Gestern war es spät gewesen, spät, staubig und danach feucht. Gestern war Messalla nach Hause gekommen. Nach langer Reise über die restlichen Latifundien der Sergier und gesagt hatte er es keinem, denn so schnell wie er damals aufgebrochen war desto mehr musste er jetzt zerbrochenes Geschirr zusammenkehren. Den Plan, gestern noch ein Lupanar aufzusuchen, hatte er mit einer Amphore Falerner bekämpft der nun eine alte Krankheit erneut ausbrechen ließ. Hier soll auf seine Lederallergie angespielt werden. Wenn er zum Beispiel morgens aufwachte und noch die Sandalen trug hatte er stets Kopfschmerzen. Heute waren sie beonders schlimm und er öffnete deswegen auch erstmal nur ein Auge. Er bereute es sofort den der Blitz des eindringenden Lichtes zerriss seinen Restverstand. Beim Bacchus, er würde warten müssen bis die Sonne an seinem Fenster vorbeigeszogen war und schlief bei diesem Gedanken schnarchend wie ein Schwein ein. Vielleicht war doch nicht alles was er gestern verköstigt hatte Falerner gewesen. Vielleicht wäre eine schnuckelige Kleine in einem Hinterhoflupanar heute weniger schmerzhaft in Erinnerung geblieben. Bald träumte er von ihr, das er wieder da war hatte hoffentlich keiner bemerkt.
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Dass niemand die Rückkehr meines Vormunds bemerkte, konnte der sich zig Mal wünschen. Ich hatte meine Leibsklavin Callisto mehrfach ordentlich angespitzt, dass ich sofort erfahren wollte, wenn mein Onkel Manius wieder in der Casa Sergia aufschlug. Und weil ich mich auf diese dumme, faule und nicht selten auch unfähige Gans nicht verlassen wollte, hatte es auch Ansagen für den Türwächter und die Küche des Hauses gegeben. So sollte niemand diese Gemäuer betreten oder hier speisen können, ohne dass ICH es erfuhr!
Leider war meine Ansage offenbar nicht ganz so wirkungsvoll gewesen, wie ich gedacht hatte, sodass mich die Nachricht über die Rückkehr meines Vormunds von seiner Geschäftsreise erst am Morgen danach zusammen mit meinem Frühstück erreichte. Während sich Callisto dann ein paar Schläge von einem anderen Sklaven einfing, um sie daran zu erinnern, dass ich solche Informationen früher haben wollte, wurde ich schick gemacht und suchte auf praktisch leeren Magen (das Essen hatte man mir kräftig verdorben!) das Zimmer meines Onkels auf.Dort angekommen klopfte ich selbstbewusst an. "Onkel Manius? Onkel Manius, bist du da? Darf ich reinkommen?", fragte ich in einem penetranten Tonfall, der verriet, dass ich mich nicht so schnell abwimmeln lassen würde. Dann klopfte ich nochmal ein bisschen an (und weckte ihn damit eben notfalls auf - natürlich nur ganz versehentlich).
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Gute Götter, wer war das der da, dem Vulcan gleich, an seine Türe klopfte? Oder Thor, an den die German glaubten? Messalla räkelte sich fluchend zur Seite. Onkel? Sollte seine stinkenden Brüder doch allesamt in den Mundus fahren, ihre stinkende Brut mitnehmend und den Ausgang hinter sich verschließend. Dann wäre Ruhe. Doch das sollte ein Traum bleiben. Folglich war es Fausta. Sullas Tochter? Nein, Curios.... Messalla prüfte sich, fand sich noch bekleidet und....
"Nein, hier ist niemand"
War ein letzter jämmerlicher Versuch der sogleich scheiterte
"Komm rein, Ich hoffe es ist wichtig"
Sich mühsam aufrappelnd erwartete er etwas was Christen wohl mit "das jüngste Gericht" beschrieben hätten.
