Den Himmel ein Stück näher

  • Varus schüttelte lächelnd Kopf.
    "Nun da gibt es gleich zwei Probleme. Zum einen gibt es wenn es um Speisen geht, kaum etwas was ich mehr hasse als Aspargus und zum anderen wäre es doch wohl reichlich dreist dir dein Essen zu nehmen. Zumal wenn es gemeinsam mit einem winzigen Zimmer die Hälfte deines Ersparten umfasst."


    Varus gefiel die junge Frau immer besser. Sie kam nach Rom mit so gut wie keinem Geld, scheinbar ganz alleine und träumte von einer eigenen Tuchfertigung.
    ´Per apera ad astra`
    ging es ihm durch den Kopf.


    "Ich lade dich ein."


    Varus ging ein paar Straßen weiter in Richtung des großen Kolloseums. Da hatte er gestern an der Ecke einer Hauptstraße gut zu Mittag gegessen. Er setzte sich an einen hohen Zweiertisch und überlegte was er nahm.
    Er entschied sich für ein paar kross gebackene Stücken Brot die mit Olivenöl bestrichen waren und mit Knoblauch, Fisch und Meeresfrüchten belegt waren. Dazu bestellte er einen hellen verdünnten Weißwein.
    "Bestell dir was du möchtest nur keinen Aspargus."

  • Zu zweit kamen sie schneller voran, als es ihr allein gelungen war. Immer dann wenn es ihr zu eng wurde, ging sie hinter ihm und er fing die Stöße und Rempler mit seine Körper ab. Wenn wieder ausreichend Platz war, gesellte sie sich neben ihn und ging schweigend an seiter Seite. Dabei sah sie sich um und bewunderte insgeheim die prachtvollen Häuser und Bauten.
    Hinter ihm gehend betrat sie dann auch die Caupona und folgte ihm an den ausgesuchten Zweiertisch. Erst als er gewählt und sie sich von ihrer leichten Verlegenheit erholt hatte, war sie sich bewußt, dass sie auch ein Essen wählten musste. Ohne dabei lange zu überlegen, bestellte sie sich das von ihm Gewählte und lächelte ihn dann an.
    Damit weiß ich schon einmal, was dir nicht schmeckt und werde mich zu gegebener Zeit daran erinnern.
    Es war ihr noch immer etwas unangenehm, dass er sie zum Essen einlud und sie wollte sich auf jeden Fall dafür erkenntlich zeigen. Wenn sie auch noch nicht wusste wie, sie hatte geschickte Hände und ingendwann würde sich die Möglichkeit bieten, es ihm zu zeigen.
    Zudem kann ich dir nicht genug danken, dass du mich eingeladen hast und versuchst mir zu helfen.
    Auch wollte sie das Gespräch wieder aufnehmen, dabei aber nicht zu neugierig erscheinen. Ihr Herz schlug inzwischen bis zum Hals und die Neugier zeichnete sich in ihrem Gesicht und ihren Augen ab. Ihr war heiß und so nestelte sie an ihrem Mantel, unentschlossen ihn abzulegen oder ihn nur zu öffnen.

  • Varus kam aus der Provinz und war auch noch nicht lange in Rom. Von daher, auch an Arbeit gewöhnt war es jetzt nicht so das er "fraß" aber er griff schon ordentlich zu. Normalerweise aßen Stadtrömer ja nur Abens ordentlich.


    Als dann also das bestellte kam, nickte er Rachel kurz zu und aß und trank dann erst einmal ein, zwei Bissen und Schlucke. Dabei warf er gelegentlich einen Blick zu ihr rüber.


    "Ach nicht der Rede wert und ich habe ja auch etwas davon dir zu helfen."


    Er bemerkte ihr nesteln am Mantel und schaute kurz auf diesen.


    Manche würde es als grob betrachten aber es lag wohl ebenso an seiner Herkunf das er es nicht großartig umschrieb sondern direkt aussprach.


    "Mir scheint es ist etwas zu warm für diesen Mantel. Außerdem wird das schöne Kleid darunter doch dann vor die Außenwelt verheimlicht. Was schade wäre und gleichzeitig könntest du so vielleicht sogar erste Kundinnen auf deine Fähigkeiten aufmerksam machen. Oder... ich bin in euren Ritualen nicht sehr bewandert gebietet dir dein Glauben den Mantel?"

