Von Mogontiacum nach Vindonissa

  • Menecrates grüßte Duccius mit einem Kopfnicken, dann folgte er mit Erstaunen der Meldung. Seine Augenbrauen wanderten nach oben. Sollten die Götter tatsächlich auch die Schritte seines Enkels zu ihm gelenkt haben? Möglich war in diesen Zeiten alles, aber trotz der durchaus passenden Beschreibung irritierte ihn vor allem eins: Duccius erwähnte zwar Sklaven, nicht aber Linos und Macro namentlich, die ohne Zweifel seinen Enkel begleiten müssten. Sein Sekretär und Leibwächter könnten die Identität seines Enkels bestätigen. Es wäre also keine Nachfrage nötig, sondern einzig eine klare Meldung der Ankunft seines Enkels zu erwarten gewesen.
    Um sich zu orientieren, fragte der Legat nach.


    "Unter den Sklaven müssten sich Linos und Macro befinden." Der Legat bewegte die Hand in einer Geste, die ausdrückte, dass jedem Legionssoldaten und Offizier doch seine Sklaven von Angesicht bekannt waren. Sich noch immer im Unklaren befindend, wartete er die Reaktion des Optios ab.

  • Sönke hatte schon nach wenigen Stunden in seiner Truppe vollkommen auf Autopilot geschaltet... stundenlanges Marschieren, dann das Lager aufschlagen, wobei sie sich im Contubernium damit abwechselten wer dazu abgestellt wurde beim Ausheben des Walls zu helfen, wer das Zelt aufstellte, wer das mitgeschleppte Korn mit dem Mühlstein schrotete... und so weiter und sofort. So zogen die Tage auch in steter Eintönigkeit an ihnen vorüber wie die Weite des Rhenustals... und auch das Würfeln im Kerzenlicht, bevor sie einer nach dem anderen in erschöpften Schlaf fielen, brachte kaum Abwechslung.

  • Hadamar registrierte die Anzeichen von Überraschung in der Haltung des Legaten, aber er reagierte nicht darauf – machte sich nur seine Gedanken. Die allerdings auch zu keinem konkreten Schluss führten, denn freilich hieß das gar nichts, dass der Legat überrascht war. Also nichts in Bezug auf die Identität des Mannes, nur, dass er seinen Enkel nicht hier erwartet hätte – aber hätte er das, hätten sie ja auch Bescheid gewusst, dass der Kerl ihnen irgendwann vor die Füße stolpern konnte.


    „Nein, Legat“, beantwortete er dann die Frage, als der Legat nachhakte. Den Leibwächterhünen kannte er zumindest vom Sehen – und den rotzfrechen Schreiberling kannte er sogar besser als ihm lieb war... er konnte sich noch gut an die Schlagabtäusche erinnern, als sie den Kerl eingefangen und wieder zurück ins Castellum geschleppt hatten. Und noch besser daran, wie Linos es geschafft hatte, ihn quer durchs Lager zu schicken und sämtliche Tesserarii abzuklappern, obwohl das eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre. Der hatte es faustdick hinter den Ohren, der konnte ihm in dieser Hinsicht definitiv das Wasser reichen, das musste Hadamar neidlos anerkennen. „Deine Sklaven würde ich erkennen, aber die drei Begleiter des Mannes sind mir unbekannt.“

  • Der Legat kniff die Augen etwas zusammen, so als können mit eingeschränktem Gesichtsfeld besser nachdenken. Letztlich reifte die Erkenntnis, dass in diesem Fall Aufklärung wohl nur über Konfrontation stattfinden konnte. Er atmete einmal tief ein, dann nickte er flüchtig.


    "Sie sollen fortgeführt werden." Die Formulierung ließ die Erwartung erkennen, dass die Wachen sorgfältig vorgehen sollten. Entwaffnung erklärte sich von selbst, aber auch eine Manndeckung. Menecrates rechnete eher mit einer bösen Überraschung als mit einem weiteren Verwandten. Anders konnte er sich das Fehlen seiner nach Rom entsandten Sklaven nicht erklären.

