[Tablinum] Ein Neusenator zu Besuch

  • "Da die Dokumentation letztlich eigentlich einfach nur das detailliert dokumentieren sollte, was der jeweilige Magistrat während seiner Amtszeit tut, sollte es kaum ins Gewicht fallen.. wenn man denn etwas tut, sollte eine derartige Dokumentation schon im ureigentlichen Arbeitsprozess eine Art nützliches Nebenprodukt sein.", schloss Vala seine eigene Einschätzung des Projekts an, was für ihn selbst nahezu Lapalie schien... ihm aber vor Jahren das Leben definitiv einfacher gemacht hätte.

  • "Nun, dann bleibt zu hoffen, dass das die Kollegen im Senat genauso sehen", antwortete Macer lächelnd. Immerhin brachte es ziemlich wenig, wenn sie sich hier im gemütlichen Tablinum einig waren, denn entschieden wurde nun einmal in der Curia. Selbst unter Vescularius Salinator wäre es bei einem solchen Thema wohl unwahrscheinlich gewesen, dass es als einsame Entscheidung in einem Büro abgehandelt wurde, ohne den Senat zu involvieren. "Hast du schon mit anderen Senatoren, insbesondere natürlich mit amtierenden oder designierten Magistraten, darüber gesprochen, was diese von der Idee halten?"

  • "Auch wenn ich die Bedeutung deiner Unterstützung in dieser Sache nicht herunterspielen möchte, Consular Purgitius: nein, du bist nicht der einzige Senator dem ich dies Anliegen darlege.", schmunzelte Vala verschmitzt, "Auch wenn das Stimmungsbild bisher recht... ambivalent... ausgefallen ist. Demzufolge wird jede Stimme zählen, die ich für dies Anliegen gewinnen kann. Oder für mein zweites, weshalb ich hergekommen bin, und welches ich gewissermaßen als Krönung meines Aedilats betrachte... so es mir gelingt."

  • Macer schätzt selber die Bedeutung seiner Unterstützung ziemlich gering ein, war er doch kein amtierender Magistrat. Als Consular hatte sein Wort zwar zweifellos Gewicht, aber auch Consulare gab es mehr als nur eine handvoll im Senat. "Das wundert mich nicht, dass das Stimmungsbild unterschiedlich ausfällt. Ich bin schon gespannt auf die Debatte im Senat und hoffe, dass die verschiedenen Standpunkte dann auch dargelegt werden und es nicht auf eine trockene Abstimmung ohne Diskussion herausläuft. Schließlich wollen auch Senatsentscheidungen dokumentiert sein und dazu gehört nun einmal auch ein Stapel Redeprotokolle", griff Macer den Gedanken in etwas anderer Form auf. Es war schließlich schwer, ein Abstimmungsergebnis zu deuten, wenn man nur bei einem Bruchteil der Senatoren die Beweggründe für ihr Verhalten kannte.


    "Zweifellos wäre ein Erfolg in dieser Sache etwas, was dein Aedilat der Nachwelt besser und prominenter erhalten würde als einfach nur eine gut dokumentierte Amtsführung", stimmte er dann den Ausführungen zum Ruhm des Vorschlags zu.

  • "Ich kann nicht abstreiten ebenso mit Sorge auf diese Diskussion zu blicken, welche dich mit Spannung erfüllt, Consular...", gab Vala freimütig zu, "..immerhin sind es meine ersten Schritte als Senator." Auch wenn Vala von vorneherein versucht hatte alte Wogen zu glätten und Gräben zu schließen um einen Erfolg seiner politischem Ambitionen wahrscheinlicher zu machen.. indem er den Kontakt zu Vertretern der politischen Klasse gesucht hatte, die in all den Jahren zuvor eher an ihm vorübergangen waren. Vala war sich folglich von Anfang an im Klaren gewesen, dass er nicht wählerisch sein konnte wollte er Erfolg haben. Und eigentlich musste er das auch garnicht sein... die Günstlinge des Vescularius waren geflohen oder gefangen oder... wenigstens neutralisiert. Eigentlich beste Voraussetzungen, würden gewisse Überraschungen der letzten Tage nicht dezent vorsichtig machen.


