Verwandte zu Besuch

  • Bald war es so weit: Lucia würde ihre ersten Gäste hier in Rom empfangen. Sie war ganz froh darum, dass es sich um weit entfernte Verwandte vom Lande handelte. Sicher würden sie nicht merken, sollte nicht alles perfekt laufen. Sie wären sicher von der Villa geblendet, von den Mosaiken, von den Wandgemälden und dem Deckenschmuck. Lucia hatte dafür Sorge getragen, dass alles auf Hochglanz poliert war und Topfpflanzen und riesige Blumensträuße die Blicke in die richtige Richtung lenkten. Das Essen war vorbereitet, hier im Atrium gab es Erfrischungsgetränke und die beiden Musiker vertrieben Lucia schon jetzt mit einer sanften Melodie die Zeit. Wie wunderbar doch die Hirtenflöte zu Saiteninstrumenten passte! Mit geschlossenen Augen saß Lucia auf einem Schemel und lauschte den sanft dahinplätschernden Klängen. Ihr Bruder Lepidus leistete ihr stille Gesellschaft, immerhin wurden die Gäste jetzt jeden Augenblick erwartet und so ein Moment der Ruhe war doch immer wieder was Schönes! Zumindest empfand Lucia das so.


    Da konnten sie die Tür hören und Stesichoros führte die drei Gäste ehrerbietig ins Atrium, um sich dann wieder an seinen Platz am Eingang zurückzuziehen.
    Lucia erhob sich elegant, immer drauf bedacht freundlich zu lächeln, überließ jedoch den Männern das erste Wort.

  • Ein ganz wenig Plauderei, ein bisschen Musik. Mit seiner Schwester hatte Lepidus hier endlich wieder etwas unterhaltsame Gesellschaft. Auch so stille Momente, wie diejenigen vor dem Besuch der entfernten Verwandten, konnten sie ohne Probleme zusammen verbringen. Die beiden kannten sich einfach sehr gut, wie es vielleicht üblich ist bei Brüdern und Schwestern üblich war, auch wenn eine lange Phase dazwischentrat, wo sie sich kein einziges Mal zu Gesicht kamen, wie zur Ausbildung von Lepidus in Griechenland und nachfolgend während des Salinator-Regimes. Doch jetzt war es doch fast wieder so wie damals, als sie noch Kinder waren.


    Auch Lepidus erhob sich als er hörte, dass die Verwandtschaft eingetroffen ist. Als sie in das Atrium geführt wurden begrüßte er sie mit einem lockeren: "Herzlich willkommen in der bescheidenen Villa Tiberia." 'Bescheidene Villa' war ja schon fast so etwas wie ein Oxymoron, wahrscheinlich lag darin auch der ganze Witz, den Lepidus zum Ausdruck bringen wollte. Er betrachtete zuerst Verus, wollte aber sogleich seine Frau und die Nichte in Augenschein nehmen, denen er bisher noch nicht begegnet war.

  • Verus trat ein, gefolgt von seiner Ehefrau und Nichte. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn. Dieses Haus war so anders als das Haus, das er vorher mit seiner Familie bewohnt hatte. Sein Familienzweig war ohnehin durch Sparsamkeit gekennzeichnet gewesen, denn auf dem Land boten sich nur geringe Möglichkeiten für einen solchen Lebensstil und so floss das Geld in die Garum-Fabriken, die einmal sein Eigentum waren. Die Worte seiner Frau im Ohr, die sie noch am Portal gesprochen hatte, hob er zögernd die Hand. Ein fester Handschlag sollte es bei Lepidus sein, wie er unter römischen Bürgern üblich war. Dann nickte er Lucia zu, denn einer Frau drückte man nicht die Hand auf diese Art. Dies war allein Männern vorbehalten. Die Musik im Hintergrund beruhigte den Patrizier ein wenig, auch wenn sein Lächeln vorsichtig war und von einer gewissen Anspannung sprach. "Salvete," sagte er grüßend, während er den brüderlichen Handschlag von Lepidus löste. "Bescheiden?" Nun lachte Verus leicht auf und dieses Lachen war ehrlich, da er diesen schlechten Witz als so deplatziert empfand, so dass er über diese Tatsache sich kurz amüsierte.


    Sanft schob er seine Frau an ihrer Schulter vor. "Das ist meine Frau."


    Er nahm seiner Frau Calena das Gastgeschenk aus den Händen. "Ein kleines Gastgeschenk. Gläser aus Achaia." Während er wieder nickte, wickelte er das Leinen auf, indem sich die blauen Gläser befanden. Verus ging einen Schritt auf Lucia zu, um ihr die Gläser zu geben.- Eine alte römische Sitte des Gastgeschenkes. "Es ist unsere bescheidene Geste an euch. Sie soll unseren Dank ausdrücken." Nun benutzte er den gleichen Scherz, den soeben Lepidus angewandt hatte, denn Glas war nicht bescheiden und noch dazu blaues Glas, welches einen besonderen Wert hatte. Allein der Wert dieser fein-gearbeiteten Gläser überstieg bei Weitem das Monatseinkommen eines einfachen Handwerkers.

