Flavias neue Kleider - Einkauf mit Hindernissen

  • Alles im Blick behalten war seine Aufgabe. Nach wenigen Augenblicken war festzustellen, dass hier Ruhe im Stübchen herrschte. Dracon war nicht entgangen, dass die Domina Candace weg geschickt hatte. Sie kam zu ihm an den Tisch. Ganz schön schüchtern war sie. Besser als ständiges Gerede. „ Ich hole was zu trinken.“ Was Besseres fiel ihm nicht ein. Zwei Becher verdünnten Wein brachte Dracon von der Theke mit und stellt ihr einen davon hin. „ Willst du was essen?“ Wo hatte er seinen Anstand gelassen. „ Dracon heiße ich und du heißt Candace.“ Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. Ungefragt ging er nochmals zur Theke und brachte eine Schüssel dicke Suppe und zwei Löffel an den Tisch. „ Die ist gut.“ Was da alles drin war. Möhren, Bohnen, Linsen, Kraut und für den besseren Geschmack ausgelassene kleine Schinkenspeckwürfel. Dracon legte ihr einen Löffel hin. „ Iss.“ Sie sollte ruhig viel essen. Was mehr auf den Rippen konnte bei ihr nicht schaden. Dracon hielt sich trotz Hunger zurück und wartete. Die Gelegenheit sie aus nächster Nähe zu betrachten. Sie sah in der Nähe wesentliche besser aus, als aus der Ferne. Sein Dominus musste sich unbedingt öfter mit der Flavia treffen. Das wäre seine Chance bei Candace. Ein Botengang oder ein Besuch Centho’s bei den Flaviern. Er konnte die Flavia auch zu den Claudiern einladen. Heimisches Terrain wär von Vorteil. Den Kopf in die Hand gestützt sah Dracon Candace an. Er konnte sich einfach nicht satt sehen.

  • Centho wra erfreut, daß sich die spontane Wahl Dracons zum Wohlgefallen Domitillas entwickelte. Offenbar weckte diese Taberna Erinnerungen angenehmerer Art bei ihr.
    Ein sichtlich nervöser Schankwirt kam herbei und knetete verlegen seine Hände durch. Solch illustre Gäste hatte er sicher nicht jeden Tag und so nahm ihm Centho das Heft aus der Hand und bestellte einfach das Beste was Küche und Keller zu bieten hatte,...für alle Anwesenden.
    Sichtlich irritiert verschwand der Schankwirt um kurz darauf mit zwei Frauen, offenbar Mutter und Tochter einen, wie sich herausstellte hervorragenden Falerner, frisches Brot, köstliches Olivenöl und allerlei kleingeschnittene Häppchen als Amouse geulle zu servieren.
    Centho probierte den Falerner und nickte wohlgefällig,...woraufhin die Pokale gefüllt wurden. Er tunkte das Brot, welches offenbarheute frisch gebacken worden war in das Öl,...gab ein wenig des kostbaren Salzes darauf und biss hinein.
    Nun,...Dracon hatte wohl Recht mit seiner Aussage.
    Lächelnd wandte er sich an Domitilla;
    Möchtest du mir,...einem Fremden,...denn erzählen, was dich in dein Exil getrieben hat,... Er musterte sie freundlich welches dir offenbar jedoch nicht allzusehr zugesetzt hat. Das erging es ihm wohl ähnlich,...er vermisste Mona immer noch schmerzlich und all jene die er dort zurückgelassen hatte.

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    Candace


    Noch ein- zweimal gingen Candaces Blicke zu ihrer Domina, bevor sie sich tatsächlich auf Dracon einlassen konnte. Als sie Platz nahm ging er los, um etwas zu trinken zu holen. Sie blickte ihm nach. Dracon war ganz anders, als die meisten Sklaven, die sie kannte.
    Als er mit zwei Bechern zurückkehrte, lächelte sie ihm verlegen zu und bedankte sich leise. Vorsichtig nippte sie an dem Becher. Der verdünnte Wein schmeckte ihr.
    Statt ebenfalls Platz zu nehmen, fragte Dracon sie schließlich, ob sie auch etwas essen wolle. Sie nickte. Doch bevor sie das tat, schnellte ihr Blick noch einmal zu ihrer Herrin, die sich allerdings bereits angeregt mit dem Claudier unterhielt.


    Dracon, der im Gegensatz zu der flavischen Sklavin geradezu vor Selbstsicherheit strotzte, fackelte nicht lange. Er kam mit einer dampfenden Schüssel zurück, deren Duft ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen lief. Dankend nahm sie einen Löffel entgegen und, nachdem sich Dracon gesetzt hatte, begann sie recht bedacht sich einen Löffel Eintopf aus der Schüssel zu nehmen und diesen dann zum Mund zu führen. Nach dem dritten Löffel hielt sie inne und musterte den Sklaven. „Warum isst du nicht? Der Eintopf schmeckt sehr gut!“ Auffordernd schob sie die Schüssel zu ihm hin und schenkte ihm ein weiteres zaghaftes Lächeln.


    „Du bist sehr nett,“ begann sie nach einer Weile. „Und dein Dominus ist auch sehr freundlich.“


    ~~~


    Der Flavia imponierte die Freigiebigkeit, mit der Centho den Schankwirt überraschte. Er bestellte für alle Anwesenden und zwar nur das Beste! Dies musste in der Tat ein Glückstag für den Wirt sein. Daher gab er sich auch besonders viel Mühe mit allem. Der kleine Gruß aus der Küche war da nur der Anfang eines kleinen aber feinen kulinarischen Abenteuers.


    „Der Wein ist ausgezeichnet!“ , meinte die Flavia, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. Auch das Brot und die Oliven trafen voll ihren Geschmack. Ein solch einfaches, aber dennoch schmackhaftes Mahl hatte sie nicht mehr erlebt, seitdem sie nach Rom zurückgekehrt war. Doch die Krönung des Ganzen war die nette und zuvorkommende Gesellschaft, die sie in dem Claudier fand.


    „Nun, ich denke, so fremd wie du glaubst, bist du mir gar nicht mehr, schließlich haben wir uns beide in die Höhle dieses Löwen… äh Scharlatans gewagt.“, entgegnete sie ihm grinsend und trank noch einen Schluck vom Falerner. Schließlich begann sie ihm von dem zu erzählen, was ihr damals zugestoßen war.


    „Ein schreckliches Unwetter hat mich ins Exil gezwungen. Vor mehr als zwei Jahren. Mein Vater wollte mich zu unseren Verwandten nach Baiae senden. Mein Reisewagen kam von der Straße ab, alle meine Sklaven waren auf der Stelle tot nur ich überlebte schwerverletzt. Ein Hirte fand mich. In seinem Dorf, mitten im Apennin wurde ich aufgenommen. Die Leute dort waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sie sorgten für mich und pflegten mich wieder gesund. Nun ja, dann kam der Bürgerkrieg… Da ich dort sicher war, blieb ich dort, bis sich die Wogen wieder glätteten.“ Ein wenig Wehmut war zumindest aus den letzten ihrer Worte herauszuhören. In dem kleinen Bergdorf tickten die Uhren eben doch anders…
    "Aber wie steht es mit dir? Du erwähntest, dass auch du Rom für längere Zeit fern geblieben warst.", fragte sie, da sie sich natürlich auch brennend dür ihn interessierte.

