• Im Morgengrauen wanderten wir nach haus.
    Die Morgenröte legte sich malerisch in die verlassenen Strassen, verlieh ihnen Wärme.
    Nach kurzem Marsch waren wir angelangt.


    Wie lange war es her seit dem ich zuletzt zu hause war?
    Es schien mir endlos lang her zu sein.
    Seit dem ich die Casa Didia in der ich mich in Plege befand verlassen hatte war ich noch nicht hier gewesen.


    Nach einem kurzen Klopfen an die Eingangstür öffnete der Janitor.
    Im ersten Moment unglaubwürdig und verdutzt starrte er in mein Gesicht, doch dann erhellte ein Lächeln seine zuvor traurig anmutende Miene. Glücklich und froh mich lebendig wieder zu sehen viel er mir um den Hals. Wohl hatte er von meinem Überleben gehört, doch war dies unser erstes Wiedersehen seit jenen schwerwiegenden Ereignissen.
    Wenngleich der Großteil seiner Freude wohl eher daher rührte, dass es ihm und Hermes, wie auch allen anderen meiner Sklaven erspart blieb sich an einen neuen Herren gewöhnen zu müssen, der keine solch sanfte Hand im Umgang mit seinen Sklaven zu führen pflegte.


    Nachdem wir die Umarmung gelöst hatten traten wir ein.
    Die Tür viel hinter uns in Schloß.


    Ich marschierte auf den ersten Haussklaven zu, der mir über den Weg lief. Als er mich erkannte blickte er ebenso unglaubwürdig wie zuvor der Janitor. Noch bevor er aus seinem Staunen heraus kam befahl ich ihm...



    "Laß uns ein Frühstück im Garten richten.
    Ich möchte die Geburt dieses schönen neuen Tages unter freiem Himmel verfolgen.
    Was er wohl bringen mag?"



    Verdattert brachte der Sklave nur ein...



    "Jjjaa, Herr!"



    ...hervor.



    "Komm Sinona, lass uns voraus gehen.
    Die Sonne ist schon im Steigen begriffen."



    So schritten wir hinaus in den grünen Garten auf dem das sanfte goldgelbe Morgenlicht ruhte.

  • "Der Augur Antistes hat zu einer Vorbesprechung der Kandidatinnen Sacerdotes Vestales eingeladen. Langsam wird es ernst, Creticus"

  • Inzwischen war das Frühstück aufgetragen worden.
    Trauben, Käse, Feigen, Datteln sowie zahlreiche andere Köstlichkeiten.


    Ich vernahm ihre Stimme.
    Ernst! In der Tat es wurde ernst!


    Immer wieder hallten mir die Worte unserer Unterredung der vergangenen Nacht in meinem Kopf wieder.
    Ihre Worte.


    Nicht nur einmal hatte sie mir in jener Nacht dargelegt wie sehr sie schon seit ihrer Kindheit davon träumte Vestalin zu werden.
    Nicht nur einmal erzählte sie mir von jenem Tag an dem sie den Ruf der Vesta vernahm.


    Wer war ich, dass ich mich zwischen ihrem sehnlichsten Wunsch und dem Verlangen der Götter mit meinen bescheidenen Wünschen zu stellen wagte!?


    Hart wie ein Donnerschlag, als ob Zeus selbst seinen Hammer auf einen Amboss niederschmettern ließ, traf mich der Schmerz in meiner Brust als mir meine Worte über die Lippen kamen...



    "Ich weiß Sinona, ich weiß!
    Weiß um Deine Liebe und um Dein sehnlichstes Verlangen der Vesta dienen zu dürfen.
    Ein Verlangen, das schon so lange in Dir wohnt und lichterloh brennt.
    Auch weiß ich um Deine Zuneigung die Du zu mir hegst, wie konnte sie mir verborgen bleiben.


    Als ich heute die Morgenröte erblickte wußte ich um die Bedeutung dieses Tages.
    Lass es uns heute und jetzt besiegeln.
    Es ist Dein Wunsch, so ist es auch mein Wunsch.
    Nichts soll zwischen Dir und dem Kult der Vesta stehn.


    Doch bitte ich Dich geh und überlasse mich mir und meinen Herzensqualen."



    Tief bewegte mich was schon so oft gesagt und was schon so oft durchlebt...
    Perfer et obdura! Dolor hic tibi proderit olim.
    Saepe tulit lassis sucus amarus opem.

  • Zitat

    Quintus Caecilius Metellus Creticus dixit:
    Doch bitte ich Dich geh und überlasse mich mir und meinen Herzensqualen.


    "Aus Deinen Augen oder aus Deinem Leben?"
    Tränen standen in meinen Augen

  • Tränen in Ihren Augen wie in meinen.



    "Sinona, Warum?
    Warum kannst Du nicht...
    ...kannst Deine Entscheidung nicht offen aussprechen?


    Wer bin ich, dass ich Dich dränge!?
    Wie könnte ich Dich aus meinem Leben streichen!?


    Doch sollte Vesta Deine Antwort sein so bitte ich Dich geh."

  • Zitat

    Quintus Caecilius Metellus Creticus dixit:
    Doch sollte Vesta Deine Antwort sein so bitte ich Dich geh.


    "Und Du? Wirst Du auf mich warten?" meine Stimme zitterte

  • Zitat

    Quintus Caecilius Metellus Creticus dixit:
    Eine Frage auf welche Du die Antwort kennst.


    Und doch so gerne hören mag...
    Wie wird die Zeit sein für Dich? Wie für uns?

  • "Ich werde warten.
    Ein Versprechen, das ich Dir geben will.


    Doch verlange nicht von mir Zuwendung wärend Deiner Vestalinnenzeit zu zeigen.
    Mein Herz würde es nicht ertragen.


    Frage nicht nach meinem Befinden, ich werde einen Weg für mich finden.
    Lass dies meine Sorge sein."



    Krampfend schloss sich die Faust und drückte zu.
    - Fest! -

  • Zärtlich legte ich meine Hand auf seine Faust und sah ihm tief in die Augen. Sie lockerte sich ein wenig und verkrampfte dann wieder.


    "Ich verlange nichts und will Dir alles geben,
    rufe und ich werde kommen,
    weine und ich werde trösten!"


    Langsam lockerte sich seine Hand und ich küsste seine Handfläche

  • Beruhigend und besänftigend sprach sie ihre Worte.
    Das wußte ich wohl.


    Die Sonne stand bereits hoch.
    Eine ereignisreiche Nacht und ein langes Gespräch am Morgen lag hinter uns.
    Zeit seinen Augen etwas Rast zu gönnen.



    "Lass uns etwas Ruhe und Schlaf suchen, er wird uns gut tun."



    ...sprach ich etwas gelöster, küsste sie und reichte ihr meine Hand zum Gang ins Haus.

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