• Die Besatzung war heute Nacht rechtzeitig zurück an Bord, so dass ich keine Disziplinarmaßnahmen ergreifen musste. Das war auch gut so. Morgens standen wir bei Sonnenaufgang auf and legten sofort ab, weil der Wind nachts auf Süd gedreht hatte, so dass wir den Rhenus hinab segeln konnten. Zusammen mit der Strömung waren wir wirklich schnell.
    Gegessen wurde ohne anzulegen, weil ich sehen wollte, wie schnell wir maximal vran kommen könnten. Und ich war beeindruckt. Es war jetzt früher Nachmittag, und wir waren von Colonia Agrippina bis Colonia Ulpia Traiana gekommen.


    "Leute, ich bin wirklich zufrieden. Wir werden hier kurz anlegen und die Vorräte aufstocken, danach geht es sofort weiter."sagte ich.
    "Wenn wir wieder ablegen, werden drei Wochen lang keinen Fuß mehr auf Land setzen. deshalb habt ihr eine Stunde Landgang."


    Die Besatzung murrte, aber ich gab ihnen ein Handzeichen, still zu sein. "Wem das nicht gefällt, der kann ja desertieren! Für den Rest gebe ich eine Runde in der Taverne, wenn wir zurück sind."


    Das hob die Stimmung.

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  • Es war mondhelle Nacht, und wir hatten jetzt endlich die Mündung des Rhenus erreicht und fuhren auf See. Ich genoß das Bild der schier endlosen See vor uns. Der Mond spiegelte sich im Wasser, und ein paar Wolken zogen über den Himmel.


    http://www-public.rz.uni-duess…/rendered/sea_night_1.jpg


    Der Wind drehte auf West, und wir hatten somit ideale Segelbedingungen entlang der Küste, immer ostwärts.


    Sim-Off:

    Ich habe mal kurz ein passendes Bild gerendert. Musste mal ein neues "Spielzeug" ausprobieren ;)

  • Sim-Off:

    Danke. Ich kann auch Landschaften erstellen. Dauert zwar etwas länger und bedarf noch der Übung, aber ich kann gerne mal ein paar germanische Landschaften versuchen. Hügel mit Wäldern, dazu vielleicht noch ein Fluß...


    Die Socius war die ganze Nacht hindurch unterwegs und auch schon den ganzen Tag. Bis zur Mündung der Amisia existierten noch Karten, und die stimmten weitestgehend. Kleinere Veränderungen der Küstenlinie zeichnete ich in die Karten ein. Aber jetzt ging es in die Amisia, und davon gab es kein Kartenmaterial.

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  • Wir hatten vielleicht zehn Meilen auf der Amisia zurück gelegt, als wir auf den ersten Nebenfluß trafen. Ich entschied allersings, dass er nicht von Bedeutung war, und so fuhren wir weiter. Die Amisisa machte zahlreiche Biegungen, und die Ufer waren sumpfig.
    Wir kamen nur langsam voran, weil ich eine sehr genaue Karte zeichnete. Vielleicht schafften wir fünf Meilen pro Stunde. Hin und wieder sahen wir ein paar Häuser auf einem künstlichen Hügel stehen. Das war auf jeden Fall eine interessante Art, dem Wasser zu trotzen.


    "Wir sind hier im Land der Friesen." kommentierte Marcellus "Sie nennen diese künstlichen Hügel Warften, und bei Sturm stehen sie wie kleine Inseln mitten im Wasser."


    "Wirklich interessant." erwiderte ich "Ich frage mich allerdings, warum sie keine Dämme bauen, so wie die Babylonier. Immerhin sollten sie doch genauso an Hochwasser gewöhnt sein... Naja, wahrscheinlich sind sie dafür zu primitiv."

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  • Wir hatten in etwa 25 Meilen auf der Amisia zurückgelegt und ich hatte alles sorgfältig kartographiert. Es war jetzt dunkel geworden und ich hatte befohlen, in der Mitte des Flusses zu ankern. Es würden immer zwei Männer Wache haben, damit uns niemand angreifen konnte. Immerhin waren wir nicht mehr auf römischem Gebiet. Ich trug die Ereignisse des heutigen Tages ins Logbuch ein.

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  • Es war etwa zwei Stunden nach Mitternacht gewesen, als wir nahe einer Insel, die von den Friesen angeblich Borkum genannt wurde, im Fahrwasser der Amisia vor Anker gingen. Als es hell wurde, fuhren wir mit der langsam ankommenden Flut über das Watt, und ich verzeichnete möglichst genau die Küstenlinien bei Flut. Es blieb sogar genug Zeit, auch die erste östlich gelegene Insel mit zu kartographieren. Mittags segelten wir dann auf die Nordseite der Inseln, also auf die offene See, um auch diese Seite aufzuzeichnen.
    Der auf die offene See war wundervoll und der Wind frischte noch einmal auf.


    http://www-public.rz.uni-duess…1/rendered/high_sea_1.jpg

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  • Wir fuhren heute die nächsten drei Inseln Richtung Osten ab. Bei Flut hatten wir sie und das Watt südlich davon kartographiert. Zur Zeit verzeichneten wir die Wattfahrwasser.
    Etwas bedenklich stimmte mich nur der stetig stärker werdende Wind.