  • Centho winkte lächelnd ab und entgegnete,
    ...mich wundert indess, warum er seinen Laden nicht inzwischen im Zentrum der Arena des Circus Maximus betreibt...?!
    Der Bericht über ihre jüngste Vergangenheit traf Centho härter als er dachte. Natürlich gehörte es sich nicht nach Art und Lage der Verletzungen zu fragen, so hörte er mit bestürzter Miene zu und schüttelte zuweilen betroffen den Kopf.
    ...ich bezweifle, daß dir hier in Roma ähnliches wiederfahren wäre. Die Menschen ausserhalb Romas sind wesentlich freundlicher und hilfsbereiter...
    Wahrscheinlich hätte man sie ausgeraubt und liegengelassen...
    Auf ihre Frage hin was ihn in das Exil getrieben hatte hob er den Blick und lehnte sich zurück, bevor er etwas sagen konnte kam der Wirt mit Platten, reichlich bestückt mit Leckereien wie Schinken, Brot, Oliven, Eier in Salzlake, Nüsse, eingelegte Pilze, starken und milden Käse,Trauben, Feigen und Datteln. Der Schinken war in Honig gegart und roch köstlich.
    Der Wirt sah ihn teils verlegen, teil stolz an und Centho nickte ihm wohlwollend zu. Nun, wenn es halb so gut schmeckt wie es duftet,...dann hast du einen Stammkunden mehr!
    Es war zwar unglaublich aber der Wirt bekam vor Verlegenheit rote Ohren und zog sich händeknetend und verbeugent zurück in den Schankraum.
    Der Schinken schrie ihm förmlich zu, ebenso der Käse. Centho wartete jedoch bis sich Domitilla etwas nahm,...ebenso alle übrigen Bediensteten und Sklaven um sie herum...

  • „ Ähm ja. Die Suppe.“ Dracon sah auf Candace’s Hände, die die Schüssel zu ihm schoben. Sie waren gepflegt und sauber. Ihre Domina legte, wie Centho Wert auf ein ansprechendes Äußeres. Sein Löffel tauchte in die Suppe. Vorsichtig schlürfend kostete er. „ Hmmm, gut.“ Sein Magen hatte sich nach ein paar Löffeln beruhigt. „ Nett? Hat noch keiner zu mir gesagt.“ Entweder man ging ihm aus dem Weg oder wollte sich mit ihm anlegen. Meist fielen dann unterschwellige Bemerkungen auf die Dracon gar nicht mehr reagierte. „ Centho ist in Ordnung. Ich bin seit ein paar Monaten bei ihm.“ Dracon war sehr zufrieden, wie sich alles entwickelt hatte. Vom Totgeweihten zum Leibsklaven eines Patriziers. Der dazu sehr anständig mit seinem lebenden Besitz umging. „ Die Claudier im allgemeinen. Die ich bis jetzt kenne.“ Die Schüssel rutsche wieder über den Tisch zu Candace. „ Du bist schüchtern, mache ich dir etwa Angst oder wegen deiner Domina? Sie ist sehr anstrengend.“ Das hatte Dracon nach der kurzen Zeit, die sie Flavia Domitilla begleiteten, festgestellt. Bei ihr brauchte man ein dickes Fell, wie er es hatte oder so etwas Empfindsames wie Candace. Er lächelte verschmitzt. „ Zwei Ecken weiter ist ein Römer, der bekommt seine Stoffe aus Alexandria. Morrigan geht bei ihm Stoffe für die Claudier kaufen. Sie kennt sich aus.“ Dracon war sich nicht hundertprozentig sicher, dass es in dem Laden das gab was der Domina vorschwebte. Für seine Begriffe war das der beste Händler. Morrigan musste es wissen. Brauchte ihn sein Dominus nicht, war er meist der Lastenträger bei ihren Einkäufen. „ Deine Domina ist nicht verheiratet? Ist sie verlobt?“ fragte er neugierig. Sollte sie noch frei sein und sein Dominus sich weiter so benehmen, bestand die Möglichkeit Candace bald öfter zu sehen.

  • Offenbar war Centho nicht nur ein angenehmer Begleiter, er verfügte ebenso über Humor, was Domitilla sehr gefiel. Die meisten Männer in ihren Kreisen, die sie bereits kennengelernt hatten, nun ja es waren noch nicht sehr viele, legten auf Humor nicht sehr viel wert, was sehr schade war, wie sie fand.
    Doch mit ihrem Bericht hatte sie ihn wohl sehr bewegt, so las sie es zumindest in seiner Miene. Vielleicht fand sie ein paar Worte, die ihn wieder beruhigten.
    „Ich schätze, da hast du recht, zumal ich anfangs mein Gedächtnis verloren hatte. Doch die Menschen dort nahmen mich auf, wie eine Tochter. Stell dir vor, ich habe dort auch Ziegen gehütet und gelernt, wie man die Tiere melkt. Die Leute haben daraus einen äußert schmackhaften Käse hergestellt.“ Genau das war das Stichwort! Denn just in diesem Moment trat der Wirt mit seinen umfangreich bestückten Platten an ihren Tisch. Er hatte sich wohl bei der Zusammenstellung selbst übertroffen. Die vielen Leckereien waren ganz nach der Devise „das Auge isst mit“ kunstvoll garniert. Außerdem verführte der Duft des frischen Brotes, der Wurst und des Käses regelrecht zum Zugreifen. Auch Domitilla würdigte die Anstrengungen des Wirtes mit einem wohlwollenden Nicken.
    Schließlich bediente sie sich und nahm sich von jedem etwas. Solch leckere Häppchen hatte sie wohl zuletzt in dem kleinen Dorf im Apennin genossen. „Meine Güte, ist das lecker!“ war ihr erster Kommentar, nachdem sie vom Käse, dem Schinken und dem frischen Brot gekostet hatte.


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    Candace


    Ein paar Tische weiter, an dem Candace und Dracon saßen, schien die flavische Sklavin nun endlich langsam aufzutauen. Ihr Gegenüber hatte sich nun auch der Suppe angenommen und während der claudische Sklave aß, beobachtete sie ihn still weiter. Er war ganz anders als die beiden Custodes, die ihre Domina begleitet hatten und die inzwischen auch an einem der anderen Tische Platz genommen hatten und lautstark ihre Suppe schlürften.
    Als Dracon nun an ihre knappe Äußerung anknüpfte, ließ sie ihren Blick von ihm ab und sah recht verlegen aus, so als ob man sie bei etwas Verbotenem erwischt hatte.
    „Nein, du machst mir keine Angst. Es ist nur so…“ wieder sah sie zu Domitilla hinüber. „Ich bin erst seit ein paar Tagen die Leibsklavin der Domina. Vorher war ich eine einfache Sklavin, die nur ab und zu die Herrschaften bei Tisch bedienen durfte.“ Candace bediente sich wieder mit der Suppe, nachdem er die Schüssel wieder zu ihr geschoben hatte.
    „Nun ja,“ begann sie wieder von neuem, nachdem sie wieder einige Löffel der Suppe gegessen hatte. „Ich kenne die Domina noch nicht so gut. Außerdem habe ich Angst, dass ich etwas falsch mache, weil für mich alles noch so neu ist… Aber ich glaube, sie ist ganz nett… Nun ja, aber heute ist sie, glaube ich, nicht sehr zufrieden mit mir.“ Sie hatte Domitilla als resolute Domina erlebt, an dem Abend, als sie in der Vila eingetroffen war. Doch ab und zu hatte sie für ihre Sklavin auch ein gutes Wort gefunden.
    Allerdings war Domitilla heute wohl nicht so gut auf ihre Sklavin zu sprechen, denn bisher waren ihre Händlerempfehlungen nicht gut angekommen. Doch ausgerechnet Dracon rückte nun noch mit einen Tipp heraus, wo man gute Kleidungkaufen konnte. Das musste sich Candace unbedingt merken. Wenn er damit ein genauso gutes Händchen hatte, wie mit der Auswahl der Taberna, dann musste sich Candace keine Sorgen machen.
    „Danke für deinen Hinweis, vielleicht kann ich die Domina damit etwas besänftigen,“ meine sie dann lächelnd. Noch immer wirkte sie etwas verlegen, was einfach wohl daran lag, dass sie bisher mit fremden Sklaven wenig zu tun hatte. Doch eine Bemerkung hatte Candaces Aufmerksamkeit erregt. „Morrigan, ist das auch eine Sklavin?“, fragte sie neugierig. Vielleicht war sie seine Freundin. Manchmal geschah es eben auch, dass Sklaven sich verliebten…
    Doch Dracons Frage, Domitillas Verhältnisse betreffend, riss sie wieder aus ihren Gedanken. „Nein, meine Domina ist weder verheiratet noch verlobt. Warum fragst du?“ Die Sklavin war dabei gewesen, als Domitilla einen Brief an ihren Vater verfasst hatte, in dem sie ihr Bedauern darüber bekundete, da wohl die Verlobung mit einem gewissen Tarquitius Imbrex aufgelöst sei.

