[Officii Quatuorviri viis in urbe purgandis] Lucius Tiberius Lepidus

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    Original von Sergia Fausta


    Wie niedlich sie doch war. Da legte sie doch tatsächlich eine besondere Betonung auf die Tatsache, dass sie Personal hatte. Lepidus hatte natürlich Verständnis dafür. So wenig wie man von Sergiern in den letzten Jahren hörte, waren sie sicherlich sehr Stolz noch einen zarten Hauch ihres früheren Glanzes behalten zu haben. Genauso putzig war auch ihre Nachfrage zu den weiteren Maßnahmen. Derartige Neugierde konnte sich nur bei jenen herausbilden, die keinen Status besaßen. Sie fragen dann nach Dingen, die überhaupt keine unmittelbare Bewandtnis für sie selbst haben oder wollen manche Dinge einfach viel früher wissen als notwendig. Zum Glück wusste der Adlige im Allgemeinen schon immer besser, was der nicht-adlige wann und wie wissen musste. Aber Lepidus wäre nicht Lepidus, wenn er seine Auffassung nicht in wohlige Worte kleiden könnte: "Oh, ich würde es dir liebend gern verraten. Aber dabei handelt es sich bisher um behördliche Interna - selbst einer Praefecta, die doch das größte Vertrauen erweckt, darf ich leider keine Einzelheiten mitteilen. Schrecklich bedauerlich, ich weiß." Abgesehen davon, dass dies den Horizont einer Postbotin sicherlich etwas überstiegen hätte. Lepidus setzte sein bestes Lächeln auf, denn offenbar erhielt er hier gerade eine Freundschaftsbekundung der infantilsten Art. "Aber ich vermag dich vielleicht dahingehend zu trösten, dass es sicher auch bald offiziell wird. Ja, wenn du dich sogar so sehr für die Straßenreinigung interessierst: Ich werde sicherlich meine Res Gestae verschriftlichen, die du dann mit großer Freude lesen darfst. Schließlich interessierst du dich doch sicher für das, was deine 'Freunde' so schönes machen und gemacht haben." Wäre doch auch ein fantastisches Hochzeitsgeschenk. Irgendwann würde sich die Sergia noch rühmen dürfen, die erste Res Gestae des Lucius Tiberius Lepidus in den Händen gehalten zu haben. Ha Ha! Noch Begriff der Tiberier auch nicht so recht, weshalb der Iulier gerade seine Rückendeckung gegenüber diesem Weib benötigte. Es bestätigte sich wohl mal wieder: Dives war einfach zu weich. Natürlich folgten nun Worte, die mit seiner wahren Meinung nicht in Bezug standen. "Ihr seid sicherlich das ideale Hochzeitspaar. Dives selbst schwärmt ja in den höchsten Tönen von dir als einer Betriebsbesitzerin und pflichtbewussten Praefecta. Darüber hinaus noch mit so vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zum Feldherrn Annaeus Modestus, ach und wenn ich mich recht entsinne erwähnte er sogar, dass du von einer gewissen Cornelia Fausta abstammst, der du sicherlich deinen Namen zu verdanken hast. Höchst beeindruckend!" Tja, wie sagte man doch so schön: Wer suchet, der findet. Wirklich bedeutsam fand der Tiberier im Grunde schon in den Thermen, während seines Gesprächs mit Dives, nichts davon. Seiner Ansicht nach hätte dieser tatsächlich ein besseres Weib finden können, aber nun gut. Er wird sich schon etwas mehr dabei gedacht haben, vielleicht mehr als das, was er gegenüber Lepidus geäußert hatte. Zumindest nahm der Tiberier das stark an. "Hätte dieser Turpilius Tappo gewusst, wem er da Ärger bereitete, dann hätte er es sicherlich zwölf Mal überlegt, was er da tat. Denn dass eine Frau deines 'Kalibers' - ein Ausdruck, welcher im Übrigen ebenfalls von deinem Verlobten stammt - sich von einem Müllwerfer nichts gefallen lassen würde, war wohl selbstverständlich." Hin und wieder musste der Tiberier tatsächlich aufpassen, dass seine umarmenden Worte für die Hörerin nicht ins ironische übergeleiteten. Natürlich war da etwas wahres dran, aber jeden Zweifel konnte man sicherlich ganz einfach hinweglächeln - eine große Spezialität des Vigintivir.

  • Verraten? Bei dieser und der folgenden Wortwahl war wohl klar, dass dieser Tiberier gleich seiner Schwester nur so ein Leichtfuß war, der zwar viel reden konnte, aber dabei trotzdem nichts sagte. Und wäre ich wirklich eine Postbotin gewesen, eine einfache Tabellaria, dann hätte das meinen Horizont vermutlich wirklich überschritten und ich hätte nicht gemerkt, wie man mich zu veralbern versuchte. Schade nur - für diese Kröte vor mir - dass ich schon als Stationaria vollkommen anderes zu tun gehabt hatte, als irgendwelche Post auszutragen! (Dass das jetzt als Postpräfektin Italias erst recht nicht der Fall war, erschloss sich damit sicherlich von selbst.) Doch es blieb nicht nur dabei, dass dieser Neuadelige offensichtlich nichts gegen das aufgezeigte "Müllwerfer-Problem" zu tun gedachte, nein, er setzte auch noch mit seinen Res Gestae nach.... und machte sich damit noch offensichtlicher (Tonfall hin oder her) über mich lustig. Böser Fehler, ganz böser Fehler.
    Ich wartete mit kritischem Blick und hochgezogenen Augenbrauen noch die mehr und mehr ermüdenden, weil stink langweiligen Dinge ab, die der Magistrat mir erzählte (und die ich lange wusste!) und die mich nur noch weiter darin bestätigten, was für eine kleine Kröte dieser Kerl doch war! "Ach, Tiberius. Da scheint dich deine.. optimistische Wahrnehmung deiner Umwelt wohl leider ein bisschen betrogen zu haben. Denn, so leid es mir tut, interessiere ich mich nicht im Ansatz für deine Tätigkeit im.. Straßenreinigungsgeschäft, sodass sich mit absoluter Sicherheit bessere Literatur finden wird, sollte mir wirklich einmal nach einem dünnen Buch zumute sein.", wobei dünn hier nicht nur als schmal, sondern auch als inhaltsleer verstanden werden durfte. Denn was wollte dieser Typ schon groß erzählen, wenn er nichts tat? Nein, und er hatte mich auch einfach nicht verstanden! "Ich interessiere mich dafür, was in meinem konkreten Fall mit diesem Turpilius passiert. Heißt: Wie wird er für seine Tat angemessen zur Rechenschaft gezogen und wie wird er davon abgehalten noch einmal das zu tun, was er tat." Ich wollte schließlich nicht beim nächsten Mal, wenn ich diesen Weg ging (und ich würde da mit Sicherheit noch oft lang kommen!), gleich wieder fast von irgendwelchem Müll getroffen werden. Das war doch jetzt wohl nicht so schwer zu verstehen gewesen, oder?!


