[Cubiculum]Ein Gespräch unter Verwandten

  • "Das wäre zumindest etwas, was mich wohl reizen würde.", sagte Licinus dann zu dem Plan, mittelfristig im Senat zu wirken.
    "Allerdings wären verwaltungstechnische Aufgaben auch eine Überlegung wert, so lang der Aufgabenbereich interessant ist und die Aufstiegsmöglichkeiten stimmen."


    Er war zwar kein Mensch, der seinen persönlichen Erfolg bedingungslos über alles Stellte, doch wollte Licinus seinen durchaus vorhandenen Ehrgeiz auch nicht schmälern. Zudem war es in seinem Alter ja auch noch üblich von höheren Zielen zu sprechen und sich an diesen zu versuchen.


    "Wie würde denn eine normale Karriere im Cursus Honorum ablaufen oder vielmehr was für einen Einstieg würdest du mir empfehlen, falls ich mich für diesen Weg entscheiden sollte?", wollte der junge Bursche dann einige Gedankenexperimente anregen und sich vor allem die Ausführungen eines Mannes anhören, der in dem Bereich wohl mehr als einfach nur erfahren war.
    Man konnte sich zwar auch sonst gut über eine solche Laufbahn informieren, doch mit Tipps aus erster Hand war das dann ganz und garnicht zu vergleichen.

  • "Aufstiegsmöglichkeiten gibt es überall und ob ein Aufgabenbereich interessant ist, liegt wohl ganz im Auge des Betrachters. Da wirst du so viele Meinungen finden, wie du Leute fragst", bemerkte Macer recht lapidar zu der doch etwas größeren Unsicherheit seines Cousins bei der Festlegung der Zielsetzung. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen gab er ihm gerne ein paar Tipps. "Nun, du hast eine Ausbildung in Griechenland genossen, das ist schon ein hervorragender Einstieg. Der nächste Schritt wäre nun, dich hier in Rom bekannt zu machen und baldmöglichst den Ordo Senatorius zu erwerben. Und dann kann es schon losgehen mit einer Kandidatur für das Vigintivirat bei den nächsten Wahlen. Damit wärst du dann schon mitten drin und die Dinge gingen hoffentlich erfolgreich ihren Weg." Im Idealfall natürlich, aber der Cursus Honorum konnte tatsächlich so einfach sein.

  • Licinus lauschte natürlich relativ gespannt den Ausführungen und Ratschlägen seines Cousins.
    Dass seine Ausbildung in Griechenland wohl ein richtiger und guter Schritt gewesen sei, Stimmte den Aspiranten natürlich froh. Immerhin begann alles im Berufsleben mit einer ordentlichen Ausbildung.


    Licinus grübelte einen Augenblick als Macer davon sprach sich "einen Namen zu machen" und sich dessen Wortwahl nach einem raschen Einstieg anhörten.
    "Verzeih mir meine Bedenken,... wobei man es nicht wirklich Bedenken im engeren Sinne nennen konnte...aber du sprichst nun etwas beiläufig davon sich in Rom bekannt zu machen und direkt für das Vigintivirat zu kandidieren. Ich war ja nun lange nicht in Rom, doch ich glaube nicht, dass dies eine Sache ist, die im vorbeigehen erledigt werden kann.", merkte er leichte Zweifel an, oder vielmehr brachte er damit auch ein Stück seiner eigenen Unsicherheit zum Ausdruck.
    Eventuell hatte er die Aussagen seines Cousins auch nur etwas falsch gedeutet und dieser erachtete den ersten Teil seines "Plans" ebenso als etwas zeit- und arbeitsintensiver. Aber das würde Macer dann wohl gleich zurechtrücken.


    "Zumal ich momentan, was finanzielle Belange betrifft nicht auf Rosen gebettet bin und das wohl eine Sache sein dürfte die man vorerst auch in Angriff nehmen müsste...", gab Licinus offen zu. Immerhin wurden die Ämter des Cursus Honorum nicht entlohnt und ein Mann ohne jegliche Mittel wäre in einem politischen Amt wohl kaum gerne gesehen.
    Aber vielleicht ließen sich die beiden Probleme, einerseits die Erarbeitung des entsprechenden Rufes und andererseits die finanziellen Belange, in einem Rutsch erledigen und so wartete er kurz was Macer auf seine Anregungen erwidern würde.