  • Um nachdenken zu können, wie sie seine Frage beantworten sollte, biß sie erst einmal beherzt in das belegte Brot und nahm dazu einen Schluck vom verdünnten Weißen. Der Geschmack war ihr bekannt, vor allem der von Oliven und Fisch. Erzeugten doch ihre Vorfahren seit Jahren Olivenöl und handelten mit den Früchten dieser Bäume auch auf dem römischen Markt. Mit dem Knoblauchgeschmack konnte sie sich nicht so richtig anfreunden, stieg ihr der Duft auch sofort in die Nase und reizte dort zum Schniefen. Deshalb klangen ihre Worte auch leicht weinerlich als sie begann zu erklären. Der Mantel und das Bündel sind alles was ich besitze neben den wenigen Münzen. In der Nacht dient er mir als Schutz vor Kälte und am Tag vor der sengenden Sonne.
    Wahrscheinlich sollte sie ihm zu gegebener Zeit mehr von ihrem vorherigen Leben erzählen, im Augenblick war sie von den Eindrücken und seinen Worten zu aufgeregt, fand außerdem den Ort nicht so passend. So beließ sie es beim Öffnen des Mantels und widmete sich wieder ihrem Essen. Immer dann, wenn sie einen Schluck trank, wanderte ihr Blick über den Rand des Bechers verstohlen zu ihm und in ihren Augen war ein leichtes Leuchten zu erkennen. Besonders die Bemerkung zu ihrem schönen Kleid gab ihr die Gewissheit, dass er sie für geschickt hielt, doch war es ihr auch etwas unangenehm es zur Schau zu stellen. Du wirst der Erste sein, den ich ein Kleidungsstück herstelle, wenn ich genügend verdient habe. Von einem Zwinkern begleitet sprach sie die letzten Worte sehr leise und dennoch meinte sie es nicht nur im Spaß, es war ihr durchaus ernst damit.

  • Varus war erschrocken und gleichzeitig auch ein bisschen beeindruckt über ihr Selbstvertrauen. Kam mit sowenig in diese Stadt die alles fraß was das kleinste Anzeichen von Schwäche zeigte und hatte trotzdem noch Anstand usw.
    Fast hätte es ihn interessiert wie sie wohl zu Wege gewesen wäre wenn er sie erst in 2-3 Monaten getroffen hätte. Doch er schob diese bösen Gedanken fort. Wahrscheinlich hätte sie dann irgendwo was gefunden wo man sie für wenig Geld halb hätte Tot arbeiten lassen und irgendwann in ein paar Jahren hätte sie den Absprung geschafft... vielleicht.


    "Das ist ja wirklich traurig und tut mir leid. Aber wenn du ihn ablegst bleibt er ja, so traurig das ist, immer noch deiner. Ich denke mir nur ohne ihn ist es nicht nur für dich angenehmer und hier wird ihn dir schon keiner stehlen wenn du ihn nicht unbeaufsichtigt liegen lässt oder ein paar Meter entfernt hinlegst."


    Er zwinkerte zurück:
    "Ich hoffe mit einem bisschen anderen Schnitt."


    Nachdem er noch ein paar Bissen verspeist hatte und schon halb über einen Nachtisch nachdachte erwähnte er noch einmal die Arbeit.


    "Bevor wir gänzlich im schmausen gefangen bleiben und über Kleider sprechen. Was hast du dir denn vorgestellt was du verdienen möchtest... Oder willst du zuerst die Arbeit einen Tag getan haben und dann einen Vorschlag machen?"

