Wein auf Bier, das rat ich dir, Bier auf Wein, das rat ich dir..

  • Vom Lager der Truppen Palmas kommend, betraten der junge Optio, und Seneca die Taverna Apicia. Wie lange war er schon nicht mehr hier gewesen? Und wie viele durchzechte Nächte hatten er und seine Kameraden hier schon erlebt?
    Seneca beäugte die Taverna erst einmal kurz, es hatte sich seit Ausbruch des Krieges kaum etwas verändert, das heißt, doch, ein wenig, es waren mehr Soldaten hier als üblich, aber das war wohl so wenn die Stadt vor Legionären nur so platzte...


    "Setz dich doch, was willst du trinken? Die Runde geht auf mich.", sagte Seneca und deutete auf einen Tisch in der Ecke, welcher nicht ganz so im Fokus stand, immerhin war Seneca immer noch mehr oder weniger ein Mitglied der kaiserlichen Armee.. Oder was auch immer er war, und er hatte seit seinem Besuch im Carcer wirklich andere Sorgen als sich mit pöbelnden Miles in Sachen Loyalität auseinanderzusetzen..

  • Quasi sofort begann der erste Vorteil, den Centurio angesprochen zu haben, zu wirken: zielgerichtet lief der durch die Stadt hindurch zu einer Taverne. Hadamar wäre wahrscheinlich erst mal eine Zeitlang durch die Gegend geirrt, bis er etwas gefunden hätte, und so landete er vermutlich – nein, sicher, wie er feststellte sobald sie drinnen waren – in einer der beliebtesten Tavernen. Naja, beliebt bei Soldaten zumindest, aber genau das war es ja, wonach ihm der Sinn stand. Mit einem Seufzen ließ er sich auf eine Bank fallen, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. „Ein Bier“, antwortete er und fügte an: „Danke.“ Endlich. Raus aus dem Lager. Abwechslung. Und die Möglichkeit sich zu besaufen, ohne dass gleich sämtliche Untergebenen das mitbekamen. Und Weiber, endlich mal wieder andere als die üblichen Lagerhuren! Nicht dass Schankmädchen in einer Soldatentaverne sehr weit über der ein oder anderen Lupa ranigerte... aber eben doch ein bisschen darüber. Als eines von ihnen mit seinem Bier kam und dem Getränk, das der Centurio sich geordert hatte, grinste Hadamar sie offen und zwinkerte ihr kurz, als sie kurz zurück grinste, bevor sie wieder verschwand. Ja, doch, so war das schon deutlich besser, fand er... Er hob den Bierkrug und prostete dem anderen zu, trank einen Schluck und stieß dann ein weiteres, diesmal deutlich befreit klingendes Seufzen aus. „Bei Teiwaz, das hat mir gefehlt.“ Noch ein Schluck. Das Bier war deutlich besser als vieles, was er in der letzten Zeit so zum Trinken gekriegt hatte. Vor allem: es war nicht abgestanden. „Um ehrlich zu sein, ich hab mir deinen Namen nicht gemerkt... aber nachdem wir heut Abend zusammen unterwegs sind, wär's doch schön den zu wissen“, grinste er dann sein Gegenüber ziemlich unbekümmert an, und ohne jede Spur von Verlegenheit darüber, dass er den Namen nicht mehr wusste.

  • Seneca grinste als der Optio ein Bier bestellte, der Mann schickte sich an sämtliche Klischees über Germanen seinerseits zu bestätigen, aber eventuell würde er später am Abend auch mal eins trinken, sein letztes Bier war lange her, und damals, so als junger und recht sturer Römer, konnte er sich nicht für das Getränk der Barbaren erwärmen..
    Als die Dame mit den Getränken kam, bemerkte Seneca den Blick des Unteroffiziers, er selbst hielt sich zurück, doch er konnte die Begehren seines Gegenübers nachvollziehen, auch wenn seine Begierde wesentlich spezifischer war..
    Er hob seinen Gewürzwein und prostete dem Mann zu, "Auf...", der Centurio wusste nicht so recht auf welche glorreiche Errungenschaft er nun trinken sollte, auf Palma? Auf den Sieg? Er hatte zu nichts wirklich beigetragen, "Auf uns Soldaten Roms!", der Klassiker, das half immer..
    Erfreulicherweise konnte sich der Duccier, so viel wusste Seneca noch, nicht an seinen Namen erinnern, eine wunderbare Gelegenheit diese Offenheit zu nutzen, und seinerseits nach dem Namen zu fragen, denn diesen hatte er genauso schnell vergessen, größtenteils jedenfalls, wie er ihn gehört hatte.
    "Aulus Iunius Seneca.", sagte Seneca etwas gebetsmühlenartig, auch wenn es keineswegs forsch gemeint war, "Und du bist...", er kniff seine Augen ein wenig zusammen, "Ein Duccius richtig? Mehr weiß ich allerdings auch nicht."

  • Mit ein wenig Bedauern sah Hadamar das Schankmädchen wieder davon gehen, aber wer wusste es schon: vielleicht ergab sich ja später am Abend noch die ein oder andere Möglichkeit. Für den Moment hatte er jedenfalls Gesellschaft, und auch wenn sie nun eindeutig privat unterwegs waren, wäre es wohl unklug gewesen, den Centurio gleich für das erstbeste Weib sitzen zu lassen. „Auf uns“, antwortete Hadamar auf den Trinkspruch und prostete zurück, bevor er einen tiefen Schluck trank.