  • Nach ihrem ersten Zusammentreffen nach so langer Zeit, hatte Lucia Angst gehabt dass alle ihre Gespräche in Zukunft einen leicht angestrengten Touch haben könnten. Zum Glück hatte sich das ganze eingependelt! Lucia wusste inzwischen wieder wie sie mit ihrem Bruder umgehen konnte und die beiden hatten sich erstaunlich schnell wieder aneinander gewöhnt. Jetzt glaubte Lucia nur noch eben beweisen zu müssen, dass sie eine gute Gastgeberin war und dann konnte sie wieder ganz sie selbst sein… also beinahe, so wie es sich halt gehörte.


    Mit einem amüsierten Schmunzeln nahm Lucia diese absurde Beschreibung der Villa auf, manchmal konnte man fast meinen ihr Bruder hätte Humor. Verus schien das Ganze auch amüsant zu finden, das war doch kein schlechter Start, die Männer schienen sich zu verstehen. Lucia indes konnte nicht anders als die beiden Frauen zu mustern, sie hatten ja nicht grade Kleidung der neusten Mode an, aber das mochte daran liegen, dass sie eben erst von Weitweg hergekommen waren. An ihren Frisuren und dem Schmuck konnte Lucia eigentlich nichts beanstanden, nur die Sandalen an den Füßen der Frauen waren ganz schön staubig! Hatten die Sklaven etwa beim Fegen des Aufgangs zur Villa geschlampt? Dem würde sie nachgehen müssen! Rasch löste sie ihren Blick wieder und beendete die Musterung mit einem anerkennenden Lächeln. Zwei Decima-Frauen also, wenn sich Lepidus richtig erinnert hatte. Das könnte noch interessant werden!


    Doch nun war es wohl an der Zeit das Gastgeschenk gebührend entgegenzunehmen, dazu gehörte auch über den abermaligen Witz zu schmunzeln, waren wir heute aber alle bescheiden! „Vielen Dank, Vetter. Die sehen ja wundervoll aus!“ Sie nahm zunächst nur eins mit beiden Händen und hielt es gegen das Licht um es angemessen mustern zu können. „Wir werden nur zu besonderen Gelegenheiten aus diesen Trinken!“ Lucia winkte sogleich eine Sklavin heran und gab die Gläser mit folgenden Worten weiter: „Stell sie für unser Mahl heute bereit!“ Sich selbst für dieses indirekte Kompliment gedanklich auf die Schulter klopfend, traute sich Lucia gleich selbst an einen Scherz: „Du hast einen guten Geschmack für Glasarbeiten, Vetter, oder darf ich da eher meiner Schwägerin gratulieren?“ So war es doch meistens, die Frauen suchten alles in mühevoller Kleinarbeit aus, machten sich hunderte von Gedanken und die Männer übergaben das Geschenk dann stolz.

  • Die Absicht von Lucia mit ihrem Heim zu imponieren ging voll auf. Jedenfalls bei Calena hatte alles an dem sie vorbei ging eine Ausschlag gebende Wirkung; sie fühlte sich immer kleiner und unbedeutender je mehr prachtvolle Verzierungen sie sah oder teuren, hochwertigen Stein sie erblickte. An den Maßstäben die sie kannte kam ihr diese Villa wie ein Palast vor und das Haus von Verus seiner Familie in dem sie als junges Mädchen des Öfteren zu Gast war wie ein schäbiges Bauernhaus. Es musste ein Vermögen gekostet haben die ganzen Blumen anzuschaffen und es mussten Stunden mühevoller Arbeit gewesen sein sie so geschickt in Position zu stellen. Wenn Calena einst von Rom gehört hatte – das es das Licht war, so begriff sie erst jetzt langsam die Bedeutung dieser Worte. Und dieses Wissen ängstigte sie. Rom war so riesig, so allmächtig es konnte sie einfach verschlucken. In diesem Moment wuchs ihre Sehnsucht nach der Einfachheit ihres Zuhauses auf dem Land, aber ihre Neugier überwiegte diese und tapfer stellte sie sich der aufkeimenden Angst in den wahren Gesellschaftlichen Kreisen der Tiberia nicht hineinpassen zu können. Würde sie sich davor scheuen der Familie ihres Mannes gegen über zutreten, würde sie sich nur selbst Schande bereiten und kampflos wollte sie ihr Gesicht nicht verlieren. Egal wie dieser Besuch ausgehen würde, man konnte der Decima dann nicht vorwerfen gekniffen zu haben. Daher ließ sich Calena auch nicht entmutigen als sie die immer lauter werdenden Töne der Musik wahrnahm. Wollte man sie nun nur beeindrucken oder gehörte all das zum Alltag wenn man Besuch empfing? Eine Frage mehr die sich zu den anderen ungelösten Fragen in ihrem inneren gesellte und langsam zu einer erdrückenden Last entwickelte.


