[CAMERA] Ausbildung - Messalina

  • CAMERA
    DER UNTERRICHTSRAUM


    Ein mittelgroßer, leerer Raum des Atrium Vestae dient als Unterrichtsraum für die jungen Amatae. Bevor sie allein praktizieren darf, muss sie viel lernen, daher ist es verständlich, dass dafür extra ein Raum eingerichtet ist. In dem sonst kargen Zimmer befindet sich ein Stuhl für die lehrende Vestalis, dazu Hocker für die Amatae. An der Wand befindet sich ein Regal mit Schriftrollen zu allerlei Lerninhalten.

  • Papiria Occia


    Wieder einmal war Papiria Occia mit der Ausbildung der neuen Discipula betraut worden. Da sie allerdings gern mit den jüngeren als mit den älteren, verknöcherten Vestalinnen arbeitete, war sie damit ganz zufrieden. Außerdem war es eine willkommene Abwechslung im vestalischen Alltag.


    "Decima, hast du dich gut eingelebt?"


    fragte sie zu Beginn des ersten Tages der Ausbildung. Die Captio lag schon etwas zurück, sodass das Mädchen Zeit gehabt hatte, sich einzurichten und die Vestalinnen kennen zu lernen.

  • Messalina verbrachte bereits einige Wochen im Atrium Vestae. Sie wurde unter anderem damit beauftragt, den Tempel der Vesta zu reinigen. Die Arbeit hatte sie zum Anfang ganz schön geschafft, da sie in Genua nie ihre Hände für solche Dinge verwendete, und alle ihre Sklaven die anfallenden Arbeiten übernommen hatten. Allmählich wurde ihr bewusst, welch Leistung ein Sklave vollbrachte, und deswegen in Zukunft, ihnen gegenüber, etwas höflicher sein wird, wenn auch nicht ganz endgültig.


    Die Arbeit hatte sich für sie gelohnt, denn Papiria Occia informierte sie, dass sie bereit war, ausgebildet zu werden. Messalina war sehr glücklich darüber, und vor allem sehr wissbegierig, sie wollte alles erfahren und ausprobieren. Somit ging sie zum Unterrichtsraum und sah Occia, die bereits nach ihr fragte.


    "Ja, liebe Papiria. Ich muss sagen, dass die anderen Vestalinnen mich sehr gut behandeln, du natürlich auch wie auch die Aeditui."

  • "Das freut mich, dann können wir ja ruhig anfangen."


    begann die Vestalin und schien einen Moment zu überlegen, ehe sie sagte


    "Fangen wir vielleicht so an: Kannst du bereits lesen und schreiben? Und was weißt du schon über unseren Kult und den Götterkult im Allgemeinen?"


    Die Fragen waren sehr offen gestellt, aber die Papirierin hoffte, dass Messalina nicht gleich einen mehrstündigen Vortrag halten würde. Sie wollte lediglich wissen, worauf sie bei der Ausbildung verzichten konnte...

  • Messalina musste sich erst einmal setzen, so sehr war sie von der Frage überrascht worden, sie wusste gar nicht, wo sie beginnen sollte. Ihre Eltern hatte sie ausgiebig über den Vestakult unterrichtet, soweit sie konnten. Ebenso über die anderen Götterkulte wie über Iuppiter, Apollo, Iuno,…. sogar Göttin Venus, die unter anderem für sexuelles Begehrens stand, im Gegensatz zu Vesta, für die Jungfräulichkeit. Messalina nahm eine Wachstafel zur Hand, um Papiria beweisen zu können, dass sie schreiben konnte. Alle Decimi konnten bereits mit jungen Jahren schreiben und lesen, die Familie hatte dafür eigene Paedagogi, ihre Familie war sehr wohlhabend und bekannt, auch ihr Vater würde eines Tages ein berühmter Mann werden, ganz dem Vorbild Großonkel Meridius. Sie liebte ihre Eltern und Geschwistern abgöttisch, so sehr, dass sie sie jede Minute vermisste.
    Messalina kritzelte etwas auf die Tafel und übergab sie anschließend Papiria.