    Dass er den Namen nicht mehr wusste, schien den anderen nicht großartig zu stören, was Hadamar noch ein bisschen mehr darin bestätigte, dass es zumindest nicht falsch gewesen war, mit dem Mann gemeinsam loszuziehen. Dass der allerdings noch seinen Familiennamen wusste, überraschte ihn ein bisschen. „Richtig. Das weißt du noch?“ grinste er freimütig. „Lucius Duccius Ferox.“ Für einen Moment überlegte er, dem Iunius seinen Cognomen anzubieten – immerhin tranken sie jetzt miteinander –, aber naja, das war dann doch dessen Sache, so als Ranghöherer. „Du stammst hier aus Rom? Oder kommst du ursprünglich auch von woanders her?“

  • Seneca lächelte kurz auf als der Optio ihn darauf ansprach, dass Seneca seinen Familiennamen noch kannte.. "Ja... Ich.. Ja, es gab da mal einen Duccius, er war recht eng mit meiner Familie verbandelt, deswegen war mir der Name schon geläufig.", welcher Duccius es war verschwieg Seneca lieber, auch in welcher Hinsicht sie verbandelt waren, auch wenn Seneca das gar nicht so ganz genau wusste, er hatte sich zumindest seinen Teil gedacht, damals war er noch neu in Rom, und wollte es eigentlich auch gar nicht so genau wissen..
    "Ich komme nicht aus Rom nein, ich glaube die wenigsten hier in Rom kommen aus Rom.", entgegnete er dem Mann, der ja wie wahrscheinlich alle Duccier aus Germanien kam, "Ich komme aus Hispania, Tarraco, ein nettes Städtchen, im Vergleich zu Rom, ruhig, warmes Klima, viel Fischerei und Anbau. Manchmal vermisse ich es, aber eigentlich habe ich mich gut in Rom eingelebt.", erklärte der Iunier und trank einen Schluck aus seinem Tongefäß. Das schummrige Licht und die laute Atmosphäre in der Taverna ließen ihn recht schnell redselig werden, eigentlich keine gute Eigenschaft für einen Prätorianer, aber im privaten durchaus akzeptabel..
    "Und du? Vermisst du Germanien? Ich meine, zumindest aus den Erzählungen vieler Kameraden könnte ich mir schöneres Vorstellen, aber du weißt ja wie Soldaten reden, immer alles schlimmer als es ist."

  • Hadamar blinzelte überrascht. „Du kennst einen Duccius? Welchen denn?“ fragte er neugierig nach. So viele Duccii gab es nicht, die in ihrem Leben schon mal in Rom gewesen waren, und wenn da einer von ihnen tatsächlich mit der Familie seines Gegenübers irgendwie verbandelt war, konnte es auf jeden Fall nicht schaden das zu wissen.


    Hispania also war die Heimat des Iunius. Obwohl Hadamar mittlerweile doch einiges mehr gesehen und erlebt hatte, obwohl er zu Fuß von Germania über die Alpen nach Italia gezogen war, obwohl er so viel gelernt hatte gerade seit er Optio geworden war... unter Hispania und all den anderen Provinzen, die im Süden und Osten des Reichs lagen, konnte er sich immer noch nicht wirklich etwas vorstellen, weil es einfach kaum jemanden gab, der ihm davon hätte erzählen können. Wobei nun zumindest Hispania auch nicht so großartig anders klang als das, was er eh schon kannte. „Ich? Klar, jeden Tag. Lass dir nix einreden von denen... naja.“ Hadamar grinste. „Oder vielleicht doch. Sind wahrscheinlich alles welche, die von woanders herkommen. Aber ich bin da daheim...“ Was alles sagte, alles ausdrückte, jedenfalls für ihn. Er liebte seine Heimat. „Der Winter ist manchmal arg lang“, lachte er dann, „und ziemlich kalt. Und hier gibt es unglaublich viel zu sehen... Aber ich freu mich schon drauf, wieder nach Hause zu kommen.“

  • Sicher, er hätte damit rechnen können dass der junge Optio nach dem Duccius fragt, nein Moment, er hätte damit rechnen müssen, aber so schlimm war's ja eigentlich auch nicht, immerhin war Duccius Vala so etwas wie ein bunter Hund in Rom, und er hatte ja auch gar nicht erzählt inwiefern die Iunier mit ihm zutun hatten, abgesehen davon, dass er sich selbst nicht ganz so sicher war..
    "Duccius Vala. Aber das ist nichts allzu besonderes in Rom denke ich. Er efreut sich ja einer recht großen Bekanntheit.", erklärte Seneca und hoffte das Thema damit beendet zu haben, großartige Details vermochte er nämlich nicht zu nennen...
    Dann schwankte der junge Mann den Göttern sei Dank auch wieder nach Germanien, einem Land welches Seneca mit Kälte, Nässe und dunklen Wäldern gleichsetzte, auch wenn sein Gegenüber diese Bedenken zu zerstreuen suchte..
    Er lächelte, und wollte zunächst eine bedeutungslose Floskel schwingen, "Nun, eventuell ergibt sich ja mal eine Gelegenheit dein Land zu bestaunen....", antwortete der Centurio, recht aber schnell uferte diese aus, denn Seneca hatte momentan größere Sorgen als einen Trip nach Germanien, und diese plagten ihn, und noch mehr plagte ihn seine Machtlosigkeit, "... wer weiß, momentan gibt es in Rom jedoch genug was mich so erschaudern lässt wie die Soldatengeschichten aus Germanien.", sagte Seneca und zwang seine Mundwinkel ein Stück nach oben, während er den Wein in seinem Becher rotieren ließ, "Da in Germanien, hast du da wen?", fragte er ins grüne, sicher, er hatte seine Blicke zum Schankmädchen bemerkt, aber Miles galten ohnehin nicht als die treuesten Partner, deswegen konnte man ja immerhin mal fragen..

