Eine Woche blieb dem Legaten noch Zeit, die Legion für den Feldzug fit zu machen. So lautete die Ansage das Statthalters bei der letzten Militärbesprechung. Fest stand außerdem, sie würden nach Rom marschieren, was mit großer Wahrscheinlichkeit eine bevorstehende Belagerung bedeutete. Neben Belagerungsgeschützen legte Menecrates auch Wert auf Türme - ein Wissen, über das nicht viele Offiziere im Imperium verfügten. Er besaß es und er wollte es an seine Offiziere weitergeben, also nahm er diese Unterrichtung höchstpersönlich vor.
Zur frühen Stunde, am Tag eins nach der Militärbesprechung, ließ er Tribune sowie die meisten Centurionen und Optiones und ausgewählte Mannschaftsteile auf dem Campus antreten. Er hatte bereits Lagerburschen den Auftrag erteilt, diverse Eisenteile, Scharniere, Leder, Wolle und ähnliche Kleinteile sowie die erforderlichen Balken, Räder und Holzbohlen zu einem abgelegenen Teil des Platzes zu bringen. Als er eintraf, standen die Offiziere vollzählig, die Lagerburschen abseits.
Der Legat verzichtete auf eine Meldung, indem er dem Tribunus Vibienus abwinkte.
"Movemini. Ich möchte auf eine anstehende mögliche Belagerung bestens vorbereitet sein, daher nehmen wir heute den Bau und die Funktionsweise von Türmen durch. Sie gehören zu den am längsten bekannten Belagerungsgerätschaften, und trotzdem werden sie im Imperium kaum gekannt. Das ist ein Vorteil, für uns, weil ihr sie heute kennenlernt.
Mancher mag sich fragen, welche Vorteile bietet uns überhaupt so ein Turm? Es gibt mehrere Möglichkeiten und dementsprechend muss die Ausführung bzw. Bestückung des Turmes variieren. Es können Mannschaften abgesetzt werden oder diese agieren von dem erhöhten Terrain herab - eine ausgezeichnete Position übrigens für Bogenschützen. Es lassen sich sogar Mauern einreißen, Geschütze können positioniert werden usw.
Holz ist das Baumaterial schlechthin - zumeist gut verfügbar, leicht zu verarbeiten, dabei stabil bei nicht zu hohem Eigengewicht, aber auch anfällig für Gegenmaßnahmen. Als Schutz bei Feuereinwirkung dient Rohleder, mit dem das Holz verkleide... ausgeschlossen.
So, für kleinere Rampen genügte es, in erster Linie Schutt, aber auch Erde in einer ansteigenden Bahn festzustampfen. Hatte der Agger größer auszufallen, waren die Seiten mit Holz befestigt.
Als geschichtliches Beispiel für eine extrem große Rampe möchte ich die vor Avaricum nennen, bei der Caesar 23,7 m hoch aufschütten ließ, da die Stadt auf einer von sumpfigem Boden umgebenen kleinen Anhöhe lag. Auch in der Breite war diese Rampe extrem, weil Caesar einen massiven Infanterieangriff plante. 97,6 m breit wurde hier aufgeschüttet und verdichtet.
Wir werden einen Turm errichten und bewegen. Das Ganze findet in der äußersten Ecke des Campus statt. Nicht alle können gleichzeitig helfen, einige werden immer zusehen. Ihr wechselt euch ab. Die erste Cohorte beginnt mit dem Bau der Rampe, die zweite sieht erst zu, um zu lernen, falls etwas nicht optimal ausgeführt wird, und danach begutachtet sie das Baumaterial. Bei der Bauanleitung stehe ich zur Verfügung. Los geht's"