Endlich angekommen

  • "Das da vorne wird sie sein."
    "Ich hoffe es für dich - Meine armen Beine.", zischte der Alte Haakon an, worauf dieser dies bloß mit einem Augenrollen kommentierte und weiter zielstrebig auf die hölzerne Eingangstüre zur Taberna Silva Nigra zuhielt. In seinem Alter war es alles Andere, als leicht nach einer solch beschwerlichen Reise, sich auch noch von einem nur halb so Alten durch die Stadt hetzen zu lassen. Doch hinter dieser hölzernen Tür, würde ein Paradies für einen Geschundenen liegen. Met und Fleisch bis zum Abwinken und ein weiches Bett für die Nacht, vorausgesetzt sie konnten sich solch etwas leisten, weshalb die wichtigsten Aspekte nunmehr die Preise der Taberna werden würden. Und selbstverständlich eine passable Anstellung um Geld zu verdienen, um sich mehr Met und Fleisch leisten zu können - Ein Teufelskreis.


    Im Innern der Taberna angekommen, suchte er zuallererst die Theke auf, wohinter er den Wirt vermutete. Am Thresen angekommen hob er seine Hand zum Gruße und eröffnete ein Gespräch. "Grüß dich. Was kostet denn hier die Übernachtung?", fragte er erst einmal das für ihn Wichtigste und hoffte auf eine nicht allzu unerschwingliche Antwort.

  • "Heilsa", grüßte der Wirt brummelig den Gast. Das Wetter setzte seinem Rücken und den Knien zu, weshalb er im Winter immer etwas schlechter gelaunt war als sonst schon. Und im Schankraum war es auch gelegentlich zugig, wenn nicht gerade überall Kundschaft herumlungerte.
    "Wir haben vier Zimmergrößen. Ganz klein kostet 'nen Dupondius pro Nacht. Klein einen Sesterz. Mittel drei Sesterzen. Und Groß ist zu teuer für euch, schätze ich mal."
    Er musterte die beiden kritisch, wobei er die Stirn in tiefe Falten legte. Im nächsten Moment kam ihm aber wohl ein Gedanke, der ihn amüsierte. Dabei grinste er leicht und zeigte lässig mit dem Daumen auf eine junge Blondine, die an einem der Tische soeben zwei Becher Bier servierte.
    "Kostet dich auch nur ein As zusätzlich, wenn dir meine Eldrid dort das Bett vorwärmt."

  • "Harharhar", lachte Haakon schnaufend auf, als er den letzten Satz des Wirts gehört hatte. "Du hast Humor.", sprach er lachend weiter. "Nicht, dass mir das nicht gefiele, aber ich glaube das hier reicht erst einmal.", sprach er und legte dem Wirt 2 Sesterzen, sowie einen Dupondius auf den Thresen. "Wir bleiben vorerst zwei Nächte. Den Dupondius bekommst du als Trinkgeld für ein paar Informationen." Dabei schaute er seinem Gegenüber direkt in die Augen und erst als er ein gewisses Einverständnis zu erkennen meinte, ließ er von dem Blick ab. Schaute noch einmal über beide Schultern und lehnte sich dann etwas weiter über die Theke.


    Währenddessen hatte sich der Alte bereits auf einem der Stühle hinter Haakon niedergelassen, denn er musste seine Beine schonen. Außerdem wollte er bei Eldridd zwei Becher Met bestellen. Warmer Honigwein wäre jetzt genau das Richtige für ihn und seinen Kameraden, nach diesem letzten anstrengenden Teilstück ihrer Reise.


