Des Rhianus Mauer

  • Auf meinen Streifzügen durch die Stadt kam ich am Markt vorbei. Ich war schon den ganzen Tag gelaufen und so setzte ich mich an eine Mauer und Lupus legte sich vor mich.
    Endlich etwas erholung. Ich hatte eine gute Sicht und beobachtete das bunte Treiben auf dem Markt. Reiche Patrizier, Händler, Bauern, Träger und Sklaven, alle würden sie heute Nacht einen warmen Schlafplatz haben. Ich musste mir etwas zum Abendbrot besorgen.
    Vielleicht sollte ich einfach einige der Passanten ansprechen.

  • Der Besuch auf dem Markt war für Auza bisher nicht sehr erfolgreich verlaufen. Niemand hatte ihre Hilfe gebrauchen können und abgefallen war bis jetzt auch nichts für sie. So ließ sie sich ein wenig im Gedränge des Marktes treiben und beobachtete die Leute. Bis ihr Blick auf einen Bettler fiel den sie hier bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Zu bedeuten hatte das allerdings nichts, dafür gab es in Rom zu viele Menschen und auch zu viele Bettler. Aber warum nicht für ein wenig Abwechslung in diesem bis jetzt recht unspektakulären Tag sorgen...So schlenderte sie zur Mauer herüber. Ohne ernsthaft interessiert zu klingen sprach sie den Neuen an.


    "Nen, netten Schoßhund hast du da...wie´s aussieht lässt er dir nur nich viel zu futtern übrig"

  • Ich wurde von einer Frau aus meinen Gedanken gerissen. Ich war froh darüber denn meine Erinnerungen plagten mich. "Salve. Im Gegenteil, er besorgt oft etwas zu Essen und ohne ihn könnte ich nicht Arbeiten. Ich kraulte Lupus hinterm Ohr. Wo wir grade beim Essen sind, du siehst hungrig aus.

  • "Vermutlich nicht hungriger als du." antwortete sie und musterte ihr Gegenüber noch einmal. Nein er sah nicht danach aus als habe er etwas zu essen noch gäbe es etwas anderes bei ihm zu holen. "Aber du arbeitetst?" fragte sie skeptisch "Als was denn? Betteln ist ja nun nich wirklich ne Arbeit..."

  • Ich bin Rhianus Vagus, der Rattenfänger von Rom. erwiederte ich nicht ohne Stolz.
    Ich kramte in meinem Rucksack und holte etwas zu Essen heraus: Trockenes Brot, die Reste der Ratte von heute Morgen und Wasser. Ich warf Lupus die Ratte zu, er brauchte auch etwas. Und mit wem hab ich die Ehre? fragte ich freundlich. Hätte ich mir doch was vernünftiges zu Essen besorgt, das Brot war steinhart.

  • Falls sie Hunger gehabt hatte war ihr dieser vergangen, nachdem sie gesehen hatte das Vagus sein Essen neben toten Ratten aufbewahrte. So weit hatte sie der Hunger noch nicht getrieben...
    "Freut mich Rattenfänger von Rom." kam es mit einem leicht spöttischen Unterton über ihre Lippen. Ihr gegenüber hatte diesen Titel den er sich vermutlich gerade selbst verliehen hatte, einfach mit ein wenig zu viel Stolz in der Stimme verkündet. "Ich bin Aurora" Eine Lüge, die aber glatt und ohne Zögern über ihre Lippen kam. Sie war es einfach gewöhnt aus Vorsicht, wildfremden Männern auf der Straße erstmal einen falschen Namen zu nennen. "Du kannst mich aber auch gern Königin der Herumtreiberinnen nennen." Fügte sie scherzend hinzu. Da sie keiner geregelten Arbeit nach ging und sich mit vielerlei Dingen etwas hinzu verdiente, stimmte zumindest bei diesem Teil ihrer Aussage etwas.

  • Freut mich Aurora. Ich biss in das Brot und stöhnte ärgerlich auf. Verdammt! Ich warf das Brot weg und es klakkerte wie ein Stein über das Pflaster. Warte hier ich bin gleich wieder da. Ich ging hinüber zu zwei Frauen und kam etwas später mit fünf Setzterzen in der Hand zurück. So, was essen wir davon? Hänchen, Fisch und dazu Wein? fragte ich scherzend. Ich hatte wirklich Lust auf ein Caesarenmahl aber Brot und Wasser würde ich wahrscheinlich eher bekommen.

  • Während sie auf Rhianus wartete sah sie zu dem Brot herüber. Warum hatte er es weggeworfen? Es war hart. Aber man hätte es noch gut essen können, wenn man es in Wasser, Milch oder Wein eingetaucht hätte. So schlecht konnte es ihm also nicht gehen, wenn er so sorglos mit Lebensmitteln umging. Vielleicht war er gar nicht das, was er vorgab zu sein? Dann wurden ihre Überlegungen von Rhianus, der zurückkehrte auch schon unterbrochen.



