Decima Stella

  • Das Cubiculum war geschmackvoll eingerichtet. Neben einem Bett enthielt es einen Diwan sowie einen Beistelltisch auf dem sich eine Schale mit frischem Obst befand. Eine Kleidertruhe ein größerer Tisch und ein mehrere Sessel rundeten das Bild ab.
    Überall befanden sich frische Blumen, liebte Stella doch ihr Aussehen und ihren Wohlgeruch den sie verbreiteten.
    In eine einfache weiße Tunika gekleidet und die langen Haare offen über den Rücken saß das Löckenköpfchen in einem der Sessel und blickte hinaus in den Garten - Doch sah sie nicht wirklich die Pracht, die sich dort entfaltete. Ihre Gedanken schweiften zur Mutter im fernen Athen und sie nahm sich vor ihr bald zu schreiben.
    Auch wußte sie schon in was sie ihr Geld investieren wollen würde - selbst eine Naschkatze würde sie eine Imkerei aufmachen. Hoffentlich war sie nicht ihr bester Kunde.

  • Lavinia Crispina
    Athen
    Liebste Mama,


    Aspasia und ich haben die weite Reise gut überstanden und sich vor einigen Wochen sicher in Rom angekommen. Die Familia nahm mich gut auf, obwohl sie von meinem erscheinen nicht informiert war. Scheinbar kam der Bote nie hier an.
    Und es stimmt - Catus ist auch hier. So nach und nach lerne ich meinen Bruder jetzt kennen. Leider erzählt ernicht viel von sich und wo er die Zeit war, in der er Vater und dir sorgen bereitete. Jedoch glaube ich er hält mich noch für ein Kind, dabei bin ich schon 13 und heiratsfähig.


    Wir waren auch schon in einem Theater. Die ganze Gen, auch meine Cousins und Cousinen.
    Weißt du eigentlich das eine Cousine - Cousine Messalina - Vestalin ist?
    Ich habe vor sie einmal im Tempel der Vesta zu besuchen.


    Es gab jetzt auch eine Parade der Praetorianer, weil deren Praefect sein Amt abgegeben hat. Du wirst nie erraten, wem die Ehre zuteil wurde, dessen Nachfolger zu werden. - Cousin Faustus Decimus Serapio.
    Bei der Parade durfte ich mit auf der Ehrentribüne sitzen und ich konnte sogar einen Blick auf den Augustus werfen.


    Aspasia ist nach wie vor streng zu mir und trichtert mir weiter gutes benehmen ein. Ihrer Meinung nach sind meine Chancen auf dem Heiratsmarkt mit der Beförderung Serapios nun auch gestiegen. Du kennst ja meine Meinung zu diesem Thema, so dass ich dir nichts schreiben muß.
    So schön es hier ist, ich wünschte du wärst bei mir. Du und unser kleines Gut fehlen mir.Blühen die Olivenbäume noch? Fährst du bald wieder nach Peiraieus? Dann Grüß das Meer von mir.


    Wenn ich etwas mehr Zeit habe, werde ich dir ausführlicher berichten.


    Ich liebe dich
    Vale
    deine Stellula

  • Aufgeregt setze das Mädel sich an den Tisch und ließ sich eine Wachstafel bringen.


    Schnell schrieb sie die Einladung an Crispina und ihre Mutter. Sie freute sich schon auf das wiedersehen - vor allem mit Crispina.


    Vielleicht könnten sie ja Freundinnen werden. Das würde dem Lockenköpfchen gefallen.


    Ad
    Pinnia Serena
    Helvetia Crispina
    Roma
    Casa Helvetia



    Salve,


    wie wir bei der Vestalia besprochen haben, lasse ich euch eine Einladung zu einer Cena in der Casa Decimus Mercator zukommen.
    Ich freue mich schon darauf euch wiederzusehen. Die Einladung gilt natürlich auch für Tiberius Hevetius Varus, von dem ich schon etwas hörte.


    Ich hoffe auf euer kommen.


    Sagt mir, wann es euch passt. Cousin Serapio hat mir freie Hand gelassen.


    Auf Bald


    Vale


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  • Das Löckenköpfchen hatte Post aus Mantua bekommen. Freudestrahlend nahm sie den Brief entgegen und entrollte ihn ihrem Cubiculum.


    Ihre grauen flogen nahezu über das Papyrus.


    Sie fand schade, das Titus nicht nach Rom kommen konnte, doch bei der momentan angespannten Situation konnte sie es verstehen. So nahm sie sich vor, regelmäßig einen Boten nach Mantua zu schicken, um mit ihrem Großcousin in Kontakt zu bleiben.


    Auch würde sie an Massa eine weitere Nachricht zukommen lassen. Diesmal aber nicht so lieb. Versetzte er sie doch einfach. Vielleicht würde sie statt einer weiteren Nachricht auch einfach eine Reisekutsche einspannen lassen und nach Misenum selbst fahren. Dann mußte Appius sie einfach beachten.