    "Das zweite Projekt, weshalb ich hergekommen ist, ist dabei um einiges umfangreicher und schwerwiegender... und dementsprechend das Kronjuwel meiner bisherigen Laufbahn, so es mir gelingt.", begann Vala das zweite Anliegen vorzutragen, "Dabei handelt es sich um eine grundlegende Reform der Schola Atheniensis. Im Detail geht es dabei um eine weitgehende Einstellung der Lehrtätigkeiten der Schola und einer Reduzierung des Komplexes an sich. Die Vorteile dessen würden sich vor allem in einer Stärkung des traditionellen Bildungswesens im Imperium zeigen, andererseits auch die Staatskasse um gewisse unnötige Verantwortungen erleichtern."

  • Blablabla. Blabla. Blabla. So ungefähr rauschte das Gespräch an Aquila vorbei. Naja nicht ganz... aber er hörte das einfach nicht zum ersten Mal, was etwas schwierig machte, dem konzentriert zu folgen. Trotzdem strengte er sich an, aufmerksam zu sein – er kniff sich sogar selbst hin und wieder dafür unauffällig, wann immer er merkte, dass seine Gedanken zu sehr abdrifteten. Auch wenn er nicht ganz so ambitioniert bei der Sache war, wusste er ja doch, wie wichtig es war einen guten Eindruck zu machen. Nicht nur für den Senator, den er begleitete, sondern auch für ihn selbst. Und so ganz nebenbei, das war ihm schon auch klar, konnte er ja auch einiges dabei lernen... allein schon, wie man selbst immer freundlich und höflich blieb, auch wenn man zum xten Mal das gleiche irgendjemandem erzählen musste. Wenn es überhaupt einen Unterschied gab, dann lag der in den Fragen, die gestellt wurden. Und darin, wie ausführlich sich der Duccius mit seinem Gegenüber unterhielt – politische Schwergewichte wie einen Consular auf seiner Seite zu haben war halt was anderes als einen anderen frischgebackenen Senator, da lohnte es sich im Gespräch mehr Einsatz zu zeigen.

  • Auf das erste Anliegen folgte gleich das zweite, das zwar als größer beschrieben wurde, mit dem Macer aber nach der ersten abstrakten Bedschreibung nicht allzu viel anfangen konnte. Dementsprechend kratzte er sich am Kinn und fragte zurück. "Was meinst du mit einer Reduzierung des Komplexes an sich? Und was meinst du mit dem traditionellen Bildungswesen, welches du dadurch stärken willst?" So ganz konnte sich Macer unter beiden Begriffen noch nichts vorstellen, aber er war sich sicher, dass der Senator ihm das würde erklären können. Also lehnte er sich wieder zurück und war gespannt auf die weiteren Ausführungen.

  • "Mit der Reduzierung des Komplexes an sich meine ich die vollständige Einstellung des aktiven durch staatliche Hand geleitete Bildung in Form von Kursen und Schulungsangeboten. Was, zumindest nach dem jetzigen Stande, übrig blieb wäre eine Sammlung der ohnehin vorhandenen Schriften in einer großen Bibliothek, welche wiederum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden... so sie dies nicht schon sind, heißt das.", führte Vala seine Pläne auf Nachfrage genauer aus, "Und mit traditionellen Bildungswesen meine ich jene Lehrer und Gelehrten, welche vor der Errichtung der Schola Athenae dafür gesorgt haben, dass Rom immer wieder große Geister hervorgebracht hat. Die freien Litterati, Grammatici und Rhetores... welche unter der Konkurrenz der Schola enorm zu leiden hatten. Es steht für mich außer Frage, dass sie wieder in der Lage wären die Bildung junger Römer zu großen Männern zu leisten... so ihre Familiae dies wollen. Kurzum: ich will die Bildung aus staatlicher in private Hand geben... und den Staat damit von einer weiteren Aufgabe entlasten."