    Doch all ihre Zweifel und Ängste versteckte Calena gekonnt meisterlich hinter ihrem selbstbewussten Ausdruck ihres Gesichts – es würde später noch genügend Zeit dafür sein. Nun hieß es Haltung und Würde zu bewahren. Ein lächeln lag auf ihren Lippen und aus ihren Augen war jede Spur des Unbehagens verbannt worden. In den großen dunklen Augen schien ein wildes Feuer beheimatet zu sein, für das Iberische bekannt waren. Leidenschaftlich und mit großen Temperament. Das aber in diesem Moment gezügelt und sich ruhig verhielt, aber sowohl an Calena und Flaminia zu erkennen war das diese beiden Frauen sich nur wiederwillig unterkriegen lassen wollten. Eine ausdrucksstarke Frau an der Seite des sensiblen Verus, die sich das Leinenbündel aus den Händen nehmen ließ. Die schönen Gläser – woher sie noch mal genau stammten wollte ihr nicht einfallen, aber dieses Geschenk war notwendig. Also hatte Calena zugestimmt das diese wertvollen Gläser das Geschenk für seine Familie sein sollte. Insgeheim dankte es sie es Lucia das sie zuerst das Gespräch suchte, denn beim besten Willen sie hätte nicht gewusst womit sie beginnen sollte. Komplimente über ihr Haus hörten sie bestimmt jeden Tag. Erleichtert atmete sie auf, „Ja einen guten Geschmack hat er, aber einen vergesslichen Geist. Bestimmt ein halbes dutzend Mal musste ich Verus daran erinnern die Gläser aus unserem Anwesen in Achaia mit zu nehmen und auch heute wären sie fast bei uns Zuhause zurück geblieben. Wo er eben die Gläser in die Hand nahm, befürchtete ich schon er würde sie vor lauter Aufregung fallen lassen.“

  • Bei dem ganzen Gespräch schien die dritte im Bunde, die Nichte, etwas in Vergessenheit zu geraten, diese sah sich um, lauschte der Musik, und wenn jemand genauer auf sie achtete, dann konnte man aus ihrer Mimik lesen, sie war beeindruckt. Beeindruckt und mehr als zufrieden. Der Plan, die fernen Verwandten zu empfangen und zu beeindrucken, war also aufgegangen.


    Doch Flaminina war weder jemand, der jetzt in Selbstmitleid versinken würde, noch jemand, der stumm blieb. Eher war sie jemand, der - wie man von einer Decima-Frau wohl fast schon erwartete - sich dann einfach die Zeit holte, die sie brauchte. Und so sprach sie eben die Gastgeber an, ohne irgendwelchen Signalen in der Stimme, dass sie sich vergessen vor kam. Denn vergessen... wieso in aller Welt sollte sie jemand vergessen? Nein, das passte nicht in ihr - manchmal, so musste man wohl annehmen, Flaminina-zentrisches Weltbild. Manchmal konnte ihr Ego eben den Innenhof füllen.


    "Es freut mich sehr, eure Bekanntschaft zu machen." lenkte sie einfach das Wort auf sich und stellte sich nun einfach neben Calena. Genug gewartet, genug vorgestellt, jetzt war sie dran. Allerdings ließ sie dann doch noch Verus - oder Calena zu Wort kommen, falls diese es nicht vielleicht nachholen wollten, sie vorzustellen. "Auch ich danke euch vielmals für diese Einladung. Es ist wunderschön hier... und die Musik ist bezaubernd." sprach sie einfach aus, was sie dachte - und ließ keinerlei Platz für einen Scherz. Umgekehrt war sie damit ja dann wohl jemand, der all die Vorbereitungen die man ihnen zuliebe - wenn auch nur einem von vielen Besuchern - gemacht hatte, schätzte und ehrte. Auch das musste manchmal sein, denn mit Ego streicheln kannte sie sich schließlich aus.


    Mehr sagte sie aber schon nicht. Einfach in die Mitte stellen, drauflos scheinen, und der Rest kam ganz von selbst. Oder so dachte sie zumindest. Aufrecht stand sie da, und stolz. Die Kleidung war zwar wirklich nicht die neueste Mode - aber man sah ihr an, dass sie eine junge Frau war, die etwas aus sich und dem was sie hatte, machte - wie auch Calena dies sehr gut verstand.

  • Lepidus nahm eines der Gläser, die vor ihm ausgewickelt wurden in die Hand, hielt eines davon nah an sein Auge und versuchte hindurchzublicken, noch etwas auffälliger als das seine Schwester tat. So ein Geschenk musste schließlich gründlich geprüft werden. "Blaues Glas, wie schön", sprach er schließlich und gab dann das Glas ebenfalls an den Sklaven, den Lucia bereits damit beauftragt hatte, sie fortzunehmen. In der Tat, eine gute Idee sie vielleicht sogar noch heute zu benutzen, schließlich war dies ja auch so etwas wie ein besonderer Anlass. "Vielen Dank dafür, eine wirklich ehrbare Geste", sprach er gleichermaßen zu Verus und seiner Frau, die er noch einmal extra begrüßte. "Es ist mir eine Freude auch dich hier begrüßen zu können. Nachdem mir Verus von dir erzählt hat, war ich schon sehr gespannt, dich kennenzulernen." Worauf diese Spannung beruhte blieb erst einmal im Verborgenen, aber der Tiberier wollte vor allem erfahren, ob sie wirklich aus gutem Hause war und Verus nicht einfach die nächstbeste an sich gerissen hatte.


    Lucia tat unterdessen ihren Dienst und wandte sich ebenso an die Frau von Verus. Sie war zweifellos auch sehr hübsch anzusehen, da konnte Lepidus ja vielleicht doch irgendwie verstehen, dass Verus auf Standesdünkel nicht allzu viel Rücksicht nahm. Sie schien sogar einen guten Humor aufzuweisen, der vor ihrem eigenen Ehemann nicht zurückschreckte. Unweigerlich musste Lepidus herzlich über die Tollpatschigkeit lachen, die sie ihrem Mann attestierte, der wohl prädestiniert dafür war, diese Gläser fallenzulassen: "Diese Befürchtung war wohl berechtigt", sprach er in Erwiderung auf den Kommentar Calenas und wandte sich postwendend an Verus: "Ich meine, wenn dir schon Gemüse so leicht aus den Händen gleitet, wie soll es dann erst bei Gläsern sein?" Der Tiberier amüsierte sich jetzt schon köstlich und ihm wurde gleich auch noch Gelegenheit gegeben, eine Anspielung auf die Szenerie auf dem Forum zu machen, wo der gute Verus mit selbigem Gemüse wild um sich warf.