    Aber ersteinmal hieß es die Cena vorbereiten zu der sie geladen hatte. Auch da hatte sie Nachricht bekommen. Wann würde es wohl Messalina passen? Sie würde sie einfach am morgigen Tag fragen, wenn sie zu ihrer Verwandten in den Tempel der Vesta fahren würde um sie zu entführen.

  • Nachdem Faustus seinen Gast in Empfang genommen hatte. Was mich beschäftigte, wie rührend er mit diesem abgerissenen Mann umgegangen war. Das tat er bei solchen Gestalten sonst nicht. Was interessierte mich das noch.

    Sein Auftauchen gab mir die Möglichkeit, meinem geplanten Besuch bei Stella nach zu kommen. " Stella?" ich klopfte an die Tür ihres cubiculum.

  • Sie lag gerade auf einer Kline als Stella das Klopfen vernahm und dann wie jemand ihren Namen rief.
    Das Blondchen legte den Papyrus in den sie sich gerade vertieft hatte beiseite. Aspasia öffne bitte die Türe.
    Stella hatte sich schon für die Nacht zurückgezogen und trug nur ihr Nachthemd aus ägyptischer Seide, das sie auf dem Markt erstanden hatte.


    Die ältere Sklavin öffnete und ließ Massa, um den es sich vor der Türe handelte, hinein.


    Salve Massa, setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?
    Sie nahm die Beine hinab und klopfte neben sich auf die Kline, so dass Massa sich neben ihr setzte.

  • Mir wurde auf mein Klopfen von Aspasia Einlass gewährt. Ich hatte Stella gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen, wegen meinem Auftreten bei ihrer cena.


    Auf ihre Geste hin, nahm ich neben ihr Platz. " Wein würde zur Stunde passen." Hübsch sah sie in ihrem Nachthemd aus. " Ein feines Stück Stoff, was du da trägst. Gefällt mir. Den passenden Mann dazu. Dann wäre alles Perfekt." Ich grinste, überspielte meine Nervosität. Was ich zu sagen hatte war nicht so einfach. Am besten ich erzählte ihr nur die Hälfte von allem.

  • Aspasia brachte etwas Wein und dazu Trauben und stellte alles auf den kleinen Tisch neben der Kline. Dann reichte sie Massa - den sie schon als Kind kannte - und ihrer jungen Herrin ein Glas.


    Stella kicherte mädchenhaft und errötete zart. Dann verzog sich ihr süßer Mund zu einem Schippchen. Ich glaube die Männer beachten mich nicht. Denen schein ich zu jung zu sein. Aber ich habe ja auch noch einige Jahre ehe ich verheiratet sein muß. Anders als gewisse andere Leute hier im Raume... Frech piekste sie "ihren" Massa in die Seite.
    Was führt dich zu mir? Liegt dir etwas auf dem Herzen? Das Lockenköpfchen legte den Kopf schief und lehnte sich an ihren Cousin. Obwohl er schon einige Tage in Rom verweilte, verströmte er immer noch den Geruch nach Meer. Dies gefiel ihr. Gerne würde Stella wieder einmal die salzige Luft riechen und lachend den neckenden Wellen ausweichen.

  • Dankend nickte ich Aspasia zu. Ein Trankopfer für die Götter, ein großer Schluck.
    " Erst mal will ich mich bei dir wegen meinem Benehmen zur cena entschuldigen und dann glaube nicht, dass sie dich nicht beachten. Zu jung bist du auf keinen Fall. Sei nicht ganz so ungeduldig. Au..." zuckte ich und grinste. " Ich darf nicht heiraten." Wie gut sich das anhörte. " Außerdem will mich keine haben. Ich bin nur Centurio bei der classis." Wie viele Ausflüchte es gab, erstaunlich. "Obwohl die classis ohne weiteres als Legion bestehen kann. Wir haben sogar den Vorteil, dass wir eigene Bogenschützen, Schleuderer, Speerwerfer, unter unseren Männern haben. Ja und das wichtigste, Marineinfanteristen können auf See und an Land kämpfen." Ich war wieder dabei mich in Rage zu reden. " Ach, Stella." mein Arm legte sich um ihre Schulter und streichelte sie zärtlich. " Morgen ist der letzte Tag für mich hier in Rom. Ich muss wieder zurück. Habe wichtige Aufgaben zu erledigen. Rom und der Kaiser und meine kleine Stella müssen beschützt werden." mehr musste sie nicht wissen. Das ich die casa nicht im Guten verließ war ebenso unwichtig für sie. Sie hatte nichts damit zu tun.

