homo homini lupus

  • Es war später Abend. Schon fast dunkel. Baalberith drückte sich am Tempel der Minerva vorbei. Den Farbeimer unter seinem Mantel verborgen. Eilte zum Bogen des Ianus. Dort späte er zwischen Basilica Aemilia und Curia Iulia hindurch auf das Forum. Es waren immer noch Menschen unterwegs. Aber nicht mehr viele. Die meisten wollten nichts wissen. Was um sie herum geschah. Wollten nur nach Hause. Oder in die nächste Taberna. Oder ins Lupanar.


    Baalberith stellte den Eimer ab. An der Mauer der Curia Iulia. Es war gefährlich. Hier zu arbeiten. Aber der Mann mit der Maske wollte es so. Und er bezahlte gut. Baalberith blickte sich immer wieder um. Er hörte auf und stand nur an der Wand. Wenn jemand zu nahe an ihm vorbei kam. Dann drehte er sich um. Malte weiter. Auf den schönen weißen Marmor.


    Der Schriftzug hob sich sogar im Dunkeln gut ab. Am nächsten Tag aber wäre sein Werk unübersehbar. Vom Forum Romanum her.




    Baablerith trat zurück. Der Vogelmann würde zufrieden sein.



    Sim-Off:

    Ein Wolf ist der Salinator dem Menschen, nicht ein Kaiser

  • Ein Gang über das Forum Romanum war seit der Ankunft des Lepidus in Rom längst überfällig geworden. Es musste zu so vielen Freunden wieder Kontakt aufgenommen, Informationen beschafft und Geschäfte geschlossen werden. Im allgemeinen Trubel des Forums war es recht auffällig, dass an einem bestimmten Punkt eine nicht unwesentliche Anzahl von Menschen stehenblieb, manche unterbrachen ihren Weg jedoch auch nicht, doch was sie mit den herumstehenden Personen gemein hatten, war die Tatsache, dass sie immer wieder in eine bestimmte Richtung des Forums sahen. Auch Lepidus wandte seinen Blick dorthin, wo er sich mit den meisten anderen traf. Ein Schriftzug und eine Zeichnung war zu sehen, ganz deutlich: "Lupus est salinator homini, non imperator".


    Lepidus lächelte. Um ihn herum zeigten einige mit dem Finger auf die ansehnliche Malerei und unterhielten sich darüber, teilweise lachend, teilweise ernst. Viele wussten in diesen Zeiten wohl nicht genau, wie sie darauf reagieren sollten. Mit Mühe konnte der aufmerksame Beobachter an diesem Tage wohl vielleicht den ein oder anderen stillen Befürworter oder Gegner des Kaisers anhand seiner Gestik und Mimik entlarven.


    Lepidus sprach zu der Person, die direkt neben ihm stand: "Da wollte uns wohl jemand an seinem künstlerischen Talent teilhaben lassen, nicht wahr?"

  • Am nächsten Abend, als die Grafitti längst von einem städtischen Sklaventrupp übertüncht worden waren, war zu den Passanten, Müßiggängern, Wahrsagern und Bettlern, die auch jetzt noch das Forum bevölkerten, noch der ein oder andere weitere Passant/Müßiggänger/etc hinzugekommen. Die waren Augen und Ohren für die Verstärkung, die in einem der vielen Läden hinter den Säulen der Basilica Aemilia auf ihren Einsatz wartete.
    "Diese verdammten Schmierereien!" hatte der Tribun geschimpft und eine Observierung des Platzes befohlen. Und so warteten sie, und warteten nächtelang, darauf, dass das Gesocks wieder zuschlugen.


    Miles Sentius, der besonders scharfe Augen hatte, wartete auf dem Dach der Basilica. Im Schatten einer Genius-Statue verborgen sass er, genoß die frische Abendluft und den Ausblick über die Stadt, und überwachte seinen Abschnitt des Forums. Ganz besonders natürlich die für lichtscheue Künstler attraktiven Gebäudewände.