  • Sonst eher der unsentimentale und ganz und gar rationale Typ, geriet Centho beim betrachten der vor ihm sitzenden Domitilla geradezu ins schwärmen. Natürlich brachte er die Gewalt seiner Erziehung dazu weiterhin freundlich und unbestimmt distanziert zu wirken, jedoch gerieten ihm langsam die Gefühle aus den Fugen. Nicht nur, daß Domitilla seiner aufrichtig betrauerten und unendlich fehlenden Gefährtin von Mona ähnlich sah, es gelang ihm sogar hinter die Fassade der Patrizierin zu schauen und was er dort zu sehen glaubte gefiel ihm.
    Offensichtlich schien sie einem Leben in einfacheren Verhältnissen als einer Villa in Roma nicht abgeneigt, ja eher wohlwollend gegenüber zu stehen.
    Vor seinem geistigen Auge sah sich Centho bereits wieder auf Mona, an seiner Seite die hinreissende Domitilla...
    Wie ein Guss Eiswasser stand auf einmal sein Großvater in seinen Gedanken vor ihm. Auf seine unnachamliche Art nonverbal und Kraft seiner anscheinend divinen Autorität wandelte er Centhos Träumereien in postpubertäre Hirngespinnste und eröffnete das gigantische Tor der Pflichten eines Patriziers. Centho lehnte sich ein wenig zurück und hielt sein Gesicht in die Mittagssonne.
    Es half,...Menecrates verschwand wieder und die Wärme vermochte auch den einen oder anderen düsteren Gedanken zu verscheuchen.
    Lächelnd sah er Domitilla wieder an, nichts verriet jenen inneren Disput, welcher wieder einmal zerstörte Träume und den schalen Geschmack von einem unbestimmten Versagen bei ihm hinterließ.
    Verzeih´meine Offenheit aber ...gibt es jemanden in deinem Leben?
    Was für eine dämliche Frage...sein Rethoriklehrer würde sich wahrscheinlich ohnmächtig in die Faust beissen. ...ich meine, ...angesichts seiner wohl hormonbedingten Sprachschwierigkeiten hob er nur die Augenbrauen, kniff ein Auge zu und beließ es bei einem entwaffnenden Lächeln.
    Kopfschüttelnd meinte er,
    Tja, sieh dir an was du aus mir gemacht hast,...ich bin anscheinend nicht in der Lage mein Interesse an einem weiteren Treffen in einer angemessenen Form vorzubringen...
    Ein leichtes Schulterzucken.
    Obwohl es mich interessieren würde ob ich hoffen darf dafür niemanden niederringen zu müssen...
    Was er im Moment durchaus zu vollbringen bereit war.
    Bevor er noch mehr Blödsinn verzapfte nahm er mit der wiedergewonnenen Souveränität des geborenen Patriziers ein Stück Fleisch, drapierte es gekonnt auf einem in Öl getunkten Brotstück und überließ es nun Domitilla sich zu seinen unterschwelligem Werben zu äußern.

  • Vielleicht lag es an der Unbedarftheit der jungen Flavia, der sich in ihrem bisherigen Leben noch nicht oft die Gelegenheit geboten hatte, mit männlichen Standesgenossen, die nicht zu ihrer Familie gehörten, in solch einer vertrauten Umgebung Zeit zu verbringen. Keinen Moment hätte sie daran gezweifelt, dass daran etwas verwerfliches sein könnte. Wäre jedoch Amalthea, ihre alte Kinderfrau, die unglücklicherweise vor zwei Jahren bei Domitillas Unfall ums Leben gekommen war, hier gewesen, hätte sie sicher sofort Lunte gerochen und die junge Flavia sofort dezent darauf hingewiesen. So jedoch tappte Domitilla weiterhin im Dunkeln und erfreute sich an dem leckeren Imbiss und der charmanten Gesellschaft des Claudiers.


    Ein kleines Schlückchen des Falerners sollte schließlich einem weiteren Bissen des exorbitanten Mahls einen angenehmen Abgang verhelfen. Doch etwas… nein eigentlich nicht etwas… vielmehr seine Frage verursachten eine Aspiration, die augenblicklich mit einem lauten Prusten einherging und der Flavia eine rötliche Gesichtsfärbung verlieh.
    Hatte sie soeben recht gehört? Oh ja, sie hatte! Wäre doch nur jetzt ihre Kinderfrau hier! Sie hätte gewusst, was zu tun war und wie eine Dame von Stand reagieren musste. Die junge Flavia hingegen schien recht überfordert mit dieser Sache. Verlegen lächelte sie. Nun war sie es, die sich verunsichert nach ihrer Sklavin umschaute. Doch die saß ein paar Tische weiter und unterhielt sich mit Centhos Sklaven.
    Glücklicherweise war es dann der Claudier selbst, der sich zur Raison rief und es der Flavia ersparte, sich gleich dazu zu äußern.
    „Nun ja, außer meinem Vater selbst gibt es wohl niemanden, den du niederringen müsstest. Aber ich kann dich beruhigen, mein Vater weilt in Ravenna und wird voraussichtlich erst in einigen Tagen von meiner Rettung erfahren. Und mir wäre es ein Vergnügen, dich ein weiteres Mal zu treffen,“ entgegnete sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
    Ihren Vater vorzuschicken war sicher ein guter Schachzug gewesen. Weitaus besser, als ihn mit einem Verlobten zu konfrontieren, der sie vor zwei Jahren hatte heiraten wollen und der mittlerweile, wenn ihr die Götter wohlgesonnen waren, an Altersschwäche gestorben war. Und was war mit Laenas? Der, der sie damals gerettet hatte und in den sie sich in den zwei Jahren ihrer Absenz verliebt hatte? Laenas war wohl das Ideal eines Liebhabers, der allerdings, aufgrund des Standesunterschiedes, wohl unerreichbar für sie war.