  • Hadamar wartete regungslos ab, bis der Legat zu einer Entscheidung kam, und salutierte dann wieder. „Zu Befehl, Legat.“


    Er wandte sich um und verschwand wieder, durch die Soldaten hindurch, bis er seine Männer und die vier Reiter wieder erreicht hatte. „Der Legat will euch sehen.“ Er nickte seinen Leuten zu. „Die Pferde und sämtliche Waffen, die ihr bei euch tragt, bleiben hier. Also absteigen und lasst euch durchsuchen.“ Noch während er das sagte, traten auch schon vier Soldaten zu den Reitern und griffen in die Zügel der Tiere, um sie festzuhalten. Andere stellten sich bereit, um die Männer zu durchsuchen, so bald sie abgestiegen sein würden. Hadamar blieb in der Nähe des Wortführers, beteiligte sich aber selbst nicht daran, die Pferde zu halten oder die Männer zu durchsuchen, sondern blieb im Gegenteil so stehen, dass er alles im Blick halten konnte... nur für den Fall, dass einer Schwierigkeiten machen sollte.




    Sim-Off:

    Ich geh davon aus, du hast vorführen und nicht fortführen gemeint – falls doch fortführen gemeint ist, gib bitte Bescheid, dann editier ich.

  • Na endlich...!! Es hatte nach Quintus Empfinden eine halbe Ewigkeit gedauert bis der Optio wieder kam und ihm mitteilte, dass er zum Legaten vorgelassen werden sollte.


    Dass er und seine Begleiter durchsucht werden sollten irritierte den Claudier zwar, aber im Grunde hatte er nichts dagegen. Den gefährlichen Weg allein durch Germanien hatten sie hinter sich gelassen und innerhalb der Legion sollte ihm und dem Geld, das er mit sich führte, keine Gefahr mehr drohen.... mal abgesehen von ein paar gierigen Soldaten. Auch ihre Waffen würden ihnen hier nichts mehr nützen, außerdem hätte der im Kampf vollkommen unerfahrene Claudier ohnehin keine Chance gegen ausgebildete Soldaten.


    Felix stieg also vom Pferd ab und brachte anschließend einen in seinem linken Hosenbein versteckten Dolch mit goldenem Knauf zum Vorschein. Ein Zweiter folgte unmittelbar darauf, welcher für jeden sichtbar an seinem Gürtel hing, als der Patrizier seine Tunika ein wenig anhob.


    Mit einem Nicken zu den 3 Sklaven entwaffneten auch diese sich freiwillig und ohne Murren. Anaxander war ähnlich wie Felix bewaffnet und nur die beiden anderen trugen kurze Schwerter mit sich.


    Als anschließend einer der der Soldaten auf Felix zu kam um ihn zu durchsuchen drückte der Claudier ihm zwar seine beiden Dolche in die Hand, als der Mann dann aber Anstalten machte ihn zu durchsuchen und abzutasten fuhr Felix den Legionär an.


    "Hände weg! Ich bin kein Sklave oder einfacher Bürger den du abgrabschen kannst wie eine billige Hure! Von dahergelaufenem Gesindel wie dir muss ich mir so etwas nicht gefallen lassen."


    Noch während er das sagte schüttelte der Claudier bereits die Hand des neben ihm stehenden Soldaten ab und wandte sich selbstbewusst an den Optio. Dass dieser sich mit den beiden von Felix ausgehändigten Dolchen, die tatsächlich seine einzigen Waffen waren, begnügen musste machte der Claudier nun deutlich:


    "Wenn ihr mich unbedingt durchsuchen müsst holt mir jemanden her der vom Stande dazu ermächtigt ist."
    dem Claudier war nur allzu klar, dass sein Großvater der einzige im ganzen Heer sein konnte, auf den er da gerade anspielte. Von Victor wusste Felix schließlich noch nichts..
    Der Patrizier grinste und sprach weiter
    "Des Weiteren liegt es in deiner und meiner Interesse, dass die Taschen auf dem Pferd des Griechen da vorne"
    Felix deutete kurz auf Anaxander, der im Gegensatz zum Claudier gerade durchsucht und abgetastet wurde, dennoch aber noch immer direkt neben seinem Pferd stand und unablässig darauf achtete, dass keiner der Soldaten den Beuteln zu nahe kam.
    "und auf meinem Pferd nicht in die falschen Hände gelangen und unverzüglich zum Legaten gebracht werden. Ich werde sie nicht unbeaufsichtigt hier zurücklassen. Am wenigsten in den Händen dieser Soldaten."