  • Seneca hatte das Kommando über das kleine Trüppchen erhalten. Es war nicht das erste Mal dass er eine verdeckte Mission leitete, aber in den letzten Wochen waren diese Aufgaben rar geworden, und man sah die Prätorianer öfter in Panzerung als ohne.
    Als einfacher Tagelöhner gekleidet saß Seneca auf einer kleinen Treppe und beobachtete die Situation. In seiner Hand hielt er ein wenig Brot, von welchem er dann und wann mal ein Stückchen Abriss und es langsam kaute. Er hoffte dass die Schmierfinken bald mal auftauchen würden, letztlich gab es auch schöneres als den ganzen Tag mit nichts tun und beobachten zu verbringen, aber auch das gehörte nun mal dazu.
    Mit einem dezent Blick sah er hoch zur Statue, und blickte dann wieder über den Platz, er war sich sicher, bald würden sie kommen, und dann würden die Prätorianer zuschlagen.

  • Die Abend-Dämmerung war nur noch eine Ahnung. Weit im Westen. Eigentlich nur noch ein roter Streifen. Über dem Horizont. Baalberith schlenderte über das Forum. Wie einer der noch eine Taverne sucht. Wie andere auch. Er hastete nicht. So wie die Arbeiter. Die eilig nach Hause wollten. Wie zufällig näherte er sich der Curia Iulia. Den Wolf hatten sie entfernt. Natürlich. Aber die Stelle war perfekt. Iaticulus hatte es erzählt. Wie viele Leute davor gestanden hatten. Iaticuls war ein Späher. Einer der tagsüber durch die Stadt streifte.


    Baalberith arbeitete mittlerweile meist nachts. So wie an diesem Abend. Das Licht vom Forum war nicht sonderlich hell. Er würde im Schatten agieren. Doch hell genug für ihn. Um die Mauer zu sehen. Den kleinen Eimer mit Farbe hatte er unter seinem Mantel. Den Pinsel auch. Baalberith schaute sich um. Niemand achtete auf ihn. Niemand, den er sah.


    Sorgfältig pinselte er ein neues Graffiti an die Wand.


    Cui prodest scelus, is fecit!
    Qui imperator est, ei prodest!





    Sim-Off:

    "Wem das Verbrechen nützt, der hat es getan!" (Seneca)
    "Wer Kaiser ist, dem nützt es!" (soll es zumindest heißen, Korrekturen werden gerne angenommen)

  • Einige Male schon hatte Miles Sentius geglaubt, den Übeltäter erspäht zu haben. Aber die Männer, die er genau beobachtet hatte, weil sie so zielstrebig die Wände ansteuerten, die lasen dann bloß irgendwelche Aushänge, oder sie pissten gegen die Mauer. Falscher Alarm.
    Es wurde immer dunkler. Und da... da war wieder einer. An der Curia Iulia, wo der kaiserliche Wolf geprangt hatte. Dass jemand so dreist sein könnte, an der selben Stelle wieder zuzuschlagen, das wollte der Miles kaum glauben. Doch die dunkle Gestalt begann tatsächlich, große Buchstaben auf die Wand zu pinseln. Was da stand, das konnte Sentius trotz Adleraugen nicht erkennen, doch es war Zeit dem Optio Bescheid zu geben.
    Um die Gestalt nicht zu warnen, verzichtete er darauf zu rufen. Statt dessen zog er unter seinem Mantel eine brennende Blendlaterne hervor. Deren Licht war von allen Seiten abgeschirmt. Nun schob er, hinter den Sockel geduckt, vorsichtig eine Blende beiseite. Kurz sandte er einen Lichtstrahl zum Optio, blendete wieder ab, wiederholte das ganze, und sobald er glaubte, den Optio alarmiert zu haben, verschwand die Laterne. Sentius beugte sich vor, hob einmal die Hand für "eine Person", dann deutete er mit ausgestreckten Arm auf die Curia Iulia.





