Auf dem Weg zur Castra Prätoria

  • Ein Sklave ging voraus. Er kannte den Weg zur Castra. Ich hätte mich wahrscheinlich verlaufen. Meine Besuche hatten sich meist auf die Casa und das Forum beschränkt.
    Ein kleiner Trupp der auf der Straße unterwegs war. Die Anzahl und unser Aussehen reichte genügend Freiraum beim Gehen zu haben. Dexter hatte sich vorhin mit Mühe zurück gehalten. Offen vor seinem Vater wollte er nicht sprechen. Irgendwo drückte die calligae. " Nun Dexter, du hast dich vorhin sehr unbestimmt geäußtert als es um die Familie ging. Was stellst du dir speziell vor?"

  • Während sie die Straßen der ewigen Stadt entlang gingen, führte Decimus Massa das Gespräch zurück auf ihre Begegnung im Atrium. Offenbar hatte er mitbekommen, dass Dexter unter den Augen seines Vaters nicht über seinen eigentlichen Wunsch der Karriereplanung sprechen konnte.


    ,,Also, ... ", begann er mit einer Pause und einem unbedeutendem Lückenfüller, ehe er richtig anfing zu sprechen, um sich seine Gedanken zurecht zulegen. ,,Ich bin mir nicht sicher, in wie weit du dich in unserer Familiengeschichte auskennst, aber mein Großvater war ein Eques. Militärtribun bei der IX. Legio Hispana.", erklärte er, ohne explizit zu sagen, dass er in dessen Fußstapfen treten wollte, fand Dexter es doch in diesem Zusammenhang ziemlich offensichtlich.

  • Daher wehte der Wind. Er wollte seinem Großvater nacheifern. Das war ein hochgestecktes Ziel. Dafür brauchte er Geld und einen Patron, der ihn dementsprechend unterstützte.
    " Du willst die Militia equestris einschlagen. Dazu musst du die Hürden zur Erhebung in den Ordo Equester nehmen. Was hast du als erstes vor?" Ich ging davon aus, dass er als erstes die erforderliche Summe Geldes zusammenbringen wollte. Geld fand man auf der Straße, sah man genau hin. Der Handel blühte wieder auf. Die Waren aus dem Süden des Imperiums waren mehr gefragt denn je, erzielten gute Preise. Das Geld anderweitig verdienen brauchte mehr Zeit.

  • ,,Mir ist bewusst, dass die Erhebung zum Eques nicht zu den einfachsten Dingen zählt, aber es wäre nur passend und ich möchte unbedingt die Familientradition bei den Legionen fortführen.", erklärte er seine Ziele erst einmal noch etwas genauer, bis er den Kern des gesamten Problems ansprach, das ihn wohl noch einige Zeit daran hindern würde seine Ziele zu verwirklichen. ,,Aber mein Vater Varenus. Er ist nicht unbedingt ein Freund des Militärs. Um es einmal vorsichtig auszudrücken.", versuchte er Massa seine Situation näher zu bringen. Er kannte Massa zwar kaum bis garnicht, doch waren sie immerhin, wenn auch entfernt, miteinander verwandt und sein Interesse an Dexters Person und seinen Zielen im Leben, weckten bei Dexter das Vertrauen, dass er benötigte um so frei raus zu sprechen.


    ,,Im Moment bin ich aber nur ein Kaufmann, ich habe die Leitung über drei Familienbetriebe übernommen und selbst noch eine Schmiede gegründet.", antwortete er Massa schließlich doch noch auf dessen eigentliche Frage nach seinem ersten Vorhaben, was ziemlich übereinstimmte mit dem, das Massa sich bisher nur gedacht hatte, doch das wusste Dexter natürlich nicht. ,,Wir erwecken momentan eine alte Händlervereinigung wieder zum Leben. Mit der wir uns eine Menge neuer Möglichkeiten versprechen. Mein Vater hat mich diesbezüglich nach Ostia geschickt um dort ein Stammhaus für uns zu erwerben. In ein paar Tagen werde ich auch schon aufbrechen.", endete Dexter dann erstmal seine Erzählungen, als die Gruppe aus Soldaten und Zivilisten um eine Ecke bog und seinen Weg zur Castra fortsetzte.


    Sim-Off:

    um ehrlich zu sein, blicke ich nicht mehr durch, welche Zeitebene wo stattfand, doch dadurch dass Varenus vorhin im Atrium dabei war, nehme ich an, dass sein Gespräch mit Dexter noch vor eurem Antreffen in der Casa stattgefunden haben muss. oder so ;)

  • Während Massa sich mit Dexter unterhielt, hörte Aquila nur mit halbem Ohr hin. Was Dexter in etwa vorhatte, hatte er ja auch schon von ihm erfahren... wenn sein Vetter in Ostia angekommen war, würde er ihn beizeiten mal besuchen müssen, fiel ihm ein, damit sie sich zusammensetzen konnten wegen der decimischen Anwesen vor Ort. Aber das hatte für den Moment wohl auch noch Zeit. Stattdessen gesellte er sich an die Seite des Praefecten der Classis. „Es kann sein, dass die VIII. Legion vielleicht nicht mehr in der Castra ist. Senator Duccius erzählte mir, dass sie jetzt jeden Tag den Marschbefehl nach Germania erwarten. Dann müssten wir den Senator in der Casa Accia aufsuchen.“ Aber die beiden decimischen Gefangenen würden so oder so noch in der Castra zu finden sein... falls Massa seine Verwandten sehen wollte.