  • Alrik also. Alrik. Alrik erfreute sich in Rom einer recht großen Bekanntheit? „Tatsächlich?“ fragte Hadamar nach. In den nördlichen Legionen, ja, seit er zum Tribunus laticlavius der VIII gemacht worden war und die quasi von Anfang an allein angeführt hatte, weil der Legat auch zugleich LAPP war und als solcher als Feldherr eingebunden... und später dann irgendwie krank oder verletzt worden war, was genau wusste Hadamar nicht genau. Es fiel schwer den Überblick zu behalten, was nun mit welchem der Oberen... was waren es? Fünf oder so? passiert war. Wie auch immer: dass Alriks Name also in ihrem Heer bekannt war, war Hadamar klar. Dass er in Rom davor auch schon so bekannt gewesen war, war ihm neu, und es ließ den Respekt vor seinem Vetter gerade noch ein Stück weit mehr steigen. „Das ist mein Vetter... der Triblat der VIII, weiß nicht ob du ihm da schon mal wieder begegnet bist.“


    „Falls du die Gelegenheit bekommst: nutz sie. Germania ist es wert“, grinste Hadamar den Iunius dann an, ziemlich unverfroren – weil er sich klar darüber war, dass einer aus dem Süden, wo es angeblich immer so warm war, es in Germania wohl kaum auf Dauer angenehm finden würde. Er trank einen weiteren Schluck und zuckte die Achseln. „Schauergeschichten hörst du überall. Meine Familie kommt von der anderen Seite des Rhenus... du solltest mal hören was da erzählt wird.“ Irgendwie schien sein Gegenüber allerdings mit den Gedanken woanders, und Hadamar war das nur Recht – sie waren ja immerhin nicht hier, um sich gegenseitig Gruselgeschichten zu erzählen. Das war dann doch eher was für einen Abend irgendwo in der Wildnis, mit einem Feuer, um das sie herum saßen... so wie früher, mit Sönke und seinen anderen Kumpel. Hadamar musste schmunzeln bei der Erinnerung daran – und grinste gleich darauf noch breiter, als er die nächste Frage hörte. „Nä. Keine bestimmte, wenn du das meinst. Ist auch besser so – so lang wie wir jetzt schon weg sind, wird mit Sicherheit über die Hälfte der Weiber sich nen Neuen gesucht haben.“ Was auch absolut verständlich war, fand er, immerhin brauchten die meisten ja jemanden, der für sie sorgte. Eine Frau allein hatte es nicht einfach, über die Runden zu kommen... erst recht nicht wenn Bälger im Spiel waren. Wenn so eine nicht wusste, wann ihr Kerl wieder nach Hause kam, oder ob überhaupt, wurde der Gedanke sich einen neuen Versorger zu suchen mit zunehmender Zeit immer verlockender, konnte er sich vorstellen. „Was ist mit dir?“

  • "Ja, wenn ich es dir doch sage Duccius.", entgegnete Seneca dem jungen Optio mit einem Grinsen, er wusste zwar nicht wofür oder warum der Kerl so bekannt war, aber sein Name war ihm andauernd vor die Füße gefallen, also musste irgendwas besonderes dahinterstecken..
    "Ich bin ihm noch nicht begegnet, ich glaube man lässt uns, also, uns 'neue', nicht so gerne an die oberen der Armee heran, abgesehen davon befindet sich die achte ja in der Castra Praetoria.." ...'und räumt vermutlich gerade mein Haus leer...', diesen Kommentar verkniff sich der Iunier lieber, immerhin war er immer noch mehr unter Beobachtung als ein wirklicher Soldat der neuen Armee..
    Auf den Kommentar zu Germanien ging Seneca nur mit einem lächeln ein, sicher irgendwann würde wohl der Tag kommen an dem er auf eine Mission nach Germanien entsandt werden würde, wer weiß, vielleicht sogar hinter die Grenze, aber so schnell sehnte er diesen nicht herbei. Als der Duccier weitersprach wurde er allerdings wieder hellhörig..
    "Wahrscheinlich hast du recht, ihr ward ja auch ein ganzes Stück länger unterwegs als wir. Aber gut, es hilft sicher beim kämpfen die Gedanken voll da zu haben.", kommentierte Seneca und war auf eine seltsame erfreut und dankbar über die Gegenfrage, schließlich hatte er was auf dem Herzen, und der Kerl würde bald wieder in Germanien sein, und sie würden sich wohl nie wieder sein, perfekte Voraussetzungen also, um sich einiges runterzureden..
    "Es ist gibt da eine Frau, es ist..", Seneca stockte kurz, er wusste nicht was es war, er liebte sie, sie liebte ihn, aber trotzdem trennten sie Welten, irgendwann, so Senecas Hoffnung, würde es genügen, aber wer wusste schon ob das nur ein Hirngespinst war.. "...kompliziert, sie entstammt einer ganz anderen Schicht, einer anderen Welt, ich bin, naja, nur ein Offizier, es wäre wohl inakzeptabel für ihre Familie, für sie, aber gut. Das habe ich mir wohl mehr oder minder ausgesucht."

  • Hadamar zuckte die Achseln. „Ich glaub an die oberen der Armee kommt keiner aus den Mannschaftsrängen so wirklich ran“, grinste er flüchtig. „Wenn man net grad verwandt ist mit ihnen, heißt das.“ Er wusste sowieso nicht so genau, wo sein Gegenüber jetzt eigentlich eingeordnet war. Er hatte den Rang eines Centurio – aber hatte er auch wirklich das Kommando über eine der Centurien der Secunda? Hadamar glaubte eher nicht, zumindest wusste er nichts davon – und als Stellvertreter eines Primus Pilus, der die meiste Zeit abwesend war, hätte er das eigentlich wissen müssen, wenn sie einen neuen Centurio in ihren Reihen hätten. Und der Iunius selbst schien davon auch nichts zu wissen, sonst hätte er nicht so von Germanien gesprochen, als ob er noch nicht wüsste, ob er diese Provinz überhaupt mal zu Gesicht bekommen würde.