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Wie mir gesagt wurde, trat ich ein (und ignorierte den Satz davor einfach). Hinter mir schloss ich die Tür wieder und baute mich dann mit meinem, wie ich fand, perfekten Äußeren einige Schritte von meinem Tutor entfernt stehend vor diesem auf. Mein Blick verriet, dass ich nicht gerade glücklich war. "Guten Morgen, Onkel Manius. Ich muss unbedingt mit dir reden! Es ist sehr wichtig - für uns alle!", begann ich ernst und setzte mich dann auch ohne Einladung einfach auf einen Hocker oder Stuhl oder so (das entging mir bei meiner Konzentration auf das anstehende Gespräch irgendwie). "Es geht um deinen entfernten Cousin Lucius Sergius Agrippa.", leitete ich dann ein und machte gleich mal klar ich zu dem kein Verhältnis hatte (sonst hätte ich ja von "meinem entfernten Onkel" gesprochen). "Er muss aus diesem Haus und am besten auch gleich ganz aus Rom verschwinden, weil er selbst in der kurzen Zeit seines Aufenthaltes hier nur Schande über unsere Gens bringt, Zwietracht verbreitet und gegen alles und jeden von uns intrigiert - ganz besonders gegen mich, weil ich ihn durchschaue!", hatte ich natürlich auch sofort den Grund zur Hand, aus dem dieses Soldatensöhnchen mich besonders auf dem Kieker hatte.
Ich machte eine kurze Pause, in der ich meine linke Hand an meinen Halsansatz legte und ganz betroffen drein schaute. Mit den Augen eines verletzten Rehs blickte ich Messalla an. "Völlig grundlos hat er mich bei unserem ersten Treffen als Schauspielerin beleidigt und mich sogar ausgelacht! Anschließend hat er mich mit süßem Wein zu kaufen versucht, bevor er sich mir kurz darauf in aller Öffentlichkeit erst von hinten nährte und mich damit zu Tode erschreckte, mich anschließend mit einem billigen Kettchen erneut zu kaufen versuchte und am Ende des Ganzen auch noch öffentlich behauptete, dass ICH von Sinnen sei!", beschwerte ich mich sehr ausführlich. "Dadurch sah ich mich sogar zur Verteidigung meiner Ehre als Sergia dazu gezwungen, mich aktiv zur Wehr zu setzen! Ich habe deinem Cousin seine Kette um die Ohren gehauen und vor die Füße geworfen.... mich dafür aber sogar schriftlich bei ihm entschuldigt, wie auch mehrere Sklaven des Hauses bezeugen können. Dazu hatte ich ihm als Geste der Versöhnung, obwohl ich bis heute der festen Überzeugung bin, dass es eigentlich nicht an mir gewesen wäre mich zu entschuldigen, teure Leckereien aus dem Osten des Imperiums besorgt. Als Reaktion darauf zertrümmerte dein Cousin eine Tonvase und die Glasschale mit den Süßigkeiten - alles Dinge, die ihm nichtmal gehörten! Zuletzt, berichteten mir gleich mehrere Haussklaven bestürzt, hat man deinen Cousin sogar im Hausmüll graben und mit einem tollwütigen Straßenköter spielen sehen!! Damit zieht er uns alle wortwörtlich in den Dreck, Onkel Manius!!!", meinte ich sehr energisch, bevor ich meinen Schluss wiederholte: "Es ist also absolut nicht tragbar für die Sergier, dass Lucius Sergius Agrippa auch nur einen Tag länger in der Casa Sergia haust. -
Sichtlich genervt und unendlich müde sah Messalla Fausta nur kurz an und seufzte dann. "Ach Fausta. Du weisst, zumindest in unserem Zweig der Familie ..." womit er natürlich den Zweig meinte der von Aulus Prior abstammte " ... spreche wir stets ein klares Wort. Du ..."
sie war schön anzusehen und er verstand es gut wenn sie Vetter Agrippa den Verstand raubte
" ... klagst hier einen Mann an den ich kaum kenne. Ich werde auch ihn in dieser Sache hören und dann entscheiden was zu tun ist. Sicher wird er sagen: Die süße Fausta wedelte mit ihrem Po vor mir rum, da habe ich mich vergessen. Jeder Mann würde sich so rausreden, selbst wenn er schuldig wäre. Und ich würde ihm glauben. Sie Dich doch nur mal an. Ich sollte Dich verheiraten, dann wäre der Ärger beendet und Dein Mann hätte das Problem."