    Roma, du ruhmvolle Stadt, überaus berühmt, gelegen in Italia, gesund an Luft, erfreulich durch den Fluss, zusammengedrängt durch Völker…
    … fruchtbar durch Erdböden, reich an Weingärten, durch Bäume schattig, welches zu bewohnen höchst angenehm ist…


    Sim-Off:

    Gedicht: Ein Lob auf Wien. (umgetextet)


    Libri amici, libri magistri.

    Mit dem Spruch drückte sie aus, dass sie sehr viel las und eine kleine Streberin war, die alles perfektionieren wollte.


    "Ja, Papiria. Ich kann schreiben und lesen. Und meine Eltern haben mich im Kult der Vesta und den anderen Götterkulte gelehrt, sie haben mich gut vorbereitet, da es ihr Wunsch war, mich zur Vestalin zu machen. Und Fortuna hat wie du siehst, zugestimmt. Nur beim Opferablauf selbst, weiß ich nicht genau, in Genua fanden oftmals nur kleine Opferhandlungen statt, große öffentliche recht selten." Sie machte kurz eine Pause und stand auf, um tief Luft zu holen.
    "So, ich fange mit dem Vestakult allgemein an, vielleicht Aufgaben? Die Vestalinnen… ."

  • Occia nahm die Tabula und las das kleine Gedicht. Tatsächlich war das für ein zwölfjähriges Mädchen recht beachtlich. Als sie dann doch ansetzte, ihr gesamtes Wissen auszubreiten, bremste die Vestalin rasch:


    "Moment, Moment. Du kommst also aus Genua? Hast du mit deinen Eltern dort an den städtischen Opfern teilgenommen? Du musst wissen, dass hier in Rom alles etwas größer ist als in den Städten Italias, aber grundlegend sehr ähnlich."


    Dass sie vom Opfern wenig Ahnung hatte, verwunderte die alte Vestalin allerdings wenig - normalerweise war das Opfern ja Männersache (zumindest bei den größeren Anlässen).


    "Fangen wir aber anders an: Deine Eltern haben dir Pietas und die Geschichten der Götter gelehrt? Das ist das wichtigste. Kennst du also beispielsweise die Geschichte von Venus und Adonis?"

  • Wie, was, wo? Messalina wurde einfach in ihrem Redefluss unterbrochen, wo sie doch gerne ein mehrstündiges Referent abhalten wollte und dann wegen einer Frage, die absolut nicht zu den Vestalinnen passte. Die beiden, die doch nichts von Keuschheit hielten und sich stets der verbotenen Leidenschaft eingelassen hatten. - Da hätte Papiria auch direkt fragen können, ob sie in der Kunst der Liebe genug Bescheid wusste. Fehlt nur noch, dass sie im Anschluss über Gott Amor ein Aufsatz anzufertigen hatte. Das Papiria vielleicht auf etwas ganz anderes hinauswollte, hatte Messalina nicht weitergeführt.


    "Ja, geboren in Genua. Lebte aber auch einige Jahre in Tarraco, Hispania. Aber daran kann ich mich nicht mehr so sehr erinnern, außer dass mein Pferd Coco dort herstammt."


    In Rom war wirklich vieles pompöser, oftmals auch übertrieben, gar utopisch. Eine kleine Stadt hingegen hatte dafür andere Vorzüge wie zum Beispiel frischere Luft.


    "Genau, kleine städtische Opfer. Einige der wohlhabenden Einwohner, darunter die Duumvirn, sind bei den großen Opferzeremonien extra nach Rom gereist.


    Ja, nicht einmal ein Junge habe ich geküsst." Kaum zu glauben, da ihr Vater insgeheim, eine dunkle Seite hatte. Diese Tugend musste sie wohl ganz allein von ihrer Mutter weitergegeben worden sein.