    „Das sowieso“, antwortete er dann beim nächsten Thema. „Wär ja noch schöner, sich ein Gladius in den Magen einzufangen, nur weil man an ein Weib denken musste...“ Hadamar schüttelte leicht den Kopf und kippte den Rest seines Biers hinunter, um sich mit einem Wink ein neues zu bestellen. Der Centurio allerdings schien das mit den Weibern besser zu verstehen als er selbst... er hatte also eine bestimmte. Hadamar lehnte sich zurück und dachte unwillkürlich an Corvinus, der es ja auch immer so mit Alwina hatte, und wie besonders sie war, und wie er sie liebte – aber der konnte mit seinem Liebchen wenigstens ganz normal zusammen sein, so normal es halt für einen Soldaten war, und wenn man mal davon absah dass er im Moment logischerweise nicht mit ihr zusammen sein konnte, weil er halt hier war und sie in Germania. Hadamar vertrieb die Gedanken und lehnte sich zurück, während er auf sein nächstes Bier wartete. Er war sich nicht so sicher, ob er wirklich Lust darauf hatte darüber zu reden – schon mit Corvinus wusste er das nie so genau, und Corvinus war sein Kumpel... Aber für Hadamar war das Thema einfach zu weit weg. Er hatte keine Ahnung, wie man so versessen auf ein einziges Weib sein konnte. Wenn der Centurio ihm gegenüber mit der einen nicht zusammen sein konnte, weil ihre Familien dagegen war – na und? Musste er sich halt eine andere suchen. In Hadamars Augen zumindest war das so einfach, aber ihm war auch klar, dass er das so wohl kaum sagen konnte. Corvinus nicht, weil der sein Freund war, und dem Iunius nicht, weil er ihn dafür nicht gut genug kannte, was an sich kein Hinderungsgrund gewesen wäre, ihm die Meinung zu geigen, aber rein zufällig stand er ja auch noch im Rang über ihm. Besser also sich einfach was anderes zu überlegen, was er sagen könnte. „Klingt wirklich kompliziert. Warum hat ihre Familie was dagegen? Du könntst sogar ne Ausnahmegenehmigung beantragen um in echt zu heiraten und sie nicht einfach nur zu nem Soldatenweibchen zu machen. Und du bist nicht irgendein Centurio, sondern einer der Garde...“ Naja, zumindest bisher, Hadamar hatte ja keine Ahnung was der Cornelius machen würde wenn er mal da war – aber dazu sagte er jetzt mal nichts. Es ging ja um das, was bisher gewesen war. Obwohl Hadamar allerdings versuchte, sich zurückzuhalten, konnte er doch nicht verhindern, dass in seiner Stimme Zweifel durchklangen, Zweifel daran, was dieses ganze: die muss es sein und sonst keine anging. „Ist sie das denn wert?“

  • "Dann solltest du ja einen recht guten Draht zur achten haben.", scherzte Seneca, immerhin war sein, wie auch immer Verwandter, ja Anführer der Legion.
    Bei seinen nächsten Worten musste Seneca unwillkürlich Grinsen, "Nun hoffen wir dass unsere Soldaten nie mehr Gladii im Bauch haben werden. Vor allem keine römischen.", entgegnete er, und trank seinen Becher aus, woraufhin er gleich den nächsten orderte...


    "Weißt du, gerade in Rom ist das mit den Frauen nicht so leicht.", scherzte Seneca ein wenig, auch wenn es eigentlich nicht zum lachen war, "Sie war bereits verheiratet, mit einem...", Praefectus Praetorio wäre wohl zu offensichtlich, "..Legaten.", davon gab es ja zum Glück genug im Imperium, "In ihrer Familie waren hohe Senatoren, Feldherren. Das beste was Rom zu bieten hatte.", sein neuer Wein kam, und er nahm erst einmal einen Schluck, und stellte dann wieder seinen Becher auf den schweren hölzernern Tisch, "Meine Familie wird bereits in der Gründungsgeschichte Roms erwähnt. Aber der Mord an Caesar haftet uns an, und unser Ruhm ist ein wenig verblasst. Verstehst du? Wir haben zu wenig Einfluss.", er schaute auf seine Hände, und lächelte kurz, dann blickte er wieder hoch, "Aber ja...", er grinste noch einmal, "Ja, sie ist es wert. Alles, irgendwie. Und du weißt ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer weiß, vielleicht werden die Karten durch Cornelius neu gemischt, irgendwie."

  • „Mit Schwertern im Bauch werden immer welche enden“, zuckte Hadamar die Achseln, und in seiner Stimme lag die ganze Gelassenheit, fast schon Desinteresse eines Soldaten, der nicht nur seine ersten Schlachten inzwischen hinter sich hatte, sondern vor allem eines Soldaten, der sein ganzes Leben in einer Grenzprovinz verbracht hatte – dort aufgewachsen war und seit Eintritt in die Legion auch dort stationiert. Noch dazu einer jener Provinzen, in denen es immer mal wieder zu Unruhen an der Grenze kam. Dass es dort auf einmal keine Kämpfe mehr geben würde, dass dort keine Legionäre mehr sterben würden, war für Hadamar fernab jeder realitätsnahen Betrachtung seiner Welt. „Aber römische sollten es nicht mehr sein, da geb ich dir Recht.“


