Livianus nickte dem Venicier zu. Es war ihm bewusst, dass es noch eine persönliche Aussprache geben musste. Doch hier war weder der passende Zeitpunkt, noch der passende Ort dafür. Auch mit diesem jungen Aurelier hatte er vor nach der Wahl noch das Gespräch zu suchen, um den Grund für seine ziemlich harte Diskussionsführung herauszufinden. Es musste doch mehr dahinter stecken als nur politisches Interesse. Er ging daher wieder einen Schritt zurück auf seinen Platz in der Mitte der Halle und wandte sich wieder an die Senatsversammlung für einen aus seiner Sicht abschließenden Apell.
"Senatoren. Ich kann das Geschehene leider nicht ungeschehen machen. Ich kann lediglich einen jeden meines Mitgefühls versichern, der in diesem Bürgerkrieg Angehörige oder Freunde verlieren musste. Genauso wie ich mich bei jedem entschuldigen werde, der durch die Taten, die mein Adoptivsohn im Auftrag des Usurpators verrichtet hat, Unrecht erleiden musste. Ich kann euch versichern, dass auch wenn mein Sohn durch den Kaiser begnadigt wurde, für mich als Vater diese Angelegenheit dadurch noch lange nicht vom Tisch ist. Doch lasst mir die Zeit den ganzen Umfang der Geschehnisse in Erfahrung zu bringen und zu begreifen. Wie ich sagte, war es bisher nicht möglich mit meinem Sohn darüber zu sprechen und auch beim Kaiser konnte ich vor dieser Wahl keinen Termin für eine Audienz erhalten. Doch sobald es Serapios Gesundheitszustand zulässt, werde ich mit ihm diese Angelegenheit klären und dementsprechende Konsequenzen daraus ziehen. Das versichere ich euch. Doch dies ist meine Angelegenheit als Vater und ich werde sie noch vor meinem Amtsantritt abschließen.
Heute stehe ich jedoch als Kandidat für das kommende Consulat vor euch. Und ich denke gerade aufgrund der nun lange diskutierten Zerrissenheit in meiner eigenen Familie halte ich mich dafür geeignet dieses Consulat anzutreten. Ist das römische Volk denn nicht noch genauso zerrissen nach diesem verhängnisvollen Bürgerkrieg? Wer wäre besser geeignet dafür, die Gegner des Usurpators und die ehemaligen Anhänger wieder friedvoll zu vereinen und zu versöhnen, als jemand, der diese Gräben, die dadurch existieren, bereits aus seiner eigenen Familie kennt.
Es gibt genug das endlich begonnen werden, soviel das getan werden muss und ich wäre mehr als bereit dazu, als gewählter Consul den Vorsitz dieses Gremiums zu übernehmen und die Verantwortung dafür zu tragen. Es gibt große und kleine Vorhaben von denen ich weiß, dass sie euch ein Anliegen sind. Diese möchte ich angehen und versuchen sie gemeinsam mit euch und den neu gewählten Magistraten umzusetzen. Sei das der Wunsch von Consular Aelius eine Renovatio im Senat einzuleiten oder das Anliegen Senator Sedulus, der das Ulpianum endlich in voller Größe seiner Bestimmung zugeführt sehen möchte. Sei es der Wunsch einiger Senatoren, die meinen Vorschlag ein großes Opfer mit Senat und Imperator darzubringen, sehr befürworten und es umgesetzt sehen wollen oder das große Anliegen unseres Imperators, der sich deutlich für einen funktionieren wieder erstarkten Senat ausgesprochen hat, der ihn wieder in seinen Regierungsgeschäften unterstützen kann.
Ihr seht man muss nur kurz überlegen und hat zahlreiche Dinge im Kopf die nicht länger aufgeschoben werden sollten. Ich kann euch daher nur noch einmal um euer Vertrauen bitten und um eine vorurteilsfreie Chance, euch beweisen zu können, dass ich trotz aller Vorbehalte, die manche von euch aus verständlichen Gründen gegen mich hegen, meine ganze Kraft dafür einsetzen möchte, den Senat und unser zerrissenes Reich wieder zu Einen und in eine friedvolle und stabile Zukunft zu führen."