Ein Wiedersehen nach langer Zeit

  • Duccia Clara war im Haus? Die Duccia Clara, die Serrana damals in ihren ersten Wochen in Rom kennen- und sehr schätzen gelernt hatte? Es musste mittlerweile Jahre her sein, dass sie einander zum letzten Mal gesehen hatten, bei der Cena in der Casa Iunia nach den Ludi Romani, wenn sie sich richtig erinnerte...
    Ob Gundrabhan sich vielleicht doch geirrt hatte? Neugierig warf Serrana einen ersten Blick auf die Besucherin, die in der Bibliothek auf sie wartete und ja, es war tatsächlich Clara, unschwer zu erkennen an den seidigen schwarzen Haaren, um die Serrana sie seinerzeit immer ein wenig beneidet hatte.


    "Clara? Du bist es ja wirklich, wie schön, dich nach all der Zeit wohlauf wiederzusehen." begrüßte Serrana ihre Besucherin aufrichtig erfreut und schloss sie kurzerhand in die Arme. "Du musst mir unbedingt erzählen, wo du die ganze Zeit gewesen bist, aber jetzt setz dich erstmal und mach es dir bequem. Ich lass sofort etwas zu trinken kommen." Nachdem sie eine auf Anweisungen wartende Sklavin fortgeschickt hatte, zog sie Clara hinüber zu einer kleinen Sitzgruppe und nahm selbst auf einem der beiden Korbsessel Platz.

  • Der Sklave begleitete mich in die Bibliothek, wo ich auf Serrana warten sollte. Diese Zeit habe ich mir genommen, um diese prachtvolle Bibliothek zu bewundern. Es waren hier unzählige Schriften gesammelt und ich war langsam in Versuchung geraten, ein Schriftstück aus dem Regal zu nehmen als Serrana den Raum betrat und mich so liebenswürdig begrüßte und umarmte.


    Mit großer Freude erwiderte ich ihre Umarmung und lächelte sie aufrichtig und herzlich an,


    "Serrana, lass Dich ansehen, liebe Freundin! ... Du bist noch schöner geworden und so anmutig, eine richtige Dame ..."


    Als wir dann auf einer kleinen Sitzgruppe Platz nahmen, holte ich mein Geschenk aus meinem Beutel und überreichte es Serrana,


    "... Als erstes lass mich Dir zu Deiner Hochzeit gratulieren, wenn auch nachträglich, und Dir nur das Beste wünschen ... Und bitte nimm dieses kleine, bescheidene Präsent, liebe Serrana ...."


    Dabei übergab ich ihr eine wunderschöne silberne Haarspange mit leuchtend blauen Perlmutt und kleinen Perlen besetzt, kunstvoll gemacht für eine wunderschöne Braut,


    "Wann hast Du denn geheiratet und wer ist der Glückliche? "

  • "Ich danke dir, Clara, aber das Kompliment kann ich problemlos zurückgeben." lächelte Serrana geschmeichelt und auch etwas verlegen. Aber ein wenig verändert hatte sie sich in den Jahren, in denen sie einander nicht gesehen hatten, vermutlich wirklich. Clara und sie hatten sich kennengelernt, kurz nachdem Serrana seinerzeit in Rom angekommen war, überbehütet von ihrer strengen Großmutter, vollkommen verschüchtert und vermutlich auch ziemlich linkisch. Nicht dass sie sich mittlerweile zu einer in jeder Sitution souveränen und vor Selbstbewusstsein strotzenden Frau verwandelt hätte, aber ein doch recht beeindruckender Teil vom verschreckten Mausdasein war inzwischen weitgehend verschwunden.