    Mit dem neuen Wein seines Gegenübers kam auch das nächste Bier für Hadamar, von dem er gleich auch wieder ein Schluck trank, während der andere erzählte. In Ordnung, das klang tatsächlich etwas kompliziert. Schon mal verheiratet gewesen, und das mit einem Legaten. Und die Familie klang auch nicht von schlechten Eltern. „Seit wann ist ihr Kerl tot?“ War verheiratet, hatte er gesagt. Für Hadamar konnte das nur heißen, dass der Mann tot sein musste, kannte er doch von seinem germanischen Ursprung her das Konzept der Scheidung nicht wirklich.
    „Der Mord an Caesar?“ Den Namen hatte auch Hadamar schon gehört, und jetzt neigte er sich nach vorn. „Ehrlich, das wart ihr?“ Aus seiner Stimme klang pure Neugier, nichts sonst. Auch in dieser Hinsicht war ihm die römische Lebenswelt nach wie vor zu fern, obwohl er mittlerweile vieles wusste. Vor allem über die ganzen Bürgerkriege, die es in der Vergangenheit schon gegeben hatte... und wenn er an die dachte, und an, der gerade erst vorbei war – in den sie gezogen waren, um einen Kaiser zugunsten eines anderen abzusetzen, weil irgendwer den davor umgebracht hatte – hatte Hadamar eher den Eindruck, dass das durchaus im Bereich des Normalen war, dass irgendwelche Römer irgendwelche Kaiser um die Ecke brachten. Er hätte ja auch gerne mehr darüber erfahren, wie das nun mit Caesar genau gewesen war – das wär mal ne spannende Geschichte, noch dazu von jemandem, dessen Vorfahre da wirklich dabei gewesen war! –, aber das musste wohl ein bisschen zurückstecken im Moment.
    Das mit dem Einfluss immerhin konnte er verstehen, das war in Germanien ja ganz ähnlich, und so nickte er langsam. „Irgendwelche Chancen, dass sich das vielleicht ändert? Auf welcher Seite war ihre Familie denn, oder haben die sich rausgehalten?“

  • "Hoffen wir zumindest darauf dass wir es nicht sein werden.", scherzte Seneca nun, zugegeben, etwas makaber war es schon, gerade jetzt, nachdem so viele Römer ihr Leben ließen, aber der Krieg hatte wohl alle ein wenig abgestumpft, und so ganz unter Soldaten war so ein Witz wohl in Ordnung.


    Die Frage ob Cyprianus, der Ehemann Seianas tot war, irritierte Seneca etwas, er kannte keinerlei germanischen Bräuche, und wusste nicht ob die Liebhaber die Ehemänner eventuell einfach abmurksen oder wie das im Norden lief, aber er beschloss einfach nicht näher nachzufragen, "Ich denke er lebt noch.. Also sicher bin ich nicht, er stand Vescularius recht nahe, wer weiß was geschehen ist.", erklärte der Iunier während er mit den Schultern zuckte,
    "Aber die Scheidung hat er wohl überlebt...", scherzte er kurz, und trank deinen einen Schluck, denn er hatte nicht unbedingt vor nüchtern in Lager zu kommen.
    Das Interesse an Brutus, seinem Vorfahren, erstaunte Seneca dann doch etwas, die meisten Römer hatten wenig Interesse an einem Kaisermörder, noch dazu an einem, der Caesar so nahe stand, aber der Kerl war ja gar kein Römer, Seneca musste sich das immer wieder ins Gedächnis rufen, "Ja... Das waren wir, irgendwie...", antwortete der Iunier dem Mann, "Es wäre wohl besser wenn er es nicht getan hätte.", sagte er nun etwas ruhiger, schon oft wurden ihm schlimme Dinge vorgeworfen, gerade in seiner Jugend..
    Als er wieder auf Seiana zurückkam, blühte Seneca wieder etwas auf, endlich konnte er sich alles ein wenig von der Seele reden, "Ihre Familie stand Vescularius sehr nahe, ich mache mir Sorgen um sie, aber in Rom brachte man es ohne Vescularius nicht weit, er war schon länger sehr mächtig, verstehst du?"

  • „Ahso“, machte Hadamar, als der Iunius das Wörtchen Scheidung fallen ließ. Daran gedacht hatte er nun nicht... aber so oder so klang er so, als ob das schon eine Zeit lang her wäre. „Hm. Spielt der dann trotzdem noch ne Rolle?“ Er wusste eigentlich nicht, was er da noch groß zu sagen sollte, und versuchte irgendwas zu finden, woran er sich weiter hangeln konnte – viel lieber hätte er über Caesar geredet, oder über andere solche Sachen... oder gerne auch über Weiber, aber dann ganz allgemein, Geschichten über die, die sie gehabt hatten oder gern gehabt hätten, und nicht so wie jetzt. War ja schlimmer als mit Corvinus, mit dem war er befreundet genug, dass er zwischendurch immer mal wieder einen dreckigen Spruch fallen lassen konnte. Aber der Centurio machte so ziemlich den Eindruck, dass er über seine Geliebte reden wollte – und der Abend hatte gerade erst begonnen. Hadamar war ja froh, nicht allein zu sein, und eigentlich war er auch froh, dass der andere sich völlig normal mit ihm unterhielt und nicht etwa stumm wie ein Fisch da saß, oder sie womöglich wegen irgendwelcher unterschiedlicher Meinungen gleich aneinander gerieten. „Muss ihre Familie jetzt schauen, wo sie bleibt. Aber vielleicht steigert das wirklich deine Chancen. Wenn sie jetzt erst mal zu Verrätern gehören, dürfte ihre Familie sich vielleicht nicht mehr so haben, wenn du und deine Leute heil aus der Sache rauskommen.“