    "Im Übrigen freut es mich natürlich sehr, dass du meinem Stammbaum offensichtlich so viel abgewinnen kannst - doch kann ich dich beruhigen: Ich weiß um meine Verwandten und ihre bedeutenden Taten für das Imperium Romanum. Das jetzt also noch einmal alles lang und breit vor mir auszubreiten, ist daher wirklich nicht nötig.", lächelte ich bittersüß und ließ das kurz wirken. War dieser Consular Tiberius zu Lebzeiten auch so ein elender Schwätzer gewesen, dann konnte ich den fetten Thronräuber gut verstehen! Ein Exil in weiter Ferne gut und schön, aber sowas wollte man ja nun wirklich niemandem antun! "Es wäre also ganz nett von dir, wenn du dich weniger auf meine Vorfahren und verwandtschaftlichen Verbindungen konzentrieren könntest, sondern mehr bei der Sache bliebest, wegen der ich hier bin: der Tat des Bürgers Turpilius Tappo.", fokusierte ich meinen Gegenüber durch schmale Augen ernst und lächelte dazu oberflächlich leicht. "Hast.... Kannst du mir nun also noch etwas zu den ominösen Maßnahmen sagen, die aufgrund füherer Fälle schon längst beschlossen seien?" Waren sie vielleicht sogar schon in Kraft getreten.. und bewiesen hier und jetzt gerade, dass sie versagt hatten? "Eventuell wann mit ihrem Inkrafttreten zu rechnen ist, zum Beispiel? - Ansonsten wirst du mir hoffentlich verzeihen, doch mein verantwortungsvoller Posten beim Cursus Publicus füllt sich nicht von alleine aus. Für eine unbeschwerte Plauderei miteinander müsste ich dich daher also gegebenenfalls auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten." Zur Hochzeit vielleicht, wenn ich es nicht schaffte dieser Kröte abseits der eigentlichen Zeremonie aus dem Weg zu gehen. Dieser tiberische Neuadel.... auf ganzer Linie zum k....opfschütteln. (Ich war ja gönnerisch nett.)

  • Nachdem Livianus vor einiger Zeit dem Officium der Decemviri einen unangekündigten Besuch abgestattet hatte, waren heute die Quatuorviri an der Reihe. Erneut erschien der Consul in Begleitung seiner zwölf Liktoren in der großen Halle der Basilica und ließ sich im Officium des Vigintivir Tiberius Lepidus ankündigen, ehe er sich auf den Weg zu diesem Machte. Er selbst empfand es immer als angenehmer, wenn man sich noch einige Minuten auf das Eintreffen seines Besuchs vorbereiten konnte und er nicht sofort in der Türe stand. So ließ er sich Zeit und plauderte auf dem Weg zu den Officii Quatuorviri viis in urbe purgandis noch mit einem befreundeten Senator, den er unterwegs getroffen hatte. Schließlich jedoch erreichte er das Officium des Tiberiers und ließ sich erneut von einem der Schreiber anmelden, die im Vorraum des Officium saßen.

  • Oh, ein Besuch des Consuls persönlich. Als Lepidus die Vorankündigung des Besuches erhielt, arbeitete natürlich bereits die Inszenierungsmaschine in seinem Kopf. "Hamilkar, leg noch ein paar Schriftstücke auf unseren Schreibtischen aus! Verrück alles noch ein bisschen, damit es nach mehr Arbeit aussieht!" Geschäftig sah es in ihrem Officum natürlich auch so schon aus, denn anders als gedacht, hatte der Tiberier sich doch in mehr Arbeit hineindrängen lassen, als es seine bequeme Patrizier-Seele normalerweise zugelassen hätte. Aber mehr half mehr, das war ja bekannt. Hamilkar rollte unterdessen nur mit den Augen, während er alles tat wie befohlen. Derweil tröpfelte sich Lepidus ein wenig Wasser auf die Stirn. Das Glänzen der Haut konnte nur auf einen hart arbeitenden Vigintivir deuten.


    Als der Consul letztlich eintrat, saßen sowohl der Scriba Hamilkar im Vorraum, als auch Lepidus arbeitend hinter ihren Schreibtischen. Hamilkar ließ erst beim Erblicken des Decimus alles stehen und liegen und führte ihn anschließend vom Vorraum in das eigentliche Officium von Lepidus, der nicht weniger arbeitsam hinter seinem Schreibtisch saß und etwas wichtiges vor sich hinzukritzeln schien. Auch er blickte erst auf, als der Consul im Raum war und ließ erst für diesen von seiner mehr oder weniger vorgetäuschte Arbeit ab. Nun stand er auf und begrüßte den obersten Magistrat. "Consul Decimus. Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Officium. Was verschafft mir diese besondere Ehre deines Besuchs?"