    Da drängte sich auch schon der nächste Gast in Front. Verus hatte bisher nur seine Frau vorgeschoben, da musste der Tiberier natürlich gleich fragen, wer ihn hier noch beehrte. Immerhin hatte sie schon ein paar gute Komplimente auf Lager, so wie es sich gehörte: "Und wer ist diese junge Dame an eurer Seite?" Lepidus ging irgendwie auch davon aus, dass sie durch Verus oder Calena vorgestellt wird und dieses Los nicht allein tragen musste. Junge Dame war darüber hinaus aber ein sehr komischer Zusammenhang aus Lepidus Mund. So sprachen doch eher ältere Leute, dabei war der Tiberier selbst noch nicht allzu reich an Jahren. Manchmal fühlte er sich aber durchaus so und hätte auch gern das Prestige eines erfahrenen älteren Mannes gehabt, doch für diese Anerkennung musste er wohl noch um einiges älter werden. Bis dahin konnte er sich ja weiterhin so pseudo-weise geben.

  • Peinlich berührt über die Aussage seiner Frau sowie die Aussage von Lepidus, zog er nervös am Kragen seiner Tunika. Es war seltsam, dass sie oft die Führung übernahm, auch wenn sie nur dezent auftrat. Verus überlächelte die Situation. "Meine Frau hat natürlich Recht," antwortete er vielsagend und ging dann einen Schritt vor, um sich in der Villa umzuschauen. "Ein wunderbarer Ort," stellte Verus munter fest, während seine Augen rotierend im Zimmer umherflogen. Der Patrizier versuchte die Peinlichkeit seiner "Gemüse-Aktion" zu überspielen. Dann sprach Lepidus willkommenerweise seine Nichte an: "Meine Nichte Flaminina." Ein ehrliches Grinsen zog über sein Gesicht, während er väterlich seine Hand aufd ihre Schulter legte. "Ein wilde Biene." - ein wahrhaftiger Kommentar.

  • Mit ihren Worten erntete Calena ein helles Lachen von Lucia. „Ja, die Männer…“, begann sie wissend tuend, doch dann kam die ‚wilde Biene‘ dazwischen. Abschätzend musterte sie Flaminina, die wahrscheinlich gar nicht mal so viel jünger war als sie selbst, während Lepidus irgendetwas von Gemüse erzählte... Was auch immer das bedeuten sollte… Doch Lucias Gedanken waren bei Flaminina: Hatte diese nie gelernt sich zusammenzunehmen und sich im Hintergrund zu halten? Das zeugte nicht wirklich von einer guten Erziehung! Zum Glück fragte Lepidus danach, wer dieses vorlaute Wesen war, Lucia hätte dabei wohl ein wenig negativer, vielleicht zickiger geklungen. Die Nichte also… Lucia musterte sie nochmal von oben bis unten und wandte sich dann mit einem hochmütigen Blick ab und wieder dem Gespräch zu.
    „Bitte, kommt doch ganz herein, setzt euch und fühlt euch wie zuhause!“, sprach sie hauptsächlich zu Verus und Calena. Sie deutete auf eine kleine Sitzgruppe mit fünf Plätzen, die in der Ecke extra arrangiert worden war. Als Appetitanreger servierte ein Sklave dort gerade hartgekochte Hühnereier, doch nicht irgendwelche. Der Länge nach halbiert lagen sie auf der polierten Platte und das Eigelb war herausgehöhlt worden. Dieses wurde mit Kräutern und Sahne versetzt und die so entstandene hellgelbe, grün gepunktete Masse bildete eine hübsche kleine Haube.



    Sim-Off:

    so, endlich richtig ^^
    nicht lang, aber umso kritischer xD ich fürchte Lucia mag Flaminina nicht xD

  • Eine wilde Biene? Wie amüsant. Lucia schien das alles aber irgendwie weniger lustig zu finden. Der abwertende Blick war ihm als ihr Bruder nicht entgangen. Viel Gedanken machte er sich darum jedenfalls nicht, auch nicht um das sich in den Vordergrund drängende Verhalten der Flaminia. Nicht, dass er von Frauen nicht einen gewissen Anstand erwartet hätte, aber ein wenig Temperament und Aufmüpfigkeit fand der Tiberier eigentlich ganz witzig und abwechslungsreich. Des Weiteren wusste er ja, dass er es hier mit einfachen Plebejern zu tun hatte und schraubte wohl schon im Voraus seinen Anspruch an das Verhalten der Gäste ein wenig herunter.


    Aber gut, endlich setzen. Wurde ja auch Zeit. "Ja, kommt und genießt unsere Gastfreundschaft. Euch soll es heute a nichts mangeln", schob er noch einmal in Anschluss an Lucias Worte nach. Er deutete noch einmal auf die Sitzplätze und suchte sich gleichsam selbst einen angenehmen Platz. "Ah, ihr müsst unbedingt diese Eier mit den Kräutern probieren", sprach er mit Blick auf den Sklaven und deute ihm gleich den Gästen etwas von den Häppchen zu servieren. "Die sind wahrhaft wohlschmeckend, glaubt mir."

