Verwandte zu Besuch

  • Es war zum Haare ausreißen! Da konzentrierte sich Calena auf die eine Flanke in diesem Haus und über ließ gutmütig Verus die andere Seite – in dem Glaube er würde diese Aufgabe schon allein gemeistert bekommen. Aber nein, Fehlanzeige. Er versagte nicht im wörtlichen Sinne, doch erschien er ihr einmal mehr wie ein kleiner Junge der grade laufen lernte und vor lauter Ehrfurcht vor den eigenen Schritten ständig nach der helfenden Hand seiner Mutter griff. Hätte die temperamentvolle Frau es gekonnt, so wäre sie wohl vor stramm gestandener Familie explodiert und hätte Zucht und Ordnung verlangt – ohne wiederrede, ohne Zögern. Doch hier ging es nicht und sie musste nach den Regeln der Gesellschaft spielen, sehr zum Glück von Flaminina und Verus. Lucia und Lepidus waren im Moment der rettende Schutz vor ihren Ehrgeiz alles richtig machen zu wollen.
    Den Frust darüber das Verus sie in das Gespräch der Männer zog als er ihre Hand nahm und rückte, schluckte sie herunter und ließ sich nichts anmerken. Da Calena nicht aufmerksam den Beginn des Gespräches gelauscht hatte, musste sie sich einiges zusammen reimen wovon die beiden Männer sprachen. Ah, über Berufsbesprechungen, also versiebte Verus es nicht komplett. „Bescheidenheit sollte aber nicht dein Bestreben nach oben beeinflussen Verus.“, beteiligte sich die Brünette nun an dem Gespräch der Männer und über ließ es Lucia und Flaminia sich über die Künste der Haarfrisuren auseinander zu setzen. „Ehrgeiz und das streben besser zu werden sollten dich auf deinem Weg begleiten. Sonst benutzen dich am Ende noch andere als Trittleiter.“

  • Nun die Grenzen, die waren genau das Problem. Die waren bei Flaminina einfach noch nicht abgesteckt. Mal zu viel, mal zu wenig, so lernte man diese eben auch kennen. Ein völlig normaler Prozess, den die junge Tiberia bestimmt auch noch nicht vergessen hatte - auch wenn sie das wohl nur allzu gerne hätte. Schließlich bemühte sich doch jeder um den Eindruck, man hätte niemals auch nur irgend etwas im Leben falsch gemacht, oder? Auch sie hatte ganz gewiss früher über die Stränge geschlagen, wie sie das so schön formulierte. Aber das sprach man für gewöhnlich nicht an. Nicht, solange sich derjenige im selben Raum befand.


    Das Männergespräch? Es war genau das. Ein Männergespräch. Ermüdend, langweilig, uninspiriert. Flaminina wälzte Gedanken, was sie denn sagen konnte, sagen sollte. Das Klima änderte sich allerdings schlagartig, als die Tiberia ein seltsam schlichtes Thema auf griff, bei dem man sich als Frau doch nur einig werden konnte: Haare! Ja, warum war sie nicht selbst darauf gekommen? Die einfachsten Dinge fielen Einem immer erst zum Schluss ein. Aber Lucia ging noch weiter. Sie komplimentierte genau das, womit sich die beiden Frauen am Meisten mühe gegeben hatten: Mit ihren Frisuren. Volltreffer also. Calena musste sich nicht weiter sorgen, denn Flaminina blühte von einem Moment auf den nächsten geradezu auf.


    Sie lächelte Lucia freundlich an - und im Gegensatz zum Großteil dieser Gesten, die man in Rom bekam, war dieses ehrlich. Flaminina interessierte sich wirklich für ihr Gegenüber, und die Hoffnung, doch noch eine Freundin in dieser riesengroßen Stadt zu finden, keimte ganz von Neuem auf. Na hoffentlich tat sie nicht gleich den nächsten falschen Schritt. Aber eines konnte man bei der jungen Decima direkt für Gegeben nehmen: Sie redete, wie ihr der Mund gewachsen war.


    "Danke, Lucia. Wir helfen uns gegenseitig mit unseren Haaren. Wenn du möchtest, kann ich dir den einen oder anderen Trick zeigen. Oder möchtest du gar, dass ich es dir direkt demonstriere? Nicht, dass es nötig wäre, denn auch deine Frisur gefällt mir sehr." meinte sie - in einer Stimme, die ebenso ehrlich klang, wie auch das Lächeln zuvor gewesen war. Es mochte nicht gerade von einem reichen Haus sprechen, wenn man sich die Haare selbst machte - aber es sprach definitiv davon, dass man selbst gar nicht so untalentiert war. Und Flaminina suchte schließlich auch niemanden, vor dem sie sich auf ewig verstellen musste, sondern einfach sie selbst sein konnte.

