verus


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    Ungefähr drei Stunden von Mantua entfernt, liegt die Villa Rustica der Familie des Marcus Aurelius Verus, Sohn des Lucius Aurelius Batiatus, in süd-westlicher Richtung.
    Er verfolgte eine solide politische Karrire in Mantua bis zum Duumvir und gehörte dem Ordo Decurionum an, in dem er viel für die Bürger der Stadt tat und somit ein gutes Ansehen genossen hatte. Höhere, überregionale politische Ziele verfolgte er jedoch nicht, da er sich eher dem Geschäft widmete. Nachdem er reich geerbt hatte, ließ er sich die Villa Rustica und zog so mit seiner Frau Tarpeia Rufina und seinen Kindern aufs Land. In Mantua blieb er die ersten Jahre allerdings noch halbwegs präsent, bis er sich dann im gesetzten Alter vollends auf seine Villa Rustica beschränkte.
    Aurelius Verus lebte von seinem üppigem erbe, seinen Betrieben in Matnua und ebenfalls besaß er ein paar Hektar Land, auf denen er Wein anbaute.


    Man konnte nicht gerade sagen, dass er äußerst sparsam lebte. Er genoss im vollen Rausch den Wein und das Essen, was sich vor allem äußerlich bemerkbar machte. Ebenfalls leistete er sich zahlreiche Luxusgüter, was sein Kapital schon sehr eindämmte. Durch den Verkauf zweier seiner Betriebe konnte er sein Kapital wieder ein wenig aufstocken, musste im Endeffekt aber auch seinen verbliebenden Betrieb verkaufen, da die Nachfrage zurückging und sich somit der Ertrag aus dem Kosten/Nutzen Verhältnis nicht mehr rentierte.
    Zu allem Überfluss erlag der Aurelier einem Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.
    Nach seinem Tod blieben seine Frau und seine Kinder auf der Villa Rustica wohnen und lebten vom Rest des Ersparten. Zusätzlich erhielten sie den Weinanbau aufrecht, um den sich ein Vilicus kümmerte.


    Sim-Off:

    Bild: Limesmuseum Aalen

  • Es war ein kühler Nachmittag, es stürmte ein wenig, sodass sich die Kronen der vereinzelten Bäumen neben dem Haus windeten und zur Musik des Windes tanzten.
    Tarpeia Rufna stand unter dem Säulengang vor der Porta und dachte nach.
    Sie war nicht mehr ganz die Jüngste, ein zwei Jahre ist es schon her, dass Aurelius Verus seinem Schlaganfall erlitt. Die Familie lebte nur noch von den Ersparnissen und den wenigten Sesterzen, die der Weinanbau noch abwarf.
    Die Witwe ärgerte es, dass ihre Tochter Lentidia nach dem Tod ihres Vaters immer noch nicht genug Luxus genoss und immer noch nach mehr strebte. Vielleicht konnte sie auch nichts dafür, sie war es ja gewohnt, Marcus hatte für sie alles getan, sie war sein Augenstern, den er nicht genug verwöhnen konnte. Außerdem hatte sie diese Art, ihrem Vater alles aus dem Mund und vor allem dem Geldneutel zu leiern.
    Jetzt wo ihr Vater Tod war, zehrte dieser Luxus, den Lentidia sich gönnte, wie eine Wunde an den Ersparnissen der Familie. Ihre Geschwister waren da viel bescheidener gewesen, was vielleicht auch daran gelegen haben mag, dass sie nicht der Augenstern ihres Vaters waren.
    Rufina musste handeln, Lentidia würde die Familie mit ihrer Verwöhntheit noch ruinieren! Sie hatte schon länger darüber nachgedacht, ihre Tochter zu ihren Verwandten nach Rom zu schicken, damit sie endlich heiratete und sich von da an ein armer, reicher und erfolgrecher Römer sich mit ihren Wünschen rumschlagen konnte. Ihr viel es schwer, ihre Tochter abschieben zu müssen, doch ihr würde wohl keine Wahl bleiben.
    Nach Rom würde sie sie allerdings nicht schicken können. Jetzt wo der Kaiser Tod war, herrschten dort Bürgerkrieg, Korruption und Gefahren an jeder Ecke. Niemand begab sich freiwillig dort hin, vor allem nicht eine 16 Jährige Patrizierin!
    Rufina würde sie nach Mantua schicken. Die Stadt lag nur drei Stunden von der Villa Rustica entfernt. Außerdem befehlgite Aurelius Ursus dort die Legio I, welch bessere Option gab es also? Ursus würde sie aufnehmen, hatte genug Geld und bot vor allem Schutz, dort konnte eine Mutter ihr Kind sicher wissen.
    Noch einmal blickte Rufina über die Weinberge und atmete tief durch, bevor sie wieder ins innere der Villa Rustica ging.
    Auf den Gängen befahl sie einer Sklavin "Hol Lentidia und geilete sie ins Triclinium. Sorge für frisches Obst."

