CSC| Lucius Sergius Agrippa

  • Ich wohnte jetzt schon ein paar Tage in der Casa Sergia und indem ich mich immer schon ganz früh aus dem Haus schlich und erst spät von meinen Erkundungstouren durch diese große Metropole wieder zurück war, war ich meinem neuen Vormund bislang offenbar ganz gut aus dem Weg gegangen. Ich hatte mich sogar zwei Straßen weiter schon mit einer Annaea Lusca, die ich fälschlicherweise erst für eine Verwandte gehalten hatte, angefreundet. Jetzt war ich eben nicht mit ihr verwandt, aber dafür befreundet. Ich hatte meine erste Freundin in Rom gefunden! Und morgen nachmittag wollte sie mich ihren anderen Freundinnen vorstellen, worauf ich mich schon mächtig freute. Wenn die anderen auch nur so halb elegant daher kommen würden, dann wäre ich ruckzuck die Hauptperson der Gruppe und würde immer sagen, wo es lang ging, wo wir feierten und so.
    Aber ich wusste leider nur zu gut, dass das nicht ewig so weitergehen könnte. Und so entschloss ich mich, als ich am heutigen Abend mal wieder erst nach Sonnenuntergang nach Hause geschlichen war, dass es an der Zeit wäre mit meinem Onkel Manius ein Gespräch von Mündel zu Tutor zu führen, wobei ich missmutig damit rechnete, dass es wohl eher ein Monolog von Vormund zu ungezogener Nichte werden würde. So ging ich dann zu dem Zimmer, in dem nach Aussage eines Haussklaven ein Sergier wohnen sollte. Unter dem Türspalt sah ich noch das leichte Flackern einer Öllampe und lauschte anschließend mit angehaltenem Atem an der Tür. Es schien auch noch tatsächlich jemand in dem Zimmer zu Gange zu sein. Jetzt oder nie! Ich nahm allen Mut zusammen, wie ich es schon immer getan hatte, wenn ich von meinem Vater Caius eine Standpauke erwartete, und klopfte ganz sachte an die Tür. (Vielleicht überhörte mich mein Onkel auf diese Weise ja einfach.) "Onkel Manius, bist du noch wach?", folgt eine kleine Frage mit gedämpfter Stimme. Ich wollte natürlich einfach nur das restliche Haus zu so später Stunde nicht aufwecken, sonst wäre ich bestimmt lauter gewesen. Sicher, ganz bestimmt. Naja, vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich nicht.

  • Agrippa war rechtschaffend mühe nach all den vielen Eindrücken die in Rom auf ihn eingeprasselt waren. So machte er sich Bettfertig und nahm noch ein Buch über militärische Grundlagen zu sich. Er wurde immer müder und schon wollten ihm die Augen zufallen, da wurde er von einem leisen Klopfgeräusch an der Tür erschreckt. Wer wollte um die Zeit denn noch was von ihm. So gab er seiner Stimme eine männliche Note und rief laut: Herein wenns denn sein muss!

  • Oje, wenn sich das mal nicht nach schlechter Laune anhörte. Aber konnte ich jetzt noch kneifen? Vielleicht schlich ich mich einfach davon und tat so, als wäre das der Wind gewesen? Ja, oder irgendwelche Geisterwesen. Wenn mein Onkel nur göttergläubig genug wäre, würde er das bestimmt nicht für zu abwegig halten. Ich schüttelte stumm den Kopf. Nein, ich hatte diesen Schritt bereits geschafft, jetzt musste ich auch den nächsten nehmen!
    Vorsichtig öffnete ich also die Tür und begann einer spontanen Eingebung folgend erstmal einfach nur zu reden. Solange mein Vormund nicht zu Wort käme, dachte ich mir, könnte er mir auch keine Standpauke geben. Und nachdem er gehört hätte, wie furchtbar Leid mir das alles tat, wäre seine Standpauke vielleicht auch nicht mehr ganz so schlimm. "Onkel Manius? Ich bin es, deine Nichte Sergia Fausta, Tochter deines Bruders Caius Curio. Vor ungefähr zwei Wochen habe ich dir, meinem Vormund nach dem Tod meines Vaters, aus Ostia geschrieben, dass ich vor etwa einer Woche hier ankommen wollte. Und ja, angekommen bin ich ganz pünktlich, wirklich. Aber ich habe mich immer ganz früh aus dem Haus geschlichen und bin erst spät wieder zurück gekommen, weil ich unbedingt diese für mich total neue Stadt kennenlernen wollte. Nein, musste. Ich musste diese Stadt einfach so schnell wie möglich kennenlernen, um Anschluss zu finden und um nicht von den anderen Frauen der Stadt ausgelacht zu werden und um.... um.... um mein geliebtes Alexandria zu vergessen. Ich meine, nicht zu vergessen, aber um mich hier, hier bei dir, ähnlich gut aufgehoben zu fühlen, wie bei meinem Vater in Alexandria. Genau.", trug ich mit mitleidiger Miene vor und hoffte, dass das wirkte. "Bist du mit sehr böse? Es tut mir so Leid, dass ich dich nicht schon früher aufgesucht habe!", beteuerte ich und blinzelte ihn ganz traurig aus mit meinen rehbraunen Augen an. Dann senkte ich schuldbewusst den Kopf und schaute zu Boden, während ich von mir selbst ganz begeistert war. Wenn dieser Auftritt ihn jetzt nicht milde stimmte, dann wusste ich auch nicht. Sobald mein Onkel zu sprechen ansetzen würde, würde ich noch ganz gekonnt etwas herzerweichend schluchzen und mir notfalls mit meiner Erinnerung an den Tod meines Vaters ein paar Tränen abringen. Ja, das war der Plan.