  • Ein leises Hüsteln kündigte eine versteckte Antwort an, da seine Frau ihm nicht den nötigen Halt gab, den er jetzt brauchte. Er brauchte keine verborgene Kritik an seiner Person, sondern Vertrauen auf die Zukunft. Kurz rieb er sich über die Stirn, bevor er Lepidus antwortete, der sicherlich eine klare Aussage erwartete. Seine Gedanken gingen hin und her, denn er fand nicht sofort eine Entscheidung. Mit einem Zungenstrich befeuchtete er seine trockenen Lippen. "Die Kanzlei," warf er knapp hinaus, um dann zu seiner Frau zu blicken, um sich faktisch die Genehmigung für diese Aussage abzuholen. Es wurde klar ersichtlich, wer in dieser Beziehung die Sandalen trug. "Ich kann mir vorstellen, dass ich in der Kanzlei als Beamter des Augustus eine gute Aussicht habe und meine Qualitäten unterkommen können," schob er noch nach, um dann breit zu lächeln. "Ich bin den Göttern zwar dankbar aber ich bezweifel, dass ich mit meinem unsteten Geist geeignet bin, die Pax der Götter zu vermitteln."

  • "Ganz genau so ist es", erwiderte der Tiberier zuerst auf die Worte der Decima. "Du hast eine wirklich gesunde Einstellung, Calena. Es ist als wenn ich unsere weiblichen tiberischen Vorfahren hören würde. Es waren stets starke und selbstbewusste Frauen." Damit hatte er der Calena gleichsam zu deuten versucht, dass sie mit dieser Art zumindest in Lepidus Augen als durchaus passend in der Familie empfunden wurde. Ein größtes Kompliment konnte er so spontan wohl kaum aufbringen und blickte dann wieder auf Verus "Mit dieser Frau an deiner Seite wirst du es vielleicht noch weit bringen!" Sie sprach den Ehrgeiz auch schließlich mit einer gewissen Verbissenheit aus. Das gefiel dem Tiberier außerordentlich gut. Natürlich würde die Decima in erster Linie den Erfolg ihres Mannes fördern müssen, doch es gab durchaus immer mal wieder die ein oder andere Frau, die neben ihrem Mann tatsächlich noch viel größere Aufmerksamkeit auf sich zog. Ob Lepdus das im Sinne von Verus allerdings gutheißen konnte, das war wiederum eine weitergehende Frage mit der er sich jetzt nicht auseinandersetezn musste. Verus sollte erst einmal einen Anfang machen. Mit wachsender Verantwortung und Macht wuchs er sicherlich auch noch in seiner Persönlichkeit.


    "Die Kanzlei soll es also sein. Dann kann ich dir nur nahelegen, dich dort bald vorzustellen, solange es noch Leute auf die Stühle zu verteilen gibt, die zuvor noch von den Salinator-Getreuen warm gehalten wurden." Lepidus bezweifelte kaum, dass es da große Schwierigkeiten geben würde. Derweil blickte er zu seiner Schwester, die doch hoffentlich nicht verpasste, zum Essen überzuleiten. Auch beim Besuch des Iuliers hatte da ja bereits Lepidus selbst für die Fortführung sorgen müssen.