    Eher würde Quintus die nächsten Stunden hier ausharren und darauf warten dass der Legat persönlich herkam - auch wenn er wusste, dass das denkbar unwahrscheinlich war - als dass er die Taschen, voll von claudischem Gold und Silber diesen Soldaten zur Aufsicht überlassen würde.


    Da Felix aber ahnte, dass der Optio ihn so wohl kaum zu Menecrates vorlassen würde und er diesem Mann deutlich mehr traute als den umstehenden Soldaten schloss er unmittelbar darauf an:


    "Wenn es unbedingt sein muss darfst du, aber auch wirklich nur du einen kurzen Blick in eine der Taschen werfen und dich davon überzeugen, dass darin keine Waffen oder ähnliches versteckt sind. Aber hüte dich davor irgendetwas heraus zu nehmen!"

  • Absteigen und Waffen abgeben. So weit lief alles rund. Dann allerdings kam der Ärger, auf den Hadamar sich insgeheim schon halb und halb gefasst gemacht hatte... Einer der Kerle wollte sich scheinbar partout nicht von seinem Gaul trennen, und das Durchsuchen beim Wortführer wurde auch zum Problem. Mehr noch: der Kerl ließ wieder den Großkotz raushängen. Und wie. Er weigerte sich nicht nur, sich durchsuchen zu lassen – was bei jeder Castra gang und gäbe war –, er fing darüber hinaus an, seine Leute zu beleidigen. Was weder den Milites noch Hadamar selbst gefiel. Die Mienen ringsum die vier Neuankömmlinge verdüsterten sich beinahe gleichzeitig, als der Wortführer von dahergelaufenem Gesindel sprach.


    Hadamar wartete mit angestrengter Geduld, bis der Kerl fertig war und seine Rede mit einer hübschen Beleidigung an ihn direkt beendete – dann gab er zwei seiner Leute einen Wink, die den Mann daraufhin packten, rechts und links an den Oberarmen, und das fest genug – und damit wohl auch ein wenig schmerzhaft –, dass er sich nicht so einfach würde herauswinden können. „Jeder einzelne Soldat in dieser Legion wäre ermächtigt, dich zu durchsuchen, wenn du zum Legaten möchtest.“ Hadamar näherte sich dem Mann, bis er dicht vor ihm stand. Diese Soldaten hier, die du Gesindel nennst, sind Soldaten der Prima. Der ersten Centurie der ersten Cohorte. Sie sind die Elite dieser Legion. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um Ärsche wie deinen zu verteidigen. Und jeder einzelne von ihnen ist mehr wert als fünf von deiner Sorte.“ Sein Tonfall war scharf, und mühsam unterdrückter Zorn klang durch. Er würde ganz sicher nicht zulassen, dass so ein dahergelaufener Lackaffe seine Leute und damit die ganze Legion beleidigte. Vorhin noch hatte er es für klüger gehalten, einfach nichts zu sagen auf die Provokation, aber das hier ging eindeutig zu weit. Mal ganz abgesehen davon, dass er mit Sicherheit nicht irgendwen ohne Durchsuchung zum Legaten bringen würde – selbst wenn sie sich nicht am Anfang eines Bürgerkriegs befinden würden. „Du wirst von diesen Männern durchsucht werden, ob es dir gefällt oder nicht, genauso wie deine Begleiter und deine Sachen. Erst dann werd ich dich zum Legaten bringen.“ Hadamar trat einen Schritt zurück, und nach einem weiteren Wink von ihm begannen die Soldaten nun, die Männer zu durchsuchen. Gründlich. Weit gründlicher – und weit gröber –, als sie es ohne diesen Zwischenfall getan hätten. Wer sich wehrte, wurde von weiteren Soldaten festgehalten, wie es beim Wortführer schon der Fall war, und auch der, der sich nicht so recht von seinem Pferd trennen wollte, wurde ohne viel Federlesens von dem Tier fortgezerrt und durchsucht. Ein weiterer durchsuchte das Gepäck, dass die Männer dabei hatten – was sie auch nicht getan hätten, hätte der eine sich nicht so aufgeführt, denn immerhin blieb das Zeug ja hier. Auch die, die der Mann gerne mitgenommen hätte, wie Hadamar ihm gleich noch während der Durchsuchung kundtat: „Deine Taschen bleiben hier, bis der Legat anderes entscheidet.“


