Der Dienst im Atrium Vestae war die letzten Tage eher wenig interessant, denn seit Vestalia vorbei war, war die ganze Anspannung gelöst worden und wandelte sich zum Teil in Langeweile um. Erst im August werden die Vestalinnen ihre nächste Kulthandlung vollbringen, bis dahin war eben noch reichlich Zeit gewesen.
Messalina, die inzwischen um die siebzehn Jahre alt war, sich prächtig entwickelt hatte, den Drang verspürte erfolgreich zu sein. Besessen war DIE Matrona Roms zu werden, wichtiger als ihre Tante Seiana, wichtiger als es je eine Frau gewesen war, berühmter als Valeria Messalina, die durch ihre Intrigen Geschichte schrieb, auch wenn sie später zum Tode verurteilt wurde. Hatte Messalina einige Charakterzüge dieser Person an sich, wenn auch noch nicht ganz ausgeprägt, aber sie schritten Tag für Tag voran. Sie würde auch irgendwann über Leichen gehen, um ihr Willen zu bekommen. Doch dafür war noch Zeit. Erst einmal sollte der Grundstein gelegt werden, daher hatte sie sich vorab informiert und erfahren, dass vor einiger Zeit ein geheimer Club der Furien gab, Damen die sich über Politik unterhielten, ihre Männer aushörten, Gerüchte in die Welt setzten, Fäden zogen und gar bestimmten. Dieser Club ist leider verstummt, nun ist es an ihr, diesen wieder zu erwecken, unter ihrer Führung natürlich, denn sie konnte bisher niemanden vertrauen, nicht einmal ihre beste Freundin, wenn sie eine gehabt hätte.
Somit machte sie sich mit ihrer Sklavin und ihrem Liktor per Fuß zu einer Therme auf, um dort Kontakte zu knüpfen, Kontakte die ihr von Nutzen waren, dazu benötigte sie eben zuverlässige Quellen, Frauen die ihr wichtige Dinge mitteilen konnten und die Therme war dafür ein vorzüglicher Ort, um solche Personen anzufinden. Sie betrat zum ersten Mal die Therme, in der Vestalinnentracht, ging in die Umkleidekabine, ihr Liktor hingegen musste draußen warten. Einige Augenblicke später entkleidete sie sich langsam. Vielleicht hatte sie Glück und in der Umkleide selbst, wäre eine der Frauen anzufinden.