  • Mit leicht gesenkten Lidern ignorierte Calena das hüsteln ihres Mannes und schenkte dem Weinkelch in ihrer Hand mehr Aufmerksamkeit als sie diesen an die vollen Lippen führte. Oh nein, hier würde sie nicht die Rettungsleine Spielen an die er sich klammern konnte weil Verus sich mal wieder einredete wegen zu viel Verantwortung die auf ihn zuraste zu ertrinken. Der kleine Junge musste auch mal lernen allein zu gehen, ohne eine helfende Hand. Aber aus den Augen lassen durfte man ihn nicht, man hatte ja gesehen wohin das geführt hatte. Mit Gemüse das die Fähigkeit gefunden hatte zu fliegen und die Götter waren nicht dafür verantwortlich.
    Der junge Tiberia glaubte an versteckter Kritik, Calena nannte es grade rücken seiner Prioritäten – ohne den nötigen Elan und Ehrgeiz würde er noch in der Gosse landen und von einem Karren vergammeltes Gemüse verkaufen weil er nicht den Biss aufwies sich nach oben arbeiten zu wollen. Das weiche Landleben steckte ihm noch in den Knochen, mit dem er bei den schwerwiegenden Intrigen einer Weltstadt wie Rom schier zerquetscht wurde. Warum glaubte sie, dass es wieder an ihr hing ein solches Schicksal abzuwenden? Mit der Zungenspitze fing sie einen Weintropfen auf ihren Lippen aus, ehe dieser auf ihr Gewand fallen konnte. Sichtlich geschmeichelt und erfreut über das Kompliment das ihr Lepidus machte, schenkte sie dem Vetter ihres Mannes ein glühendes Lächeln. „Man sagt von uns Decima Frauen nicht umsonst das wir so heißblütig sind wie die Spanischen Pferde.“, das diese auch als sture und bissige Stuten bezeichnet wurden ließ sie galant unausgesprochen unter den Tisch fallen. Mit leichten Grübchen trank sie einen weiteren Schluck Wein und ärgerte sich im inneren über die Entscheidung einer Arbeit in der Kanzlei. Wie ganz genau die Aufstiegsmöglichkeiten dort aussahen, entzogen sich ihrem Wissen und sie musste schnellst möglich Informationen darüber einholen. Sie würde noch alt und grau werden wenn sie Verus allein dieser Aufgabe betraute. „Sag Lepidus, kennt ihr einen guten Kontakt Mann in der Kanzlei der Verus eine Arbeit geben würde der seinem Stand entspräche?“, wandte sie sich an den älteren um das Gespräch etwas am Laufen zu halten – über Haare wollte sie sich im Moment immer noch nicht unterhalten. Schließlich konnte Verus sein Gesicht verlieren wenn er mit einer niederen, völlig inakzeptablen Arbeit in Rom nach ging und den Namen Tiberia trug. Das galt unter allen Umständen zu vermeiden.

  • Die gute Calena schien auch nicht so recht zu wissen, welchem Gespräch sie nun folgen sollte. Lucia konnte einfach nicht anders, sie runzelte die Stirn über das Benehmen ihrer entfernten Schwägerin. Jetzt machte doch glatt Flaminina den besseren Eindruck, auch wenn Lucia ganz schön schockiert war, dass die Frauen sich selbst die Haare richteten. War das eine Marotte? Hatten sie Spaß daran? Warum überließen sie diese Tätigkeit nicht ihren Sklaven? Da ging die junge Tiberia doch lieber auf das zurückkommende Kompliment ein: „Danke! Es freut mich dass es dir gefällt! Das heißt es war die Zeit wert die es dauerte, bis Sekunda sie in diese Form gebracht hatte.“ Damit hatte sie hoffentlich deutlich genug impliziert, dass sie auf eine praktische Vorführung Flamininas verzichten konnte.


    Es war eindeutig Zeit, die ganze Gruppe weiter in das Triclinium zu bewegen. Verus würde wohl mit seiner Frau eine Cline teilen, Lucia mit Flaminina und Lepidus wäre dann alleine auf seiner, das passte - oder? Lucia erhob sich also mit einem sanften Lächeln und sprach: „Ich denke es ist Zeit: Darf ich euch ins Triclinium bitten? Dort erwartet uns schon die erste Vorspeise.“ Sie gestikulierte zum Nachbarraum, in dem schon Sala Cattabia auf den Tischen angerichtet wurde. Die Brotlaibe sahen auf den ersten Blick unversehrt aus, doch als alle ihren Platz eingenommen hatten traten die Sklaven nocheinmal hervor und hoben die Deckel von den Brottöpfen. Jeder war mit einer anderen Art von - man kann es wohl ‚kalten Auflauf‘ nennen. Der eine war mit Sellerie, der andere mit Fleisch, wieder ein anderer war eher süß gehalten. Die Brote waren nicht allzu groß, aber die Auswahl war riesig.

