Ein kleines Gasthaus vor den Toren Roms.

  • Seneca musste lächeln als Seiana von ihrer Kindheit erzählte, scheinbar ging es im Hause Decima nicht anders zu als bei den Iuniern, auch die decimischen Kinder schienen einigen Schabernack zu treiben. Gespannt lauschte er ihren Worte, und immer wieder zwischendurch war ein leichtes aufschnauben zu hören, kein wirkliches Lachen, aber er lächelte die ganze Zeit. Als sie seine Hand nahm, wusste Seneca nicht so ganz was jetzt passieren würde, doch bevor er sich eingehende Gedanken darüber machen konnte, spürte er schon ihre Narbe. Er staunte nicht schlecht, für ein Mädchen schien sie es wohl faustdick hinter den Ohren gehabt zu haben...
    Er blieb mit seiner Hand an der Stelle an der sie im "Krieg um das Holzpferd" verwundet worden dann, und strich sanft über ihre Kriegsverletzung...
    "Du warst ja richtig wild als du klein warst.", befand der Iunier und küsste sie, "Hätte ich gar nicht gedacht.", fuhr er fort, "Meine Schwester war immer das Vorzeige-Mädchen, der ganze Stolz meiner Mutter, während ich immer schmutzig oder mit aufgeschlagenen Knien oder Ellbogen nachhause kam.", Seneca scherzte, er hatte früher wirklich ein Talent dafür immer auf das gröbste Kies oder den schärfsten Stein zu stolpern. "Ich habe Tarraco als Kind geliebt, manchmal wünschte ich mir ich wäre dort, nur für einen Tag.", aber das war er nicht, er war in Rom, er hatte eine Verpflichtung, er lebte seine Verpflichtung, und trotzdem würde er immer wissen wo er herkommt, und auch sie kam ja von dort, "Scheinbar hat Tarraco einige wunderbare Menschen hervorgebracht..", sagte Seneca und strich Seiana über die Wange, "Naja, und mich..", scherzte er, es war schön hier mit ihr zu liegen und einfach nur zu reden, zu schön um es irgendwann mal missen zu wollen..

  • Seiana versuchte, aus Senecas Reaktion einen Rückschluss darauf zu ziehen, was er wohl davon hielt, wie sie früher gewesen war... ob es ihn abschreckte, ob er das unziemlich fand, wie wahrscheinlich so viele, unziemlich für ein Mädchen, für eine Frau. Aber sie konnte es nicht so recht sagen... auch wenn sie fand, dass ein Kuss wohl eher ausdrückte, dass ihm das nichts ausmachte, und nicht dass es ihn störte.
    „Ich glaube nicht, dass meine Mutter je stolz auf mich war.“ Sie hatte sich ja immer dagegen gewehrt, gegen das, was ihre Mutter für sie gewollt hatte. Selbst als sie immer mehr und mehr Unterricht bekommen hatte, hatte sie noch versucht sich zu wehren... hatte sich Freizeit ermogelt, wann immer es ging, und wenn es nicht ging, hatte sie versucht das zu lernen, was sie interessierte, und nicht das, was ihre Mutter für ein Mädchen angebracht hielt. Erst als Appius und Faustus irgendwann verschwanden und Caius sich zurückzog, sich viel in Tarraco aufhielt und kaum noch daheim war... erst als ihre Mutter krank geworden war und nur sie übrig war, um sich um sie zu kümmern, sie zu pflegen... und ihr klar geworden war, dass sie nicht würde fliehen können wie ihre Brüder, erst da hatte Seiana wirklich begonnen zu versuchen, jemand zu werden, auf den ihre Mutter stolz sein könnte. Gelungen war es ihr nie. Vielleicht lag es auch daran, dass sie eine Tochter gewesen war, keiner der Söhne, die für ihre Mutter einfach mehr gezählt hatten... auch wenn die drei ebenfalls nicht ganz nach ihrem Geschmack geraten waren. So oder so hatte Seiana die letzten Lebensjahre ihrer Mutter damit verbracht, es ihr Recht zu machen, ohne dass sie den Eindruck gehabt hätte, dass sie es geschafft hätte. Und irgendwann... irgendwann war es zu spät dafür gewesen.
    „Ich auch“, murmelte sie zustimmend. „Noch einmal dort sein... und sich fühlen wie als Kind. Sich mit Fischerjungs bekriegen. Wenn wir uns damals schon gekannt hätten, hätte ich dich mit Sicherheit rekrutiert.“ Sie lachte leise und rückte dann ein Stück weiter nach oben, so dass ihr Kopf nicht mehr an seiner Brust, sondern an seiner Schulter, an seinem Hals lag. Wunderbare Menschen? Ganz sicher. Vor allem einen... was er allerdings anders zu sehen schien. Seiana wandte ihren Kopf und sah ihn an, auch wenn sie ihn im Dunkeln kaum erkennen konnte. „Den Göttern sei Dank dich“, antwortete sie leise und küsste ihn lang, wanderte dann mit ihren Lippen seine Wange entlang, bedeckte seine Haut mit leichten Küssen, bis sie sein Ohr erreichte. „Du bist das Beste, was Tarraco je hervorgebracht hat“, wisperte sie.