  • Der Iunier war den ganzen Abend hin und her gelaufen, hatte auf Treppen gegessen und mindestens zwanzig mal die gleichen Aushänge gelesen. Als es dunkel wurde, und kühler, hatte er sich einen Umhang mit Kapuze übergeworfen, und diese tief in sein Gesicht gezogen, letztlich fiel er damit nicht auf, es liefen viele zwielichtige Gestalten so herum, und er konnte besser beobachten, und er, naja fror nicht.
    Als er nach oben blickte, entdeckte er das Signal auf das Alle gewartet hatten, er gab ein kurzes Handzeichen, um dem Miles zu signalisieren dass er das Signal gesehen hatte. Überall standen getarnte Prätorianer herum, welche nun nach und nach langsam aber zielstrebig auf den Schmierfinken zu schlenderten und in mit einigem Abstand die Wege versperrten.
    Dann gab Seneca das Signal zum Zugriff, und auch die nicht getarnte, uniformierte Verstärkung welche sich in den Gebäuden versteckt hatte, öffnete rasch die Türen und lief heraus, ein bisschen viel Aufwand für einen Einzeltäter dachte sich Seneca für einen kurzen Moment, aber es konnte ja niemand ahnen dass es nur ein Mann war, und keine Gruppe.
    Spätestens seitdem die Tören und Tore offen waren und einige Miles offen zu erkenne waren, musste auch dem Täter klar gewesen sein was hier gespielt wurde..

  • Baalberith setzte das letzte Zeichen. Mit großer Präzision. Die nicht ganz zu seiner grobschlächtigen Statur passte. Dann steckte er den Pinsel in den Farbeimer. Nickte. Mit seiner Arbeit zufrieden. Er wandte sich von der Mauer ab. Um einen weiteren freien Platz zu finden. An den er den Spruch ebenfalls malen wollte.


    Vom offenen Forum her kam eine ganze Gruppe Männer. Auch aus Richtung der Subura. Plötzlich kamen sie von überall her. Baalberith war nicht der schnellste. Sein Vorteil war seine Kraft. Er ließ den Farbeimer fallen. Rote Farbe spritzte über den Boden. Über seine Sandalen und die nackte Haut darin. Wie Blut. Er wandte sich zur Subura und begann zu laufen. Obwohl der Weg zwischen dem Bogen des Ianus und am Tempel der Minerva eng war. Über das Forum wäre die Chance womöglich besser gewesen. Baalberith war nicht der schlauste. Schnelle, wohlüberlegte Entscheidungen lagen ihm nicht.


    Sein Vorteil war sein Körper. Mit voller Wucht rammte er einen Prätorianer. Den warf es einfach von den Füßen. Baalberith trampelte halb über ihn. Doch hinter dem ersten warteten noch mehr. Das waren keine Gauner. Nicht die Männer des dicken Juden. Der noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Nicht die Schläger des eisernen Legaten. Die jeden vermöbelten, den sie erwischten. Das waren Soldaten. Das erkannte sogar Baalberith.


    Er schlug um sich. Als sie ihn packten. Teilte Hiebe aus. Feste Fausthiebe. Ein Knochen knackte. Er wehrte sich mit aller Kraft. Wie ein wildes Tier. Aber es waren zu viele Männer. Baalberith hatte keine Chance. Am Ende hatten sie ihn überwältigt.