    Erst als alles erledigt war, die Männer einer peinlich genauen Leibesvisitation unterzogen und für sauber befunden worden waren, nickte Hadamar. „Zwei pro Mann. Der Rest bleibt hier.“ Mit diesen Worten wandte er sich um, um sie zum Legaten zu bringen, wo sie kurz danach auch ankamen. Hadamar bedeutete seinen Leuten mit den Vieren auf Abstand zu bleiben, bei ihren Kameraden, die im Augenblick als Leibwache des Legaten abgestellt waren, während er wieder vortrat und salutierte. „Optio Duccius Ferox meldet sich zurück. Die vier Reiter sind dort“, er machte eine leichte Kopfbewegung in Richtung der bewachten Männer, die ein Stück weit weg standen – weit genug, dass sich keiner plötzlich auf den Legaten stürzen konnte, selbst wenn es ihm gelingen sollte sich loszureißen. „Soll der Mann, der behauptet dein Enkel zu sein, vorgebracht werden, Legat?“

  • Felix war empört. So ein Verhalten kannte er aus Rom nicht... So wie dieser Soldat, dieser Optio hatte sich noch keiner ihm gegenüber verhalten.. Aber er war nicht in Rom, er war in Germanien, einer kalten, abscheulich wilden und unzivilisierten Provinz, wie er jetzt am eigenen Leib spüren sollte. Dieses Pack erdreistete sich ihn anzupacken, mehr noch... sie hielten Felix zu mehreren fest und machten es dem Claudier unmöglich sich zu bewegen. Zorn quoll in dem Patrizier auf und Hass loderte in seinen Augen als er unfähig sich zu bewegen vor dem Optio stand und sich von diesem eine Predigt über diese pietätlose Anhäufung von Soldaten anzuhören.
    Abschaum, egal ob Römer oder Germane, ob Soldat der ersten Kohorte oder sonst was. Im Vergleich zu ihm waren sie alle plebeischer Unrat, sie alle zusammen waren weniger Wert als auch nur ein kleiner Finger von ihm.... und das würde er diesen Optio eines Tages spüren lassen.


    Felix fixierte den Duccier und wollte gerade ansetzen etwas zu sagen als einer der Soldaten bei seiner doch sehr groben Durchsuchung den Arm des Claudiers verdrehte und ihm einen leisen Schrei entlockte.


    "ahhHH"


    Vollkommen den Soldaten ausgeliefert musste der Claudier dann aus einem Augenwinkel heraus beobachten, wie einer der Soldaten die Taschen der Pferde durchwühlte......
    Verzweiflung, Panik!
    Er musste zu seinem Großvater und diesen Soldaten Einhalt gebieten.


    Als die Soldaten ihre Durchsuchung abgeschlossen und - wie erwartet - nichts gefunden hatten ließen sie endlich von Felix ab. Er funkelte jeden einzeln böse und und richtete sich wieder zu voller Größe auf....


    Felix stand aber noch derart unter Schock, dass ihm kein Laut mehr über die Lippen kam. Er trottete zwischen den Soldaten her und konnte noch immer nicht fassen, was ihm soeben passiert war. In seinem Inneren kochte es aber dennoch und er sann schon jetzt auf Rache. Nichtsdetotrotz sah man dem Claudier nun äußerlich deutlich an, wie mitgenommen er war.


    Hoffentlich war sein Großvater inmitten dieser Horde Wilder nicht zu einem der ihren geworden.....