    "Venus wurde durch ihren Sohn Amor, dessen Pfeil verletzt, die Wunde war so gewaltig, dass sie länger brauchte zum Heilen, bevor sie wieder komplett verheilt war, sah sie Adonis und verliebte sich sofort in ihn. Adonis selbst war von Schönheit umgeben. Sie war so sehr verliebt, dass sie ihre Pflicht gegenüber den Küstenstädte wie Paphos und Knidos vergass, gar den Himmel hatte sie verlassen, um mit Adonis durch die Wälder und über Hügel zu streifen und Mars deswegen sehr eifersüchtig wurde. Ihre Hunde begleiteten sie, um vor wilden Tiere geschützt zu sein.


    Eines Tages wollte sie zum Himmel zurückkehren, lies ihre Hunde da und warnte Adonis davor, sich vor die Tieren in Acht zu nehmen. Adonis aber wie so oft, hörte nicht. Und wie es das Schicksal so wollte, hatte einer der Hunde von Venus, die Aufmerksamkeit von Mars verursacht, der sich dann in ein Wildschwein verwandelte, und anschließend Adonis jagte bis er überwältig wurde und starb. Adonis konnte das Wildschwein zwar verletzen, aber nicht töten. Man sagt, dass Adonis Schrei bis zum Himmel gehört wurde, und Venus daher schnell zurückkam, aber leider vergebens. Aus jedem Blutstropfen von Adonis wächst von nun an, das Adonisröschen. Und jede Träne von Venus eine Blüte, die das Blut von Adonis blutrot färbt."


    Sim-Off:

    Gibt ja mehrere Versionen, hab mich für diese, kurz und knapp, entschieden. :)

  • Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen der Vestalin, als Messalina von ihren mangelnden "präsexuellen" Erfahrungen sprach. Tatsächlich konnte sie sich selbst erinnern, so etwas durchaus getan zu haben - allerdings nur bei einem Sklavenjungen, den sie später nie wieder gesehen hatte.


    Dann aber begann die Schülerin schon mit der Geschichte des legendären Liebespaars. Die Version war dabei durchaus eine populäre, aber es gab noch viel mehr:


    "Ja, diese Geschichte kenne ich auch. Aber es gibt zahlreiche andere mehr. Etwa, dass Venus Adonis mit Persephone teilen muss, weil sie ihn in der Unterwelt vor Ares verstecken musste. Diese Geschichten zeigen uns aber eben, wie Welt und Götterwelt zusammenhängen.


    Für den Staatskult sind sie allerdings von geringerer Bedeutung. Sie erklären höchstens, warum eine Gottheit für eine bestimmte Sache zuständig ist.


    Kommen wir also noch kurz zu den Mythen um Vesta, denn von ihr willst du ja mehr wissen. Kennst du eine Geschichte zu ihr?"

  • Wie? Persephone musste sich Adonis mit Venus teilen? Das wurde ja immer widerlicher, die drei machten Gott Anteros alle Ehre. Vor allem die Begründung machte sie etwas stutzig.


    "Persephone ist doch die Freundin von Pluto, wäre dann nicht Pluto eifersüchtig geworden, wenn sie ihm in der Unterwelt versteckt hätte?" Und das Persephone gar von ihren eigenen Vater befruchtet wurde, brachte das Fass zum Überlaufen.
    "Ich mag Persephone nicht!", sagte sie knapp, mit voller Überzeugung und vorrangiger Abscheu. Puh. Papiria schwenke endlich um, gar zu der Lieblingsgöttin von Messalina.


    "Meinst du, dass sie Jungfrau blieb, trotz Werbens von Neptun und Apollo? Und deswegen durch Iuppiter, ihrem Bruder, ihre Bestimmung als Hüterin des Heiligen Feuers fand?" Oder wollte Papiria eine ausführliche Interpretation?