  • Seneca rannte dem Hünen nach, sowie es auch seine Männer taten. Als sie ihn dann letztlich stellten, musste der Iunier ordentlich einstecken, er war zwar groß gewachsen, aber auch nur nach römischen Maßstäben. Nachdem er den ein oder anderen Faustschlag kassiert hatte, und damit in er Gruppe der Gardisten nicht alleine war, hatten sie den Kerl überwältigt. Wütend zog Seneca sein Gladius, zeigte mit vor Wut zitterndem Arm auf den Kerl, bevor er sich wieder fasste und das Schwert wegsteckte.
    Mit einer Hand fuhr er sich zur Nase, warmes Blut tropfte auf seine Füße, es war echtes Blut, keine rote Farbe, aber es war wohl nichts gebrochen, das kaum zu überhörende Knacken kam wohl von einem Kameraden.
    Seneca zog sich die Kapuze vom Kopf, grinste kurz, auch um dem Kerl ein wenig Respekt für seine Wehrhaftigkeit zu zollen, er war ja nur ein kleiner Fisch, und das war das mindeste was man ihm zugestehen konnte, im Angesicht dessen was ihm wohl bevorstand.


    "Ich hatte mehr Leute erwartet, wie ist dein Name?", fragte Seneca mit einem überraschten Unterton, dass der Kerl seine Botschaften so schnell an die Wände brachte erforderte wohl schon einiges Können. Auch wenn ein paar Miles die Schmierereien gleich wieder übermalen würden.

  • Einen Augenblick lang hielt Sentius noch Ausschau nach etwaigen Komplizen, doch es regte sich nichts, und dann strömten sowieso schon die Neugierigen herbei, unter denen ein Komplize nicht mehr aufgefallen wäre. Er stieg die Treppen hinunter und gesellte sich zu seinen Kameraden, die den Übeltäter schon gefasst hatten.
    "Cui prodest scelus, is fecit! Qui imperator est, ei prodest!" las er laut. Die Schrift ähnelte der vom Wolfsgraffito. Anscheinend hatten sie den richtigen erwischt.
    "...der Scheißkerl hat mir die Nase gebrochen..." näselte einer der Soldaten, eine Hand vorm Gesicht. Ein anderer holte mit einem Knüppel aus, versetzte dem Gefangenen einen Schlag in die Nieren.
    "Los du Ratte, antworte dem Optio!"





  • http://s7.directupload.net/images/120505/cp4xl8rb.png Es war spät am Abend. Messalina in Begleitung mit ihrem Liktor und weiteren Personal vom Atrium Vestae waren vom Tempel des Saturns aus auf dem Heimweg. Es war ursprünglich nicht geplant so lange zu bleiben, doch sie wurden von den Priestern und Priesterinnen aufgehalten, die Messalina einluden mit ihnen zu speisen, somit sie eine Ausnahme machte und etwas länger blieb, auch wenn sie eigentlich sich auf dem morgigen Unterricht vorbereiten wollte.


    Nachts war es gefährlich die Straßen Roms zu begehen, aber zum Glück lag der Tempel nur gegenüber des Atrium Vestae und sie musste deswegen nur das Forum Romanum überqueren. Gallonius ihr Liktor ging einige Schritte voraus, um den Bereich um ihr abzusichern. Der halbe Weg war bereits ohne besondere Vorkommnisse hinter sich gebracht worden. Doch plötzlich nahm er in der Ferne einen Rudel Menschen war. Im Mondlicht schimmerten einige Stellen der Rüstungen von den Prätorianern, somit er ungefähr erkennen konnte, dass es sich um Soldaten gehandelt haben musste. Es war kein Umweg möglich, somit sie alle nah an der stattfindenden Aktion vorbei mussten. Nun bekamen die anderen wie auch Messalina den Vorfall mit.


    "Halt, Gallonius!". Ihre Neugier war geweckt worden. Der Liktor hingegen machte eine Handbewegung, die andeutete, dass sie doch bitte weiter gehen solle. Sie aber sich daran wie so oft nicht hielt, was andere ihr vorschreiben wollten. Nun war es abzuwarten, was die Soldaten dort weiter tun würden, denn wenn eine Vestalin anwesend war, mussten die Kämpfe eingestellt werden.

  • Baalberiths Kopf rückte zurück. Als der Kommandant seine Klinge zog. Ihm vor das Gesicht hielt. Baalberith hatte schon Männer wegen weniger sterben sehen. Er spannte seine Muskeln an. Doch die Soldaten hielten ihn fest. Baalberith starb trotzdem nicht. Das Gladius verschwand aus seinem Blickfeld.