  • "Darf ich noch einmal meinen Dank ausdrücken?" Verus druckste sich ein wenig, während er vorsichtig nach den kleinen Eier griff, um diese ähnlich sanft zu seinem Mund zu bewegen. Dezent kaute er; in der Tat schmeckten sie hervorragend. Verus lächelte breit, da er kein Kostverächter war. "In der Tat," antwortete er Lepidus. "Sie sind köstlich." Dann nickte er Lucia ebenso dankend zu.

  • Endlich wurde sie auch einmal bemerkt! Wirklich, die Tollpatschigkeit Verus' hörte nicht bei den Gläsern auf, und es kränkte sie ernsthaft, dass er sie einfach... vergessen hatte. War der Kerl einfach noch weiter gegangen, und es hatte an Lucius gelegen, auf sie aufmerksam zu werden! Der absolute worst-case, all die Vorbereitung und all die Ruhe umsonst, mit der sie sich absichtlich umgab. Nun gut, der erste Eindruck, er war ein schlechter. Da wollte sie schon gar nicht mehr das Thema mit dem Gemüse elaborieren. Denn nein, für sie war das Treffen momentan bereits auch wieder gelaufen, und alles, was jetzt weiter passierte, war die einstudierte Höflichkeit - die Gastgeber konnten schließlich nichts dafür. Dennoch, die lebendige Art, das Feuer in ihr, war erst einmal zurück geschraubt, weggeschlossen. Sie folgte lediglich nur mehr.


    Das allerschlimmste an der Sache war, dass sich ausgerechnet Diejenige absolut von ihr abwandte, die sie so gerne angesprochen hätte: Lucia. Jemand in ihrem Alter, eine junge Frau, genau so jemanden hatte sie in dieser Stadt vermisst, seit sie angekommen waren. Jetzt konnte Lucia sie jedenfalls mustern, soviel sie wollte - Flaminina aß jetzt ruhig, was auch immer man ihr vorsetzte. Das hieß nicht, dass sie sich bedankte, oder Komplimente aussprach - aber stets mussten Verus, oder eher Calena vorgehen. Und eben Letztere wusste wohl am Besten, dass dieses Treffen nicht mehr ganz so gut ab lief, wie geplant. Aber man sah ihr keinerlei Traurigkeit an, das nicht. Das hier war etwas Anderes.


    Sim-Off:

    Höhöhö^^ Naja, kann ja nicht immer alles richtig laufen. Dafür ist jetzt Verus schuld daran in ihren Augen :D

  • Abschätzig beobachtete Calena die ganze Entwicklung und nur sie selbst schien zu erahnen das sie den kleinen und gemeinen Seitenhieb von Lepidus nicht ungestraft bleiben ließ. Nur ihre Augen die sich kurzzeitig verengten zeugten davon dass es sie ihn ihrem Stolz getroffen hatte das die Gemüse Aktion von Verus auf dem Forum indirekt angesprochen wurde. Ihr Mann würde wissen was es bedeute und sie wusste es auch. Eine Schande. Erniedrigend. Im Nachhinein kam ihr die Standpauke die sie Verus hinter her in ihrer Insula vorgehalten hatte als nicht ausreichend vor und selbst jetzt seine Bemühung das Thema unter den Tisch fallen zu lassen war Beschämend unkreativ. Trotz all ihrer Gefühle bewahrte Calena die Haltung und ließ sich so gut es ging nichts anmerken.


    Lieber wandte sie sich anständig den Gesprächen der Damen zu und ließ die Männer, Männer sein – nicht aber ohne ein aufmerksames Ohr in ihre Richtung offen zu haben. Wer weiß in welches Fettnäpfchen sich Verus als nächstes Begeben würde. Es ließ auch nicht lange auf sich warten das gleich beide Mitglieder ihrer Familie in Steife, unpersönliche Rituale verfielen die bei einem Besuch im vornehmeren Hause Brauch waren. Wollten beide sie jetzt gänzlich ihr Ansehen in den Dreck ziehen? Verus verlor sich in sinnloses Schwärmen des Hauses und des Essens und ihre Nichte… herrje die halbwüchsige ließ wieder einmal mit ihrem eingeschnappten Temperament grüßen. Anstelle doch in Verzweiflung zu verfallen und stumm bitten das beide sich doch benehmen würden, griff die Demica anderweitig durch. Als sie Lucia zu Sitzgruppe begleitete, begann sie im fröhlichen Plauderton. „Genug Scherze auf dem Rücken meines Mannes. Lucia, euer Bruder war bestimmt auch in jüngeren Jahren ein ungestümer Junge der sich einiges zu kosten gelassen hat. Verus‘ Händen entgleiten viele Dinge aufgrund seiner Unbedachtheit. Könnt ihr eine ähnliche Geschichte über Lepidus erzählen?“