  • "Meine Sonne," sprach Verus seine Frau direkt an. "Ich brauche erst einmal überhaupt Arbeit, ob diese angemessen ist, mag ich nicht zu beurteilen. Immerhin habe ich nichts vorzuweisen, außer meine Bildung und meinen Stand. Ich habe hier in Rom kein Gesicht sowie keinen Namen," erklärte er ausführlich mit einem leicht wehmütigen Blick, der kurz suchend zu Lucia wanderte, dann hinüber zu seiner geliebten Ehefrau und wieder zu Lepidus. "Vetter," setzte der Römer erneut an und lächelte dann: "Es reicht eine einfache Vorstellung, um beruflich in die Kanzlei zu gelangen? Ich fühle mich, wie ein Bittsteller." - Und, wie ein obdachloser Bittsteller wollte Verus in diesen Zeiten nicht erscheinen, immerhin hatte er noch ein bisschen Würde aber wie sollte es sonst gelingen? Ihm wurde schnell klar, dass diese Bittstellerei die einzige Möglichkeit war, in Lohn und Brot zu kommen. "Meine Frau ist ehrgeiziger als ich es je war," war dies Kritik, die er offen aussprach? Eher nicht. Es war eine einfache Feststellung zu Lepidus Aussage, die Verus traf. "Ah, Lucia!" - horchte der Patrizier auf, nickte ihr zu und sagte dann: "Wollen wir speisen?" Sein Blick richtete sich an seine beiden Frauen. In der Tat verspürte er Hunger.

  • "Heißblütig wie spanische Pferde also? Ja, der Vergleich passte sicherlich ganz gut." Es fragte sich tatsächlich, ob sich Verus seine Frau erwählte oder ob sie ihn erwählte. Das wäre sicher äußerst interessant, aber sicherlich nicht an einem Tage wie heute herauszufinden. "Sag, Calena, bist du mit einem der berühmteren Decimer verwandt? Wie hieß zum Beispiel dein Vater?" Er war wirklich sehr daran interessiert, welche Abkömmlinge der Gens Decima er da vor sich hatte. Immerhin hatten einige von ihnen sehr viel Großes für Rom geleistet. "Nun, zu den Bürokraten habe ich deutlich weniger Kontakt als zu den Priestern. Da muss er wohl allein durch", antwortete er Calena. "Aber ich bezweifle nicht, dass allein der Name schon für eine gute Behandlung und einen vernünftigen Posten reichen wird. Da musst du dich einfach nur gut verkaufen, Verus. Aber ich habe keinerlei Zweifel, dass dir das gelingen wird. Und mach dich nicht schlechter als du bist. Deine Ahnen haben nich umsonst so viel geleistet und nun wird dir ebenfalls etwas abverlangt. Also zweifle nicht so viel." Zweifel wären vielleicht schon ein wenig angebracht, aber er würde das zu Verus sicherlich nicht sagen, schließlich ging es eher darum ihm Mut zu machen und ihn anzustacheln.


    Ah, da war ja endlich das Zeichen. Es konnte ins Tricilinium gehen und der Tiberier lechzte schon nach gutem Essen, weshalb er auch gar nicht lange wartete und als erster aufstand, auf das alle anderen sich nun ebenfalls dazu genötigt sahen. Er hoffte aber eine Antwort von Calena auf dem Weg oder dann im Tricilinium. Wieder einmal war alles sehr gut hergerichtet. Die Idee mit der Klinenaufteilung fand der Tiberier eigentlich ganz vernünftig. "Verus, dir gilt natürlich der locus consularis." Er war natürlich so etwas wie der Ehrengast. Das sollte ihm doch den nötigen Auftrieb geben. Auf der lectus medius konnte er es sich dann mit seiner Frau gemütlich machen, während Lepidus als einziger auf der lectus imus direkt neben Verus liegen würde.

  • Den schockierten Blick Lucia's fing sie durchaus auf - aber so war die Sache nun einmal. Sich jemanden zu leisten, der ihr die Haare machen konnte? Ja, welches Mädchen träumte eigentlich nicht davon? Aber dies war ein Traum, sehr entfernt. Bis dahin halfen sie sich eben gegenseitig. "Ja, das war es ganz bestimmt." meinte sie mit derselben Begeisterung wie zuvor auch. Ja, die Vorführung entfiel damit, aber es war auch an der Zeit, ins Triclinium um zuziehen. Da ließ sie sich auch nicht bitten, und folgte direkt Lucia, wartete aber noch kurz, um ja nicht die Erwachsenen zu überholen. Musste nicht unbedingt sein. Die Aufteilung schien ihr auch zu zusagen, ebenso wie die Auswahl beim Essen, bei dem sie auch gleich zu griff, sobald es los ging. Mit einem Ohr hörte sie auch dem Gespräch zwischen Lucius und Calena zu, immerhin war ihre Gens angesprochen worden - etwas, worüber sie stolz war, und damit gewann das Gespräch direkt an Wertigkeit für sie. Aber das hieß nicht, dass sie nicht ihr eigenes im Sinn hatte. Bald sah sie zu Lucia auf. "Und was machst du so den lieben langen Tag? Wo kann jemand wir wir hingehen, um etwas Spaß zu haben?" fragte sie einfach einmal drauflos, und die Frage beinhaltete gleich mehrere Aussagen. Ob sie wohl alle finden würde?