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    Original von Sergia Fausta


    Na sieh mal einer an. Wer legte denn nun so einfach den Mantel der Freundlichkeit ab und bemüßigte sich nicht einmal mehr gepflegter Heuchelei? Wenn die gute Dame gewusst hätte, was ihr da entgeht, hätte sie das sicherlich nicht ausgeschlagen. Aber da war er wieder, der Horizont, denn von mehr als Briefe zustellen verstand sie sicher nichts. Ganz klar: Wenn Lepidus ein Müllmann war, dann war sie ja wohl eine Postbotin! Das freundliche Gesicht verlor der Tiberier indessen nicht und tat vielmehr weiter so, als hätte das lauthals bekundete Desinteresse an seiner Arbeit dann doch einen liebreizenden touch: "Oh, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Das Straßenreinigungsgeschäft ist auch wahrlich nicht leicht zu verstehen. Das ist wohl wahr. Schon ehrbare Bürger scheitern so manches Mal an den komplizierten behördlichen Strukturen und Sachverhalten. Nein, einer Frau hätte ich das wahrlich nicht anbieten brauchen und sei sie noch so qualifiziert wie du. So hast du doch in der Tat Wichtigeres zu tun." Zum Beispiel Kleider kaufen und über Frisuren reden, ging es dem Tiberier durch den Kopf. "Und selbstverständlich: Wir kommen lieber zum konkreten Fall, ohne das komplizierte Drumherum. Als römischer Bürger wird Turpilius nach derzeit geltender Lage umgehend eine Geldstrafe erhalten. So ist es bisherige allgemeine Praxis. Des Weiteren wird ihm die Rechnung für die Reinigung des Straßenabschnitts präsentiert, die er durch seinen Fensterwurf beschmutzt hat... Natürlich hoffe ich, dass du und dein 'Personal' nicht schon alles gereinigt haben." Lepidus lachte in Anbetracht der Anspielung auf die vielen Tonscherben, die vor kurzem noch auf seinem Schreibtisch niedergelegt wurden. Wenn doch nur alle Geschädigten gleich aufräumen würden. Das wäre zwar absurd, aber doch immerhin sehr belustigend. "Wenn du jedoch zusätzlich noch den Versuch einer Straftat ahnden möchtest, der du, den Göttern sei Dank, noch gerade so entkommen konntest, so ist das natürlich ein Fall, dem du juristisch nachgehen kannst. Das ist dann eine Angelegenheit fürs Gericht und betrifft meinen Zuständigkeitsbereich nicht mehr. Aber eine gescheite Person wie du, weiß sich da sicherlich zu helfen."


    Dass die Sergia natürlich nicht selbst freiwillig über ihren Stammbaum reden wollte, konnte der Tiberier nur allzu gut nachvollziehen. Dieser war vor allem in jüngerer Zeit nicht halb so eindrucksvoll wie der eigene und das, was er so von Dives hörte, waren sicherlich schon die Highlights. Natürlich würde sie wohl das ganze blabla von großartigen Sergiern auspacken, wenn sie dazu genötigt wäre, aber mal ganze ohne Spaß: Who cares? Wieder, als wenn er seine liebe und nette Gesprächspartnerin in Verlegenheit gebracht hätte, sprach er sanft und gutmütig. "Ach, und sei nur nicht so bescheiden. Jemand wie du kann doch nun wahrlich nicht oft genug betonen, welch großartige Ahnen und Verwandten hinter ihr stehen. Da konnte doch selbst meine Wenigkeit seine Begeisterung kaum verbergen." Am liebsten hätte der Tiberier jetzt noch selbst angefangen, seine eigene Geschichte bis zu den Königen von Alba Longa zu erzählen, aber sein Redepensum war ohnehin schon sehr weit ausgeprägt - mehr Zermürbung war auch gar nicht notwendig, wie er befand, denn die Sergia wollte sich wohl bereits zum Gehen aufmachen, was der Tiberier geradezu unendlich bedauerte. "Selbstverständlich möchte ich dich auch gar nicht weiter davon abhalten, deinen überaus wichtigen Pflichten nachzukommen. Zum Wohle Roms verschieben wir die privaten Unterhaltungen auf einen günstigeren Zeitpunkt." Die Post trug sich schließlich nicht von alleine aus, dachte sich der Tiberier boshaft. Lepidus rief daraufhin nach Hamilkar, der die Sergia nach draußen geleiten sollte. "Es war mir eine überaus große Freude dich kennenzulernen und diese Freude wird nur noch von der besonderen Vorfreude übertroffen, dich hoffentlich schon bald wiederzusehen. Grüß doch am besten bei Gelegenheit meinen geschätzten Verbündeten und Freund Dives von mir."

  • Sim-Off:

    Okay, der Punkt mit der Postbotin geht an dich. :D


    Schwachsinn! Von wegen Verlegenheit! Wäre ich verlegen gewesen, hätte ich dieser Kröte wohl kaum meine Meinung über seinen Job im Müllgeschäft so dezent dezentlos aufs Brot geschmiert! Denn jemandem, der mich von Angesicht zu Angesicht beleidigte, indem er mich mehr als nur offensichtlich für dumm verkaufen wollte, begegnete ich ganz bestimmt nicht mehr in irgendeiner Art verlegen oder mit irgendeiner "gepflegten Heuchelei"! Dass er dann, denn das war ihm scheinbar alles noch nicht genug, fortsetzte und offenbar meinte ehrbare Bürger noch positiv von Frauen abgrenzen zu müssen, nur um sich letztlich intellektuell über beide aufzuschwingen, belächelte ich nur bei sauer angespannter Mimik mit dem Hauch eines Kopfschüttelns. Da wäre wohl ein gewisser Neuadeliger gerne klug, filterte ich aus seinem selbstverliebten Geschwafel. Aber: Allein das ist ziemlich dämlich, fand sicher nicht nur ich.
    Doch der Tiberius schwafelte weiter und weiter.... bis er kurz zu lachen begann. Dieser Idiot hatte mir schon wieder nicht richtig zugehört! "Und erneut muss ich dich korrigieren, werter Tiberius: Wie ich bereits sagte, hatte ich persönlich keinerlei direkten Anteil am Sammeln der Beweisstücke.", erklärte ich gelangweilt und unbeeindruckt von seinem Lachen, das wahrscheinlich nur sein fehlendes Erfassungsvermögen kaschieren sollte. Denn auch darüber hinaus palaverte er wieder nur über Altes und konnte über seine angeblichen Innovationen, die er zuvor ja noch so riesig aufgeblasen hatte, als kämen sie der Erfindung des Rades gleich, nicht ein Sterbenswörtchen sagen! "Natürlich.", kommentierte ich dann trocken halb meine Gedanken, halb seine überflüssige Erklärung darüber, was er alles nicht konnte und wofür er alles nicht zuständig war. (Der sollte vielleicht mal probieren andersherum an die Beantwortung von Fragen heranzugehen! Denn sicherlich würde er weit weniger schwafeln, wenn er nur die paar Sachen aufzuzählen hätte, die er tun könnte und für die er tatsächlich zuständig war.)


