Marcus Cuspius Rusticus
Der amtierende Consul Cuspius Rusticus rief die Kandidaten der kommenden Wahlen anhand einer wunderbar, weil alphabetisch geordneten Liste auf.
Bei 'I' kam er zu: “Marcus Iulius Dives – er kandidiert als Vigintivir!“
Marcus Cuspius Rusticus
Der amtierende Consul Cuspius Rusticus rief die Kandidaten der kommenden Wahlen anhand einer wunderbar, weil alphabetisch geordneten Liste auf.
Bei 'I' kam er zu: “Marcus Iulius Dives – er kandidiert als Vigintivir!“
Mit dem Gedanken daran, dass seine Rede stand, war Dives am vergangenen Abend doch zeitig ins Bett gegangen, um an diesem Morgen nun mit just dem selben Gedanken ruhigen Gewissens wieder aufzuwachen. So ziemlich die halbe Senatorenschaft - tatsächlich mochte das hier wohl etwa hinkommen - hatte er in Vorbereitung auf diesen Tag persönlich gesprochen oder ihnen im Falle seines Onkel Victors unauffällig geschrieben, um sie bezüglich seiner Kandidatur schon im Vorhinein von sich zu überzeugen. Hinzu kam, dass sein Freund Lepidus mit manch anderem dieses Gremiums auch im Namen des Iuliers hatte sprechen wollen, sodass der Kandidat noch beim Anlegenlassen seiner blendend-weißen Toga Candida eigentlich vergleichsweise entspannt war.
Dies änderte sich schlagartig, als am heutigen Tag die Curia Iulia in Sichtweite kam. Leichte Bauchschmerzen und ein wenig Übelkeit überkamen Dives vor Aufregung. Zum ersten Mal betrat er hier und jetzt die heiligen Hallen des Senats, des (nach dem kaiserlichen Kanzlei- und Palastkomplex zweiten) politischen Zentrums des riesigen römischen Imperiums. 'Wow!' Wenig später bereits ging es auch schon los und so sehr seine Gens derzeit in schlechtem Licht stehen mochte, so sehr war er in diesem einen Augenblick doch froh ein Iulier zu sein - und kein Aurelius oder Annaeus oder Atius oder sonst jemand, der mit hoher Wahrscheinlichkeit als erster hätte vor die Senatoren treten müssen. Aber auch sein Name wurde letztlich irgendwann aufgerufen, sodass auch er aufstehen und sich an die Stelle begeben musste, an der auch seine Vorgänger ihre Reden gehalten hatten. Noch ein letztes Mal gesammelt, dann ging es los:
"Patres Conscripti!", begann er seine Rede mit den zu diesem Zweck wohl meistgewählten Worten und einer etwas ausladenderen Geste, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
"Es erfüllt mich mit Freude, Stolz" und diesen nervösen Bauchschmerzen "und ist mir eine große Ehre, hier und heute meine Stimme an euch richten zu dürfen. Und wie der ehrenwerte Consul bereits sagte, lautet mein Name Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, eingeschrieben in die Tribus Esquilina, und ich möchte mich an diesem Tag in diesen heiligen Hallen für das Amt des Vigintivirs - mit klarer Präferenz für einen Platz unter den Decemviri stlitibus iucandis - bewerben.", leitete er ein und erwähnte bereits zu diesem Zeitpunkt (gerade für jene Senatoren, die es wohlmöglich nicht so mit langen Reden hatten) die wichtigsten Eckdaten seiner Kandidatur. Es folgte eine kleine Pause, in der der Iulier zwei kleine Schritte möglichst würdevoll ging. Das baute die Nervosität etwas ab.