    "Als Wirt bekommst du ja so einiges mit.", begann Haakon dann in gedämpfter Lautstärke zu sprechen. "Weißt du, wo ich hier etwas zu tun finde? Also gegen Bezahlung. Die Wache am Tor erzählte mir etwas von Tagelöhner Aufgaben am Forum, doch dafür bin ich nicht gemacht. Ich bin kein blöder Handlanger. Ich habe kämpferische Erfahrung. Aber ich bin neu hier und kenne mich nicht wirklich aus.", endete er seine kleine Ansprache, in der Hoffnung, dass der Wirt vielleicht einen Geheimtipp für jemanden wie ihn hätte.
    Ein weiterer Blick zu dem Alten verriet, dass dieser sich bereits von der blonden Köstlichkeit genascht hatte und auch Haakon selbst wollte endlich einen großen Schluck nehmen.

  • Der Wirt lachte ein bisschen mit und grinste dann beiläufig weiter, während er sich Haakons Erwiderung auf seine Zimmerangebote anhörte. "Ganz wie du meinst", bestätigte er schließlich die zwei Übernachtungen. "Überleg's dir einfach nochmal. Vielleicht steht dir ja morgen eher der Sinn nach ein wenig Spaß", versuchte er dann nochmal zu locken.


    Dann jedoch bot Haakon ihm das Trinkgeld an und stellte auch sogleich in gedämpftem Tonfall seine Frage. Der Wirt beugte sich zu ihm vor und spitzte die Ohren. Haakon wollte kein billiger Tagelöhner sein, sondern sich mit etwas herausfordernden Tätigkeiten durchschlagen. Der Wirt nickte bedächtig und ließ sich genügend Zeit zum Nachdenken, bei der gewiss jene Leute mit schwachen Nerven unruhig geworden wären.
    "Ich hätte da vielleicht einen Namen. Jemand, von dem man sagt, er benötige gelegentlich etwas...härtere Kerle. Um unwillige Lieferanten für seine Betriebe umzustimmen, wenn du verstehst was ich meine."
    Er zog geheimnistuerisch die Augenbrauen hoch, bevor er ruhig weitersprach.
    "Es geht um einen Decurio. Er besitzt eine Weberei und hat manchmal mit seinen Schäfern zu kämpfen. Aber der Mann ist angesehen und angesehene Männer sind nie günstig zu bekommen..."
    Womit der Wirt ganz offensichtlich noch einen kleinen Aufschlag auf sein Trinkgeld provozieren wollte.

  • Das war natürlich klar, dass der Wirt noch einen Zuschuss haben wollte. Na hoffentlich war diese Information auch sein Geld wert.
    "Das denk ich mir...", murmelte Haakon noch, bevor er erneut anfing in seinem kleinen Beutel zu kramen. Kurz darauf legte er einen weiteren Sesterz auf den Thresen und schob ihn langsam rüber zu seinem Gegenüber.
    "Hoffentlich ist diese Information seinen Preis auch wert. Du Halsabschneider." Haakon grinste den Wirt hämisch an, während er nun auf den teuer erkauften Namen wartete.

  • Der Wirt betrachtete mit glitzernden Augen den weiteren Sesterz und erwiderte sodann Haakons Grinsen. "Marcus Petronius Crispus, Pontifex und Decurio Mogontiaci." Jetzt prüfte er seinen Gast mit einem eindringlichen Blick. Diese Information war durchaus einiges wert, wie er fand. "Vielleicht kann er auch einen kräftigen Kerl zur Kontrolle seines Steinbruchs gebrauchen. Dir bieten sich gewiss einige Möglichkeiten, das kann ich dir sagen."


    Und um nicht allzu lange und auffällig so miteinander zu tuscheln, richtete der Wirt sich schließlich auf und winkte das Schankmädchen herüber. "He Eldrid, bring unsere Gäste auf ihr Zimmer." Während das Mädchen herankam, warf der Wirt Haakon einen fragenden Blick zu. "Wie heißt ihr beiden eigentlich?"

  • "Ich danke Dir.", antwortete Haakon knapp.


    Dann rief der Wirt auch bereits sein Schankmädchen zu sich hinüber.
    "Mein Name ist Haakon.", sprach er noch, ehe er sich zu seinem älteren Begleiter zuwandte, der in der Zeit bereits beide Becher geleert hatte. "Komm schon! Schau dir dein Zimmer an."