Messalla wusste auch schon mit wem und Fausta wusste es nicht.
" Ist Agrippa im Hause?"
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Dass mit "unserem Zweig der Familie" maximal die Nachkommen von Urgroßvater Aulus gemeint sein konnten, war mir natürlich klar. Gerade deshalb aber hatte ich mir ausgerechnet, dass mein Onkel Manius auch zu mir halten würde und nicht zu diesem lächerlichen und weit entfernten Onkel Agrippa! Der wühlte im Müll! Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Nachbarn das gesehen und über Mundpropaganda verbreitet hätten! Die Sergier wären - in ganz Rom! - zur absoluten Lachnummer geworden! Ich wollte mir gar nicht vorstellen, mit welchen Unterstellungen ich und meine Gens (ja, so war die Reihenfolge bei mir) zu kämpfen hätten. Dass wir zu arm zum Kaufen von Lebensmitteln wären und uns aus dem Müll ernährten zum Beispiel... Bäh!
Aber eine gehorsame Tochter, respektive ein gehorsames Mündel (und das versuchte ich hier ja gerade zu spielen) widersprach seinem Vormund nicht so einfach. Außerdem fand ich ganz ehrlich die Vorstellung davon, dass ich meinen Onkel mit meiner puren Anwesenheit so völlig aus der Bahn werfen konnte, nicht ganz schlecht. Aber Moment! Wollte mein Tutor mich mit einem kleinen Kompliment zwischen den Zeilen einfach so abspeisen? "Ob dein Cousin Zuhause ist, kann ich dir leider nicht sagen, Onkel Manius. Du musst wissen, dass ich ihm seit diesen vielen Ereignissen, die nicht nur die Gens Sergia im Allgemeinen, sondern auch mich ganz speziell sehr belasten,", drückte ich nochmal auf die Tränendrüse und wischte mir mit meinem rechten Zeigefinger einmal über mein rechtes Auge. Ich hatte es nämlich nur geschafft, dass meine Augen etwas glasig wurden. Durch dieses Wischen nun entstand auch ein kleiner, schimmernder Film in meinem rechten Augenwinkel. "stets versucht bin aus dem Weg zu gehen." Dann zog ich einmal traurig die Nase hoch und ich fand, dass das doch ziemlich echt klang. Mein Trick: Ich dachte an meinem verstorbenen Papa und die Zeit in Alexandria....Dann blinzelte ich ein paar Mal, während ich durchatmend an die Zimmerdecke blickte. Ich musste ja so tun, als wenn ich mir die restlichen Tränen, die einfach nicht fließen wollten, mühsam verkniff. "Du willst mich" Ich schluchzte nochmal. "verheiraten?" In meinem Kopf ratterte es, während ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, die mir gar nicht ins Gesicht hing. Ganz ehrlich passte es mir nicht wirklich in den Kram, dass ich verheiratet werden sollte, nur um den Konflikt mit dem Soldatensöhnchen zu lösen. Denn gelöst wurde dadurch ja absolut nichts! Ich blieb weiterhin eine Sergia und dieser Agrippa würde weiterhin auch meinen Namen in den Dreck ziehen! Andererseits wollte ich natürlich schon auch heiraten.... und ich müsste wohl eh warten, bis Onkel Manius mit seinem Cousin gesprochen hatte. Also ließ ich mich auf einen Themenwechsel ein. "Hast du dabei an jemand Bestimmtes gedacht, Onkel Manius? Weil als sittsame, vorbildliche und wohlerzogene Römerin habe ich mir da nämlich auch schon einige Gedanken gemacht und könnte da vielleicht einen ganz passablen Vorschlag machen, wenn du gestattest.", zeigte ich mich nochmal versucht von meiner besten Seite, um Onkel Agrippa möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
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Sie beleidigte natürlich Messallas Intelligenz der sich nun erstmal am Sack kratzte, aufstand und zu einer Wasserschüssel ging ...* - wenn sie nicht wusste ob Agrippa im Hause war wer dann? Schließlich hatte sie auch gewusst, dass er, Messalla im Hause war was zumnidest in seinen Augen eine Meisterleistung oder ZUfall gewesen sein musste - ...