  • Seneca strich Seiana durch das Haar als sie von ihrer Mutter sprach, "Nun, aus dir ist etwas geworden, sie wäre sicher stolz.", entgegnete ihr Seneca und lächelte ein wenig, auch wenn sie es wohl wegen der Dunkelheit nur bedingt erkennen konnte..
    Sein deutlich breiteres Lächeln würde sie wohl unweigerlich erkennen können, sie hätte ihn rekrutiert, hätten sie sich doch nur früher gekannt..
    "Ich hätte dir loyal und treu gedient.", scherzte Seneca und fuhr fort, "Eventuell hätten wir ja auch einmal eine Reise gewagt?", fügte er noch an, eine schöne Vorstellung, er fühlte sich wohl mit ihr, ein wenig ironisch wie sich ihre Pfade in Rom so oft kreuzten, und sie sich in ihrer Heimat scheinbar immer verfehlt hatten. Sie kam zu ihm hoch, und er genoss jede kleine Reibung welche ihre Haut auf seiner erzeugte. Als sie ihm ins Ohr wisperte, schloss er die Augen, er liebte ihre Stimme, liebte es wenn sie mit ihm sprach, und ihre Worte waren wie Honig, und doch übte er sich in Bescheidenheit, er war zufrieden mit dem was er erreicht hatte, und doch, mit der großen Vergangenheit der Iunier im Rücken, war nichts genug, aber das wog zu schwer um ihre innige Stimmung zu belasten, weshalb er seine Gedanken schnell beiseite schob, "Nun, vielleicht reicht es ja für einen der vorderen Plätze.", witzelte Seneca, "Aber bei den Göttern, hätte ich dich auf den Straßen Tarracos gesehen, ich hätte mein Lager vor der Casa Decima aufgeschlagen.",... 'Und wäre wohl von einem der zahlreichen decimischen Militärs verhauen worden.'
    Sie war wunderschön, und sicherlich war sie das nicht erst seit gestern, und der junge Seneca, ein aufmüpfiger Halbstarker, er hätte sie bemerkt, ach bemerkt, er hätte sich wie ein Gockel aufgeführt, er hätte sich wohl öfters in den lebendigeren Teilen der Stadt aufhalten sollen, aber es hat nicht sollen sein..
    Er drehte sich auf den Bauch, mit seinem Gesicht über dem ihren, küsste sie erneut, er hätte es auch tausendmal tun können, "Ob Tarraco oder Rom, egal unter welchen Umständen, ich bin froh dass ich dich kenne."