    Während alle damit beschäftigt über das essen zu schwärmen, spielte Calena nur so weit mit das sie von den Kleinigkeiten kostete und ihren Gesichtsausdruck dafür sprechen ließ, dass es wirklich hervorragend schmeckte. Der Gastgeberin würde ein erfülltes und strahlendes Gesicht das heimliche Anerkennung zeigte mehr zu schätzen wissen als bloße Worte die man aus Freundlichkeit austauschte. Ihr Blick suchte den von Flaminina und sie ließ so lange nicht davon ab bis ihre patizige Nichte endlich den stechenden Blick bemerkte. Eine deutliche Warnung schien Calena der jungen Decima wortlos und nur mit ihren Blick zu zukommen lassen. Leicht hob sich auch eine der geschwungenen Augenbrauen Calena’s um Nachdruck zu setzten. Sie konnte sich gern wie ein verzogenes Gör verhalten das verstimmt in einer Ecke kauerte, aber nicht hier und nicht jetzt. Ihr waren Manieren beigebracht worden und wenn sie diese nicht einzusetzen wusste, würde es zu Hause ein ordentliches Donnerwetter von ihrer Tante geben und Flaminia wäre für sehr lange Zeit von solchen Besuchen und Unternehmungen ausgeschlossen – bis sie gelernt hatte sich anständig zu benehmen.

  • "Du hast offenbar Geschmack", sprach Lepidus zu Verus, als dieser die von ihm empfohlenen Häppchen lobte. "Wir Tiberier hatten ja schon immer einen recht feinen Gaumen." So richtig wusste Lepidus noch nicht, wie er das ganze Treffen bisher einstufen sollte, er hielt sich aber auch irgendwie fern, allzu viel darüber nachzudenken. Er versuchte einfach ein wenig seinen Spaß zu haben und dabei vielleicht auch noch das ein oder andere über seine Verwandten zu erfahren. Aber in der Tat bot die bisherige Konstellation wohl noch einiges an Zündstoff. Ob die Frauen sich so gut miteinander verstanden, konnte er noch nicht recht einschätzen, er selbst beschäftigte sich vorerst mit Verus, während die Damen unter sich blieben. Beim Sprechen mit Verus bekam er deshalb die Frage der Calena in Richtung Lucia auch nur halb mit. Aber er war sich sicher, dass irgendwie sein Name fiel.


    Stattdessen jedoch horchte er Verus noch ein wenig aus. "Wie siehts eigentlich derzeit bei dir aus? In Rom bist ja inzwischen einigermaßen angekommen, nehme ich an. Hast du schon irgendeine Idee, was du mit deinem weiteren Leben anfängst?" Eine Frage, wie sie auch von einem Vater gestellt werden konnte. Aber da fühlte sich Lepidus eben wieder ganz wie ein großer Hausherr, der alles zusammenhalten musste. Abgesehen davon interessierte es ihn wirklich sehr, was Verus nun eigentlich mit sich anfing. Hatte er schon Aussichten, etwas zu erreichen? Allzu viele Optionen boten sich einem Patrizier ja heutzutage nicht wirklich. Aber Lepidus hätte es auch wohl nur ungern gesehen, wenn sein guter Verwandter den ganzen Tag nur auf der faulen Haut lag.

  • Verus war seltsam schüchtern in dieser Situation. Seine Frau ließ ihn schweigen, dann ihre Worte trafen ihn, da sie auf sein Versagen auf dem Forum anspielte. Es fühlte sich an, wie ein Dolchstoß. Verus fühlte sich schlecht, denn er hatte in vielen Dingen versagt. Seine Güter hatte er verloren und sonst auch wenig vorzuweisen, außer seiner Person, die mehr oder minder weich geraten war. Der Tiberius wusste einfach nichts mit an sich anzufangen. Dieser Moment ließ ihn wortlos werden, da der Gedanke in seine alte Heimat ging, die er nun umso mehr vermisste. Es war ein gutes Leben gewesen, was ihm die Götter genommen hatten, um nun hier zu stehen: als faktisch armer Mann. Lepidus Worte drangen zwar in seinen Gehörgang, wurden auch verstanden aber eine sofortige Antwort blieb aus. Auch die lobenden Worte zu seinem Geschmack verhallten mehr oder minder ohne Reaktion. Doch dann sammelte sich Verus, nachdem seine Gedanken dezent im Kreis gewandert waren und kleine Zirkel gebildet hatten. "Ich habe leider keine Idee. Ich habe ja nicht wirklich viel Startvermögen und auch sonst habe ich nichts vorzuweisen, außer meine Bildung und meinen Namen." Ein trauriger Schlusstrich unter sein bisheriges Leben als Römer. "Um ehrlich zu sein: Ich brauche Hilfe." Warum sagte er das? Es war die pure Wahrheit, die wie Poesie gesäuelt war. Verus brachte den Ernst in dieses Gespräch zurück, den seine Frau längst in ihren Augen trug. Kurz versichterte er sich ihrer Nähe, indem er nach ihrer Hand griff.

  • Ach, Verus. Der arme Mann, der sein ganzes Hab und Gut verlor. Lepidus setzte einen bekümmerten Blick auf, als er seinen Verwandten musterte, wie er bedrückt die Hand seiner Frau nahm. Offensichtlich hatte er vieles immer noch nicht verarbeitet und so war es wohl auch kaum verwunderlich, dass er sich über seine Zukunft nicht im Klaren war. "Aber Verus, Hilfe findest du in jedem Fall bei deiner Familie. Da mach dir mal gar keine Sorgen", versuchte er dann gleich mit einem Lächeln alles etwas erträglicher zu machen. "Mit einem Namen und mit Bildung lässt sich schon einiges anfangen, glaub mir. Wollen wir doch mal sehen, ob uns nicht gemeinsam ein paar Ideen kommen."