  • Agrippa war sehr verwirrt über die fremde Person vor ihm. Und einen Circus führte diese Person auf. Sie erinnerte ihn an Lucia die erste Freundin seines älteren Bruders. Das war auch so eine Schauspielerin gewesen und versuchte allen Männern den Kopf zu verdrehen, man hatte mit ihr nur Ärger.
    Entschuldige bitte aber in bin nicht dieser Manius. Meine Name ist Lucius Sergius Agrippa und ich bin erst seit kurzer Zeit hier in Rom. Ganz nebenbei brauchst du bei mir keine schauspielerische Leistung abrufen. Zumindestens darf ich dir aber zu deiner Leistung gratulieren, denn wenn ich dieser Manius gewesen wäre hättest du mich schon rumgekriegt. Auf jeden Fall war diese Person sehr hübsch und hatte es faustdick hinter den Ohren. Mal sehen was noch alles kommen würde und was sie noch alles auf Lager hatte. So kam ein leichtes Grinsen über Agrippas Gesicht und seine grünen Augen blitzten vor Vergnügen.

  • Er war nicht Manius? Ich blickte ihn etwas ungläubig an. Welchem Trottel war ich denn hier schon wieder in meinem großen Vertrauen in das Personal auf den Leim gegangen?? Lucius Agrippa von den Sergiern, das sagte mir auf Anhieb.... nicht die Bohne. Als der Kerl mich dann aber auch gleich als Schauspielerin beschimpfte, wusste ich, dass das bestimmt auch nicht ohne Grund der Fall war! Ich war die Enkelin eines Ritters und Urenkelin eines Auguren. Niemals, nie würde ich mich je als Schauspielerin verdingen! Pah! Meine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und die Ungläubigkeit in ihnen wich der Wut. Niemand beschimpfte mich, Sergia Fausta, ungestraft einfach so! "Jetzt hör mir gut mal zu, du angeblicher Lucius Agrippa von den Sergiern, ja? Ich bin Sergia Fausta, Tochter des Magister Scriniorum Caius Sergius Curio, Enkelin des Ritters Marcus Sergius Stephanus, Urenkelin einer ehrenwerten Cornelia und ebenso des Auguren Tiberius Annaeus Sophus und auf diesem Wege höchst geliebte Nichte des Praefectus Aegypti Decimus Annaeus Varus und des großen Senators und Feldherren Kaeso Annaeus Modestus!", stellte ich mich aber in XXL-Format vor und ging ganz langsam, während ich in meinem giftigstens Tonfall sprach, immer näher und näher auf diesen Agrippa zu.
    Dann überlegte ich, was ich mit dem großen Typ machen sollte (ja, von so nahem konnte ich ihm nichtmal richtig in die Augen blicken, so groß war der). Also schubste ich dieses Objekt, das es hoffentlich nicht wagen würde sich gegen mich zu wehren, mit ganzer Kraft auf sein Bett, sodass ich nun wirklich wörtlich von oben auf ihn herab reden konnte. "Du solltest dir wirklich ganz genau und besser einmal zu viel als einmal zu wenig überlegen, mit wem du dich hier anlegst, bevor du mit Beleidigungen um dich wirfst! Ich habe in Alexandria nicht nur ein garstiges Biest gesellschaftsunfähig gemacht und glaube mir, ich habe nichts von all dem verlernt, sondern habe mir im Gegenteil noch einiges mehr angeeignet, um jedem zu schaden, der mir glaubt schaden zu können!", drohte ich mit erhobenem Zeigefinger und absolut nichts mehr erinnerte noch daran, dass ich vor einem Augenblick noch das arme, mitleidige, junge Mädchen gespielt hatte. Boah, war ich wütend auf diesen Kerl! Nicht nur, dass er mich einfach so beleidigt hatte, nein. Dazu kam ja auch noch, dass ich mit meinem Onkel Manius hinter dieser Tür gerechnet hatte und fest darauf eingestellt und vorbereitet war. "Haben wir uns verstanden??", fragte ich bissig und entschied spontan, dass ich das tatsächlich sein würde, falls der Typ mir jetzt eine Retourkutsche geben wollen würde. Und danach würde ich direkt zu Onkel Manius (diesmal aber wirklich ihm) laufen und mich bei ihm töchterlich ausheulen und diesen Wicht hier dann hochkant aus der Casa werfen lassen! Einen Tritt in den Allerwertesten würde er zum Abschied von mir bekommen, falls es soweit käme. Das stand ja mal fest!

