Wein auf Bier, das rat ich dir, Bier auf Wein, das rat ich dir..

  • "Ich habe ehrlich gesagt kaum eine Ahnung was jenseits der Grenze vor sich geht.", scherzte Seneca mehr oder weniger, für ihn klang es oftmals so als ob eine wilde Bande, bestehend aus ein paar Dutzend Männern, aufmüpfig wird. Aber natürlich wusste auch er von den vielen Schlachten, welche schon in Germanien geschlagen wurden..
    Als er dann wieder auf Seiana kam, war dem Iunier dann langsam klar dass wohl beide nicht von ihren Sichtweisen abrücken würden, eventuell war es was anderes in der germanischen Provinz in einem Kastell zu hocken, während der Iunier seinen Dienst mitten in der Gesellschaft Roms leistete, deshalb zuckte er nur kurz mit den Schultern, "Naja, es ist ja nicht so dass es nur Ärger gibt. Es hat ja auch seine schönen Seiten, sonst würde sich das ja keiner antun.", erklärte er und scherzte, "Die schlechten häufen sich momentan nur ein wenig.", und als Ferox dann auch noch Nachwuchs erwähnte, fiel es Seneca für einen kurzen Moment schwer keine Regung zu zeigen, er grinste und trank einen Schluck Gerstensaft, um die Erinnerung dass er ja in der Tat jetzt Vater war, ein wenig beseite zu schieben. Immerhin waren es keine idealen Zustände für ein Kind. Gerade weil es auch nicht so leicht sein würde seine Tochter den Iuniern vorzustellen, sollte es überhaupt soweit kommen, denn immerhin waren ihre Familien, wie der Duccius auch just in diesem Moment sagte, nicht gerade die besten Freunde, "Ja, es gab da ein paar Ereignisse, es ist eine ganze Weile her, noch bevor ich aus Hispania nach Rom kam. Ich weiß nicht genau was passiert ist, jedenfalls war meine Cousine nicht sehr begeistert als ich ihr von Sei... Also von ihr erzählte.", fast wäre der doch recht prominente Name rausgerutscht, aber Seneca konnte seine alkoholgetränkte Zunge noch kontrollieren, "Und nein, Verrat geschieht nur in den seltensten Fällen, aber das ist doch bei euch sicherlich nicht anders oder? Was ich sagen will, das Glück oder die Wünsche einzelner Verwandter werden gelegentlich für den politischen oder gesellschaftlichen Nutzen der ganzen Familie geopfert, durch arrangierte Ehen zum Beispiel. Habt ihr sowas nicht?", fragte er dann doch etwas neugierig..

  • „Sei froh, Iunius...“ grinste Hadamar, seiner Stimme bewusst einen abgebrühten Klang gebend. Es war zwar seit Jahren ruhig, aber es schadete nichts, den Mythos der germanischen Sippen jenseits der Grenze, und damit den Mythos der germanischen Legionen, die eben diese Grenze schützten, zu schüren. Zu zeigen, dass sie harte Hunde waren. Dass es nicht von ungefähr die germanischen Legionen waren, mit der Unterstützung der Prima, die den Bürgerkrieg gewonnen hatten. „Mein eigener Vater ist in den Gefechten bei Borbetomagus damals umgekommen. Mit denen ist nicht zu spaßen.“


    Das Weib war ein anderes Thema... bei dem stieg Hadamar wirklich nicht durch. Klar hatte es schöne Seiten mit einem Weib. Aber die hatte es mit jedem Weib, oder fast jedem, das war ja nicht nur auf eine beschränkt. Aber was auch immer der Iunius mit seinem Liebchen hatte – oder Corvinus mit Alwina –, musste stark genug sein, dass beide dafür all die Probleme in Kauf nahmen. Und das war es, was Hadamar nicht so ganz begriff, weil er das nie erlebt hatte bisher. „Ach, die schlechten Seiten... wird sich auch wieder ändern“, kommentierte er allerdings nur und prostete dem Centurio zu. Und hätte gleich darauf den Kommentar am liebsten wieder zurückgenommen, als der Iunius ausführlich bestätigte, dass ihre Familien sich nicht leiden konnten. Dann... würde das wohl auch weiterhin nicht ganz so einfach bleiben. Sofern da nicht eine Hochzeit drin war, um bewusst die Familien wieder zu versöhnen, aber sogar Hadamar wusste, dass das so was kompliziert war. Weit komplizierter als mit anderen, einfacher einzufädelnden Ehen die eigene Position schlicht stärker zu machen.
    „Ach, so meinst du das…“ brummte Hadamar dann. Das war freilich was anderes. „Freilich gibt's arrangierte Ehen bei uns. Das Wohl der Sippe geht vor... Und die Jungen machen, was die Alten sagen. Naja, meistens.“ Er grinste breit und trank noch einen Schluck. „Ich wär nicht bei der Legion gelandet, wenn's nach meiner Familie gegangen wär.“