    Trotz expliziter Bitter setzte diese gesprächige Kröte letztlich auch ihren Wortschwall zum Thema Stammbaum fort. "Ja, nicht jede Gens kann ihre Geschichte bis nach Troja zurückverfolgen, ich weiß.", sah ich mich provoziert ihm zu entgegnen. Denn das wäre mir doch ziemlich sicher bekannt, wenn auch ein Tiberier zusammen mit Sergestus und Aeneas aus Troja geflohen wäre! - Nein, die Sergier waren hier ganz bestimmt die ältere Gens! Logisch natürlich, dass dem jungen Neuadel das irgendwo abging.
    Damit erhob ich mich von meinem Platz. "Da du mir nun wieder trotz konkreter Nachfrage nicht mehr über diese tollen neuen Maßnahmen deines Kollegiums sagen konntest - weder was sie beinhalten, noch wann mit ihrem Inkrafttreten zu rechnen ist - belasse ich es dabei, bevor du am Ende noch auf die Idee kommst dir tatsächlich ein paar Maßnahmen einfallen zu lassen.", lächelte ich schmal. "Ich verabschiede mich also von dir, Tiberius, und mache mich wieder an meine Arbeit. Es wäre begrüßenswert, wenn du selbiges zu tun imstande wärst." Wofür war der Kerl schließlich sonst gewählt worden? Bestimmt nicht nur um hier herumzulungern. "Vale.", wünschte ich anständig, wie ich war, zum Abschluss. Dann drehte ich mich um und verließ eleganten Schrittes dieses schäbige kleine Officium.

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    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    ...
    Doch auch auf das Aber folgte manchmal immer noch ein Aber: "Aber ich sage dir dies nur schon einmal, weil ich dich über die Kompliziertheit der Angelegenheit und die häufige Aussichtslosigkeit des Findens eines bestimmten Verschmutzers aufklären möchte. Selbstverständlich werde ich Ermittlungen aufnehmen und sehen, was ich tun kann. Doch wenn sich innerhalb von zwei Tagen nicht der kleinste Hinweis auf einen Schuldigen finden lässt, muss das Haus der Flavier selbst dafür aufkommen. Mist können wir leider nicht ewig auf der Straße lassen. Sollten nach dieser Zeit noch Hinweise auftauchen, besteht immerhin noch die Hoffnung auf eine Rückerstattung der Reinigungskosten." Das war erst einmal das vorläufige Szenario nach dem man sich richten musste. "Womit du mir natürlich sofort weiterhelfen könntest, wäre folgendes: Ist dir bekannt, dass jemand aus der Villa Flavia den Vorgang beobachtet hat? Vielleicht die Person oder Personen gesehen und beschreiben kann? Das wäre schon einmal recht hilfreich. Falls nicht, werde ich erst einmal in eurere Nachbarschaft herumfragen."


    Sciurus konnte durchaus von sich behaupten, sich mit schmutzigen Geschäften auszukennen, doch das Geschäft mit dem Schmutz war im unbekannt und anscheinend durchaus ein komplexes Metier. "Du meinst also, wir müssen den Mist für die Untersuchung zwei Tage lang vor der Haustür liegen lassen, Herr?" In diesem Fall wäre die Untersuchung keine Option für den flavischen Haushalt. Sciurus würde eher in den kommenden Wochen selbst für ein wachsames Auge auf die nächtlichen Straßen um die Villa Sorge tragen, als den flavischen Herrschaften zu erklären, dass der Mist vor ihrer Türe - den Gestank eingeschlossen - einer kriminalistischen Aufklärung diente.


    "Hätte jemand in unserem Haus den Vorgang beobachtet, wüsste ich davon", beantwortete er dann die Frage des Vigintiviren. Keiner der flavischen Sklaven würde es wagen, eine solche Ungeheuerlichkeit unausgesprochen zu lassen und den Zorn der Herrschaften damit heraufzubeschwören. "Auch im Haus des Lartius ist das eher unwahrscheinlich, denn die Mauer uns gegenüber umfasst nur den Garten, die Porta liegt um die Ecke."
    Klein beizugeben lag jedoch nicht in der Natur des Vilicus, insbesondere nicht wenn es darum ging, für den Dreck eines anderen einstehen zu müssen. "Je nachdem, wie viele solcher Mistkarren den Quirinal in der Nacht verlassen, könnte jemand an der Porta Quirinalis ein entsprechender Wagen aufgefallen sein. Die Subjekte, die sich dort nachts herumtreiben sind immer die gleichen, und da der Karren anscheinend schon mehr als voll war, ist es unwahrscheinlich, dass er den Quirinal in Richtung Zentrum verlassen hat." Zumindest wäre dies ein Ansatzpunkt.

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    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    ...... Nun stand er auf und begrüßte den obersten Magistrat. "Consul Decimus. Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Officium. Was verschafft mir diese besondere Ehre deines Besuchs?"


    Bereits beim eintreten hatte Livianus das geschäftige Treiben bemerkt, dass im Officium der Quatuorviri viis in urbe purgandis herrschte. Fast schon haderte er mit seinem Gewissen ob es tatsächlich gerechtfertigt war, die Männer, allen voran den von ihm für den Besuch auserkorenen Tiberier, bei der Arbeit zu stören. Da sich der Tiberer dennoch Zeit nahm, was in Anbetracht des konsularischen Besuchs nicht wirklich verwunderlich war, beschloss Livianus den Termin zumindest kurz zu halten.


    "Salve Tiberius! Sei unbesorgt, es ist kein Kontrollbesuch, aber ich wollte mich heute einmal persönlich erkundigen, wie die Arbeit der Quatuorviri vorangeht. Was kannst du mir also berichten? Wie ich hörte gibt es in einigen Bezirken Probleme mit der Müllbeseitigung?"