  • Auf einer Klinie liegend, weilte Lentidia in ihrem Cubiculum und betrachtete neue Stücke aus ihrer Garderobe. Sie ließ eine Sklavin ihre Kleider nach der Reihe anprobieren, die so in etwa ihre Maße hatte.


    "Die Tunika ist mir etwas zu gewöhnlich, außerdem gefällt mir die Farbe jetzt doch nicht mehr." sagte Lentidia kritisch, "Aber die Palla ist schön, oder nicht, Mila?" fragte sie die Sklavin.
    "Doch domina, sehr schön sogar! Sie würde dir bestimmt prächtig stehen." entgegnete sie hastig. Was würde sie nur für solche Kleider geben, so etwas würde sich Mila nie leisten können und sie verstand einfach nicht, wie ihre Herrin so viele Kleider kaufen konnte, um sie dann doch nicht zu tragen.
    "Hm, ja. Dreh dich." wies Lentidia die Sklavin an. "Ja, ich denke, dass ich sie behalten werde. Zieh die nächste an."
    Doch Mila schaute irritiert zur Tür, Cassella störte sie, das würde der domina gar nicht gefallen!
    Auch Lentidia schaute genervt zur Tür "Ich hatte doch gesagt ich will nicht gestört werden!" entgegnete sie schnippisch. "Verzeih domina, Rufina lässt nach dir schicken. Sie erwartet dich im Triclinium." sprach die eingeschüchterte Sklavin mit gesenktem Haupt.
    Genervt drückte Lentidia der anderen Sklaven, die immer noch neben ihr stand, ihren Becher in die Hand und erhob sich mit einem Seufzer. Bevor sie den Raum verließ schaute sie nochmal zu Mila "Räum hier auf."
    "Ja, domina.." wie gerne würde sich Mila nun ein paar Sachen einstecken, doch das konnte sie sich nicht erlauben! Die domina würde es merken und das würde schlimme Folgen haben!

