[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Mordskater

  • Jetzt klimperte es Ass für Ass. " Deine Männer habe sich gut geschlagen. Du kannst Stolz auf sie sein." Konnte Antias gerade so von sich geben. Wie es bei seiner Centurie wirklich aussah wusste Antias nicht. Schlechte Mitteilungen waren bei seinem Zustand nicht gefragt. Da gab der Primus Pilus einen Mund voll Posca von sich. Gut das der Mensch Reflexe hat. Antias kniff die Augen zusammen, presste die Lippen aufeinander und empfing den nassen Segen. Es war nur Posca und Spucke, Blut und die halbe Lunge waren wesentlich ekliger und riefen schon mal Brechreiz hervor. Gelassen wischte er sich mit dem Arm übers Gesicht. Den Optio neben sich sah er jedenfalls wieder. " Vollkommen erschöpft. Sein Unterarm hatte eine tiefe Wunde. Der Capsarius hat genäht. Das heißt er braucht Ruhe, viel Ruhe."

  • http://upload.wikimedia.org/wi…_Weihestein_aus_Pesch.jpg
    Sönke musste dringend zählen lernen. DRINGEND. Hatte sich früher für ihn nie die Notwendigkeit ergeben, weil alles Rechnungswesen in der Schaltzentrale der Casa Duccia vorgegangen war, blieb Sönke hier auf sich allein gestellt. Das stellte sich vor allem heraus, als er die ersten Teile des Beuteguts aus dem Lager der Kaiserlichen im wiederbelebten Vicetia an den Mann bringen wollte (man konnte kaum glauben wie schnell die Stadt mit Händlern gefüllt war, fast schien es so, als hätten sie quasi nur darauf gewartet, dass die Schlacht vorüber war). So liefen die ersten Dialoge, die Sönke auf dem Markt führte in etwa wie folgt ab:
    "Heldenhafter Soldat des ruhmreichen Cornelius, komm her! Ich biete dir beste Preise!", winkte ihn ein Händler herbei.. und treudoof wie Sönke nunmal war, folgte er natürlich der erstbesten Einladung. Er hatte nicht alle Beutestücke mitgenommen, weil man ihm riet den Großteil in der nächstgrößeren Stadt zu verticken, und nicht in einem Nest wie Vicetia. Allerdings brauchte er Geld für ein bestimmes Vorhaben...
    "Salve.., grüßte Sönke den Mann verhalten, und zeigte ihm zwei Armreifen aus schwarzem Leder mit je einem Skorpion aus Silber, "Da, gehörte wohl mal einem Prätorianer. Nun gehört es mir... und vielleicht dir?"
    Der Händler beäugte das Beutestück kritisch, hielt es hoch, befühlte es fachmännisch, und grummelte schließlich eine Zahl heraus: "Ein schönes Stück, aber nicht sehr selten... ich gebe dir fünfzig Sesterzen für beide."
    Sönke dachte einen Moment angestrengt nach: "Nein, das ist mir zu wenig... ich will vierzig Sesterzen!"
    "Ah, ich sehe, ein Könner im Feilschen.", zuckte der Händler nicht einmal mit den Wimpern, "Gut, weil du es bist und mitgeholfen hast uns von der grässlichen Plage der Lakaien des Vesculariers zu befreien... biete ich dir FÜNFUNDDREISSIG SESTERZEN für beide!"
    "Ist das mehr?", fragte Sönke, einen Moment lang ratlos dreinschauend.
    "Das ist mehr.", verkündete der Händler, als hätte er gerade erklärt das Wasser nass ist.
    "DANN sind wir im Geschäft.", meinte Sönke feierlich.
    "Ist mir immer wieder eine Freude mit so herausfordernden Handelspartnern wie dir zu feilschen", trällerte der Händler, als er in seinen Beutel griff, zwanzig Sesterzen rauskramte und sie Sönke in die Hand drückte... welcher sie akribisch nachzählte, und fair wie er war dem Händler drei Sesterzen zurückgab, weil dieser sich wohl verzählt hatte.


    Etwa zehn Minuten später gab es den ersten Tumult des Markttages, als der Händler nicht früh genug bemerkte, dass Sönke mit hochrotem Kopf und vier Kameraden im Gepäck (unter ihnen einen, der bis hundert zählen konnte) wieder auftauchte... und ihn in der Folge zu Brei schlug.