  • Sie wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen, zumal es ihr nicht groß geholfen hatte, dass sie den Mantel offen trug. Ihr war immer noch heiß und je mehr er lobende Worte für sie fand, um so schlimmer wurde es. Rachel nahm noch einmal die Serviette zur Hand, säuberte ihren Mund und ihre Finger, bevor sie sich erhob und sich gänzlich der Umhüllung erledigte.
    Hervor kam ein Kunstwerk von einem Kleid in einem helleren Flaschengrün. Es wirkte wie ein Rahmen, der ihre Figur den besonderen Ausdruck verlieh, schmiegte sich und doch umspielte es nur ihre schlanke Figur. Die Stickerei aus einem hellen Grün betonte ihre schmale Taille, ohne besondes aufreizend zu wirken und die schmale Bordüre unter ihren Brüsten wirkte wie ein Schmuckstück an der richtigen Stelle.
    Den Mantel in den Händen haltend beobachtete sie aus dem Augenwinkeln seine Reaktion, war gespannt, was er dazu sagen würde. Gleichzeitig schob sie ihn über die Lehne ihres Stuhles und nahm wieder darauf ihren Platz ein.
    Jetzt fühl ich mich besser. Bemerkte sie recht leise und mehr zu sich selbst, ohne den Augenblick stören zu wollen. Hatte sie doch seine letzte Frage noch im Ohr und dachte einen Augenblick schweigend darüber nach, dabei von ihrem dünnen Weißen nippend.
    Also! Leise begann sie, ihn dabei ansehend. Mir wäre es Recht, wenn du dir ein Bild von meinen Fähigkeiten machst und mir dafür einen Lohn anbieten könntest. Du als *armer Sohn*... Sie wiederholte damit seine vorherige Bemerkung mit einem Zug des Schmunzeln um den rosaroten Lippen. Nein, Spaß bei Seite, wir möchten doch beide eine Symbiose eingehen und das geht nur mit beiderseitigem Verstehen.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie die richten Worte gefunden hatte und nun nicht zu altklug rüber kam. Deshalb sah sie ihn offen in die Augen und lächelte. Ich möchte etwas geben und nicht nur nehmen.

  • Varus sah natürlich zu wie sie sich von dem Mantel befreite. Er wurde nicht enttäuscht von dem was darunter zum Vorschein kam und vorher schon mal kurz zu sehen war. Als junger Mann konnte er wohl nicht anders, wollte es aber auch gar nicht. Sein Blick wanderte über ihren Körper und blieb dabei auch an ihnen weiblichen Rundungen hängen. Nicht so lange das es anzüglich gewesen wäre aber auch lang genug um zu bemerken das ihm gefiel was er sah.
    "Das fühlt sich bestimmt nicht nur besser an und nichts gegen den lebensrettenden Mantel, aber es wäre doch eine Schande, ja fast schon Verbrechen das weiter darunter zu verstecken."
    Was er dabei genau mit "das" meinte ließ er offen.


    Er lächelte zurück und trank noch einen Schluck Wein.
    "Gut so machen wir es. Komm am besten morgen früh zur Casa Helvetia und dann schauen wir mal. Ich weiß nicht genau wo dein Zimmer liegt und du diesen Weg auf dich nehmen willst. Es besteht jedenfalls die Möglichkeit der Unterbringung für dich dort. Wäre wohl auch sicherer...
    noch etwas süßes zum Nachtisch?"

  • 'Casa Helvetia', wiederholte sie für sich in Gedanken und bestätigte kurz mit einem Nicken, bevor ein Schütteln den Kopfes folgte und Beides in einem leisen Lachen endete. Musste sie doch unentschlossen wirken und das war sie nicht wirklich, folgte sogleich auch die Erklärung von einem Lächeln begleitet. Nein danke, keinen Nachtisch mehr und ja, das wäre auf jeden Fall sicherer und auch bequemer für dich, wenn du Aufgaben für mich hast und ich vor Ort wäre.
    Inzwischen war das Bestellte von ihr verzehrt und sie hatte ihre Finger in der kleinen Wasserschale gesäubert und an der Serviette trocken gerieben. Der letzte Schluck des Weines wurde ausgetrunken und der Becher zur Seite gestellt. Ich werde heute noch einmal in mein Zimmer zurückkehren und morgen früh in die Casa kommen, sollte ich den Weg dort hin finden. Leicht verlegen sprach sie die letzten Worte aus, aber sie war neu in Rom und mehr als den großen Markt und die Gegend um die Insula, wo sie nächtigte, kannte sie noch nicht. Darf ich dich dort hin begleiten und mir den Weg so einprägen? Nach ihrem Dafürhalten war das die beste Möglichkeit noch etwas von der Gegend zu sehen und sich auch den Ort zu merken, wo sie in Zukunft leben sollte. Nur wenn du nichts Anderes vor hast. Ward noch ergänzt und dabei mit ihren Grünen sein Blick gekreuzt.