  • Im Triclinium wartete bereits Rufina auf ihre Tochter, unruhig umherlaufend. Sie war ein wenig aufgeregt und besorgt, aber das dürfte Lentidia auf gar keinen Fall merken! Also musste ihre Mutter sich bemühen dominant zu sein und sich keine Unsicherheit anmerken lassen.
    Als Rufina Schritte hörte blieb sie stehen und wandte sich der Richtung zu, der die Schritte kamen.
    "Lentidia, lass dich umarmen!" rief Rufina mit plötzlich aufgesetztem Lächeln, breitete die Arme aus und ging ihrer Tochter ein paar Schritte entgegen. Die immer noch genervte Lentidia setzte natürlich auch ihr freundlichstes Lächeln auf und schloss ihre Mutter in die Arme, über ihre Schulter sah sie das frische Obst auf dem Tisch zwischen den Klinen. "Oh, wie schön! Was wollte Rufina bloß? Bald würden sie doch zusammen mit Lentidias Geschwistern schon zu Abend essen, gab es also etwas wichtigeres? "Bitte nimm doch Platz mein Kind, koste von dem Obst."
    Das ließ sich das Mädchen natürlich nicht zwei mal sagen und legte sich auf eine Kline, ließ sich ein paar Früchte anreichen und genoß es. Denn, so wie es schien, gab es etwas zu besprechen und das gefiel ihr. Es gefiel ihr immer, wenn sie im Mittelpunkt stand. Aufgeregt schaute sie ihre Mutter mit großen Augen an.
    Rufina hatte vor lauter Aufregung, die sie aber noch unter der Haut verstecken konnte, rührte sie selbst das Obst nicht an, sondern begann sofort "Wie wunderschön du bist Lentidia, es erfreut mein Herz mit Freude, dass du zu so einer jungen Dame herangewachsen bist. Wenn dein Vater dich so sehen könnte.." die letzten Jahre Lentidias Entwicklung hatte Marcus nämlich nicht mehr erlebt, da die Parzen seinen Lebensfaden nach seinem Schlaganfall bis zur letzten Sehne immer hatten dünner werden lassen, bis er letztendlich gerissen war. Lentidia fühlte sich natürlich sehr geschmeichelt, obwohl ihre Äußere Erscheinung nichts neues für sie war. Sie wusste wie sie aussah und vor allem das sie wunderschön aussah. Die Männer in Mantua konnten ihre Augen nicht von ihr abwenden, wenn sie dort aus Langeweile auf der Jagd nach den neuesten, modischen Sachen war.
    Und wie sie es sich gedacht hatte: sie stand im Mittelpunkt. Sich immer noch an den Früchten bedienend, genoss sie die Schmeicheleien und hörte ihre Mutter weiter zu.
    "Du kennst doch deinen etwas entfernteren Cousin Aurelius Ursus in Mantua, nicht wahr?" fing sie gemächlich an, ihre Sache auf den Tisch zu bringen. Ohne eine Antwort oder ein Nicken abzuwarten fuhr sie fort "Er hat als Senator und Legat einer Legion viele politische, vermögende und gönnerische Kontakte.." fing sie an zu erklären. ".. es wäre ein leichtes für ihn, dich in die römische Gesellschaft und schon bald darauf auch in die Gesellschaft Roms selbst einzuführen." Lentidias Augen wurden groß vor Neugier und ihre Lächeln wurde breiter. "Das klingt ja aufregend! entgegnete sie entzückt. "Du bist langsam alt genug, mein Kind. Du solltest zu deinem Cousin gehen, schließlich brauchst du auch bald einen Ehemann an deiner Seite, welchen besseren Ort und welchen besseren Zeitpunkt gäbe es?" fragte Rufina geschickt ihre Tochter.
    Lentidia rutschte mit ihren Beinen hin und her und stützte sich mit ihrem Arm etwas höher "Einen Ehemann?" nicht, dass sie den Gedanken befremdlich fand, sie hatte schon damit gerechnet, dass sie schon im heiratsfähigen Alter war und nicht ewig auf diesem Landgut bleiben würde, aber bis jetzt war die Möglichkeit noch nie so nah gewesen. Ein Mann an ihrer Seite, ein stattlicher, gutaussehender Mann mit weitem politischen Ruf und natürlich einem großen Vermögen! Eine Villa in Rom! Lentidias Augen glänzten. Über Gefühle, die man gegenüber einem Mann entwickeln konnte oder eben nicht, dachte sie in diesem Moment überhaupt nicht nach. Zu sehr ließ die Chance auf mehr Luxus ihre Augen funkeln.
    Rufina merkte, dass sie ihre Tochter geschickt auf den Weg gebracht hatte, also brauchte sie nicht mehr abzuwarten, um ihr ihre Vorhaben offen zu legen.
    "Mein Kind, du wirst nach Mantua gehen.. und das schon morgen früh!" ein Stein fiel ihr vom Herzen, jetzt hatte sie alles gesagt und es würde sie doch erheblich wundern, wenn ihre Tochter sich weigerte. "Oh Mutter!" rief Lentidia aufgeregt, stand von ihrer Kline auf und ergriff Rufinas Hände "Morgen schon! Aber ich habe doch noch gar nichts gepackt? Was nehme ich denn alles mit?" sprudelte es aus ihr raus. "Mache dir keine Sorgen mein Kind. Mantua ist doch nicht weit entfernt, nehme erstmal das mit was du brauchst, ich werde dir deine Sachen nach und nach mit einem Wagen schicken lassen." fest griff sie die Hände ihrer Tochter. Eine Träne unterdrückte sie. Morgen würde sie also fort gehen und auch wenn es nicht weit entfernt war wusse sie doch, dass sie nicht ewig in Mantua bleiben würde, sondern spätestens von Ursus nach Rom geschickt werden würde, wenn sich die zivilen Ausschreitungen und der Aufruhr gelegt hätte. "Komm." drückte sie die Hände ihrer Tochter gleichzeitig, .. ich helfe dir beim packen. Du solltest deine schönsten Kleider mit dir nehmen, wenn du von Ursus in die Gesellschaft eingeführt wirst." Man konnte gar nicht sagen, was mehr strahlte, Lentidias Augen oder ihr erfreutes Lächeln.
    Endlich kam sie unter die Leute, sie würde Frauen in ihrem Alter kennen lernen, immer den neuesten Tratsch und Klatsch hören, Männer würden sich an ihr satt sehen, sie würde bewundert werden, im Mittelpunkt stehen! Und das alles an der Seite ihres Cousins Ursus, jedenfalls solange wie sie in Mantua blieb.
    Erfreut verließen beide das Triclinium.
    Rufina war ein Stein vom Herzen gefallen und
    Lentidia war mit ihren Gedanken schon bei noch mehr Wohltstand und Ansehen.