  • "Sie ist sogar die Gattin von Pluto. Aber wie du sicher weißt, nehmen die Götter es nicht so genau mit der ehelichen Treue. Und außerdem sind es eben Mythen, die die Menschen sich erzählen. Sie widersprechen sich ja teilweise sogar, sodass wir sie weniger wörtlich nehmen sollten, als das zu beachten, was sie uns über die Welt und das Wesen der Götter verraten.


    Proserpina beispielsweise ist die Tochter der Demeter und ihr Aufenthalt in der Unterwelt erklärt uns, warum Demeter im Winter nichts wachsen lässt. Und in der Unterwelt hilft sie jenen, die nicht dorthin gehören.


    Aber selbst, wenn du sie nicht mögen solltest - auch das lehren uns die Geschichten der Götter - müssen wir sie ehren. Sie sind nun einmal mächtiger als wir und wir müssen ihnen auch gegen unseren Willen gehorchen, wie ein Soldat seinem Offizier unabhängig von seinen Gefühlen gehorchen muss. Du kannst es vermeiden, dich häufig mit dem Machtbereich der Gottheit zu befassen, aber wenn du es tust - und oftmals wirst du dem nicht entgehen können - dann musst du ihre Macht respektieren."


    belehrte Papiria das Mädchen mit seinen kindlichen Anwandlungen. In diesem Alter hatte sie vermutlich ähnlich gedacht - erst das Alter gab einem die nötige Weisheit und Unabhängigkeit, die Dinge weniger schwarz-weiß zu sehen.


    "So ist es auch bei Vesta. Ich kann dir nicht sagen, ob sich alles tatsächlich so abgespielt haben, wie die Griechen es von Hestia erzählen - andere sagen ja, dass Hestia selbst das ewige Feuer ist. Aber wir lernen daraus, dass es ihr Wille ist, dass ihre Dienerinnen - wir - jungfräulich leben und auch dem Werben der mächtigsten und schönsten Männer widerstehen sollen. Und dass wir in ihrer Vertretung zur Pflege eines Feuers berufen sind, das selbst den Göttern wichtig ist."


    ging sie dann auch auf Vesta ein.


    "Was weißt du noch über Vesta?"

  • Messalina lauschte gespannt den Worten von Papiria, auch wenn sie einige Male aufstöhnte. Sie nicht wahr haben wollte, dass die Götter selbst oft kein gutes Vorbild waren, wenn sie so über die engen, - sogar sehr engen Familien-Verstrickungen hörte. Kein Wunder das manche Menschen in Polygamie lebten, wenn die Götter es auch taten und anscheinend nur durch weltliche Normen verboten war. Gab es nicht gar ein Gott Polygamie? Auf jeden Fall etwas mit Poly… .

    "Ja, respektieren werde ich Proserpina. Aber ich muss sie nicht in mein Herz schließen." Ihre Gedanken vertieften sich und so mehr sie an die Göttin Proserpina dachte, umso mehr verstand sie sie auf einmal. "Irgendwie tut sie mir leid, weil sie den Winter auf Erden durch ihre Anwesenheit in der Unterwelt verursacht, sie möchte das bestimmt gar nicht. Der Winter bringt doch nur Leid und Tod. Viele Menschen müssen frieren und verhungern oft." Sie blickte Papiria mit einem traurigen Gesicht an, eine Träne kollerte von ihr linkes Augen hinab auf die Wange.


    "Ich werde keine Götter erzürnen, das verspreche ist. Wirklich!" , Betonung lag auf wirklich.


    Als dann Papiria wieder von Vesta sprach, und dass die vorherigen Aussagen nun auch für Messalina einen Sinn ergaben, dass sie der Leidenschaft widerstehen musste, um nicht ihre Jungfräulichkeit irgendwann zu verlieren. Beruhigte sie.