  • Seneca zuckte mit den Schultern, trank einen ordentlichen Schluck, und setzte den Becher mit etwas Schwung wieder vor sich ab, "Ich weiß nicht ob er noch eine Rolle spielt. Ich denke nicht.", sagte er, und selbst wenn, was sollte er tun? Der Terentier war ein enger Verbündeter des alten Regimes, der plötzlich sein Amt räumte, als es begann unruhiger zu werden, so zumindest die Sicht der meisten Soldaten, denen er immer etwas fremd und unnahbar wirkte..
    Dann sprach der Duccier weiter, und brachte durchaus schlüssige Argumente, doch Seneca hatte immer im Hinterkopf dass sie litt, und etwaige taktische Planungen waren doch etwas zu viel für ihn, in diesen Tagen welche ihm spürbar an die Substanz gingen..
    "Vielleicht hast du recht. Aber dafür müsste ich erst einmal mit milde behandelt werden Duccius. Und wer weiß schon ob der neue Imperator Gnade, oder gar Amnestie für die Soldaten der Prätorianer gewährt.", sagte der Iunier während er auf das Bier seines gegenüber starrte..
    "Dieses Gebräu, ist es gut?", fragte er, und kam von Stock auf Stein zu einer anderen Frage, "Was wirst du machen wenn du wieder im Norden bist?"

  • Hadamar versuchte irgendwie durchzusteigen, was da nun los war. Der Ehemann, ehemalige Ehemann, spielte also wohl keine Rolle mehr. Die Familie des Liebchens war wohl in Schwierigkeiten. In größeren augenscheinlich als sein Gegenüber selbst, jedenfalls wenn er den Kommentar vorhin richtig deutete. Aber sonderlich hoffnungsvoll wirkte der Centurio trotzdem nicht, und als er nun weiter sprach, begriff Hadamar auch ein bisschen warum. „Ach... ihr habt doch schon einen Eid auf ihn geschworen. So schlimm wird's schon net werden“, erwiderte er, auf eine kumpelhafte Art tröstend, und hoffte einfach den richtigen Ton getroffen zu haben. „Und ihr habt tapfer gekämpft. Warum sollte der Kaiser auf gute Soldaten verzichten? Grad wo so viele gestorben oder dienstunfähig geworden sind... Hast denn mit ihr schon mal drüber gesprochen, wie's weiter geht, jetzt wo Rom gesichert ist?“
    Er trank erneut von seinem Bier und grinste dann, als er die Frage hörte. „Klar ist das gut. Magst probieren?“ Er schob dem Iunius seinen Krug ein bisschen hin und kratzte sich dann hinter seinem rechten Ohr bei der nächsten Frage, die ebenso plötzlich kam wie die davor, und einen eben solchen Themenwechsel brachte. Kurz fragte er sich, ob er davor irgendwas Falsches gesagt hatte, beschloss dann allerdings erst mal, einfach so zu tun als wäre nichts – so lang der Iunius nicht irgendwie pampig wurde oder so, war ja alles in Ordnung. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Meine Familie besuchen. Schauen ob mit der Castra alles in Ordnung ist, und gucken was so passiert ist in der Zwischenzeit... ob die Germanen auf der anderen Seite ruhig geblieben sind, oder ob's Ärger gibt, um den wir uns kümmern müssen.“ Er zuckte die Achseln. „Naja, der Stab um den Legaten wird das machen. Wir kriegen dann unsere Befehle und kümmern uns drum aufzuräumen, wenn's irgendwo brennt.“

  • Seneca nahm die Worte des Ducciers einigermaßen dankend wahr, gut, er zeigte es nicht wirklich, es waren ja auch nur Floskeln, er war nur Optio und hatte wohl keinerlei Einfluss auf das weitere Verfahren mit den Prätorianern, aber es tat gut zu hören dass die Gegenseite ihnen einigermaßen Respekt zollte..
    "Nicht tapfer genug, die Götter scheinen den Cornerlier wirklich auserwählt zu haben.", entgegnete Seneca, und bemerkte dann erst dass es vielleicht ein wenig zu prätorianisch-arrogant geklungen haben mag, "Aber gut, ihr habt einfach besser durchgehalten, es ist gut zu wissen dass solche Männer die Grenzen des Reiches sichern.", fügte er noch hinzu und rang sich ein Grinsen ab, welches allerdings langsam aber stetig verschwand als er wieder auf Seiana kam, "Ich habe sie nur kurz gesehen, sie steht gewissermaßen unter Arrest.", 'gewissermaßen', sie saß im Knast, und er war nur durch zwielichtige Methoden zu ihr gekommen, "Sei froh dass du solche Probleme nicht hast Duccius.", scherzte er, und zerstreute so seine Gedanken ein wenig.
    Ein wenig erleichtert nahm er dann zur Kenntnis dass sie nun wieder über Germanien sprachen. Noch immer hatte Seneca das Bild des wilden, ungezähmten Land der Barbaren im Kopf, und hörte doch nicht ganz ungespannt zu, wie der Duccius über doch recht alltägliche Dinge sprach, "Ihr führt das Leben von echten Soldaten. Wenn es Ärger gibt, dann erledigt ihr das.", stellte Seneca fest, und fuhr fort, "Ich bin Prätorianer durch und durch, doch die Politik, die Ränkespiele in Rom, welche bis in die engste Familie reichen, all das finde ich etwas befremdlich.", er trank seinen Becher leer und knallte ihn auf den Tisch, dann blickte er den Germanen wieder an, "Aber gut, auch darüber dürfen sich die Stabsoffiziere Gedanken machen. Ich nehme jetzt mal einen Becher von diesem Zeug, willst du auch noch eins?", im selben Moment orderte er das Schankmädchen mit einem Fingerzeig zum Tisch, "Bring uns doch noch zwei Bier.", sagte der Centurio bestimmt, und prüfte dabei mit einem kurzen Blick den Pegelstand im Becher seines Gegenübers...