  • Agrippa brach in schallendes Gelächter aus ob der dargebotenen Präsentation dieser wilden Hummel. Fausta du bist wundervoll ich liebe dich schon jetzt. Du bist wirklich toll und hast es faustdick hinter den Ohren. Einfach nur herrlich. Agrippa liefen die Tränen herunter.
    Fausta lass uns Freundschaft schließen, wir beide wollen hoch hinaus und wissen auf was es ankommt. Und damit du siehst das ich es gut meine mit dir lade ich dich zu einem Tag ein an dem wir gemeinsam durch Rom bummeln können. Dann können wir uns auch mal intensiver mit unseren Problemen beschäftigen. So und jetzt setzt dich zu mir her und wir trinken einen schönen süßen Wein den ich von meinem Vater mitbekommen habe. Dann kannst du mir ein bißchen über dich erzählen und ich schildere dir meine Probleme. Agrippas grüne Augen blitzen vor Vergnügen auf und strahlten Fausta mit einem aufforderndem Lächeln an.

  • Und was bitte sollte das jetzt werden, wenn es fertig war?? Erst war dieser Agrippa (ich hatte ja einen Hang dazu Leute, die sich mir mit Praenomen vorstellten auch bei diesem zu nennen - aber DEN sicher nicht!) nicht mein Onkel Manius, dann beleidigte er mich und beschimpfte mich als Schauspielerin und jetzt lachte er mich auch noch aus??? "Ach, beleidigst du jeden, den du angeblich ach so liebst und lachst ihn aus, oder was??", fuhr ich ihm grantig in seine Rede. Jede Blindschleiche hatte sehen können, dass ich stinksauer war! Nur dieser.... dieser.... gefühlskalte Egoist, denn das war wohl ungefähr das Gegenteil von einem Epathen, der sich ganz prima in die Gefühlslage anderer Menschen hineinversetzen konnte, hatte es offenbar nicht auf seinen Schirm gekriegt!
    Ohne eine Antwort von dem Kerl, über den ich mich gerade maßlos ärgerte, abzuwarten winkte ich ab. "Deine Freundschaft kannst du echt stecken lassen. Auf soeinen Freund kann ich getrost verzichten!", erklärte ich äußerst eingeschnappt und verließ anschließend auf direktem Wege mit auf Durchzug gestellten Ohren das Zimmer dieses Typen. Erst draußen fiel mir im Nachklang seiner Worte dann auf, dass er sogar noch gemeiner zu mir gewesen war! Er hatte mich versucht mit süßem Wein und einem Einkaufsbummel zu kaufen, damit er mich wahrscheinlich noch mehr beleidigen und noch mehr auslachen konnte. Ganz sicher: Heute war ich jetzt viel zu geladen, um noch zu meinem Onkel Manius zu gehen. Aber wenn dieser Agrippa sich nicht bald einfallsreich irgendwie bei mir entschuldigen würde, dann hatte ich ganz bestimmt kein Problem damit meinen Tuti Messi (diesen liebevollen Spitznamen hatte ich mir für meinen Onkel Manius schonmal ausgedacht) um den Rauswurf dieses Agrippa zu bitten! Wer wüsste, vielleicht verdrehte ich noch ein paar Worte und behauptete, dass dieser Kerl mich hatte lieben wollen? Das war bei meinem Aussehen ja absolut nicht undenkbar und würde den Hausherrn garantiert zum Handeln ermutigen....