  • Sie schien den richtigen Zeitpunkt abgepasst zuhaben, bemerkte Lucia zufrieden und machte es sich auf der Kline zusammen mit Flaminina bequem. Sie bediente sich beim Essen und hörte erfreut, dass die junge Frau neben ihr scheinbar das Gespräch fortsetzen wollte, das war doch um einiges angenehmer als während des Speisens in unwohles Schweigen zu verfallen. Kurz überlegte Lucia, während sie den Bissen zuende kaute und sprach dann mit einem entschuldigenden Lächeln: „Ich muss ehrlich zugeben, dass mich deine zweite Frage selbst schon länger quält. Ich bin ja auch erst vor kurzem nach Rom zurückgekehrt und irgendwie ist alles anders als früher. Viele Plätze, wo ich früher gerne war – vor allem viele Geschäfte – gibt es nicht mehr. Ich kümmere mich um das Haus und die Sklaven, lese und spiele, geh dann und wann in die Therme und hin und wieder darf ich ein Essen für Gäste vorbereiten. Ich muss sagen das vertreibt die Langeweile mit am besten. Und du? Wie schaut dein Tag aus?“

  • Ja wahrlich, gerade war die Laune der jungen Decima wieder im Steigen begriffen - auch, wenn die Antwort leider nicht so gut ausfiel, wie erwartet, so fiel sie immerhin besser aus, als befürchtet. "Nun, ich bin vor Kurzem erst in Rom angekommen. Stell dir also vor, wie es sein muss, dein Problem zu haben - aber ohne jemals etwas davor gekannt zu haben. Wir sind erst vor wenigen Tagen in Rom angekommen, und die Therme ist das Einzige, das ich bisher entdeckt habe. Ansonsten helfe ich meiner Familie." meinte sie, aber es brannte ihr noch so viel mehr auf den Lippen, und so führte sie es direkt auch weiter. "Darf ich denn fragen, wieso du weg warst, wohin, und warum sich alles so sehr verändert hat? Warst du denn so lange weg?" Oh ja, die Neugierde war geweckt, und bei Flaminina konnte man direkt daran, wie viel sie sprach abmessen, wie gut es ihr ging. Jetzt, wo sie sogar ein eigenständiges Gespräch führte konnte man also behaupten, dass sie sich erste Klasse fühlte. Da war es auch schon wieder ganz nebensächlich, worüber die "Erwachsenen" daneben sprachen. Aber erst einmal nahm sie sich auch einen Bissen. "Das heißt du hast bei diesem hier auch mit geholfen?"

  • Verus ließ sich auf dem "Ehrenplatz" nieder. Deutlich bequemer als der billige Sedes in seiner Wohnung. Langsam ließ er sich zurückgleiten, um seitlich bequem abzulegen. "Vielen Dank," sagte er, während er sich von einem Sklavein gesüßten Wein reichen ließ. Seine Hände umschlossen das Gefäß vorsichtig, denn er wollte seine Peinlichkeiten in Rom nicht noch zusätzlich vermehren. Immerhin war er ein Tollpatsch. Ein tollpatschiger Römer aus gutem Hause, der einer Mietskaserne lebte. Eigentlich eine Peinlichkeit in sich, seine neue Existenz in Rom. Dennoch gab dieser Mann nicht auf und machte weiter. Nach einem kräftigen Schluck, sprach er: "Ich hoffe, dass ich genug Kraft, Intelligenz und Anstrengung finde, um mich in diesem neuen Abschnitt als imperialer Beamter zu beweisen." Kurz blickte er nach Flaminina und Calena, seine beiden Sternen und lächelte dann beiden zu. Die erste Hürde, der Familienbesuch war gut begonnen.

  • Na, da wollte es eine aber genau wissen. Lucia zog amüsiert die Augenbrauen nach oben und schüttelte grinsend den Kopf. „Also ein nach dem anderen: Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber die letzten Jahre war jemand an der Macht, der die Familie Tiberia nicht so wirklich leiden konnte.“ Reiß dich zusammen Lucia! Sarkasmus hilft jetzt auch nicht weiter! Lächle entschuldigend, ja so ist es gut, und nun freundlich weiter! „Ich war auf Anweisung meines Bruders in unserer Villa Rustica in Misenum und hab das Ende des Bürgerkrieges abgewartet. Es hat länger gedauert als wir befürchteten, aber jetzt ist es ja zum Glück vorbei und wir können ja gemeinsam das ‚neue‘ Rom für uns erkunden!“ Ja, der Vorschlag gefiel Lucia, es würde zwar wahrscheinlich anstrengend werden mit der Decima hier an ihrer Seite aber immernoch tauendmal besser als sich in der Villa zu Tode zu langweilen!


