MVH et MDA - Auch eine Anfrage

  • Menyllus führte den Besucher wie versprochen ins Atrium. War ja auch schwer zu verfehlen. Eigentlich hätte jeder Gast den Weg garantiert auch alleine gefunden, aber mit Begleitung wars eben eleganter und edler und lauter solche Sachen, die Erwachsenen wichtig waren.
    Der Sklavenjunge führte Decimus Aquila direkt zum Hausherrn Hungaricus, dann verabschiedete er sich mit einem ordentlichen Nicken zu beiden und entfernte sich wieder Richtung Türe.

  • Aquila nickte dem Ianitor zu und bedankte sich kurz, bevor er dem Jungen ins Atrium folgte und dort zum Hausherrn bringen ließ. „Salve, Consular Vinicius. Vielen Dank, dass du dir Zeit für mich nimmst.“*



    Sim-Off:

    *Ich geh jetzt mal davon aus, dass der Sklave Aquila vorgestellt hat, bevor er verschwunden ist.

  • Der angesprochene Consular hielt sozusagen gerade Hof, die Salutatio wurde wie jeden Morgen abgehalten. Eine Pflicht, die zermürbend und enervierend sein kann, wenn die Klienten "Probleme" haben, oder relativ kurz und schmerzlos abgehandelt, wenn sie keine haben. Man war am Ende dieser täglichen Pflicht angekommen.


    Decimus. Dein Besuch ist überraschend. Was führt dich zu mir?

  • Er schien die Zeit ausnahmsweise perfekt abgepasst zu haben, stellte Aquila fest. Nicht zu früh, so dass er eine halbe Ewigkeit hätte warten müssen, nicht zu spät, so dass der Hausherr keine Zeit mehr für ihn erübrigen konnte oder gar schon weg war. „Zwei Dinge, Consular“, erwiderte er mit einem Lächeln auf die Frage hin. „Der erste Grund ist meine Großtante Lucilla, deine Klientin. Sie lässt ihre besten Grüße ausrichten und hat mir aufgetragen, dir diesen Brief zu geben.“ Mit diesen Worten reichte Aquila dem Consular eine Schriftrolle.


    Senator Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia, Rom


    Mein lieber Patron!


    Du kannst dir gar nicht vorstellen wie froh ich war als die Nachricht hier eintraf, dass du wieder in Rom bist! Ich hoffe es geht dir und deiner Familie gut, und dass die Zeit im Exil nicht ganz so schlimm für euch war.


    Sogar hier war es eine Zeit, in der ein Entsetzen auf das nächste folgte. Natürlich hatten wir nicht ganz so viel unter dem Bürgerkrieg zu leiden, aber manchmal habe ich wirklich geglaubt da erlaubt sich jemand einen schlechten Scherz! Als ich von deiner Verbannung erfahren habe, habe ich kein Opfer gescheut um die Furien und die Götter der Unterwelt auf den Salinator anzusetzen. Es hat halt nur anscheinend etwas länger gedauert bis sie in Rom angekommen sind. Und natürlich habe ich auch unter den Lebenden dafür gesorgt, dass dein guter Ruf erhalten bleibt (zumindest hier), denn ich habe nie auch nur ein Wort davon geglaubt, dass du irgendwie an der Ermordung des Kaisers beteiligt warst!


    Ich bin wirklich froh, dass das alles vorbei ist und hoffe, dass du jetzt wieder die Stellung einnehmen kannst, die dir zusteht. Ich wäre ja dafür, dass du als Consul kandidierst. Rom braucht jetzt starke Männer und wer wäre stärker als du? Ich würde Medicus auf jeden Fall schreiben, dass er dich unterstützen muss.


    Wo wir gerade bei Unterstützung sind. Ich habe gehört, dass mein Neffe Serapio verhaftet wurde. Er ist ja nicht nur mein Lieblingsneffe, sondern auch mein Klient, deswegen will ich dich bitten ein gutes Wort für ihn einzulegen wenn es dir möglich ist. Dieser furchtbare Bürgerkrieg hat doch schon genug Opfer gefordert, es sollte endlich damit Schluss sein!


    Der Überbringer dieser Nachricht, Marcus Aquila, ist übrigens mein Großneffe, Meridius Enkel. Ist das nicht unglaublich wie die Zeit vergeht? Es kommt mir vor als hätte ich ihn gestern noch gefüttert und jetzt steht er in der Toga vor mir und macht sich auf, um in Rom in die Politik einzusteigen! Auf einen Patron wollte er sich noch nicht festlegen, aber vielleicht kannst du ihm deine Stimme geben wenn er sich für den Cursus Honorum bewirbt. Er ist wirklich ein schlauer Junge und verdient die Chance, aus der Spur seines Großvaters hinauszutreten.