  • Ihre Verlegenheit tat ihm gut, zeigte sie doch, daß hinter ihrem Auftreten ein im Grunde unsicheres Wesen schlummerte.
    Lächelnd entgegnete er,
    ...nun, ich werde mich hüten deinen Vater herauszufordern,...womöglich bezwingt er mich und wie stehe ich denn dann in deinen Augen da?
    Behutsam brach er ein Stück Brot ab und tunkte sie in das köstliche Öl.
    ...erzähle mir doch ein wenig von deiner Familie,...wie steht ihr zueinander,...ich denke als Frau hat man weniger ...na sagen wir einmal,...Erwartungsdruck was die Geschicke der Familie angeht,...jetzt einmal von plötzlichen Hochzeiten abgesehen,...was unter uns gesagt auch uns Männern zuteil werden kann!
    Sein Gesicht bekam einen melancholischen Ausdruck als er ein Stück des Brotes abbiss und sich dabei ertappte, daß er dabei unhöflich in Domitillas Augen sah,...oh ihr Götter, er konnte nicht anders.

  • Auch sie schmunzelte, als sie sich bildlich vorstellte, wie sich ihr Vater und Centho bei dieser Auseinandersetzung wohl schlugen. Wie sie ihren Vater kannte, würde er wohl unablässig auf den Claudier einreden, um dabei ganz nebenbei herauszufinden, wie rentabel wohl eine Verbindung mit dem Claudier wäre und wo genau bei ihm seine Qualitäten lagen. Bis dieser sich dann wohl freiwillig ergab und, was sie nicht hoffen wollte, erschreckt die Flucht ergriff.
    „Wer es freiwillig wagt, sich mit meinem Vater anzulegen, der kann kein Schwächling sein,“ entgegnete sie ihm scherzhaft. Schließlich kannte sie Aetius und sie wusste, wie aggressiv er sein konnte. Zwar nicht körperlich, doch dafür verbal.


    Auch Domitilla konnte dem köstlichen Imbiss nicht widerstehen und tat es dem Claudier gleich, indem auch sie sich noch etwas Brot nahm und es kurz mit dem Olivenöl vereinigte, bevor sie davon ein Stück abbiss.
    „Meine Familie… nun ja, das ist so eine Sache…“ , begann sie. „Meine Eltern haben sich einige Zeit nach meiner Geburt getrennt. Ich wuchs bei meiner Mutter, Horatia Lepida in Aquilea auf. Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Horatier in Aquilea nach der Scheidung meiner Eltern nicht mehr das Geringste für die Flavier im Allgemeinem übrig hatten. Dementsprechend wurde ich erzogen. Ansonsten wuchs ich recht behütet bei meiner Mutter auf. Meinen Vater und meine Geschwister hingegen, lernte ich erst richtig kennen, als ich dreizehn Jahre alt wurde. Damals hatte er mich zuerst nach Ravenna holen lassen, um mich kurz darauf nach Rom zu meinen Geschwistern zu schicken... Du kannst dir vorstellen, dass mein Vater damit das Gemüt meiner Mutter noch mehr in Wallung brachte.“ Domitilla konnte sich noch gut daran erinnern, wie fröhlich sie gewesen war, als ihr Vater sie hatte abholen lassen und wie sehr sie sich auf Rom gefreut hatte, während es ihrer Mutter das Herz gebrochen hatte, als sie sie hatte gehen lassen müssen.


    „Nun ja, meine Zeit in Rom war nicht von langer Dauer. Ich musste wieder zurück nach Ravenna und dort verblieb ich, bis zu dieser unglückseligen Reise nach Baiae. Aber was soll ich sagen, meine Familie hier ist im Grunde mehr oder weniger imm noch fremd für mich. Meinen Cousin, Flavius Gracchus kenne ich kaum , ebenso seinen Sohn und meine Neffen habe ich erst vor wenigen Tagen kennengelernt. Mein Bruder, der mir viel bedeutet hatte, starb vor einigen Jahren und meine geliebte Schwester, nun ja, sie weilt wohl derzeit in Ravenna.“ Dieser Umstand war wohl der bedauerlichste für sie, hatte sie sich doch so darauf gefreut, Nigrina wieder zu sehen.


    „Und ja, du hast recht! Einen Erwartungsdruck gibt es nicht für mich, solange ich das tue, was mein Vater von mir verlangt.“ Dabei musste sie unweigerlich an den Grund ihrer Reise nach Baiae denken, der angestrebten Hochzeit mit diesem Greis. Noch jetzt schüttelte es sie vor Ekel, wenn sie nur daran dachte. Doch Fortuna hatte dieser geplanten Verbindung einen mehr als deutlichen Strich durch die Rechnung gemacht.


    „Aber nun habe ich die ganze Zeit nur von mir erzählt. Jetzt bist du an der Reihe! Du erwähntest, du seiest für längere Zeit absent von Rom gewesen“, fragte sie neugierig… und natürlich war ihr aufgefallen, wie er sie angesehen hatte.

  • Centho lauschte der Vita seiner inzwischen Angebeteten und empfand einiges Mitleid für ihre wechselhafte Geschichte. Allerdings, so mußte er wohl erkennen, gehörte sie wohl zu einem Zweig der Flavier welcher wohl, so schien es bisher, relativ bedeutungslos war. Ein leiser Seufzer entstieg seinem Innersten. Einerseits berührt vom Domitillas Lebensbericht, andererseits ob der abschreckenden Vorstellung, daß es schwierig sein würde diese Bekanntschaft seinem Großvater als sinnvoll, geschweige denn als politisch profitabel darzubringen.
    Im Grunde war sie wie er selbst. Auf eine Art getrieben, ein Spielball, ja einer Figur im ludus latrunculorum. In seiner Erinnerung tauchten die langen Abende mit seinem Vater, aber auch mit seinem Großvater auf, in welchem er einer demütigenden Niederlage nach der anderen ausgesetzt war.
    In Roma, so schien es war er immer nur minderwertig, unreif und steter Anlass zu mehr oder weniger rüden Erziehungsmethoden.
    In ihm wuchs eine Ablehnung gegen all jenes autoritäre, verkrustet konservative heran und verschaffte ihm Trost, wenn er wieder einmal die Konsequenzen seines standesunwürdigen Handelns im Carcer der Villa verbringen durfte.


    ...meine Abwesenheit in Roma,...nun das ist eine ganz ungeheuerliche Geschichte und sie basiert auf dem Mißverhältnis eines kraftstrotzenden, rebellischen jungen Mannes, den die Geschicke als bereitwilligen Sproß eines Patrizierhauses vorgesehen hatten und dem eigenen, unbändigen Freiheitswillen.


    Sein Lächeln erreichte nicht die Augen,...es gab noch zu viele Gräben, zuviel Unausgesprochenes zwischen ihm und den Älteren der Familie. Zu ungeheuerlich war sein Vergehen, als daß man ohne Läuterung zur Tagesordnung übergehen konnte.


    Mein Vater war und ist ständig auf Reisen,...er sucht den Wohlstand der Familie zu erhalten und wenn möglich zu mehren...


    Immer wieder tauchten die Bilder vor seinen Augen auf, doch war es weniger die Person, sondern mehr der Mythos seines Vaters und die exotischen Waren die er mitbrachte. Artefakte, Stoffe, mechanische Konstruktionen, Schmuck...Insgeheim berührte er seinen Brustkorb. Dort baumelte an einer goldenen Kette ein noch ungeschliffener Tropfen edlen Electrums. Sein Vater schenkte ihm dereinst das seltsame , stumpfgelbe Stück und bat ihn es täglich zu polieren um hervorzubringen was in ihm steckte. Inzwischen war der seltsame Klumpen durchsichtig und goldfarben , vielschichtig, er verfügte über die Gabe nach einer Politur kleine Dinge, wie etwa Staub anzuziehen. Sein Vater meinte, es symbolisiere ihn selbst und dereinst würde Centho
    wissen welcher Gottheit er den Stein widmen sollte.


