Cnaeus Decimus Casca

  • Zugegebenermaßermaßen hatte ich mir für den Vorabend meiner Abreise sehr viel beruhigendere Szenen in meinem bett vorstellen können, aber das hier wäre mir in den kühnsten Träumen – von denenen ich ja durchaus welche besaß – nicht vorstellen können. Wie kam dieser Nasir auf die Idee, mir meine Sklaven abspenstig machen zu wollen? Aber noch war das ja nicht ganz gesichert und eine Erklärung würde von Grian davon ja noch kommen müssen. Immerhin war ich sehr froh, dass sie nun verstand, dass ich nicht die Absicht hegte, sie an einen Orientalen zu verschachern. Überhaupt, dass ich sie nicht verkaufen wollte. Ich lächelte noch einmal, als ihr Strahlen im Gesicht sah, was der Sklavin besser stand als die verweinten Augen. Auch mir bereitete es mehr Frieden. Und dann erzählte sie, wie sie auf diese abstruse Idee gekommen war, was mich ebenso mit Erleichterung erfüllte.


    Der Nasir hatte sie gar nicht angesprochen, denn ehe er sie überhaupt hätte erblicken können, war sie schon in einem Versteck gewesen. Wie ich Grian kannte und infolgedessen einschätzte, war dies auch ein recht Gutes gewesen. Ihre Verstecke waren mir immer ein Rätsel geblieben, deren Spur ich bisher noch nicht hatte aufnehmen können. Weshalb die Beziehung zu ihr oftmals damit verknüpft war, mich zu fragen wo sie jetzt schon wieder steckte. Aber das alles sollte egal sein. Wichtig war nun, dass sie da war, wieder fröhlicher dreinschaute und ich den Orientalen noch vor der Abreise zur Rede stellen müsste. Das hätte mir wohl morgene inige Bauchschmerzen bereitet.
    Dann aber meinte Grian, dass sie noch eine Frage hatte und ich nickte.


    “Ich höre..,“ gab ich von mir, aber sie redete schon weiter, während ich nun an meinem Weinbescher nippte, von dem ich im Nachgang einen wunderbaren Schlaf versprach. Was meiner Sklaven in ihrem Versteck dazwischen gekommen sein mochte blieb als weiteres Rätsel im Raume stehen, doch war doch hier eher die Frage bedeutsam, ob sie mit nach Piräus kommen können. Ihre Verlegenheit diesbezüglich war recht drollig anzuschauen und ich schmunzelte nun. Es war ein Schmunzeln, welches den Beigeschmack einer leichten Skepsis bekam, als Grian hinzufügte, dass sie mir bestimmt von Nutzen sein würde, meine Toga in Falten legen wolle und obendrein meine Schuhe zu putzen gedachte. “Wirklich?“, fragte ich gleich nach ihren Worten in der Tat erstaunt.


    Nicht, dass sie derartiges nicht tat, aber ihre Miene dabei hatte immer den Rückschluss gefordert, dass sie lieber andere Tätigkeiten verrichtete, die eigentlich immer sehr wenig mit Arbeiten zu tun hatten. Obwohl ich ihr so viel Arbeit gar nicht machte und mein Muckel war ja auch noch da. “Das war bereits von mir so angedacht!“, stellte ich heraus, trank noch einmal und setzte dann den Becher wieder auf das Tischchen neben meinem Bett. Wäsche waschen war gut. Nur meine Toga hatte schon genug Knitterfalten, vor allem, weil es Muckel war, der sie einer der Truhen verstaut hatte. Aber dennoch. “Ich wollte dich sowieso fragen, aber du warst nicht aufzufinden. Wir reisen morgen in aller Frühe ab, weshalb du besser schnell noch einpackst, was du mitnehmen möchtest.“ Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, eine weibliche Sklavin dabei zu haben. Vielleicht fiel es Grian leichter mit meiner Mutter zurecht zu kommen als mir und Muckel. Sie war ja auch eine Frau. Ich schaute Grian wieder an und nickte ihr zu. “Wir alle nehmen aber nur das Nötigste mit!“ stellte ich noch schnell heraus, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob Grian überhaupt mehr als das Nötigste überhaupt besaß. Sollte dem so sein, so war dies wohl mein Fehler. “In Piräus und Athen gibt es wunderbare Märkte!“, stellte ich in Aussicht, sagte aber dazu nicht mehr.

  • Er wollte mich sowieso fragen, ob ich mitkommen wollte? „Ach echt?“ Da war ich ganz baff! Hätte ich das mal früher gewusst! Das war ja schon ein feiner Zug, dass er mich überhaupt fragte und nicht einfach so über mich bestimmte. Andererseits hätte ich mich sicher nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, hätte ich geahnt, dass ich ihn begleiten sollte. Trotz allem war ich sehr froh und strahlte noch mehr, so dass ich beinahe der Ölfunzel Konkurrenzgemacht hätte. „Vielen Dank, Dominus!“, rief ich und küsste seine Hand.
    Vor Freude sprang ich auf. Mein Dominus hatte Recht, ich musste mich beeilen, wobei es da nicht viel zusammenpacken gab, da ich nicht viel besaß. Zwei oder drei Arbeitstuniken als Ersatz würde ich einpacken. Andere hatte ich ja nicht. Aber Dominus Casca winkte schon mit seiner letzten Bemerkung heftig mit dem Zaunpfahl. Ja, ja, die wunderbaren Märkte in Piräus und Athen! Ich konnte es kaum erwarten!
    „Dann werde ich am besten sofort packen, Dominus.“, rief ich aufgekratzt und wollte schon gehen. Doch dann wandte ich mich doch noch einmal zu ihm um. „Gute Nacht, Dominus!“ Dann ging ich.

  • Ich nickte auf ihre Nachfrage hin. Grian wirkte sehr erstaunt, im Nachgang dieser Emotion dann aber wohl auch erfreut. “Aber Grian,...“ entkam es mir dann auch sogleich etwas verlegen, als sie meine Hand küsste. Welch liebe Geste! So vertraut und doch respektvoll. Derartiges war ich gar nicht gewohnt! Ich lächelte vor mich hin und zuckte dann leicht zurück, als meine Sklavin dann hoch erfreut aufsprang und sich ans Packen machen wollte. “Sicher, tu das nur!“, sagte ich dann und schaute ihr nach, nicht ohne nun meinerseits ebenfalls ein gewisses Glück zu verspüren. Dann überlegte ich kurz. Ob ich sie bitten sollte, mir in dieser Nacht noch einmal das Knie zu massieren? Ich musste gestehen, dass es mir auch nichts ausgemacht hätte, wenn nicht nur mein Knie… Dann seufzte ich schwer. Es war der Moment, in welchem ich das ‚Gute Nacht, Dominus,‘ von ihr vernahm. “Schlaf gut, Grian!“, sagte ich dann aber matt. Ich wollte sie ja nicht aufhalten, oder gar zu etwas nötigen, wenn am nächsten Morgen doch eine lange und höchstwahrscheinlich beschwerliche Reise bevorstand. Zunächst über Land bis nach Brundisium und dann weiter mit dem Schiff gen Athen. Auch ich brauchte ja meine Ruhe und auch ein wenig Entspannung.



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