• Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen. Das Land hatte die Fesseln des Winters endgültig abgeworfen, die Vögel begrüßten den noch jungen Tag mit fröhlichem Gezwitscher und die Straße führte vorbei an frisch ergrünten Wäldchen und saftigen Weiden. Die Gegend südlich von Capena zeigte sich dem Reisenden als Abbild des idyllischen Arkadien, wie es Vergil in seinen bukolischen Gedichten beschrieb.


    Auf der Straße, der Via Flaminia, konnte man zu dieser frühen Stunde eine Reisegruppe erkennen. Sie mochte einem arglosen Beobachter als höchst gewöhnlich erscheinen und das sollte sie auch.


    Scheinbar war dies ein recht wohlhabender Händler auf dem Weg nach Norden. Er ritt zu Pferd voran. Ihm folgten drei Karren, ebenfalls von Pferden gezogen, die seine offenbar nicht allzu gewichtigen Waren transportierten und auf denen einige seiner Sklaven mit ihm reisten. Ein paar andere, die ihrem Äußeren nach vor allem dem Schutz ihres Herrn und seiner Besitztümer verpflichtet waren, liefen nebenher.


    Kein ungewöhnlicher Anblick also. Zumindest hoffte es der Reiter. Denn er war kein Händler und nicht alle seine Sklaven und Bediensteten waren echt...

  • Auf einem der Karren saß ein junger Mann, die Zügel in der Hand. Er trug eine einfache Tunika und darüber einen Mantel aus roher Wolle, obwohl ihn die wärmenden Strahlen der Sonne bereits beschienen.
    Etwas ungeübt führte er den Wagen, ernst und aufmerksam darauf bedacht, die Spur zu halten.









  • Neben ihm, das musste wohl sein Vater oder Großvater sein. Denn die beiden sahen sich ähnlich.
    Der Alte hatte sich ebenfalls in einen wollenen Mantel gewickelt, aber sein Blick verriet, dass er tief in Gedanken versunken war.









  • Die Reise dauerte länger als es dem ungeduldigen Reiter an der Spitze recht war. Das lag nicht alleine an den langsamen und schwerfälligen Karren, denn die Reisegruppe mied die großen Städte an der Straße wo es ging und versuchte sie möglichst erst in der Abenddämmerung oder am frühen Morgen zu passieren. Manchmal warteten sie einen halben Tag bevor es weiter ging und manchmal umfuhren sie eine Stadt sogar umständlich und zeitraubend auf unbefestigten Wegen.
    So ging es über Narnia am Flusse Nar und über Mevania, an Nuveria vorbei nach Norden. Man passierte Tadinum und Pitinum Mergens, bevor die Küste des Mare Adriaticum und schließlich Ariminum erreicht wurde. Von hier aus ging es weiter nach Nordwesten, in die Aemilia, nach Bononia, Mutina und Parma. Als man endlich bei Placentia an den Padus gelangt war, ohne aufgehalten, aufgegriffen oder sonstwie behelligt worden zu sein, glaubte man sich immer sicherer und genehmigte sich volle drei Tage Rast. Erst danach ging es weiter, jetzt ziemlich genau nach Osten. Cremona war die letzte große Stadt vor ihrem eigentlichen Ziel: Mantua!
    In Sichtweite der ersten Gräber vor der Stadt schlugen sie ihr Lager auf.


    Aber der Reiter verweilte nicht. Nach ein paar dürren Worten verließ er die Gruppe und trieb sein müdes Pferd in Richtung der nahen Castra.

  • Nachdem Corvus von Titus Aurelius Ursus, dem Legaten der I. Legion, erfahren hatte, dass die 'Traiana' in Begriff war ihr Stammlager zu verlassen und ins Feld zu ziehen, kehrte er zu Quartos provisorischem Lager vor den Toren der Stadt zurück.
    Dort berichtete er seinem Patron und dessen Sohn Paetus davon.

  • Quarto freute sich, als er hörte, dass sein Freund Ursus auf der Seite von Salinators Feinden stand. Obwohl seine Gesundheit angeschlagen war und die Flucht aus Rom ihn weiter geschwächt hatte, wollte er sich der Legion anschließen. Nur mühsam gelang es, ihn schließlich doch umzustimmen und zu überreden, sich zunächst ein Quartier zu suchen und abzuwarten, bis er wieder bei Kräften war.
    Schließlich jedoch, wenn auch voller Bedauern, stimmte er zu.


    Am nächsten Morgen wurde das Lager wieder abgebrochen. Die Sklaven packten die Habseligkeiten, die Quarto aus Rom hatte mitnehmen können, auf die drei Karren und ihr Herr schlüpfte wieder in seine Rolle als einfacher Mann.
    So ging es in die Stadt Mantua und bald darauf, nachdem man sich etwas umgehört hatte, zum Haus der Witwe Tibulla.









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