[Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img12/4291/8s3.gif] „He Bürschchen, lass dich mal anschauen!... Mhm, ja…könntest mir ein feines Sümmchen einbringen, wenn du dich benimmst!“ Die Sklavenhändler hatten sich bereits in Isurium Brigantum eingefunden als wir dort ankamen. Man scheuchte uns von den Ochsenkarren herunter und nachdem wir uns in einer Reihe aufgestellt hatten, musterten sie nun jeden einzelnen von uns. Mitros, ein griechischer Sklavenhändler, der sich bereits einige unserer jungen Frauen ausgesucht hatte, stand nun vor mir und prüfte mein Äußeres. Er schien zufrieden zu sein, mit dem was er sah und deutete mit seinem Stock auf mich. Daraufhin kamen zwei seiner Männer und schoben mich fort aus der Reihe. Danach widmete sich Mitros dem Nächsten.
Nachdem diese Prozedur zu Ende war und er einem der Soldaten einen dicken Beutel, gefüllt mit Münzen überreicht hatte, richtete er seine Worte an unsere zusammengeschrumpfte Gruppe.„Ihr könnt euch glücklich schätzen, denn ihr seid nun im Besitz des Sklavenhändlers Mitros von Delos. Das bedeutet für euch, eine ausreichende Versorgung mit Futter und Wasser. Ich bin dafür bekannt, für meine qualitativ hochwertige Ware und dementsprechend werdet ihr euch im Gegenzug nicht wie Wilde benehmen, wenn sich jemand für euch interessieren sollte. Wer Ärger macht, wird damit bestraft!“ Mitros hielt eine Peitsche in der Hand und zeigte sie allen. Dann gab er seinen Männern ein Zeichen, die uns daraufhin auf einen Wagen luden. Die Eisenketten an meinen Füßen hatte die Haut aufgerieben. Mit jeder Bewegung schmerzten sie. Aber dieser Schmerz war nicht so groß, wie der in meinem Herzen. Je weiter wir uns von der alten Heimat entfernten, umso größer wurde dieser Schmerz.
Wochenlang waren wir unterwegs, sie hatten uns hinunter in den Süden gebracht und dort auf ein Schiff geladen. Nach der Überfahrt nach Gallien waren wir erneut auf einen Karren geladen worden. Irgendwann hatte ich damit aufgehört, die Tage zu zählen. Unzählige Städte, Flüsse und Landschaften waren an uns vorbeigezogen. Je südlicher wir kamen, desto heißer und unerträglicher wurden die Tage. Die Sonne begann meine Haut unerbittlich zu röten. Wir baten und bettelten um einen Schluck Wasser. Mitros Männer jedoch ließen sich nicht erweichen, sie erhöhten nicht unsere Rationen. Deswegen kam es schließlich zu Querelen. Uns war es gelungen, einen von Mitros` Männern niedergeschlagen, um an etwas mehr Wasser zu kommen. Doch die Strafe dafür war hart gewesen. Alle Beteiligten, so auch ich, wurden mit zehn Hieben und drei Tagen Essensentzug bestraft. Danach lehnte sich niemand mehr auf.
Eines Tages, so schien es, hatten wir endlich unseren Bestimmungsort erreicht – Rom! Vor den Stadttoren lud man uns von dem Karren herunter. Den Weg in die Stadt legten wir zu Fuß zurück. Noch immer mit Eisenketten versehen, gestaltete sich dies nicht sehr einfach. Die Menschen, an denen wir vorbeizogen, gafften uns an, manche verspotteten uns. Doch der Spott konnte uns nichts mehr anhaben. Wir waren wie betäubt, nicht fähig, auf das was von außen kam, zu reagieren.
Während unseres Marsches durch die Stadt gewann ich nur wenige Eindrücke. Ich wusste nur, diese Stadt war groß, dreckig, laut und so furchtbar fremd! Ich sehnte mich nach meiner Heimat, nach den grün-braunen Bergen, den frischen klaren Bächen und dem Lächeln meiner Frau. Aislin, warum war ich dir nicht gefolgt?
Mitros, der Sklavenhändler hatte einen festen Verkaufsstand, der durch eine größere Anzahl von Käfigen im Hintergrund ergänzt wurde. In diese Käfige sperrte man uns schließlich, die Frauen von den Männern getrennt. So war es den potentiellen Käufern bereits im Vorfeld möglich, einen ersten Blick auf Mitros´ Ware zu werfen.
Am nächsten Tag, so sagte man uns, würde man uns dort hinauf auf den Verkaufspodest zerren, um uns an irgendeinen Römer zu verkaufen, der dann Herr über unser Leben und Tod war. Mir widerstrebte diese Vorstellung zutiefst. Ich hasste die Römer. Alle Römer waren Halsabschneider und Betrüger in meinen Augen.
Ich machte in der Nacht kaum ein Auge zu. Stattdessen sah ich hinauf zu den Sternen und fragte mich, ob wohl dieselben Sterne nun über den Ruinen unseres Dorfes standen. Noch einmal sah ich die Bilder vor mir, unser hoffnungsloser Kampf, das brennende Dorf, Cedrec, der erbärmliche Verräter und schließlich Aislins letztes Lächeln, bevor sie und unser Sohn starben.
Dann, als endlich der Morgen graute, nahmen sie uns die Ketten ab. Mitros´ Männer wuschen uns notdürftig. Die Ware sollte sich so gut wie möglich präsentieren. Gleichgültig verharrten wir nun in unseren Käfigen, bis sie begannen, die ersten von uns nach draußen zu zerren.
„Quirites! Kommt her und schaut!“, begann Mitros zu rufen. „Frische Sklaven aus Britannia! Wohlgestaltete Frauen und überaus kräftige Männer!