    Ich hoffe so sehr, es kommen nun wieder bessere Zeiten für Rom und unsere Familien! Ich wünsche dir und deiner Familie in jedem Fall den Segen der Götter!


    Deine treue Klientin
    Decima Lucilla

  • Nachrichten von Lucilla nahm Hungi immer sehr gern entgegen, war sie doch seine Lieblingsklientin, wiewohl er das natürlich niemals laut sagen würde, weder öffentlich noch privatim, denn das würde irgendwann seine Frau rausbekommen und dann würde sich ein irdenes Gewölbe über seinem Haupte auftun oder im Norisch-Pannonischen Dialekt gesagt: er hätte den Scherm auf.


    Diese Nachricht hingegen las er mit gemischten Gefühlen, im wahrsten Sinne des Wortes. Decimus, lass uns ein paar Schritte gehen. sprach er zum jungen Besucher, während er aufstand. Ich möchte mit dir allein sprechen. sagte er laut genug, so daß alle anderen derzeit noch im Atrium verbliebenen Klienten (und natürlich Sklaven) sich auskannten und nicht auf die Idee kamen, ihnen zu folgen. Er lenkte daher seine Schritte, langsam und wie immer mit seinem Gehstock, den er wegen seines Beines benötigte, aus dem Atrium hinaus in den Gang Richtung Peristylium.


    Ein paar Augenblicke später, in denen sich genug Distanz zu den besagten anderen Personen aufgebaut hatte, damit diese nicht lauschen konnten, sprach er den Decimer mit gesenkter Stimme wieder an. Wenn ich richtig informiert bin kandidierst du jetzt für das Amt des Vigintivirs. Ich gehe daher aus, daß du hier bist, um meine Unterstützung zu gewinnen.

  • Aquila wartete geduldig, während der Consular den Brief entgegen nahm und las, und hoffte selbstredend darauf, dass ihm das natürlich schon mal eine Tür öffnete. Was dann passierte, damit hätte er allerdings nicht gerechnet. Der Vinicius wollte mit ihm allein reden? Aquila zog den rechten äußeren Teil seiner Unterlippe kurz zwischen die Zähne und fragte sich, was jetzt wohl kommen würde... folgte aber freilich widerspruchslos. „Gerne, Consular Vinicius.“ Er begleitete den Vinicius, im allerersten Moment zu schnell, so dass er fast schon einen Schritt voraus war, passte sich dann aber gerade rechtzeitig noch der Geschwindigkeit des älteren Mannes an, als ihm einfiel, dass der ja nicht mehr ganz so gut zu Fuß war. Alte Leute halt. „Ja, da hast du Recht“, antwortete Aquila dann, als der Consular wieder gesprochen hatte. „Ich habe den Consuln meine Kandidatur bekannt geben, und ich bin tatsächlich hier, weil ich dich um deine Unterstützung bei der Wahl bitten möchte. Deinen Klienten Duccius Vala konnte ich schon für mich gewinnen...“ Noch ein Klient des Viniciers, der auf seiner Seite war, und ein hochrangiger dazu. Aquila hoffte, das zog wenigstens etwas, denn dass der Consular ihn so beiseite genommen hatte, ließ es in seiner Magengegend unangenehm flattern. Nur um seine Bitte quasi vorweg zu nehmen, hatte der Mann das sicher nicht gemacht.

  • Mhm mhm. quittierte Hungi die Bestätigung seiner Annahme durch den Decimus. Deine Großtante ist eine sehr bemerkenswerte Frau, weißt du? Jedoch hat sie, wie die meisten Frauen, nur sehr wenig Ahnung von Politik. Ihrer Bitte, ich möge doch ein Wort für diesen Serapio einlegen, kann und werde ich sicher nicht Folge leisten. Ich nehme an, daß ich dir nicht weiter erklären muß, warum das so ist.


    Auf der anderen Seite bin ich nebst deiner Großtante auch deinem Großvater noch immer freundschaftlich verbunden. Wie du siehst, ich stehe deiner Familie gelinde gesagt sehr ambivalent gegenüber. Womit er nun dem jungen Decimer Gelegenheit gab, sich zu äußern.