  • Nachdem wir im Atrium auf einen sehr schweigsamen und vor Schreck erstarrten Varenus getroffen waren, konnte ich mir vorstellen, dass er Dexters Wunsch eher missbilligend gegenüber stand. Dexter ließ auf alle Fälle keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es sehr ernst mit dem Ritterstand meinte. Betriebe führte er eine beachtliche Zahl und diese Händlervereinigung war eine gute Voraussetzung es zu was zu bringen. Dieser Stammsitz in Ostia legte nahe, dass sie mit Waren aus ferneren Provinzen handeln wollten. „ Ostia, als Stammsitz? Hervorragend. Wie wollt ihr eure Waren transportieren? Auf fremden Schiffen oder auf eigenen?“ Sicher war das am Anfang eine reine Kostensache. Ein eigenes Schiff kostete. Nicht nur die Anschaffung, die Instandhaltung, die Mannschaft gehörte dazu. Das Risiko war größer alles auf einen Schlag zu verlieren. Der Gewinn, lief alles glatt, war entsprechend höher. In mir keimte eine Idee. Aquila war nach eigenen Angaben versorgt. Bei seiner Laufbahn konnte ich ihm mit nichts helfen. Keine Beziehungen, keine Vebindungen zur entsprechenden Klientel. Dexter konnte ich weitaus mehr helfen. Also konzentrierte ich mich momentan vorrangig auf Dexter.

  • Da schien der Centurio der Classis Misenensis ja richtig interessiert zu sein, an dieser Handelsvereinigung, beziehungsweise an Dexters Plänen.
    ,,Nun, für den Anfang ist ein eigenes Schiff einfach viel zu teuer.", beantwortete er erstmal die direkt gestellte Frage und begann dann die Pläne der Socii weiter auszuführen.
    ,,Allerdings wird unser Hauptaugenmerk erstmal bloß auf Italia liegen, denn noch sind wir einfach zu wenige, mit zu wenigen Kontakten, um in die Ferne zu greifen.", dabei machte Dexter eine ausladende Bewegung, während dieser er nicht mehr auf den Weg, auf dem er ging achtete und mit dem Schuh an einem hervorstehenden Stein hängen blieb. Er geriet dabei ins trudeln, doch stolperte nicht, sondern konnte sich gerade noch fangen um nicht zu fallen. Mit einem peinlich berührten Blick, schaute er zurück in das Gesicht von Massa. ,,ähm ... nun ja, erst mal kleine Schritte machen, nicht wahr?", bemerkte er noch und musste dann anfangen, über die Situation zu lachen.

  • Nur Italia ? Hier tummelten sich einige Handelsgesellschaften. Sicherlich schwer hier Fuß zu fassen. Wie es um die Kontakte der anderen Mitglieder der Handelsvereinigung stand? Schwierig zu sagen, ich kannte sie nicht. „ Kleine Schritte führen irgendwann auch zum Ziel. Könntest du größere Schritte machen, würdest du das damit verbundene Risiko eingehen?“ Ich hatte drei Dinge, die ihm für größere Schritte fehlten. Das sich in Zukunft vieles änderte, vielleicht sogar zum Vorteil für die Familie, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Schmunzelnd sah ich zu wie er versuchte das Stolpern nicht zum Sturz werden zu lassen. Mit Geschick wendete er das Übel des Falls ab. " Du könntest zur See fahren, so wie du hier herum tänzelst."


    Aquilas Bemerkung zum Sitz des Ducciers hatte ich teilweise mitbekommen. Serapio und Seiana rannten uns nicht weg, was für eine Ironie. Es lag am Praefectus ob er den Duccier zuerst sprechen wollte.

  • Dragonum folgte der Gruppe eher als unbeteiligter Zuschauer, seine Gedanken kreisten bereits um das kommende Gespräch in der Castra Praetoria, der neue Kommandant der Urbaner war ihm bisher völlig unbekannt und wer nun die Prätorianer anführte wusste Dragonum nicht einmal ... in jedem Fall ging es um die Zukunft des Adoptivsohnes seines Patrons und da kannte Dragonum keine Grauzonen!


    Die übrigen Decimer überschlugen sich schon in ihren Zukunftsplänen und Dragonum fragte sich weshalb die beiden sie gerade überhaupt begleiteten, vielleicht wäre es besser im Falle des Falles ... nein, Serapio würde sich sicher über Familienbesuch freuen und nachdem was Dragonum bisher über seine Schwester gehört hatte diese sicher noch umso mehr ...


    Wir sollten zuerst versuchen mit den Inhaftierten zu sprechen, wer weiß was uns da noch für ein späteres Gespräch in die Hände fällt!"

