Rauschendes Fest am Kaiserhof

  • Was um alles in der Welt musste sie eigentlich tun, damit der Mann mal auch ausflippte? War ja fast so schlimm wie Sextus... Trotz des Alkohols allerdings war Nigrina durchaus bewusst, dass es besser war, besser für sie, dass der Kaiser ihre mehr oder weniger offenen Provokationen eher amüsant fand als ärgerlich. Ein Seitenblick zu ihrem Zukünftigen sagte ihr, dass der das nicht ganz so lustig zu finden schien wie Vescularius, und für einen winzigen Moment nagte das an ihr... bis sie die Frage, wie sich ihre Ehe wohl gestalten würde, einfach rigoros verdrängte. „Großartig! Dann können wir ja schon bald wieder feiern!“ bemerkte sie einem Tonfall, dessen gespielt-euphorische Fassade kaum das ätzende Mauerwerk darunter überspielen konnte – und auch gar nicht sollte, wenn es nach Nigrina ging. Sie leerte den Rest ihres Bechers und hob ihn leicht an, um ein Nachfüllen anzufordern – was auch prompt von einem Sklaven erfüllt wurde.

  • Festtag der Venus. Na das war ja passend. Weil die so viel mit Ehe zu tun hatte. Sollte sie da echt glauben, dass Vescularius da keine Hintergedanken hatte? „Welchen von beiden meinst du?“ Sie warf ihrem... ihrem... dem Barbar erneut einen Blick von der Seite zu, aber der schien es nicht für nötig zu halten, sich da einzumischen. Klar. An seiner Stelle hätte sie sich wohl auch einfach zurück gelehnt – warum auch nicht? Er bekam eine Flavia, ohne auch nur einen Finger rühren zu müssen! Einfach so! Nur weil der Kaiser meinte über sie bestimmen zu können! … Was er faktisch leider auch konnte, jedenfalls im Moment.

  • Potitus stutzte. Stimmt, es gab ja zwei davon! Der erste war organisatorisch schwierig, da er da bereits einen anderen Termin hatte. Der zweite lag allerdings parallel zum Hercules-Feiertag, den der Kaiser auch gern beging. Invictus war etwas, was er gut brauchen konnte! "Vielleicht machen wir's doch nicht parallel zu einem Feiertag. Als Kaiser sollte ich da ja immer teilnehmen! Nehmen wir vielleicht lieber den XIII. vor dem Kalenden des September, dann können alle ihren Rausch an den Consualia ausschlafen!" schlug er nun vor.

  • Nigrina bekämpfte den Impuls, die Augen zu schließen. Oder zu verdrehen. Oder einfach herum zu schnauzen, dass ihr der Termin herzlich egal war. „Wie wär's mit vier Tage später“, murmelte sie. Dann konnte ihr dann wohl frisch Angetrauter gleich in die Unterwelt fahren... Nigrina setzte ein Lächeln auf und fügte in normaler Lautstärke hinzu: „Ein wunderbarer Termin, Imperator. Sicher hervorragend geeignet. Meinst du aber nicht auch, dass es da noch ein wenig zu... nun ja, zu heiß, zu ungemütlich in Rom ist? Vielleicht sollten wir warten bis der Herbst Einzug gehalten hat...“ Und mit dem Herbst der Bürgerkrieg, und währenddessen würde sich keiner daran denken, dass sie heiraten sollte, und wenn sie Glück hatte... verlor der Vescularier. Oder er ging dabei drauf. Oder irgendetwas sonst passierte, dass sie aus ihrer misslichen Lage befreite. Und selbst wenn nichts von alledem eintrat, dann hätte sie doch wenigstens ein bisschen Zeit gewonnen, in der sie nicht mit einem Plebejer verheiratet war.

  • Potitus überhörte den kritischen Kommentar. Der nächste war allerdings bedenkenswert, denn im Sommer waren Senatsferien und niemand bei Verstand hielt sich in Rom auf! Andererseits war Ausgangssperre für Senatoren, also war es für die Gäste sowieso kein Problem! "Naja, dann musst du dich eben beeilen mit den ganzen Zeremonien, damit du schnell aus deinem Brautkleid schlüpfen kannst! HAHAHAHAHA!!" Er grinste den zukünftigen Ehemann an, der vorsichtig zurücklächelte. "Aber wir brauchen nicht feilschen! Wir fragen einfach deinen Zukünftigen, damit du dich schonmal daran gewöhnst, wer zukünftig die Entscheidungen trifft! Also, Scordiscus, was meinst du?" fragte er dann. "Also mir ist es eigentlich egal... dein Vorschlag ist sicherlich der Beste, Imperator!" Zufrieden klatschte der Kaiser in die Hände. "Na also, dann ist es beschlossene Sache!"