  • Diese Fausta war der Hammer. Eine Show zog die ab mit allen Registern die machbar waren. Agripps schmunzelte vor Begeisterung vor sich hin. Die war 100 mal besser als Lucia die Ex von meinem Bruder. Nun legte er sich aber erst mal nieder um sich für einen neuen Tag auszuruhen. Dabei überlegte er sich schon etwas für Fausta. Mal sehen wie sie darauf reagieren würde.

  • Am anderen Morgen erwachte Agrippa ausgeruht und sprang voller Lebenslust erst einmal aus dem Bett. Ein bißchen Morgengymnastik war immer gut und Agrippa betrachtete voller Freude seinen gut ausgebildeten Körper. So versaß er seine Morgentoilette und war kurze Zeit später schon auf dem Weg in das Gewusel und Getümmel der Stadt Rom. Sorgsam suchte er einen laden in dem er Ketten und der gleichen finden konnte. So betrat er ein Geschäft das ihm gut genug erschien und suchte unter zahllosen Schmuckteilen nach etwas passendem für seine Idee. So fand er eine sehr teuere herrlich gearbeitete Goldkette die er durch gutes Handeln zu einem doch brauchbaren Preis kaufen konnte. Dannach begab er sich wieder Richtung Casa und betrat diese mit einem Lächeln.

  • Agrippa war geladen ohne Ende. Dieses selten dämmliche Weib von Fausta. Auf der einen Seite immer Nase oben und groß angeben, auf der anderen Seite wenn es darauf ankam eine Hosenschießerin ohne Ende. Am liebsten würde er Fausta erwürgen. was immer er bis jetzt unternommen hatte um ein freundschaftliches Verhältnis mit ihr zu erlangen, immer war sie zickig oder rechthaberisch. So jetzt hatte er auch genug und nahm sich vor diese Person nicht mehr zu beachten. Er wollte zukünftig wie ein Wand sein und ihr auch nicht mehr antworten.

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    Es war kurz nach Sonnenuntergang des Tages, an dem dieser Sergius Agrippa und ich eine unheilvolle Begegnung auf dem Kleidermarkt hatten, als meine Leibsklavin Callisto an die Tür des Cubiculums jenes Agrippas trat und anklopfte. "Herr? Dominus Sergius Agrippa?" Es folgte eine kurze Pause, in der meine Sklavin horchte, ob sich im Innern des Raumes etwas tat. Dass Agrippa im Hause war, war sicher. Callisto hatte extra solange gewartet, bis ihr der Türwächter der Casa ebendies bestätigt hatte. "Meine Herrin Sergia Fausta möchte sich bei dir entschuldigen und.... Darf ich eintreten?" Mit einem rechteckigen Holztablett, auf dem eine kleine Tonvase mit irgendeiner gepflückten, gelben Wiesenblume und ein Glasschälchen mit in süßen Honig eingelegten Apfelstücken standen, wartete Callisto auf die Entscheidung des Sergiers. Dabei überlegte diese dumme Pute natürlich ernsthaft, ob es auffiele, wenn sie selbst sich ebenfalls etwas von der kleinen Leckerei gönnte. Noch waren jedoch ihr Wille stark und ihre Angst vor mir groß genug, um sie erfolgreich davon abzuhalten. In ihrer Hand, die von unten das Tablett stütze, hielt sie außerdem noch eine kleine schriftliche Nachricht von mir, von der man aber erst sehen könnte, dass sie diese dabei hatte, wenn sie das Tablett abstellte.

  • Agrippa war gerade am Pläne schmieden da störte ihn ein Geräusch an der Tür und er hörte wie die Leibsklavin von Fausta irgend etwas davon brummelte das sich Fausta bei ihm entschuldigen wolle. Ha das glaube wer will aber ich nicht dachte sich Agrippa. Da steckte doch irgend eine Schweinerei dahinter, so wie Fausta am Markt abgedampft war. Nun gut Agrippa war vorgewarnt und öffente Callisto die Tür. Er wollte gegenüber der Sklavin nicht unhöflich sein, denn sie führte ja nur das aus was Fausta ihr auftrug. Außerdem war diese Calliso ein bildhübsches Ding und vom Wesen bestimmt nicht so zickig wie dieses Miststück von Fausta. Warten wir mal ab was jetzt für eine Circusnummer abgezogen wird. Aber zum Circus gehören immer zwei.