    Lepidus lehnte sich etwas zurück und dachte nach, was seinem Verwandten wohl am ehesten liegen mochte, aber er kannte ihn ja selbst noch nicht allzu gut, deshalb war es womöglich nicht schlecht in einer Art Ausschlussverfahren vorzugehen. Lepidus wusste noch genau, wie er selbst mit sich haderte, als er gerade frisch in Rom ankam. "Die Tatsache, dass wir uns am Minerva-Tempel begegnet sind, deutet vielleicht auf noch mehr: Wie sehr liegen dir die religiösen Belange? Vielleicht wäre ja der Dienst der Götter etwas, womit du dich anfreunden könntest. Ein Patrizier sollte dies immer in Betracht ziehen." In der Tat waren gerade im Cultus Deorum viele Plätze nur als Patrizier zu erreichen. Die religiöse Laufbahn war ihnen somit das naheliegendste. "Oder wie ist dein Geschick mit dem Zahlen- und Wortwerk? Vielleicht wäre ja ein Verwaltungsposten das Richtig für dich? Seit Salinator und dessen Anhänger verjagt oder getötet wurden, ist sicherlich einiges frei geworden, sowohl in Rom allgemein als auch vielleicht sogar in der kaiserlichen Kanzlei könnte der ein oder andere lukrative Posten auf dich warten. Tja, und wenn du vielleicht erst einmal weiterbilden möchtest, so könnte ich dir gern auch einen Kurs an der Schola finanzieren. Vielleicht den Cursus Iuris, um Advocatus zu werden? Durch diese Arbeit haben vorher unbekannte Männer viel Ruhm und Ansehen erlangt." Lepidus nahm derweil einen Schluck aus seinem Becher Wein. "Einige Möglichkeiten scheinst du jedenfalls zu haben und ich denke, du wärst jeder Aufgabe gewachsen."


    Selbst wenn diese Vorschläge vielleicht noch nicht zusagten, so waren sie vielleicht Anregungen für weitere Überlegungen. Lepidus war jedenfalls gespannt darauf, wo denn sein Verwandter seine eigenen Stärken und Potenziale sah.

  • Warum zweifelte Verus immer noch? Es war doch wunderbar, dass seine Gens zu ihm stand, egal, wie es um seine Person geschehen war. Er war immer noch Blutadel, ein Patrizier des römischen Volkes, der das Erbe der Ahnen in sich trug. Dennoch war dieser Zweifel dort. Nach all dem, was er gesehen und getan hatte, um es bis nach Rom zu schaffen, zweifelte er an seinem erhabenen Blut, wie es ihm eigentlich anerzogen wurde. In Zeiten, wie diesen, war man sich selbst der Nächste, obwohl Verus nie besonderlich gut darin war, sich nur um sich selbst zu kümmern.


    Der junge Familienmensch Verus lauschte den Ausführungen seines Verwandten mit einem Nicken und leisen "Hmmm...", die untermalten, dass er aufgeschlossen zuhörte. Die Hand seiner geliebten Calena drückte er fest, denn sie war es nun, die ihm die Kraft gab, seine Zukunft erneut zu bestimmen. Ihre Hand heilte seine Wunden mit einer Wärme, die sonst nur die Götter vermitteln konnten. Nicht, dass Verus besonders gläubig war aber er selbst schätzte den Wert der Tradition, die Halt bot. Dieser Halt war nun mehr Calena. Sie war seine Tradition und somit unantastbar in jeden Belangen. Er liebte sie.


    Kurz schluckte der Römer, bevor er antwortete: "Ein Verwaltungsposten würde mir liegen, so fern ich so bescheiden sein darf." Knappe Worte, die aber schon eine Tendenz offenbarten. "Doch in welchem Bereich? Ich weiß nicht, wo und was für Leute gesucht werden. Zumal ich nicht unbedingt als einfacher Schreiber meinen Dienst verrichten möchte." So sponn er die Gedanken weiter und lächelte schüchtern.

  • Ob das Wort "Blutadel" so einen angenehmen Klang in Lepidus Ohren gehabt hätte, das konnte man nicht wissen. In jedem Fall konnte man wohl davon ausgehen, dass sie das Blut von Ahnen in sich trugen, die noch überhaupt nicht geadelt waren. Ein lustiger Gedanke, doch musste man zweifellos anerkennen, dass auch die Tiberier erst unter Divus Iulianus zu Patriziern wurden. Sicher haben das viele jüngere - darunter Lepidus selbst - bereits vergessen. Er selbst arbeitete ja noch an einer Ahnengeschichte der Tiberier, die ihre Verwandtschaft bis auf Aeneas zurückführen würde. Zweifellos wirkte die Erhebung in den Stand der Patrizier vor diesem Hintergrund doch mehr als so etwas wie eine längst fällige formale Korrektur, als einer tatsächlichen Besserstellung.


    "Die Verwaltung also...", sprach der Tiberier kurz. "Ich kann dich wohl nicht dazu bringen, dem Dienst an den Göttern vielleicht noch etwas abzugewinnen?" Das musste er als Aedituus natürlich sagen, war das ganze religiöse Feld doch seine Domäne. Aber er hatte natürlich vollstes Verständnis, wenn Verus lieber einen anderen Weg bevorzugte. "Da kommt natürlich so dies und jenes in Frage. Rom hat sicherlich viele Verwaltungsposten, auf denen du gute Arbeit leisten könntest. Wenn du ein wahrer Bürokrat bist, könntest du es natürlich wirklich in der kaiserlichen Kanzlei versuchen. Wie ich schon sagte, wird nach dem Tod des Vesculariers dort sicherlich auch der ein oder andere Beamte verjagt worden sein."