  • Obwohl Menecrates den Marsch nicht fortsetzte, sondern am Wegrand zu Pferd abwartete, kehrte seine Aufmerksamkeit erst dann wieder zum Optio der ersten Cohorte und der Angelegenheit um die vier Sklaven zurück, als Duccius vor ihn trat, Meldung erstatte und auf die unter Bewachung stehenden Männer wies. Der Blick des Legaten löste sich von der Marschformation und folgte dem Kopfwink. Was er erblickte, gab wenig Aufschluss über die Identität der elendig gekleideten Reisenden, zumal er nicht wusste, wer der vier sich für seinen Enkel ausgab.


    "Tja, das Herbringen ist wohl nötig", sagte er und fügte in Gedanken an: 'Bei Mars, entweder herrscht in Rom eine Weltuntergangsstimmung, dass selbst ein Claudier, faktisch jeder Claudier, wie ein abgerissener Bettler durch die Landen streift, oder es nimmt für den Hochstapler ein böses Ende.'


    Der Legat beugte sich leicht vor, weil er sich auf den Unterarm stützte, während er jeden Schritt und jede Regung der mysteriösen Reiter studierte.

  • Hadamar nickte ruhig, wandte sich ab und entfernte sich ein paar Schritte vom Legaten, um seinen Männern zu signalisieren, dass die zwei vorderen kommen sollten, die den vorgeblichen Enkel in ihre Mitte genommen hatten. Sie kamen wie aufgefordert, den Mann nach wie vor zwischen sich, und einer hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt, um ihn ein wenig nach vorne zu schieben. Beiden konnte man die erhöhte Aufmerksamkeit anmerken, und auch Hadamar blieb nicht einfach so stehen, sondern war wachsam und angespannt. Als sie wieder beim Legaten waren, positionierte er sich so, dass er mit nur einem Schritt zwischen Legat und Fremdem kommen konnte, sollte der trotz allem irgendwas Dummes versuchen. Trotzdem war er froh darüber, dass der Legat weiterhin auf seinem Pferd sitzen blieb und sich so selbst einen Vorteil bewahrte, sollte es doch irgendwie zu einem Kampf kommen. „Legat“, meldete er knapp, während er salutierte – und dann abwartete, was kommen würde.

  • Felix sah mit an, wie der Optio zu einem auf einem Pferd sitzenden älteren Herrn in Rüstung ging. Quintus erkannte ihn sofort und empfand die ihn als Legaten ausweisenden Insignien wie den roten Helmbusch und die doch ziemlich verzierte Rüstung eher als hinderlich dabei. Dennoch, dieses Gesicht kannte der Claudier nur zu gut. Auf dem Pferd saß der Legat der Legio II Germanica, Herius Claudius Menecrates.


    Im Gegensatz zu Felix schien dieses ihn jedoch nicht sogleich zu erkennen. Der Legat blickte zwar in Quintus' Richtung, ließ aber nicht erkennen ob er gesehen hatte wer da von seinen Soldaten bedrängt wurde.


    Kaum hatte Menecrates den Claudier und seine 3 Begleiter aus der Ferne gemustert kam auch schon wieder Bewegung in ihre Gruppe. Auf ein Signal des Optios setzten sich seine zwei Wachsoldaten in Bewegung und brachten, oder vielmehr schoben, Felix in Richtung des Legaten. Viel Bewegungsfreiheit ließen sie ihm, zumindest nach Quintus' Meinung, nämlich nicht.


    Vor seinem Großvater angekommen warf Felix dem Optio noch einen unverkennbar verächtlichen Blick zu, dieser hatte sich in unmittelbarer Nähe positioniert.
    Erst danach blickte er zu dem auf dem Pferd sitzenden Legaten hoch und sah ihm in die Augen.

  • Als der Optio einen der vier Reiter, der inzwischen auf eigenen Füßen stand, aus der Gruppe sondierte, wanderte sein Blick über Gestalt und Gesichtszüge, nahm die Bewegungen und die Haltung wahr. Da war trotz der Lumpen jede Menge Ähnlichkeit, die sich verstärkte je näher die Abordnung kam. Die Gewissheit, dass hier keiner einen Scherz trieb, kam eher als die Männer ihren Schritt verhielten.
    Menecrates blieb ernst. Kein Lächeln zeigte sich, obwohl er innerlich durchaus erfreut, teils sogar amüsiert war. Die Erleichterung über die für ihn ungefährlich ausgegangene Situation löste das Amüsement aus. Er gestand sich ein, sich sein Dasein als Legat im Dienste Roms mit weniger Anspannung und deutlich weniger Skepsis vorgestellt zu haben. Schließlich richtete er sich im Sattel auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Und ähnlich wie er vor Wochen Victor begrüßt hatte, fragte er nun Felix: "Hältst du etwa diesen Aufzug für standesgemäß?" Noch immer blickte er ernst, dann zuckte sein rechter Mundwinkel und schließlich erreichte das Lächeln auch seine Augen, wo sich jede Menge Knitterfalten zeigten.