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    "Sei gegrüßt, Herr.", senkte meine Leibsklavin Callisto ein wenig ihren Kopf, nachdem ihr geöffnet wurde. "Meine Herrin Sergia Fausta möchte sich für ihre Attacke auf dem Kleidermarkt entschuldigen und hofft, dass sowohl du.... als auch die Goldkette keinen größeren Schaden von eurer Begegnung genommen habt. Um zu zeigen wie Leid es ihr tut, hat sie mich später extra damit beauftragt diese aus dem Osten importierten in Honig eingelegten Apfelstücken zu besorgen.", deutete meine Sklavin etwas unbeholfen mit ihrem Kopf auf das Tablett. "Darf ich das hier vielleicht irgendwo abstellen oder dir in die Hände geben?"
    Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Und könntest du später vielleicht mich rufen lassen, um die Reste wieder in die Küche zu bringen?" Einen Versuch war diese Frage, die Callisto mir schon aus Furcht niemals gestellt hätte, für sie scheinbar wert hier gestellt zu werden. Als diejenige, die diese Leckerei gekauft hatte, wusste meine Leibsklavin nämlich, dass diese süße Versuchung auch ihren Preis gehabt hatte. Und weil dieses dumme Ding auch sonst gerne leckerte, hoffte sie nun darauf, dass hier am Ende auch für sie noch etwas bei abfallen würde.


    "Außerdem habe ich noch eine kurze schriftliche Nachricht von meiner Herrin für dich, wo sie dir ihre Reaktion erklärt.", sprach meine Sklavin weiter und guckte dabei immer wieder sehnsüchtig auf die Süßspeise. Dann überlegte sie sich, dass dem Sergier ja vielleicht meine Worte auf den Magen schlagen würden und sie dann mehr von dem Süßkram für sich hätte. Sie spielte mit dem Gedanken ihm einfach vorzuschlagen, dass er ja zu essen beginnen könnte, während sie vorlas. Denn Callisto konnte Gift darauf nehmen, dass ich sauer sein würde, wenn sie ihm alles restlos wegfressen würde! Ich trug ja auch nicht den Schmuck, den meine Tanten geschenkt bekommen hatten! (Auch wenn das eher daran lag, dass ich ganz andere Vorstellungen von Mode hatte, als sie.) "Ich kann sie dir gerne vorlesen, wenn du wünschst, denn die Handschrift meiner Herrin...." Weiter sprach Callisto nicht, denn wenn ich das jemals zu Ohren bekäme, dann würde sie sich aber einmal mehr gewaltig eine fangen - und bestimmt nicht nur das!

  • Agrippa nahm Callisto den Teller ab, setzte sich und zeigte auf den Platz neben sich. Nimm doch Platz Callisto und bediene dich an den Köstlichkeiten. Sie sind sicherlich lecker und dürften dir schmecken. Du kannst mir nachher die NAchricht vorlesen, wenn du dich gesättigt hast. Agrippa strahlte die Sklavin mit einem unwiederstehlichen Lächeln und dem Strahlen seiner grünen Augen an. Sie glühten unwiederstehlich Callisto an.

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    Nachdem der Sergier meiner Leibsklavin Callisto den Teller, der eigentlich ein Glasschälchen war (wie hätte ich auch erwarten können, dass diesem Etwas der Unterschied klar wäre??), abgenommen hatte, stand sie noch immer mit dem rechteckigen Holztablett da, auf dem neben der gelben Blume in einer Tonvase natürlich auch noch ein kleiner Silberlöffel lag. Dann setzte sie sich, wie ihr aufgetragen wurde, und schaute anschließend ziemlich dämlich drein, als sie sich am Rest - wahrscheinlich also der gelben Blume in der Vase - bedienen sollte. Bei dem Satz dann, dass ihr die Blume sicherlich schmecken würde und köstlich wäre, begriff sie schließlich, dass ihr Vorschlag eiskalt abgeschmettert worden war und der Sergier die ganzen Leckereien offenbar für sich alleine haben wollte!
    Halb traurig und halb beleidigt (ich hasste es selber, dass dieses dumme Ding immer gleich so emotional reagierte und keinen Funken Würde in sich trug!) stand sie dann wieder auf, stellte das Tablett mit Vase, Blume und Löffel auf dem Platz, auf dem sie noch eben gesessen hatte, ab und verließ dann fluchtartig mit Tränen in den Augen den Raum. Dabei dachte sie weder an die Zimmertür, die sperrangelweit offen blieb, noch an meine Wachstafel, die in der Hektik und Eile irgendwo zwischen dem Sergier und der Tür des Cubiculums zu Boden fiel. Der neugierige Leser würde mit gar nicht so viel Mühe, wie Callisto angedeutet hatte, meine Handschrift wie folgt entziffern können:

    Fausta Agrippae s.d.


    Ich hoffe, du verzeihst mir meinen absolut unstandesgemäßen Auftritt vorhin auf dem Markt. Lange schon hat mich niemand mehr in einer solch unerwahrteten Art und Weise erschreckt und mir in diesem Augenblick damit eine riesige Angst eingejagt. Aus ganzem Herzen hoffe ich, dass du dich von meinem Schlag schnell erholt hast und dass ich die goldene Kette, die du mir schenken wolltest, nicht ganz zerstört habe. Deinen Schaden will ich dir, denn ich habe eine gut bezahlte Anstellung gefunden, natürlich beizeiten ersetzen. Bitte betrachte diesen kleinen Brief und die köstlichen, importierten Honigapfelstückchen als ersten Teil meiner Entschuldigung und Wiedergutmachung und lass uns am besten unsere bisherigen Begegnungen vergessen und noch einmal ganz von vorne miteinander beginnen:
    Mein Name ist Sergia Fausta, Tochter des Caius Sergius Curio, Enkelin des Ritters Marcus Sergius Stephanus, Urenkelin des Auguren Tiberius Annaeus Sophus und Ururenkelin des Gaius Cornelius Cinna Magnus, benannt nach dessen Tochter Cornelia Fausta, meiner Urgroßmutter.


    Fausta


    Ob Sergius Agrippa meine Entschuldigung wohl annahm? - Ich war gespannt....

  • Was war den jetzt wieder los? War die Sklavin nicht ganz richtig im Kopf? warum rannte sie weinend davon? Oh ihr Götter selbst die Sklavin von Fausta hatte einen absoluten Knall wie ihre Herrin. Eine bescheuerter als die andere. Agrippa schüttelte nur noch den Kopf. Dann sah er am Boden eine Wachstafel mit einer Nachricht von Fausta. Er las sie in aller Ruhe durch und schüttelte noch mehr den Kopf. Was sollte das denn schon wieder werden. So wie Agrippa Fausta kennengelernt hatte glaubte er alles aber nicht das sie sich wirklich entschuldigen wollte. Da steckte bestimmt etwas anderes dahinter. Lieber würde Agrippa einer Viper in einem Korb vertrauen als Fausta.


    Ein heiliger Zorn überkam ihn und ohne das er viel nachdachte nahm er die ganzen Sachen und schmieß diese auf den Flur der Casa. Die Wachstafel vernichtete er wohlweislich. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Und sowas gehörte der Gens Sergia an. Enkelin von Rittern und Urrittern und Auaguren und sonstigem. Wenn diese Fausta auch nur den Hauch eines Verstandes besitzen sollte, dann müsste sie eigentlich erkennen das es um die Gens Sergia nicht gut bestellt war und alle Zusammenhalten sollten um den Untergang einer weiteren alten Familie zu verhindern.


    Agrippa bedauerte es jemals versucht zu haben mit Fausta Frieden zu schließen. Nein er hätte wirklich nichts dagegen gehabt, wenn Fausta eine Schlange gewesen wäre und ihr Gift zum Wohle der Familie eingesetzt hätte. Da hätte er sie sicherlich unterstützt, aber gegen die eigene Familie ihre Spielchen durchzusetzen. Agrippa hatte eine vielleicht sehr altmodische Art, aber über die Gens Sergia ließ er nichts kommen.