    ...autoritäres Zentrum meiner Familie war und ist mein Großvater Claudius Menecrates,...ein Mann mit vielen Eigenschaften, welche man zweifellos braucht um einer solch traditionsreichen Familie wie der unseren vorzustehen und deren Geschicke zu lenken...


    Wieder diese freudlose, fast schon hilflose Lächeln, welches jedoch im starken Wiederspruch zu seinen Augen stand. Centho gestatte sich auch Domitilla einen Blick in seine Seele werfen zu können.


    ...seine Selbstverständlichkeit, sein Weitblick und Eloquenz, seine pietätlose Entscheidungskraft,...seine unbedingten Gehorsam einfordernde Erziehung hat mich seinerzeit,...vor etwa 10 Jahren zu einer Entscheidung gebracht.


    Er sah nach ob,...über die Dächer auf die kleinen Kumuluswolken, gerade so als beginne er seine Reise erneut und blickte dann wieder Domitilla an.


    ...seine Entscheidung sah vor, daß ich mich vermählen sollte,...ich es aber nicht wollte,...ein Wort gab das andere und ich...naja,...ich brachte ihm einen unverzeihlichen Mangel an Respekt und Loyalität entgegen...welche mich zur persona non grata degradierte.


    Sein Hals war trocken, wohl vom Reden dachte er bei sich und trank einen Schluck Falerner in der Hoffnung auch den Kloß in seinem Hals wegspülen zu können. Er betrachtete deb einfachen Becher und schloß,


    So raffte ich meine Ersparnisse zusammen und machte mich auf soweit weg wie möglich von meines Großvaters Macht und Willen.


    Er stellte den Becher zurück.


    ...und landete auf Mona,...einer Insel bei Britannia. Es gab dort halbvergessene Anwesen der Claudier, aus der Zeit als Claudius die Insel eroberte und einen sicheren Rückzugsort brauchte...dort habe ich 10 Jahre das Leben eines Großbauern geführt,... Menschlichkeit und Wärme erfahren... fast schon entschuldigend sah er sie an, ...eine wunderbare Gefährtin,...zwei Söhne gezeugt und endlich meinen Platz in dieser Welt gefunden.


    Er hob die Schultern, zuckte sie leicht und lächelte sie an, diesmal voller Wärme, Meine Gefährtin starb bei der Geburt meiner Tochter und Claudia folgte ihr drei Tage später...ich verzweifelte fast an ihrem Verlust, als...als mein Großvater mich in einem Brief aufforderte nach Roma zu kommen...


    Dabei hinterfragte er nicht woher Menecrates wußte daß Centho sich auf Mona aufhielt,...er kam einem inneren Instinkt folgend nach Roma...und traf dort Domitilla...einem Abbild seiner verstorbenen Frau...Schicksal,...Fügung?


    ...und da bin ich,... Er kniff verschwörerisch ein Auge zu und endete, ...vorerst,...oder für immer?...wer kann das schon sagen?

  • An ihm lag es nicht. Das war beruhigend. Dracon verstand Candace sehr gut. Ihm war es nicht anders ergangen. Von heute auf Morgen ganz neu Aufgaben mit denen man sich zu recht finden musste. Meist eckte man aus Unwissenheit an und zog damit den Ärger der Domina oder des Dominus auf sich. Über die Phase war Dracon hinaus. Trotzdem blieben mahnende Worte nicht aus. Die Gründe dafür versuchte er so gering wie möglich zu halten. Das erleichterte sein Leben als Leibsklave des Claudier‘s ungemein.“ Präge dir alles gut ein, was deine Domina betrifft. Ihre Vorlieben und so was.“ Dracon aß von der Suppe, kaute runter. „ Sie ist heute wie das Wetter in Britannia.“ Bemerkte er grinsend. „ Unbeständig, mit der Neigung zu Regen.“ Sein Dominus hatte zum Glück keine solchen Anwandlungen. „ Ähm, ja, die Morrigan ist so was wie eine Vilica bei den Claudiern. Sie hält den Haushalt zusammen.“ Vor ihr hatte er großen Respekt. Klein aber oho. Seine körperliche Überlegenheit nutzte ihm bei ihr gar nichts. Geistig ließ er es langsamer angehen, da war er bei ihr klar im Nachteil. Nicht das er dumm wäre, nein, er brauchte nur seine Zeit beim Nachdenken.
    „ Warum? Na es könnte ja sein das…. Mein Dominus benimmt sich nicht wie sonst.“ Dracons Hand fuhr über seinen kahl rasierten Schädel. Seit er bei Centho war, hatte der sich nie derart bei Frauen aufgeführt. Sie waren für ihn bisher Luft. Dracon konnte sie ihm schmackhaft machen wie er wollte, nichts hatte gewirkt. „ Vielleicht lädt er deine Domina in die Arena oder ins Theater ein?“ Das wäre gut, Candace würde er so wiedersehen. „ Oder in den Circus Maximus. Allerdings könnte ich dir bei den Gladiatoren mehr erklären, als beim Wagenrennen.“ Dracon steuerte geradewegs auf sein Lieblingsthema zu. Er war damit aufgewachsen. Trotz der schlechten Erfahrung, die er gemacht hatte, würde er wieder in die Arena gehen. Es war ja nicht so, dass jeder Kampf ein Kampf auf Leben und Tod war. Es war eher die Ausnahme. Die Ausbildung zum Gladiator war mit viel Zeit und Geld verbunden. Also hegte und pflegte man seinen Besitz. Ein guter Gladiator brachte viel Geld ein. Dracon stand kurz davor nach Italia zu wechseln. Einem Präfekten hatte er fast seinen Tod und den Abschied aus der Arena zu verdanken. Das verzieh Dracon diesem Mann niemals.
    Unversehens hatte er seine Hände zu Fäusten geballt. Schnell besann er sich. „ Haben die Flavier viele Sklaven? Kennst du welche näher?“ Natürlich wollte Dracon wissen ob Candace enger mit jemandem befreundet war. Er fand sie durchaus beachtenswert.

  • Im Nachhinein war die junge Flavia über sich selbst überrascht, einem gänzlich fremden Mann, der zwar ungemein charmant war, so viel über sich und ihre Familie preiszugeben. Doch irgendetwas hatte sie dazu bewogen, quasi aus dem Nähkästchen zu plaudern. Vielleicht war es das Gefühl, welches sie schon eine Weile beschlich, Claudius Centho schon lange zu kennen. Um ihn nun tatsächlich noch besser kennenzulernen, hörte sie ihm andächtig zu, als er seinerseits begann, aus seinem Leben zu erzählen.
    Offenbar war auch seine Kindheit von einer gewissen Zerrissenheit geprägt, die sie sehr gut nachvollziehen konnte. Wie sie war auch er ein Gefangener im goldenen Käfig gewesen. Das starre, von Autorität und Pflichtbewusstsein geprägte Gebilde, welches wohl jede patrizische Gens darstellte. Nur hatte er es gewagt, sich aufzulehnen. Sie empfand darin nichts Verwerfliches. In gewisser Weise hatte sie sich ja auch gegen ihren Vater aufgelehnt, als sie sich nach dem Unfall mehr oder weniger für zwei Jahre lang tot gestellt hatte.
    „Eine Vermählung…?“, entfuhr es ihr gefesselt. Wie sehr waren sie sich doch ähnlich! Diese Tatsache machte ihn noch ein ganzes Stück attraktiver für sie. Nie zuvor hätte sie es für möglichgehalten, dass es wohl irgendwo auf der Welt eine Art Pendant zu ihr gab. Die Tatsache, dass sie ihm nun scheinbar begegnet war, musste ein Wink der Götter gewesen sein.


