Cubiculum | Marcus Claudius Centho

  • Keine Bewegung war ihm entgangen. Dracon hatte sich voll auf das Geschehen konzentriert. Sieben Silberstücke, die hätten mehrere Tage für gutes Essen und eine Lupa in seiner Zelle gereicht. Die Frau hatte nichts weiter dafür getan, als mit seinem Dominus zu reden. Dracon hätte für so viel hart kämpfen müssen. Nicht unerwartet winkte der Dominus ihn heran. Dracon fasste die Frau ins Auge und prägte sie sich genau ein. Er ließ nicht erkennen, was er über sie dachte. Sie war dünn, billig gekleidet, bemühte sich einigermaßen anständig zu wirken. Alles oberflächlich. Sie ging keiner ehrbaren Arbeit nach. Betteln? Anschaffen? Anschaffen tippte Dracon. Seinen Ansprüchen wurde sie nicht gerecht. Viel zu dünn.


    Das bestätigende Nicken hatte Morrigan nicht mehr mitbekommen. Mit einem Knurren machte er sich Luft. Gegen ihre Art kam er nicht an, außerdem war sie klug und wieselflink. Sie hatte hier das Sagen unter den Sklaven der Villa. Dracon hatte es akzeptiert. Was sollte er sich unnötig Feinde machen. Mit der Hand wies er zur Tür und machte der Frau klar, dass das Gespräch endgültig beendet war.

  • Noch ehe sie etwas hinzufügen können, tauchte plötzlich wieder die Sklavin neben ihr auf. Der Claudier drückte ihr sieben Dinare in die Hand. Das war mehr, als sie an einem wirklich guten Tag verdiente. Schließlich tauchte dann auch noch dieser riesige, mit Muskeln bepackte Glatzkopf auf, der sie nach Hause begleiten sollte. „Äh.. ja… Danke!“, stammelte sie.
    So schön war sie noch nie an die Luft gesetzt worden! Und natürlich würde sie auch nie wieder hierherkommen. Warum sollte sie auch?! Nach einem artigen „Vale“, ging sie mit den Sklaven mit und verließ die Villa Claudia für immer.

  • Den calligae in kürzester Zeit zu besserem Aussehen zu verhelfen, war sehr mühselig gewesen. Dracon sah auf seine Füße. Das Leder hatte einen dunkleren seidenmatten Glanz bekommen. Das hielt mehrere Tage, wenn er nicht in die schmutzigen Gassen der Stadt geschickt wurde. Dracon betrat das Cubiculum seines Dominus. " Dominus, ich habe alles erledigt." Dracon stand am Eingang. Dominus Centho wollte sicher kontrollieren.

  • Schnell musterte Centho Dracon. Er wunderte sich daß es genug Stoff gab um die Schultern dieses Mannes zu bedecken. Ah, die Caligae waren inzwischen auch gefettet. So konnte er ihn mitnehmen.
    Alsdenn Dracon,...sag´führst du irgendwelche Waffen mit dir? Cenhto wußte nicht wie die Dinge hier in der Urbs lagen, ob man seinen Leibwächter bewaffnen konnte oder nicht...
    Andererseits gefiel ihm die Vorstellung Dracon kämpfen zu sehen. Er hatte sich auf der Reise von Britannia hierher desöfteren mit ihm gemessen und wurde einmal Zeuge wie der Riese ihn gegen eine kleine Bande Räuber verteidigte.
    Wobei er dort bewieß, daß er weder ein Gladius noch eine andere Waffe wirklich gebrauchte. Seine bloßen Hände reichten im Regelfall aus.
    Auffordernd sah er Dracon an...

  • Erleichtert nahm Dracon auf, dass der Dominus mit seinem Aussehen einverstanden war. Waffen? In Britannien brauchte er keine und hier? Seine bisherigen Streifzüge durch Rom waren ruhig abgegangen. Ruhig nach seinem Ermessen. Wer nicht rechtzeitig aus dem Weg ging wurde zur Seite gedrängt oder bekam im Vorbeigehen einen unsanften Rempler. Dracon hielt ihm die Hände entgegen. „ Die hier habe ich immer dabei, Dominus.“ Sie waren alles was er brauchte um sich zur Wehr zu setzen. Bereit zum Gehen nickte er seinem Dominus zu und öffnete ihm die Tür.

  • Centho lächelte sich selbst bestätigend und entgegnete Nun,...dann ist ja alles in Ordnung,...gehen wir!
    Er griff nach einer ledernen Tasche in welcher er ein kostbares Öl und ein paar hölzerne Sandalen gegen die Hitze des Fußbodens in der Therme verwahrte. Er bevorzugte seine eigenen Öle und Sandalen, was sicherlich aus Sicht eines Plebejers versnobt erschien, jedoch hatte er in Britannia gesehen, was Leihsandalen an den Füßen anrichten konnten.
    Den Beutel Dracon hinhaltend meinte er,Vorsichtig damit,...es befindet sich eine Phiole mit kostbarem Öl darin,...
    Sie war zwar bruchsicher eingepackt aber es war sicherlich ratsam Dracon darauf hinzuweisen. Schließlich war er ganz offensichtlich kein sonderlich feinfühliger Mensch.

  • Was hatte sich zu seinem früheren Leben geändert? Das Umfeld und es wurde noch strenger auf sein Aussehen geachtet. In Rom reichte es nicht, einen gut gesalbten Körper zu haben. Die Kleidung musste stimmen. Er gehörte einem Patrizier, einem Claudier, was seine Vorzüge hatte, wie er bis jetzt feststellte. Darcon griff nach dem Beutel, „ Eine Phiole Öl. Ich versteh Dominus.“ Und hing ihn über die Schulter. Die ging schon nicht kaputt, dafür sorgte er. Hinter dem Dominus verließ der das cubiculum. Einem Sklaven auf dem Gang raunte er etwas zu. Der nahm die Beine in die Hand und rannte davon. Das hätte ihm Dracon auch geraten. Spätestens an der Porta wollte er das geforderte haben.

  • Gestern waren sie am Tempel des Saturn und hatten die Opferung zu Ehren des Saturnus verfolgt. Die Saturnalien wurden gefeiert. 7 Tage ohne Verpflichtungen gegenüber seinem Dominus, 7 Tage Ruhe. Wobei er keinen Igel zu kämmen hatte. Die 7 Tage gaben ihm mehr Freiheiten in seinem Tun und die wollte Dracon nutzen. Die Toga von Centho hatte Dracon fein säuberlich in der Truhe verstaut, eine Tunika aus feinem Wolltuch bereit und den Pilleus auf den Tisch gelegt. Heute seine einzigen Amtshandlungen. Nicht ganz. Er hatte gestern einen Zweig mit Gebäck und Süßigkeiten besorgt, dazu eine kleine Tonfigur, die Iuno darstellte. Beides stellte er zum Pilleus. „ Die Gelegenheit einen Besuch ohne Einladung zu machen solltest du heute oder morgen in Betracht ziehen.“

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