    Etwas später feilschte Sönke mit einem Steinmetz, der ihm versprach für nicht einmal zweihundert Sesterzen einen Weihestein an Mars an die Via nach Patavium zu setzen.. groß genug, dass man ihn selbst vom Olymp sehen konnte und kein lebender Mann auf einem Pferd ihn überragte.
    Das Resultat würde Sönke freilich nicht sehen können, immerhin drohte ihr Abmarsch quasi jeden Tag. Also steckte Sönke einen Großteil seiner Beute in diesen Weihestein... der, zwei Wochen später aufgestellt, binnen weniger Wochen vom Gras überwuchert würde.





    MARTI·SACR
    M·MARIUS·MADARUS·
    FIL·HARTWIG·MOGO
    NTIACO·MIL·LEG·II·G
    ERM·COH·II·CEN·IV·S
    TIP·IV·AN·XIX·P·CLAD
    ·VICETIA·
    V·S·L·L·M






    Bildquelle
    Frei und ohne Anspruch auf absolute Korrektheit:
    Dem Mars
    Marcus Marius Madarus, Sohn Hartwigs, aus Mogontiacum, Soldat der 2. Legion Germanica, aus der 2. Kohorte, fünfte Centurie, im vierten Dienstjahr, im Alter von 19 Jahren, nach der Schlacht von Vicetia
    löste das Gelübde gern und nach Gebühr ein

  • Eine ganze Weile später kam Corvinus in Begleitung eines weiteren Centurios zurück.


    Mit einer Handbewegung ließ er den noch immer abseits stehenden Seneca ranholen.
    Er hatte eine mehrseitige Tabula in der Hand auf die er nun schaute. Auf selbiger standen etliche Namen. Bevor er dies vorlas sagte er nochmal laut:
    "So Männer zuhören. Ich lese gleich ein paar Dutzend Namen vor. Alle Namen die ich vorlese bleiben hier in der Senke sitzen. Alle die nicht aufgerufen worden sind gehen da rüber wo mein Kamerad mit dem Vitis steht", er zeigte auf den anderen Centurio der sich etwas abseits aufgestellt hatte.


    Einen kleinen Moment wartete Corvinus und legte dann los:
    "....
    ....
    ....
    Aulus Iunius Avianus
    ....
    ....
    ....
    ....
    Aulus Iunius Seneca
    ....
    ...."


    Nachdem er fertig war, wartete er einige Zeit bis sich die Männer entfernt hatten die nicht aufgerufen worden waren. Im Hintergrund näherten sich ein paar Calos mit Decken usw.


    Corvinus deutete wieder auf die Senke.
    "Ihr werdet hier heute Nacht schlafen. Als Zeichen unseres Vertrauens und Probe eurer Ehre die ihr euch aus eigenen Stücken dem siegreichen Heer von Gaius Flaminius Cilo ergeben habt werden nur ein paar wenige Legionäre euch bewachen. Morgen früh marschiert ihr dann mit meiner Centurie nach Verona. Dort wird über euer weiteres Schicksal entschieden. Fragen, Sorgen, Nöte oder Anträge?"

  • Seneca stand immer noch mit einem mehr als desinteressierten Gesicht vor dem Helvetier, aber scheinbar war der Name Iunius was wert, weshalb er mitgenommen werden würde, oder lag es einfach daran dass Avianus und er ein wenig aufmüpfig waren?


    Jedenfalls appellierte der Centurio an die Ehre, und so hielt Seneca einfach den Mund und würde heute in der Senke schlafen, auch wenn er mittlerweile, so traurig das für ihn war, schließlich sah er sich doch immer noch als Mann des Fußvolkes, besseres gewohnt war.
    Als der Helvetier dann noch fragte ob es noch irgendetwas geben würde, hielt Seneca auch den Mund, würdigte den Mann jedoch keines Blickes sondern ließ seinen Blick über das Feld schweifen. Heute Nacht würde er wohl nicht schlafen, außerdem musste er sich ja noch um Avianus kümmern, aber wer weiß, vielleicht würde sich ja ein in medizinischen Dingen versierterer Soldat finden lassen..

  • Zitat


    Original von Servius Obsidius Antias et Aulus Hadrianus Fontinalis

    ...