    "Ein Geschenk? Aber das wäre doch nicht nötig gewesen...." hob Serrana im ersten Moment abwehrend die Hand, griff dann jedoch entzückt nach dem Schmuckstück und drehte es im Licht der Öllampe immer wieder hin und her, um das Farbenspiel auf der Oberfläche zu bewundern. "Die ist wunderschön, Clara, und ich hab gar nichts, um mich dafür zu revanchieren....vielen Dank dafür, wenn wir uns das nächste mal treffen, werde ich sie tragen, dann kannst du überprüfen, ob sie mir auch steht."
    Serrana legte die Haarspange in ihren Schoß und wandte ihre volle Aufmerksamkeit jetzt wieder ihrer Besucherin zu.
    "Wann ich geheiratet habe? Oh, das ist jetzt schon eine Weile her. Erinnerst du dich an die Ludi Romani, als dieser Bär ausgebrochen ist und es abends noch eine Cena in der Casa Iunia gab? Einer von den Gästen war Senator Germanicus Sedulus, vielleicht erinnerst du dich noch. Naja, und einige Wochen später gab es dann eine Feier hier in der Casa Germanica, da haben wir uns etwas besser kennengelernt. Im Frühjahr drauf haben wir dann geheiratet..." Serranas Gesichtszüge waren bei der Erinnerung an diese doch schon einige Jahre zurückliegenden Ereignisse weich geworden, und ihr Blick glitt unwillkürlich durch die Bibliothek, in der sie an den Fontinalia Sedulus zum ersten Mal ein wenig näher gekommen war, oder besser gesagt, er ihr. "Aber nun zu dir, Clara. Ich bin furchtbar neugierig, wo bist du denn nur die ganze Zeit gewesen?"

  • Mit Genugtuung beobachtete ich Serrana, wie sie mein Geschenk von allen Seiten betrachtete. Ich lächelte erleichtert, denn anscheinend hat ihr die Haarspange gefallen,


    "Du brauchst Dich nicht zu revanchieren, liebe Serrana, es ist mein bescheidenes Hochzeitsgeschenk, wenn auch ewas verspätet ... , es tut mir sehr leid, dass ich das wichtigste Ereignis in Deinem Leben verpasst habe..."


    Dabei seufzte ich leicht und holte mein Taschentuch aus meinem Beutel. Und während Serrana mir mit viel Gefühl über ihre Begegnung mit dem Senator Sedulus erzählte, versuchte ich mich an diese Ludi Romani zu erinnern,


    "Natürlich erinnere ich mich, sehr gut sogar, an diese Ludi Romani... Der unglückliche Bär hat es mir so leid getan..., aber zum Glück war niemand ernsthaft verletzt ..." , ich seufzte wieder und lächelte dann Serrana liebevoll an,


    "Ach, ich freue mich aber so für Dich, liebe Freundin, es ist selten, dass man in Rom aus Liebe heiratet, aber wenn ich Dich so glücklich erlebe, wird es mir ganz warm ums Herz... . Es war doch eine Liebeshochzeit? Nicht wahr?"


    Für einen Moment machte ich meine Augen zu und dachte an meine Liebe, die leider nicht in Erfüllung ging ... Es passierte alles in Britannien und da zog es mich immer wieder hin.


    "Wo ich war? Ach, es ist nichts Aufregendes passiert ... Eine lange Zeit verweilte ich in Britannien, wo ich meine Pferdezucht betreibe und ich wollte nach dem Rechten sehen ... Danach war ich in Brundisium, wo ich mich von meiner Krankheit endgültig erholen sollte ... Und nun bin ich hier... und freue mich, Dich so glücklich zu sehen... Hast Du, ich meine Ihr, auch Kinder?"

  • "Eine Liebeshochzeit? Oja, das war es wohl." Serrana seufzte wohlig bei der Erinnerung an die aufregende Anfangszeit ihrer Beziehung zu Sedulus. Wie spannend und aufregend alles damals gewesen war, die heimlichen Treffen, die ersten Berührungen und Küsse...
    "Ich hatte nie damit gerechnet, mich in den Onkel einer Freundin zu verlieben, aber es ist einfach passiert. Naja, und jetzt haben wir schon zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, und das dritte ist unterwegs. Allerdings dauert es noch ein Weilchen..." Serrana legte unwillkürlich die Hand kurz auf ihren Bauch und lächelte. "Calvena und ich haben damals übrigens am gleichen Tag geheiratet, und ihr Sohn ist im gleichen Alter wie meine Zwillinge. Und stell dir vor, ihr Kindermädchen ist auch eine Duccia, vielleicht kennst du sie ja sogar, Duccia Vera heißt sie."
    Serranas erwartungsvoller und neugieriger Blick wurde plötzlich besorgt. "Du warst krank, Clara? Was hat dir denn gefehlt? Und geht es dir jetzt wirklich wieder gut?"