  • „Haben sie wohl“, antwortete Hadamar mit einem leichten Grinsen, der kein Problem damit hatte wenn sein Gegenüber behauptete, dass sie die Unterstützung der Götter gehabt hatten. Immerhin: wer hätte das denn nicht gern? Dass sie außerdem gut gekämpft hatten, wie der Iunius noch anfügte, war für Hadamar sowieso sonnenklar. Die Götter hielten nicht zu Versagern und Schwächlingen, warum sollten sie auch. „Sonst wär die Grenze net sicher, jedenfalls nicht in Germanien...“ nahm er grinsend den Faden auf, dass sie einfach gut waren. „An den Stämmen hat sich schon mehr als ein Trupp Römer die Zähne ausgebissen. Hoff ma mal dass da net allzu viel aufzuräumen ist, wenn wir wieder zurückkommen.“
    Er kratzte sich im Nacken und trank einen weiteren Schluck Bier, und zog dann überrascht die Augenbrauen hoch. „Ach, unter Arrest steht die?“ Leise pfiff er durch die Zähne. Er wusste zwar nicht so genau, was der Centurio mit unter Arrest meinte, aber wenn sie da in egal welcher Form beaufsichtigt wurde, waren sie und ihre Familie wohl noch ein Stück wichtiger als er bisher geglaubt hatte. „Glaub mir: darüber bin ich verdammt froh. Um ehrlich zu sein, kann ich das gar net so ganz verstehen, wie man nem Weib so sehr verfallen kann...“ Ob es nun an der doch recht lockeren Atmosphäre lag oder ein wenig am Alkohol, der sich bemerkbar machte, oder an beidem: Hadamar begann mehr und mehr, einfach frei von der Leber weg zu reden, und nicht mehr allzu sehr darüber nachzudenken, was er diesem Centurio wohl wie sagen könnte, ohne dafür vielleicht Ärger zu kriegen.


    Er lehnte sich nach vorn und stützte seine Unterarme auf den Tisch, während er seinen fast leeren Krug ein wenig kreisen ließ. „Naja, Politik gibts in Mogontiacum schon auch. Und die Stämme selbst haben auch so ihre Verwicklungen miteinander... und meine Sippe ist in beides verstrickt.“ Er grinste. „Aber das überlass ich anderen in meiner Familie, sich darum zu kümmern. Wobei Rom schon noch mal ein anderes Pflaster ist, könnt ich mir vorstellen...“ Er hatte zwar keine Vorstellung davon, aber allein schon die schiere Größe dieser Stadt machte es leicht das zu glauben, dass hier auch alles andere einfach irgendwie... größer war.
    Als der Iunius seinen Becher leerte und erneut bestellte, tat Hadamar es ihm gleich und trank auch seinen Krug leer. „Klar, immer. Was meinst du damit: die Ränkespiele reichen bis in die engste Familie?“ fragte er dann. „Die Sippe ist doch... Ich meine, hält man da nicht zusammen?“ Er erinnerte sich noch gut daran, wie er sich als Tiro unerlaubterweise aus dem Lager geschlichen hatte, nur um bei Elfledas Bestattung dabei zu sein – und welchen Ärger er danach gekriegt hatte, wie übel die Bestrafung ausgefallen war, nicht nur für ihn, sondern für sein gesamtes Contubernium. Aber es war eine Familienangelegenheit gewesen. Bis heute war Hadamar überzeugt davon, dass es das wert gewesen war, und bis heute stand er auf dem Standpunkt, dass er das wieder tun würde – er würde nur versuchen sich nicht noch mal erwischen zu lassen.

  • "Nun, ich denke doch dass ihr einige Kontingente zurückgelassen habt oder? Diese Männer haben sicher gute Arbeit geleistet.", entgegnete der Iunier, und wusste natürlich nur aus mittlerweile stark veralteten Aufklärungsberichten und Besprechungen dass in der Tat Truppenteile in Germanien geblieben waren, allerdings wäre er auch eher überrascht gewesen, wenn man den Barbaren Tür und Tor geöffnet hätte..
    Als Ferox bezüglich ihres Arrests, und ihrer Person allgemein nachhakte, verschob Seneca seine taktischen Überlegungen für einen Moment, und blickte auf seinen leeren Becher vor ihm, und danach wieder zum Duccius, "Ja, wie gesagt, ihre Familie war nicht unbedingt auf der Gewinnerseite dieses Konflikts.", antwortete Seneca recht ernst, immerhin hatte er schon nach dem Aussprechen des Wortes Arrest versucht diese Tatsache zu verdrängen, seine Seiana, im kalten nassen Carcer, wo er selbst schon so viele Dinge gesehen hatte, gut also dass Ferox weitersprach, und er sich wieder mit angenehmen Gedanken an sie ablenken konnte, "Noch nicht, Duccius, noch nicht, aber glaub mir der Tag wird kommen. Nur hoffe ich dass du eine etwas gelungenere Wahl triffst, und nichts was dich in ähnliche Zwangslage wie mich bringt.", entgegnete Seneca, und umschloss seinen Becher, "Aber wenn ich jetzt irgendwo vermodert im Schlamm vor Vicetia liegen würde, und glaub mir, fast war es soweit gewesen, ich hätte das ganze wohl nicht bereut."


