Die Schwangerschaft machte sie noch schöner? Seit den hemmungslosen Schmeicheleien von Marcellus, die ja ohnehin nur aus einem Grund ausgesprochen worden waren, hatte niemand mehr Alpina zu verstehen gegeben, dass sie schön war. Aus dem Mund Runas hörte es Alpina jedoch besonders gerne, denn sie wusste, dass die Freundin es ehrlich meinte und nicht nur höflich war. Alpina wusste selbst, dass sie keine Schönheit war, wie Phryne, gesegnet mit allem, was Venus einer Frau schenken konnte. Aber es war trotzdem schön, ein ehrlich gemeintes Kompliment zu erhalten.
"Sag´, Runa. Sieht man mir die Schwangerschaft schon so sehr an? Phryne hat es gleich gemerkt. Was wird sein, wenn Corvinus zurückkommt? Ich werde ihm womöglich gar nicht mehr sagen müssen, dass er Vater wird. Er wird es sehen können, oder?"
Alpina wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte. Es vereinfachte die Sache, weil sie sich keine Gedanken über die richtige Formulierung machen musste, änderte aber nichts daran, dass sie ihn vor vollendete Tatsachen stellte. Aber vielleicht bemerkte er es doch nicht? Männer waren manchmal blind, was äußerliche Veränderungen bei Frauen anging. Alpinas Vater war ein gutes Beipiel gewesen. Wann immer ihre Mutter eine neue Tunika oder neue Frisur gehabt hatte, war ihr Vater rätselnd vor der Mutter gestanden und hatte nicht sagen können, was anders an ihr war.
Nun, Alpina würde es erleben, wenn Corvinus zurückkam... wenn! Je länger die Mission im freien Germanien dauerte, desto unsicherer wurde Alpina, desto mehr Sorge hatte sie, dass er nie erfahren würde, dass er Vater wurde.
Alpina war gedanklich abgeschweift. Sie musste noch auf Runas Frage antworten.
"Natürlich darst du es deinem Vater sagen. Ich stehe zu diesem Kind. Ich liebe es und werde es großziehen. Mit oder ohne Vater. Also nur zu, Runa."