  • Ungefähr zur hora prima stand auf dem Hof der Villa Rustica ein Wagen, vor dem zwei Pferde gespannt waren. Mit diesem würde Lentidia nach Mantua reisen, um dort zunächst bei ihrem entfernten Cousin Aurelius Ursus zu wohnen und in allmählich in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Am liebsten hätte Rufina ihre Tochter direkt nach Rom geschickt, doch dort herrschte im Moment Aufruhr, wegen des Kaisermordes und es wäre viel zu gefährlich ein junges Mädchen dieser Atmosphäre, die nach Bürgerkrieg schreit, auszusetzen.
    Lentidia trug eine baue Tunika und darüber einen Wintermantel. Es war nicht sterbenskalt, doch zum Winter war es zu kalt, um nur in einer Tunika und einer Palla zu reisen. Die Sklaven der Villa verluden zwei ihrer Kisten, in denen sie sowohl Kleider als auch andere Utensilien eingepackt hatte. Eigentlich waren es auch nur persönliche Dinge, da Lentidia fest davon ausging, ein stattlich eingerichtetes Cubiculum bei ihrem Cousin zu bekommen und ihr es dort an nichts fehlen würde.
    Auch wenn die junge Römerin keinerlei Groll gegen ihre Mutter oder Geschwister hegte, war sie froh, endlich mal etwas anderes zu sehen, als diese nervötenden Weinberge rund um die Villa Rustica, die sie doch sehr beengte. Sie war nun im heiratsfähigen Alter und ihre Ansprüche waren so imens gewachsen, dass sie weder ihre Familie noch die Villa sie zufrieden stellen konnten.
    Nachdem sie sich von ihren Geschwistern verabschiedet hatte, ergriff sie die Hände ihrer Mutter, welche eine Träne unterdrückte und ihr alles gute wünschte.


    "Wenn du etwas brauchst, schreibe mir Lentidia. Ich werde es dir schicken lassen." Mantua war ja nur drei Stunden entfernt, das war sogar für diese Zeit eine nicht allzu große Entfernung.
    Lentidia strahlte förmlich, sie drückte die Hände ihrer Mutter fest und löste sich dann relativ zügig, sodass Rufina ihre Hände noch länger in der Luft hielt. "Ich werde von mir hören lassen, wenn ich wohl behalten angekommen bin." sagte sie noch, bevor sie dann ihre Sklavin Mila anwies ihr in den Wagen zu helfen. Neben Mila begleiteten sie noch zwei weitere Sklaven. Nach einiger guten halben Stunde würden sie befestigte die Straße erreicht haben, die sie direkt nach Mantua bringen würde, sie sollte also relativ sicher sein.
    Lentidia war zu sehr mit sich selbst und dem Gedanken an Mantua beschäftigt, dass sie nicht mehr aus dem Fenster des Wagens schaute, gar noch ihrer Mutter und ihren Geschwistern vorerst ein letztes mal zu winkte.

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