    Wie abenteuerlich, so stellte sie mit voller Bewunderung fest, war sein Leben bisher verlaufen. Mona… eine Insel bei Britannia! Wie aufregend! Vor ihrem inneren Auge erschienen wilde barbarische Krieger, die Haare mit Kalkwasser weißgefärbt, die nackte Haut mit blauer Farbe bemalt, so wie sie es einst irgendwo aufgeschnappt hatte. Schon immer war Domitilla für Geschichten aus fremden Ländern empfänglich gewesen. Ihr Vater hatte dies immer als unnötige Schwärmerei abgetan. ‚Mona ist dort, wo deine Haare herstammen, Liebes‘, wäre mit größter Wahrscheinlichkeit Flavius Aetius Bemerkung gewesen, wäre er nun anwesend gewesen.
    Der Fakt, dass er mit einer Gefährtin zwei Söhne gezeugt hatte, beunruhigte sie nicht weiter. Centho war eben auch nur ein Mann, der offenbar auch seine Bedürfnisse hatte. Allerdings, so konnte Domitilla seinen Worten entnehmen, hatte er einiges für diese Frau empfunden, auch wenn sie, wie Domitilla vermutete, von niederer Herkunft oder sogar eine Sklavin gewesen war.
    „Das tut mir leid für dich,“ entgegnete sie, nachdem er geendet hatte. „Und deine Söhne, von denen du gesprochen hast… Hast du deine Söhne mit nach Rom gebracht?“


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    Candace


    Inzwischen, ein paar Tische weiter, hatte Candace ihre erste Nervosität langsam abgelegt und sie entspannte sich in der Gegenwart Dracons, der ihr durch seine Ratschläge in gewisser Weise weiter half. „Britannia? Kommst du von dort?“, fragte sie ihn neugierig, als er die Insel mit ihrer Domina verglich. Candace selbst hatte in ihrem Leben bisher nur die flavischen Anwesen in Rom und Baiae gesehen, von fremden Ländern allerdings waren ihr nur Gerüchte zu Ohren gekommen.
    Ebenso war sie erstaunt, wie gelassen er über die claudische Vilica sprach. Sie selbst hätte sich nie erlaubt, sich mit Scurius, dem flavischen Vilicus auf eine Stufe zu Stellen. Dafür war ihre Furcht vor ihm viel zu groß.
    „Die Flavier verfügen über eine große Zahl von Sklaven. Natürlich kenne ich einige von ihnen.“ begann sie zu berichten. „Viele von ihnen stammen auch aus der flavischen Zucht, so wie ich selbst. Wir können auf eine lange Tradition im Dienste der Gens Flavia zurückblicken. Meine Eltern und meine Großeltern dienten bereits den Flaviern und ich kann mich glücklich schätzen, von meiner Domina als Leibsklavin ausgewählt worden zu sein.“ Die Sklavin empfand diesen Umstand als etwas ganz besonderes. Für die Zucht wurden immer nur die besten Sklaven ausgewählt, daher konnte sie auch stolz darauf sein.


    Candace blickte hinüber zu dem Claudier, der sich recht angeregt mit ihrer Domina unterhielt. Dracons Bemerkung, sein Dominus benähme sich seltsam, hatte ihr Interesse geweckt.„Meinst du wirklich?“ Nun, da er es erwähnt hatte, ging auch ein forschender Blick zu Domitilla. Bei genauerer Betrachtung konnte sie nun auch bei ihr feststellen, dass die Domina Gefallen an dem Claudier gefunden hatte.
    „Nun, das wäre sehr schön, dann würde eventuelle die Möglichkeit eines Wiedersehens bestehen.“ Und ein Besuch im Theater würde auch der Sklavin gefallen. Bisher hatte sie noch nie die Gelegenheit dazu gehabt, ein Theater oder gar eine Arena von innen zu sehen. Und der Gedanke, Dracon dort wiederzusehen war in der Tat sehr verlockend.
    „Du kennst dich mit Gladiatoren aus?“

  • Ob er seine Söhne mitgebracht hatte,...sein Lächeln wirkte etwas gequält als er antwortet und drückte nur marginal aus was er bei dieser Frage empfand. Die trennung von den beiden, die Trennung von seinen Freunden und Nachbarn,...es war wie ein physischer Schmerz.
    ...nun meine beiden Söhne sind...nun ja im Grunde eine Ungeheuerlichkeit angesichts meiner Herkunft,...den Erwartungen des pater familias sicher ein Dorn im Auge...aber sie sind auch das Beste was ich in meinem Leben bisher geschaffen habe.
    Er betrachtete das wunderschöne Gesicht Domitillas, sie schien ihm vertraut, auf seltsame Weise teilten sie ein Schicksal und hatten sich hier in Caput Mundi unter tausenden Besuchern des Marktes getroffen.
    Centho öffnete sich ihr bereitwillig.
    ...ich habe nicht damit gerechnet noch einmal in den Kreis der Familie zurück zu kehren...hatte mich auf ein Leben als Großgrundbesitzer in der Provinz eingerichtet,...mit Roma abgeschlossen.Ein leichtes Schulterzucken unterstrich seine Überraschung über die plötzliche Wendung.
    ...aber ich rechne nicht damit hier allzu lange zu verweilen,...mein Großvater und ich,...nun wir sind zu verschieden,...obwohl ich ihn liebe kann ich ihm nicht unbedingt folgen, wie das mein Bruder Felix tut,...deshalb habe ich die Jungs auf Mona gelassen...wir werden halt eine Weile getrennt sein...
    Nichts währt ewig, wenn er länger hier bleiben muss würde er...
    ...ich würde sie anderenfalls hier nachholen,...Dracon,...Dracon kennt den Weg und würde sie mir bringen.Er pfiff in diesem Moment auf Etikette und Familienehre,...
    Ich werde sie auf jeden Fall als meine Söhne anerkennen,...das muss meine eventuell zweite Gemahlin akzeptieren,... Seine Hand wagte sich vor berührte sacht die Ihre.
    ...nun ich hoffe das schockiert dich nicht zu sehr,... Er würde ungern den Gedanken an eine Verbindung mit ihr aufgeben, aber in dieser Causa gab es keinerlei Spielraum.

  • Offenbar fiel es dem Claudier sehr schwer, darüber zu sprechen. Man sah es ihm an, was in ihm vorgehen mochte. Domitilla hatte wohl, ohne es zu ahnen, eine der unverheilten Wunden seiner Seele getroffen. Aber vielleicht machte es das gerade erst interessant. Sehr aufmerksam verfolgte sie nun, was ihr Centho zu diesem Therma noch anvertraute. Als eine Ungeheuerlichkeit hatte er seine Söhne bezeichnet, ihrer Herkunft wegen. Aber im gleichen Atemzug ließ er sie wissen, dass ihre Zeugung das Beste war, was er geschaffen hatte. Offenbar war diese Beziehung und das Produkt daraus doch etwas mehr gewesen, als eine einfache Liebschaft zu einer niederen Frau.