    Rom war auch ohne Müllproblem bereits eine nicht unbedingt wohlriechende Stadt. Eine zusätzliche Belastung war zweifellos ein Thema, das die Aufmerksamkeit des Consuls erregen musste, auch wenn er selbst und die Umgebung um die Casa Decima zum Glück nicht zu den Betroffenen zählten. Doch es würde gewiss nicht lange dauern, bis die ersten aufgebrachten Bürger, vor allem die Wohlhabenderen, vor seiner Türe standen und sich über den Zustand in ihrem Bezirk beschwerten.

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    Original von Sergia Fausta


    Der Tiberier nickte zufrieden und sah die liebreizende Sergia hinfort wandern. Was für ein nettes Weib. Den Iulier beneidete er um so viel Spaß, den er mit dieser Frau haben musste. Schade, dass das Treffen doch so schnell vorbeiging. Der Tiberier hätte liebend gern noch seine Abstammung bis nach Troja nachgewiesen, ja, er hätte dem ganzen noch die Krone aufgesetzt, indem er seine Abstammung von Aeneas höchstpersönlich aufgeschlüsselt hätte.


    Den letzten Kommentar wollte und konnte der Tiberier wahrlich nicht verstehen. Als wenn er nicht ausdrücklich darauf hingewiesen hätte, dass er Interna nicht preisgeben konnte. Aber diese Ungeduld, oh, diese Ungeduld. Lepidus war nun einmal leider nicht der einzige IIIIvir, wie der Name auch unschwer zu erkennen gab. Was sollte er sich den Unmut seiner Kollegen auf sich ziehen, wenn er ihre Gespräche einfach so an die Öffentlichkeit brachte? Nein, da musste die gute Frau nun einfach Einsicht zeigen - was ihr aber leider nicht gut gelang, obwohl ihr der Tiberier selbstverständlich attestierte, ihr bestes getan zu haben – das Beste wozu ein bestimmter Typ Mensch eben fähig ist. Das wird sicher eine Wahnsinnshochzeit! Der Tiberier lächelte, während er sich wieder seinen Akten, ja, und tatsächlich sogar dem Fall Turpilius zuwandte, wie es doch von der Sergia gewünscht wurde. Denn dies stand ja auch nie in Zweifel. Dennoch konnte man, wenn man genau hinhörte, ihn etwas abschweifend und einsam in seinem Officium verbleibend murmeln hören: "Dives, Dives... du alter Hund!"

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    Original von Sciurus


    "Je nachdem wie lange die Untersuchung dauert", stimmte der Tiberier ein, dass der Mist zwei Tage lang dort liegen könnte, wenn sich die Ermittlung nicht zufällig so schnell gestaltet, dass der Täter schon ganz plötzlich aufgefunden wurde. "Natürlich könnt ihr jederzeit sofort den Müll beseitigen lassen. Ich vermute auch, dass der flavische Haushalt so etwas nicht lange dulden kann. In dem Fall müsstet ihr ausschließlich auf eine Erstattung der Reinigungskosten durch den eventuell gefundenen Täter hoffen." Der Tiberier würde den Mist sicherlich nicht in irgendeiner Weise inspizieren. Dieses dreckige Geschäft konnte leider nicht viele Hinweise bieten. Dann schon eher mögliche Augenzeugen.


    Lepidus machte sich gleich ein paar Notizen, denn die Hinweise des Sklaven waren natürlich sehr nützlich. "Eine sehr gute Idee. Die Porta Quirinalis ist sicher ein guter Anlaufpunkt. Auch bei einigen Cloacarii werde ich mich erkundigen, wer ihnen womöglich vor kurzem alles Mist abgenommen hat. Vielleicht haben wir Glück. Ich werde mich dem Fall jedenfalls persönlich annehmen - immerhin geht es ja um die edle Villa Flavia. Sobald ich etwas herausgefunden habe, werde ich einen meiner Viatoren vorbeischicken, der über die Ergebnisse Mitteilung machen wird." Soweit der Plan. Das würde heute wohl den ganzen Tag kosten. Aber was tat man nicht alles, damit ein Straßenbeschmutzer nicht ungestraft davon kam. Nun gut, für Lepidus spielte wohl vor allem eine Rolle, dass die betreffende Villa gleich zwei Senatoren beinhaltete. "Ich nehme an, mein Viator soll sich direkt an dich wenden?", fragte er noch einmal formhalber. Der Sklave schien die Sache in der Hand zu haben und wollte sicherlich nicht seine Herren mit dieser Angelegenheit belästigen.

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    Original von Marcus Decimus Livianus


    Es ehrte Tiberius natürlich, dass gerade er stellvertretend für seine Kollegen dem Consul Rede und Antwort stehen durfte. Das hatte sicherlich auch etwas mit dem netten Amtsantritts-Geschenk zu tun, welches Lepidus ihm bereitete. "In der Tat, Consul. Der Lage Herr zu werden ist wahrlich nicht einfach. Unsere Gremium kämpft an vielen verschiedenen Fronten für die Sauberkeit der Stadt. Besonders prekär ist die Lage derzeit an Orten, die nur wenige öffentliche Gebäude haben und wo die Bürger unter normalen Umständen selbst für Ordnung sorgen müssten. Wir haben bereits eine ganze Reihe von Strafgeldern verhängt und die Bürger auch noch einmal ausdrücklich auf ihre Pflichten hingewiesen." Lepidus versuchte gleich einmal ein ungefähres Bild der Arbeit zu zeichnen, die sie bisher geleistet hatten. "Zumindest haben wir inzwischen einen recht guten Überblick über die Lage. Auf meine Initiative hin haben wir eine tabellarische Übersicht geschaffen, die stetig aktualisiert wird und uns eine Orientierung gibt, welche Zonen der Stadt unserer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Darüber hinaus führen wir derzeit eine ganze Reihe von Ermittlungen gegen Personen, denen eine bewusste Verschmutzung der öffentlichen Straßen zur Last gelegt wird. Tja, und neben der allgemeinen Verschmutzung ist das Problem des Fensterwurfs wiedermal allgegenwärtig. Gegen diese Unsitte kann man auch nur durch Abschreckungsmaßnahmen vorgehen. Dahingehend ist auch schon einiges in Arbeit. Darüber hinaus wird wohl noch vor unserer Amtszeit ein größerer koordinierter Reinigungsauftrag für die öffentlichen Anlagen der Stadt herausgehen. Und..." als wäre das noch nicht genug gewesen "dann haben wir auch noch eine Sonderkompetenz vom Palast erhalten, was uns nicht nur erlaubt über die Straßen zu wachen, sondern auch die Wandbeschmutzungen zu beseitigen, die derzeit überall gegen unseren geliebten Kaiser gemalt werden. Womöglich hast du schon davon gehört?" Der Tiberier pustete erst einmal durch. Trotz nur stichwortartiger Wiedergabe der derzeit laufenden Tätigkeiten, hatte er sich mal wieder in Umfang der Darstellung weit überdehnt.