  • Und ob dich die Frauen wollen. Du siehst gut aus, bist gebildet und auch nicht Arm... und ich glaube ab einem gewissen Rang darf man heiraten. Sie kicherte und genoß es bei ihm im Arm zu liegen. Ich glaube du willst nur nicht und weiterhin dein wildes Junggesellen-Leben leben.
    Als Massa erwähnte, das er morgen abreisen würde, wurde das Mädel ganz traurig und mußte mehrmals mit dem Wimpern klimpern. Zwar hatte sie gewußt, dass Massa nicht lange bleiben konnte. Aber das die Zeit so schnell herum war, das war gemein.
    Dann kam ihr eine Idee.
    Du Appius, kann ich dich nicht begleiten? Hier in Rom stinkt es so und es ist so schrecklich heiß. Und dann könntest du deine kleine Stella besser beschützen. Und deine kleine Stella könnte für dich kochen. Und damit meine ich keine Schlammsüppchen wie früher als Kind.
    Sie blickte Massa mit ihren großen grauen Seelenspiegel bittend an. Ihr Blick sprach förmlich: bitte bitte bitte bitte...

  • Zum Glück glaubte sie es nur zu wissen. Sicher war sie sich nicht. Dieses wilde Jungesellen-Leben war manchmal ganz schön anstrengend und nicht immer romantisch, so wie sie sich das eventuall vorstellte.


    " Stella..." Ich drückte sie ein bisschen fester an mich. "Ich kann das nicht entscheiden. Das kann nur.... Serapio entscheiden. Er ist für dich in gewisser Weise, so lange du hier bist verantwortlich." Stella war zwar aus dem griechischen Zweig, aber nicht unter meiner Obhut. " Dein Angebot ist verlockend. Leider ist die classis, wie die Legion nichts für eine Frau. Der Umgangston ist rauh und nicht jeder ist dir gut gesinnt." Ich sah sie entschuldigend an. " Ich werde in nächster Zeit viel unterwegs sein, es wäre nicht gut."

  • Du wärst doch dann aber bei mir und würdest aufpassen. Ausserdem kann ich mich gut verteidigen - immerhin mußtest du mich aus so mancher Prügelei herausholen. Gut da war ich noch klein. Aber ich kann das immer noch... Ein freches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Jedoch wußte sie das Massa recht hatte und Serapio wahrscheinlich dagegen war, das sie mitreiste. Dabei hatte das Blondchen das Gefühl, unbedingt mit zu müssen. Sie wollte "ihren" Massa nicht einfach so gehen lassen. Es schien als würde ihm etwas auf der Seele lasten. Und dies tat dem jungen Mädel selber weh.
    Sie nahm seine große Hand in ihre und fuhr zart mit dem Fingerspitzen drüber. Spürte die Schwielen vom Gladius, Pilum und manch anderer Waffe und dennoch hatten diese Hände sie oftmals getröstet. Dann.. dann schreib mir wenigstens ganz oft. Ich möchte alles wissen. Wie es dir geht, wo du bist... was du denkst...Versprich mir das!
    Dann erhob sich das zierliche Mädel und trat zu ihrem Schrank, öffnete die Tür und holte ein Salbentöpfchen hervor, das mit Delphinen geschmückt war.
    Und die hier nimmst du mit. Eine Heilsalbe aus Beinwell, Kamille, Thymian, Ringelblume und Scharfgarbe. Wenn du zulange in der Sonne standest und die Haut dann rot wird hilft sie und bei Kratz-, Schürf- und leichten Platzwunden.
    Wenn sie schon so nicht bei Massa sein konnte, um auf ihn aufzupassen, dann sollte wenigstens eine selbstgemachte Salbe dabeisein.

  • Das sie das noch konnte davon war ich überzeugt. Damals als ihr Retter habe ich ordentlich Prügel eingesteckt und ausgeteilt, bis die Fronten zu unseren Gunsten geklärt waren. Heute ging es nicht nur mit Schürfwunden und Beulen ab. " Ich werde dir schreiben, versprochen. Ganz oft, so oft es geht." Ich sah ihr hinterher. Etwas für mich. Aus ihrem Schrank. Ein kleines Salbentöpfchen mit Delphinen. Es erinnerte mich an meinen Ring, den ich Neriman geschenkt hatte. Was gab ich darum zu erfahren wie es ihr ging. Ob sie den Ring noch trug? Unbewusst griff ich mir an die Brust. Ihr Amulett trug ich, seit sie es mir umgehangen hatte. Gemeinsam mit der Fortuna von Faustus. " Das ist eine schöne Dose und ihren Inhalt werde ich gut gebrauchen können. Danke Stella. " Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Sie wird mich überall hin begleiten." Der kleine Lockenkopf, wann sah ich sie wieder? Ich schüttelte die Frage ab. " Morgen verlasse ich Rom. Lass dich drücken."

  • Mit den Tränen kämpfend drückte der Lockenkopf sich an "ihren" Massa. Ich will nicht das du gehst! Dann wischte sie sich über die Augen. Aber aufhalten kann ich dich auch nicht... pass auf dich auf. Ich werde jeden einzelnen Gott bitten, das er ein Auge auf dich hat. Wieder füllten die grauen sich verräterisch. Sie versuchte sich jede Einzelheit einzuprägen. Den Geruch nach Meer und Freiheit, seinen Blick und die stolze Haltung.
    Dann drückte sie ihre Lippen auf seine Wange. Ich hab dich lieb...weißt du das...

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