    "Ja, erst einmal ist Vesta die Schwester von Iuppiter, damit die Tochter von Saturnus und Ops. Leider gehört sie aber nicht der Trias an, trotzdem ist sie einer der wichtigsten Göttin überhaupt, denn sie verkörpert den Staatsherd, nicht nur wie bei den Griechen den häuslichen Herd. Somit darf das Feuer nie erlöschen, weil sonst dem Imperium ein Unglück zustößt, vielleicht sogar den Untergang. Man muss es im übertragenden Sinne verstehen, der Herd ist nicht als Herd zu verstehen, sondern als Zentrum von allem und ohne das Feuer gibt es kein Zentrum mehr.


    Meine Mutter meinte, das Vesta das erste Feuer selbst an jener Stelle entfacht haben soll, an der Aeneas die Stadt Lavinium gegründet hatte.


    Leider weiß ich nicht direkt mehr über Vesta, aber dem Kult!" Ein wenig enttäuscht war sie schon, dass sie nicht mehr sagen konnte, dabei hatte ihre Mutter so viel erzählt.

  • Es rührte Occia ein bisschen, dass Messalina gleich in Tränen ausbrach - sie würde schon noch ein bisschen beherrschter werden.


    "Gut erkannt. Auch das Feuer steht für etwas bestimmtes und das ist der Grund, warum wir es hüten müssen - Vesta selbst ist in ihm in unserem Staat anwesend."


    fasste sie die Erkenntnis ihrer Schülerin zusammen. Sie machte eine kurze Pause und fügte noch an


    "Über Vesta gibt es nicht ganz so viele Geschichten wie über andere Götter. Das liegt wohl daran, dass sie keusch ist und damit für die liebestollen Griechen etwas uninteressanter. Vielleicht aber auch, weil viele Menschen ihre Andersartigkeit nicht recht verstehen. Der Zugang zu ihr ist ein anderer als zu anderen Göttinnen, aber du wirst ihn mit der Zeit wie von selbst lernen."


    Da die Decimerin aber auch schon auf den Kult angesprochen hatte, beschloss sie, weitere Mythen und Göttergeschichten hintan zu stellen, sondern bei Vesta zu bleiben.


    "Was kannst du mir über den Kult erzählen?"

  • "Zuerst hatte König Numa Pompilius den Vestakult wie wir den heute kennen in Lavinium begründet. Die römischen Konsuln und Diktatoren opferten bei Antritt und Niederlegung ihres Amtes im Vestatempel. Neu gegründete Kolonien entzündeten das Feuer ihrer Vesta am Herd der Mutterstadt. Später auch Rom, eine Vestalin Names Rhea Silvia, die von Mars die Zwillinge Romulus und Remus empfing, haben ja die Stadt gegründet. Der Tempel der Vesta in Rom befindet sich schon immer hier, nur leider fiel er des Öfteren dem Feuer zum Opfer, Beispiel in den Jahren 512 oder 817.


    Ist schon paradox, weil wir das Feuer hüten und eben das Feuer den Tempel zerstört hatte. Ebenso hat unser Tempel nicht wie einige andere eine Kultstatur. Es gibt kein Abbild der Göttin Vesta, dafür aber viele der Vestalinnen selbst. Als Kulturtier wird der Esel betrachtet, deswegen weil er die Bäcker und Mühler symbolisiert, denn im Ursprung war der Herd nur für das Brotbacken verwendet worden."


    Messalina machte eine Pause, um durchzuatmen.



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    Sim-Off:

    Messalina ist ja keine Christin, daher habe ich von der christlichen Zeitrechnung abgesehen, und die catonische verwendet, wenn auch nicht so üblich war. Des Weiteren möchte ich nicht zu weit vorgreifen, weil sonst ein sehr langer Text entstehen würde und die Ausbildung ja einige Zeit in Anspruch nehmen sollte und ich gern habe, wenn du nachfragst usw. Zum anderen weiß ein Mädchen in den Jahren nicht alles, weil wenn, bräuchte man keine Ausbildung. Ach so, ich habe mich selbst gegen ein Bildnis von Vesta entschieden, denn nach meiner Literatur gab es keine.