  • Seiana schüttelte leicht den Kopf, während der noch an Senecas Hals lag, so dass er die Bewegung wohl spüren konnte. Sie war sich sehr sicher, dass ihre Mutter nicht stolz gewesen wäre. Worauf auch? Dass sie unverhältnismäßig spät geheiratet hatte? Dass sie noch kein Kind hatte? Dass das Kind, das sie nun, endlich, in sich trug, wohl nicht von ihrem Mann war? Nein. Ihre Mutter hatte gewollt, dass sie ein Leben führte, wie es sich für eine Römerin schickte, und das, was Seiana erreicht hatte, war nichts, was man gemeinhin von einer Frau erwartete... oder wollte. Und wäre ihre Mutter nicht krank geworden, wäre Seiana wohl schon lang verheiratet. Aber sie sagte nichts dazu. Es war müßig, und es würde nur die Stimmung trüben, glaubte sie, ihre jedenfalls, also schwieg sie.
    Beim folgenden Thema dagegen musste sie auch schmunzeln. „Sehr gut. Solche Männer braucht man. Loyal und treu.“ Sie lachte leise und sah ihn dann an, versuchte seine Gesichtszüge zu erkennen. „Ja... ich wär mitgekommen. Auf einem Ochsen, auf in Richtung Osten.“ Sie legte ihren Kopf wieder an seinen Hals und strich mit ihren Fingern über seine Brust, halb amüsiert, halb nachdenklich, stellte sich vor, wie es wohl hätte sein können, wenn sie sich früher getroffen hätten... sie wusste nicht, wie sie damals auf Seneca reagiert hätte. Aber der Gedanke, dass sie damals vielleicht eine Chance gehabt hätten, der Gedanke, was sie alles hätten tun, gemeinsam erleben können, was aus ihnen hätte werden können, stimmte sie traurig... Es war einfacher, weniger traurig, davon auszugehen, dass das passiert wäre, was ihr mit anderen Jungs auch passiert war: dass sie mit seinen Avancen nichts hätte anfangen können. Dass sie verlegen geworden wäre, so wie es ja heute noch war, wenn sie Komplimente bekam, und alles abgeblockt hätte, weil sie keinerlei Ahnung gehabt hätte, wie sie mit so etwas umgehen sollte. „Wäre auf Dauer unbequem geworden. Und ich hätte geglaubt, du bist zum Feind übergelaufen und willst mich belagern“, lächelte sie also nur und versuchte die Gedanken daran zu verbannen, was sonst noch hätte sein können. Als Seneca sich auf den Bauch drehte, rutschte sie zwangsläufig von seiner Seite weg, folgte aber seiner Bewegung und lag schließlich auf dem Rücken. Sie genoss seine Lippen auf ihren, und eine ihrer Hände legte sich an seine Wange, so, dass ihre Finger beinahe in seinem Nacken waren, und hielten seinen Kopf an ihrem, um die Berührung andauern zu lassen. „Ich auch“, murmelte sie zwischen zwei Küssen.

  • Seneca musste bei ihren Worten schmunzeln. Während er über ihr lag und sich kaum von ihren Lippen lösen konnte, wisperte er ihr ins Ohr, "Übergelaufen wäre ich wohl nicht, das mit dem belagern hätte durchaus sein können.", sagte er, und küsste sie erneut. All diese Träumereien, all das was hätte sein können, all das machte ihn ein wenig melancholisch, und zugleich mochte er diese Vorstellung, aber es sollte eben anders kommen, und sie sollten dazu verdammt sein sich stets im geheimen zu lieben, ein wenig schäbig, aber dennoch war es die Strapazen irgendwie wert.
    Die Zeit schritt unaufhörlich voran, es war schon tiefe Nacht, die Sterne standen am Himmel, und die Geräusche aus der Taverne im Untergeschoss begannen zu verstummen. Eine fast schon idyllische Ruhe kehrte im Gasthaus ein, und auch Seneca merkte dass sich die Erschöpfung wie ein schwerer Schleier über seine Augen legte, er wurde ruhiger, und wich dennoch nicht von ihr, obwohl er merkte wie sich der Schlaf langsam seiner annahm. Er war glücklich, er war zufrieden, es würden noch genügend Probleme auf sie zukommen, doch er hatte gelernt dass er die Momente mit ihr genießen wollte, und so versuchte er wach zu bleiben, mit ihr im Arm, und doch holte die Nachtruhe auch ihn irgendwann. Er schlief ein, atmete ruhig, und wähnte sich nur allzu zufrieden, mit ihr in seinem Arm..

  • Sie genoss jede Berührung... umso mehr da sie wusste, wie begrenzt ihre Zeit war. Auch wenn Seiana versuchte das so gut wie möglich auszublenden, war das Wissen natürlich trotzdem immer irgendwie da und schwebte über ihnen, aber genau das machte ihr Zusammensein in gewisser Hinsicht noch intensiver. Es war einfach etwas anderes, wenn man Tag für Tag zusammen sein konnte, oder wenn einem klar war, dass man sich am nächsten Morgen wieder trennen würde, trennen musste, und sich für unbestimmte Zeit nicht wieder sehen würde.
    Sie lachte leise und neckte ihn zurück, als er davon sprach, dass er sie belagert hätte, erwiderte seine Scherze und seine Berührungen gleichermaßen, lauschte ihm, wie er leise weitere Geschichten aus seinem Leben erzählte, gab ihm mehr von sich preis, und berührte ihn immer wieder, strich über seine Haut, küsste ihn, konnte nicht genug davon bekommen ihn einfach nur bei sich zu haben, seine Nähe, seine Wärme zu spüren, seine Haut auf ihrer, seinen Geruch einzuatmen. Sie fühlte sich ein bisschen so, als sei sie ein Gefäß, das sie mit ihm füllen müsste, mit Erinnerungen an ihn, um dann davon zehren zu können, wenn sie getrennt waren. Sie wurden leiser, sprachen immer weniger, je weiter die Nacht fortschritt und je müder sie wurden, aber trotzdem lagen sie immer noch wach beieinander, auch als es nicht nur in der Kammer, in der sie waren, sondern schon in der gesamten Taberna still geworden war. Dicht beieinander lagen sie auch dann immer noch, als sie schließlich einschliefen – nicht dass sie groß die Wahl gehabt hätten, schmal wie das einfache Bett war, auf dem sie lagen, aber Seiana hätte es gar nicht anders gewollt.