  • Den Radau, den das in den Flur geworfene Holztablett mit der zerspringenden Tonvase und dem nun zerstörten Glasschälchen (dabei war Glas teuer!) zwangsläufig verursachte, bekam ich natürlich mit und schlich mich sofort in den entsprechenden Trakt des Hauses, wo ich aus sicherer Entfernung die Lage beobachtete. Das schöne in pontischem Honig eingelegte Obst! Offenbar hatte dieser Agrippa leider nichts davon gegessen. Aber den würde ich auch so noch kriegen - und jetzt spielte er mir mit dieser blödsinnigen Aktion ja auch erneut in die Karten! Denn ich hatte mit meiner dämlichen Leibsklavin, die genauso wenig wie alle anderen Bediensteten des Hauses wusste, dass der Honig einem Menschen nicht sonderlich gut bekam, eine Zeugin dafür, dass ich mich auszusöhnen versucht hatte. Und garantiert war Callisto nicht die einzige Sklavin, die meinen Versöhnungsversuch registriert hatte!
    Ja, denn dumm war ich nicht! Ich besaß Verstand - und bildete mir jetzt sogar ein, dass ich davon sogar deutlich mehr besaß, als dieses lächerliche Soldatensöhnchen, wie ich von Callisto, die es wiederum von einem Küchensklaven erfahren hatte, wusste. Hätte ich allerdings geaht, dass diesem Kerlchen nichtmal ein Augur (kein Aua-gur, denn das hatte nichts mit Schmerzen zu tun) ein Begriff war und er irgendwelche seltsamen Phantasien von "Urrittern" (was auch immer das sein sollte) hatte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich für einen Vormundschaftsfall aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit gehalten. Und ICH musste mir nach dieser äußerlichen Versöhnungsaktion (denn es wusste ja niemand außer mir in diesem Haus, dass der Honig Vergiftungserscheinungen hervorrief!) bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass MIR die Interessen der Gens Sergia nicht am Herzen lägen! Nein, das würde ich IHM von nun an stets vorhalten können!! (Auch wenn dieses Soldatensöhnchen, mal ganz nebenbei erwähnt, nicht zu meiner Familie, sondern nur zu meiner Gens gehörte, was zum Glück ein gewaltiger Unterschied war.)


    Ich ließ also sofort möglichst viele Haussklaven zur Beseitigung dieser Geschossaktion antanzen und erklärte gespielt empört (und ich konnte sehr überzeugend empört sein, wie mancheiner vielleicht schon mitbekommen hatte) jedem einzelnen: "Ja, schau dir das an! Ich habe hier aufwendig versucht vergangene Streitigkeiten zu begraben und mit einem Geschenk einen Schritt auf diesen Sergius zuzugehen - und was macht er??" Dabei deutete ich dann bei jedem dieser Kurzgespräche, die eigentlich eher Monologe waren, da keiner der Sklaven mir antwortete, auf die herumliegenden Scherben und den mit klebrigem Honig eingesauten Boden. "Dieser Sergius Agrippa lehnt nicht nur meine großzügige, nach allem, was er mir angetan hat, Geste ab, sondern zerstört auch noch mutwillig Eigentum des Hausherrn und sorgt für Randale! Und sowas lebt hier in der Casa Sergia!" Bei meinen Ausführungen ignorierte ich gekonnt, dass mich dieser Agrippa, der sich schließlich in wortwörtlicher Wurfweite befand, vermutlich jedes einzelne Wort aus meinen Mund hören konnte. Denn ich hatte schließlich (wie sollte es auch anders sein!) absolut Recht! Niemand hier konnte mir beweisen, dass das süße Geschenk eine gemeine Intrige war, weil der Honig ja von niemandem gegessen worden war und jetzt (so mit Glassplittern versetzt) auch direkt in den Müll wandern würde!


    Ganz ehrlich konnte ich es kaum noch erwarten bis mein Onkel Manius von seiner Geschäftsreise zurück wäre (das hatte ich heute am Spätnachmittag vom Hausverwalter aufgeschnappt). Denn was hatte sich dieses Soldatensöhnchen gegenüber mir schon alles geleistet? Er hatte mich grundlos als ehrlose Schauspielerin (denn ehrlos waren alle Schauspieler!) beleidigt, hatte mich ausgelacht, hatte mich öffentlich angegriffen und versucht meine Ehre zu beschmutzen (von wegen ICH wäre hier von Sinnen!), sodass ich mich zur Verteidigung meiner Ehre sogar dazu gezwungen sah, mich aktiv dagegen zu wehren! Jetzt hatte ich mich für diese berechtigte Gegenwehr zu entschuldigen versucht (dass das nur eine linke Nummer war, konnte mir schließlich niemand hier beweisen!) und er beleidigte meine Sklavin - mein Eigentum -, zerstörte mutwillig Eigentum des Hausherren und schlug mir jedwede Versöhnung, die nur im Interesse der Gens Sergia gewesen wäre, ab!
    Ganz ehrlich? Bei dieser ellenlangen Aufzählung, die dieses Soldatensöhnchen (an dieser Begrifflichkeit hatte ich wirklich meinen Spaß gefunden) sicher kaum glaubhaft abstreiten oder gar entkräften könnte, bekam ich glatt ganz viele Glücksgefühle! Denn dieser nervtötende Sergius Agrippa war damit so gut wie der Casa verwiesen!! Sollte der doch zu seinem Alten zurückkehren oder besser noch auf der Reise dorthin ganz tragisch.... in einer Schlammpfütze ertrinken!