  • "Ein interessanter Ansatz", antwortete Macer erst einmal nur, während er noch über das gesagt nachdachte. Tatsächlich klang es nicht allzu gewagt, unlogisch oder abwegig, wenn man erst einmal das Ziel so definiert hatte, wie es der Senator eben tat. Was Macer allerdings schon aus purer Neugier dazu brachte, über die Ursachen für eben jenes Ziel nachzudenken. "In einer Zeit, in der die Tendenz wohl eher dahin geht, mehr staatliche Patronage über verschiedene Bereiche zu erlangen, definitiv ein neues Ziel", führte er seinen ersten Eindruck etwas genauer aus. Immerhin war die staatliche Übernahme öffentlicher Aufgaben, sei es nun die Getreideversorgung oder die städtische Feuerwehr von Rom, weit verbreitet. "Ich gebe zu, dass ich mich abseits der Academia Militaris und abseits der dem Senat vorgelegten Berichte der Schola wenig mit deren genauerer Organisation befasst habe. Welche Lasten trägt denn dort derzeit unser Staat?"

  • "Die Bildung der Bevölkerung ist keine Aufgabe, die mit der Stadt ins unüberblickbare wächst und daher staatlicher Patronage bedarf.", ergänzte Vala den Gedanken des Consulars, immerhin hatte der Staat nur dort eingegriffen wo die Privatwirtschaft sich den wachsenden Aufgaben nicht mehr stellen konnte, ohne dass die notwendigen Ressourcen im Dunkel versickerten und ein Kollaps des Systems zu befürchten war. Von der Machtsicherung mal ganz abgesehen... aber dazu gehörte die Bildung der Bevölkerung ja nun wirklich nicht.
    "Im Moment noch garkeine, da die finanzielle Basis der Schola noch aus den Zeiten des Rectors Germanicus Avarus und seiner wirtschaftlichen, aber bildungsfernen Umtriebigkeit breit gestellt ist. Allerdings braucht sich diese Basis langsam auf, was über kurz oder lang schließlich dazu führen wird, dass der Staat eingreifen muss... oder die Schola auf umfassende Spenden aus der Privatwirtschaft angewiesen ist.", stellte Vala die Vorraussetzungen fest, "Und gerade da Bildung der Bevölkerung schon zuvor vom privaten Sektor mehr als zufriedenstellend gewährleistet wurde, sehe ich es garnicht als notwendig an es soweit kommen zu lassen... und den Staat von dieser Aufgabe zu befreien und die vorhandenen Geldmittel der angeschlagenen Staatskasse zuzuführen."

  • Die genannten Stichworte brachten einige Erinnerungen bei Macer zu Tage, die ihm zumindest bruchstückhaft etwas sagten. "Stimmt, an die Geschäftstüchtigkeit von Senator Germanicus Avarus auch als Rector der Schola erinnere ich mich. Und auch daran, dass er darüber hinaus nicht unbedingt von jedermann zur Bildungselite des Reiches gezählt werden würde, aber das muss ein Gönner und Finanzier der Bildung ja auch nicht unbedingt", philosophierte Macer auf dieser Basis ein wenig über den Senatskollegen. Dann kam er aber wieder zum eigentlichen Thema zurück. "Überspitz gesagt möchtest du also für den Staat aus der Schola noch etwas rausholen, solange es noch etwas zu holen gibt, bevor es ein Zuschussgeschäft mit zweifelhaftem Nutzen wird, richtig? Lehrer wären fortan wieder Privatleute und aus der Schola würde eine staatliche Bibliothek werden. Welche Kosten und welchen Nutzen hätte diese?"

  • "Es dürfte nicht nur überspitzt so sein, sondern auch recht nüchtern betrachtet.. der Krieg hat Unsummen verschlungen und tut es wohl noch immer, weshalb eine Kostenersparnis und die Zuführung einer nicht unerheblichen Summe der Staatskasse sicherlich gut tun wird.", stellte Vala noch einmal fest, bevor er genauer auf die Frage des Consulars einging, "Die staatliche Bibliothek ist so natürlich schon vorhanden... sie wäre demzufolge der Rest der Schola Atheniensis, der nach der Reform übrig bliebe. Die Räumlichkeiten sind vorhanden, ebenso das Personal... und sie wird schon jetzt nicht nur von Mitarbeitern der Schola frequentiert, würde ihren derzeitigen Nutzen wohl auch für die freien Lehrer und Schulen beibehalten. Es wäre dann sozusagen ein letztes Zugeständnis, das kollektive Wissen der Schola nicht in den Archiven reicher Gönner versauern zu lassen, sondern es kollektiv jedem zur Verfügung zu stellen der sich daran bereichern will. Ob und wie die Finanzierung dann durch die Ausleihe oder Reproduktion von Inhalten geschehen wird, dürfte man dann der Führung der Bibliothek überlassen können."