    "Essen?" fragte sie überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sein Geld mit ihr teilen würde. "Ich glaube ich wäre mit fast allem zufrieden." Die Aussicht auf eine Gratismahlzeit trieb sie doch dazu, einzuwilligen. Solange sie hier auf dem Markt oder weitgehend in der Öffentlichkeit blieben, konnte sicher nicht allzu viel passieren.


    "Du bist nicht von hier oder?"

  • Nein, bin ich nicht. sie sprach meine Vergangenheit an und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich bin Sachse und komme aus Germania Magna. Ich musste wieder an meinen Bruder denken. Genauer gesagt aus dem Norden Germanias. Wieder sausten Erinnerungen durch meinen Kopf und mein Lächeln wich einem traurigem Blick. Ich ging zu dem Brot und hob es auf. Als Rattenköder wird es wohl noch taugen. Essen kann man es jedenfalls nicht mehr. Ich verstaute das Brot in meinem Rucksack.

  • Ahja hatte sie mit ihrem Gefühl doch nicht ganz falsch gelegen, für jemanden der hier geboren war, war er doch ein wenig zu freundlich..


    Sie hatte zwar noch nie eine Karte des römischen Reiches gesehen, aber von Germanien hatte sie gehört und sie wusste zumindest das es ein weites Stück Weg von dort bis nach Rom war. Zumindest eine Strecke die man nicht einfach zurücklegte nur um in Rom zu betteln. Auf dem Weg hierher hatte es sicher noch einige andere Städte gegeben. Dahinter steckte sicher eine Geschichte, so wie jeder hier irgendeine Geschichte hatte und dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach keine schöne. Auch das traf hier auf die meisten zu.


    "Und was treibt dich nach Rom? Braucht man in Germanien keine Rattenfänger?"
    fragte sie, die Einladung zum Essen gab ihr das Gefühl, ihm zumindest ein wenig Interesse an seiner Geschichte zu schulden, auch wenn das sonst nicht unbedingt ihre Art war.

  • Ich fang mal ganz am Anfang an: Als ich ungefähr neun Sommer alt war wurde mein Dorf von einem feindlichem Stamm angegriffen. Sie brannten unser Dorf nieder, töteten alles was lebte unter anderen meine Eltern. Mein Bruder und ich entkamen indem wir uns totstellten und uns in einen Fluss fallen ließen. Damals nannte man uns noch Sarolf und Richard. Wir wussten nicht was wir tun sollten und beschlossen in das gelobte Land, das Imperium Romanum zu ziehen. Ich hielt kurz inne und wischte mir eine einsame Träne von der Wange. Wir überquerten den Rhenus und zogen Obdachlos richtung Süden. Wir wollten nach Rom machten aber zusammen mit einer Gruppe anderer Landstreicher eine Wanderung durch Gallien. In Lutetia, eine schöne Stadt haben wir uns getrennt. Mein Bruder und ich zogen weiter nach Rom und die anderen wollten nach Burgdala oder Burdigala, ich weis nicht mehr wie die Stadt hieß. Ich atmete tief durch. In Augusta Baurica fanden wir Arbeit bei einem alten Mann, er Handelte mit Büchern. Ein sehr netter Mensch, hatt uns beiden Lesen und Schreiben beigebracht. Er meinte wir sollten wenigstens das können, aus Sarolf wurde Saras, mich nannte man ab da Rhianus und da wir Vagabunden waren nannte man uns beide Vagus. Ich schmunzelte. Als ich weiter erzählte wurde mein Blick wieder eisig. Der Mann hatte einen Sohn, der "Babaren", wie er uns nannte, hasste. Als er das Geschäft übernahm feuerte er uns. Kurz, wir waren wieder Obdachlos. Also ging die Reise weiter, über die Alpen nach Rom. Gefährlich, anstrengend aber auch schön sind diese Berge. Wieder stoppte ich kurz. Und dann, zehn Sommer nach unserem Aufbruch waren wir nur bnoch ein paar Tage von Rom entfernt. Und was passierte...wir wurden überfallen. Eine Hand voll Räuber griff uns an, wir wehrten uns so gut es ging. Einer der Räuber ist dank meinem Stock nicht mehr aufgestanden. Ich grinste kurz. Ich hab es geschafft zu entkommen, doch der Pfeil den einer der Räuber abfeuerte flog schneller als mein Bruder laufen konnte. Ich kämpfte mit den Tränen. Naja, nun bin ich in Rom und versuche zu überleben.
    Ich zwang mich zu lächeln.

  • Aufmerksam hatte Auza seinen Erzählungen zu gehört. Auch wenn ihr viele der genannten Orte nur wenig bis gar nichts sagten.


    "Das tut mir leid für dich." brachte Auza hervor, ihre Gesichtszüge wurden dabei weicher und ließen Anteilnahme erkennen. Was sollte sie ihm auch sonst sagen. Egal was, es hätte ihm sowieso nicht wirklich geholfen. Nur gut das er nicht was ihr Bruder "beruflich" machte...aber im Grunde wusste sie es selbst nicht genau und wollte es auch nicht wirklich wissen.