    Licinus brauchte einen Moment, um sich von seinem Hustanfall zu erholen. Die erste Information, die sich wieder herauskristallisierte war, dass seine Männer gut gekämpft hatten. Das hieß objektiv nichts, beruhigte den primus pilus aber dennoch. So klärte sich auch sein durch den Hustanfall abermals beeinträchtigte Sichtfeld wieder auf und er realisierte langsam, dass ein zweiter Schemen zu dem ersten getreten war und sich mit ihm unterhielt. Er versuchte sich zu erinnern, wer der erste Schemen war. Er hatte es gesagt, aber Licinus Kopfschmerzen verhinderten, dass er die Information abrufen konnte. Und der neue, nein, da war nichts, was man erkennen konnte.
    „‘Er?“ fragte er erneut.

  • Es gab scheinbar nichts mehr und so wollte Corvinus gerade gehen als er den einen Iunier sah der ja immer noch in Ketten war. Corvinus wollte es noch einmal versuchen mit dem Mann und machte die paar Schritte zu ihm.
    "Kann ich dir die Dinger abnehmen lassen und wir uns wieder wie zwei Centurionen und Soldaten verhalten oder wird es weiter Ärger geben?"

  • Avianus hatte die meiste Zeit auf dem Rücken liegend in den Himmel gestarrt. Er war fertig mit all dem.
    Erst als der Centurio Anstalten machte, irgendetwas wichtiges zu sagen, setzte er sich auf, nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass er vorerst genau dort bleiben würde, wo er sich jetzt befand.
    Erst Essen, jetzt Decken... wenn es jetzt nicht anfängt zu regnen, haben wir es ja fast schon gemütlich, dachte er sarkastisch und legte sich wieder hin. Nein, er hatte keine weiteren Fragen.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Es gab scheinbar nichts mehr und so wollte Corvinus gerade gehen als er den einen Iunier sah der ja immer noch in Ketten war. Corvinus wollte es noch einmal versuchen mit dem Mann und machte die paar Schritte zu ihm.
    "Kann ich dir die Dinger abnehmen lassen und wir uns wieder wie zwei Centurionen und Soldaten verhalten oder wird es weiter Ärger geben?"


    "Wie zwei Centurionen klingt gut Helvetius.", entgegnete Seneca und rang sich so etwas wie ein anerkennendes Nicken ab, wobei dieses kaum sichtbar war, aber wenn der Helvetier etwas erkennen wollte, so hätte er es wohl gekonnt, "Auch wenn ich deine....", Seneca stockte kurz, "Gastfreundschaft nicht überstrapzieren will. Wenn du einen Casparius frei hast, könnte er sich ja einmal das Gesicht meines Vetters ansehen.", etwaige Vorwürfe verkniff sich Seneca, aber er schaute kurz zu Avianus, das sah irgendwie nicht so gesund aus, andererseits, es würde wohl in Zukunft eine nette Anekdote werden..

  • "Das nächste mal WIRD wahrscheinlich kommen. Sobald wir hier fertig sind, geht's zurück nach Verona.. das Heer ordnen, schauen wie wir weitermachen. Und dann: Rom. Eine Stadt so gewaltig wie nichts anderes auf der Welt. Und der Gestank stellt jede Castra in den Schatten, stell dich auf was ein.", witzelte Vala, "Wie steht's darum, als Centurio nach Mogontiacum zurück zu kehren? Alleine bei uns haben vier ins Gras gebissen, und fünf werden nicht in den aktiven Dienst zurückkehren.. können... Er stellte die letztendliche Frage nicht. Musste er auch nicht, implizit sollte klar genug sein, über was für Möglichkeiten man in Valas Position verfügte. Bevor Hadamar allerdings antworten konnte, kam schon jemand angeritten und drängte sich ohne ein Wort zu sagen in Valas Aufmerksamkeit. Das Anliegen, das vorgetragen wurde war lapidar... bedurfte nach der Schlacht aber dennoch Valas Aufmerksamkeit.


    "Die Arbeit ruft..", winkte er schließlich ab, als er sein Pferd in Richtung seiner Legion lenkte, "Überleg es dir.. und lass mich wissen was mit Sönke ist.. sonst muss ich mir irgendwas aus den Fingern saugen, und das tue ich schon oft genug."

