MVH et TDV - The same procedure as after every civil war, James II

  • "Nur ist diese Berichtspflicht bereits seit mehr als zehn Jahren nichtmehr effektiver Teil der Amtspflichten eines Magistrats.", erwiderte Vala, der den Passus zwar im Kopf hatte, ihn ob seiner offensichtlichen Vergessenheit aber nicht mehr als tatsächliches Argument betrachtete, "Der letzte Bericht eines Magistraten war der deine nach deiner Rückkehr aus Germania vor fast zwölf Jahren. Davor etwa ein Jahr zuvor der Quaestor Classis Kaeso Annaeus Modestus. Und davor lange Zeit wieder garnichts, bis wieder ein Quaestor Classis namens Marcus Vinicius Hungaricus einen Bericht im Senat einreichte. Man kann also ruhigen Gewissens sagen, dass der Passus zwar existiert... für die Magistrate im Cursus Honorum allerdings keine Relevanz zu besitzen scheint. Das will ich ändern, mein Patron."

  • Naja, als ich Aedil war, habe ich auch noch einen Bericht abgegeben. murmelte der Patron etwas pikiert.


    Wenn ich dich also richtig verstehe willst du eine Sanktion einführen. Was schwebt dir da so vor? Man konnte ja den Amtsträgern kein Messer an den Hals setzen, damit sie ihre Berichte abgeben. Obwohl das vieles vereinfachen würde.

  • "Nun.. sofort eine Sanktion einzuführen um nachlässigen Magistraten die Verbindlichkeit eines solchen Rechenschaftsberichts vor Augen zu führen halte ich... noch.. für eine äußerste Maßnahme die ich nicht sofort ins Feld führen würde.", beschwichtigte Vala, der sicherlich nicht vor hatte dem Senat als sein erstes Projekt gleich ein Korsett aus Sanktionen zu verpassen, "Ich würde zuerst eine Vergegenwärtigung der Berichtspflicht anstreben, in der deutlich wird wie ein solcher Bericht auszusehen hat. Und ich meine damit eben nicht nur einen mündlichen Bericht vor dem Senat, sondern auch eine sorgfältige Dokumentation der Amtstätigkeiten nach Art der Aedile.. oder wie ich sie als Decimvir litibus iudicandis unternommen habe."


    Da der Gedanke der Sanktion allerdings nicht allzu fern lag, griff Vala noch den Einwurf eines anderen Senators zu der Problematik auf: "Als ich mit dem Senator Germanicus Sedulus über dieses Vorhaben gesprochen habe, erwähnte dieser auch die Möglichkeit für besonders fleissige Magistrate die Ornamenta wieder einzuführen... aber eben unter Vorbehalt einer besonders pflichteifrigen Ausfüllung des Amts. Im selben Zuge ließe sich sicherlich eine Sanktion für jene Senatoren einführen, welche ihr Amt vernachlässigt haben."

  • Du willst ihnen - und wenn wir ehrlich sind auch mir - also erst subtil den Spiegel vorhalten? Sicher nicht die schlechteste Idee. lobte er seinen Klienten auf eine ihm eigene Weise. Der nächste Vorschlag gefiel ihm indes weniger.


    Die Ornamenta wieder einführen... naja. Stell ich mir eher schwieriger vor. Das heißt, nicht das Einführen an sich, sondern eher die Ausführung. Wenns um die eigenen Anhänger geht, lobt man deren Pflichtbewusstsein gerne mal in den Himmel, während man die Anhänger der ... na ich nenn sie jetzt mal Gegenparteien am liebsten aus Rom rauswerfen würde. Also jetzt sehr extrem formuliert, aber du weißt ja, was ich meine. Die Magistrate müssten schon gar arg in eine Richtung ausschlagen, wenn der Senat eine Mehrheit für Ornamenta oder Sanktionen aussprechen soll. Es sei denn, es sind wieder nur lauter Luschen im Senat unterwegs, die alles abnicken, was einer in der Runde davor rausrotzt. Doch um das beurteilen zu können, war Hungi noch nicht lang genug zurück.