    Baalberith grinste. Als er nach seinem Namen gefragt wurde. Dann pustete er etwas Blut aus dem Mund. Er spuckte nicht. Er konnte nicht. Ein roter Faden lief über sein Kinn. Er antwortete nicht. Dann traf ihn der Knüppel in die Seite. Baalberith keuchte. Hustete noch ein paar Spritzer Blut. Es landete auf den Stiefeln des Optios. Baalberith blickte auf. Ein Laut gurgelte aus seiner Kehle. Irgendetwas zwischen Grunzen und Knurren.

  • Aus dem Kerl war scheinbar nicht viel rauszuholen, zumindest nicht jetzt jetzt... Als sein Blut zu Senecas Füßen landete, blickte kurz hinunter, aber es kümmerte ihn nicht weiter, er hatte schon schlimmeres gesehen.
    "Wie ist dein Name? Antworte gefälligst!", sagte er harsch, und hätte ihm am liebsten das dümmliche Grinsen aus dem Gesicht gezaubert, aber soweit war es noch nicht gekommen, ein wenig Menschlichkeit steckte noch unter der Rüstung, und außerdem kam natürlich ausgerechnet in diesem Moment eine Vestalin vorbei, und natürlich musste diese auch noch stehen bleiben, denkbar ungünstig für weitere Handlungen..
    Seneca wandte sich kurz ab und blickte sie an, eine seltsame Konstellation, er, blutbefleckt, mit einer Meute Soldaten. Vor ihm ein ramponierter Kerl, welchem ein recht unschönes Schicksal blühte, und eine junge Vestalin, welche zu einem wirklich unpassenden Zeitpunkt vorbeikam und welche auch noch stehen blieb.
    Wortlos blickte der Iunier sie an, er wusste auch nicht so recht was er hätte sonst tun sollen..

  • http://s7.directupload.net/images/120505/cp4xl8rb.png Das viele Blut, die grausame Gewalt musste Messalina mit ihren eigenen Augen ansehen. Nie zuvor hatte sie solche schlimme Taten beigewohnt. Sie erblasste vor Angst, käseweiß war sie geworden wie ein Gespenst. Dass man ihr so was antat, nicht nur weil sie eine Vestalin war, sondern auch ein junges Mädchen, das voller Lebensfreude und Hoffnung war. Und jetzt? Ihr Bild wurde so dermaßen erschüttert, dass sie fast ihr Glauben verlor. Sie versuchte stark zu wirken, war angespannt und verkrampft, innerlich unruhig. Sie wollte dass es aufhört, sofort!


    "HÖRT AUF!" , schrie sie laut, dass es auch jeder der Soldaten hörte. Sie blickte den einen Prätorianer an, der sie anblickte und dabei ließ sie eine Träne zu Boden fallen. Sie ging näher ans Geschehen heran. Näher an Seneca, der immer größer und größer wurde. Sie nahm ihren Mut zusammen und versuchte irgendwie, nachdem Gefühlsausbruch, gefasst zu sein. "Was ist hier los? Wieso wird der Mann von dir verprügelt? Was hat er getan, dass er solche Niedertracht verdiente?" Dann blickte sie zum Opfer, dann wieder zu Seneca, auch seine Attraktivität, die im Mondlicht besonders gut zur Geltung kam, konnte nicht über die Schandtat hinwegblenden. "Schämt Ihr euch nicht?", sagte sie zu den Soldaten.



  • Der Soldat, der das Prügeln übernommen hatte, wollte eben neu ausholen, um diesen harten Brocken endlich zum Reden zu bringen, als eine kleine Vestalin sich einmischte und gar den Optio zur Rede stellen wollte. Verwundert hielt der Praetorianer inne. Ob er sich schämte?!
    "Nein."
    antwortete er irritiert. Er verstand nicht warum das Mädchen sich so aufregte, wenn ein paar Soldaten ihre Arbeit machten. Die Vestalinnen sassen doch bei den Arenaspielen auch immer ganz vorne, und störten sich keineswegs an den Strömen von Blut.