  • Corvinus nickte ganz leicht und beschloss es nochmal zu versuchen.
    Er gab zwei Legionären zu verstehen das sie Seneca gleich die Ketten abnehmen sollten. Auf die Frage nach einem Capsarius dachte er kurz an sein Gesicht welches ja auch noch weit davon entfernt war verheilt zu sein und sagte:
    "Ich werde schauen ob irgendwo einer frei ist. Kann aber gut sein das ihr euch selber helfen müsste. Die Capsarii haben mehr als genug zu tun die Verwundeten vom Schlachtfeld zu bergen, notdürftig zu versorgen und dann nach Verona zu bringen. Aber bestimmt findet sich einer unter den Männern hier der ne gebrochene Nase richten kann. Falls nicht und kein Capsarii gekommen ist kann ich es morgen versuchen. Hab gerade an meiner eignen gesehen wie sowas geht."

  • Der Optio beugte sich ein wenig ins Gesichtsfeld des Centurio.Centurio, ich bin es, euer Optio Hadrianus. Der Centurio sah blass aus, verschmitz, kurz gesagt, ee sah scheiße aus. Fontinalis war sich nicht mal sicher ob der Centurio jetzt verstand wer er war. Dann sah er sein Gegenüber an.
    Was hat er gegen die Schmerzen bekommen?

  • "ISCH HAAAAAAAAAAAAAAAAA EEEEENEEEE KAMERADN!!!!" , tönte auf dem Schlachtfeld vor dem Lager der zweiten Legion eine quäkende Stimme, die immer wieder von einem ziellosen Lallen in ein herzzerreissendes Schluchzen abdriftete. Ab und zu unterbrochen von einem tiefen Schluck aus dem Weinschlauch hockte im Halbdunkel der Dämmerung ein recht junger Legionär, der nach dem fröhlichen Rausch während der Plünderung des Gegnerlagers beim Anblick des Schlachtfeldes in ein tiefes Loch gefallen war.
    Erst hatte er nur stumpf den Hügel hinaufgeglotzt, an dem immernoch alles zertreten, zertrampelt und zerstört aussah... natürlich. Zwar waren die meisten Leichen bereits weggeschafft und verbrannt, aber dafür hatten die vielen Scheiterhaufen einen weiteren Aspekt zur düsteren Trostlosigkeit des Schlachtfelds beigetragen. Als Sönke dann anfing den Hügel hinaufzulaufen, und seine im Rausch verdrehten Gedanken an seine gefallenen Kameraden herauszukrächzen, war es vorbei mit ihm: irgendwann brach er zusammen, lehnte sich in eine mit blutigem Matsch verkrustete Mulde und stimmte das traurigste Lied an, dass ihm einer der Gefallenen noch vor der Schlacht beigebracht hatte:


    "ISCH... ISCH HAAAAAAAAAAAAAAAAA EEEEEEEEN KAMARAAAADN....
    EEEEEN BESSSRNNNN FINDSCH UUU NIIIIIEEEEEET....
    DÄÄÄ CORNIKKN BLAAAASCHT ZOM SCHTREEEEEITE...
    ÄÄÄ GINGGGG AN MIEEEEENE SCHEEEEEITE....
    IMMMMM GLAAAACHEN SCHRITTTTT UNNNN TRITTTT...."
    , ging ihm die erste Strophe äußerst kläglich über die Lippen, und auch hier musste er natürlich mit einem ordentlichen Schluck aus dem erbeuteten Weinschlauch nachtanken... bis er sich verschluckte, die Hälfte wieder auskotzte und einige Minuten hemmungslos heulend liegen blieb... dann, als wäre nichts gewesen, raffte er sich wieder in sitzende Position und fuhr mit der zweiten Strophe fort:


    "A BOLZN KAAAAAHAAM GEFLOGGGGN...
    GILT Ä MIA OA GILDED Ä DIA??
    IIIIIHHHHH HAAAATSSS WESCHJERISSN..
    Ä LIEEEECHT MIA VO DE FÜÜÜßN..
    AS WORS EEEN STUCK VO MIAAAAAAAAAAAA...."
    , heulte Sönke in die Nacht hinein... immer wieder unterbrochen von lauten Schluchzern und unverständlichen Gejammer, was entstand als ihm sowohl Stimme als auch Gesicht im Suff den Dienst versagten.


