“Nun sei doch ein wenig vorsichtiger!“, ermahnte ich meinen Sklaven, der vor der geöffneten Truhe hockte und mir meine Sammlerstücke anreichte. Eins nach dem anderen. Mit vorsichtigen Fingern setzte ich sie in das Regal vor dem ich stand und wischte noch einmal mit einem feinen Tüchlein darüber. Mutter und etwaige Freunde fanden mein Handeln diesbezüglich immer skurril, doch es war nun einmal meine Leidenschaft.
“Das Zeug hat die Reise überlebt, dann wird es es wohl auch noch ins Regal schaffen,“ meinte Muckel und betrachtete skeptisch eine kleine Reiterfigurette, die er hervorgefischt hatte. “Das Ding ist unglaublich hässlich!“, stellte er fest und reichte es mir an. Ich pflückte es beinahe aus seinen Finger und musste gestehen, dass ich mich fast ein wenig persönlich angegriffen fühlte. Die Figur zeigte Caesar höchst selbst, sollte es zumindest, auch wenn der Kopf des Reiters ein wenig misslungen anmutete und das Pferd dazu aussah, als wäre es eine steigende Bergziege. Einer unserer Sklaven hatte sie selbst angefertigt und mir geschenkt, als ich noch ein Kind war. Doch sie als hässlich zu bezeichnen kam mir nie in den Sinn. Vielleicht ein bisschen unzulänglich hier und da. Aber hässlich? Fast zärtlich ließ ich die Kuppe meines Zeigefingers über die Flanke des Pferdes streichen.
“Sei nicht zu verzückt! Wir müssen noch das ganze Kram einräumen!“, ließ Muckel verlauten und deutete auf die Kiste. Ich rümpfte die Nase.
“Du vergisst dich! Wir müssen gar nichts!“, erklärte ich blasiert und trat einen schritt zurück. Es war die Aufgaben meines Sklaven das zu tun und ich wusste selbst nicht so recht, warum ich mit Hand anlegte. Doch, eigentlich wusste ich es schon. Ich wollte meine Pferdefigürchen nicht mit ihm allein lassen.
Muckel reichte mir ein weiteres Exemplar. “Hat Vorteile,“ brachte er hervor. “Wir würden schneller fertig werden und könnten uns endlich etwas umsehen!“ Es gab Tage, an denen ich meinen Sklaven hasste. Dieser war einer davon. Hatte Mutter nicht gesagt, ich wäre zu lasch ihm gegenüber? Ich wollte es nun wirklich nicht wahr haben und außerdem war ich jünger gewesen, als ich ihn bekommen habe. Und darüber hinaus war Muckel so ungemein... dreist! Ein Schnaufen entfuhr mir und ich machte weiter, polierte ein wenig den Caesar und nahm ihm die nächste Figur aus der Hand. Irgendetwas lief hier verdammt falsch, doch ich kam nicht mehr dazu, mir vertiefende Gedanken zu machen, denn ich hörte bereits Schritte durch die offene Tür, die sich offenbar dem Zimmer näherten.