  • Auch wenn Menecrates zunächst ernst blieb und Felix von oben bis unten musterte schien der alte Claudier seinen Enkel nach und nach zu erkennen. Als er ihn dann direkt ansprach war jeder Zweifel hinweggefegt.


    "Wenn du wüsstest was ich hinter mir habe würdest du solche Fragen nicht stellen, Großvater."


    sagte Felix schelmisch. Dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein breites Lächeln aus.
    Er reichte dem Berittenen vor ihm den Arm zum Gruß und ging die letzten paar Schritte, die ihn noch immer vom Legaten trennten, auf jenen zu. So würde jener den zum Gruße ausgesteckten Arm auch vom Pferd aus besser erwidern können.


    "Manch einer der Soldaten die mich in, nun ja, ...Empfang...."
    er blickte kurz zu Ferox und anschließend auf den noch immer hinter ihm stehenden Soldaten der ihm den Arm verdreht hatte
    "genommen haben scheinen nicht genau zu wissen wie man sich Patriziern gegenüber zu verhalten hat."


    Felix wollte es zunächst dabei belassen, alles weitere konnte er auch noch später in Ruhe mit seinem Großvater besprechen.


    "Du willst sicher wissen was mich aus dem schönen Rom in diese triste Provinz führt, oder?"

  • Hadamar blieb wachsam, genau wie die Soldaten auch. Er bemerkte aus den Augenwinkeln den Blick, den der Fremde ihm zuwarf, aber er reagierte nicht darauf, sondern blieb unvermindert in der üblichen Haltung stehen. Auch dann noch, als deutlich wurde, dass der Legat den Mann kannte... dass es offenbar tatsächlich der Enkel war. Die Wachsamkeit wurde etwas geringer, war nicht mehr ganz so hoch, so angespannt, aber es änderte nichts daran, dass Hadamar weiterhin im Stillgestanden verharrte. Auch dann, als der junge Claudier eine Andeutung darüber machte, dass er nicht ganz so begrüßt worden war, wie er es wohl erwartet hatte. In dem Moment hätte Hadamar am liebsten das Gesicht verzogen, und früher hätte er das wohl – wenn er nicht sogar das Maul aufgerissen und sich verteidigt hätte –, aber das Herauswachsen aus den Flegeljahren und ein paar Jahre in der Legion bewirkten da dann doch einiges. Und dass er seit kurzem Optio war, tat freilich das Seine dazu, dass er riss sich zusammenriss und sich nichts anmerken ließ, sondern nur damit begnügte, in Gedanken über den Kerl herzuziehen. An seiner tadellosen Haltung änderte das alles nichts – er würde sich nicht rühren, bis der Legat ihn und die Männer entlassen würde.

  • Die gegenseitige Erheiterung löste die Anspannung und Menecrates witzelte daher zurück.
    "Du kannst es keinem verübeln, dass du nicht als Patrizier erkannt wirst!" Sein Blick glitt am Körper seines Neffen abwärts, bevor er zu Optio Ferox blickte. "Das geht hier in Ordnung. Die Aussage trifft den Kern, wenn auch nicht der Aufzug. Aber wir wissen alle nicht, was sich in Rom zuträgt. Du kannst mit deinen Männern wegtreten." Sodann galt seine Aufmerksamkeit wieder dem Enkel, während sich der Zug an Soldaten an ihnen vorbeischlängelte.