  • Der Anfang von dem, was der Consular sagte, klang ja schon mal gut... richtig gut, um genau zu sein. Leider ging es nicht ganz so gut weiter. Aquila nickte – mit der richtigen Mischung aus Verlegenheit und Betroffenheit, hoffte er jedenfalls –, als die Sprache auf seinen Vetter kam. Auch wenn er nicht wusste, was genau in dem Brief stand, konnte er sich freilich denken, dass Lucilla ein Wort für ihren Neffen und Klienten eingelegt haben würde. Und natürlich verstand er, dass der Vinicier das kaum erfüllen würde. Nicht erfüllen konnte. Aquila hätte gar nicht nach so etwas gefragt, und auch da musste er dem Consular beipflichten, dass das wohl so ein Frauenthema war, dass sie das nicht begriffen.


    Danach wurde es zum Glück wieder etwas besser... aber als der Vinicius dann erst mal eine Pause machte, wusste Aquila trotzdem nicht so recht, wie er nun reagieren sollte. „Nun...“ Er räusperte sich. „Ich will nicht rechtfertigen, was meine Verwandten hier in Rom getan haben in den letzten Jahren. Ich will zur Wahl antreten, um die Generationen davor zu ehren, darauf hat mich mein Großvater vorbereitet, dafür hat er mich ausbilden lassen. Und ich glaube auch, dass der Zeitpunkt passend ist. Ich könnte den Kopf einziehen, bis Gras über die Sache gewachsen ist, ich wär jung genug dafür, aber ich glaube nicht dass das das Richtige wäre. Nicht wenn ich auch ein bisschen Wiedergutmachung leisten will.“ Er kratzte sich am Kopf, unschlüssig, ob er noch etwas sagen sollte, und wenn ja was. „Stehst du... meiner engsten Familie, meinem Großvater und meiner Großtante, freundschaftlich genug gegenüber, dass du mir eine Chance geben würdest?“

  • Ach, die Hoffnung der Jugend. So einfach kann man diese aufbauen, so einfach kann man sie zerstören. An seiner Souveränität musste der junge Decimus noch arbeiten, bemerkte der (alte... nein, ältere oder besser gesagt: in seinen besten Jahren stehende) Vinicier mit interessiertem Blick.


    Ich weiß es noch nicht. antwortete er in gleichem Maße wahrheitsgemäß wie berechnend, wollte er doch auch wissen, wie nun der junge Mann vor ihm reagieren würde. Die Entscheidung würde mir vielleicht leichter fallen, wenn ich wüsste, welchen Stand Livianus und Serapio in deiner Familie haben.

  • Er wusste es nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen, jetzt eine klare und schnelle, idealerweise positive Antwort zu bekommen. Oder wenigstens ein klares Jein... aber doch keine so gesalzene Nachfrage. Aquila zögerte einen Moment lang, unsicher, was er darauf antworten sollte. „Serapios Gesundheitszustand ist ziemlich schlecht. Seit er aus dem Carcer entlassen wurde“, vom Kaiser persönlich, immerhin, aber Aquila hatte das Gefühl, dass ihm das eher negativ ausgelegt werden würde, wenn er das erwähnte in der Hoffnung, dass es den Vinicier überzeugte... also ließ er es bleiben, „war er noch nicht in der Lage, mit jemandem zu reden.“ Was keine Antwort war auf die Frage, aber Aquila hatte einfach keine Antwort darauf. Er war sich nicht sicher, wie Serapios Stand in der Familie war. Er war sich ja nicht mal sicher, was er selbst von dem Ganzen halten sollte, und ihm wäre es am liebsten gewesen, einfach so tun zu können als wäre nie etwas gewesen. Aber das war nichts, was er laut sagen könnte... Und so hatte er zunehmend das Gefühl, dass er gerade über spiegelglattes Eis schlitterte. „Ich weiß nicht, was meine Großtante dir geschrieben hat, aber... wir... also, meine Familie in Rom, wir gehen im Moment davon aus, dass er überzeugt war, das Richtige zu tun. Auch wenn wir alle wissen, dass es falsch war“, beeilte er sich hinzuzufügen. „Und Livianus... hier in Rom ist er das Oberhaupt der Familie.“ Welchen Stand sollte er da schon haben? Die Frage nach ihm begriff Aquila nicht so ganz.

  • Aquila hatte tatsächlich nicht begriffen, worauf Hungi hinauswollte. Den Gesundheitszustand dieses Serapios wollte er nicht erfragen, wiewohl er ein leises Gefühl der Befriedigung ob des schlechten Zustands sich selbst nicht verwehren wollte. Mit der Information, daß Livianus das Oberhaupt der Decimer-Familie darstellte hatte Aquila jedoch indirekt und unbewusst seine Frage doch beantwortet.


    Nur gefiel ihm die Antwort leider nicht. Na schön. begann er daher nach einem kleinen Moment der Stille. Ich werde darüber nachdenken.