    Dann kam der Kerl auf die angesprochenen Ränkespiele zu sprechen, und erstaunt stellte Seneca fest dass Rom wohl nicht das einzige Schlangenloch war, aber mit Sicherheit das größte und tiefste, und auch das man manchmal familiäre Beziehungen höheren, politischen Zielen unterordnen musste, schien dem Germanen fremd, "Ach weißt du, hier denkt jede Familie an ihren Vorteil, es gibt tiefe Feindschaften mit anderen Familien.", Seneca dachte kurz nach, und grinste für den Bruchteil einer Sekunde, warum wusste er selbst nicht so genau, "Was lustig ist, meine Familie und die Familie meiner Geliebten liegen in tiefer Feindschaft, irgendwie. Aber wie dem auch sei, ich habe in Rom gelernt dass es manchmal wichtiger ist politischen oder gesellschaftlichen Zielen den Vorrang vor der Familie zu geben. Eine Denkweise, die ich aus der hispanischen Provinz nicht kannte. Und auch um den Zusammenhalt ist es manchmal weniger stark bestimmt.", ungweigerlich musste der Iunier an seine Cousine denken, was sie wohl gerade machte? Und ob sie sich immer noch über ihn und Seiana fluchte, oder davon ausging dass sich die beiden getrennt haben..
    Der Centurio rang sich ein Grinsen ab, und als sein Getränk kam, trank er zugleich einen Schluck Bier. Mit einem etwas unklaren Ausdruck im Gesicht fasste er das Erlebnis zusammen, während er den Becher mit einer Handbewegung kurz anhob und wieder abstellte, "Es schmeckt, interessant, nicht schlecht, aber ich denke ein römischer, oder auch ein hispanischer Gaumen muss sich daran gewöhnen.", auf jeden Fall würde es schon seine Arbeit erledigen, Seneca spürte schon jetzt dass er nicht mehr so ganz nüchtern war, aber in diesen Tagen war ihm das recht egal.

  • „Klar haben wir das. Aber man weiß ja nie so genau, wer da nicht ne Chance wittert, wenn ein Großteil der Legionen abgezogen ist. Betrifft ja nicht nur die Secunda, sondern auch ein paar andere in Germania.“ Trotzdem zuckte Hadamar die Achseln. Wenn die Stämme Rabatz gemacht hätten, hätten sie davon mittlerweile vermutlich gehört, und davon abgesehen hatte der Centurio durchaus Recht: wer da geblieben war, hatte sicher gute Arbeit geleistet.
    Zu dem Weib selbst sagte Hadamar dann erst mal nichts mehr – obwohl er nicht so ganz glauben konnte, dass das dann nur an ihrer Familie lag, dass sie unter Arrest stand. In den vergangenen Wochen waren so einige Kerle eingeknastet worden... und alle hatten da wohl selbst irgendwas auf dem Kerbholz. Warum auch jemanden in irgendeiner Form festnehmen, der selbst gar nichts getan hatte, der nur mit jemandem verwandt war – noch dazu ein Weib? Und zumindest so weit er wusste, wurden die Angehörigen der Eingekerkerten nicht überwacht. Aber er bemerkte durchaus, dass der Iunius dabei vage blieb, und das wohl sehr bewusst, also bohrte er nicht weiter nach. Der Nachsatz war sowieso viel lustiger, fand er. „Ich kanns mir net vorstellen“, grinste er zurück und trank erneut einen ordentlichen Schluck. „Vielleicht nehm ich mir irgendwann mal nen Weib, so wie andere Soldaten halt auch... oder ich wart bis ich ganz offiziell heiraten darf. Könnt sein dass das meiner Familie lieber ist, müsst ich dann sehen.“ Bisher war das zwar weniger ein Thema gewesen in seiner Familie, sein eigener Vater war ja beispielsweise verheiratet gewesen... allerdings mit einer Germanin, nach germanischer Sitte, und das lange bevor er in den Dienst der Legion getreten war. Heute war seine Sippe allerdings mehr mit der römischen Seite verbandelt als es damals noch der Fall gewesen war... entsprechend war ihnen das vielleicht mittlerweile wichtiger. Ganz davon abgesehen machte das Hadamar im Moment sowieso überhaupt kein Kopfzerbrechen. „Aber ich bezweifel, dass ich der dann so verfall. Man hat ja nix davon, außer Ärger, scheints...“ Fand er. Sah er an Corvinus. Sah er am Iunius. Nur das letzte gab ihm irgendwie zu denken... er hätte es nicht bereut, wäre er bei Vicetia gestorben. Hu. „Wirklich nicht? Nicht lieber... irgendnen Weib, dafür aber Ruhe – naja, so lange keine Bälger da sind, heißt das“, lachte er.


    Hadamar lehnte sich wieder etwas zurück bei der folgenden Erklärung, nickte hin und wieder – dass Menschen auf ihren Vorteil bedacht waren, war ja nichts neues, nur was er vorhin gemeint hatte, hatte irgendwie so geklungen, als würden sich in Rom sogar Verwandte gegeneinander ausspielen, und das wäre ihm dann doch etwas seltsam vorgekommen. Bei den ersten Worten des Centurio glaubte Hadamar, ihn gerade eben einfach nur falsch verstanden zu haben, aber dann erzählte er weiter, und da war es wieder: die Familie stand nicht an erster Stelle. Hadamar runzelte die Stirn. „Wie... also... zuerst mal: deine und ihre Familie sind verfeindet, das auch noch? Du stehst auf Schwierigkeiten, wie?“ Er grinste flüchtig, wurde aber gleich darauf etwas ernster. „Und wie meinst du das? Würden die Leut hier ihre Familie verraten, wenn es ihnen... politisch oder gesellschaftlich taugt?“ Jetzt klang Hadamar ungläubig. Er begriff es tatsächlich nicht – die Familie war doch das, was immer da war, verhieß Sicherheit und Rückhalt. Auf sich allein gestellt konnte man nicht überleben, in Germanien jedenfalls nicht, deswegen war die Familie, die Sippe ja so wichtig, deswegen war der Zusammenhalt einfach da, ganz egal welche Streitereien man vielleicht miteinander hatte.

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