    "Wer sind diese Gestalten, die dich begleiten?" Menecrates erkannten keinen. "Ansonsten bleibt dir freigestellt, uns zu begleiten. Allerdings, ein Bad, frische Kleidung und Nahrung kann ich erst nach Erreichen des Marschlagers bieten. Und das wird erst am Abend errichtet." Menecrates legte bei seinem Pferd die Zügel seitlich an. Es wich der Anlehnung aus und strebte der Marschkolonne zu, bevor der Legat nochmals stoppte. "Alles in Ordnung? Ich bin ganz Ohr, wenn du während des Ritts berichtest."

  • Felix drehte sich um und folgte Menecrates Blick. Er erblickte seine 3 Gefährten, die noch immer von Soldaten umstellt waren. Anaxander sah ziemlich verängstigt aus was dem Claudier erneut ein Lächeln abrang.


    "Zwei von ihnen sind schlichte Leibwächter, die du eigentlich auch noch aus Rom kennen müsstest. Sie sind schon ziemlich lange im Besitz der Familie. Ich traute ihnen und habe sie deswegen als Begleitschutz ausgewählt. Der andere, der Grieche, ist Anaxander. Vater hat ihn mir vor einigen Monaten als Geschenk nach Rom geschickt. Er ist mir treu ergeben und hat bei mir eine ähnliche Funktion inne wie Linos bei dir."


    Da war es was er vermeiden wollte... Ohne darüber nachzudenken dachte Felix wieder an dieses verräterische Duo, dass ihn in Rom schlichtweg im Stich gelassen hatte..
    Seine Miene verdüsterte sich und leicht gereizt sprach Felix weiter. Zugleich stieg er auf sein Pferd, welches die Wachen mitgebracht hatten, um seinem Großvater zu Pferde zurück in die Marschordnung zu folgen..


    "Aropo Linos, ist der hier schon aufgetaucht? Er und Macro haben meine Anweisungen ignoriert und sind Hals über Kopf durch den Garten geflohen, als wir erfahren haben, dass der plebejische Fettwanst dich auf die Proskriptionsliste gesetzt hat. Du, und damit die Gens Claudia, bist jetzt nach der allseits hochgeschätzten Meinung eines Emporkömmlings zum Hochverräter erklärt worden."


    Quintus Stimme quoll vor Herablassung und Sarkasmus geradezu über.


    "Ein Plebejer erdreistet sich uns Claudier zu Staatsfeinden zu erklären, sowas hat es in der Geschichte noch nicht gegeben, oder? Wir sind wahrlich auf einem Tiefpunkt angelangt!
    Als ich davon erfuhr wollte ich Rom umgehend verlassen. Zuvor galt es allerdings die wichtigsten Erbstücke der Familie sowie unser Geld in Sicherheit zu bringen, da stimmst du mir hoffentlich zu."


    er sah seinen Großvater ernst und eindringlich.


    "Viele Dinge, alle Ahnenmasken zum Beispiel, haben Anaxander und die anderen Sklaven - die die nicht aus Angst durch den Garten geflohen sind - in der Kammer unter dem Atrium versteckt. Sämtliches Bargeld, einige Hundert Talente müssten es sein, habe ich persönlich in Taschen gepackt und auf 2 Pferde laden lassen. Die jedoch wurden mir eben von deinen übereifrigen Soldaten abgenommen."


    Felix hoffte inständig, dass Menecrates hierauf schnellstmöglich reagieren und dem Optio befehlen würde die Taschen her- oder zumindest in sicherere Verwahrung zu bringen. In Gedanken malte er sich bereits aus wie die Soldaten des Optios die Taschen durchsuchten und anschließend, unter dem Vorwand am Wegesrand pinkeln zu gehen, durch Wald und Tal mit dem Vermögen davon liefen...