  • "Nun, ist das nicht genau das Ansinnen dieser Maßnahme... Ausschläge nach unten zu ahnden, und solche nach oben zu belohnen?", wandte Vala ein nachdem er sich eine weitere Köstlichkeit hatte zukommen lassen, um schließlichh doch anzumerken: "Natürlich hast du Recht, wenn es im ureignen Interesse des Senats ist, seine Glaubwürdigkeit nicht durch auf Vetternwirtschaft basierende Belohnungen zu verspielen.. immerhin will niemand Zustände, wie sie zuletzt unter Flavius Furianus in Hispania geherrscht haben. Allerdings ist es mit Brot alleine nicht getan... es braucht die Peitsche, oder eben auch den Zucker. Vielleicht wäre eine Maßnahme, Patrones von den Überlegungen für die Auszeichnungen auszuschließen.. oder sie eben überhaupt nicht durch den Senat vergeben zu lassen, sondern sie dem Princeps anzutragen?"

  • Wiederum überlegte er eine längere Zeit, doch beide Vorschläge gefielen ihm auch nicht so besonders, was er dann auch artikulierte. Nein, da wäre eine normale Abstimmung besser und auch einfacher durchzuführen. Denn im Endeffekt würde sich nichts ändern, wenn du die Patrone ausschließt, weil jeder Patron hat vielleicht noch seinerseits einen Patron im Senat sitzen, aber auf jeden Fall Freunde, derer Unterstützung er sich versichern kann. Und Ornamenta durch den Princeps... nein, davon halte ich auch nichts.


    In diesem Moment wurde der nächste Gang aufgetragen. Pullus Varianus, Linsen, Lattich, Karotten und Oliven. Und während die Sklaven dabei waren, die vorherigen Speisereste wegzuräumen, die neuen Teller und Schälchen hinzustellen und die Kelche neu zu befüllen, fragte der Patron seinen Klienten: Und was ist das große Projekt, was du dir vorgenommen hast?

  • "In dem Fall wären die Ornamenta gänzlich zu überdenken.", zuckte Vala mit den Schultern, der die Ornamenta nicht zu seinem eigentlichen Anliegen gezählt hatte und es folglich dem Germanicus überließ die notwendige Reife für die Wiedereinführung zu erarbeiten und die notwendige Unterstützung im Senat zu organisieren.
    Mit beiläufig interessiertem Blick verfolgte er das Aufdecken des nächsten Ganges, ließ sich den Becher neu füllen und kam nach dem nächsten Schluck auf das größte Ding seiner Startzeit als Senator zu sprechen: "Das größere Projekt besteht in einer grundlegenden Reform der Schola Atheniensis... gelinde gesagt: in ihrer Abschaffung. Ich strebe eine Rückführung des Schulwesens im Reich in eher der Tradition entsprechende Strukturen an, wie sie vor den Ulpii geherrscht haben. Kurzum: eine Auflösung des Lehrbetriebs der Schola Atheniensis zugunsten einer Stärkung der traditionellen freien Schulen und Lehrer."

  • Hungi sah seinen Klienten erstaunt und perplex und erstaunt perplex an. Und mit so einer Idee lässt du dir den ganzen Abend Zeit, mir das zu erzählen? echauffierte sich der Patron ein wenig.


    Mit wem hast du schon darüber geredet? Er ging selbstverständlich davon aus, daß der Duccier zumindest einmal bei diversen Senatoren vorgefühlt hatte, oder mit irgendwem in der Schola geredet hatte. Wer ist denn überhaupt momentan Rektor?

  • "Naja, das Beste kommt zum Schluss, oder nicht?", schmunzelte Vala verlegen, "Und die Frage sollte eher lauten: mit wem habe ich NICHT drüber gesprochen? Seiana von den Decimi ist zur Zeit Rectrix und das Konzept des Vorhabens ist unter ihrer Mithilfe entstanden. Aber zu den Senatoren... ich konnte bereits gewisse Namen für die Sache gewinnen, so zum Beispiel Manius Flavius Gracchus, Quintus Germanicus Sedulus, Lucius Aelius Quarto und Spurius Purgitius Macer. Es waren eine Reihe von Hände dafür zu schütteln, aber das Konzept schien letztendes fast jeden überzeugt zu haben."

  • Na, da sind ein paar klingende Namen dabei. pflichtete er Vala bei, dessen Bemühungen anerkennend.


    Und wann hast du vor, es im Senat zu präsentieren? fragte er seinen Klienten, gerade einen kleinen Moment bevor er sich eine Olive in den Mund schob.

  • "Sobald ich die letzten Gespräche abgeschlossen habe und das Vorhaben in präsentationsreife Form gegossen habe... vielleicht auch erst nach meiner Amtszeit, um mir nicht vorwerfen zu lassen ich würde das Prestige meines Amtes dazu nutzen dieses Projekt durchzuboxen.", antwortete Vala so viel- wie nichtssagend. Letztlich wusste er noch nicht genau wann er das Projekt einbringen wollte... oder konnte.