  • Mit großer Aufmerksamkeit hörte ich Serrana zu. Und während sie sprach, seufzte sie leicht und es war offensichtlich dass sie diese glückliche Zeit noch mal in ihren Gedanken erlebte...


    "Die Zeit der Verliebtheit ist immer schön und aufregend und was könnte noch schöner sein als eine Liebeshochzeit, liebe Serrana! Und zwei Kinder habt Ihr schon? Sogar Zwillinge? Ach, wie süß ... "


    Ich freute mich aufrichtig für sie und als Serrana dann ihre Hand auf ihren Bauch legte, hatte ich auf einmal auch das Bedürfnis den zu berühren, tat das aber nicht, um Serrana nicht zu erschrecken, lächelte sie nur zärtlich an,


    "Und wann ist es soweit? ... Ich habe ja keine Kinder, wie Du weißt und um so mehr freue ich mich für Dich und natürlich für Deinen Mann"


    Über meine Krankheit sprach ich nicht gerne, aber Serrana sah mich besorgt an und ich wollte ihr keinen Kummer in ihrem Zustand bereiten,


    "Ja, ich war eine sehr lange Zeit krank ... , es war eine Lungenkrankheit und ich brauchte viel Erholung und vor allem viel Stutenmilch ... Aber jetzt geht es mir gut und ich habe schon seit einem Jahr keinen Fieber mehr und keinen Husten..." , und ich nickte zuversichtlich. Da fiel mir ein, dass Serrana auch Calvena erwähnt hatte,


    "Es freut mich auch für Calvena, die habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen ... , demnächst werde ich sie aber auch besuchen ... Duccia Vera? Nein, noch nie gehört... Aber kannst Du mir vielleicht etwas über Publius Iunius Brutus erzählen, er ist ein guter Freund von mir und ich habe ihn auch lange nicht mehr gesehen..." und ich sah Serrana fragend an...........

  • Serrana warf einen Blick hinunter auf ihre Hand unter der bislang noch kaum eine Wölbung zu erkennen war. "Nun, wenn ich richtig gerechnet habe, dann dauert es noch ein gutes halbes Jahr. Die Zwillinge und auch Sedulus' Tochter aus erster Ehe wissen noch nichts davon, ich bin gespannt, wie sie auf die Neuigkeit reagieren werden." Normalerweise sprach Serrana ausgesprochen gern und viel über ihre Kinder, wenn man sie nur gewähren ließ, doch Claras Erzählung brachte sie dann doch ein wenig davon ab, und dann auch noch die Frage am Schluss....
    Ein verlegenes Räuspern ertönte, während sich Serrana verzweifelt um die passenden Worte bemühte.


    "Ja, über Brutus kann ich dir etwas erzählen, aber es sind keine guten Nachrichten." begann sie schließlich und legte sanft ihre Hand auf Claras Unterarm. "Brutus ist gestorben, vor ziemlich langer Zeit schon. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, warst du da noch nicht allzu lange aus Rom fort. Ich wünschte, ich müsste dir das nicht erzählen, jetzt wo es dir gerade wieder besser geht nach deiner langen Krankheit."

  • Mir großem Interesse hörte ich Serrana zu als sie über ihre Schwangerschaft so zärtlich erzählte ... Dabei konnte ich mein Schmunzeln nicht verbergen und freute mich für meine liebe Freundin.


    Dann wirkte sie auf einmal verlegen und ich befürchtete nichts Gutes. Als sie mir dann doch über Cupidus erzählte, brach die ganze Welt für mich zusammen ... Ich hatte schon immer ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn damals verlassen habe, aber ich habe ihn immer geliebt und hoffte sehnsüchtig, ihn wieder zu sehen... Nun, rang ich nach Luft und bekam wieder einen starken Hustenanfall ... Die Tränen liefen mir brennend an den Wangen herunter und ich fasste unwillkürlich Serranas Hand, um nicht in Ohnmacht zu fallen...

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