  • Wieder einmal kratzte sich Macer am Kinn, während er über das Gesagte nachdachte. "Das klingt nach einer sehr pragmatischen Lösung, die der Sache wohl auch angemessen ist. Ich nehme an, du hast schon mit Leuten aus der Schola und der Bibliothek darüber gesprochen, ob das wirklich so einfach geht, wie man sich das von außen vorstellen mag?", fragte er dann weiter. Er konnte sich zumindest nicht vorstellen, dass er selber auf die Idee kommen würde, Werbung für ein Konzept machen zu wollen, dessen Machbarkeit er mit den Betroffenen noch gar nicht besprochen hatte. Er nahm an, dass der Senatskollege das ähnlich sah.

  • "Das Projekt ist mit Decima Seiana besprochen und durchgeplant, Consular Purgitius, die sich seit Jahren an der Spitze der Schola Atheniensis befindet und das Potential des Unternehmens ebenso einschätzt wie ich.", erwiderte Vala locker auf den Einwand, "Daher habe ich auch genaue Kenntnis der Umstände, auf welchen die momentan noch recht begüterte Position der Schola beruht. Und auch davon, dass diese eben nicht von Dauer sind."

  • Die Antwort fiel aus wie erwartet und klang überdies auch noch recht logisch. "Nun, das hört sich doch gut an. Wann gedenkst du, dieses Anliegen in den Senat einzubringen? Ich nehme doch an, dass es dein Ziel dieser kleinen Vorstellung deines Projektes war, dich auf eine größere Rede dazu im Senat vorzubereiten, oder?" fragte Macer dann sicherheitshalber nach, auch wenn er sich wenig andere Gründe vorstellen konnte, warum der Senator sonst das Thema bei ihm angesprochen haben sollte.

  • "Du kennst das politische Tagewerk sicherlich in-und-auswendig, so dass ich dir dahingehend nichts vormachen kann.", lächelte Vala schmal auf die Nachfrage des Consulars, "Ich werde die beiden Projekte im Senat anstoßen, sobald ich als Aedil gewählt fest im Sattel sitze und meine Spiele veranstaltet habe."

  • Macer hatte nicht erwartet, dass der Senator ihm bezüglich seiner Pläne etwas vormachen wollte, so dass ihm die erste Antwort nicht allzu viel weiterhalf. Glücklicherweise kam noch eine zweite hinterher, die eine wesentlich konkretere Zeitangabe erhielt, mit der Macer vollauf zufrieden war. "Nun, dann freue ich mich darauf, dort davon erneut zu hören. Ich bin gespannt, was andere dazu sagen, allen voran natürlich Senatoren wie Germanicus Avarus oder andere, die näher mit der Schola beschäftigt waren", führte er das Thema nun langsam einem Ende entgegen. "Und auf die vorher stattfindenden Spiele freue ich mich natürlich auch", schob er mit einem Lächeln hinterher, auch wenn ihm selber in seiner Zeit als Aedil die Ausrichtung der Spiele zwar auch Spaß gemacht hatte, andere Aufgaben seines Amtes ihm aber letztlich wichtiger gewesen waren.

  • "Ich würde mich selbstverständlich freuen, dich bei einer der Veranstaltungen begrüßen zu dürfen, Consular Purgitius.", gab Vala souverän zurück und leitete im folgenden das Ende des Gesprächs ein: "Dann will ich dir nicht länger deine Zeit stehlen und bedanke mich für die, die du dir hast stehlen lassen."

  • "Zumindest bei den Senatssitzungen werde ich ganz sicher dabei sein", antwortete Macer augenzwinkernd, auch wenn er sich sehr sicher war, dass der Senator mit den Veranstaltungen eher die Spiele gemeint hatte. Dann erhob er sich für die Verabschiedung. "Ich danke dir für die Vorstellung der Pläne. Es ist immer gut zu wissen, was im Senat Thema werden wird, bevor es eben dort angekommen ist. Wir sehen uns spätestens bei der nächsten Sitzung. Vale."

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