    Sie schlief ruhig, so ruhig wie sonst selten, und obwohl sie beinahe so früh aufwachte wie jeden Morgen, fühlte sie sich dennoch ausgeruhter als normalerweise. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, als sie nach und nach aus den Tiefen des Schlafs auftauchte und realisierte, wer bei ihr war, und sachte berührte sie seinen Oberkörper mit ihren Lippen, während sie seinem noch ruhigen Atem lauschte, der verriet, dass er noch schlief. Sie blieb ruhig an seiner Seite liegen, wartete, bis sein Atem flacher ging und sie den Eindruck bekam, dass er ebenfalls aufgewacht war... und drehte ihren Kopf dann leicht nach oben, um ihn ansehen zu können. „Guten Morgen.“ Sie hob eine Hand, legte sie an seine Wange, lächelte leicht. „Gut geschlafen?“

  • Normalerweise erwachte er früh morgens, noch vor dem ersten Weckruf um vor seinen Soldaten taufrisch auszusehen, doch diese Nacht war es anders. Er etwas überrascht als er ihre Stimme wahrgenommen hatte, hatte er doch geträumt bei ihr zu sein, und sich dennoch im Schlaf in seinem Haus in der Castra gewähnt. Ein Lächeln zog über sein Gesicht, jedoch weigerten sich seine Augen noch seinen Blick freizugeben. Er spürte ihre Hand auf seiner Wange, und strich mit seiner über ihre Rücken. Ein leises grummeln war zu hören, dann erhob auch er seine Stimme, "Guten Morgen.", sagte er und öffnete langsam seine Augen, nur um überrascht festzustellen dass er tatsächlich lange geschlafen hatte, und die Sonne schon aufging, "Wie ein Stein, und du?", fragte er sichtlich zufrieden, er fühlte sich, nun ja, ausgeschlafen. Kurz rieb er sich mit einer Hand durch beide Augen, und blickte sie anschließend an, "Sieh mal einer an, immer noch genauso schön wie gestern Abend.", scherzte Seneca, obwohl er sein Kompliment durchaus ernst meinte, nur wachten sie nicht allzu häufig zusammen auf. Er würde bald aufbrechen müssen, sein Optio wusste zwar was er mit den Männern anstellen sollte, aber andererseits sollte ein Centurio in diesen Zeiten nicht allzu lange von der Truppe entfernt sein, doch noch waren sie hier, noch war sie bei ihm, und das galt es zu genießen.

  • Eine Gänsehaut breitete sich aus, da, wo sie seine Hand an ihrem Rücken spürte, und Seiana genoss das wohlige Prickeln. Ihr Lächeln verstärkte sich flüchtig, als sie zuerst nur ein undefinierbares Brummen hörte, und küsste ihn leicht. „Gut. Ruhig“, antwortete sie dann. Durchgeschlafen hätte sie auch sagen können, was im Grunde auch schon genug ausgesagt hätte bei ihr. Sie atmete tief ein und aus und streckte sich kurz an seiner Seite, bevor sie ihn wieder ansah, unschlüssig, was sie von seinen nächsten Worten halten sollte. Ein Scherz. Ganz sicher ein Scherz. Trotzdem spürte sie, wie ihre Wangen leicht warm wurden. „Sicher“, konterte sie mit einem trockenen Unterton und einem Schmunzeln. „So schön wie die aufgehende Sonne, so frisch wie der Morgentau. Und das ohne einen Finger gerührt zu haben.“ Sie stupste ihn spielerisch in die Seite. „Du solltest Augen aufmachen, Centurio. Morpheus hat dich anscheinend noch in seinen Fängen.“