  • "Oh nein, im Vorbeigehen und ohne Anstrengung kann das ganz sicher nicht erledigt werden", stimmte Macer den Bedenken zu. "Man muss das schon bewusst angehen. Aber schwierig ist es dann nicht unbedingt", führte er dann aus. Ein nicht ganz unwichtiger Einflussfaktor dabei war, dass Macer selber als Consular durchaus eine gewisse Ausstrahlung haben sollte, die die Chancen eines engen Verwandten steigern konnte - aber das erwähnte Macer natürlich nicht. Schließlich wollte er, dass sein Cousin selber etwas tat. "Aber die finanziellen Belange lassen sich damit ja durchaus verbinden. Was gäbe es Angenehmeres für einen gebildeten jungen Mann, als zum Beispiel Vorträge gegen Bezahlung zu halten? Entweder auf eigene Faust, oder als Dozent an der Schola Atheniensis? Eine klassische Karriere als Gerichtsredner ist heutzutage ja etwas schwieriger, aber immerhin kann man bei anderen Vorträgen nicht ganz so viel falsch machen wie vor Gericht." Eine Sammlung verlorener Prozesse war schließlich keine gute Empfehlung.

  • Weiterhin hörte Licinus gespannt zu als Macer seine Bemerkungen zu dem Thema äußerte.
    Langsam näherten die beiden sich auch wieder dem Eingang zum Tablinum.
    "Einige Vorträge zu halten ist, denke ich mal, nicht eine der schlechtesten Varianten. Sofern man von sich zu überzeugen weiß, kann man damit zumindest die eigene Qualifikation in den entsprechenden Fachgebieten präsentieren. Und die dazugehörige Bezahlung sollte vorerst vollkommen genügen um leere Taschen zu stopfen.
    Man muss eben nur die Leute finden, die einem relativ jungen Mann ihr Gehör schenken wollen, aber ich denke, das sollte nicht das allergrößte Problem sein."
    , schmunzelte Licinus leicht.
    "Als großartiger Gerichtsredner sehe ich mich anbei sowieso nicht. Zumindest weckt dieses Feld momentan noch nicht mein Interesse. Da ich es noch nie gemacht habe, kann ich außerdem auch kaum sagen, ob es mir wirklich liegt oder nicht.", fügte er dann noch mit einem leichten und gemächlichen Schulterzucken an.
    "Für einen guten Einstieg wäre es wohl besser mit Dingen zu beginnen, die in meinem Interessensbereich liegen oder in denen ich mich schon gut Auskenne."


    Auch wenn es Licinus nie wirklich zugeben würde, so konnten ihm auch einige Dinge Magenschmerzen bereiten. Von daher war ihm die Sicherheit vertrauten Terrains ein durchaus wichtiger Punkt.


    "Aber ohne jene Idee verwerfen zu wollen... das Reden reizte Licinus schon sehr und war ohnehin eine gute Vorbereitung , wenn er den Cursus Honorum beschreiten wollte...kämen dir, rein informativ, noch anderweitige Möglichkeiten in den Sinn, mit denen ich hier in Rom Fuß fassen könnte? "
    Man musste sich immerhin alle Möglichkeiten offen halten und ein wenig Rundumwissen zu den Berufschancen in Rom war ohnehin nicht verkehrt.

  • "Vor deinem ersten Auftritt vor Gericht wäre dann ja auch eine juristische Ausbildung notwendig", dämpfte Macer ein wenig die Experimentierfreude seines Cousins. "Das ist bei den anderen Themen in der Tat einfacher, wenn du sie schon aus deiner Ausbildung kennst. Zumal für diese auch keine formelle Zulassung notwendig ist, anders als bei den Juristen eben."