    Der nächste Tag wäre wohl der Bessere, um nach diesem Pontifex Petronius Crispus ausschau zu halten, von dem der Wirt gesprochen hatte. Wenn der Decurio eine Aufgabe für ihn hätte, könnte Haakon sicherlich davon profitieren, dass wollte er sich nicht nehmen lassen, auch wenn nur für kurze Zeit. Er musste zusehen, dass er an Geld kam, sonst würden die Beiden die nächsten Tage wohl nicht mehr überleben, dann hätte sich der Weg nach Mogontiacum nicht rentiert.

  • Nachdem Haakon und sein stoischer Begleiter nach einer der bereits bezahlten Nächte am nächsten Morgen aufgestanden waren, machte sich der jüngere Germane auf zum Pontifex, in der Hoffnung, dass dieser ihm eine Arbeit anbieten könne - wie der Wirt ihm versichert hatte.


    Und tatsächlich wurde Haakon vom Pontifex angeheuert einen entflohenen Sklaven seines Steinbruchs wieder einzufangen. Im Zuge seiner Ermittlungen kam er ins Gespräch mit dem Verwalter des Steinbruchs, Willigis. Dieser konnte ihm ein paar Informationen zu Ballomar geben, dem entflohenen Sklaven. Er sei ein Markomanne und hat möglicherweise Zuflucht bei einem hier ansässigen Stammeskameraden gesucht, dessen Name allerdings noch unbekannt war.


    Gerade aus dem Grund, dass er jetzt wieder Informationen von jemandem brauchte der viel mitbekam, und er außerdem Hunger hatte und sich nach dem Zustand des Alten erkundigen wollte, suchte er wieder die Taberna Silva Nigra auf.


    "Heee Wirt!", rief er, als er sich abermals auf die Theke stützte und nach dem Gastwirt suchte.

  • Der derart Gerufene ließ ein unwilliges Brummen aus einem Hinterraum hören, bevor er einen Vorhang zur Seite schob und hinter die Theke trat.


    "Ah, Haakon." Er nickte seinem Gast zu, der tagsüber irgendwo unterwegs gewesen war. "Wie geht's, wie steht's? Was zu trinken? Hunger?"

  • "Am besten von allem etwas!", scherzte der Germane und fing unwillkürlich grunzend an zu lachen. Es gab aber neben seinem Hunger noch etwas, dass er bei diesem Besuch in der Taberna stillen wollte.


    "Ne im Ernst, bring mir etwas Brot, was Fleischiges und einen Humpen Met. Ich setz mich derweil dort vorne hin.", sagte Haakon und deutete erst auf und setzte sich dann an einen Tisch, der nicht unweit von der Theke weg stand und hoffte darauf, dass der Wirt sich persönlich seiner annehmen würde und nicht eines seiner Schankmädchen schicken würde, immerhin hatte er noch ein paar Fragen, die er dem Wirt stellen wollte. Um dies zu bekräftigen, rief er noch schnell etwas herüber zur Theke. "Mach zwei Humpen draus! Der Zweite ist für dich!"

  • Der Wirt nahm die Bestellung gern entgegen und machte sich bereits daran diese umzusetzen, als Haakon auch noch einen weiteren Humpen Met orderte. "Ich genehmige mir ein Bier, wenn's recht ist", erwiderte der Wirt daraufhin mit einem Schmunzeln. Er musste noch arbeiten. Da kam es nicht so gut, wenn er jetzt schon mit Met anfing.


    Wenig später stellte er zwei Humpen auf den Tisch und gab Haakon noch eine Holzschale. "Brot mit lukanischen Würsten, dabei gibt's Senf aus Gallia Lugdunensis. Guten Hunger und Prost", gab er seinem Gast zu verstehen und stieß mit ihm an. Das Brot war dunkel und sättigender als das labberige römische Fladenbrot. Und lukanische Würste, na die waren ja allgemein bekannt und für ihren guten Geschmack berühmt. Mit dem Senf schmeckten sie zudem noch besser.