  • Centurio, Seneca konnte so oft so angesprochen werden wie er wollte, es verlor nie seinen Klang, Centurio.. Aber natürlich ließ er sich nicht anmerken wie sehr er seinen Rang liebte, immerhin wollte Seneca seine Bescheidenheit nicht der Eitelkeit opfern, geschweige denn Seianas Bild von ihm trüben, weshalb er nur leicht lächelte, "Dann muss ich dich von nun an also Morpheus nennen?", scherzte Seneca zurück und richtete sich ein wenig auf. Etwas ernüchternd blickte er sich im Raum um, gut, er war sauber, aber irgendwie passte er nicht mehr zu seinem Sold, das musste man wohl einfach so sagen, "Bei Tageslicht gewinnt dieses Zimmer nicht gerade dazu..", befand er und küsste 'seine' Seiana um ihr so einen guten Morgen zu wünschen.. Danach legte er sich wieder zurück auf seinen Rücken und blickte sie schweigend an, er wusste, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft würde er zur Castra müssen, und sie nachhause, und sie würden sich wieder lange nicht sehen, und wer wusste schon was der Krieg brachte, ein wenig Wehmut mischte sich in die Glücksgefühle, er nahm ihre Hand, weil er nicht wusste was er sonst hätte tun sollen. Nun Melancholie zu verbreiten wäre falsch, die Situation zu übergehen und zu scherzen wäre auch nicht richtig, und Schweigen war nur ein Mittel um Zeit zu schinden..

  • „Morpheus?“ Seiana zog leicht die Augenbrauen hoch. Helena gefiel ihr da besser, aber das sagte sie nicht laut, weil der Vergleich fast ein wenig zu treffend war – nicht wegen des Aussehens, sondern wegen ihrer Lage. Stattdessen schmunzelte sie nur leicht. „Wäre ich Morpheus, würde ich dir ganz andere Bilder vorgaukeln als mich kurz nach dem Aufwachen...“ Sie legte sich auf die Seite und betrachtete ihn dabei, wie er sich aufrichtete, sich umsah, sich dann wieder ihr zuwandte. Und sie küsste. Himmel, sie liebte es wenn er das tat. „Dann sieh nicht hin“, murmelte sie, folgte ihm, als er sich wieder zurück auf den Rücken sinken ließ, und küsste ihn erneut, bevor sie ihren Kopf auf seine Brust legte. Das Zimmer hatte tatsächlich nicht allzu viel, aber was machte das schon? Sie hätte sich so viel mehr leisten können... aber wenig gab das, was sie hier hatten: Privatsphäre. Keine neugierigen Augen. Nur sie zwei, und niemanden, der es interessierte.
    Der Morgen allerdings schritt unerbittlich voran, und so sehr Seiana sich auch wünschte, einfach hier bei ihm liegen bleiben zu können: sie konnten beide nicht. Sie berührte seine Haut noch ein Mal mit ihren Lippen, bevor sie sich aufrichtete und ihn ansah, diesmal traurig. Götter, sie wollte nicht. „Wir sollten langsam aufbrechen. Ich muss noch nach Ostia...“ Um ihre Ausrede auch wirklich glaubwürdig zu machen. Ihr Mann war schon misstrauisch, wenn sie über Nacht weg blieb, dann musste sie eine gute Begründung haben... und eine, die auch einer Überprüfung standhielt. Sie hatte gesagt, sie würde ihre Betriebe und Ländereien überprüfen, in Rom, im Umland, und in Ostia – letzteres war ihr Grund, warum sie über Nacht wegblieb, um noch am Abend dorthin reisen zu können und am Morgen mit der Prüfung zu beginnen. Also musste sie genau das tun... auch wenn sie erst jetzt in der Früh wirklich aufbrach, kam sie doch nicht darum herum, nach Ostia zu reisen und dort nach dem Rechten zu sehen. Und das rasch genug, dass sie noch heute wieder würde zurück kommen können nach Rom. „Und du wirst sicher auch nicht mehr lange wegbleiben können.“