    „Mitgeholfen ist gut.“, gluckste Lucia auf Flamininas nächste Frage. „ Ich habe das alles alleine organisiert.“ Da schwang eindeutig Stolz über diese Tatsache mit! Man konnte es Lucia an ihrer Nasenspitze ablesen, dass sie jetzt nur zu gerne eine professionelle Meinung zu dem Ablauf bisher haben würde.

  • Oh ja, sie wollte es wissen. Und dabei fing sie gerade erst an. Lucia ermunterte sie aber direkt dazu, dass sie sich aus ihrer Schale raus traute, und das funktionierte auch gut, denn Flaminina öffnete sich Lucia gegenüber langsam und stetig.


    "Ah... nein, ich habe wirklich nicht viel davon mitbekommen. Erst, als es auch uns getroffen hat wirklich... ich wurde aus solchen Dingen ziemlich herausgehalten." gab sie offen und ehrlich zu - und gestand sich damit auch selbst den einen oder anderen Fehler ein. Aber wenn Lucia in ihr Gesicht blickte, konnte sie durchaus auch erkennen, dass es ihr nicht egal war. Viel mehr fühlte sie sich daran erinnert, was mit Aulus geschehen war. Eine Entschuldigung war auch nicht nötig - schließlich suchten sie wie es aussah beide nach Gesellschaft.


    Sie nickte, und nahm einen Schluck. Das war ja eigentlich fast schon so, wie es bei ihr war. Sie wurde eben wirklich herausgehalten aus den Problemen. "Wirklich? Das freut mich sehr!" meinte sie überglücklich. Die Langeweile hatte also ein Ende - und zwar für Beide. Es stimmte schon, dass Flaminina schon etwas anstrengend sein konnte - aber Lucia würde dann auch die positiveren Qualitäten kennen lernen. Und diese entschädigten hoffentlich dann für die negativen.


    Und die nächste große Überraschung stand schon ins Haus. "Wirklich? Dann ist das dein Spezialgebiet oder so?" sie sah sich noch einmal um. Es war wirklich sehr liebevoll, aber doch auf das Detail achtend ausgelegt. "Es ist wirklich geradezu perfekt. Und umso mehr freue ich mich darauf, dich etwas besser kennen zu lernen.". Und wieder war die Meinung nicht geschönt, sondern ehrlich, was man ihr auch ansah. Sie war ernsthaft beeindruckt.

  • „Ich müsste ohnehin mal wieder einkaufen gehen, all meine Sachen kommen aus Misenum und ich hätte doch wirklich lieber aktuelle und modische Stoffe hier aus Rom. Außerdem liebe ich es einfach mir Schmuck anzusehen und anzulegen! Die Verkäufer behaupten ja ohnehin bei jedem Teil dass es einem unvergleichlich gut steht und man garantiert nichts Besseres im ganzen römischen Reich finden könnte…“, Lucia verdrehte die Augen. Im Grunde hatte sie nichts gegen Schmeicheleien, aber wenn es um eine ernste Kaufentscheidung und ihr Aussehen ging wollte sie doch lieber die Wahrheit hören! „Ich könnte eine ehrliche Meinung gebrauchen und irgendwas sagt mir, dass ich da bei dir richtig bin.“ Sie lächelte Flaminina zu und wusste selbst nicht so genau, ob sie deren Unverstelltheit nun gut finden sollte oder eher bemitleidenswert.


    „Naja, Spezialgebiet, das hier ist mein erstes großes Essen, es freut mich aber dass es dir so gut gefällt!“ Als perfekt würde Lucia den Abend nun nicht bezeichnen, sie störten so viele Kleinigkeiten, aber ganz gut gelungen war er doch schon! Sie schielte zu den anderen hinüber und versuchte abzupassen, wann es Zeit war für den nächsten Gang.