  • "Nun, das tut mir Leid..", entgegnete der Iunier den Wort des Ducciers, und fuhr gewohnt römisch fort, "Aber er hat Rom gedient, und ich denke du kannst Stolz auf ihn sein.", erklärte der Iunier, "Mein Vater diente bei der neunten. Er war Offizier, und auch er kehrte nicht vom Feldzug zurück.", offiziell galt er als verschollen, aber Seneca wusste ja spätestens jetzt dass verschollen praktisch gefallen hieß, aber das war ihm auch damals schon mehr oder weniger klar.
    Als Ferox dann jedoch erzählte dass er entgegen des Willens der Familie in die Legionen eingetreten war, konnte Seneca sich ebenfalls das Grinsen nicht verkneifen. Er war froh dass ihn Ferox, wenn auch sicherlich nicht bewusst, etwas von seiner Misere mit Seiana ablenkte, und alte Soldatengeschichten, der Iunier konnte sich kaum was besseres vorstellen. Er trank einen kräftigen Schluck, wischte sich kurz den Mund ab, und lehnte sich zurück..
    "Was hatten sie denn für deine Zukunft vorgesehen? Handwerk? Landwirtschaft? Oder Politik?", Seneca konnte sich den Duccier in all diesen Rollen schwerlich vorstellen, eventuell als Schmied, es passte, zumindest in seinem Kopf, in das Bild des Germanen.

  • Hadamar zuckte nur leicht die Achseln. Er konnte sich an seinen Vater nur noch vage erinnern... auch als er noch gelebt hatte, war er ja selten bei ihnen gewesen. Wirklich gefehlt hatte er ihm jedenfalls kaum. Natürlich hatte er mitgekriegt, wie seine Mutter ihn vermisst hatte, aber für ihn und seine Geschwister hatte es genug Verwandte und Freunde gegeben, die sie sich um sie gekümmert hatten, so dass der Verlust des Vaters nicht allzu schwer wog. Ein guter Freund seines Vaters, der häufig da gewesen war, und Witjon, das Oberhaupt der Sippe, die waren für ihn eine Art Vaterersatz gewesen. „Ist lange her, ich war noch ziemlich jung“, antwortete er, und man konnte seiner Stimme anhören, dass es ihn tatsächlich nicht wirklich berührte. Interessanter fand er da definitiv, dass der Iunius offenbar denselben Hintergrund hatte wie er. Mit einem leichten Lächeln hob er seinen Krug und prostete dem Centurio zu. „Da haben wir scheinbar was gemeinsam. Auf unsere Väter...“
    Er kippte den Krug, nahm einen tiefen Zug und musste dann lachen, als er sah, dass auch der Iunius jetzt grinste. „Verwaltung. Erst mal jedenfalls. Meine Mutter hätt mich gern in der Stadtverwaltung von Mogontiacum gesehen, mein Sippenoberhaupt wohl auch... keine Ahnung ob das dann in der Politik geendet hätt irgendwann. Naja. Wahrscheinlich eher net. Ich hab ihnen ständig damit in den Ohren gelegen, dass das nix für mich ist, aber wollt ja keiner auf mich hören... Irgendwann hab ich mich dann einfach bei der Legion eingeschrieben. Da war nen Rekrutierer aufm Marktplatz, bei dem bin ich einfach mit.“ Noch ein Schluck.„Ich wollt eigentlich net unbedingt zur Legion, das war mehr ne kleine Rebellion... ich wollt nur einfach net das machen, was meine Familie wollte, und da meine Familie mich net bei der Legion sehen wollt, war die Sache irgendwie klar. Einzig irre an der Sache ist: als Optio des Primus Pilus mach ich jetzt mehr Verwaltungskram, als ich mir je hätt träumen lassen.“

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