    Macer spazierte langsam weiter und machte noch keine Anstalten, wieder ins Gebäude zurück zu kehren. Man würde ihm schon signalisieren, wenn das Abendessen fertig war und vorher hatte er drinnen ohnehin nichts zu tun. "Natürlich gibt es andere Möglichkeiten", sprach er dann weiter. "Wenn es um die Bekanntheit geht, bieten sich vielfältige Ehrenämter in Vereinen und ähnlichen Gruppierungen an, aber das hilft natürlich deinem finanziellen Problem nicht unbedingt weiter. Für dieses wiederum könntest du auch eine bezahlte Stellung als Scriba personalis eines angesehenen Senators annehmen. Aber das macht dich nicht unbedingt großflächig bekannt, auch wenn es dir im Idealfall einen sehr direkten Fürsprecher sichert, wenn du deine Sache gut machst", zählte er weitere Optionen auf, wie man das eine oder das andere Problem angehen konnte.

  • Licinus nickte verstehend als Macer weitere Dinge aufführte mit denen er seinen gegenwärtigen Problemen zu Rande rücken konnte.
    "Ein Ehrenamt in einem Verein wäre wohl eine interessante Aufgabe. Ebenso natürlich auch die Tätigkeit als Scriba Personalis. Immerhin könnte man so schonmal gute Kontakte knüpfen."
    Er ließ sich die Ideen etwas auf der Zunge zergehen und überlegte.


    "Nunja...man könnte doch alle drei Aktivitäten kombinieren, oder?
    So würde man Kontakte zu Mitgliedern des Senats knüpfen, etwas an der eigenen Öffentlichkeitswahrnehmung und nebenbei etwas für die eigenen Taschen tun."
    , warf er dann etwas seine Gedankenexperimente in den Raum.
    "Oder denkst du, alles zusammen könnte etwas zu viel Arbeit aufeinmal sein?"

  • "Theoretisch kannst du wohl alles drei gleichzeitig machen", stimmte Macer langsam zu. "Aber ob das ratsam ist, ist die andere Frage. Immerhin wird jedes seine Zeit beanspruchen, wenn du es ordentlich machen willst. Umso mehr, wenn jeder der drei Bereich für dich neu ist. Und ich würde es als Senator wohl auch nicht sonderlich toll finden, wenn mein frisch eingestellter Scriba personalis mir nicht unbedingt immer zur Verfügung steht, weil er auf eigene Kosten Vorträge hält", sponn er die Gedanken dann weiter. "Wenn du also Scriba werden willst, solltest du das vielleicht als erstes angehen und dann schauen, wie viel Zeit dir das lässt. Und wenn es die Zeit dann erlaubt, vielleicht in einem Verein oder einer Societas aktiv werden", schlug er vor.

  • Licinus nickte als er den Einwand seines Cousins wahrnahm. Es war wirklich nicht verkehrt sich mit einem erfahrenen Mann, wie Macer es war, in solchen Belangen auszutauschen.
    Immerhin konnte dieser dann den engagierten Leichtsinn seiner jungen Verwandtschaft dämpfen, was wahrscheinlich garnichtmal schlecht war, denn die Einwände waren durchaus berechtigt.
    Bei allem Fleiß und aller Eile, die sich in Licinus aufgestaut hatten, so musste er es dennoch nicht gleich übertreiben, nur um dann bei der Qualität seiner Arbeit nachlässig zu werden.
    "Da hast du wohl Recht.", pflichtete er dann auch zugleich folgerichtig bei.
    "Ich muss anscheinend ziemlich aufpassen, dass mein Tatendrang nicht mit mir durchgeht. ", sagte er dann noch leicht amüsiert, ob seiner eigenen ungestümen Art.
    "Wie du es vorschlägst, dürfte es wohl am besten sein. Die Dinge nach und nach angehen und dann schauen welche Ressourcen man noch für weitere Aktivitäten hat."
    Ein leichtes Nicken, zur Unterstreichung seiner Zustimmung schloss sich an.


    Kurz darauf folgte auch eine weitere Frage, die dann, im Vergleich zu den vorherigen, eher direkterer Natur war:"Eventuell wüsstest du ja jemanden, der momentan einen fleißigen Scriba bräuchte?"
    Immerhin kannte Macer viele Senatoren, er war ja schließlich selbst einer. Außerdem hätte es Licinus etwas seltsam gefunden, von Tür zu Tür zu rennen und mit aufgesetzten Hundeblick zu fragen, ob man seine Dienste benötigte, wenn die Information, beziehungsweise ein möglicher Kontakt, doch eventuell gerade mal einige Zentimeter entfernt war. Er hoffte bloß seinem Cousin mit dieser implizierten Bitte nicht zu nahe zu treten.