    Im Prinzip war es keine schlechte Idee. Es konnte ja nicht schaden, dort einen Verwandten sitzen zu haben. Sicher könnte sich Verus dort verdient machen. Aber Lepidus schweifte noch etwas weiter. "Vielleicht bist du ja auch nicht allzu sehr an Rom gebunden? Eine andere Alternative wäre natürlich auch das Durchlaufen einer städtischen Ämterlaufbahn. So kannst du dir sicherlich auch einen Namen machen. Aber das nur, um deinen Blick auch noch etwas zu weiten."


    Verus musste sich wohl letztlich selbst darüber im Klaren werden, wo er sich denn am liebsten sah. Lepidus konnte da nur hier und da Anregungen geben. Er blickte insbesondere auch Calena. Vielleicht hatte sie ja ebenfalls eine Meinung zu den Karriere-Plänen ihres Mannes. Häufig hatten die Frauen ja einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Geschicke ihrer Männer. Ob man das nun als gut oder schlecht bewerten wollte, einem solchen Urteil entzog sich der Tiberier.

  • Die Gemüseaktion, sie hatte diese überhaupt nicht mitbekommen, aber die ständige Erwähnung derselben ließ nun auch ihre Neugierde wachsen. Allerdings schien es ebenso etwas zu sein, das Beide am Liebsten verheimlichen würden, und so beließ sie es einmal mehr dabei - zumindest, so lange sie nicht zuhause waren.


    Aber im Moment gab es ja auch Wichtigeres, eine Tür, vor der man auch noch zu kehren hatte: Flaminina. Das Mädchen hatte sich etwas zuviel herausgenommen, und tat jetzt so wenig, dass es auch wieder ihrem Blut alles Andere als Ehre machte. Und deswegen war auch der Blick Calena's etwas, das nicht lange auf sich warten ließ. Lucia mochte sie nicht, ja, mit wem konnte sie denn jetzt noch kommunizieren? Lepidus? Die Frauenrunde war ja erst einmal gesprengt.


    Flaminina aß im Gegensatz zu Calena alles auf, was man ihr vorsetzte. Ihr Appetit war schon immer groß gewesen, und man fragte sich regelmäßig, wo sie das eigentlich alles hin aß. Andererseits war sie aber auch so hitzköpfig, dass man annehmen konnte, dass sie alles einfach sprichwörtlich verbrannte! Auch sie lobte das Essen in den Himmel - und es hatte ihr tatsächlich geschmeckt. Aber Calena's Frage interessierte sie dann ebenfalls. Es kam aber keine Antwort, und so musste sie sich wohl oder übel an die Männer richten, um irgendwie wieder ins Gespräch zu kommen. Aber sah das denn nicht schon wieder nach Aufmerksamkeit erhaschen aus? Egal, Calena wollte es ja so. Aber was taten die Männer? Sie redeten über Arbeit. Und über Religion. Und generell redeten sie über Dinge, die sie keinen blassen Dunst interessierten. Irgendwie saß sie hier in der Zwickmühle. Sie konnte rein gar nichts tun, das nicht irgendwo gegen die Regeln war. Also blieb nur Eines: Die andere Frau am Tisch abwartend anzusehen, und möglichst versuchen, den Eindruck zu korrigieren, den man ja nun schon gemacht hatte...

  • Calena war ganz nach Lucias Geschmack, sie wusste sich zu benehmen und wie sie innerhalb dieser Grenzen Einfluss ausüben konnte. Sie lenkte geschickt die Aufmerksamkeit von ihrem Mann zu Lepidus. Zwar würde sich Lucia natürlich keinesfalls darauf einlassen schlecht von ihrem Bruder zu sprechen, doch die Höflichkeit gebot eine Antwort - vielleicht mit einer kleinen Spitze - und das machte Lucia grad unglaublichen Spaß: „Ich habe meinen Bruder seit wir Kinder waren nicht mehr gesehen, aber ja, als Zehnjähriger hat auch er gerne mal über die Stränge geschlagen.“ Mit einem amüsierten Zwinkern versuchte Lucia den Vergleich von Verus mit einem Kind abzumildern, schließlich waren sie Verwandte und sollten bis auf ein paar Neckereien doch möglichst miteinander auskommen. Nichts destotrotz nahm sich Lucia vor später Lepidus zu fragen, was denn diese ständigen Andeutungen bedeuten sollten.


    Die Männer unterhielten sich und Lucia bemühte sich auch für die Frauenrunde passende Themen anzuschneiden: „Deine Frisur gefällt mir wirklich gut, Calena und auch deine ist äußerst geschickt gemacht, Flaminina, darf ich fragen wer eure Haare gelegt hat?“ Gut, es war nicht das kreativste Thema, aber immerhin etwas. Bald wäre es wohl auch so weit ins Triclinium weiter zu wandern, wo dann das eigentliche Essen beginnen würde. Lucia versuchte ihrem Bruder einen Blick zuzuschmuggeln, um ihm klar zu machen, dass er die Gesellschaft gerne weiterführen könnte, es war alles bereit. Doch ob ein Kerl so einen vielgeschichteten Blick auch würde deuten können? Lucia bezweifelte es. Doch sie würde ihrem Bruder die Chance lassen.

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