    "WIIIIHIIILLLLLL MIA DE HAAAAANNNNNN NO REEEICHN..
    DEWEIIIIHIIIIIILLL ISCH EBN DE SCOPPPIOO LAAAAHAAAAADDD....
    KANNNNN DIA DIE HAAAAND NIET GEBN...
    BLEIBSCH UUU IM ÄÄÄÄWGEEMMM LEBN...
    MEEEEEEIN GUUUUUUTRRRR KAMARAAAAAAAAAD......"
    , krächzte es schließlich aus ihm heraus, bis Sönke wieder in einem Heulkrampf auf den Boden sank...

  • Rom. Die bloße Erwähnung dieser Stadt schaffte es, Hadamar ein weiteres Mal abzulenken. Unter all der Müdigkeit, der Erschöpfung, den Blessuren begannen seine Augen plötzlich ein klein wenig zu leuchten. Rom. Was hatte er nicht schon alles an Geschichten von dieser Stadt gehört, selbst in Germanien? Rom war das Zentrum dieses Reichs, und nachdem Hadamar zumindest einen Teil von davon nun selbst abgelaufen war über die Alpen, hatte er auch eine etwas genauere Vorstellung davon, wie groß das Imperium wirklich war. Die Hauptstadt musste einfach etwas Besonderes sein, und der Gedanke, dass er schon bald dort sein würde, übte eine nicht zu leugnende Faszination auf Hadamar aus. Er grinste, ein wenig breiter nun, zurück, aber er unterbrach Alrik nicht, um dazu etwas schon zu sagen... und die nächsten Worte wischten das Grinsen wieder fort und ließen einen reichlich verdutzten Gesichtsausdruck zurück. Hatte er das gerade richtig verstanden? Er, Centurio? Hadamars Mund öffnete sich leicht, und er starrte Alrik erst mal einfach nur weiter an... so ziemlich sprachlos, was ihm selten passierte. Und bevor sich das hätte ändern können kam ein Bote, der Alrik wieder fortrief... und Hadamar blieb sprachlos zurück. „Eh. Mach ich. Bis dann!“ rief er noch hinterher, ein wenig verspätet, und guckte dann erst mal noch ein bisschen weiter durch die Gegend... während seine Gedanken rotierten. Centurio. Er. Centurio. Centurio. Er? Das war... das... war schwer für ihn zu realisieren im Moment. Aber immerhin: es lenkte ihn so effektiv ab wie sonst nichts bisher... und als er sich endlich zusammenriss und wieder an die Arbeit ging, rotierten seine Gedanken weiter.

  • Es dauerte eine ganze Weile, bis die Arbeit wenigstens etwas geringer wurde. Ganz hinter sich gebracht hatten sie das noch länger nicht, aber im Lauf des Vormittags kam dann irgendwann die Meldung, dass das gegnerische Lager zum Plündern freigegeben war, und genauso wie die anderen Centurien auch teilte sich ihre auf, sprachen sich Contubernien ab, und während die Verletzten gemeinsam mit ein paar anderen zurückblieben, machte sich der Rest auf den Weg, um sich ihren Anteil abzugreifen. Als sie zurückkamen, war Hadamar um ein paar Erfahrungen reicher... dass man nicht zimperlich sein durfte bei einer Plünderung, beispielsweise. Oder dass er bei so was tatsächlich einen echten Vorteil als Optio hatte, weil sich auch hier die Hierarchie durchsetzte. Zugegeben, er hatte mehr drauf achten müssen, dass seine Leute ihn nicht übervorteilten, als andere Optiones... aber wie schon nach ein paar anderen Ereignissen während seiner Zeit als Optio hatte sich auch nach der Schlacht irgendwas geändert. Anordnungen von ihm wurden irgendwie... flüssiger ausgeführt. Hadamar hatte sich mittlerweile zwar daran gewöhnt, dass es schiefe Blicke gab, manchmal Augenrollen oder leichte, abfällige Gesten... lauter kleine Sachen, auf die er kaum den Finger legen, geschweige denn sie bestrafen konnte, die ihm aber trotzdem zeigten, dass er als Optio immer noch keinen leichten Stand hatte. Aber irgendwas daran hatte sich jetzt geändert. Das war weniger geworden. Eindeutig. Und als einer der Milites ein Set wirklich schöner Spielsteine mitsamt Brett zutage förderte aus einem Zelt und schon damit prahlte, für wie viel er das wohl würde bekommen können, brauchte Hadamar dem Soldaten – nachdem er ihm im Vorbeigehen mit flinken Fingern die Beute abgenommen hatte, ohne erst zu fragen – nur noch einen finsteren Blick zuwerfen, als der Anstalten machte zu protestieren, und der andere hielt die Schnauze. Und es gefiel ihm, stellte er fest. Das Gefühl war sogar verdammt gut.