  • Aquila lauschte mit halbem Ohr der Unterhaltung zwischen seinen beiden Verwandten, während er neben dem Praefectus herlief und versuchte, mit dem ins Gespräch zu kommen. Dessen Antwort war leider weniger ergiebig, als er gehofft hatte... aber wer war er schon, dass er gleich aufgeben würde? Die einfachste Reaktion – widersprechen – kam schon mal nicht in Frage, auch wenn Aquila durchaus Argumente einfallen würden, die ein anderes Vorgehen unterstützen würden. Aber das kam nicht so gut, und im Grunde war es Aquila ja egal – er wollte nur dabei sein, wenn Massa und der Praefectus dem Duccius einen Besuch abstatteten, weil das immerhin sein Senator war. Er war erst ganz frisch dessen Tiro, aber er war es, und damit hatte er das Recht, fand er, dabei zu sein bei so was, und die Vorstellung zu übernehmen. „Wenn wir schon dort sind, sollten wir das auf jeden Fall. Von uns hatte bisher noch keiner die Gelegenheit, mit unseren Verwandten in der Castra zu sprechen...“ Genauer gesagt: es hatte keiner versucht. Aber ob zwei junge Burschen wie Dexter und er vorgelassen worden wären, wagte Aquila bei allem Selbstbewusstsein dann doch zu bezweifeln. „Eine Anfrage von dir wird weit mehr Gewicht haben, Praefectus.“

  • ,,Die größeren Schritte benötigten auch das größere Kapital.", führte Caius erst einmal das grundlegende Problem bei der ganzen Sache aus, bevor er seinem Verwandten wirklich antwortete. ,,Aber sollte es wirklich möglich sein, so würde ich es aufjedenfall im Einzelfall durchleuchten müssen, wäre aber einem größeren Risiko auch nicht prinzipiell abgeneigt.", versuchte er dann eine zu ihm passende Antwort zu formulieren.


    ,,Zur See fahren klingt gut, aber wenn dann als Stabsoffizier!", scherzte Caius und versuchte dabei seinen Verwandten ein wenig zu provozieren. Er kannte ihn bisher kaum und wollte ebenso sein Gemüt, wie seine Art ausloten.



    ,,Sie werden sich sicher freuen uns zu sehen...", kommentierte Caius dann die letzten Worte Aquilas voller Hoffnung und ignorierte dabei erst einmal völlig, die wohlmöglich miserablen Bedingungen, denen sich die Beiden die letzte Zeit ausgesetzt gesehen haben mussten.

  • "Das wollen wir doch hoffen!"


    War die Antwort des ehemaligen Flottenpräfekten ... gleichermaßen an beide jungen Decimer.


    "Die Überwachung der Gefangenen wird aber sicher dennoch eine ernste Sache sein, ich bezweifle das man uns einfach die Tür aufhalten und uns hineinbitten wird!"


    In dieser Sache hoffte Dragonum ein wenig auf die Mischung aus seinem Ruf und Massas Findigkeit ...

  • " Ich mag junge Stabsoffiziere, die den ganzen Tag an der Reling stehen und die Fische füttern. Sie pfuschen einem nicht ins Handwerk." lachend sah ich Caius an. Nicht jeder Stabsoffizier wurde Seekrank, lustig war's alle mal.
    " Wäre ein Schiff das Risiko wert? Dazu ein guter Liegeplatz im Portus von Ostia. Ein kleines Startkapital von 3000 Sesterzen würde sich dazu einfinden."
    Das waren meine Optionen, die ich ihm bieten konnte. Schlug er sie aus, war ich keineswegs böse drum. Sollte er nur das Geld brauchen, das Schiff lief nicht weg.


    Da war er nicht ganz der Meinung, dass sie sehr erfreut waren ihn zu sehen. Wichtig war überhaupt hinein zu kommen.


    " So einfach wird es nicht, zu ihnen zu kommen. Bis jetzt haben die kleinen silbernen, immer gute Dienste beim Einlass geleistet." Eine Sesterze da und eine da, wirkte manchmal Wunder.

  • ,,Das bedeutet, du möchtest mit einsteigen? Wäre im Grunde keine schlechte Idee, soweit ich weiß ist es den nicht Stabsoffizieren im Exercitus Romanus ja verboten eigene Betriebe zu besitzen. So könntest du dein Geld investieren und regelmäßig Zinsen bekommen. Das müssten wir zwar noch im Detail ausarbeiten, aber abgeneigt wäre ich sicher nicht.", sprudelte dann der kleine Kaufmann, der ein Geschäft gewittert hatte, wieder aus ihm heraus. Und selbst, wenn sie von dem Geld erst einmal kein Schiff anschaffen würden, sollte das den möglichen Zins nicht mindern. Aber die detaillierte Ausarbeitung solcher Vereinbarungen sollten wirklich auf einen gemütlichen Abend mit Wein im Tablinum verlegt werden, anstatt hier auf der Straße inmitten Romas besprochen zu werden.


    Nun hatten sie auch das Tor der Castra erreicht und auf die Bemerkung des Praefectus hin, konnte auch Dexter sich ein Lachen nicht verkneifen. Auch wenn er natürlich hoffte, nicht das Schicksal seiner Verwandten teilen zu müssen.

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