Gedenken an den verstorbenen Kaiser

  • Bereits in den frühen Morgenstunden war wieder reichlich Betrieb auf dem Forum Romanum. Es eilte, was Hände hatte, sich einzurichten. Es regte sich geschäftig jung und alt. Auch wurde wieder allerhand feilgeboten und einige Müßiggänger schienen es sich hier und dort gemütlich zu machen, beliebt waren vor allem die schattigen Plätze unter den Säulen. Direkt zwischen Basilica Aemilia und Basilica Julia lief Lepidus entlang der vielen Römer, die sich manchmal langsam, manchmal schnell über den weiträumigen Platz bewegten. Was für ein Treiben im Herzen dieser prächtigen Stadt.


    Kaum hatte er sich ein wenig umgesehen, schon fiel ihm eine Gruppe edler Römer auf, die sich munter unterhielten. Dass ihre Worte voller Emotionen waren, erkannte und hörte man bereits von weitem. Es war eine offene Runde, die sich wohl anlässlich des Gedenktages zu Ehren des verstorbenen Kaisers Valerianus gebildet hatte. Es schien als würde man seine gesamte Amtszeit durchleuchten, man debattierte wild über seine Taten, seinen Ruhm und sein viel zu frühes Ableben. Offensichtlich hatten sich im Laufe der Zeit immer mehr Bürger diesem illustren Kreis angeschlossen. Auch Lepidus wurde neugierig als er einige Sätze vernehmen konnte und blieb bei ihnen stehen.


    "Einen großartigen Kaiser hatten wir mit ihm. Sein Ableben kam viel zu früh! Zum Glück hat sich Salinator sofort um diese hinterlistigen Mörder gekümmert... zumindest um einige."


    "Ach was, der Mann war doch ohnehin ständig krank, wann hat man ihn denn mal gesehen?"


    "Trotzdem leitete er die Staatsgeschäfte hervorragend!"


    "Blödsinn, es gab viel zu wenig Spiele in seiner Amtszeit!"


    "Ja genau, er hätte ruhig für mehr Spiele sorgen können, zwischenzeitlich war es ja geradezu langweilig in Rom!"


    "Aber er war edel und großmütig. Ich erinnere mich auch noch gut an seine erste Rede als Imperator."


    "Die war nun wirklich fein, und wie gut er damals aussah, wie muskulös er war und dann dieses prächtige schwarze Haar...Er hätte bestimmt noch viel erreicht, wenn man ihn nicht so widerwärtig aus dem Weg geschafft hätte."


    "Ach, er wirkte damals schon schwächlich! Gutes Aussehen macht einen noch lange nicht zu einem fähigen Imperator!"


    Und so gingen die Gespräche hin und her. Die einen liebten ihren verstorbenen Kaiser abgöttisch, die anderen waren womöglich mit seinem Ableben insgeheim gar nicht so unzufrieden, viele brachten jedoch ihre Missbilligung gegenüber dem Mord zum Ausdruck, trotz aller Unzulänglichkeiten, die sie Valerianus unterstellten. Lepidus hörte weiter aufmerksam zu...

  • ...und nicht nur er. Zu denen, die sich eher zurückhielten, zählte auch ein Mann, der in Festtagstoga dabeistand, und manchmal beifällig nickte. Er hatte eines dieser Gesichter, die einem vage vertraut erscheinen, gutmütig und nicht weiter bemerkenswert.
    "Die Ludi Romani waren aber doch eine Pracht! Und ausserdem war unter ihm die ganze Zeit Frieden." warf er irgendwann mal ein, ansonsten beschränkte er sich auf Zuhören.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!