  • Wieder verzogen sich Nigrinas Lippen zu einem Lächeln, zwangsläufig, weil freilich so einige in das Gelächter einstimmten. Und natürlich wurde auch nichts aus ihrem Versuch, noch etwas Zeit herauszuschlagen. Sie rang sich ein „Hervorragend!“ ab, in einem Tonfall, in dem mehr beißender Spott lag als gespielte Euphorie, bevor sie fortfuhr: „Ich gehe mal davon aus, dass ich eine Liste mit den gewünschten Gästen bekomme... sowie mit weiteren Details, die bei der Zeremonie gewünscht werden.“ Eigentlich war das an ihren Zukünftigen gerichtet, aber sie sah den Kaiser dabei an. Warum sollte sie auch die einzige sein, die hier gedemütigt wurde? Auch wenn es wohl nur ein kleiner Stich war, wenn überhaupt, und kein sehr besonders kluger. „Wo soll denn übrigens der erste Teil der Zeremonie stattfinden?“ Eigentlich ja in der Villa Flavia... aber Nigrina war sich nicht so sicher, ob sich der Vescularius an diese Konvention halten würde.

  • Potitus überlegte einen Moment. "Ich dachte, bei einer Zweitehe kann man sich diesen ganzen Zeremonien-Quatsch sowieso sparen!" Der Kaiser selbst hatte nur einmal geheiratet, danach hatte er wechselnde Partner bevorzugt! Aber wenn er sich recht erinnerte, musste man diesen ganzen Unsinn kein zweites Mal über sich ergehen lassen! "Die Details kannst du ja mit den Domitiern klären. Ist ja eure Hochzeit!" Ihm war es schließlich egal, wo genau Scordiscus zum Mann wurde!

  • Keine Wünsche also, diesmal nicht. Das hieß, nicht vom Vescularius. Diesmal warf Nigrina einen flüchtigen Seitenblick zu ihrem Zukünftigen, einen der wenigen bislang, und betrachtete ihn kurz mit ausdrucksloser Miene. Dann setzte sie wieder ein Lächeln auf und flötete zum Kaiser: „Wie wäre es denn, wenn wir die Hochzeit hier feiern, Imperator? Einer deiner Vertrauten ehelicht eine Flavia, wäre es nicht passend, das hier auf dem Palatin zu feiern?“

  • Potitus stutzte. Hier am Kaiserhof? Das würde der Flavierin so passen! "Na, die Domitier haben doch ein hübsches Haus und ihr Flavier sowieso, oder nicht?" Er sah zu Scordiscus, der ein klein wenig enttäuscht aussah. "Wenn ich das jetzt mache, wird der Kaiserhof noch zur Heiratsagentur, weil dann alle meine Freunde und Bekannten hier feiern wollen!" Er nahm einen tiefen Schluck Wein.

  • „Oh, nicht doch. Du hast nur eine Flavia in deiner Bekanntschaft, die einen deiner... Freunde heiratet“, konterte Nigrina, zuckte aber gleich darauf die Achseln. Sie wusste, dass das nur zu einer weiteren Ablehnung führen würde, und obwohl es sie freute zu sehen, dass der Barbar enttäuscht war, und das Messer gern noch ein wenig in der Wunde umgedreht hätte – das war es nicht wert. Die eigentliche Zielscheibe von Vescularius war ja sie... und das würde sie auch bleiben, auch wenn es ihr hin und wieder gelang, Nadelstiche in eine andere Richtung abzulenken. „Aber du hast wohl recht. Die Casa Domitia eignet sich mit Sicherheit vorzüglich für ein pompöses Fest dieser Größenordnung.“ Diesmal bedachte sie mit ihrem Lächeln tatsächlich ihren Zukünftigen – freilich in der Hoffnung irgendein Anzeichen davon zu sehen, dass dem nicht der Fall war. Dass die Hütte eines Barbaren, selbst wenn er mittlerweile in Rom eine hatte, eben nicht den Anforderungen einer Eheschließung standhalten würden, bei der der Kaiser auf der Gästeliste stand mit einem Häkchen bei kommt, und bei der eine Flavia die Braut war.

  • Potitus grinste. "Nana, so viel brauchst du dir auf deine Brut auch nicht einbilden!" Aber sie versuchte er gar nicht mehr weiter. Und da die Casa Domitia ein beschlagnamter Patrizier-Wohnsitz war, war sie tatsächlich ganz passabel! Der Kaiser sorgte doch für seine Günstlinge!

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