  • Seneca musste sich ein kurzes Lachen bei der knappen und trockenen Antwort seines Miles schon verkneifen, immerhin hatten wohl die meisten Anwesenden schlimmeres erlebt, er schaute den Soldaten kurz an, und wandte sich dann an die Vestalin, "Wir führen hier nur unseren Dienst aus, dieser Mann hetzt gegen den Kaiser, beschmiert die Wände mit reißerischen Parolen, wir waren noch sehr milde mit ihm.", erklärte der Iunier der jungen Priesterin, während seine Männer den Kerl weiter festhielten..

  • Baalberith öffnete den Mund. Doch er sagte nichts. Der Kommandant wurde abgelenkt. Von einem Mädchen. Baalberith erkannte ihr Amt nicht. Er kannte die römischen Götter. Aber nicht ihre Priester. Die wenigsten Tempel hatten Nachts geöffnet. Außerdem interessierten sie ihn nicht. Nur wenn sie Brot verteilten. Oder Wein. Doch dann nahm er. Ohne sich um ihre Götter zu kümmern.


    Baalberith hielt die junge Frau für eine Lupa. Oder ein anderes leichtes Mädchen. Welche Frau streunte sonst durch die Stadt? Zu dieser späten Stunde. Auch Baalberith war irritiert. Als sie aufschrie. Herantrat. Antworten forderte. Die Soldaten regelrecht anfuhr. Baalberith brach in ein kehliges Lachen aus. Wieder flogen ein paar Tropfen Blut aus seinem Mund. Der Vestalin entgegen. Die Situation hatte alle Gefahr verloren. Für Baalberith. Der nicht weiter dachte als den Augenblick.

  • http://s7.directupload.net/images/120505/cp4xl8rb.png Die Soldaten gaben das wieder, was sie jahrelang in ihrer Ausbildung gelernt hatten. Blind zu folgen und jede Tat, egal wie schlimm sie war, auszuführen. Befehl war Befehl! Doch Messalina konnte dieser Philosophie nichts abgewinnen, der freie Geist sollte stets gewahrt werden. Abgesehen von den Sklaven. Sie waren Bürger und keine Sklaven, aber irgendwie schon in den Fängen eines Mannes. Jeder Mensch würde allein durch die Götter bestraft werden und nicht durch Anweisungen von irgendwelchen Gebietern auf Erden. Somit sie sich weiterhin drauf fokussierte, den armen Mann, der sich kaum auf seine Beine halten konnte, zu befreien.


    "Beinhaltet der Dienst, Vesta zu verärgern? Das Atrium ist nicht weit! Also lasst den Mann… ." Bevor sie das letzte Wort aussprechen konnte, dass eventuell dem Mann das Leben gerettet hätte. Spritzte Blut aus seinem Mund, genau auf die weiße Tracht von Messalina, sofort erinnerte sie sich an den Händler auf dem Schiff in Ostia. Wieder war ihr Kleid mit Blut befleckt worden, diesmal sogar fremdes. Schlagartig änderte sie ihre Meinung, wie als wäre sie Schwager gewesen und deshalb an den dazugehörigen Hormonschwankungen litt. Es war schlimm in Anwesenheit einer Vestalin zu kämpfen, außer es diente der reinen Bespaßung. Aber das! Sie blickte ihn mit halb zugegriffenen Augen an. "Du hast mich besudelt, das könnte dein Todesurteil sein! DU schlimmer Finger!" Besseres fiel ihr in dem Moment nicht ein, wobei sie so richtig fies sein konnte. Ihr Liktor war bereit das Todesurteil vor Ort zu vollstrecken. Doch sie wollte nicht, dass durch ihre Hand jemand sterben musste, auch wenn er es verdient hatte. Sie war verwirrt, Daumen hoch oder runter. Würde sie sich nicht selbst widersprechen? Wenn sie ihr Daumen hob.