  • Das war jetzt genau das Richtige für ihn. Eine herzhafte Mahlzeit, gewürzt mit einem hervorragendem Senf.


    "Prost!", erwiderte Haakon und stieß mit dem Wirt an. Nachdem das süße Nass seine Kehle heruntergespült wurde, setzte er den Humpen ab, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und machte sich sofort über die Würste her.
    "Die sind wirklich gut.", lobte er die Mahlzeit, die ihm der Wirt hingestellt hatte, während er vom Brot ab biss und sofort noch ein Stück der Lukaner hinterher stopfte. Das spülte er wiederum mit einem Schluck Met herunter. Ein wahres Festessen für einen einfachen Mann.


    "Aber jetzt mal zur Sache...", fing er an, nachdem der erste Hunger gestillt wurde. "Dein Tipp fängt bereits an sich bezahlt zu machen.", fing er dann in gedämpfterer Lautstärke an zusprechen. "Jetzt bräuchte ich aber noch ein paar Informationen. Wenn du mir da weiterhelfen könntest ... Nun ja ..." Haakon schob seine Hand in die Mitte des Tisches, genau zwischen die Beiden und entblößte dort dann den versteckten Inhalt: Eine weitere Sesterze. Als unmissverständliches Zeichen, dass diese dem Wirt gehören sollte, wenn er weiterhin gute Informationen für Haakon hatte. "Ik such' noch eenen. 'nen Markoman'.", verfiel er ungewollt ein wenig in die Sprache seiner Vorväter. Doch der Wirt sah eh nicht aus wie ein Römer, daher würde er ihn wohl trotzdem verstehen. Immerhin ähnelten sich die germanischen Dialekte auch teilweise. "Der soll sich vor einiger Zeit hier niedergelassen haben. Von jenseits der Grenze." Vielleicht wusste der Wirt ja bereits etwas. Einen Namen, eine Adresse oder zumindest irgendeine Ahnung.

  • Der Wirt zeigte ein schmales Lächeln, als Haakon sein Essen lobte. Er stieß mit dem Borchter an und trank selbst einen guten Schluck, dann hörte er sich geduldig und auch ein bisschen neugierig an, was Haakon im Weiteren zu erzählen hatte. Und natürlich konnte der Wirt ihm sicherlich weiterhelfen, erst recht nachdem eine weitere Münze geschmeidig die Seiten wechselte.


    "En Markoman? Na, do kenn ech onen. Dä hat en...uh, loss mech övverlege...joa, dä hat en kleenen Kramlare, fun wo dä Zeuch fun hiner de Grents verkoft." Er kratzte sich nachdenklich am bärtigen Kinn. "Volkram hees dä glov ech."

  • "Volkram also. Und wo genau kann ich den finden? In der Basilika?", fragte er noch einmal nach, um ihn auch richtig verstanden zu haben, wo er diesen Volkram wohl finden würde.

  • "Volkram hat seinen Krämerladen nur unweit von der Basilika. Wenn'de davor stehst nur wenige Schritte auf der rechten Seite", konkretisierte der Wirt die Ortsangabe, die er noch nicht gemacht hatte.


    Dann trank er nochmal einen großen Schluck vom Bier und machte Anstalten sich zu erheben. "Also, ich muss dann mal langsam wieder", sagte er und deutete mit dem Daumen auf zwei neue Gäste, die es zu bedienen galt.

  • "Ik dank dir.", antwortete der Borchter knapp und nickte dem Wirten zu, als dieser sich zwei neuen Gästen widmen wollten.


    Nachdem der Wirt ihn wieder an seinem Tisch allein ließ, aß Haakon in aller Ruhe zu Ende. Diese Würste waren ein einziger Genuss, den zu verschwenden, eine wahre Schande gewesen wäre.
    Danach trank er noch den Humpen Met aus, verließ die Taberna und machte sich auf den Weg zur Basilika. Der Schnee lag noch immer Knöchelhoch auf den Straßen der Civitas.

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