    "Allerdings verstehe ich immer noch nicht warum du hier her gekommen bist... Rom ist kein einfaches Pflaster vorallem wenn man niemanden kennt. An deiner Stelle wäre ich vermutlich nicht hergekommen..." normalerweise erteilte sie keine Ratschläge. Dafür interessierten sie die meisten anderen Menschen und ihre Schicksale zu wenig und sie hatte selbst genug Probleme. Aber diesmal ließ sie sich doch dazu hinreißen.


    "Und warum lebst du auf der Straße wenn du lesen und schreiben kannst? Hättest du nicht einfach eine andere Anstellung finden können? "

  • Als was soll ich schon Arbeiten. Kein Geld, keinen guten Ruf und kein Bürgerrecht. Genug von mir. Was machst du so? Ein Themenwechsel schien mir igendwie angebracht.

  • Da war die Frage von der Auza gewusst hatte, dass sie irgendwann kommen würde...Auza erzählte nicht gerne von sich, sie hatte das Gefühl je mehr jemand über sie wusste, desto eher konnte er ihre Schwachpunkte finden und das konnte unter Umständen gefährlich werden. Nunja zum Glück konnte er sie auch nicht zwingen alles über sich zu erzählen. Sie konnte jetzt entweder sehr vage bleiben oder ihm einfach eine Lüge auftischen. Sie entschied sich erstmal für Ersteres.


    "So dies und das..." begann sie "Ich schlage mich eben so durch. Manchmal verdiene ich mir als Hilfe auf dem Markt etwas dazu." Das zu dem dies und das unter Umständen auch kleinere Diebstähle und anderes gehörten, brauchte er ja nicht zu wissen. Hätte Rhianus etwas gehabt, das man hätte stehlen können, hätte sie es vielleicht auch bei ihm versucht.


    "Im Grunde lebe ich wie die Vögel auf dem Feld." Irgendwann hatte ihr jemand eine solche Geschichte erzählt und Auza fand, sie könnte jetzt vielleicht dazu beitragen, darüber hinweg zu täuschen wie kurz angebunden ihre Antwort eigentlich war.

  • Aurora antwortete sehr knapp. Was dieses Dies-und-Das war konnte ich mir denken. Also, fast so wie ich. sagte ich im Plauderton, Betteln und wenn nichts Hilft dann greiftst du zu anderen Mitteln. Nun wurde ich ernst: Aber pass auf, mich haben schon viele Leute versucht zu berauben. Die meisten Leben nicht mehr. Das war nicht mal gelogen. Ich wollte Aurora nicht beleidigen aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.
    Wieder freundlich fügte ich hinzu: Aber ich denke mal, wir von der Straße halten zusammen. Ich zwinkerte ihr zu.

  • Seine Vermutungen zu ihrem Broterwerb ließ sie unkommentiert. Man gab besser nichts zu, schließlich konnte man es irgendwann doch einmal bereuen. Als Rhianus ihr indirekt drohte, musste sie ein Grinsen unter drücken... Wie viele Leute diesen Satz wohl schon gesagt hatten. Aber wer nicht merkte das er bestohlen wurde konnte auch nichts unternehmen...


    "Hängt davon ab, wen du mit wir meinst...Ich werd dich bestimmt nicht beklauen." das entsprach sogar der Wahrheit, er hatte nichts und unbemerkt hätte sie ihm jetzt sowieso nichts mehr entwenden können. Dazu kam noch der Wolf... Alles ein viel zu großes Risiko für nichts...
    "Aber es gibt hier genug andere....und wenn es um das eigene Überleben geht ist sich jeder selbst der nächste."

  • "Welcher Kerl in Genua?" Auza schaute ihn verständnislos an. Das es sich um irgendein früheres Erlebnis handeln musste war ihr klar, aber was genau passiert war und ob der Kerl überhaupt noch lebte, erschloß sich aus dieser beiläufigen Bemerkung überhaupt nicht.


    Sim-Off:

    Sollte der letzte Satz auch noch wörtliche Rede sein?

  • Zitat

    Original von Rhianus Vagus
    DieSklavin schaute mich fragend an. Lange Geschichte.

    Sim-Off:

    Hey sie ist zwar arm, aber sie hat immer noch ihre Freiheit. Oder war das ein freudscher Verschreiber? :D


    Hmm diesmal war ihr Gegenüber viel wortkarger als bisher, entweder wollte er die Geschichte so viel interessanter machen als sie wirklich war oder an ihr war nichts dran und er wollte sich jetzt nicht die Mühe machen etwas zu erfinden.


    "Ist wahrscheinlich eh das übliche, fügte sie nun möglichst desinteressiert hinzu, um ihn etwas zu necken. "Er ist dir blöd gekommen, hat dich unterschätzt und dann hat er sein blaues Wunder erlebt... Männer erzählen sowas gerne wenn sie betrunken sind. Aber du sagtest etwas von Essen...Kaufen wir uns etwas auf dem Markt?"


    Abwartend ob es bei seinem Angebot blieb, sah sie zu ihm.


    "Ich weiß wo es nicht so teuer ist..."

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