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  • Wir hatten zunächst das Watt hinter weiteren drei Inseln kartographiert. Inzwischen wusste ich auch, wie hoch die Flut stieg, so dass wir durch ausloten und vermessen jederzeit die Küstenlinie bei Ebbe und Flut unabhängig von der Tide heraus bekamen.
    Jetzt wollte ich nur noch die Seeseite der Inseln aufzeichnen. Wir fuhren aus dem Windschatten der ersten Insel heraus, und sofort schlug uns ein deutlich kräftigerer Wind entgegen. Auch die Wellen wurden schlagartig höher.


    "Sieht so aus, als würde ein Sturm aufziehen." bemerkte Marcellus, der gerade am Ruder stand.


    "Ja, sieht ganz so aus." sagte ich, während ich die frisch gezeichneten Karten unter Deck sicher verstaute. "Denkst du, wir kommen heute noch bis zur letzten Insel und vielleicht bis zur nächsten Flussmündung?"


    Marcellus zuckte mit den Schultern. "Schon möglich. Ehrlich gesagt, ich bin immer auf Flüssen gefahren. Ich kenne die See nicht."


    Ich dachte kurz nach. "Also gut, ich habe mich entschieden. Wir vervollständigen die Karten so weit wir heute kommen. Danach kehren wir um, wenn der Wind noch stärker wird."


    Marcellus nickte kurz, dann befestigte ich wieder einen Papyrus und kartographierte die Nordseite der Inseln.

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  • Bereits seit den frühen Morgenstunden, als um uns herum nichts als Wasser war, so weit das Auge reichte, segelten wir auf Kurs West-West-Süd. Der Wind war extrem stürmisch, und das Segel war straff gespannt. Auch der Mast verbog sich ganz ordentlich unter dem Zug des Segels.
    Die Wellen waren hoch, und unser kleiner Kutter hüpfte förmlich über sie. Im einen Augenblick sah ich nur den grauen, wolkenverhangenen Himmel, und im nächsten Augenblick war da nur eine Wand aus bleigrauem Wasser. Dann ging es wieder aufwärts, und die Gischt spritzte über das ganze Schiff. Wir waren alle bis auf die Haut durchnässt, und zwei der Nautae waren seekrank. Marcellus bekam es auch langsam mit der Angst zu tun, aber mir gefiel dieses Wetter ganz gut. Endlich fühlte ich mich wieder auf See. Obwohl dieses Meer erheblich wilder zu sein schien als das Mare Nostrum.

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  • Endlich waren wir wieder auf dem Rhenus. Wir waren schon mit einer wirklich extremen Geschwindigkeit unterwegs, das Wetter hatte sich zu einem echten Sturm entwickelt, aber das Segel hielt noch - und der Mast auch. Ich war mir nicht ganz sicher, was zuerst kaputt gehen würde, aber ich war froh, dass wir jetzt in die Mündung des Rhenus passiert hatten und bald anlegen würden. Der Sturm wurde nämlich immer stärker.


    "Jungs, gleich haben wir's geschafft! Bald sind wir in Colonia Ulpia Traiana, da können wir anlegen!" brüllte ich mit dem Wind, in der Hoffnung, dass man mich verstehen würde. Der Sturm heulte wirklich furchtbar und der Fluss schien hier genauso aufgepeitscht zu sein wie die See.

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  • Endlich waren wir in Colonia Ulpia Traiana angekommen und legten an. Kurz zuvor war unser Segel gerissen und Marcellus hatte sich bei dem Versuch, es einzufangen an einem Tau die Hände aufgerissen, als das segel erneut von einer sturmböe erfasst wurde. Ich gab meiner Besatzung Landgang und schickte Marcellus zum Arzt. Danach setzte ich mich an meinen Tisch unter Deck, schrieb den Logbucheintrag für heute und setzte einen Brief für meinen Cousin Cicero Octavius Anton auf. Ich hatte erfahren, dass er zum Consul gewählt wurde.
    Danach zog ich trockene Kleidung an und packte die Karten in einen wasserdichten Bronzezylinder. Dann ging ich zur Hafenkommandantur und ließ mir ein Pferd geben, um dem Proconsul Bericht zu erstatten und die neuen Karten zu übergeben.

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