Nasse Füße im Vicus Navaliorum

  • Hingehört hatte er schon, aber verstanden hatte er es immer noch nicht.


    "Tut mir leid, Domitius, aber ich vestehe das nicht so richtig: Wo ist der Unterschied, ob der Händler jetzt Abgaben auf seine Waren zahlen muss oder ob er und alle anderen Bewohner der Stadt auch zu gleichen Teilen zahlen? Wenn er es auf den Endpreis draufschlägt - fein! Aber wieso sollten wir es so kompliziert machen?


    Eine Steuer kann doch genauso zweckgebunden sein wie eine Güterabgabe, oder etwa nicht? Ob der Zöllner am Wall jetzt kassiert oder der Quaestor, wenn er sowieso überall Steuern einzieht, ist doch irgendwie kein großer Unterschied. Und der Quaestor kann genauso wieder damit aufhören wie der Zöllner..."

  • So viel hatte er gar nicht gesagt - wenn er überlegte, hatte er auch nur für etwas Ausgeglichenheit sorgen wollen, damit es zu keiner unüberlegten Entscheidung kam. Und offensichtlich gab es ja wirklich kein gutes Argument, das den Zoll so viel besser machte als die Steuer. Aber trotzdem musste man sich natürlich entscheiden - auch wenn Crispus nicht so genau wusste, was ihm besser gefiel.


    "Also..."


    sagte er deshalb und ging die beiden Möglichkeiten nochmals gedanklich durch: Die Steuer würde alle gleichmäßig treffen - also auch ihn. Der Zoll würde manche treffen - aber wieder auch ihn, denn sein Lagerhaus lag in dem Vicus. Andererseits würde er auch besonders davon profitieren, denn die Schneiderei von Boduus musste auch nach jedem Hochwasser renoviert werden und ein Teil des Lagerbestands war hinüber. Andererseits gingen Tunicae momentan sowieso nicht so gut, zumal die Armee momentan nichts abnahm...


    ".. äh...ich bin für eine allgemeine Steuer."


    Am Ende siegte doch sein Egoismus.


    "Ich glaube, so ein Zoll wird den Leuten im Vicus noch mehr schaden als die Großbaustelle es sowieso tut, denn die Händler, die eine Alternative haben, werden ihre Güter am Hafen in Vicus Salutaris verladen oder sonstwo. Außerdem sehe ich auch eine Gefahr für unseren Handel insgesamt."


    Er stellte sich kurz bildlich die Schlange am Hafentor vor. Dabei bemerkte er, dass dort ja oft auch viele germanische Händler standen.


    "Außerdem dürfte es auch die mattiakischen Händler treffen, weil die auch durchs Hafentor einziehen. Und die kleinen Handwerker dort und so weiter.
    Wir sind als Civitas eine Gemeinschaft und deshalb finde ich, dass wir solche Notwendigkeiten auch gemeinsam finanzieren sollten. Ich wäre also für eine Vermögenssteuer von... äh, das müsste der Quaestor ausrechnen. Das trifft vor allem die Reichen und schont die Armen."


    Er sah fordernd in die Runde.


    "Will nochmal jemand die Argumente für den Zoll zusammenfassen? Dann können wir ja einfach abstimmen, bevor wir hier ständig hin- und herdiskutieren!"


    Sim-Off:

    Ich will ja den Betrieb nicht ewig aufhalten ;)

  • Es sah danach aus, als ob sich die Debatte ihrem Ende näherte. Pacatus war sehr daran gelegen, dass ein Beschluss zustande kam.


    "Also ich bin absolut nicht davon überzeugt, werte Decuriones, dass eine Steuer einem Hinterwäldler, der auf einem Gehöft ganz weit draußen wohnt, so einfach schmackhaft gemacht werden kann. Ich meine auch, dass der Verwaltungsaufwand für einen Zoll wesentlich geringer ist als für das Eintreiben einer Steuer. Der Zoll kann ja vom Hafenmeister abkassiert werden, der ohnedies Liegegebühren einziehen muss. Ich greife hier auch den Vorschlag des ehrenwerten Domitius Massula auf, die Bauzeit auf zwei oder mehr Jahre zu strecken, was uns ermöglichen würde, den Zoll so niedrig zu halten, dass er unter der Schmerzgrenze bleibt. Wenn es gelingt, den Zoll auf ein oder zwei Asse pro Centumpondium* oder pro Amphora* festzulegen, wird niemand verhungern, weil er sein Brot nicht mehr bezahlen kann. Ich schlage deshalb vor, über das Vorhaben 'Ausbau des Zuwegs zum Hafen', die Frage der Finanzierung mit Zoll oder Steuern abzustimmen und die Verwaltung zu beauftragen, aufgrund der ihr sicherlich vorliegenden Daten über den Umschlag im Hafen die Höhe des Zolls zu bestimmen."


    Sim-Off:

    * Centumpodium 32,6 kg
    Amphora 26 Liter

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