    Ihre Blicke trafen sich einmal mehr und wieder sah er sie so an. Die Flavia quittierte dies mit einem aufmunternden Lächeln, mehr konnte sie eh nicht tun, nur zuhören- Und das tat sie dann auch – mit wachsendem Interesse.
    Er sprach weiter davon, dass er eventuell wieder zurückkehren wolle, was in ihren Augen wohl ein herber Verlust gewesen were, nicht nur für Rom… und falls er hier unabkömmlich wäre, so würde er die beiden „Jungs“ nachkommenlassen. Aber damit nicht genug, er wollte sie legitimieren, sie als seine Söhne, was sie ja im Grunde auch waren, annehmen. Seine zukünftige Frau, und dabei berührte er leicht ihre Hand, hätte dies zu akzeptieren.
    „Ja,… äh nein,“ die Flavia räusperte sich bevor sie sich zu diesem brisanten Thema äußerte. „Nein, du schockierst mich keinesfalls damit. Es gibt viele Männer, die aus einer ersten Verbindung ihre Söhne mitbringen,“ meinte sie lächelnd. In ihrem Inneren aber brannte die eine Frage auf ihrer Seele, der Stand der Mutter. Sie war doch hoffentlich keine Sklavin gewesen! Dann wären ihre Brut auch Sklaven, obgleich der Vater ein Patrizier war. Allerdings würde sie sich davor hüten, ihn direkt darauf anzusprechen.
    „Deine Gefährtin, wie du sie nanntest, muss wohl eine sehr außergewöhnliche Frau gewesen sein. Möchtest du mir etwas über sie erzählen?“, fragte sie schließlich in ihrem mitleidig aufmunternden Ton, ohne dabei aber ihre wahren Absichten preiszugeben.

  • Seine richtige ureigene Heimat? Britannia war es nicht. Eine Villa Rustica bei Augustodurum. Seine Mutter Sklavin, sein Vater wie in vielen Fällen *unbekannt*. Mit 10 Jahren wurde er verkauft, landete beim Besitzer eines Ludus. Küchensklave, Wasserträger, Mädchen für alles. Die teilweise schwere Arbeit hatte ihre Auswirkungen. Dracon wurde ein kleines Kraftpaket. Seinem Besitzer war das nicht entgangen. Er ließ Dracon zum Murmillo ausbilden.
    „Ich bin in der Nähe von Augustodurum aufgewachsen. Meine Mutter war Sklavin. Nein, in Britannia war mein letzter Kampf in der Arena.“ Dracon reckte sich. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Der Schiedsrichter war gekauft, wie alles andere auch, was gegen seinen Ludus antrat. „ Ich war Gladiator. Noch zwei gute Kämpfe und ich wäre in Rom aufgetreten.“ Dracon schurpste den Becher mit seinen großen Händen von links nach rechts über den Tisch. „ Hmmmm, in der Arena könnte ich dir ganz viel erklären.“ Es mussten bald Spiele in Rom stattfinden. Es gab einen neuen Imperator. Die Menschen wollten unterhalten werden. Auf Theater war er nicht so erpicht, aber Candaces Anwesenheit würde ihm die Langeweile versüßen, die er bei solchen Unternehmungen hatte. „ Mal sehen was mein Dominus, deiner Domina anbietet.“ Mit einem prüfenden Blick sah er hinüber zu deren Tisch. In der Taverne war es ruhig. „ Wohin würdest du lieber gehen?“ Was spielte das schon für eine Rolle. Sie mussten dahin, wohin ihre Herrschaften wollten. Aber Candaces Interessen konnten ja ganz anders liegen, als die ihrer Domina.

  • Für Centho ungewöhnlich, jedoch im Lichte der jüngsten Ereignisse durchaus nachvollziehbar schien bei Domitillas letzter Frage wie aus einem Traum zu erwachen. Ein Traum der ihn zurück in das geregelte Leben auf Mona geführt hatte. Ihm Gesichter zeigte, Gesichter die ihm über die Jahre vertraut, lieb und teuer geworden waren.
    Fast schon entschuldigend lächelte er Domitilla an,
    Naja,...was soll ich dir groß erzählen? Er kannte seine bezaubernde Gesprächspartnerin nicht,...er wußte aus welchem Hause sie kam,...und das eine oder andere aus ihrer jüngsten Vergangenheit.
    Da sie offensichtlich Interesse zeigte beschloß er ihr ein wenig aus seiner Zeit im Exil zu erzählen. Doch zunächst schenkte er ihr ein wenig Vinum nach und lehnte sich dann in seinem Sessel zurück.
    Nach meiner …ähem,…Flucht vor allzugroßen Erwartungen meiner Familie, welche ich nicht gewillt war zu erfüllen landete ich incognito auf Mona einer kleinen Insel westlich von Britannia. Ursprünglich ein Hort der gefürchteten Druiden hat Gaius Suetonius Paulinus seinerzeit unter der Aegide unseres mehr oder weniger geliebten Vorfahren Claudius Nero im Zuge seines Feldzuges gegen Boudicca dort dem Treiben dieser Unruhestifter ein Ende gesetzt.
    Nach Niederschlagung des Aufstands annektierte er einen Großteil der Westküste im Namen Neros und siedelte dort römische Veteranen an. Wie das nun mal so ist vermischte sich die keltische Bevölkerung bald mit den Veteranen und bildete ein neues Volk. Meine Frau Kyla entstammte angeblich der Linie Boudiccia´s.

    Centho lächelte vielsagend. Naja,...es wird viel geredet,...jedoch war sie die Tochter eines Großgrundbesitzers und Decurios der größten Ansiedlung. Sie war für mich sehr schwer zu bekommen,...fast schon eine Eroberung...
    Was hatte er nicht alles angestellt um sie zu beeindrucken?! Denn alles was ich mir so ausdachte stieß sie unweigerlich ab,...auch wenn sie einen römischen Vater hatte, so schien sie von der rebellischen Boudiccia beseelt zu sein...um es kurz zu machen,...das freien um ihr Hand war mit sehr viel Mühen und auch körperlichem Einsatz verbunden...sie erwartete von mir aus dem Nichts einen Hof aufzubauen und freie Männer Mona´s dazu zu bewegen für mich zu arbeiten.
    Natürlich verfügte er über genügend liquide Mittel um sich entsprechend zu entfalten, jedoch blieb es ein Kraftakt für einen in diesen Dingen eher unkundigen Claudier.
    Ich bin sicher,sie ahnte etwas von meiner Mogelei,...jedoch stellte sie mein Werk zufrieden. So gelangte ich an meine damalige Frau...
    Centho ersparte Domitilla seine Gefühle für Kyla offenzulegen und fuhr fort.
    Wir heirateten und ich eröffnete ihr, daß ich ein Claudier war,...sie nahm es relativ ruhig auf,...übrigens,...meine leichte Krümmung der Nase ist das Ergebnis ihrer Verarbeitung dieser Information.
    War es sonst eher üblich die Laken nach der Hochzeit auf die Entjungferung zu definieren, so zeugte das Blut und die gebrochene und liebevoll wieder eingerückte Nase von einer handfesten Auseinandersetzung. Mit der Zeit gewöhnte sich Kyla jedoch daran, zumal ich ja eher ein Aushilfsclaudier war...
    Er erzählte von den gemeinsamen Jahren, der Geburt der beiden Söhne, der florierenden Schafzucht und seinem versuch Pferde zu züchten.
    Zum Schluß kam er zum Tod seiner Frau im Kindbett und dem Verlust der neugeborenen Tochter ein paar Tage darauf.
    Bevor die Stimmung kippte schloß er,
    Bevor ich mich in Trübsal ergeben konnte sandte mir mein Großvater eine Nachricht und ich begab mich hierher,...tja,...und da bin ich,...vorerst...