  • Varus machte eine entschuldigende Bewegung mit den Händen und sagte:
    "Es tut mir leid. Gerade wo du doch jetzt in.... angenehmerer Kleidung gut gerüstet wärst für einen Spaziergang durch die Stadt würde ich dich gerne dort hinführen. Aber ich habe leider noch etwas zu erledigen was wohl bis spät heute Abend gehen wird. Ein Teil davon wird sich in einer Therma abspielen und spätestens da könntest du mich ja nicht mehr begleiten. Aber pass auf ich erkläre dir genau den Weg und gebe dir die genaue Lage. Dann kannst du zur Not jemanden nach dem Weg fragen.
    Also es ist wie gesagt die Casa und liegt auf dem Mons Esquilinus in der Via Labicana. Am einfachsten fängst du mit den Hügeln an. Also Rom hat....", Varus erklärte ihr die verschiedenen Hügel und wo sie lagen. Wenn Rachel erstmal bis zum Esquilin gekommen war sollte es kein Problem mehr sein. Er warte sie noch davor sich in die Subura zu verlaufen und beschrieb wo diese war.


    "Ich werde dem Ianitor bescheid sagen das er dich auch einlässt. War ich zu schnell oder hast du die Webbeschreibung verstanden?"

  • Das er ihr schönstes Kleid als angenehme Kleidung bezeichnete, nahm sie kommentarlos und schmunzelnd zur Kenntnis. Das er mit ihr nicht mit zur Casa gehen konnte, fand sie dann schon eher schade, ließ es sich aber nicht oder kaum anmerken. Die Unterlippe leicht vorschiebend, konzentrierte sie sich vielmehr voll auf seine Beschreibungen, lief in Gedanken den Weg ab, den sie dort hin folgen musste. Von den Hügeln hatte sie bereits gehört und wahrscheinlich würde sie diese auch aus der Ferne sehen und erkennen können. In der 'Via Labicana' wiederholte sie für sich wortlos, um den Straßennamen einzuprägen, in dem die Casa zu finden sei.
    Du warst nicht zu schnell und ich habe die Beschreibung soweit verstanden. Die Antwort kam nicht so überzeugend, wie sie es sich vorgenommen hatte. War sie doch mit ihren Überlegungen schon viel weiter und kämpfte deshalb auch mit der aufsteigenden Nervosität.Dann wünsche ich dir einen angenehmen Abend in der Therme und hoffe auf die erneute Begegnung.
    Ihre Bewegungen waren leicht fahrig, als sie sich erhob und nach ihrem Mantel griff. Ein leichtes Zittern lastete auf ihren Knien und die vor Aufregung gezeichneten Wangen verliehen ihr mädchenhafte Züge, umrahmt von den pechschmarzen Haaren. Sie nahm den Mantel über den Arm und schob ihr Bündel wieder in die Beuge. Mit der freien Hand schob sie ihr Haar in den Nacken und wieder einmal schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln. Es war ein unvergessener Tag und noch einmal möchte ich dir für deine Hilfe und die Einladung zum Essen danken.

  • Er sah das sie enttäuscht war und bemerkte auch die Unterlippe. Es tat ihm fast etwas leid aber er konnte es leider nicht ändern. Sie sah auch wirklich bezaubert aus mit dem Kleid und dem Lächeln. Eine Mischung aus Unschuld und Verheißung.


    "Ich dir auch und wir werden uns gleich morgen früh sehen hoffe ich."


    Er verabschiedete sich von ihr und auf ihren letzten Satz antwortete er:


    "Gern geschehen und du hast mir das Essen durch deinen Anblick und deine Gesellschaft verschönert."