  • Livianus war überrascht zu hören, mit welchen strategischen Überlegungen der junge Patrizer an diese Aufgabe herangegangen war. Eine tabellarische Übersicht der Zonen die ständig aktualisiert wurde, Ermittlungen und koordinierte Großaktionen. Das klang äußerst interessant und bewies die Vielseitigkeit und den Einfallsreichtum, mit dem der Tiberier seine Arbeit verrichtete. Sollte er seinen Weg im Cursus Homorum weiter verfolgen, wovon auszugehen war, so war es sehr schade, dass Lepidus aufgrund seines Standes keinen Militärdienst ableisten musste. Er hätte bestimmt einen hervorragenden Tribunus Laticlavius abgegeben. Doch auch so würde der junge Mann den bisher gewonnen Eindrücken nach eine beachtenswerte Laufbahn vor sich haben. Doch vorerst ging es um die Belange der Quatuorviri viis in urbe purgandis und daher nahm der Consul den Gesprächsfaden wieder auf.


    "Das habe ich in der Tat. Doch davor würde ich mich noch ein wenig mehr für den Stand der Ermittlungen interessieren, die du angesprochen hast. Wurden bereits erste Verhaftungen durchgeführt oder sprechen wir lediglich von vorerst Verdächtigen? Und von welchen geplanten Abschreckungsmaßnahmen in Bezug auf die Fensterwürfe hast du gesprochen?"

  • Das waren natürlich sehr umfangreiche Themenspektren, für die der Tiberier erst einmal ausholen musste. "Wenn es einen ganz konkreten Verdachtsfall gegenüber einer Person gibt, dann ist es in den meisten Fällen recht unproblematisch. Durch Zeugenbefragung und der Rekonstruktion des Tatherganges mit den entsprechenden Indizien, lässt sich ein Verschmutzter recht schnell überführen. Das ist fast eine alltägliche Sache." Damit wollte er vor allem verdeutlichen, dass es durchaus kein Sonderfall war, wenn es mal Verdächtige Personen gab. Damit hatten sich die IIIIviri im Grunde stetig zu beschäftigen. "Es kommen immer mal wieder Personen zu uns, die sich darüber beschweren, dass ihr Nachbar nicht Ordnung hält oder irgendjemanden sah, der irgendwo unerlaubt seinen Müll abgeladen hat. Häufig ahnden wir natürlich auch selbst Verschmutzungsvorgänge, die wir auf unseren Rundgängen durch die Stadt registrieren - dann ist eine Ermittlung natürlich nicht notwendig. Ist eine betreffende Person überführt, verhängen wir eine Geldstrafe im Sinne von § 35 des Codex Universalis, die je nach Schwere des Vergehens variiert. Gleichsam wird ihnen zusätzlich noch die notwendige Reinigung des verschmutzten Straßenabschnittes in Rechnung gestellt, falls sie nicht umgehend selbst dafür aufkommen. Eine Verhaftung war bisher noch nicht nötig, da alle gezahlt haben. Wenn natürlich eine Zahlung ausbleibt oder sich gegen die Autorität der IIIIviri allzu sehr zur Wehr gesetzt wird, lassen wir sie natürlich in Untersuchungshaft nehmen." So viel zu den einfachen Fällen. "Allerdings gibt es auf der anderen Seite natürlich immer wieder die Fälle, wo es keinen konkreten Verdachtsfall gibt. Der Müll taucht einfach auf und niemand hat etwas gesehen. Erst vor kurzem landete ein Fall bei mir, wo es um eine größere Menge von Mist ging, der auf der Straße vor einer angesehenen Villa der Stadt aufgetaucht war. Derzeit laufen die Ermittlungen noch, aber den Vorgang scheint niemand beobachtet zu haben. In solchen Fällen, die auch nicht selten vorkommen, verlaufen die Ermittlungen natürlich oft ins nichts und der Schaden bleibt bedauerlicherweise bei den Eigentümern hängen." Allerdings hatte Tiberius zumindest in diesem Fall noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben.


    Der Fensterwurf war natürlich ebenfalls wahnsinnig spannend - auch, wenn das wohl viele, die sich nicht unbedingt tagtäglich mit der Müllproblematik beschäftigten, wohl sicher deutlich weniger interessant fanden. Der Tiberier erinnerte sich natürlich, dass er gegenüber einer gewissen Sergia vor kurzem noch geschwiegen hatte. Aber einem Consul gegenüber hatte Lepidus natürlich keinerlei Hemmungen die Pläne offenzulegen. Ja, es war sogar seine Pflicht dies zu tun - obwohl sich diese Sergia, wenn sie dies gewusst hätte, sicherlich trotzdem übergangen gefühlt hätte. Aber das war ja zum Glück nicht die Sorge von Lepidus. "Im Falle des Fensterwurf-Problems müssen wir natürlich versuchen, das Begehen einer solchen Tat so unattraktiv wie möglich zu machen. Wir haben uns deshalb innerhalb des Gremiums darauf geeinigt eine Verordnung zu erlassen, welche jeden Fensterwurf mit einer sofortigen Strafzahlung von 200 Sesterzen ahndet. Auch der Fensterwerfer selbst muss zusätzlich die Reinigungskosten bezahlen, die durch den weggeworfenen Müll entstanden sind. Letztlich wird die Verordnung auch den Hinweis erhalten, dass bei eventueller fahrlässiger Körperverletzung oder gar Tötung in Folge des Wurfs natürlich mit noch härteren strafrechtlichen Konsequenzen gerechnet werden muss. Durch diese Maßnahmen wird der Anreiz für solches Verhalten hoffentlich stark reduziert." Es handelte sich neben der Abschreckungswirkung natürlich vor allem auch um Aufklärung. Der gewöhnliche Römer musste einfach wissen, was seine Fahrlässigkeit zur Folge haben konnte.