  • Oh-oh. Das böse Wort mit E war gefallen. Einkaufen. "Wirklich? Das habe ich auch noch vor. Ich habe nicht viel mitnehmen können, und deswegen müsste ich das auch noch erledigen. Dann machen wir das doch gleich gemeinsam!" bot sie an, mit einem kurzen Blick zu Onkel Verus. Ein Blick der eindeutig nur eines heißen konnte: "Du gibst mir doch Geld, richtig?". Was sie auch verschwieg war, dass sie gar nicht so viel zurückgelassen hatte, wie es sich vielleicht anhörte. Aber längst wollte sie sich Lucia dann doch von ihrer Schokoladenseite zeigen. Und diese schmeichelte ihr dann auch noch. "Umso besser! Und so wie es sich für mich anhört, kannst du dich auch sehr gut damit aus! Dann können wir uns gegenseitig helfen. Sehr gerne." meinte sie und erstrahlte regelrecht über das ganze Gesicht. Sie sah es der jungen Decima an. Wenn sie gekonnt hätte, dann wäre sie sofort mit der jungen Tiberia einkaufen gestürmt. Und sie hatte ganz nebenbei auch ihr Kompliment zurückgegeben. Dann war es also fix, man würde gemeinsam einkaufen. Vielleicht konnte ja auch Calena einlenken, bevor dies eine bodenlose Investition werden würde. Flaminina war direkt - das hieß dass sie einerseits aussprach, was sie dachte - aber andererseits eben auch nicht mit Komplimenten geizte, wenn diese angebracht waren. Ob es Lucia nun gefiel oder nicht, die Decima war jedenfalls wirklich sehr angetan von ihr.


    "Wirklich? Dein erstes? Na dann, Glückwunsch. Ich kann nur sagen, dass es mir an nichts fehlt." meinte sie einmal mehr mit einem Lächeln, und nahm den nächsten - und letzten - Bissen für diesen Gang zu sich. Sie war bereit für einen Wechsel.

  • Zufrieden sah Lepidus wie sich die beiden jüngeren Damen unterhielten und sich dabei offenbar sehr gut verstanden. Als er irgendetwas von "Einkaufen" aufschnappte, warf er einen skeptischen Blick auf die Beiden. Die Familie gab zwar schon wieder fleißig Geld aus, gerade um solche Abendessen zu organisieren, aber Lepidus wusste leider nur zu gut, dass sie sich hin und wieder etwas zurücknehmen mussten. Die Landgüter würden erst nach und nach wieder mehr abwerfen, jetzt wo der Krieg vorbei war und auf einem besser bezahlten Posten musste auch Lepidus wohl noch ein wenig warten. Daneben hatte der Tiberier auch noch die ein oder anderen lauthalsen Versprechungen gemacht, die ihn sicherlich auch noch einiges kosten würden. Zurückhaltung war also angebracht, doch die gute Stimmung wollte er durch diese Details keineswegs trüben.


    Auch Lepidus war derweil voll und ganz zufrieden mit dem Gang. Es schien nun bald in die nächste Runde zu gehen. Zeit um ein wenig durchzuschnaufen. Er selbst konnte sich ja genau wie seine Gäste überraschen lassen, was als nächstes kam. Die einzige, die hier wohl alles überblickte, war Lucia und da konnte Lepidus wirklich nur dankbar sein.

  • Alle schienen mit dem Gang einigermaßen fertig zu sein, was Lucia zum Anlass nahm einer der im Schatten wartenden Sklavinnen ein unauffälliges Zeichen zu geben.
    Zu Flaminina gewandt sprach sie ihre eigene Vorfreude nicht ganz verbergen könnend: „Dann ist es abgemacht, ich werde dir einfach in den nächsten Tagen einen Boten schicken, wenn ich Zeit habe und du gibst mir Bescheid ob du dann auch kannst.“ Dieser ‚Mal schauen ob ich einen Termin in meinem Kalender frei hab‘-Trick war schon uralt, aber Lucia tat gerne so als ob sie vielbeschäftigt wäre.
    „Danke, ich hoffe du magst Muscheln? Als nächstes wird es In Milulis(In Weißwein, Kümmel und Schnittlauch gekochte Miesmuscheln) geben, der Koch hat mir versichert diese wären eine seiner Spezialitäten.“ Sie selbst konnte mit Muscheln nicht so recht warm werden, aber sie würde ihnen wohl noch eine Chance geben. Kaum hatte Lucia es ausgesprochen, trugen die Sklaven auch schon den nächsten Gang auf. Geschickt tauschten sie die halb leergegessenen Teller gegen die Neuen aus und verschwanden wieder ohne allzu viel Aufsehen zu erregen.