Eine sittsame, vorbildliche und wohlerzogene ...
irgendwie hatte er sie anders in Erinnerung
... Römerin hat sich also Gedanken gemacht, dann lass diese mal hören.
*... um seinen Kopf erstmal in selbige zu tauchen um für die Antwort Faustas Kraft zu finden.
Brrrrrgrrggg..... besitzt er Land?
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Ich registrierte nicht, dass sich mein Onkel beleidigt fühlte. "Ich dachte an Marcus Dives von den Iuliern. Kennst du ihn? Er ist ehrgeizig, war zweimal Duovir von Ostia und strebt jetzt an, in den Senat einzuziehen.", erklärte ich. "Ob er Land besitzt, weiß ich nicht. Ist das wichtig?" Für mich war eine der Hauptsachen, dass ich etwas gegen ihn in der Hand hatte und mich ihm deshalb nicht völlig unterordnen müsste. Wofür brauchte er Land? "Er besitzt ein paar Betriebe und hat wohlhabende Verwandte, von denen auch welche Senator sind, soweit ich weiß. Du bräuchtest also keine Angst zu haben, dass es mir schlechter gehen würde als hier. Auf längere Sicht, also in ein paar Jahren, da könnte ich an seiner Seite sogar die Frau eines Senators sein." So lautete der Plan.
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"Dives ..."
Messalla strich sich übers Kinn
"... ich glaube er war einmal zum Essen bei uns. Kennen wäre wirklich zuviel gesagt. Er wäre sicherlich keine schlechte Wahl. Ich selbst dachte an den Vicarius der Purpurea. Dolabella ist zwar halbverrückt doch hat er, so glaube ich, drei Grundstücke im Zugriff. Wie weit sind die ..."
Hast Du schon? Messalla taxierte sie
"... Gespräche mit dem Julier denn fortgeschritten? Vielleicht könnte man ja erst die eine, und danach die andere Verbindung eingehen."
Stephanus hatte einst gehofft die Sergier würden irgendwie wieder patrizisch. Doch das war lange her
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"Du kennst ihn?", platzte es spontan aus mir heraus, weil ich damit eigentlich nicht gerechnet hatte. Aber kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, da besann ich mich wieder meiner Rolle als gehorsames (solange ich letztlich meinen Willen bekam) und sittsames Mündel. Geduldig hörte ich mir den Gegenvorschlag meines Onkels Manius an. Ich musste mich dabei allerdings zusammenreißen, um nicht aufzustöhnen. Denn der Rufname Dolabella sagte mir auf Anhieb.... nada. Und dann sollte der auch noch Vicarius einer Factio sein? Was für ein "Sport", bei dem sich mehrere Lenker auf eine Quadriga stellten und solange im Kreis um die Wette fuhren, dass selbst den Zuschauern irgendwann schlecht werden musste!! Mein Sport war das jedenfalls nicht. Ich kannte weit schönere Vergnügungen.