"In Roma geboren und im aegaeischen Raum im Trivium und Quadrivium der Artes Liberales unterrichtet, wurde ich in wahrlich schwieriger Zeit noch vom Sohn des vergöttlichen Iulianus, Ulpius Valerianus, in den Ordo Senatorius erhoben, bevor ich kaum hier angekommen der Urbs Aeterna bereits wieder den Rücken kehrte. In einer Zeit, in der Gesetze diktiert und unzählige Ämter des Cursus Honorum ohne vorherige Wahl einfach besetzt wurden, zog es mich in die Civitas Ostia, wo ich mir in vier Jahren als Quaestor, Decurio und zweimaliger Duumvir Ostiensis nicht nur jene Fähigkeiten anzueignen versuchte, die den Sitten und Traditionen unserer Vorfahren gemäß Teil eines Tirocinium Fori gewesen wären, das ich unter den geschilderten Bedingungen der damaligen Zeit hier kaum geeignet hätte absolvieren können. Nein, ich möchte sogar behaupten, dass mit der überaus friedlichen Manövrierung einer der für diese großartige Metropole Roma wichtigsten Städte Italias durch eine tragisch entbehrungs- und opferreiche Zeit, ich mehr noch als dies lernen konnte. Ich lernte Roma und dem Imperium mit großer Verantwortung selbst unter den höchsten auch persönlichen Kosten zu dienen; und mein eigenes Wohl hinten anzustellen.", führte er aus und verzichtete wenigstens für den Augenblick auf eine nähere Erklärung zu seiner großen Opferbereitschaft. Stattdessen machte er an dieser Stelle erneut eine kleine Zäsur und ging zwei Schritte. Es strahlte ja sicherlich auch Souveränität und Sicherheit aus, wenn man nicht nur mit den Füßen festgewurzelt permanent auf ein und demselben Platz verharrte.
"Das Tragen großer Verantwortung prägt seither recht vielfältig mein Leben: So war es mir nach zwei mit Auszeichnung absolvierten Kursen, welche die gute Qualität meiner früheren Ausbildung sicherlich nur unterstreichen, bereits in meinen jungen Jahren möglich, eine Stelle als Praeceptor der Schola Atheniensis anzunehmen und pflichtbewusst auszufüllen. Ferner obliegt mir seit einiger Zeit die magisteriale Führung des eingetragenen Kultvereins Societas Claudiana et Iuliana, wie ich mich auch ganz allgemein nicht nur in meiner Zeit in Ostia sehr für die kultischen Belange eingesetzt habe. So wird in jener Stadt auf meine Initiative hin und selbstverständlich auch nicht ohne meine eigene finanzielle Unterstützung ein neuer Tempel für den höchsten der Götter gebaut, wie ich mich hier in Roma bereits an den ehrenwerten Magister Septemvirorum mit der Bitte um ein Vorsprechen zur Aufnahme in das angesehene Collegium Septemvirorum wandte. Doch damit nicht genug, erwählte mich vor kurzem erst die Factio Veneta, der auch in euren verdienten Reihen bekanntlich einige angehören, zum neuen Vicarius Principis Factionis, dem Stellvertreter des Factioführers. Ich denke, dass dies gerade für einen Nicht-Senator durchaus ausdrückt, welches Vertrauen in mein verantwortungsvolles Handeln ich im Laufe der Jahre in meiner Person aufbauen konnte." Und wieder folgte eine dosierte Redepause verbunden mit einigen, wenigen Schritten und einem etwas durch die Reihen schweifenden Blick.
"Nicht weniger als jenes verantwortungsvolle Handeln im Sinne des Senates und Volkes von Roma möchte ich euch also hier an dieser Stelle versprechen. Unterstützt durch meinen Patron..", ließ er diesem Wort, das sicherlich für den einen oder anderen hier auch einen gewissen Signalcharakter hatte, eine ganz kurze Stille folgen, "den ehrenwerten und überaus verdienten Consular Vinicius Hungaricus..", hob der Iulier ebenfalls mittels wohldosierter Zäsur hervor, "bitte ich euch folglich um eure erhabene Gunst und weise Stimme. Ich denke, dass meine bisherige Laufbahn und gerade meine zweijährige Tätigkeit als ostiensischer Duumvir iure dicundo mich, Marcus Iulius Dives, nahezu prädestinieren würden für das Amt als Decemvir stlitibus iucandis, wenngleich ich selbstredend natürlich auch jede andere Entscheidung des weisen Senates überaus gerne akzeptieren will, sollte mir meine Wahl zum Vigintivir vergönnt sein. Denn letztlich geht es hier doch weniger um das Beste für mich, als vielmehr um das Beste für den Senat und das Volk, für den Augustus und das Imperium, .. für Roma!", beendete er letztlich seine Rede, in der er es nach den Gesprächen mit seinem Patron Vinicius und seinem Mitklienten Duccius letztlich sowohl vermied auf jedwede octavische Verwandtschaft zu verweisen - und das als Enkel des Censoriers Octavius Anton (!) - wie er auch auf die iulische Seite nicht näher einging. Schließlich hatte er seine Redezeit ja auch so mit genügend wohl auch wesentlich handfesteren Fakten füllen können, wie es darüber hinaus wohl auch nicht ganz verkehrt sein konnte, wenn man sich wenigstens für den Moment - durch eine bloße Nichterwähnung auch relativ neutral - von bestimmten verwandtschaftlichen Verbindungen etwas distanzierte. So stellte sich Dives im Anschluss nun den Anmerkungen, Kommentaren und Fragen der senatorischen Zuhörerschaft.