  • Die weitere Frage kam nicht ganz unerwartet und war auch bei gerade erst gebremsten Tatendurst auf jeden Fall folgerichtig und auch zeitnah zu klären. Leicht fiel Macer die Antwort aber trotzdem nicht. "Nun, natürlich kenne ich eine Menge Senatoren und könnte mich auch umhören oder dich empfehlen", begann er seine Antwort. "Nur sind einige von denen, dich ich dir am ehesten empfehlen würde derzeit außerhalb Roms und somit wohl auch gerade nicht an einem Scriba interessiert" umschrieb er dann äußerst vorsichtig, dass wohl einige der ihm bekannten Senatoren auf der Flucht waren oder auf Seiten der Rebellen standen. Und er wollte natürlich auch nicht wahllos irgendeinen der in Rom befindlichen Senatoren empfehlen, denn selber wollte er ja durchaus auch einen Nutzen von so einer Empfehlung haben. "Gerade viele der neueren Senatoren, die erst unter Salinator in den Senat gekommen sind, kenne ich auch nicht so gut, dass ich dir sagen könnte, wer entsprechenden Bedarf hat."

  • "Für viele sind es momentan wahrhaftig nicht die schönsten Zeiten.", sagte Licinus noch auf die Anmerkung Macers, dass viele Senatoren zur Zeit auf der Flucht seien. Das machte die Suche nach einem möglichen Arbeitgeber nicht wirklich einfacher, aber damit musste man sich nunmal abfinden.
    "Und dir fällt spontan niemand ein, der entsprechenden Bedarf haben könnte und den du empfehlen würdest?
    Beziehungsweise bei dem du einfach ein wenig nachhorchen könntest?"
    , hakte er dann nochmal nach.
    Licinus mochte es nicht so drängelnd zu wirken, aber vielleicht viel Macer nach zusätzlichen Überlegen noch jemand ein.
    Im schlimmsten Fall müsste Licinus sich selber mal umhören oder halt vorerst auf andere Pläne zurückgreifen.
    So wartete er ab, ob sein Cousin sich nicht vielleicht doch ein kleiner Tipp entlocken ließ.

  • Macer grübelte ein wenig weiter, da seinem Cousin offenbar an einer direkten Empfehlung sehr gelegen war, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis. Was sicher auch daran lag, dass er sich nun wirklich nicht auf Vorrat merkte, welcher Senator möglicherweise einen Scriba brauchte. "Nun, ich könnte zumindest mal Octavius Victor fragen", antwortete er dann vage. Der hatte angekündigt, ihn besuchen zu wollen, so dass sich zumindest eine Gelegenheit für eine unverbindliche Nachfrage ergab. "Aber versprechen kann ich dir so spontan nichts. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich dich aber auch gegenüber anderen Senatoren erwähnen", versprach er zumindest.

  • Das Macer sich nicht zu 100% auf jemanden festlegen oder Licinus einen ziemlich sicheren Arbeitgeber nennen könnte, war ohnehin klar gewesen, vor allem nach dem das Gespräch schon die aktuellen politischen Porbleme umrissen hatte.
    Umso glücklicher war Licinus, dass seinem Cousin nun doch ein Name entlockt werden konnte, auch wenn nicht wirklich klar war, ob dieser einen Scriba brauchte.


    So hebte Licinus beschwichtigend die Hände, als Macer sagte, dass er ihm nichts versprechen kann.
    "Wir haben ja schon genug über die momentanen Schwierigkeiten gesprochen. Da bin ich dankbar, dass es überhaupt Anhaltspunkte und Möglichkeiten gibt und freue mich ohnehin über jede Hilfe, die ich bekomme, auch wenn sie, den Umständen geschuldet, vielleicht etwas spärlich ausfällt. Warten wir einfach ab, was sich auf dem Feld in den nächsten Tagen ergibt. Ansonsten gibt es da ja auch noch de Möglichkeit der Vorträge."


    Langweilig würde Licinus sicherlich nicht werden, so konnte er sich nun immerhin auf einigen Bereichen nochmal schlau lesen und sein Wissen auffrischen, wenn er es Vorstellen wollte.
    Somit würde er sich zumindest nicht all zu faul vorkommen.

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