    Als Hadamar dann endlich zurück war im Lager, konnte er allerdings nicht mehr aufschieben, was er Alrik versprochen hatte. Was er eh schon zu lange aufgeschoben hatte. Das schlechte Gewissen wurde auch nicht gerade weniger, je länger er brauchte... und so machte er sich endlich auf den Weg in den Bereich, wo Sönkes Centurie lagerte. Er fragte sich durch zu Sönkes Contubernium – und erfuhr da dann, zu seiner Verblüffung, dass Sönke gar nicht tot war. Ganz im Gegenteil war der nach Aussage seiner Kameraden ziemlich lebendig und hatte sich erst heute bei der Plünderung seinen Anteil abgegriffen. Hadamar kapierte zuerst gar nicht, was sie ihm da sagten, aber als sie ihm erzählten, dass sie Sönke zuletzt zum Schlachtfeld hatten laufen sehen, drehte er sich wortlos um und ging in dieselbe Richtung. Lief weiter... weiter... fragte sich nebenbei, wie um alles in der Welt er Sönke da bloß finden sollte, und ob es nicht vielleicht doch besser war, einfach zu warten, oder noch besser, eine Nachricht zu hinterlassen, dass Sönke doch bei ihm vorbeischauen solle, wenn er wieder da wäre... ging aber trotzdem weiter, und hörte, kaum dass er das Schlachtfeld erreicht hatte, einen klagenden... nein, Gesang war definitiv zu schmeichelhaft für das, was da an seine Ohren drang. Gekrächz traf es eher. Aber klagend war es ganz sicher, und Hadamar meinte zwischendrin sogar zu erkennen, was das für ein Lied sein sollte. Und er hatte genug durchgezechte Nächte mit Sönke erlebt, um zu wissen, aus wessen Kehle das kam. Sönke war also tatsächlich noch am Leben. Für einen winzigen Moment blieb er stehen und dankte mit geschlossenen Augen sämtlichen Göttern dafür, dass sie auf ihn aufgepasst hatten, dann setzte er sich wieder in Bewegung und lief auf das Katzengejammer zu, das plötzlich in einem Schluchzen endete, als Hadamar endlich die Quelle erreichte. Sönke bot ein Bild des Elends, wie er so auf dem Boden saß... aber Hadamar konnte trotzdem nicht anders als breit zu grinsen, als er ihn sah. Mit einem Ächzen ließ er sich neben Sönke auf den Boden fallen und lehnte sich zurück. „Gib amoi des Gsöff hea, du Baazi. I muas wos vo deim Voasprung aufhoin.“

  • "He, Avianus."
    "Hmmm?" Der Iunier öffnete die Augen und blickte in das Gesicht eines Kameraden. "Was?", fragte er ein wenig barsch. Es würde sich niemand über seine schlechte Laune wundern, eher wenn er gut gelaunt wäre.
    Er konnte nicht einmal sagen ob er geschlafen oder nur gedöst hatte. In letzter Zeit waren die Übergänge fließend. Avianus setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare.
    "Dein Verwandter unterhält sich anscheinend ganz nett mit dem anderen Centurio", gab der andere zurück.
    "Ach?" Avianus wusste nicht viel mehr dazu zu sagen und blickte stattdessen zu den beiden Centurionen hinüber. Dabei spürte er kurz den Blick Senecas auf sich ruhen. "Ach."
    Avianus rümpfte kurz die Nase.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    ...


    Seneca war einigermaßen zufrieden mit dem Ausgang der Situation, er hatte seinem Gegenüber die Stirn geboten, und nun begegneten sie sich ehrenhaft wie Offiziere des römischen Heeres, und nicht mehr wie ein Herr gegenüber seinem Sklaven.
    Dass Avianus Blessuren davon trug war ärgerlich, aber es würde sich schon jemand finden der half.
    "Hab Dank Centurio, ich kehre dann Mal zu meinen Männern zurück.", sagte Seneca und nickte dem Mann respektvoll zu.
    Dann wandte er sich um, und gerade so dass er noch Avianus Blick sehen konnte, und den der anderen Männer, "Was schaut ihr so?", fragte er ernst, während er sich neben ihnen niederließ..