  • Schweigen war erst mal alles, was ihm begegnete, und Aquila spürte, wie seine unterschwellige Nervosität noch ein bisschen anstieg. Und die Antwort, die er dann bekam, war zwar immerhin kein hochkantiger Rauswurf... aber auch nicht unbedingt dazu angetan, ihn zu beruhigen. Irgendwie hatte er das vage Gefühl, sich nicht allzu gut geschlagen zu haben bei dem Consular. Andererseits: wenn er bedachte wie die Fronten im Bürgerkrieg verlaufen waren zwischen den Vinicii und dem Teil seiner Familie, der hier in Rom tatsächlich politisch und gesellschaftlich aktiv gewesen war... naja, vielleicht war ein drüber nachdenken das Beste, was er hatte erwarten können, selbst mit Großtante als Klientin des Consulars und einer Empfehlung eines anderen Klienten. „Danke, Consular Vinicius“, erwiderte Aquila und setzte nach einem kurzen Zögern noch hinzu: „Wenn du in Zukunft Unterstützung brauchst, bin ich dir gerne behilflich, so weit mir das möglich ist. Ich habe zwar einen Patron, aber so lang es mit meinen Pflichten nicht kollidiert, wäre es mir eine Freude, den Patron meiner Großtante zu unterstützen.“ Zum einen war sich Aquila sehr sicher, dass seine Großtante genau das von ihm erwarten würde... und zum anderen hoffte er natürlich, mit diesem Angebot wenigstens noch ein bisschen was reißen zu können, einen, nun ja, positiven Einfluss auf das Nachdenken zu nehmen.

  • Reine Höflichkeit oder der verzweifelte Versuch, noch das Ruder herumzureißen? Beides war möglich, und wenn Hungi sich noch ein paar Momente mehr Zeit genommen hätte, dann wäre er vielleicht in der Lage gewesen, in Mimik und Gestik des jungen Decimers die Antwort herauszulesen. Stattdessen wurde er auf einen Aspekt aufmerksam, den er noch nicht in Erfahrung gebracht hatte.


    Wer ist denn dein Patron?

  • „Consular Spurius Purgitius Macer“, beantwortete Aquila die Frage, und versuchte nicht, nein, gar nicht daran zu denken ob und wenn ja was sein Angebot wohl bewirkt haben mochte. Nicht daran denken. Auch nicht daran, dass der Vinicius kein Wort dazu gesagt hatte, nicht ob er es anzunehmen gedachte, kein Wort des – wenn auch sicher oberflächlich-höflichen – Dankes, noch nicht einmal etwas, womit er gezeigt hätte dass er das Angebot überhaupt gehört und begriffen hatte. Das... das hatte er doch, oder? Gehört? Begriffen? Flüchtig warf Aquila dem Consular einen leicht zweifelnden Blick zu und versuchte einzuschätzen, wie alt der alte Mann vor ihm wirklich war, musste allerdings feststellen, dass ihm – der noch jung genug war, dass er 30jährige schon für ziemlich alt hielt – das eher schwer fiel. Sollte er vielleicht... Nein, beantwortete er sich so lautlos wie kategorisch die Frage selbst, noch bevor sie sich in seinen Gedanken wirklich hätte ausformulieren können. Nicht daran denken. Schon gar nicht daran, nachzufragen. Stattdessen lieferte er lieber noch ein paar Informationen zu seinem Klientelverhältnis mit dem Purgitier nach, um abzulenken – nur für den Fall, dass sein Gesichtsausdruck womöglich zu viel verraten hatte. „Ist noch ziemlich frisch, ich war erst vor kurzem bei ihm, um ihn zu fragen.“

  • Consular Purgitius Macer... natürlich... Hungi war nicht überrascht. Warum hätte er das auch sein sollen? Der Purgitier hatte den Ruf als neutralster Pol Roms, ihn auf eine politische Seite zu ziehen war eine Aufgabe, die den Göttern vorbehalten war. So schien es jedenfalls. Insofern war es politisch nicht dumm, wenn man Bande zu Purgitius knüpfte.


    Gut. Wie gesagt, ich werde darüber nachdenken. Womit von seiner Seite aus alles gesagt war.

  • Aquila nickte leicht. Und weil die letzten Worte des Vinicius nur eine Wiederholung seiner vorigen Worte gewesen waren, ohne noch eine Frage hinterher, und sein Tonfall auch eine irgendwie abschließende Färbung hatte, beschloss er, das jetzt als Ende des Gesprächs aufzufassen. „Noch mal danke. Auch dafür, dass du dir Zeit für mich genommen hast, Consular. Vale bene“, verabschiedete er sich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!