  • "Ah, ausgezeichnet", dachte sich Lepidus als vor ihnen die Teller ausgetauscht wurden. Auch Lepidus war kein ganz so großer Fan von Muscheln, aber so zwischendurch konnte er sich dergleichen schon einmal gönnen und hin und wieder schmeckten sie ihm dann auch tatsächlich äußerst gut. Nachdem er ein wenig probiert hatte, blickte er zur Seite zu Verus und Calena, die wohl erst einmal untereinander ein wenig plauderten, weshalb er seine Aufmerksamkeit diesmal auf die andere Seite zu seiner Schwester und die von Verus als "wilde Biene" betitelte Nichte richten. "Flaminina, ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit. Mit meiner Schwester an deiner Seite wird es dir heute aber sicherlich an nichts fehlen. Über was unterhaltet ihr euch denn gerade? Ich meine etwas von 'Einkaufen' aufgeschnappt zu haben. Dass ihr mir beide ja nicht die Familienkasse allzu sehr plündert!", sprach er scherzhaft warnend aus und setzte gleich noch eine Frage hinterher, um das Gespräch in der Runde auch möglichst am Laufen zu halten. "Ach, und wie sind denn eigentlich deine ersten Eindrücke von Rom, Flaminia? Du bist sicherlich das erste Mal in deinem Leben in dieser Stadt und ich hoffe doch sehr, dass sie dich mit ihrer Größe und ihren Möglichkeiten nicht allzu sehr erschlägt." Wenn man das erste Mal in dieser riesigen Metropole war, dann konnte einen das sicherlich schon ein wenig überfordern, besonders wenn man noch so jung war und damit nicht aufwachsen konnte.

  • Sim-Off:

    Sorry, dass ich euch so lange warten habe lassen. Viele Dinge sind zusammengekommen - darunter dass auf Antwort warten einfach nicht praktikabel ist, wenn zwei Spieler vom bösen RL verschluckt werden. Wie es aussieht, werden wir die Szene wohl zu dritt weiterführen müssen - leider.


    Nun, jedenfalls machte den beiden jungen Damen offenbar alleine schon der Gedanke an das Einkaufen Spaß - ohne, dass es überhaupt erst stattgefunden hatte. Zurückhalten, ja, das musste sich auch Flaminina. Sie wusste nicht einmal, wie viel Geld sie bekommen würde, aber würde natürlich ihr Bestes tun, möglichst viel zu bekommen! Da rollte gewiss eine "Nettigkeitswelle" auf den lieben Onkel zu - der das aber wohl noch nicht einmal ahnen konnte.


    Jedenfalls war auch Flaminina schon fertig - das merkte man einfach daran, dass sie genug Zeit zum Reden - und planen - hatte. Sie nickte Lucia freudig zu. "Das ist eine gute Idee. Dann kann ich mir bis dahin auch einen guten Zeitpunkt heraussuchen." Viel-beschäftigte junge Damen. Womit eigentlich? Das hatten sie wohl gemein. Da passten sie perfekt zusammen.


    Aber was sollte sie zu den Muscheln sagen? Das war auch nicht ihr Lieblingsmahl. Zu viel Arbeit für zu wenig das dabei herauskam, könnte man sagen. "Nun, wenn es wirklich seine Spezialität ist, kann ich doch nicht nein sagen, oder?" Fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. War das jetzt diplomatisch genug? Das war echt nicht ihre Stärke - aber sie gönnte Lucia einfach den Spaß und die Ehre, die sie empfand indem sie dieses Essen ausrichtete.


    Und dann schloss sich auch Lepidus dem Gespräch an. Sie musste diesmal aber gar nicht das nette Gesicht aufsetzen. Denn längst genoss sie dieses Essen - und alles drumherum. Also war die gute Stimmung nicht gespielt, sondern mittlerweile auch echt. "Ich könnte gar nicht zufriedener sein, und kann da nur zustimmen. Ich bin wunschlos glücklich!" gratulierte sie Lucia - die Muscheln schmeckten zwar wirklich gut, aber ihr Leibgericht würden sie auch nach diesem Tag nicht werden. Sie nickte leicht. "Ja, einkaufen. Ich brauche noch ein paar Dinge, und wir werden das gemeinsam erledigen." meinte sie und sah kurz zu Lucia, mit einer Art - schwesterlichem Blick. Da brodelte etwas, ganz bestimmt.


    Sie wandte ihren Kopf aber gleich wieder zu Lepidus zurück. "Rom? Es ist..." sie atmete durch. "Es ist riesengroß. Immer noch weiß ich nicht genau, welche Straße wohin führt, und was man wo bekommt. Und ich habe das Gefühl, dass ich nie im Leben alles dieser Stadt sehen werde!" meinte sie und beendete den Satz mit einem Lachen. Der letzte Beweis dafür, dass es ihr wirklich an nichts fehlte, und sie letztendlich angekommen war.

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