  • Lucius hielt sich bei der Situation diskret im Hintergrund. Vor seinem geistigen Auge ließ er seine Ankunft vor der Toren der Secunda noch einmal Revue passieren.
    Wäre er nicht so erschöpft gewesen damals, hätte er sicher so wie sein Neffe Felix seinen Unmut kundgetan.
    Interessant fand er, daß Felix Zugriff auf das liquide Vermögen des Menecrates hatte und dies auf Pferden quer durch Italia bis hierher gebracht hat.
    Es stellte sich nun die Frage ob Felix ein tollkühner Heroe war oder ein einfältiger Dummkopf mit dem Glück der Fortuna versehen.
    Einige Hundert Talente,...nun, dann hätte er sich auch als abgerissener Reisender getarnt,...wozu mit feinster Kleidung auf sich aufmerksam machen?
    Sein BLick fiel auf Menecrates, in seinem Innersten wagte er zu bezweifeln, daß sich sein Onkel über seine liquide Barschaft in Zugriffweite verschiedener fragwürdiger Subjekte begeistert war. Es war durchaus nicht unüblich einen Münzschatz mit sich zu führen,...doch das war Geld des Staates,...dumm wenn es verloren ging. Sollte Menecrates Vermögern auf diesem Feldzug verloren gehen würde es die Position der Claudier erheblich schwächen, nicht nur aus monetärer Sicht.
    Lächelnd lenkte er sein Pferd neben das von Menecrates und sah auf Felix hinab. Es war eine Weile her, daß sie sich zuletzt sahen,...

  • Durch den Aufenthalt befand sich Menecrates mittlerweile am Ende der Marschkolonne. Aus Höflichkeit folgte er dem Beginn der Erzählung noch, drängte aber dann mit Haltung und Zügelführung zur Bewegung. Endlich saß sein Enkel auf. Der Legat verlagerte sein Gewicht im Sattel und zwang sein Pferd damit in eine schnellere Gangart. Er strebte seine vorherige Position im Marschgefüge an und nötigte Felix, wollte der die Unterredung weiterführen, ebenfalls in den Trab.
    Ein Blick, der nicht frei von Tadel war, traf danach Felix. Es entsprach keineswegs der guten Form des Auftretens, seinen Unmut öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Dies wertete jeder Beobachter als mangelhafte Selbstdisziplin. Ein Claudier aber sollte so oft es ging eine stoische Ruhe demonstrieren. Erst recht, wenn es sich um nichts weiter als die Verärgerung über Sklaven handelte. Der Legat antwortete aus diesem Grund auch nicht auf die Frage, ob Linos bereits vor ihm die Legion erreicht hatte.
    Der nachfolgende Bericht über die Proskrisptionsliste interessierte ihn schon mehr. Natürlich stand inzwischen auch der Name Claudius Menecrates darauf. Er nickte und lauschte den Äußerungen über Plebejer und Claudier. Dazu wollte er nicht schweigen.


    "Betrachte es nicht als Tiefpunkt, denn die Maßnahmen und Aussagen des aktuellen Thronhalters besitzen keinen Wert. Er sitz nicht rechtmäßig dort."


    Sie ließen Soldaten hinter sich, die trotz des erheblichen Marschgepäcks zügig einen Schritt vor den anderen setzten, als Felix auf seine Abreise zu sprechen kam. Auch hier hörte Menecrates aufmerksam zu. Er rechnete damit, dass sie die claudische Villa wieder betreten konnten und dass dann Felix bei ihm sein würde. Er konnte ihm dann vor Ort seine Verstecke zeigen. Jedenfalls hielt er diese Teillösung für die weitaus bessere im Gegensatz zu der nachfolgfenden.


    "Wie hast du es denn angestellt, einen Teil der Wertgegenstände an den Stadtwachen vorbeizubringen?", fragte er, durchaus unverständig über so viel Glück und den Versuch überhaupt. Im Geiste suchte er bereits eine Lösung, wie er die Werte außerhalb der Zugriffsweite gegnerischer Truppen bringen könnte.
    Während er auf Felix' Antwort wartete, gab er einem Unteroffizier in seiner Nähe einen Wink. Der Mann trat hinzu und hielt mit dem langen Schritt der Pferde mit, als der Legat ihn beauftragte, für das Geleit der hinter ihnen zurückgebliebenen Sklaven und die Packtiere bis zum nächsten Marschlager zuständig zu sein.


    Schließlich bemerkte er Viktor, der sein Pferd wieder herangelenkt hatte. Ein Blick zu ihm, dann das flüchtige Hochziehen der Augenbrauen und der Legat saß wieder wie unbeteiligt im Sattel - den Blick nach vorn gerichtet.

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