Anschließend fing Onkel Manius einmal mehr mit irgendwelchen Grundstücken an. Das schien ihm wirklich wichtig zu sein.... und mir erschloss sich einfach nicht der Grund. "Aber ist es nicht gut, wenn mein Verlobter weniger Land besäße? Weil, dann kann er doch auch nur eine geringere Mitgift verlangen, oder?" Meine Meinung dazu. Aber so viel Erfahrung im Heiraten hatte ich bisher auch noch nicht. Vielleicht könnte ich jetzt also noch etwas lernen.Wie weit die "Gespräche" mit dem Iulier schon fortgeschritten waren, darüber musste ich erstmal kurz nachdenken. "Naja....", schindete ich etwas Zeit, während ich überlegte, ob ich meinen Vormund glauben machen wollte, dass ich meine Unschuld (die sexuelle, denn der anderen war ich bereits vor Jahren verlustig gegangen) schon verloren hatte. Aber was für einen Unterschied würde es machen, wenn ich jetzt behauptete mit dem Iulier geschlafen zu haben? "Also ich habe ihn mit meinen guten Argumenten davon überzeugt, dass auch er nicht wenig von einer Ehe mit mir hätte. Und dabei ist, bevor du fragst, nichts" außer einem kleinen Kuss "passiert. Er widerstand ganz im Sinne der Traditionen und mit sichtlicher Anstrengung meinen weiblichen Reizen.", führte ich lächelnd aus und redete dabei nicht ganz so durch die Blume. Dass der Kerl in fast jedem zweiten Satz von seinem Liebhaber sprach, verschwieg ich natürlich. Denn es lag nicht in meinem Interesse, dass mein Onkel Manius noch von dem Deal mit dem gegenseitigen "Freiraum" erfuhr!
Und überhaupt: Ich war zwar ziemlich verschlagen, aber deshalb noch lange keine Hure, die sich einfach so vögeln ließ - am besten noch so, dass sie auch noch vor ihrer Ehe schwanger wurde! NEIN! Ich hatte in beinahe jeder Situation mich, meine Karriere oder andere persönliche Vorteile im Blick und für ein paar Momente Spaß riskierte ich bestimmt nicht, dass ich plötzlich (als Schwangere) überschnell an den erstbesten Typ verheiratet werden musste. Dahin wäre die Aussicht auf Macht und Einfluss! "Wie meinst du erst die eine, und danach die andere Verbindung eingehen?", fragte ich zum Schluss noch leicht irritiert nach. Besaß mein Onkel Manius etwa ähnliche kriminelle Energien wie ich und plante den Iulier oder diesen ominösen Dolabella auszuschalten? Vielleicht sollte er sich dann mal nach Alba Fucens begeben und sich mit vorgehaltener Hand nach einer Fausta Ultrix erkundigen.... -
"ich weiss nur, dass der Alte sich mit seinem orientalischen Brimborium irgenwann das Hirn zerstören wird, wenn dies nicht schon längst geschah. Und ich weiss auch, dass Dives Dich nicht wegen Deiner weiblichen Reize heiraten wird. Schließlich war er bei unserem Treffen eher an mir als an Laevina interessiert. Erzähl mir also nicht er sei nicht der griechischen Einer."
Messalla war inzwischen hinter einen Raumtrenner getreten um sich in etwas weniger besudeltes zu wanden.
"Wenn er Dich hatte so wird es sicherlich zu einem Bastard führen, ich würde jetzt gerne die Wahrheit hören."