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  • Was Messalina berichtete, verwies durchaus auf profunde Kenntnisse - die Jahreszahlen waren nicht einmal der Vestalin selbst geläufig. Allerdings lag hier ein klitzekleiner Fehler vor:


    "Numa Pompilius war der König Roms, nicht von Lavinium. Deshalb hat er den Kult auch hier bei uns so begründet, wie wir ihn kennen. Er ist der Nachfolger von Romulus, folglich kann er ja nicht den Kult seiner Mutter begründet haben.


    Bleiben wir vielleicht gleich bei der Einrichtung des Kultes durch Numa. Er prägte die Vorschriften, die wir noch heute haben. Welche Voraussetzungen musstest du und jede neue Vestalin denn erfüllen, um zur Vestalin werden zu können?"

  • Hm, dass Numa Pompilius König von Lavinium war, sagte sie gar nicht. Trotzdem hatte Occia in einem Recht, ursprünglich war Lavinium, aber nicht durch Numa Pompilius. Messalina hatte wohl die Herrscher durcheinander gebracht, war auch recht schwierig, alle bisherigen genau einzuordnen, es waren ja nicht nur fünf gewesen.


    Bei der Aufzählung der Voraussetzungen würde sie bestimmt wieder Pluspunkte ergattern. Sie presste ihren rechten Zeigefinger an ihre Lippen. "Hm." Dann hob sie diesen leicht vor ihrem Gesicht in die Höhe.


    "Ja, nur Mädchen die in Italien geboren wurden im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Jungs dürfen das nicht!", grinste sie. "Meine Eltern müssen freigeboren sein, also keine Sklaven. Ebenso müssen sie einem ehrbaren Beruf nachgehen. Dürfen somit keine Diebe oder Verbrecher sein. Vor allem aber auch dürfen sie nicht tot sein." Das würde Messalina auch gar nicht verkraften und Morta müsste sich nicht mehr damit beschäftigen, den Todesdatum zu erwählen.


    "Ach ja, und nur welche die körperlich unversehrt und jungfräulich sind, hübsch, so wie ich." Sie grübelte weiter nach, ob ihr vielleicht noch etwas einfiel, da war nämlich noch was,… grüble…grüble. "Ah, mein Pappi meinte irgendwas von eman - manzip , genau emanzipiert durfte weder mein Pappi noch ich sein. Keine Ahnung was das zu bedeuten hat."


    Edit: Schritart

  • Das Aussehen war für die Papirierin immer so eine Sache - zwar hielt sie sich selbst auch für nicht hässlich, aber das konnte man nicht von allen Vestalinnen behaupten. Das Verbot der Schminke machte es da auch nicht gerade besser...


    "Richtig, richtig. Deine Eltern dürften sogar nicht einmal Freigelassene sein. Wobei das nicht immer so eng gesehen wird..."


    Die Vestalis Maxima mochte dies zwar überhaupt nicht, aber es war eben nicht immer einfach, neue Virgines zu finden...


    "Dann machen wir mit den Formalitäten gleich weiter: Weißt du, welche Ehrenrechte wir als Vestalinnen dafür haben?"

    Sim-Off:

    Sorry, übersehen :P

  • Zum Glück waren ihre Eltern keine Freigelassene, sondern der Gens Decima angehörig, die seit einigen Generationen das römische Bürgerrecht besaß. Messalina fuhr mit den Ehrenrechte einer Vestalin fort. Das konnte sie ebenso gut darlegen.


    "Also wir Vestalinnen dürfen in Rom mit dem Wagen durch die Stadt fahren. Weiter haben wir eine spezielle Loge im Theater oder so, schicke Ehrenplätze. Was leider den normalen restlichen Frauen verwehrt ist." Es gab auch noch andere Frauen als die Vestalinnen die solche Plätze innehatten, zum Beispiel die weiblichen Familienmitglieder des Kaisers.


