Das durfte doch nicht wahr sein! Seit Tagen hatte sich Lucia darauf gefreut endlich mal wieder in Rom, in der Stadt schlechthin, einkaufen zu gehen! Was sie nicht alles kaufen wollte: Stoffe, Schmuck, Tinkturen, Schminke, Parfüm und natürlich die ganzen Kleinigkeiten, die man als Frau von Welt einfach brauchte. Sie hatte sich beinahe euphorisch ausgemalt, was sie nicht alles erstehen wollte und sich dabei überhaupt keine Gedanken darum gemacht, was das alles denn kosten würde. Und was machte ihr Bruder, ihr herzallerliebster Geizkragen von einem Bruder!? Er gab ihr ein grade zu lächerliches Taschengeld mit! Gut, andere konnten davon ein Jahr lang leben, wenn es sein musste… Aber sie würde sich grässlich einschränken müssen! Es war eine Unverschämtheit! Lepidus tat ja grade so, als ob sie die letzten Jahre besonders verschwenderisch gewesen wäre! Was hätte sie denn in Misenum groß ausgeben können? Gut, Stoffe und Schmuck bekam man auch dort… Aber sie war wirklich sparsam, geradezu spartanisch gewesen! Immerhin hatte sie niemanden gehabt, vor dem sie hätte angeben können… Jah, sich selbst wollte sie natürlich auch gefallen, aber das war um einiges günstiger gewesen als es hätte sein können! Darauf könnte Lepidus ja wenigstens mal Rücksicht nehmen! Sie brauchte diese neuen Sachen! Sie brauchte sie!
„Beruhige dich, Herrin!“, flüsterte Sekunda Lucia zu, als die beiden mit der Sänfte am vereinbarten Treffpunkt ankamen. „Genieße den Tag und lass dir deinen Ärger nicht anmerken! Du bist eine Tiberia, benimm dich auch so!“ Lucia schnitt ihrer Sklavin eine Grimasse, schluckte dann aber ihren Ärger hinunter und setzte ihr bestes Lächeln auf. „Gut genug für dich?“, kam die zickige Frage und Sekunda senkte demütig, aber zufrieden den Kopf. Neugierig stieg Lucia aus der Sänfte und schaute sich suchend um, waren ihre beiden neuen Freundinnen schon da?