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    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    "Je nachdem wie lange die Untersuchung dauert", stimmte der Tiberier ein, dass der Mist zwei Tage lang dort liegen könnte, wenn sich die Ermittlung nicht zufällig so schnell gestaltet, dass der Täter schon ganz plötzlich aufgefunden wurde. "Natürlich könnt ihr jederzeit sofort den Müll beseitigen lassen. Ich vermute auch, dass der flavische Haushalt so etwas nicht lange dulden kann. In dem Fall müsstet ihr ausschließlich auf eine Erstattung der Reinigungskosten durch den eventuell gefundenen Täter hoffen." Der Tiberier würde den Mist sicherlich nicht in irgendeiner Weise inspizieren. Dieses dreckige Geschäft konnte leider nicht viele Hinweise bieten. Dann schon eher mögliche Augenzeugen.


    Lepidus machte sich gleich ein paar Notizen, denn die Hinweise des Sklaven waren natürlich sehr nützlich. "Eine sehr gute Idee. Die Porta Quirinalis ist sicher ein guter Anlaufpunkt. Auch bei einigen Cloacarii werde ich mich erkundigen, wer ihnen womöglich vor kurzem alles Mist abgenommen hat. Vielleicht haben wir Glück. Ich werde mich dem Fall jedenfalls persönlich annehmen - immerhin geht es ja um die edle Villa Flavia. Sobald ich etwas herausgefunden habe, werde ich einen meiner Viatoren vorbeischicken, der über die Ergebnisse Mitteilung machen wird." Soweit der Plan. Das würde heute wohl den ganzen Tag kosten. Aber was tat man nicht alles, damit ein Straßenbeschmutzer nicht ungestraft davon kam. Nun gut, für Lepidus spielte wohl vor allem eine Rolle, dass die betreffende Villa gleich zwei Senatoren beinhaltete. "Ich nehme an, mein Viator soll sich direkt an dich wenden?", fragte er noch einmal formhalber. Der Sklave schien die Sache in der Hand zu haben und wollte sicherlich nicht seine Herren mit dieser Angelegenheit belästigen.



    Sciurus nickte zustimmend. "Die Erstattung der Reinigungskosten ist in diesem Fall nachrangig." Tatsächlich war aus flavischer Sicht wohl kaum von Kosten zu sprechen. Zwei oder drei Sklaven würden einige Zeit beschäftigt sein, doch von diesen gab es gerade im Winter, wenn der Garten wenig Aufmerksamkeit brauchte, zumeist genügend, die nicht viel zu tun hatten. Ganz im Gegenteil hatte der Vilicus bereits den ein oder anderen Querulanten im Kopf, den er mit dieser Aufgabe betrauen würde.

    "Mein Herr wird es zweifellos hoch schätzen, dass du dich persönlich um die Angelegenheit kümmern wirst." Womit auch bestätigt war, dass Sciurus diese Information weitergeben würde, denn obgleich Tiberius Lepidus sich nicht vorgestellt hatte, würde es für den Sklaven nicht schwer sein, den Namen dieses Mannes herauszufinden.
    "Der Viator kann sich dagegen in der Tat direkt an mich wenden, Herr." Gerade sein eigener Herr würde sich weder um Mist kümmern wollen, noch überhaupt mit der Angelegenheit etwas anzufangen wissen, war Flavius Gracchus doch gewohnt, dass all diese kleinen Widrigkeiten des Alltagslebens sich irgendwie von selbst - also von Sklaven Hand - erledigten und andernfalls schlichtweg damit überfordert.

    "Somit will ich dich auch nicht länger aufhalten, Herr, sofern du keine weiteren Fragen hast?" Sciurus selbst hatte noch einige Angelegenheiten im Stadtzentrum zu erledigen und wollte zudem schnellstmöglichst einen Laufburschen mit seinen Anweisungen bezüglich des Misthaufens zur Villa senden.

  • "Keine weiteren Fragen", negierte der Tiberier. "Du wirst schon bald wieder von mir hören. Bis dahin wünsche ich dir noch einen angenehmen Tag". Mit einem Lächeln verabschiedete sich Lepidus vom flavischen Sklaven. Die Aussicht lobend Erwähnung bei den Senatoren zu erhalten, welche Sciurus noch einmal eröffnete, beflügelte den jungen Magistrat natürlich umso mehr. "Hamilkar, halt dich bereit. Wir werden in einer Stunde aufbrechen und ein paar Untersuchungen einleiten", wandte er sich sogleich an seinen Scriba. Anschließend benachrichtigte er seine Kollegen im Amt. Schließlich musste ja tagsüber immer jemand zur Verfügung stehen, an den man sich im Falle von Angelegenheiten der Straßenreinigung wenden konnte. Wäre doch schade, wenn alle IIIIviri zugleich ausfliegen würden. Später folgte ihr Weg dann zum ersten Ort der Ermittlung - der Porta Quirinalis.

  • "Ich danke dir vielmals, Herr!" bekundete Sciurus mit einer kleinen Verbeugung. "Auch dir noch einen angenehmen Tag, Herr, vale!"


    Erst vor der Türe der Basilica legte er seine antichambrierende Art wieder ab und kommandierte in gewohnt kühlem Tonfall einen Straßenjungen mit ein paar Münzen dazu ab, eine rasch bekritzelte Tabula zur Villa Flavia zu bringen. Er selbst hatte wichtigeres zu tun.

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    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

    Einmal editiert, zuletzt von Sciurus ()

  • "Wirklich sehr gut Tiberius. Du und deine Kollegen habt euch sehr viel Gedanken über die Aufgaben der Quatuorviri gemacht. Ich bin bereits gespannt darauf, wie die Konsequenzen greifen werden. Doch ich bin sehr zuversichtlich. Sollten wir uns irren, dann könnte man auch andenken entsprechende Gesetze einzubringen, dass sich mit solchen Problemen beschäftigt, um nicht immer nur auf den §35 zurückgreifen zu müssen. Es wäre dann durchaus auch ein größerer Strafrahmen möglich. Doch vorerst wird die Verordnung für genug Abschreckung sorgen.