  • "Ich werde in Rom bleiben, mein Patron...", antwortete Vala wahrheitsgemäß, "...zuviel zu tun, als dass ich mir eine großartige Auszeit vom Geschehen hier in Rom gönnen könnte. Meine Kandidatur zur Prätur will wohl vorbereitet sein. Du kannst dir vorstellen, dass das für einen Mann meiner Herkunft nicht ganz einfach sein wird... aber darüber hinaus habe ich dir noch einen Gedanken mitzuteilen, der noch alles andere als spruchreif ist. Die Idee hat letztlich zum Ziel, totes und unbewegliches Hab und Gut von Menschen, die seit Jahren als vermisst gelten und von denen man seit langer Zeit nichts gehört hat, wieder dem Wirtschaftskreislauf zukommen zu lassen. Kurzum: der Besitz von Menschen, die seit zwanzig Jahren verschwunden sind, könnte über die Decimviri Litibus Iudicandis etwaigen Erben zugeteilt werden*... oder eben der Staatskasse. Der Gedanken liegt eben nahe, dass Menschen mit einer solch langen Abwesenheit nicht weniger unterstellt werden kann als der Aufenthalt im Elysium... und eine Rückkehr nahezu ausgeschlossen sein dürfte."
    Natürlich würde dies Vorhaben vor allem der Staatskasse zugute kommen, da sich kaum Erben finden dürften, die zur Zeit des Verschwindens der betreffenden Personen rechtmäßig aktiv gewesen sein dürften.
    "Aber dies ist wiederum nur eine Idee, der man noch den nötigen Schliff verpassen müsste, bevor man die große Werbetrommel für diese rühren dürfte..."


    Sim-Off:

    Betroffen wären IDs, die seit _5_ RL-Jahren (ergo 20 SimOn-Jahren) in Exilium sind.

  • Die Antwort seines Klienten verwunderte ihn. Hungi hatte erwartet, daß er in die Provinzen reisen würde, vielleicht einen kleineren Posten annehmen und dabei ein wenig Geld ansammeln (Ädilate kosten bekanntlich sauviel Geld) oder zumindest in seiner Heimat wieder ein paar Kontakte kultivieren. Doch seine Verwunderung nahm kein Ende.


    Deine Idee ist... radikal. antwortete Hungi daher frei heraus. Aber nur damit ich dich richtig verstehe: du willst die Verschollenen nicht für tot erklären lassen, sondern nur so tun, als ob sie tot wären, weil wir uns nicht sicher sind, ob sie tot sind, aber wir scheren uns nicht darum, weil wegen der Güter? Der letzte Teil des Satzes war unglaublich wenig eloquent, doch die Idee des Ducciers war entweder richtiggehend revolutionär ... oder nur eine Festschreibung einer Praxis, die sicher fernab der Beamten schon längst geübt wurde. Je nachdem.

  • "Nun, vielleicht ist sie das.", zuckte Vala unschuldig lächelnd mit den Schultern, "Aber es ginge dabei vor allem um die Vermögenswerte, die bisher einfach nur verkommen... Betriebe, die verfallen, Land, das verkommt... letztlich würde eine solche Rückführung der Wirtschaft und somit auch dem Fiskus zugute kommen... und der hat dies nach dem Bürgerkrieg dringend nötig."
    Ein weiterer Happen versüßte den Moment des Nachdenkens, als Vala sich eine Antwort zurechtlegte: "Joa, genau so könnte man es sehen... letztlich weiß man ja nicht, ob diese Menschen wirklich tot sind. Wenn sie zurückkämen, könnten sie ihr Hab und Gut zurückfordern. Wenn. Bei vielen dürfte der Fall sein, dass sie eben nie zurückkehren.."

  • Naja, ich glaube nicht, daß Betriebe einfach verfallen. Meistens führt die Familie den Betrieb weiter. wandte Hungi ein. Und auch wenn viele niemals zurückkehren, wenn dann mal einer zurückkommt, dürfte die Rückführung sicher schwierig werden.


    Dementsprechend ging die Diskussion noch einige Zeit lang weiter, denn es wurden noch einige Gänge aufgetragen, bevor die beiden Besucher die Stadtvilla des Viniciers verließen.


    Sim-Off:

    Wegen baldiger Abreise machen wir hier mal Schluß.

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