  • Zitat

    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis
    ...


    "opsio", echote Licinus schwach, aber seine Lippen verzogen sich zu etwas, was wohle in Lächeln werden sollte. In Licinus Kopf spukte der alte Scherz, den centurionen in solchen Situationen mit ihren optiones trieben. Von wegen sie hätten Pech gehabt und würden sich weiter als optio zufriedeng eben müssen. Aber er war zu müde, um Scherze zu treiben. Und außerdem war da dieser Durst, der ihm die Kehle lähmte.
    "Trink", flüsterte er. Unbewusst hoffend, dass ihm der capsarius wieder zwang kleinere Schlucke zu nehmen. Nein, eques war der Mann, oder doch nicht?

  • "Ach nichts, wir hätten nur nicht gedacht, dass du die Fesseln heute noch wegbekommst", gab Avianus zurück, als sich Seneca wieder zu ihnen gesellte. Er lächelte schief und verzog das Gesicht, als sich seine Nase wieder meldete. Zweifellos interessierte es ihn mehr als nur ein bisschen, was es mit dem Helvetier zu bereden gegeben hatte, und dass ihm der Kerl zuwider war, konnte ihm auch keiner verdenken. Aber Seneca sollte nicht glauben, dass er ihm nicht vertraute. Davon dem Kameraden neben ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen, sah Avianus dennoch ab.
    "Irgendetwas neues?", wandte er sich schließlich noch am Rande an seinen Cousin, weil er die Frage doch nicht ganz zurückhalten konnte.

  • Mit dem Gesicht unten im Dreck liegend, rührte Sönke sich derart angesprochen erstmal garnicht... das Schluchzen verstummte, und ein Moment stille kehrte ein... dann hob sich sein linker Arm und hielt den Weinschlauch in Richtung des Typen, der ihn gerade angesprochen hatte.
    "Sauffff, yu Sauhund!", nuschelte er in den Dreck, "Suns klopp ik je watt förn Baazi uffe Snuut."
    Drei Momente später schien ihm aufzugehen, dass es doch unvorteilhafte mit dem Gesicht nach unten ein Gespräch zu führen, doch als er die Hände in den Dreck stemmte und sich nach oben drückte, gaben seine unkontrollierbaren Arme nach und beförderten Sönke Visage voran erneut in den Dreck.
    "Daff heff oom ffa beffer klapf..", spuckte Sönke Dreck, als er sich entschied doch einfach liegen zu bleiben und sich einfach ein Stück weiter tiefer rollen zu lassen... bis er auf dem Rücken lag: "Heel, nu... dat issn Hemmel."
    Während im Halbdunkel der Dämmerung die ersten spärlich leuchtenden Sterne auftauchten, ruckte Sönkes Arm nach oben und deutete auf die einzelnen Sterne: "Kieks dor hok, da has de Funke vo Muspelheem. Un Omd för Omd wördens jümmer mer, und Morjen för Morjen wörns jümmer minn. As wi in Mogondiace wesen sin', da sin wi ook jümmer mehr worn.. un' nu...", brach sich in Sönkes Stimme wieder ein Schluchzen breit, "..nu sin' wi nu no een betken. Nu no een betken... so viu doot... so viu...."

  • Der Primus schien nicht bei klarem Verstand zu sein, das erkannte der optio nun, wahrscheinlich der Blutverlust. Das bedeutete wohl dann auch das Fontinalis bis auf weiteres das Sagen hatte. Entweder man teilte der Centurie des Primus einen neuen Centurio zu oder man ließ es. Fonitnalis dachte nicht weiter darüber nach.
    Statt desen beugte er sich nochmal über den Centurio.
    Centurio. Wir haben gesiegt. Auch wenn es uns einige Männer gekostet hat, aber wir waren Siegreich. Auch konnten wir ein Feldzeichen erobern. Die Männer haben sich gut geschlagen
    Vielleicht würden diese Informationen den Centurio ein wenig beruhigen, vielleicht fand er nun auch ein wenig schlaf.

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