    "Wir dürfen nicht gezwungen werden einen Eid abzulegen, außer wenn wir einen Verurteilten auf dem Weg zur Richtstätte antreffen, also damit wir bezeugen, dass wir ihn wirklich zufällig angetroffen haben. Also dürfen wir einen Verurteilten unter der bereits gesagten Voraussetzung freisprechen, hm… besser gesagt, die Strafe wird nicht vollzogen." Messalina hoffte, dass ihr so etwas nicht passieren würde, weil dann eventuell ein Mörder seiner gerechten Strafe entkam, aber wiederrum jemand hinzurichten, der nur seine Meinung sagte, war auch nicht in Messalinas Interesse. Auch wenn sie jegliche Angriffe gegenüber ihrer Person nicht sonderlich mochte, wusste sie sich aber zu verteidigten. Flavus ihr Onkel musste das bereits spüren.


    "Wir haben auch einen Liktor, so wie die Magistrate von Rom. Der Liktor beschützt uns! Aber auch, dass jeder von weitem erkennt, das eine Vestalin unterwegs ist. Sind ja was ganz Besonderes!" Ihr Liktor Memmius Gallonius Neratianus hatte sich bereits vorgestellt und sie mochte ihn, wenn er auch ein Mann war. Aber dafür sehr freundlich und hilfsbereit, vor allem wusste er, wie er Messalina in der Öffentlichkeit positiv zur Schau stellen konnte, das war nämlich eine wichtige Voraussetzung von ihr.


    "Vestalinnen dürfen sich vor dem Gericht allein verteidigen. Das ist den anderen Frauen auch untersagt, ebenso dürfen wir jede Art von Geschäfte eingehen. Zum Beispiel unbegrenzt Vermögen anhäufen und ein eigenes Testament aufsetzen." Sie machte kurz eine Pause, um mit einem letzten Satz den Vortrag zu beenden.


    "Ach ja, wir haben keinen Vormund mehr. Ich glaub, dass ist im eigentlichen Sinne kein Ehrenrecht. Aber besonderes Recht für uns Frauen.


    So, nun bin ich fertig, Occia."


    Sim-Off:

    Kein Problem :P

  • Wie Messalina alles so abspulte, amüsierte die Vestalin ein bisschen.


    "Naja, ich würde dir schon raten, einen Advocatus vor Gericht zu arrangieren. Und zu den Geschäften: Nach der Lex Mercatus dürfen wir derzeit leider keine Geschäfte betreiben - nur, wenn wir Equites sind, was aber eigentlich nicht passiert..."

  • Occia sollte nicht immer alles auf die Goldwaage legen oder wortwörtlich nehmen. Natürlich war es sinnvoll einen Advocatus zu wählen, Messsalina hatte keine Ahnung von juristischen Dingen. Nur, dass sie genauso oft Recht haben wollte. Aber sie fragte doch nach den Ehrenrechten allgemein und nicht nach ihrer Auslegung, Wertung zu diesen Rechten.


    "Wieso werden die Rechte einer Vestalin durch solch ein Gesetz eingeschränkt? Was denken sich die Senatoren dabei? Die spinnen doch. Sie widersprechen damit, das seit jahrhundert alte Recht!"


    Verwundert blickte sie Occia an, störte es denn nicht den anderen Vestalinnen? Also Messalina schon, nicht dass sie ihre Bäckerei schließen musste. Sie würde somit einen weiteren Brief an den Imperator aufsetzen. Kaum zu glauben solch ein Zustand.


    "Also dürfen wir Frauen generell keine Geschäfte tätigen?" Das war eine Rückentwicklung der römischen Kultur. Frauen an die Macht, nieder mit den *** Männern! Ja, ja so ist das und nicht anders.

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