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“Bitte... Ruhe! Bitte... Polites, Ruhe!“
Das Theater des Dionysos war mehr als gut gefüllt. Die Ekklesia tagte heute mit fast vollständiger Anwesenheit aller Bürger der Stadt Alexandria. Aber dies war auch so beabsichtigt worden, hatten die Prytanes doch nicht nur innerhalb der Stadtmauern den Termin verkünden lassen, sondern ebenfalls Boten zu eben jenen ehrwürdigen Polites Alexandrineis geschickt, die außerhalb der zweitgrößten Stadt der bekannten Welt ihren Wohlstand auf den verstreuten Landgütern am Lacus Mareotis pflegten. Allerdings waren die Themen, die besprochen werden sollten, auch von enormer Bedeutung für die gesamte Polis. Nicht zuletzt ging es um die Zukunft der gesamten Bürgerschaft, und Gerüchte darüber hatten sich in den letzten Tagen verbreitet wie ein Lauffeuer.
Und dementsprechend laut war es. Und dementsprechend aussichtslos waren die Bemühungen des Epinmitanographos Agapetos Mykenaios, Ruhe in die hunderten Männer und Frauen zu bringen, die sich hier auf die Bänke des Theaters bald schon quetschten.
“Ich bitte euch... seid doch ruhig! Wir sind doch nicht hier bei den Barbaren, die alle durcheinander reden. Ruhe bitte!“ Doch seine Stimme wurde kaum weiter als über die ersten beiden Reihen hinweg vernommen. Auch seine beschwichtigenden Gesten, in der einen Hand die Papyrusrolle, von der er vorzutragen gedachte, die andere leer, wurden wohl nicht gesehen oder ignoriert.
Überall wurde schon fleißig geredet und gestritten. Im Grunde wusste jeder, worum es hier gehen würde. Jeder hatte schon davon gehört über die eine oder andere Quelle: Der Schirmherr der Stadt, der göttliche Beschützer und alleinige Eigentümer von Alexandria, seinen Häfen, seinen Vorräten, der Bibliothek mit ihren Tausend Schriften, des Museions und aller Forschung dort, alleiniger Besitzer von Ägypten, Pharao, Gott und Kaiser zugleich, der göttliche Basileus war verstorben.
““Der Epinmitanographos fordert RUHE!“ brüllte einer der Nubier, die den Würdenträger als Leibwächter begleiteten mit donnernder Stimme, die auch noch in den letzten Reihen widerhallte. Schlagartig wurden die Gespräche beendet und in eiliger Hast bemühten sich alle noch stehenden, sich möglichst rasch hinzusetzen.
“Äh, ja, danke.
Polites! Bürger Alexandrias! Sicher habt ihr alle schon von den Gerüchten gehört, die mit den Seefahrern in die Stadt getragen wurden. Ich habe leider die traurige Pflicht, im Namen des gesamten Prytaneions zu verkünden, dass es war ist. Der göttliche Basileos und Imperator des römischen Reiches Gaius Ulpius Aelianus Valerianus ist tot, und mit ihm sein Sohn und legitimer Nachfolger. Ja, es ist wahr, dass sie ermordet wurden. Ja, es ist wahr, dass es keinen neuen Basileos im Moment gibt.
Der Statthalter Roms ließ Mitteilung versenden an alle Städte des Reiches und hat auch eine Proskriptionsliste verfasst, allerdings keine Meldung zur Nachfolge des Kaisers.“
Diese Nachrichten, so offiziell bestätigt, ließ er erst einmal für eine erste Reaktion sacken. Ab jetzt war es kein bloßes Gerücht mehr, sondern eine verkündete und feststehende Tatsache, und sicher würde der ein oder andere etwas nun zu sagen haben, wie man mit dieser Situation umzugehen habe.