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Ich war froh, dass mein Onkel Manius sich mal eben hinter einen Raumtrenner begab, um sich umzuziehen. So musste ich nämlich nicht mehr ganz so sehr auf meine Mimik achten, während Manius mich gleich mehrfach überraschte. Über diesen Dolabella erfuhr ich nämlich nicht wenig erstaunt, dass der wohl auch noch einigermaßen betagt war. Da stellte sich mir nur die Frage: Was hatte der bisher erreicht (abgesehen von der Tätigkeit im Renn"sport")? Denn den Iulier könnte und würde ich notfalls auch anschieben, um mich in einigen Jahren die Frau eines Senators nennen zu können. Bei einem "Alten" war ich mir nicht so sicher, ob dem überhaupt noch genug Zeit blieb, um mir diesen Wunsch zu erfüllen. "Ist dieser Dolabella dann überhaupt noch in der Lage zu heiraten?", fragte ich mit einem leicht süffisanten Unterton. Ohne dies explizit auszusprechen meinte ich damit natürlich, ob er allein dazu fähig war oder ob etwa auch er einen Vormund benötigte....
Dann ging es um Dives und für einen Augenblick blieb mir der Mund offen. Der Iulier war an Onkel Manius interessiert? Vor allem aber: Woher wusste mein Onkel von dieser "griechischen Neigung", so vorsichtig wie sich Dives gab? Spontan sah ich dafür ja nur eine Erklärung, die da hieß, dass mein Vormund diesen Kerl bereits sehr gut, äußerst gut kannte! Halb musste ich grinsen bei dieser Vorstellung und halb hasste ich die beiden Männer dafür! "Die Wahrheit??", wiederholte ich verärgert und stand mit meinen Händen an den Hüften auf. "Du bezichtigst mich also der Lüge. Sehe ich das richtig??", bohrte ich weiter nach und wandte mich dann vom Raumtrenner ab, um ein paar Schritte zu gehen, während ich hörbar Luft auspustete und meinen Kopf verständnislos schüttelte. Mein Onkel hatte ja nicht mehr alle Latten am Zaun mich eine Lügnerin zu nennen! "Wie ich dir eben schon gesagt habe, ist zwischen ihm und mir nichts passiert! Mein Vater hat mich nämlich zu einer tadellosen Tochter erzogen, die nicht die Ehre ihrer Gens aufs Spiel setzt für ein kleines Abenteuer!", holte ich so sauer aus, dass ich sogar Papa Caius ins Spiel brachte. "Ich werde also ganz sicher keinen Bastard in die Welt setzen!" Letztlich müsste ich ja auch nur dafür sorgen, dass ich einen Ehemann hätte, der meine Kinder anerkannte, ob sie nun von ihm waren oder nicht. Viel mehr trennte ja eheliche und uneheliche Kinder nicht von einander.
Während ich mich so echauffierte, rasten meine Gedanken bereits weiter. Konnte ich einfach zugeben, dass Dives auf Männer stand? Onkel Manius schien es ja eh schon zu wissen.... Andererseits aber bedeutete Wissen gleich Macht. Und je mehr Wissen man teilte, umso mehr teilte man auch die damit verbundene Macht. Das war eine einfache Rechnung. "Du meinst, dass Dives auf Männer steht?" Ich lachte kurz auf. "Tut mir Leid, dich da zu enttäuschen, aber ich habe seine Blicke auf meiner Haut gespürt, bekam Blumen von ihm geschenkt und habe das Feuer der Leidenschaft in seinen Augen aufflammen sehen, als wir uns im Garten der Casa Helvetia in Ostia ungestört ein bisschen unterhalten haben." Dass dieses Feuer allerdings nicht für mich brannte (noch nicht) erwähnte ich hier und jetzt nicht. "Ich denke also, du überinterpretierst da irgendwas. Vielleicht wurde er einfach nur im griechischen Stil erzogen und musste erst auf die richtige Frau treffen, um sich völlig davon zu lösen.", spielte ich die Sache herunter. "Ich meine, ich wurde nicht in griechischer Art erzogen. Ich weiß es also nicht genau. Weißt du es?", stellte ich eine nicht ganz unprovokative Gegenfrage. Wer wüsste schon, was einem Kerl durch den Kopf ging, der nach einer Methode der manchmal etwas verrückten Griechen erzogen worden war? Als Frau verstand ich ja schon die normal erzogenen Männer nicht immer!
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