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    Candace


    Die Leibsklavin hörte sich mit großem Interesse an, was Dracon zu erzählen hatte. Wider erwarten, stammte er nicht aus Britannia. Aber ansonsten schien sein bisheriges Leben kaum anders verlaufen zu sein, wie es für die meisten Sklaven üblich war. „Augustodurum? Das ist in Gallia, nicht wahr? Dann bist du ein gallischer Gladiator?“ Nun ja, wahrscheinlich war das etwas voreilig kombiniert, doch zweifellos hatte sie einen waschechten Gladiator vor sich. Natürlich hatte sich bisher für sie noch nie die Gelegenheit ergeben, selbst eine Arena zu besuchen, geschweige denn einen Gladiatorenkampf mit anzusehen. Doch sie hatte schon viel davon gehört. Umso aufmerksamer hörte sie ihm zu. Sie stellte sich vor, wie schön es doch wäre, wenn sie mit ihm tatsächlich einmal die Okkassion bekommen würde, eine Arena von innen zu sehen. Und als er sie fragte, wohin sie lieber wollte, lächelte sie nur scheu. Auch sie warf schließlich einen Blick hinüber zu ihrer Herrin, die sich unvermindert mit dem Claudius unterhielt und dabei recht entspannt wirkte. Vielleicht hatte Dracon ja recht, mit dem was er sagte.
    „Ich würde gerne da hingehen, wohin du mich mitnimmst,“ antwortete sie schließlich, und es musste sie einiges an Überwindung gekostet haben, obwohl sie doch genau wusste, dass sie das nicht zu entscheiden hatte. Aber Dracon würde sicher verstehen, wie sie es meinte.


    ***


    Es bedurfte etwas Zeit, bis der Claudius sich dazu berufen fühlte, von seinem Leben in seinem britannischen Exil und der Liaison zu seiner verstorbenen Frau zu erzählen. Dennoch harrte Domitilla geduldig und als er schließlich nach einer Weile all den schmerzhaften Ballast von seiner Seele geworfen hatte, begann er zu erzählen. Dabei kam er nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass es seine Vorfahren waren, die Britannia Stück für Stück dem Imperium eingegliedert hatten.
    Der Name des einstigen Statthalters Britannias und siegreichen Feldherrn Suetonius Paulinus war ihr natürlich geläufig. Mit großem Interesse hatte sie in ihrer Kindheit die Vorträge ihres magisters zur römischen Geschichte verfolgt und so wusste sie auch um die Entwicklungen in jener rebellischen Provinz.
    Jedoch gewann seine Erzählung immer mehr an Dramatik, je mehr er ihr über seine eigene Geschichte und die seiner Frau offenbarte. Von Boudicca´s Nachfahren selbst, so sagte er, stammte sie. Und ihr Wesen glich wohl auch dem der Königin der Icnii. Nun ja, ob dies der Wahrheit entsprach oder nicht, war ihr einerlei. Im Allgemeinen pflegten besiegte Völker noch lange nach ihrer Unterwerfung an alten Geschichten festzuhalten, um Mythen daraus zu spinnen. Bestes Beispiel hierfür war wohl der Leibsklave ihres verstorbenen Bruders Piso gewesen, der leider viel zu früh von ihr gegangen war. Jener Sklave, wenn sie sich nicht irrte, stammte ebenfalls aus Britannia und gehörte obendrein auch noch zu jenem Stamm der Icenii.


    Nun denn, so resümierte sie still für sich als er geendet hatte, wenigstens war sie keine Sklavin! Doch für Centhos Augen und Ohren war diese Feststellung nicht erfassbar. Jedoch ihr anteilnehmender Blick und die darauffolgende Sprachlosigkeit schon. Glücklicherweise war es dann Centho selbst, der den Bogen spannte, um nicht in Trauer und Trübsal zu versinken. Und so konnte auch Domitilla wieder etwas aufmunternd lächeln.
    „Dann muss wohl das Schicksal selbst sein Zutun gegeben haben, auf dass wir hier und heute aufeinandergetroffen sind.“

  • Centhos Herz machte einen Sprung als er Domitillas Worte vernahm, jedoch war er vorsichtig genug um seinen Habitus nicht in den verliebten Narren zu kleiden der er offensichtlich im Inneren nährte. Glaubst du an Schicksal Domitilla? krächzte er mit belegter Stimme. Räuspernd ergänzte er, ...denn wenn es wirklich so ist,...dann sollten wir uns einmal überlegen was wir mit diesem Wink so anstellen.
    Er hatte sich wieder im Griff. Ihre Schönheit und Liebreiz verwandelten sich von gleißender Mittagssonne in einen malerischen Sonnenaufgang.
    Der Wirt kam herbei und fragte nach dem Rechten. Centho bedankte sich und bestellte noch ein wenig süßen Kuchen und etwas Käse für die weniger süß veranlagten Gäste.
    Sichtlich entspannt sah er um sich herum das Treiben der Stadt und fragte sich ob ein kleiner Spaziergang durch einen weniger belebten Park diesen Tag nicht zu einem vielversprechenden Abschluß bringen könnte.
    Die Bedienung brachte Kuchen und Käse bei dessen Anblick sich Centho fragte ob sie den Wirt nicht in ihre Dienste nehmen sollten. Nichts gegen die Kochkünste Morrigans, aber dieser Mann verstand sein Handwerk perfekt.
    Süß oder Herzhaft? fragte er Domitilla lächelnd...

  • Und ob Domitilla an das Schicksal glaubte! Spätestens nach dem furchtbaren Unfall, bei dem sie als Einzige überlebt hatte und sich dadurch das von ihrem Vater vorgezeichnete, Leben vollkommen geändert hatte, war sie eine gläubige Anhängerin Fortunas geworden.


    „Ja, das tue ich“, entgegnete mit ruhiger Stimme und schaute ihm dabei direkt in seine Augen. Sie musste wohl ahnen können, was in ihm vorging, zumindest glaubte sie es zu wissen. Zwar hatte sie ihn erst vor wenigen Stunden kennengelernt, doch hatte sie schon recht bald gespürt, dass es zwischen ihnen eine latente Verbindung geben musste. Der Claudier anders war. Ganz anders als die Männer, die ihr Vater für sie in Betracht gezogen hatte und jene, die sie bisher kennengelernt hatte. Ein wenig erinnerte er sie an Laenas, den jungen Mann der sie damals gefunden hatte und in den sie sich verliebt hatte. Aber da sie sich ihres Standes zu sehr bewusst gewesen war, hatte sie selbst dieses Gefühl unterbunden.


    „Was würdest du vorschlagen, Claudius?“ Ein sanftes Lächeln umschmeichelte ihren Mund. Es konnte zweifellos sehr von Vorteil sein, diesem Wink zu folgen, zumal sie Sympathie für den Claudius empfand, aus der eines Tages sogar etwas mehr erwachsen konnte, wenn es den Göttern beliebte.


    Unglücklicherweise wurde er kurzzeitig von dem Erscheinen des Wartes abgelenkt und konnte daher nicht sofort antworten. Letztendlich wollte sich der Wirt davon überzeugen, ob seine Gäste sich wohlfühlten und mit allem zufrieden waren. Die Flavia war es ganz gewiss, obwohl dies nicht nur an den hervorragenden Speisen lag.
    Natürlich ließ es sich Centho nicht nehmen, dem Mahl noch einen gebührenden Abschluss zu verleihen. Großzügig bestellte er, was der Wirt zu bieten hatte und es dauerte gar nicht lange, als die bislang schönsten Versuchungen des Tages herbeigetragen wurden.
    Die Flavia musste nicht lange überlegen, wofür sie sich entscheiden sollte. Und so antwortete sie ihm ohne Umschweife. „Süß! Süß, wie die Liebe.“

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