    Sie wollte es doch den Soldaten überlassen, blickte wieder zu Senca und vollendete ihren Satz. "Also lasst den Mann einsperren, aber verschont ihn hier auf dem Forum." Dann wandte sie sich zu einem ihrer Begleiter und deutete mit ihren rechten Zeigefinger auf die Blutflecken. "Mach das weg! Sofort!"

  • Seneca wusste nicht so recht ob er Lachen oder Weinen sollte, wer war dieses Mädchen, diese Vestalin welche einfach mal so vorbeispazierte und der kaiserlichen Garde, der besten Einheit im Reich, so sagt man zumindest, Befehle erteilte?
    "Der Dienst beinhaltet jedenfalls nicht eindeutig schuldige Männer einfach laufen zu lassen.", konterte Seneca ihrer sehr einseitigen Aussage, bevor er Zeuge eines altbekannten, weiblichen Phänomens wurde. Ihre Stimmung kippte ins Gegenteil um, und das Blut auf ihrer Kleidung war wohl nur einer von den vielen möglichen Impulsen welche diese Reaktion hätten auslösen können. Als sie dem Mann mit dem Tod bedrohte, und dann auch noch so "ausdrücklich", war die Verwirrung komplett. Der Iunier blickte seine Männer an, und deutete mit seinem rechten Mundwinkel ein Grinsen an, bevor er sich wieder an die Priesterin wand, "Ja...", antwortete ihr in einem etwas ironischen Tonfall, "Wir hatten sowieso vor ihn mitzunehmen.", ergänzte Seneca und blickte den Mann an, "Du hast in der Hand wie das abläuft, bist du kooperativ wirds nicht ganz so unangenehm, machst du so weiter werden die Götter dir hoffentlich gnädig sein.", harschte Seneca den Kerl an und bemerkte erst hinterher die Ironie, schließlich stand ja gerade eine Frau im Dienste der Götter vor ihnen..

  • Baalberith verstand die Situation nicht. Er verstand nicht warum die Soldaten die junge Frau nicht einfach zur Seite schoben. Er hatte durchaus Respekt vor römischen Soldaten. Er war schon einige Male mit ihnen aneinander geraten. Mit Vigilen. Oder Urbanern. Aber diese waren zögerlich. Sie waren viele. Doch vielleicht bot sich ihm noch eine Gelegenheit. Wenn sie sich weiter von dem Mädchen ablenken ließen.


    Baalberith verstand auch die junge Frau nicht. Vielleicht war sie doch keine Lupa. Eher eine verzogene Patrizierin. Die glaubte alles tanzt nach ihrer Pfeife. Einmal hin. Dann wieder her. Jemand sollte sie übers Knie legen. Dann würde sich das sicher geben. Glaubte Baalberith. Er wäre durchaus bereit dazu.


    Am Ende galt wieder alle Aufmerksamkeit Baalberith. Der Kommandant wandte sich ihm wieder zu. Forderte Kooperation. Baalberith zuckte mit den Schultern. Brummte unbestimmt. Es war nicht seine Schuld. Dass sich Blut in seinem Mund sammelte. Dass die Frau sich vor ihn gestellt hatte. Dass er den Kopf nicht weg drehen konnte. Weil sie ihn festhielten.


    Er würde sich nicht wehren. Wenn sie ihn mitnahmen. Es war nicht sein erster Besuch im Carcer. Doch sicher wäre er nicht von langer Dauer. Meist ließen sie ihn wieder gehen. Entweder freiwillig. Oder mit etwas Nachdruck durch den Vogelmann. Münzen waren immer ein Beweggrund. Besonders die Vigilen waren leicht käuflich. Mit Praetorianern kannte er sich nicht aus. Aber für Baalberith waren alle Soldaten gleich.

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