Der angesprochene Patron stand auf und genierte sich dabei nicht, seinen Gehstock als Stütze zu benutzen.
Meine Herren! Kaum ein Kandidat kann in solch jungen Jahren bereits eine derartige politische Karriere vorweisen. Als Iulius Dives daher bei mir vorsprach und von seinem Vorhaben, den Cursus Honorum zu beschreiten, berichtete, zögerte ich keinen Augenblick, ihm meine Unterstützung zu garantieren und welche ich auch hiermit öffentlich bekunde.
Nach dieser ungewöhnlich langen Rede setzte der Consular sich und harrte ebenfalls der Fragen, die die Senatoren an den Iulier stellen würden.
Aelius Quarto erhob sich mindestens ebenso mühevoll wie sein Vorredner.
“Hohes Haus, ich habe diesen jungen Mann vor einiger Zeit kennen gelernt, nachdem ich zuvor schon manch Gutes über ihn gehört hatte. Ohne Abstriche kann ich sagen: er hat mich nicht enttäuscht und hat alles bestätigt, was mir über ihn berichtet wurde. So zweifle ich nicht daran, dass wir richtig handeln, wenn wir ihm unsere Stimmen geben. Ebenso wie mein hoch geehrter Kollege, der Consular Marcus Vinicius, unterstütze ich deshalb die Kandidatur von Marcus Iulius Dives!“
Ah, den Burschen kannte Sextus doch. Das war der Iulius, der damals so sehr auf seinen dummen Schiffszoll gepocht hatte und dabei ganz fürchterlich schlechte Recherchen geführt hatte, so dass er den Aureliern irgendwelche Dinge in Rechnung stellen wollte, die gar nicht zu ihnen gehörten. Schiffe, die teilweise schon vor Jahren gesunken waren! Und es war eigentlich eine Ungeheuerlichkeit, dass damals er selbst den Sachverhalt hatte nachprüfen und so die ungerechtfertigten Forderungen zurückweisen müssen, anstatt dass der Iulier seine Arbeit vernünftig gemacht hatte.
Allerdings war das lange her. Abgesehen davon hatte sich Sextus unlängst dafür revanchiert, indem er den Iulier ein paar Tage eine Gefängniszelle von innen hatte beschauen lassen. Sofern das dem Burschen eine angemessene Lehre war, hatte Sextus keinen weiteren Grund, gegen ihn vorzugehen. Also winkte er zu der Rede einfach nur ab, um sich die weiteren Reden anzuhören.
Nun erhob sich auch Livianus, bei dem der Iulier einige Tage vor dieser Rede persönlich vorgesprochen und ihn um seine Unterstützung gebeten hatte.
"Ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen. Auch ich unterstütze die Kandidatur des jungen Iulius Dives und bitte all jene die mir ihr Vertrauen schenken, es bei diesem Kandidaten gleich zu tun."
Furianus räusperte sich.
"Was meinst du, Iulius, damit, wenn du davon sprichst gelernt zu haben Rom und dem Imperium unter großer Verantwortung, vor allem persönlichen hohen Kosten zu dienen?", fragte er interessiert.