    Ich kann ohnehin nicht verstehen was einen Römer dazu veranlasst irgendwo seinen Müll abzuladen. Aber vermutlich ist es ihm egal, Hauptsache es geschieht nicht in seinem eigenen Viertel.


    Kommen wir nun zurück auf die Schmierereien. Gibt es hier bereits neue Erkenntnisse oder sind neue Schmierereien aufgetaucht? Ich habe gehört, dass auch die Prätorianergarde mit Ermittlungen beauftragt wurden. Haben sie sich bei dir gemeldet?"

  • "In der Tat", entgegnete Tiberius auf den Vorschlag des Consuls, der natürlich schon gewisse Gedanken offenbarte, die Lepidus bereits selbst schon einige Male abgewogen hatte. "Es wäre schon sehr sinnvoll eine stärkere gesetzliche Grundlage für die Arbeit zu besitzen. Ähnlich wie sich ein Aedil auf seine Lex Mercatus stützen kann, so wäre es auch für Quatuorviri hilfreich eines Tages eine entsprechende Lex im Rücken zu wissen. Ein derartiges Projekt würde ich sehr gerne vorantreiben." Aber bevor Lepidus nicht ganz persönlich im Senat dafür werben konnte, würde er wohl erst einmal nichts in dieser Richtung ausarbeiten.


    "Die Praetorianer wurden tatsächlich damit beauftragt", bestätigte Lepidus. Das hatte ihm zumindest der überaus fleißige Palast-Bürokrat namens Iunius Silanus mitgeteilt, der ziemlich schnell auf des Tiberiers Anliegen reagiert hatte. "Bei mir haben Sie sich allerdings nicht mehr gemeldet. Das brauchten sie wahrscheinlich auch nicht, weil ihnen mein Bericht übergeben wurde, den ich an die Kanzlei sandte und in der alle meine Informationen, die mir zur Verfügung standen, aufgelistet wurden." Der Tiberier griff derweil auf seinen Schreibtisch, wo er die Notizen zu den Schmierereien hervorholte, die lediglich die tabellarische Verzeichnung von Ort und Inhalt verzeichnete und diese dem Consul zeigte. Im Gegensatz zum umfangreichen Bericht an den Palast war hier nur die Tabelle mit Verzeichnung des Ortes und des Inhalts zu sehen. "In jedem Fall können wir wohl davon ausgehen, dass es sich nicht um die Artikulation eines allgemeinen Unmuts unter dem Volk handelt. Denn wie du hier siehst, scheint das immer wiederkehrende Motiv, was sich im Wort 'Veneficus' kristallisiert, wohl für eine konzentrierte Aktion einer bestimmten Person oder Personengruppe zu sprechen. Sicher würden sich die Schmierereien stärker unterscheiden, wenn denn nicht derselbe Ursprung dahinterstecken würde." Zumindest waren das die Schlussfolgerungen eines Hobby-Detektivs, der jedoch trotz anderer Schmierereien, hier ein klares Muster erkennen wollte. Die Praetorianer würden das sicherlich auch selbst schon längst geschlussfolgert haben.

  • "Vermutlich hast du mit deinen Annahmen Recht. Doch nun wo die Prätorianer die Angelegenheit übernommen haben, ist sie für uns Magistrate erledigt. Mal Abwarten ob man noch etwas davon hört oder ob tatsächlich ein Täter ausgeforscht werden kann.


    Vor kurzem hatte ich selbst einen Termin im Palast und habe dort mit dem Procurator a libellis einige Worte gewechselt. Er hat bei dieser Gelegenheit deine Aufmerksamkeit und dein Pflichtgefühl in dieser Angelegenheit sehr gelobt. Auch ich möchte dir meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Ich denke du leistest hier trotz des schwierigen Starts in dein Amt hervorragende Arbeit."


    Livianus nickte lächelnd um seine Worte zu unterstreichen.

  • "Der Procurator ist zu gütig. Ich tue doch nur, was jeder wahrhafte Römer tun würde", gab sich Lepidus nach außen hin ganz bescheiden. "Die Anerkennung, die mir zuteil wird, ehrt mich natürlich sehr." Der Consul scheute nicht es anzusprechen, war doch der Weg in sein Amt tatsächlich holpriger als gedacht. "Ich bin mir bewusst, dass man nach Ablauf des Jahres ganz besonders auf meine Arbeit zurückblicken wird, doch ich bin guter Hoffnung, dass man am Ende sagen kann: Es war absolut richtig Tiberius Lepidus zu wählen und ihm die verantwortungsvolle Aufgabe eines Quatuorvir zu übertragen. Wenn ich eine solche Reaktion auf meinen Abschlussbericht erhalten würde, wäre ich schon überaus glücklich." Schon jetzt feilte der Tiberier an seiner Res Gestae. Es würde wahrlich ein längeres Traktat, wobei er wohl überlegen musste, was er alles kürzen konnte, um die Senatoren nicht zu langweilen. "Aber auch ich möchte dir danken: Das römische Volk kann froh sein, wieder einmal einen so engagierten Consul zu haben. Insbesondere halte ich deinen offenbaren Einsatz für umfangreichere Feierlichkeiten mit einem großen Opfer zum Ehrentag der Concordia für sehr lobenswert. Als Mann des Cultus Deorum, in dessen Dienste ich nach meiner Amtszeit sicher vorerst zurückkehren werde, halte ich dies für eine sehr gelungene Maßnahme. Soll das Volk wieder die Eintracht spüren, die es in den vergangen Jahren so schwerlich vermissen musste." Lobende Worte gegenüber einem Consul konnten ja niemals schaden, dachte sich der berechnende Tiberier - auch wenn der Klang der Usurpation im Namen Decimus immer noch ein wenig mitschwang. Als ein über die Maßen religiöser Römer entsprach die angesetzte Feierlichkeit allerdings tatsächlich genau seinem Wunsche. Die Ehrung der Götter konnte niemals weit genug gehen.

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