  • Agrippa hörte natürlich alles was diese Giftnatter von Fausta auf dem Gang herumerzählte. Warum machte sie so einen Tara aus dieser ganzen Geschichte. Irgendwie fühlte er sich unwohl, wenn er an die Leckereien und diesen ganzen anderen Mist dachte. So wie er sie mittlerweile einschätzte könnte auch gut Gift in den Früchten gewesen sein. Dieses elende Miststück. Hoffentlich kam das Weib bald unter die Haube oder ersoff im Tiber. Vieleicht brauchte er sich aber auch bald keine Sorgen mehr machen, wenn sich seine Pläne erfüllen würden. Verdammte Fausta, die Pest an den Hals.

  • Während die Scherben und die verschmähten Leckereien vor dem Zimmer des Soldatensöhnchens beseitigt wurden, ging mir so langsam aber sicher auf, dass es besser wahrscheinlich kaum für mich hätte laufen können! Denn wäre mein Plan wirklich aufgegangen und dieser Sergius Agrippa hätten einen Tag mal schön seine ganze negative Energie ausgekotzt, wäre es am Ende vielleicht wirklich noch auf mich zurückgefallen. So nun aber konnte ich völlig problemlos behaupten nichts, aber auch gar nichts getan zu haben, um eine solche Reaktion hervorzurufen. Im Gegenteil war ich hier sogar das Opfer - von Beginn an!
    Denn was warf mir mein weit, weit entfernter Onkel eigentlich vor? Welchen Grund hatte er um sauer auf mich zu sein?? Dass ich mich nicht von ihm beleidigen ließ? Dass ich mich nicht einfach so auslachen ließ? Dass ich mich nicht von ihm kaufen ließ? Dass ich mich nicht öffentlich demütigen und als von Sinnen beschimpfen ließ? Dass ich dann auch mal irgendwann die Schnauze gestrichen voll hatte und ihm sein Geschenk um die Ohren geworfen hatte? Und nun vielleicht auch noch, dass ich mich offensichtlich trotz all dieser Verfehlung, all seiner Verfehlungen, bei ihm für meine eine Überreaktion (falls das überhaupt eine Überreaktion war!) entschuldigen wollte? Das war doch verrückt! Moment, ich korrigiere: Der war doch verrückt!


    Nachdem im Flur alle Spuren dieses offensichtlichen Anfalls von Tobsucht dieses Soldatensöhnchens entfernt waren und das Obst in pontischem Honig auf nimmer Wiedersehen im Müll verschwunden war, rückte ich mich wieder ab von diesem Ort und sehnte den Tag herbei, an dem mein Onkel Manius wiederkommen würde! (Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich das hier gerade wirklich dachte.) Dass die Mitglieder der Gens Sergia zusammenhalten müssten und ausgerechnet dieser Sergius Agrippa jede Möglichkeit nutzte, um mir das Leben zum Tartaros zu machen und damit innerhalb der Gens Streit anzuzetteln, das beschloss ich zur ersten Aussage zu machen, die ich gegenüber Onkel Manius über diesen Agrippa sagen würde. Dann käme die hübsche und nichtmal gelogene Opfergeschichte und es hieße für den armen, armen Agrippa "Au revoir!", wie man in einer der vielen Sprachen, die in Alexandria gesprochen wurden, gerne mal sagte.
    So schloss sich leise die Tür zu meinem Cubiculum, wo ich mich mit der besten Laune seit Tagen noch ein bisschen ans Fenster setzte, in die Nacht hinausblickte und an den Abend meiner Willkommensfeier in Ostia zurückdachte, bevor ich mich schlafen legte.

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