Tatsächlich tat es nach dieser doch etwas längeren Rede wahrlich gut, wenn man Zuspruch bekam. Dass jener nun aufgrund der Anstrengungen, die der Iulier bereits vor dem heutigen Tage zum Gewinn einiger wichtiger Stimmen unternommen hatte, gleich derart hoch ausfiel, war natürlich umso besser. Erst sprach sich der eigene Patron für ihn aus, dann ein weiterer Consular, dessen Stimme überdies auch die des leiblichen Bruders des ermordeten Valerianus - für einen IULIUS - war, und nicht zuletzt auch der gewesene Praetor Decimus Livianus. Der Duumviralicius lächelte vorsichtig und überlegte: Es fehlten von den Stimmen, um die er sich wirklich auch persönlich bemüht und gekümmert hatte, eigentlich nur noch der Duccius und Sedulus, da es bezüglich Onkel Victors wohl das beste wäre, wenn der sich vornehm zurückhielte und stattdesssen einfach nur später eine positive Stimme für seinen Neffen abgab.
Und apropos Zurückhaltung: Letztlich stellte einer der Senatoren Dives in der Tat noch die Frage, mit der der Iulier eigentlich vom aurelischen Wolf gerechnet hatte. Nun, dachte er sich aber sogleich, vielleicht hatte sein tiberischer Freund es gänzlich unverhofft ja doch geschafft den Aurelier zumindest davon zu überzeugen, dass der sich nach dieser Rede hier wenigstens nicht negativ über den gewesenen Duumvirn äußerte...
"Gerne, Senator, möchte ich näher ausführen, was ich damit meinte, als ich sagte, ich hätte Roma und dem Imperium mit großer Verantwortung selbst unter den höchsten auch persönlichen Kosten zu dienen; und selbst mein eigenes Wohl hinten anzustellen gelernt.", formulierte er seinen originalen Satz, den er gleich der restlichen Rede selbstverständlich vollkommen auswendig gelernt hatte, kurz in indirekte Rede um.
"Ich denke, es wird bekannt sein, dass die Civitas Ostia nicht völlig, aber doch fast bis zum Ende der vescularischen Usurpation eine Klientelstadt ebenjenes Mannes war. Das war bereits so, als ich aus Roma kommend meinen ersten Fuß auf ostiensischen Boden setzte und ist nichts, mit dem ich etwas zu tun gehabt oder von dem ich in irgendeiner Weise profitiert hätte. Denn in Ostia wählen alle Bürger der Stadt eigenmächtig ihre Magistrate und im Gegenteil war meine Person es letztlich, die Ostia von dem fragwürdigen Stadtpatron loslöste.", griff er gleich mal möglichen späteren Unterstellungen vor - ohne dabei nun explizit darauf hinzuweisen, wer stattdessen die Verantwortung für das Stadtpatronat trug - und dass diese Person sogar einen Sitz in diesen heiligen Hallen hatte (und ein entfernter Cousin des Iuliers war).
"Ferner wird es auch kein Geheimnis sein, dass mit den Stadtkohorten und den Truppen der Classis Misenensis äußerst regimetreue Militärs, die praktisch bis zuletzt am falschen Manne festhielten, unentwegt ihre Präsenz in der Stadt zeigten und jedwede Kritik im Keime zu ersticken versuchten.", führte er weiter aus und machte sich nichts weiter daraus, dass diese Darstellung mitunter etwas übertrieben war. Denn bei dem schlechten Verhältnis, das die Classis zur Stadtverwaltung Ostias wirklich kontinuierlich aufgebaut hatte, sollte die ruhig ihr Fett weg bekommen in diesem Statement.