  • Wenige Augenblicke später sah sie ihm noch eine Zeit nach, bis er zwischen den Umherhastenden nicht mehr zu sehen war. Dann begab auch sie sich auf den Heimweg, in Gedanken noch einmal seine Wegbeschreibung durchgehend. Die Nervosität hatte sich weiter ausgebreitet und so sehr sie es bedauerte, dass er gegangen war, so froh war sie, allein zur Insula zu laufen. Dort standen noch einige Probleme für sie an, die es galt heute noch zu klären. Sie wollte noch einmal übernachten und sie musste sich waschen und erfrischen, ganz zu schweigen von den Befriedigungen ihrer anderen Bedürfnisse. Dazu war es mehr als nötig, den Vermieter zu überzeugen, wahrscheinlich sogar mit ihren letzten Ersparnissen oder auch mit dem Asparagus aus ihrem Bündel?
    Fast hätte sie laut gelacht bei dem Gedanken, dann besann sie sich doch eines Besseren und hastete vom Strom getrieben über den Markt. Am Ende bog sie in die Gasse ein, aus der sie am Morgen gekommen war. Dort war inzwischen etwas Ruhe eingekehrt und obwohl der Tag noch nicht zu Ende ging, bereits die Sonne hinter den Dächern verschwunden.
    Genau wie am Abend vorher sah sie nach oben, wo die letzten Strahlen und die ersten Schatten durch das kleine Fenster fielen. Heute ging sie nicht direkt über den Hof zur Stiege, sondern betrachtete die Angebote vor der Taberna. Erheblich ruhiger, brachte sie ihr Kleid noch einmal in Form und ging dann zielstrebig hinein.

  • Es war nicht Alles nach den Vorstellungen von Rachel gelaufen, dennoch war sie zufrieden, wenn auch nicht besonders ausgeschlafen. Wie sie es bereits vermutet hatte, wollte der Besitzer der Insula für Waschen und Bedürfnis mehr, als für die Übernachtung in dem winzigen Zimmer. Aber auch das war sie gewillt zu zahlen, sollte es doch die letzte Nacht in seinem Haus sein. Sehr früh war sie aufgestanden, die hölzerne Stiege nach unten gelaufen, hatte sich erleichtert und Morgentoilette durchgeführt. Das Wasser war kalt und erfrischend, hatte sie wach gerüttelt.
    Jetzt stand sie am Fenster und sah hinaus. Die Sonne war aufgegangen und küdigte einen recht heißen Tag an. In der Hand hielt sie ihren kleinen Spiegel und einen Kamm. Ihr pechschwarzes Haar glänzte durch die Sonnenstrahlen liebkost und kringelte sich an den Seiten neckend um ihre Ohren. Geschickt wurde es im Nacken geordnet und kunstvoll verflochten. Nur ein paar einzelne Löckchen blieben lose zurück und umspielten ihre Wangenknochen. Sich im Spiegel betrachtend, tupfte sie schlußendlich noch etwas Farbe auf Wangen und Lippen.
    Ihr Kleid lag ausgebreitet auf der Cline und sie musterte es ein letztes Mal. Es war im Schnitt ähnlich ihres Lieblingskleides und im Farbton taubenblau. Die Stickerei in der Taile war nicht ganz so edel, dennoch sehr kunstvoll gearbeitet mit dunkelblauen und naturfarbenen Fäden. Nach dem Überstreifen ordnete sie den Faltenwurf an Hals und Armen, wollte sie doch heute ohne Mantel das Haus verlassen, auch wenn es ungewohnt für sie war. Ihre Sandalen waren nicht mehr die Neuesten, doch glänzten sie von dem regelmäßig aufgetragenen Olivenöl und waren dadurch vor Schmutz und Wasser geschützt. Zu guter Letzt verstaute sie ihre Utensilien zurück in ihr Bündel, was jetzt ihre komplette Habe barg. Auch ihren leerer Geldbeutel lag dabei, den sie sonst sorgsam in ihrer Manteltasche trug, um nicht bestohlen zu werden.
    Den Mantel über den Arm schiebend und das verknotete Bündel in die Armbeuge, betrachtete sie sich ein allerletztes Mal, den Blick auf den Boden gelenkt. 'Du siehst gut aus Rachel, straff die Schultern und nimm den Kopf hoch.' Worte die sie lange nicht gehört hatte und dennoch gut kannte. Ein glückliches Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie sich an die alte Frau erinnerte, die sie wie eine Mutter in ihrem Haus aufgenommen und zu dem erzogen hat, was sie heute ist. 'Nun aber los, du wirst erwartet.'

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