  • "Auf diese Bilder wäre ich gespannt.", sagte Seneca neckisch, zwischen zwei Küssen, kurz bevor sie das unaufschiebbare aussprach. Sie mussten los, in der Tat mussten sie das, es wurde Zeit, das Leben rief wieder, der Alltag, ihre kleine Flucht war wieder einmal beendet. Etwas bedrückt seufzte Seneca und entließ ihre Hand langsam in die Freiheit, "Du hast recht. Die Soldaten sind wie aufgeschreckte Hühner wenn kein Offizier da ist.", scherzte Seneca dürftig, und erhob sich langsam aus den Laken. Leise zog er seine Tunika an, dann seinen Mantel mit der langen Kapuze, es gab ihm was bedrohliches, und andererseits, war der Mantel auch recht warm und schützte seine Ohren die gelegentlich recht kühl wurden, aber das bedrohliche hob er vor sich selbst immer lieber hervor, als den Kuschelfaktor...
    "Seiana ich...", Seneca rang nach Worten, was sollte er sagen? Er würde sie vielleicht lange nicht mehr sehen, "Ich liebe dich, vergiss das nicht, niemals.", Seneca setzte sich zu ihr aufs Bett, küsste sie auf die Stirn, "Bald wird es wohl beginnen, und ich weiß nicht wo es für die Truppe hingeht, aber ich werde an dich denken.", versicherte der Iunier, und haderte immer noch, er musste los, aber er wollte nicht, die Zeit war unerbittlich..

  • Seiana lächelte, aber es fiel nur noch schwach aus bei seinem letzten Scherz. Zu nah war der Abschied da schon... und obwohl sie ihn selbst eingeleitet hatte, ließ sie Seneca nur widerwillig los, damit er aufstehen konnte. Allerdings brachte alles Hinauszögern nichts, und schließlich stand sie gemeinsam mit ihm auf und zog sich ebenfalls an, streifte ihre Tunika über, befestigte die Spangen und schlang den schmalen Gürtel um sich, bevor sie nach ihrer Palla griff. Bevor sie diese jedoch anlegen konnte, fing Seneca an zu sprechen, und Seiana setzte sich noch einmal mit ihm, lehnte sich an ihn, mit geschlossenen Augen. Sie wusste ja, wie sinnlos es war damit hadern zu wollen, dass sie so wenig Zeit hatten, und sie mied normalerweise alles, was sinnlos war und damit Zeit- oder Energieverschwendung. Und trotzdem... haderte sie damit. Wünschte sich, dass es anders wäre, so vergebens das auch war. Gleichzeitig genoss sie ein letztes Mal seine Nähe, seine Berührungen, umarmte ihn. „Das werde ich nicht“, antwortete sie leise, ihre Lippen irgendwo an seinem Hals, und presste dann die Lippen aufeinander, als er vom Bürgerkrieg sprach. „Bleib am Leben, hörst du? Bleib am Leben und komm wieder zurück.“ Es war Blödsinn, ihm das zu sagen, als ob er das selbst völlig in der Hand hätte, und sie gab eigentlich keinen Blödsinn von sich, nicht bewusst jedenfalls... und trotzdem sagte sie das jetzt. Seneca brachte sie dazu, so einige Dinge zu tun, die sie sonst nicht tat, stellte sie fest. Sie küsste ihn, stand dann auf, schlang die Palla aber immer noch nicht um sich, sondern umarmte Seneca erneut und gab ihm einen weiteren Kuss, als er sich ebenfalls erhoben hatte. „Ich liebe dich, Seneca.“ Nur schwer trennte sie sich von ihm, um sich nun endlich in ihre Palla zu hüllen.

  • "Ich gebe mein bestes.", antwortete der Iunier und rang sich ein Lächeln ab, er dachte nicht gern daran dass er fallen könnte, und so war es wohl das beste wenn er einfach fest davon ausging es nicht zu tun.
    "Wir werden uns wiedersehen.", sagte er fest entschlossen und küsste noch einmal, ein letztes Mal, wohl für eine ganze Weile. Ein trauriger Gesichtsausdruck legte sich über seine Miene, und schnell legte er seine Kapuze über seinen Kopf, sie sollte nicht sehen wie sehr ihn das mitnahm, "Lass uns gehen, vale meine Geliebte.", sagte er und öffnete die Tür, sie mussten ja nicht unbedingt bei Tage zusammen ein Zimmer verlassen, allerdings wollte er sie auch nicht alleine dort sitzen lassen, ließ sie deshalb vorher gehen.


    Wenig später, als sie schon mit ihrem Leibwächter verschwunden war, machte auch Seneca sich auf, wortlos lief er durch die Taverne, ging ins freie, blickte sich um, und machte sich dann auf den Weg in die Castra, vielleicht würde er die Männer noch bei den morgendlichen Übungen ein wenig drillen können, oder mit ihnen marschieren, eben irgendwas um sich ein wenig abzulenken..

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