"Dennoch war ich als Decurio der Civitas Ostia vor nunmehr... drei oder vier Jahren für die Aufführung regimekritischer Theaterspiele im lokalen Theater verantwortlich, was mich durchaus an den Rand einer Anklage wegen Hochverrats brachte. Knapp nur war es mir möglich den führenden Tribun der Ermittlungen davon abzubringen.", indem er mit Serapio geschlafen hatte. Aber das gehörte so ausführlich ja genauso wenig hierher, wie die Tatsache, dass der ein geladener Ehrengast der Veranstaltung gewesen war und weder den Stadtkohorten, noch der Classis - sondern den Prätorianern angehörte. Manchmal musste man die Geschichte eben etwas biegen, zumal Fakt war, dass es wenigstens theoretisch dereinst auch und gerade mit der Classis Probleme hätte geben können. Doch weiter im Text:
"Die verglichen mit dieser Curia selbstverständlich nur bescheidene Verantwortung, die man mir mit meiner Erhebung in den Ordo Decurionum Ostiensis übertrug, habe ich folglich gelernt selbst unter größter persönlicher Gefahr - und ich bin in meiner Wirkungszeit dort tatsächlich einmal Opfer eines Anschlags unbekannter Täterschaft geworden - ganz im Sinne Romas und des Imperiums zu nutzen. Nur so, will ich behaupten, war die nahezureibungslose und vor allem friedliche Befreiung Ostias, an der ich ebenfalls einen nicht unwesentlichen Anteil hatte, möglich. Nur so, will ich behaupten, blieb es in Ostia deutlich ruhiger als in Roma, wo wütende Mobs auf den Straßen und Anwesenen manch ehrbaren Römers randalierten. Und nur so, will ich letztlich behaupten, blieb der Civitas Ostia auch in den letzten Tagen des Bürgerkriegs ein unnötiges Blutvergießen römischen Blutes erspart.", endete der Iulier schließlich. Denn wo die Bevölkerung einem Herrscher gegenüber kritischer eingestellt war, lag es schließlich auf der Hand, dass sie bei einem Umsturz weniger auf die Barrikaden ging. Die alternative, zweite Geschichte, in der er sich selbst für den Frieden in Ostia sogar kurzzeitig unschuldig in den Castra Praetoria festsetzen ließ, behielt Dives weiterhin zurück. Wenn der aurelische Wolf den Duumviralicius nicht schlecht dastehen lassen wollte, dann wäre der gewesene Duumvir ja schön blöd, jetzt zu versuchen in entgegengesetzter Richtung auszuteilen. Die ganze Überzeugungsarbeit seines tiberischen Freundes Lepidus wäre dahin...
Der Flavier konnte nicht umhin, um mit einem leicht süffisanten Lächeln, sowie einem Nicken, zu antworten.
Ein guter Redner, dieser Iulier und er behielt sich vor für jemanden zu stimmen, den er vorher nicht kannte, welcher nicht bei ihm vorstellig wurde. Der Mann versprach etwas.
Da seine Stimme durch gewisse Verbindungen und Notwendigkeiten vorneherein festgelegt war, was vor allem an der Person seines Patrons war dem Vala (noch) zu bedingungsloser Gefolgschaft verpflichtet war, verfolgte Vala die Rede mit beiläufigem Interesse. Immerhin hatte er das meiste schon gehört und das Geschwafel was er hier im Senat so zu hören bekam und selbst wohl schon von sich gegeben hatte war ihm zu glatt, zu makellos um es überhaupt eines Kommentars zu würdigen.
Allerdings ließ es ihn dann doch aufhorchen, dass der Iulier hier durch die Bank gepriesen wurde, während gewisse Bestandteile des Senats sich zuvor daran versucht hatten die Decimi nach Strich und Faden auseinander zu nehmen. Sowieso: keine wirkliche Nachfrage, kein garnix. Klappe zu, Affe tot?
Mit gerunzelter Stirn verfolgte Vala also die ersten Meldungen der Senatoren und dann die wiederrum sehr wortreiche und doch wie gewohnt recht inhaltsarme Antwort des Iulius... und ließ sich dann doch das Wort erteilen.
"Wie meine Vorredner bin ich davon überzeugt, dass der Kandidat Marcus Iulius Dives sich trotz seiner unorthodoxen und den Traditionen widersprechenden Vorbereitung auf den Cursus Honorum eben durch sein manigfaltiges Engagement als würdig erwiesen hat ihn in die Vigintiviri zu wählen... hinsichtlich der Tatsache, dass er sich eben in unsicheren Zeiten auf den Cursus Honorum vorbereitet hat, ist der Weg den er eingeschlagen meiner Meinung nach durchaus als entschuldbar zu betrachten.", gab Vala seine Einstellung zum Kandidat vorab bekannt, nicht ohne auf einen Seitenhieb hinsichtlich seiner nicht zum Cursus Honorum der Senatoren passenden Vorbildung und seines im Vergleich zu den anderen Einsteigern fortgeschrittenen Alters zu verzichten. Dies hatte dieses Mal keinen Einfluss auf sein Abstimmungsverhalten, aber gleichzeitig hatte Vala klargemacht, dass dies die erste und letzte Ausnahme in seinem Festhalten an der römischen Bildungstradition war. Das vorausgeschickt, ließ Vala es sich dann auch nicht nehmen einen weiteren Seitenhieb auszuteilen, allerdings nicht in Richtung des Kandidaten: "Zudem sehe ich mit großer Zufriedenheit, dass man sich zumindest bei diesem Kandidaten an die Friedenspolitik unseres Princeps erinnert und von unnötigen Referenzen an die Einbindung gewisser Verwandter des Kandidaten in das Regime des Vescularius Abstand nimmt."
Soviel gesagt, ließ Vala sich wieder nieder. Er hatte keine Zweifel, dass der Iulius es in die Vigintiviri bringen würde, allerdings würde sich auch dort zeigen wieviel der Mann dazu taugte. Die Einstiegsämter waren eben auch zum Aussieben gedacht, und so sah Vala keine Notwendigkeit hier härter als notwendig zu messen.
Ich kann mich den Senatoren Aeilus Quarto, Vinicius Hungaricus und Decimus Livianus nur anschließen! Auch mein Stimme hat der junge Iulius Dives.
Verkündete Senator Germanicus Sedulus.
Der Iulier hatte wahrlich viel getan. Trotz seines noch jungen Alters war er bereits bekannt wie ein Großer. Viele positive Meldungen von namenhaften Senatoren unterstrichen die Kandidatur bereits. So blieb Avarus auch in dieser Anhörung sprachlos und konnte getrost sein Häkchen pro Kandidatus einplanen.
In der Tat schien es wohl bei einer Nachfrage zu bleiben, was der Iulier natürlich durchaus begrüßte. Damit zeigte sich wohl einmal mehr, dass es gut war, dass er er war - und kein Annaeus, Atius oder Aurelius. So wie selbst bei dem Decimus noch kritisch hinterfragt wurde, schien das sogar mehr als nur gut zu sein! Denn vermutlich waren die Senatoren bei so vielen Vorstellungen so vieler Kandidaten auf so viele untere Magistraturen irgendwann auch einfach soweit, dass sie den Blick bei allem ihnen zweifelsfrei eigenen Engagement lieber auf die hohen und höchsten Ämter des Cursus Honorum zu legen gewillt waren. Das kam natürlich gerade jenen Candidati zugute, die im Vorfeld eh bereits an viele Türen geklopft hatte, sinnbildlich gesehen. Und so war Dives trotz des nach ihrem Gespräch wohl zu erwartenden Seitenhiebes des Ducciers auf das nicht absolvierte Tirocinium Fori durchaus zufrieden, während andere, spätere Bewerber vielleicht, denn das konnte man ja nur vermuten, unglücklich darüber waren, dass sie um des zusätzlichen Profils nicht mehr zu Wort gebeten wurden.
Schlussendlich blickte der Duumviralicius noch einmal zu dem sicher vermuteten Consular, der hier die einzige Frage gestellt hatte (und fragte sich dabei innerlich selbst, ob dessen letzte Reaktion nun ein eher gutes oder eher schlechtes Zeichen sein mochte), schenkte Sedulus, Senator Duccius, Senator Decimus und Consular Aelius ein dankbares Lächeln für ihre unterstützenden Worte und nickte zu guter Letzt seinem vinicischen Patron hoffnungsvoll zu. Dann räumte er das Feld für den nächsten Kandidaten, der sich schon kurz darauf - nach 'I' kam 'L' - als Laberius vorzustellen begann...
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